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Webervogel

Bewertungen

Insgesamt 110 Bewertungen
Bewertung vom 03.11.2025
Fagan, Kate

Die drei Leben der Cate Kay


sehr gut

Raffiniert komponiert

Auffällig und ungewöhnlich: Das pinke Buchcover mit fettem gelben Titel und dem Bild von einem gesplitterten Rückspiegel, in dem ein Auge dreifach zu sehen ist, hat mich gleich neugierig gemacht. Und ungewöhnlich beginnt auch die Geschichte der Erzählerin Cate Kay, die sich und ihr vorliegendes Memoir im Vorwort vorstellt und die drei Namen enthüllt, unter denen sie bisher gelebt hat: Annie Callahan, Cass Ford und Cate Kay. Sie fordert die Leserinnen und Leser auf, anhand des Buches zu entscheiden, ob sie ein guter Mensch ist. Ein starker Einstieg!
Cate Kays Geschichte wird dann in Rückblicken, inklusive Zeitsprüngen, erzählt – mal von ihr, mal von Weggefährten. Die einzelnen Kapitel sind überschrieben mit dem Namen der berichtenden Person sowie Ort und Zeit der Geschehnisse. Dadurch bleibt es einigermaßen übersichtlich, ist aber trotzdem nicht ganz flüssig zu lesen, da viele Figuren eingeführt werden. Mir fehlte erst einmal der Überblick, wer wirklich wichtig für die Geschichte ist. Die ersten knapp 90 Seiten lesen sich dadurch etwas zäh – aber dann platzt der Knoten durch eine krasse Wendung und ich habe das Buch in jeder freien Minute weitergelesen.
„Die drei Leben der Cate Kay“ ist eine immer wieder anrührende Geschichte über große Gefühle, lebensverändernde Entscheidungen, Angst und Mut. Sobald das Grundgerüst steht und die Handlung an Fahrt aufnimmt, entwickelt sie sich fesselnd und intensiv. Das Ende hätte ich mir ausführlicher gewünscht, obwohl eigentlich wenig Fragen offenbleiben. Und die Geschichte in der Geschichte – Cate Kays (fiktive) Bestseller-Trilogie „The very last“, aus der ab und an Auszüge eingeschoben werden – ist ein genialer Kontrast, der immer wieder inhaltliche Brücken zum Leben der Erzählerin schlägt. Ein geschickt komponiertes, packendes Buch, das mich an eine komplexe Patience erinnert, bei der am Ende jede Karte an ihrem Platz liegt.

Bewertung vom 29.10.2025
Langen, Annette

Die Streitsaurier


ausgezeichnet

Flitziblitzi Urviech-Geschichte

An diesem Buch gefällt meinen Kindergartenkindern und mir fast alles sehr gut: die bunten Illustrationen, das gelegentliche Urviechisch (eine lustige Fantasiesprache, die ab und zu verwendet und dann gleich übersetzt wird) und tolle Wortschöpfungen wie „flitziblitzi“. „Die Streitsaurier“ handelt, wie der Titel schon vermuten lässt, von zwei streitenden Sauriern: einem lila Miracelrex und einem orangen Superosaurus. Beim Vorlesen verknotet sich die Zunge schon mal, vor allem, weil das Miracelrex auch noch einen neutralen Artikel hat, was bei einem Dinosaurier unerwartet kommt. Als erstes entdeckt das Miracelrex eine einsame Insel, dann kommt der Superosaurus an, und als sie einander entdeckt haben, beginnen sie auch schon um die Insel zu streiten, was bald in einen Wettkampf ausartet. Doch als die Insel ein Eigenleben entwickelt, kommen die beiden schnell auf andere Gedanken …

Das „Verlassen“ der Insel und die Beilegung des Streits am Ende des Buches passieren Knall auf Fall – finde ich, meine Kinder stört es nicht. Sie sind fasziniert von den vielen Details, wie aus dem Wasser guckenden Augen und lustigen Wörtern („Fliegohaps“). Auf der letzten Seite gibt es noch praktische Redewendungen in Urviechisch und einen QR-Code zu urzeitlichen Wettspielen sowie einem Namensgenerator, das habe ich mit meinen noch nicht 4-Jährigen aber bisher nicht ausprobiert. Insgesamt haben wir viel Spaß mit dem Buch.

