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Benutzername: 
niko
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3423

Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

mein Highlight des Jahres

Ein gutes Buch ist leider nie lang genug. Egal wie viele Seiten das Buch hat, am Ende bleibt trotzdem das Gefühl, dass man die ProtagonistInnen noch eine Weile begleiten würde. Auch wenn das Buch über 800 Seiten lang ist.

"Demon Copperhead" ist aus der Ich-Perspektive von Demon erzählt. Er ist ca. 20 Jahre alt und, wenn man glauben würde, dass sein Leben erst anfängt, hat er so vieles schon erlebt, dass er ein dickes Buch füllen kann.
Wir begleiten Demon, seit er geboren ist, bis er ca. 20 Jahre alt wird. Sein Vater stirbt kurz vor Demons Geburt und Demon lebt nur mit seiner Mutter in USA in Virginia. Weil die Mutter von Drogen abhängig ist, wird Demon, auch wenn er nur ein Kind ist, auf die Mutter aufpassen, dass sie jeden Tag aufsteht und in die Arbeit geht. Alles verschlimmert sich, als die Mutter einen neuen Mann heiratet, Stoner, der glaubt, die Erziehung macht man mit den Fäusten.
Ab nun wird Demon vom Jugendamt genommen und weil das Jugendamt nicht wirklich aufpasst, was mit den Kindern passiert, wird ab jetzt Demon nur auf sich selbst gestellt.

Wichtig finde ich aber, dass Demon und seine Freunde eigentlich repräsentativ für die Menschen in den ärmeren Schichten in den USA, vor allem Virginia, sind. Barbara Kingsolver schreibt nicht nur über Demon, sondern über alle armen Kindern und alle armen Menschen, die wenig Auswahl im Leben haben. "Demon Copperhead" ist eine Gesellschaftskritik, die sich mit der Armut, Jugendamt, dem schlechten Gesundheitssystem, Gewalt und Drogen- und Medikamentensucht auseinandersetzt.

Alle sind Menschen wie wir, das sieht und fühlt man schon bei der ersten Liebe. Aber leider reicht das nicht, um die Lebensumstände leichter zu machen.
Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und fesselnd, manchmal mit Humor gesprüht. Barbara Kingsolver schreibt aus der Ich-Perspektive von Demon. Als Kind sieht Demon die Welt so wie sie ist und erzählt es treu, ohne etwas zu bewerten. Die Bewertung entsteht erst im Kopf des/der Lesers/Leserin und ist nur noch herzzerreißender, als man das Gesamtbild versteht.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und die meisten sind von Armut betroffen. Das ist auch der Grund, warum, auch wenn sie im Grunde gute Menschen sind, können sie manchmal nur begrenzt helfen.

Ich kann leider keine Stelle nennen, die mir am meisten gefallen hat. Das ganze Buch ist nicht nur berührend, sondern aufwühlend, herzzerreißend und dazu voll mit tollen Zitaten. Meine zwei Lieblingszitate: S. 713: Demon über seine Liebe zu Dori „Es ist ein Wunder, dass man das Leben mit nichts beginnt und mit nichts beendet und dazwischen trotzdem so viel verliert.“ und Demon S. 504: "Man sagt, keiner macht dich so fertig wie du selbst."

Ich finde das Buch ist eine Liebeserklärung der Autorin in ihrer Heimat Virginia, wo sie nun auch lebt. Die Autorin zeigt ein unglaublich gutes Verständnis auf die ganze Lebenssituation und man bemüht sich, etwas so gut zu verstehen, nur wenn man es so stark liebt. Und wenn man alles in Worte umsetzen kann, dann haben alle nur was davon gewonnen.

Ein ganz besonderes Buch, ich habe jede einzelnen Satz genossen und 800 Seiten waren mir zu wenig.

