Benutzer
Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 742 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2025
Frey, Franziska

Fantastische Pappwelten


ausgezeichnet

Kreativbuch schon für die ganz Kleinen – mit wenig Mitteln Tolles basteln und erleben

**Inhaltsangabe Verlag:**
Ein Abenteuer voller Fantasie!
Robin und Kuschelkatze Miau machen eine unglaubliche Entdeckung: Ein Pappkarton kann alles werden, was sie sich nur vorstellen können! Gemeinsam bauen sie lustige Abenteuerwelten und zeigen, wie mit ein bisschen Kreativität aus einem einfachen Karton etwas Witziges und Tolles entsteht.
Ein Karton, unendliche Möglichkeiten!
Egal ob Raumschiff, Zeitmaschine oder U-Boot, dieses zauberhafte Bilderbuch zeigt, was mit etwas Fantasie möglich ist. Die liebevollen Illustrationen und einfachen Bastelideen fördern spielerisch die Kreativität von Kindern ab 2 Jahren und laden dazu ein, immer neue Geschichten zu erfinden. Ideal zur Sprachförderung und zur Erweiterung des Wortschatzes.

**Meine Inhaltsangabe:**
Robin und ihre Plüschkatze langweilen sich. Da entdecken sie einen großen Karton und schon gehen Robin, Katze und ihre Fantasie auf Reisen. Mit wenigen Mitteln wird gezeigt, wie man aus einem Karton und nur ganz wenigen weiteren Mitteln einen Heißluftballon, ein Auto, ein Raumschiff, eine Zeitmaschine, ein Schiff, eine Kuschelhöhle, ein Haus, ein U-Boot und ein Flugzeug basteln und mit diesen Pappkunstwerken dann die schönsten Fantasiereisen erleben kann. Ganz wenig Text, großformatige, sehr hübsche Bilder und kurze, ganz einfache aber wirkungsvolle Bastelanleitungen.

Erster Satz: »Robin langweilt sich, genau wie Kuschelkatze Miau.«

**Mein Eindruck:**
Kleine Kinder von ca. 2 bis 5 Jahren brauchen nicht viel, um die tollsten Abenteuer zu erleben und viel Spaß zu haben. Ein Pappkarton, bisschen Hilfe von Mama oder Papa beim Basteln und schon kann der Spaß beginnen. Hier werden zwar die Pappkartonkunstwerke vorgegeben, aber die Autorin lässt sonst alles offen, gibt nur kleine Anregungen, wo die Reise hingehen könnte und setzt sonst aber auf das freie Entfalten der Kreativität und Fantasie der Kids und Eltern. Zunächst dachte ich, dass es bisschen schade ist, dass nur Bastelanleitungen für große Kartons gezeigt werden. Doch nein, das ist genau richtig so. Bastelideen mit kleineren Kartons sind für die sehr junge Zielgruppe zu detailliert und kompliziert, das passt so also alles schon perfekt. Für mich ein richtig tolles Kreativ- und Bastelbuch mit Ideen, die auch für den ganz kleinen Geldbeutel perfekt sind. Papier, Schere, Kleber und Buntstifte hat wohl jeder daheim und den Rest findet man in der Natur (z.B. Äste) oder bekommt es sehr günstig zu kaufen (Luftballons, Pappteller). Zudem sind der Fantasie für den Einsatz weiterer Utensilien (Plüschtiere, Alltagsgegenstände, Laub, Muscheln, Steine, Nüsse,…) keine Grenzen gesetzt. Förderung von Kreativität und Fantasie (Wortschatz sowieso, wie bei jedem Buch) auf einfache, aber wunderbar spaßige Art und Weise. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 29.06.2025
Wagner, Anja

In Barcelona flippen die Drachen aus! / Magic Agents Bd.4


sehr gut

Drachenalarm in Barcelona – Elia und ihr gefährlicher 4. Magenten-Fall

**Meine Inhaltsangabe:**
Elia ist noch immer hinter der gefährlichen Geheimorganisation Elite her und damit auch hinter Earl, der für die Elite hinterhältige Pläne schmiedet, um die S.A.M. (Spezialeinheit junger Agenten für Magisches) zu vernichten. Sie findet heraus, dass sein nächster Anschlag der Fabelwesenkonferenz in Barcelona gilt und so reist Elia im Auftrag der S.A.M. dort hin, um diesen zu verhindern. Mit im Team sind natürlich wieder die Uhrenhexe Glenda und Elias magischer Begleiter Muffel Selmor. Diesmal bekommt Elia aber auch Unterstützung von Magent Eddie und auch von Ebro aus dem spanischen Tarnkommando. Gemeinsam folgen sie Spuren und nutzen magische Artefakte Barcelonas, um ihrem Ziel näherzukommen. Die Gefahr ist groß, die Zeit drängt und die Drachen, die in Barcelonas Untergrund hausen, drängen an die Oberfläche.