Bewertung vom 19.10.2025
Easton, Grace

Das Haus mit der kleinen roten Tür


ausgezeichnet

Zauberhafte Wintergeschichte

Dieses großformatige Bilderbuch kommt schon auf den ersten Blick sehr wertig daher: ein geprägter, rotglänzender Titel, Klappen aus hauchdünner Pappe (die schon etwas Fingerspitzengefühl bei den kleinen Leserinnen und Lesern voraussetzen) in ganz unterschiedlichen Formaten und viel Platz für die wunderschönen, detaillierten Illustrationen.

„Das Haus mit der kleinen roten Tür“ handelt von einem Mädchen namens Olivia und „einer Maus namens Maus“, die an einem verschneiten Wintermorgen ins Gespräch kommen und zusammen spielen, bis plötzlich der Baum, in dem das Mäuschen lebt, unter der Schneelast zusammenbricht. Olivia will der plötzlich obdachlosen Maus helfen, doch es ist gar nicht so leicht, eine passende neue Bleibe für sie zu finden. Bis die beiden schließlich auf die beste aller Lösungen kommen …
Weihnachten kommt in der Geschichte gar nicht vor, doch sie mutet trotzdem wie eine Weihnachtsgeschichte an. Es geht um die Suche nach einer Unterkunft, Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und Freundschaft, und am Ende wird Klein und Groß ganz warm ums Herz. Auch Bilderbücher können ein Licht in die dunkle Jahreszeit tragen – dieses Exemplar macht das auf jeden Fall.

Bewertung vom 10.10.2025
Astner, Lucy

Löwe sucht einen Freund - oder: Ich hab dich zum Fressen gern


sehr gut

Super niedlich illustriert, inhaltlich leicht schief

Dieses quietschbunt-vergnügte Bilderbuch handelt von einem fröhlichen, vegetarisch lebenden Löwen, der gerade umgezogen ist. Nun sucht er neue Freunde und schmeißt sich ins Zeug, um möglichst schnell mit seinen Nachbarn in Kontakt zu kommen. Dummerweise unterschätzt er dabei seine Außenwirkung und verschreckt erst ein Zebra, dann einen Hund und zuletzt noch ein Eichhörnchen. Wie gut, dass ihm der Bär von nebenan schließlich auf die Sprünge hilft. Doch geben die anderen Tiere dem Löwen noch eine Chance?

Die farbenfrohen Illustrationen finden meine Kinder und ich super. Die Mimik der Tiere ist sehr ausdrucksstark, der rosa bemähnte Löwe einfach ein lustiger Zeitgenosse. Die Geschichte dagegen ist für kleine Kinder nicht ganz unkompliziert: Dass alle Tiere Angst vor dem Löwen haben, hat meine erst einmal erstaunt – zum einen ist dieser hier besonders lieb, zum anderen gibt es viele Bilderbücher, wo Löwen mit anderen Tieren harmonisch zusammenleben und das gar nicht in Frage gestellt wird. Dann ist schließlich die Mutter Schuld, dass der Löwe die anderen Tiere in die Flucht geschlagen hat – allerdings hat sie nur empfohlen, immer schön nett und hilfsbereit zu sein und sich von seiner besten Seite zu zeigen, was der Löwe dann etwas zu eifrig umgesetzt hat. Dass eine Moral der Geschichte ist, dass Mamas nicht immer recht haben, hat mich erstaunt. Generell stimmt es natürlich, ist aber hier inhaltlich nicht ableitbar. Dass der Löwe den verschreckten Tieren Geschenke macht, damit sie ihm noch eine Chance geben, finde ich auch nicht komplett glücklich. Eine süße Geschichte mit einem Happy End, das meine Kinder sehr erfreut hat, ist „Löwe sucht einen Freund“ aber trotzdem.

Bewertung vom 28.09.2025
Nöstlinger, Christine

Anna und die Wut


ausgezeichnet

Wunderbar anschaulich illustriert

Ich habe als Kind viel von Christine Nöstlinger gelesen, aber „Anna und die Wut“ ist mir erst jetzt in die Hände gefallen. In dieser neuen Ausgabe wird der Text um Bilder der Illustratorin Anke Kuhl ergänzt, und das auf so stimmige Weise, als hätte beides von Anfang an zusammengehört. Die Farbgebung verstehen schon kleine Leserinnen und Leser: Wenn Anna rot sieht, wird sie rot eingefärbt – ist sie so cool wie ihre Umgebung, dominiert blau/türkis. Und ganz am Ende, als Anna das richtige Ventil für ihre Wut gefunden hat, wird die Welt bunt. Schön auch Anfang und Ende – auf dem Vorsatzpapier sieht man die wütend weinende Baby-Anna, auf dem Nachsatz eine Schlagzeug spielende junge Frau, offensichtlich mit der Welt im Reinen.