Bewertung vom 14.04.2024
Die sieben Monde des Maali Almeida [Ungekürzt] (MP3-Download)
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida [Ungekürzt] (MP3-Download)


ausgezeichnet

Spannender Roman mit sehr gute Einblicke in den Sri Lankas Bürgerkrieg der 80er Jahren

In dem Roman „Die sieben Monde des Maali Almeida“ erzählt der Sri Lanker Autor Shehan Karunatilaka die fiktiven ersten sieben Tage nach Maali Almeidas Tod. Maali Almeida ist tot und gefangen in der Zwischenwelt/Jenseits, wo nur Geister herumlaufen. Er kann sich aber nicht erinnern, wie er gestorben ist und fängt an zu recherchieren.
Die Geschichte erzählt von Maali Almeidas Leben, seine Freunde und seien Arbeit. Nebenbei ist aber eine Geschichte über Sri Lanka und den Bürgerkrieg in den 1980er Jahren. Maali Almeida war ein schwuler Kriegsfotograf und Zocker - nichts davon erleichtert ihm das Leben in einem Land, wo er als Fotograf so viel Todesopfern gesehen und fotografiert hat oder in einem Land wo schwul zu sein, einen Grund ermordet zu werden war.
Der Schreibstil ist flüssig, die Spannung steigt langsam, dafür verteilt über das ganze Buch und die Charaktere sind sehr gut konturiert. Über Maali Almeida erfahren wir die Dinge nur langsam, einen nach dem anderen, verteilt an den sieben Tage/Monde. Shehan Karunatilaka zeigt viel Liebe an seinem Land und dessen Bewohner auch wenn alles weit weg von Perfektion ist.
Die Geschichte Sri Lankas war mir fremd und ich musste einiges recherchieren. Aber auch nur das Erzählte in diesem Buch wäre genug gewesen, mir ein genaueres Bild über dieses Land zu machen, da hat Shehan Karunatilaka sehr gut gemacht.
Nach einige Zeit hatte ich den Eindruck gehabt, dass ich Maali Almeida gut genug kennengelernt habe und ich habe angefangen mit ihm bei deiner Recherche mitzufiebern - ich musste mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass er tot ist, er sucht leider nur die Grunde, wie das passiert ist, weil helfen kann ihm nichts mehr.
Fazit: „Die sieben Monde des Maali Almeida“ von Shehan Karunatilaka ist ein besonderes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehlen kann.
Man muss vielleicht vorgewarnt sein, dass das Buch, durch den vielen Einblicke in die Sri Lankas Politik und in den 1980er Bürgerkrieg ziemlich einspruchsvoll sein kann. Dafür lernt man sehr viel aus dem Buch. Das Hörbuch ist von
Hans Löw gesprochen. Seine Stimme habe ich sehr passend für das Buch und die Spannung aus dem Buch empfunden.

Bewertung vom 31.03.2024
Am Ende ist es ein Anfang (MP3-Download)
Alderton, Dolly

Am Ende ist es ein Anfang (MP3-Download)


ausgezeichnet

Am Ende ist es ein Anfang

In "Am Ende ist es ein Anfang" lässt uns die Autorin Dolly Alderton den Trennungsprozess zwischen Andy und Jen miterleben.
Das Buch ist im großen Teil aus Andys Sicht erzählt und am Schluss erfahren wir auch nochmal die Geschichte verkürzt aus Jens Perspektive. Andy wurde von Jen verlassen und er kann nicht verstehen warum. Er trauert, hofft auf eine Versöhnung, manchmal ist er wütend, wird aber von Freunden ständig unterstützt. Das Leben geht für ihn irgendwie weiter, versucht erfolglos in eine neue Beziehung zu kommen. Alles wird leichter, erst wenn der Trennungsprozess abgeschlossen ist, Andy versteht viel mehr und das Leben geht einfach weiter.
Der Schreibstil ist locker und die Autorin schreibt sogar mit Humor, auch wenn die Stimmung manchmal bedrückend ist. Die Autorin, Dolly Alderton, ist eine bekannte Ratgeberin in verschiedenen Lebenslagen - das erklärt, warum der Trennungsprozess so gut verfolgt wird. Mir hat besonders gut gefallen, dass die Geschichte von der männlichen Sicht erzählt wird und zeigt, dass auch Männer keine Superhelden, sondern nur Menschen mit ganz normalen Gefühlen sind. Jens Seite der Geschichte am Ende des Buches kommt wie eine sehr schöne und hilfreiche Ergänzung - was für Andy manchmal ein Rätsel war, wird nun sinnvoll erklärt. Die Autorin liebt ihren ProtagonistInnen und lässt niemanden in einem schlechten Licht, nicht einmal Jen, die man als die Böse wahrnehmen könnte.
Ich habe das Hörbuch sehr gerne gehört, beide Stimmen, von Felix Holm und Pia-Rhona Saxe, habe ich sehr passend und angenehm empfunden. Die meiste Zeit erzählt Felix Holm Andys Geschichte und die Stimme unterstützt sehr gut die Stimmung des Buches.
Ich liebe Bücher, die übersetzt sind und das original Cover behalten, deshalb habe ich mich gefreut, dass mindestens das Hörbuch das original Cover behalten hat.