Erster Satz: »Als ich über den verlassenen Schrottplatz huschte, wurde ich von einem immer lauter werdenden Pochen begleitet, das in meinen Ohren dröhnte.«

**Mein Eindruck:**
Ich war so gespannt auf diese Fortsetzung und habe mich irre gefreut, liebgewonnene alte Bekannte wieder zu treffen: meinen Favoriten Selmor (ich liebe diesen kleiner Stinker einfach), Uhrenhexe Glenda (so eine schlagfertige, rigorose Watchwitch) und natürlich auch die Entendrohne Flander (er schleicht sich von Buch zu Buch immer fester in mein Herz). Ich liebe die Aufmachung dieses Buchs mit den s/w-Vignetten, den Auszügen aus Lexikon, Zeitung, Knaller-Post oder der S.A.M.-App, weil diese die Kapitel auflockern und kurzweilig machen. Was aber eigentlich gar nicht nötig ist, da der Schreibstil das auch alleine sehr gut hinbekommt. Voller Humor, Spannung, Magie und Fantasie reise ich auch diesmal wieder durch eine große Stadt (nach Dublin, Prag und Stockholm nun also Barcelona) und erfreue mich an den Beschreibungen der dortigen Sehenswürdigkeiten und erinnere mich auch an den einen oder anderen Szenenort, da ich schon mehrfach in Barcelona war. Dass es diesmal keine vollen 5 Sterne geworden sind, ist von mir eher ein Bauchgefühl, als faktisch zu belegen. Mir fehlte ein klitzekleines bisschen der wunderbar trockene Witz und die vielen magischen Wesen aus den Vorgängerbänden. Auch jetzt ist es humorvoll (allein Glenda und Selmor wieder mal!) und es kommen schon auch Fabelwesen vor, aber das letzte Fünkchen zu 5 Sternen fehlte mir diesmal. Dennoch: ein supertolles Buch, sehr lesenswert, ein frischer, lebendiger Schreibstil und wunderbar bildhaft, so dass ich die Reise nach Barcelona wirklich genossen habe. Sehr gute 4/5 Sterne und JA! Ich freue mich auf ein Wiedersehen und bin SO gespannt, wohin es dann wohl gehen wird.

Bewertung vom 22.06.2025
Schleif, Thorsten

Richter leben besser / Siggi Buckmann Bd.4


ausgezeichnet

Der Richter und sein Henker?

**Inhaltsangabe Verlag:**
Amtsrichter Siggi Buckmann sitzt in der Klemme: Während er seiner Lebensgefährtin und Journalistin Robin Bukowsky über seine Kontakte zu Polizei und Staatsanwaltschaft bei ihren Recherchen in einem Mordfall hilft und der Wahrheit gefährlich nahe kommt, wird er plötzlich verhaftet. Unverhofft findet er sich hinter Gittern wieder. Der Vorwurf: Beihilfe in einem längst aufgeklärten Mord. Offenbar will ihn jemand ausschalten, das belastbare Material stammt ausgerechnet von Robin. Jetzt muss Buckmann sich selbst retten. Wie kann der lebensbeendende Strafrichter beweisen, dass ihm selbst in Haft nicht die Hände gebunden sind? Versuch macht klug … wenn auch nicht ganz so gesetzeskonform …

**Meine Inhaltsangabe:**
Richter Siggi Buckmann und seine Freundin, Journalistin Robin Bukowsky, haben sich wieder versöhnt. Dennoch weigert er sich, sie bei ihren Recherchen für einen Artikel zum Mordfall Comedian Eulendorf zu unterstützen. Denn: künftig will er sich raushalten, er hat auch so schon genug Leichen im Keller. Eine dieser Leichen fällt ihm allerdings jetzt wieder vor die Füße! Der Richter hat sich nämlich mächtige Feinde gemacht, die ihn lieber tot als lebendig sehen wollen. Und so werden Staatsanwälte und Richter bestochen, Politiker spielen ein falsches Spiel mit dem Ergebnis, dass Buckmann im Knast landet. Dass dort immer mal Unfälle passieren, weiß jeder und so ist dem Richter schnell klar: er muss wachsam bleiben und seine Asse bestmöglich ausspielen. Gut, dass er Hilfe aus einer Richtung bekommt, die er nie für möglich gehalten hätte.