Der Text hat mich selbst kurz in meine Kindheit zurück katapultiert, denn er ist unverkennbar Christine Nöstlinger – der Tonfall, die Direktheit, der österreichische Einschlag. Ich war gespannt, ob es für meine Kindergartenkinder zu viel ist, wenn Anna sich in den Daumen beißt, bis er blutet, oder wenn sie von den vier großen Jungs im Park vorgeführt wird. Aber nein: Sie sind von Anfang bis Ende fasziniert. Wie Annas Wut auf andere wirkt, wie sie selbst darunter leidet und gar nicht weiß, wie sie gegen dieses große Gefühl ankommen soll – das ist hier schon für Kleine sehr gut nachvollziehbar dargestellt. Und so freuen sie sich auch am Ende für Anna, wenn die – durch die Hilfe ihres Opas – endlich ein wirksames Mittel gegen ihre Wutanfälle findet: Sie trommelt sie weg! Ein tolles Kinderbuch mit wunderbar illustrierten Emotionen.

Bewertung vom 22.09.2025
Benken, Marie von den

Das Leben ist kein Kinderwunschkonzert


ausgezeichnet

Das Buch, von dem ich mir wünschte, ich hätte es früher gelesen

Unerfüllter Kinderwunsch – ein Thema, mit dem man normalerweise nur als Betroffene*r in Berührung kommt. Oder, wenn gute Freunde oder nahestehende Verwandte betroffen sind. Vermutlich gibt es inzwischen auch eine ganze Reihe von Influencerinnen, die dazu berichten. Und würde man es googeln, fände man garantiert zig Foren, Selbsthilfeseiten etc.

Zunächst aber einmal ist es ein sehr persönliches Thema, das an der eigenen Basis rührt. Das man vielleicht nicht vor Fremden im Internet ausbreiten will und zu dem man auch keine widersprüchlichen, verunsichernden Informationsschnipsel im Netz zusammensuchen möchte. So ging es mir. Aber dieses Buch – das hätte ich wirklich gerne gelesen. Marie von den Benken wagt einen persönlichen Rundumschlag. Persönlich, weil sie ihre eigene Geschichte erzählt. Und Rundumschlag, weil sie auch noch alle möglichen Facetten mitaufnimmt, mit denen sie sich während ihrer eigenen Kinderwunschreise nicht oder nicht komplett detailliert beschäftigt hat – von Endometriose über Pflege und Adoption bis hin zu Egg Freezing.
Die Autorin berichtet authentisch, mit Witz und Selbstironie. Vielen Kapiteln sind Tagebucheinträge vorangestellt, die ich noch nicht mal gebraucht hätte – Gefühlswelt und Gedanken von Marie schimmern auch so überall durch. Sie erzählt von ihren Emotionen, Erfahrungen und Gesprächen und holt ihre Leser*innen da ab, wo sie gerade stehen – entweder am irritierenden Anfang dieser ungeplanten Reise oder schon in der Klinik. Für diverse Themeneinschübe hat sie sich Expert*innen an Bord geholt, die sie kurz und knackig zu Wort kommen lässt. So bekommt man zu vielen Themen einen ersten Überblick. Und mindestens zum Thema Kinderwunschbehandlung ist dieser weitaus fundierter, als ich von so einem Erfahrungsbericht erwartet hätte – ich habe hier Dinge erklärt bekommen, die während meiner Behandlung überhaupt nicht erwähnt wurden.

„Das Leben ist kein Kinderwunschkonzert“ ist ein leicht zugänglicher Titel – er klingt humorvoll, ist locker-flockig zu lesen und überfordert nicht. Das Buch ist so übersichtlich gegliedert, dass man auch problemlos Teile überspringen kann, falls man sich manchen Themen vielleicht doch nicht stellen will. Ich kann diesen einfühlsamen und informativen Bericht allen empfehlen, die sich mit dem Thema beschäftigen oder es einfach etwas besser verstehen wollen.

Bewertung vom 17.09.2025

QUID+ Aber warum?


sehr gut

Hilfreicher Eltern-Ratgeber mit kleinen Abstrichen

Dieses Buch ist für Eltern und für Kinder, gehaltvoll und niedlich illustriert. Das große, quadratische Format fällt sofort ins Auge. Das Vorwort bietet Eltern eine erste Orientierung zur Nutzung des Buches und zu seinem Oberthema: Wie können elementare Warum-Fragen von Kindergartenkindern altersgerecht beantwortet werden? Dann kommen 27 Vorlesegeschichten zu konkreten Fragen nach Tag und Nacht, Leben und Tod, Emotionen und Krankheiten. Am Ende folgen dann noch einige Seiten zur Meta-Ebene, die Eltern für die Wichtigkeit von Warum-Fragen sensibilisieren und generelle Hilfestellungen zur Beantwortung bieten.