Ich fand "Am Ende ist es ein Anfang" ein sehr gutes Buch, wo man nah an den ProtagonistInnen kommt und eine breite Palette an Gefühle, wie Schmerz, Trauer, Hoffnung, Freundschaft, Verständnis, mitbekommt und miterlebt. All das verknüpft mit einer richtigen Dosis Humor macht das Buch was Besonderes. Ich habe das Hörbuch sehr gerne gehört und kann es gerne weiterempfehlen!

Bewertung vom 20.03.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Spannendes Buch, das viele Fragen stellt

Mich hat bei dem Buch " Wir werden jung sein" von Maxim Leo zuerst das Cover neugierig gemacht. Die Farben sind stark, machen aufmerksam und die Sanduhr erinnert an die Zeitvergehen.
Maxim Leo stellt sich vor, dass ein Medikament gerade gefunden wurde und lässt seine ProtagonistInnen an einer Medikamentenstudie teilnehmen. Die ProtagonistInnen sind unter sich sehr unterschiedlich, sowohl vom Alter, als auch von der persönlichen Situation.

Das Buch folgt sehr stark zwei Stränge. Auf eine Ebene wird verfolgt, welche Nebenwirkungen das Medikament hat, mit welchen Probleme die ProtagonistInnen gerade im Leben sich konfrontieren und wie die Teilnahme an die Medikamentenstudie ihren Leben beeinflussen. Auf eine andere Ebene stellt das Buch viele Fragen aus wissenschaftlichen, philosophischen, moralischen und politischen Sichtweise, wie viel hilft so ein Medikament die Menschen, wer dürfte in der Zukunft den Medikament bekommen, wird das ein Privileg von Reichen, ist ewige Jugend tatsächlich zu erwünschen, was passiert wenn niemand mehr stirbt... Beide Stränge finde ich besonders spannend.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und die Kapitel kurz gehalten. Die Kapitel werden nach ProtagonistInnen benannt, so weiß man schnell, wo man sich gerade befindet.
Die Spannungsbogen ist gut aufgebaut, so dass ich das ganze gespannt und neugierig geblieben bin.

Insgesamt fand ich das Buch spannend und brachte viele Fragen, die einen, auch nachdem das Buch fertig gelesen ist, beschäftigen wird.

Bewertung vom 11.03.2024
Wie unsere Psyche tickt
Winter, Andreas

Wie unsere Psyche tickt


ausgezeichnet

sehr guter, informativer und gut strukturierter Ratgeber

Bevor „Wie unsere Psyche tickt", kannte ich den Autor und Coach Andreas Winter nicht. Ich bin aber sehr froh und dankbar, dass ich auf das Buch „Wie unsere Psyche tickt" gestoßen bin.

Das Buch ist in einem sehr ernstzunehmenden Format erschienen. Ist definitiv kein Buch, das schnell in die Taschen eingequetscht werden kann oder soll, sondern hat ein schönes Format, so dass man das Buch ernst nimmt, an einem ruhigen Platz liest, und sich auf das Gelesene konzentrieren kann.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich, auch wenn man sich vorher nicht oder sehr wenig mit Psychologie beschäftigt hat. Der Autor bringt sehr viele Fallbeispiele, die beim Verstehen der Theorie sehr hilfreich sind. Der Autor adressiert sich immer direkt an die/den LeserIn, so habe ich mich die ganze Zeit angesprochen gefühlt. Noch dazu möchte ich sagen, dass das Buch sehr klar strukturiert ist, es wird eine Theorie präsentiert, viele Fallbeispiele vorgestellt, anhand dessen alles viel verständlicher wird und am Schluss wird die Lösung vorgestellt, inkl. weitere Fallbeispiele.