Erster Satz: »Setz dich doch!«

**Mein Eindruck:**
Gewohnt lockerflockig und sehr humorvoll kommt dieser 4. Band der Reihe daher. Diesmal also ein Mord an einem bekannten Comedian und dann der Hinterhalt gegen den Richter. Und auch wenn es unwahrscheinlich klingt, hat trotzdem alles Hand und Fuß und hätte so in der Realität passieren können. Der Fall ist schlüssig aufgebaut und spannend, mit kleinen Seitenhieben auf unser Justizsystem. Mir gefällt dieser unerschütterliche Optimismus des Richters sehr gut und sein Sinn für Gerechtigkeit ebenso. Auch wenn er genau genommen wirklich für den einen oder anderen Mord verantwortlich ist, ich mag ihn trotzdem. Und nicht nur ihn, mir wächst auch ein ganz besonderer Gefängnisinsasse ans Herz. Seines Zeichens Drogenboss und damit auf jeden Fall verabscheuungswürdig. Dennoch: hier wird er mir sehr sympathisch. Die kleinen, eingestreuten Szenen mit Grisu, Buckmanns Maine-Coon-Kater, bringen mich jedes Mal zum Lachen. Man merkt, dass der Autor mit Katzen zusammenlebt. Überhaupt überwiegt hier der Humor, es ist einfach ein sehr unterhaltsamer, kurzweiliger Roman. Die Kapitel sind allesamt sehr kurz, was mich dazu verleitet, immer noch nur ein weiteres Kapitel lesen zu wollen und schwubs, ist man durch mit dem ganzen Buch. Und was nun Wildschweine und ein Maishäcksler damit zu tun haben, dass musst du schon selbst herausfinden. Von mir gibt´s für den sehr kurzweiligen Lesegenuss die vollen 5/5 Sterne.

Bewertung vom 21.06.2025
Jónasson, Ragnar

HULDA Bd.4


ausgezeichnet

Wie alles begann: Prequel zur isländischen Thrillerreihe

**Meine Inhaltsangabe:**
Heilig Abend 1960 in Reykjavík: ein Baby verschwindet aus dem Haus seiner Eltern, es gibt keinerlei Spuren, keine Hinweise, nichts. Bis ziemlich genau 20 Jahre später im Norden Islands, genauer in Blöndudalur, in einer Fischerhütte, die von mehreren Bewohnern des kleinen Tals genutzt wird, sein Teddybär auftaucht. Die junge Kommissarin Hulda übernimmt den Fall und reist mit einer Kollegin in das abgelegene Tal. Keiner scheint etwas zu wissen, doch irgendjemand muss den Teddybären ja in der Hütte verloren haben. Die Talbewohner schweigen sich aus, Hulda versucht dennoch hartnäckig, Hinweise zu erhalten. Hilfe bekommt sie von einem jungen Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Doch kann sie ihm trauen? Und ihrer jungen Kollegin? Die scheint mit Ehrgeiz an Huldas Stuhlbeinen zu sägen. Dann geschieht ein Mord und alles steht Kopf!

Erster Satz: »Heiligabend und überall glitzernder Schnee.«

**Mein Eindruck:**
Ich liebe Jónassons Hulda-Reihe, weil sein Schreibstil total eingängig, ruhig und dennoch kraftvoll ist. Das ist eine ganz besondere Mischung und er schafft es jedes Mal, dass ich mitten dabei bin, die Kälte des Island-Winters spüren und die karge, wunderschöne Landschaft sehen kann. Das Besondere an dieser Reihe ist, dass sie von hinten aufgebaut ist. Band 1 spielt in der Gegenwart und mit jedem weiteren Band gehen wir weiter in die Vergangenheit von Hulda zurück. Bis nun dieser 4. Band den Anfang zeichnet. Hulda ist Anfang 30 (in Band 1 war sie 64) und steht noch ganz am Anfang ihrer Karriere, hat Träume und Hoffnungen und wünscht sich ein perfektes Leben mit ihrer Tochter Dimma, die ihr ein und alles ist, während aus ihrer Ehe bereits jetzt die Luft raus ist. Da man als Leser der Reihe weiß, was Hulda bzw. Dimma passiert ist und hier quasi die Anfänge dazu so subtil aufgetischt bekommt, geht das echt unter die Haut und man möchte ab liebsten irgendwie eingreifen und alles wieder heile machen. Der Fall des verschwundenen Babys ist für mich absolut nicht vorhersehbar und perfekt konstruiert. Ich mag die Stimmung, die die ganze Story über anhält, die wunderbar beschriebenen Charaktere und die ruhige und dadurch sehr eindringliche Art und Weise, wie Jónasson seine Geschichte präsentiert. Große Klasse! Kopfkino und eine gleichmäßige, im Hintergrund brodelnde Spannung machen auch diesen 4. Band für mich zu einem absoluten Lesegenuss. 5/5 Sterne! Unbedingt der Reihe nach lesen!

Bewertung vom 19.06.2025
König, Johann-Günther

Weird England


gut

Gute Idee, für mich deutlich zu sachlich und dadurch wenig unterhaltsam

**Meine Inhaltsangabe:**
Antworten auf 55 unterschiedliche Fragen werden hier kurz und knapp präsentiert. Alle sind vorne als Inhaltsverzeichnis aufgeführt. Jede Frage nimmt eine ganze Seite ein, die Antwort folgt dann auf den folgenden 1 bis max. 3 Seiten.