Letzteren Teil fand ich erst einmal am Wichtigsten und Hilfreichsten. Die Geschichten an sich sind viel zu spezifisch, um sie als kleine Zwischendurch-Lektüre vorzulesen. Sie sind nicht wirklich mit „normalen“ Bilderbuch- oder Kinderbuchinhalten vergleichbar, dafür drehen sie sich zu hartnäckig um jeweils eine Frage, die eben beantwortet werden soll. Trotzdem hätte man sie verspielter oder spannender gestalten können. Mir als Elternteil geben sie aber trotzdem Hilfestellung bei der Beantwortung großer Fragen und zeigen beispielhaft, wie Vergleiche und Metaphern eingesetzt werden können. Einige der Geschichten sind sicherlich eine gute Ergänzung, wenn die enthaltenen oder ähnliche Fragen bei Kindern aufkommen. Dabei ist nicht jede gleich gut gelungen – der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen ist z.B. fragwürdig erläutert, das Vokabular nicht zeitgemäß bzw. sogar unangebracht (Wurm und Schmetterling!). Trotzdem kann das Buch helfen, besser auf Kinderfragen einzugehen. Und so ist es quasi ein Ratgeber mit Geschichten-Mehrwert, den ich zumindest teilweise als inspirierend empfinde.

Bewertung vom 04.09.2025
Sterer, Gideon

Unsere Baumhausstadt


ausgezeichnet

Wo Kinder und Tiere glücklich zusammenleben

„Unsere Baumhausstadt“ (charmanterweise beim Baumhaus Verlag von Bastei Lübbe erschienen) ist ein in einer heilen Fantasiewelt angesiedeltes Wimmelbuch und kommt trotz der Bilderfülle sehr unaufgeregt daher. Kind und Tier spielen und werkeln hier zusammen. Die Geschichte beginnt bereits mit dem Vorsatzpapier: Vier Freunde und ihr kleiner Hund erkunden einen Wald. Auf der Titelseite entdecken sie dann einen großen Korb, der von einem hohen Baum herunterhängt. Und auf der ersten Seite der eigentlichen Geschichte ziehen sie sich im Korb hoch. Das Abenteuer beginnt, und auch Text gibt es ab hier: Wenige Verse pro Doppelseite, die das Leben in der Baumhausstadt zusammenfassen. Viel mehr noch gibt es auf den Bildern zu entdecken: Eine verspielte Stadt in den Wipfeln, zum Teil noch im Bau – Kinder tragen Bretter, ein Orang-Utan hämmert. Waschbären und Kinder studieren Baupläne, es gibt fliegende Lianen, Riesenrutschen, eine Zirkusschule und vieles mehr. Einige Tiere sind auf jeder Seite zu entdecken; auch die vier Kinder vom Beginn kommen immer wieder vor. Die Geschichte ist friedlich und harmonisch, hier wird einander geholfen und alle sind sicher. Selbst ein heftiger Sturm stellt nur eine kurze Unterbrechung dar: „bald ist alles wieder gut“. Die Farben wirken eher gedeckt; naturgemäß ist viel grün und braun dabei. Ein schönes Buch für ruhige Momente; bei uns wird es gerne vor dem Einschlafen angeguckt und dabei immer wieder Neues entdeckt.

Bewertung vom 26.08.2025
Lühmann, Hannah

Heimat


ausgezeichnet

Tradwives

Drohend thront der Titel über See, Böschung und Wald – groß, übermächtig. Rosa. Er wirkt, als gäbe es kein Entkommen. Und antizipiert damit schon einmal das Grundgefühl, das sich bei mir während der Lektüre eingestellt hat: Unbehagen. Gleichzeitig war ich auch ziemlich fasziniert: „Heimat“ ist der erste deutsche Roman über Tradwives – ein Phänomen, mit dem ich bislang keinerlei Berührungspunkte hatte.