„Wie unsere Psyche tickt" ist das Standardwerk von Andreas Winter und ist ein umfangreiches Buch über psychosomatische Symptome und zeigt, wie Blockaden entstehen und wieder aufgelöst werden können.Der Hauptschlüssel ist zu verstehen, wie die Psyche tickt. Der Autor meint, die meisten Probleme haben Wurzeln in unserem Unterbewusstsein. Wir sollten immer suchen, woher alles entstanden ist, und wenn wir verstanden haben, woher die Blockaden kommen, ist es einfacher, dem gesamten Bild ein neues Gesicht zu geben (Reframing).
Was das Buch auf mich gewirkt hat, war mir zu überlegen auch was ich für meine Mitmenschen bedeute. Manchmal können nicht nur anderen Menschen uns schaden, sondern wir selbst können anderen Menschen schaden. Das ist sehr schwierig zu erkennen, weil wir meistens gut meinen.

Am Ende des Buches hat der Autor noch eine ganze Reihe hilfreiche Sachen bereitgestellt, wie zB eine vereinfachte Beschreibung der Eigenschaften der Tierkreiszeichen; kurze und klare Antworten auf häufige Fragen wie zB was ist Angst, wie geschieht Therapie, usw; eine Liste mit Bücher, die der Autor gut gefunden hat und weiterempfiehlt sowie Übungen für den Coach.

Fazit:
„Wie unsere Psyche tickt" ist ein gelungener Ratgeber, der sehr informativ, gut strukturiert und leicht verständlich ist und auch für nicht ausgebildete Coaches sehr hilfreich sein kann.
Ein lesenswertes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle, nicht nur um anderen Menschen zu verstehen und zu helfen, sondern auch sich selbst zu verstehen.

Bewertung vom 11.03.2024
Mein Name ist Lilith
Marmery, Nikki

Mein Name ist Lilith


ausgezeichnet

Sehr inspirierend!

Wenn man Frau ist und der Klappentext eines Buches so anfängt: "Im Paradies, am Anfang der Zeit, beginnt die große Lüge: Frauen sind Männern untergeordnet.", muss man das Buch lesen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass das Cover ein Hingucker ist und man das Buch auf keinen Fall übersehen kann.

So bin ich zu "Mein Name ist Lilith - Was uns verschwiegen wurde: die rebellische Erzählung des christlichen Mythos" von Nikki Marmery gekommen.
Die Autorin hat gut recherchiert und hat die Geschichte von Lilith, Adam und Eva neu erzählt. Sie schreibt voller Begeisterung, so dass man schnell in die Geschichte mitgenommen wird. Die rebellische Lilith ist eine starke Frau, will sich den patriarchalen Strukturen nicht unterordnen und strebt nach Selbstbestimmung. Diese Neuinterpretation des christlichen Mythos ist einfach faszinierend.
Das Buch wird wahrscheinlich ein bisschen (oder vielleicht sogar mehr) polarisieren, aber es gibt einen anderen Blick auf die biblische Geschichte und deren Ereignisse, was ich einfach toll finde.

Fazit:
"Mein Name ist Lilith" ein sehr inspirierendes Buch, das einen anderen Blick auf die christlichen Mythen ermöglicht. Das Buch bringt die Botschaft, dass die Männer und Frauen gleichgestellt sein sollten, niemand ist untergeordnet.
Ein großartiges Werk, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen würde.

Bewertung vom 11.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


ausgezeichnet

ein Buch über ein wahres Vorbild

"Das verborgene Genie" ist der fünfte Band in Marie Benedict's Serie "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte". Marie Benedict schreibt über starke Frauen, die noch wenig bekannt sind, obwohl ihren Arbeit für die Weltgeschichte sehr viel bedeutet hat.

Ich war von Marie Benedicts "Frau Einstein" beeindruckt und Naturwissenschaft begeistert mich immer. Deshalb war ich in "Das verborgene Genie" auch sehr interessiert.