**Mein Eindruck:**
Ich liebe England bzw. Großbritannien und habe mich daher sehr gefreut, dieses Buch lesen zu dürfen. Das Cover gefällt mir und das Buch liegt gut in der Hand. Doch leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Aufgrund des Titels und der Art der Fragestellungen bin ich von einem humorvollen Werk ausgegangen. Das ist jedoch so gut wie gar nicht der Fall. Vielmehr wird oft sehr weit ausgeholt (z.B. bis ins 12. Jahrhundert und früher) und dann werden relativ humorfrei Fakten präsentiert. Ich weiß, ein Buch dieser Art muss nicht witzig sein, aber das Thema bietet das finde ich geradezu an und es würde den Lesegenuss, zumindest meinen, deutlich erhöhen, wenn ich dabei schmunzeln, kichern oder auch mal laut lachen kann. Das fehlt mir hier völlig. Ich komme mir ein bisschen vor, als würde ich in einem Schulbuch lesen. Das mag auch seine Fans haben, ganz klar. Menschen, die gern pure Zahlen, Daten, Fakten haben und Infos einfach nur der Infos wegen, die werden damit sicherlich gut zurechtkommen. Ich fand die meisten Fragestellungen gewollt witzig formuliert, deren Beantwortung dann aber sehr dröge und vom Stil her irgendwie überhaupt nicht zueinander passend. Einige Wörter und Namen sind im Text in rot gedruckt, der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht, ist wohl eine rein optische Entscheidung gewesen. Und die vielen ebenfalls rot gedruckten englischen Begriffe hätte es für meinen Geschmack auch nicht haben müssen. Ich vergebe 2,5 Sterne, runde aber auf 3 auf, da ich halbe Sterne total doof finde. Die Richtung geht aber eindeutig zu 2,5. Schade.

Bewertung vom 18.06.2025
Walder, Vanessa

Nightmore - Das gruseligste Internat der Welt (Band 1)


ausgezeichnet

Spannendes und witziges Gruselabenteuer für Erstleser

**Inhaltsangabe Verlag:**
Willkommen in Nightmore! Hier lernst du das Fürchten!
Gerade war Fynn noch ein ganz normaler Junge mit Freunden, guten Noten und einem nervigen großen Bruder. Dann hat ihn so ein blöder Hund gebissen und beim nächsten Vollmond war ganz und gar nichts mehr normal. Jetzt muss er auf ein schreckliches Internat in den nebeligen Hochmooren: die Nightmore Academy.
Die Schule liegt neben einem Friedhof! Die Direktorin ist eine Todesfee und das Monster von Loch Ness unterrichtet Geschichte! Im Burggraben lauern Krokodile und der beliebteste Sport heißt nicht ohne Grund Blutball …
Für Fynn steht fest: Hier bleibt er nicht! Ein Glück, dass er sich mit der Dämonin Sinista anfreundet. Die ist nämlich 1622 von genau diesem Internat geflogen und verspricht, dem jungen Werwolf zu einem Rauswurf zu verhelfen. Doch mitten in ihrem wahnwitzigen Plan stellt Fynn fest, dass er eben doch kein ganz normaler Junge mehr ist. Kann es sein, dass er genau da ist, wo er hingehört? Ein haarsträubendes Abenteuer für starke Nerven. Traust du dich?

**Meine Inhaltsangabe:**
Fynn wurde gebissen und ist jetzt kein normaler Junge mehr, sondern ein Werwolf. Daher kann er nicht auf seiner bisherigen Schule bleiben, sondern muss auf die Nightmore Academy, ein Internat für die Kreaturen der Nacht, kurz Nocties. Fynn hat Heimweh und will nur noch weg. Sein Fluchtversuch missglückt und bringt ihn statt nach Hause ins Büro der Direktorin, einer Banshee (Todesfee), die ihm prompt eine Bestrafung aufdrückt: die Höhle des Beithir, einem drachenähnlichen Mythenwesen, säubern. Hilfe bekommt er von der Dämonin Sinista Satania Dämonia, die ebenfalls eine Strafe absitzen muss. Die schließt mit Fynn einen Pakt: sie hilft ihm, von der Schule zu fliegen, im Gegenzug darf sie sich was von ihm wünschen. Gesagt, getan. Doch dann erkennt Fynn, dass es gar nicht so schlecht ist, ein Werwolf zu sein und vielleicht ist Nightmore ja doch gar nicht so schlimm.