Protagonistin Jana geht es ähnlich. Sie ist schwanger mit ihrem Partner Noah und den zwei Kindern aufs Land gezogen, wo sich noch ein halbwegs bezahlbares Haus mit Garten kaufen ließ. Nun versucht sie, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen und merkt schnell, dass hier vieles anders funktioniert als in der Stadt. Ein Lichtblick ist die Bekanntschaft mit der charismatischen Karolin, die scheinbar mehr über den Tellerrand schaut als andere. Gleichzeitig hält sie nichts von Einrichtungen zur Kinderbetreuung und zelebriert ihre Selbstverwirklichung als Hausfrau, Ehefrau und Mutter in zahlreichen Insta-Videos. Eigentlich gruselig. Aber Karolin ist eben auch scharfzüngig, humorvoll und hilfsbereit – während Noah sich immer weniger zu Hause blicken lässt. Jana beginnt, den Halt, den sie vermisst, in ungeahnten Konstellationen zu finden …

„Heimat“ ist ein kurzer Roman, den ich mir oft ausführlicher gewünscht hätte, um Janas Gefühlswelt noch besser zu ergründen. Doch Autorin Hannah Lühmann gelingt es auch so, das Innenleben ihrer Protagonistin nachvollziehbar zu machen. Sie zeigt erschreckend plausibel, wie eine noch vor kurzer Zeit beruflich erfolgreiche Städterin anfängt, ein längst überholtes Rollenbild attraktiv zu finden. Und wie anfällig und emotional bedürftig Menschen sein können, die sich nirgends so richtig verwurzelt fühlen. Dabei sind immer wieder Risse und Brüche erkennbar. Lühmann deutet an, dass nicht alles Gold sein muss, was auf Insta glänzt; sie macht Janas Zerrissenheit deutlich. Und so bleibt am Ende doch einiges offen, zu dem man eigene Überlegungen anstellen kann – über Jana, Karolin und Noah, aber auch über den Zustand der Gesellschaft an sich. Ein lesenswerter und absolut diskussionswürdiger Roman, der viele, viele Denkanstöße bietet.

Bewertung vom 17.08.2025

Familienküche! Das Goldene von GU


ausgezeichnet

Lässt keine Wünsche offen

Die Goldenen (Kochbücher) von GU sind fast die einzigen, in die bei uns zu Hause regelmäßig reingeschaut wird. Erscheint ein neues, bin ich sofort interessiert und der Untertitel dieses Buches („Jeden-Tag-Lieblingsrezepte, die allen schmecken“) klingt extrem vielversprechend. Ehrlich gesagt dachte ich zunächst an spannende Variationen der vielgekochten Evergreens wie Pizza, Pfannkuchen und Spaghetti Bolognese, aber dieses neue Goldene enthält so viel mehr! Meine Kinder werde ich längst nicht für jedes der Gerichte begeistern können. Aber ich habe tatsächlich kein Rezept gesehen, bei dem ich „kann ich nicht“ oder „mag ich nicht“ gedacht habe, und das ist nun wirklich eine Seltenheit.

Los geht’s mit einer inspirierenden Einleitung zu Planung, Meal Prep und den Top 10 für die Vorratshaltung – letztere so elementar, dass man sie tatsächlich fast immer komplett daheim hat. Das ermutigt zum Weiterblättern. Bei den Rezepten geht es los mit Suppen, gefolgt von Nudelgerichten. Tatsächlich ist hier viel dabei, was auch wenig experimentierfreudige Kinder ansprechen könnte; beispielsweise Pizzasuppe, Fischstäbchen-Nudeln (mit Apfelsaft!) und Ofen-Feta-Pasta „Tiktok-Style“. Sehr gut gefällt mir, dass auch viele asiatische Rezepte aufgenommen wurden. Überhaupt ist "Familienküche!" immer wieder mit internationalen Rezepten gespickt und beinhaltet längst nicht nur die geliebte italienische Küche, sondern beispielsweise auch Anleitungen für Auberginen-Shakshuka, Sommerrollen und Pan Bagnat. Aber auch Klassiker wie Hühnerfrikassee, Gemüselasagne und Grießnockerlsuppe sind reichlich vertreten. Nach süßen Hauptgerichten kommen dann noch die Partyrezepte, auf die ich definitiv zurückgreifen werde. Vor den klassischen sind dort erst einmal vegane Möhren-Hotdogs gelistet. Das Halloween-Buffet wird genauso aufgegriffen wie die Weihnachtsgans und das letzte Kapitel widmet sich dann noch Pausensnacks.

In diesem Kochbuch wird wirklich an alle und alles gedacht. Die Rezepte enthalten in gewohnter GU-Manier klare und verständliche Anleitungen, die Fotos sind aussagereich und appetitanregend. Eigentlich möchte man sofort loskochen. Einfach wieder ein Goldenes, das keine Wünsche offenlässt und gleichzeitig berücksichtigt, dass es im Familienalltag oft schnell und unkompliziert zugehen muss.