Ich finde das Cover modern und sehr passend zur Thematik gestaltet. Den Schreibstil von Marie Benedict kannte ich schon. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und uns so bildhaft erzählt, als wir an dem Geschehen teilnehmen würden. Rosalind Franklin, geboren in einer jüdischen Familie, wollte nicht in den Fußstapfen ihrer Eltern treten, sondern sich selbst beweisen. Sie war eine brillante Forscherin ihrer Zeit, sie hat die Doppelhelixstruktur der DNA entschlüsselt, nur leider wurden dafür drei Männer geehrt. Ich möchte nicht zu viel über Rosalind Franklin verraten, wer aber daran interessiert ist, findet in dem Buch "Das verborgene Genie" mehr als erwartet.

Fazit:
Man bekommt einen sehr guten Einblick in das Leben und die Arbeit von Rosalind Franklin, alles ist sehr detailreich und bildhaft beschrieben und das Setting ist sehr realistisch. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und würde es gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 12.02.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

"Man ist, einmal gegangen, immer ein Gehender"
Ein ganz besonderes Buch, erzählt in einer ganz zärtliche Sprache

„Lichtungen“ von Iris Wolff ist ein wunderbarer Roman, zart, poetisch und herausfordernd zugleich.

Durch einzelne Episoden lernen wir die Protagonisten Lev und Kato kennen. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart, Kato trifft im Westen wieder Lev, nachdem sie mehrere Jahre getrennt waren. Ihnen verbindet eine sehr lange Freundschaft.

Die Geschichte wird rückwärts erzählt und auch die Kapitel sind umgekehrt nummeriert. Wir lernen Lev und Kato besser kennen, verstehen langsam ihre Beziehung und erleben die Atmosphäre Siebenbürgens/Rumäniens in den 80er und 90er Jahren.

Lev stammt aus einer ethnisch gemischten Familie mit deutschen und rumänischen Wurzeln. Doch er fühlt sich seinem Wohnort verbunden und möchte das Land nicht verlassen, auch wenn es andere überrascht. Kato, die schon immer eine Außenseiterin war, braucht mehr Freiheit und verlässt Rumänien so schnell wie möglich. Lev und Kato bleiben weiterhin über Postkarten in Kontakt. Bis Kato eines Tages Lev in einer Postkarte fragt, wann er kommt.

Iris Wolff erzählt die Geschichte poetisch, bildgewaltig und sehr einfühlsam. Um die besondere Atmosphäre zu schaffen, verwendet die Autorin viele Metaphern. Sehr viele Szenen werden treu genau beschrieben, manche werden nur angedeutet. Die Metaphern unterstützen das Geschehen im Buch sehr gut und geben das Gefühl, dass man alles miterleben darf.

Das Buch lässt sich in drei Hauptabschnitte unterteilen. Im ersten Abschnitt treffen wir Lev und Kato und es wird mehr über die Gegenwart erzählt. Im zweiten Abschnitt konzentriert sich die Autorin stärker auf das Leben unter dem Ceaușescu-Regime. Das Leben war nicht einfach, je älter man war, desto mehr Erfahrung hatte man. Es werden viele Dinge erwähnt, die einen großen Einfluss auf Rumänien hatten, Tschernobyl, Militärdienst, Forstarbeiten, die Kontrolle von Menschen in grauen Anzügen, die Notwendigkeit, sich von bestimmten Menschen fernzuhalten, um nicht selber unter Kontrolle zu geraten, usw. Der dritte und letzte Abschnitt beantwortet viele Fragen und klärt viele Hintergründe auf. Am Ende wird noch viel mehr über Lev erzählt.

Wenn ich zuerst dachte, es wäre ein Buch über Lev und Kato und ihre Freundschaft, wurde mir klar, dass es sich tatsächlich um ein Buch über Lev, Zugehörigkeit und die vielen Verluste handelt, die ein Mensch in einem Leben erleiden kann, und ein Buch über das, was uns Menschen am Leben halten kann.

Es gibt auch viele interessante Nebencharaktere im Buch.

Meiner Meinung nach ist Bunica eine typische Figur aus Ceausescus Rumänien. Man ist ruhig und lernt ständig, in einer Welt zu leben, in der man selten die Wahrheit erfährt. Die Wahrheit und der Stand der Dinge werden immer erst am eigenen Leib erfahren. Bunica hat viel erlebt und weiß viel mehr als man denkt. Das Leben unter Ceaușescus Regime war nicht einfach. Bunica weiß jetzt, mit welchen Menschen man den Kontakt meiden sollte, und sie weiß auch, dass man ständig überwacht wird – all das zu wissen, war eigentlich während des Ceaușescu-Regimes eine Voraussetzung. Bunica kennt die richtige Antworten und bringt Lev das auch bei.