Erster Satz: »Fynn spricht man genauso aus wie Finn.«

**Mein Eindruck:**
Eine Gruselgeschichte für Erstleser? Ist das schlau? Ja! Wenn man sie so schreibt, wie Vanessa Walder, dann auf jeden Fall! Es ist gruselig, aber niemals zu düster. Dafür sorgt zum einen der herrlich frische und freche Schreibstil, die unglaublich skurrilen und so liebenswerten Figuren, die vielen witzigen Szenen und natürlich die tollen s/w-Illustrationen. Überhaupt ist das Buch so schön gestaltet! Das Cover macht sofort Lust auf das Buch. Im Buchvorsatz ist eine Karte zu sehen, mit der man sich orientieren kann und im Buchnachsatz finden sich 4 Schülerausweise und ein Aufnahmeantrag für Nightmore. Beides unglaublich witzig, also unbedingt lesen! Die Schrift ist angenehm groß, auf jeder (!) Doppelseite ist mindestens (!) eine Illustration, der Text wird zudem durch wechselnde Schriftarten aufgelockert. Die Story spielt in Schottland, daher gibt es einige englische Ausdrücke. Die werden im Text phonetisch beschrieben, so dass die Aussprache klar wird. Wie genial ist das bitte? Für ein Erstleserbuch gibt es viel Text, was jedoch nicht überfordert, weil das Konzept einfach so stimmig ist: spannende Story mit viel Witz und ganz viele begleitende und teils auch miterzählende Illustrationen. Es geht aber nicht nur um Grusel und Spaß, sondern um Selbstvertrauen, Selbstakzeptanz, zu sich selbst und seinen „Fehlern“ zu stehen und seinen Weg zu finden. Ich bin ganz begeistert und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung (Frühjahr 2026). 5/5 Sterne, ich mags wirklich sehr!

Bewertung vom 17.06.2025
Gamble, Luke

Der geraubte Phönix / Die Gesellschaft der geheimen Tiere Bd.2


ausgezeichnet

Phönixe, Wolpertinger, eine Fledermaus mit Eichhörnchenschwanz und jede Menge Spannung im Bayerischen Wald

**Inhaltsangabe Verlag:**
Die Weihnachtsferien sind da! Edith ist voller Vorfreude, ihren Onkel wiederzusehen, den Tierarzt für magische und mythische Wesen. Diesmal wartet ein noch viel gewaltigeres Abenteuer auf sie, denn der seltene Phönix des Nordens, einer von weltweit sechs Phönixen, scheint in größter Gefahr. Hält man ihn gefangen? Wird er gequält? Warum finden die anderen Tiere eine goldene Schwanzfeder, aber keine Spur von ihm? Edith, der Doktor, Francis und Hund Arnold machen sich auf den Weg in den Bayerischen Wald, um Licht in das Dunkel zu bringen. Dabei gewinnt Edith die Freundschaft eines mutigen Jungen. Gemeinsam mit ihm trifft sie auf einen eigentümlichen Mann in Mönchskutte und deckt ein Geheimnis auf, das jede Vorstellungskraft sprengt.
- Tier-Fantasy voller origineller und witziger Einfälle mit unvergesslichen Charakteren
- Für Fans von ›Animox‹ und ›Woodwalkers‹

**Meine Inhaltsangabe:**
Edith kann die Ferien kaum erwarten, die sie wieder bei ihrem Onkel in dessen Tierarztpraxis verbringen wird. Doch statt die Tiere der Praxis zu pflegen, müssen sie sofort abreisen. Der Phönix des Nordens, der tief im Bayerischen Wald lebt, ist in großer Gefahr. Edith reist mit ihrem Onkel, Francis und Hund Arnold sofort ab. Sie gehen im Wald auf Spurensuche, unterstützt werden sie von Ji-Ji, dem Sohn des Gasthauses, in dem sie übernachten. Auch der Graf, der vor Ort in einer alten Kirche lebt, in der er sich um verletzte Waldtiere kümmert, bietet ihnen seine Hilfe an. Eines Tages wird Francis von einem Wolpertinger (einem gruseligen Wesen, teils Wolf, teils Bär, teils Giftschlange) gebissen und droht zu sterben, wenn nicht schnell ein Antidot, ein Gegenmittel gefunden wird. Zudem ist Hund Arnold verschwunden und befindet sich offenbar in großer Gefahr. Ein Kampf gegen die Zeit sowie gegen die grausamen Mitglieder des Syndikats entbrennt und Edith ist nicht mehr klar, wem sie noch trauen kann.