Ferry ist eine weitere Nebenfigur, der mehr Tiefe verliehen wird. Er fühlt sich wegen Levs Unfall schuldig und ist deshalb nicht mehr so ​​präsent in Levs Leben. Ferry möchte Rumänien verlassen, weil er das Gefühl hat, woanders hinzugehören. Leider erfährt er, wie schwierig es ist, Rumänien auf einem legalen Weg zu verlassen.

Der Schreibstil ist poetisch und bildhaft, man sieht unvergessliche Bilder, die in einfachen Worten beschrieben wurden. Und doch ist das Buch insgesamt herausfordernd. Die Geschichte wird rückwärts und in einzelnen Episoden erzählt, die wie kleine Lichtungen wirken und uns immer mehr Einblick in das Leben im Rumänien der 80er und 90er Jahre geben, wo wir eine Handvoll Charaktere kennenlernen.

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Durch die vielen Metaphern und das rückwärts Erzählen ist das Buch etwa anspruchsvoll aber vielleicht das ist was dem Buch viel mehr Wert gibt. Mit einer poetische und sehr zärtliche Sprache erzählt die Autorin über Gefühle wie Zugehörigkeit, Familie, Freundschaft, Verluste und das Leben selbst. Ein Buch, das sich ganz bestimmt lohnt, gelesen zu werden.

Bewertung vom 28.12.2023
Biblioteca Obscura: Frankenstein
Shelley, Mary

Biblioteca Obscura: Frankenstein


ausgezeichnet

sehr gelungene Schmuckausgabe

"Frankenstein" von Mary Shelley ist ein klassiker und erzählt über die Grenzen der Wissenschaft und den Wunsch geliebt zu werden. Victor Frankenstein schafft künstliches Leben zu erschaffen und weckt das Monster zum Leben, das Monster das eigentlich nur Anerkennung und Liebe sucht. Man kann sich nicht fragen wer hier das Monster ist?
Ich finde diese neue Auflage ist sehr gut gelungen.
Das Buch erhält durch den ganzen Text düster-schönen Illustrationen von Marcin Minor. Man wird schon bei dem Cover neugierig, was alles tolles im Buch zu finden ist. Die Illustrationen widerspiegeln sehr gut das Gefühl des Buches, dunkel und grusselig.
Mich hat das eBook überzeugt und werde ich mir das Print Buch wahrscheinlich kaufen. Als eBooks würde ich bedenken haben es zu kaufen, weil es wegen den Illustrationen schwierig ist in elektronischen Format zu lesen. Diese schöne Schmuckausgabe ist auch als Geschenk eine gute Idee, sowohl der Inhalt als auch die Gestaltung sind perfekt.

Bewertung vom 28.12.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


sehr gut

Das Vogelmädchen von London

Ich fand das Setting toll, London 1601. Am Anfang war das Buch sehr spannend und hat mich gleich mitgenommen. Shay, das Vogelmädchen, ist Botenmädchen, Falknerin und Wahrsagerin, Nonesuch ist der Star des Blackfriars-Theaters. Shay hat gefangene Vögel befreit und muste fliehen, so lernt sie Nonesuch kennen. Zusammen gründen sie das Ghost Theatre. Das Buch bleibt weiterhin spannend, es passiert sehr viel in dem Buch.
Für mich war das Buch überfüllt mit Handlung, irgendwann war mir sehr oberflächlich und ich hatte den Eindruck, dass ich mich nicht mehr auskenne. Es gibt historische Elemente, ist aber kein historischer Roman, die Liebe zwischen Shay und Nonesuch spürt man, das Buch ist aber trotzdem kein Liebesroman. Und es gibt auch magische Elemente, ist aber kein Fantasy Roman.
Das Buch ist trotzdem sehr gut, auch wenn ich nicht so deutlich sagen kann, was das Buch ist. Man spürt einfach zwischen den Zeilen und fühlt mit den Charakteren mit. Das Cover ist sehr schön und ergänzt das Buch.
Für mich ein 4* Buch und gerne weiterzuempfehlen allen, die auf der Suche nach besonderen Bücher sind.