Erster Satz: »Die hohen Bäume des Waldes ragten wie eine Reihe von Reißzähnen in den Nachthimmel hinauf.«

**Mein Eindruck:**
Band 1 spielte im Himalaya, jetzt befinden wir uns also im Bayerischen Wald. Die Story rund um die Fabelwesen Phönix und Wolpertinger ist enorm fesselnd, super spannend und gleichzeitig auch sehr lustig. Dafür sorgen schon Flitz, die Wolpertinger-Fledermaus und Terry, die Rotbauchunke. Es wird aber auch ein bisschen gruselig mit dem dunklen Wald und dem, was darin passiert und die Sorge um Francis und Arnold war auch immer greifbar. Zwischendurch wusste ich nicht, wem ich eigentlich noch trauen sollte, wurde auf falsche Fährten gelockt und fühlte mich wahrscheinlich so, wie Edith. Das hat mir sehr gut gefallen. Genauso wie das Thema Tierschutz, das nie belehrend rüberkommt und dennoch viel Gewicht hat. Man merkt einfach, dass der Autor ein Tierarzt ist, der für die Tiere lebt. Der Schreibstil ist total fesselnd und sehr flüssig zu lesen, so dass ich im Nu durch das Buch gerauscht bin. So wie das Buch endet und auch die Tatsache, dass das Rätsel um Ediths Eltern noch nicht gelöst ist, lässt mich erwarten, dass die Reihe weitergeht und hoffentlich bald ein 3. Band erscheint. Illustrationen gibt es im Buch keine außer immer zum Kapitelanfang die vier Fabelwesen Drache, Phönix, Pegasus und Einhorn. Dafür ist das Cover wunderschön und farbenprächtig. Neben Edith, Ji-Ji- und dem Phönix ist auch der Wald und die Kirche vom Grafen zu erkennen. Die glänzende Goldprägung ist ein toller Blickfang. Für Fans spannender Fantasy-Abenteuer ein Must-Read und von mir daher 5/5 Sterne.

Bewertung vom 16.06.2025
Gamble, Luke

Die Gesellschaft der geheimen Tiere Bd.1


ausgezeichnet

Humor- und fantasievolles Tierabenteuer zum Wegträumen

**Inhaltsangabe Verlag:**
Das werden die aufregendsten Sommerferien, die Edith je erlebt hat! Denn sie verbringt sie bei ihrem geheimnisvollen Onkel, einem Tierarzt für magische und mythische Tiere. Ein fantastisches Abenteuer auf den Gipfeln des Himalaya mit Yetis, einer Pegasus-Herde und Bergziegen.
Als Edies Eltern sie für die Ferien nicht vom Internat abholen, schickt man sie zu ihrem seltsamen Onkel. Der ist Tierarzt und betreibt seine Praxis in einem abgelegenen Teil eines großen Waldes. Schnell wird Edie klar, dass die Tiere, die ihr Onkel behandelt, außergewöhnlich sind: Es sind nämlich mythische Tiere. Zu seinen Patienten gehören unter anderem ein Pegasus und Einhörner.
Und das ist nicht die einzige Überraschung: Edie stellt fest, dass sie mit Tieren telepathisch kommunizieren kann. Mit dieser seltenen Gabe ist sie für ihren Onkel von unschätzbarem Wert. Als ein Hilferuf aus dem Himalaya sie erreicht – wo eine Yeti-Familie an einer mysteriösen Krankheit leidet –, machen sich die beiden auf eine abenteuerliche Rettungsaktion.
- Tier-Fantasy voller origineller und witziger Einfälle mit unvergesslichen Charakteren
- Für Fans von ›Animox‹ und ›Woodwalkers‹

**Meine Inhaltsangabe:**
Die 11-jährige Edith wird von ihren Eltern zum Beginn der Sommerferien nicht vom Internat abgeholt. Der Grund ist ein schrecklicher: die werden auf einer ihrer Forschungsreisen im Urwald des Amazonas vermisst. So kommt es, dass Edith zu ihrem Onkel muss, den sie gar nicht kennt. Der lebt weit abgelegen in einem unzugänglichen Wald und betreibt eine Tierarztpraxis. Bald muss Edith feststellen, dass das keine normale Tierarztpraxis ist. Es gibt zwar auch Kaninchen, die versorgt werden müssen und Igel und Hühner, aber auch einen Pegasus und andere mythische Tiere. Als sie dann auch noch herausfindet, dass sie eine vererbte Gabe hat, die es ihr ermöglicht, mit allen Tieren sprechen zu können ist ihr schnell klar: das werden aufregende Ferien! Als ein Hilferuf ihren Onkel in den Himalaya ruft und er sie wegen ihrer besonderen Gabe mitnimmt, beginnt für Edith erst das richtige Abenteuer voller Gefahren, Entdeckungen, neuer Freunde und alter Feinde.

Erster Satz: »Die Säle der St.-Montefiore-Mädchenschule hätten jedem Mädchen Schrecken eingejagt.«

**Mein Eindruck:**
Ich gebe es zu: die Fähigkeit, mit Tieren sprechen zu können ist die Gabe, die ich mir tatsächlich am allermeisten wünsche! Daher hat mich das Buch auch sofort gepackt. Mir gefällt, dass es kein langes Vorgeplänkel gibt, sondern ich beinahe unmittelbar zusammen mit Edith in ihr riesengroßes Abenteuer hineinschliddere. Das ist angereichert mit dermaßen liebenswerten Figuren (Haushälterin Betty, ihr hünenhafter Sohn Francis, Hund Arnold, Tukan Gerry, Blauschaf Rakshek,…), dass einem das Herz aufgeht! Ich habe mich einfach sofort wohl gefühlt. Was zunächst wie eine nette, magische Geschichte rund um die Tierarztpraxis beginnt, entwickelt sich spätestens im Himalaya zu einem spannenden Abenteuer, bei dem ich das eine oder andere Mal die Luft anhalten musste. Und ja, auch ein Tränchen ist geflossen, was sehr für den bildhaften Schreibstil spricht, der mir die Charaktere direkt ins Herz geschrieben hat und mich mitleiden lässt. Zumal es hier um den Tier- und Naturschutz geht und um die Ausrottung von Arten durch den Menschen aus reiner Geldgier, was der Autor wirklich perfekt in die Story gepackt hat. Aber auch der Humor kommt beileibe nicht zu kurz und ich musste viel lachen. Für mich kam aus jeder Zeile deutlich die Liebe des Autors, der selbst Veterinär ist, zu allen Tieren heraus, was mir unglaublich gut gefallen hat. Ich bin begeistert und freue mich, dass Band 2 auch schon bei mir bereit liegt zum Lesen. 5/5 Sterne und eine Empfehlung an alle, die Tiere und Fantasy bzw. Mythen lieben. Erwähnen möchte ich auf jeden Fall das Nachwort, in dem sich Luke Gamble an seine jungen Lesenden wendet mit einer mutmachenden Nachricht zum Thema Berufswunsch mit Tieren. Einfach total sympathisch und so wertvoll!

Bewertung vom 15.06.2025
Fuchs, Felicitas

Die Akte Schneeweiß


ausgezeichnet

Unglaublich fesselnd, tief beeindruckend und berührend

**Inhaltsangabe Verlag:**
Zwei Frauen, vier Jahrzehnte, und der Kampf für ihre Rechte
Bielefeld, 1963. Katja Schilling wächst im Wirtschaftswunder in einfachen Verhältnissen auf, in denen für ihren Traum, Ärztin zu werden, kein Platz ist. Nur ihr Großvater glaubt an sie – bis er eines Tages spurlos verschwindet. Sein Name wird in der Familie zum Tabu, und Katja bleibt mit ihren unbeantworteten Fragen allein. Jahre später stößt sie auf eine Wahrheit, die alles, was sie über ihre Familie zu wissen glaubte, erschüttert.
Bielefeld, 1936. Mathilde Schneeweiß beginnt ihre Arbeit als Sprechstundenhilfe bei Dr. Bönisch. Sie verliebt sich in den engagierten Arzt und wird in ein gefährliches Unterfangen hineingezogen. Gemeinsam helfen sie heimlich Frauen in Not, aber ihr Mut bleibt nicht unbemerkt. Als sie ins Visier der Gestapo geraten, muss Mathilde eine Entscheidung treffen, auch wenn diese sie das Leben kosten könnte. Der Kampf für die Rechte der Frauen muss schließlich weitergehen ...
Ein bewegender Roman über Mut und Verrat, Schuld und Gerechtigkeit – und die Spuren, die Geschichte in unseren Leben hinterlässt.

**Meine Inhaltsangabe:**
Anfang der 60er Jahre in Bielefeld: die 14jährige Katja weiß früh, was sie will. Nämlich studieren und Ärztin werden und nicht den ihr vorgezeigten Weg hin zu Ehefrau und Mutter beschreiten. Alle halten sie für übergeschnappt, nur ihr Opa Dom steht zu ihr. Doch der verschwindet von jetzt auf nachher spurlos und sein Name darf zu Hause nicht mehr genannt werden. Katja geht ihren Weg und stößt dabei auf Spuren von Opa Dom, dessen Schicksal fest mit der Familienvergangenheit zusammenhängt, deren tiefgreifende Spuren bis in die Gegenwart reichen.
Ebenfalls in Bielefeld, allerdings 1936, verliert Mathilde ihre Anstellung als Fotolaborantin und damit ihre Existenz und Unterkunft. Ihr ehemaliger Arbeitgeber muss in die USA flüchten, als jüdischer Kaufmann ist er in Deutschland nicht mehr gerne gesehen. Doch vorher verschafft der Mathilde Lohn und Unterkunft bei einem Freund, dem Frauenarzt Bönisch. Beide widersetzen sich dem Naziregime so gut es geht und helfen in Not geratenen Frauen, verbotenerweise auch Jüdinnen. Mit der Zeit verlieben sich Mathilde und Bönisch unsterblich ineinander. Jedoch wird ihre Zukunft von tragischen Schicksalsschlägen und der ewigen Angst vor Denunzierung und der Gestapo gefährdet. Mathilde deckt unsagbare Grausamkeiten auf, die sie nicht für sich behalten kann, auch wenn sie sich damit in Lebensgefahr bringt.

Erster Satz: »Was für ein Haus!«

**Mein Eindruck:**
Das ist so ein Roman, den ich nahezu in einem Rutsch weggesuchtet habe. Ich habe von der Autorin bereits die „Minna-Trilogie“ gelesen, bei der es mir genauso ging. Auch jetzt werde ich wieder mit einem so stimmigen, greifbaren Bild der deutschen Geschichte konfrontiert, das mich einfach nur begeistert zurücklässt. Selber Ort (Bielefeld), andere Zeit (1936 – 1946 und 1963 – 1977) und ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nur eins ist gleichgeblieben: die Stellung der Frau in der Gesellschaft, deren extrem beschnittenen Rechte und ihre Unterdrückung. Mitzuerleben, wie Katja in den 60er/70er Jahren ihren Willen durchsetzt und dafür so viele Widrigkeiten in Kauf nimmt, ist äußerst imponierend. Zumal diese Zeit auch für mich nicht allzu weit weg ist (ich bin Bj. 1973) und ich weiß, dass meine Mutter z.B. ohne die Erlaubnis meines Vaters keine Arbeit aufnehmen konnte. Nicht zu fassen heutzutage, oder? Unfassbar berührend war für mich Mathildes Geschichte. Ich war zeitweise richtig sauer auf die Autorin, wie konnte sie das nur so schreiben? Geht doch nicht, was da passiert! Aber ja, natürlich ist mir klar, dass es eben doch so geht (die Geschichte beruht übrigens auf einer wahren Begebenheit). Das machte es nicht minder „halskloßig“, dafür aber so authentisch und real. Gänsehaut pur. Über das, was im damaligen Deutschland Grauenhaftes passierte, brauche ich hier nicht näher eingehen. Das wird im Buch thematisiert, was teils schwer zu ertragen ist, was wir aber aushalten müssen. Diese Erinnerungen dürfen nie verlorengehen. Punkt.
Ich habe dieses Buch wirklich geliebt, genossen, gehasst, gefeiert. Ein Stück Zeitgeschichte, ein bewegendes Plädoyer für die Rechte der Frauen, unfassbar fesselnd und berührend und so sehr in Erinnerung bleibend. Kopfkino pur und so eindringlich! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 13.06.2025
Murray, Paul

Der Stich der Biene


sehr gut

Familiendrama in 5 Akten

**Inhaltsangabe Verlag:**
Familie Barnes steckt in Schwierigkeiten. Dickie Barnes’ lukratives Autogeschäft läuft nicht mehr. Aber anstatt sich dem Problem zu stellen, beginnt er in den Wäldern einen Bunker zu bauen. Seiner Frau Imelda, die ihren Schmuck auf eBay verkauft, erscheinen die Avancen von Big Mike, dem reichen Rinderzüchter, immer attraktiver. Die achtzehnjährige Cass, die immer die Klassenbeste war, reagiert auf den Niedergang, indem sie beschließt sich bis zu ihrem Abschluss jeden Tag zu betrinken, während der zwölfjährige PJ einen Plan schmiedet, um von zu Hause abzuhauen.
Wenn das Leben und die Welt auseinanderfallen, stellen sich die großen Fragen: Wann und warum begann der Untergang? Was hätte man tun können und wie weit müsste man zurückgehen, wenn man die Geschichte ändern könnte? Bis zu dem Tag als Dickie Barnes zehnjährig zitternd vor seinem Vater stand und lernte, wie man ein richtiger Mann wird? Bis zu dem Autounfall zwölf Monate vor Cass’ Geburt? Oder bis zu dem verheerenden Stich der Biene, der Imeldas Hochzeitstag ruinierte?

**Meine Inhaltsangabe:**
Dickie Barnes, Ehemann von Imelda und Vater von Cass und P.J., leitet das Familienunternehmen (Autohaus), das sein Vater Maurice zu einem erfolgreichen Unternehmen aufgebaut hat. Doch es läuft nicht mehr so gut und die Finanzen drücken. Imelda ist deswegen stinksauer, hat sie, die sie aus schwierigen Familienverhältnissen kommt, sich doch so an den Luxus eines reichen Lebens gewöhnt. Daher geht sie auf die Avancen des reichen Rinderzüchters Big Mike ein. Der finanzielle Engpass sowie die kriselnde Ehe ihrer Eltern machen auch den Kindern Cass und P.J. zu schaffen. Cass fängt an, ihre Sorgen mit Alkohol zu ertränken und P.J. schmiedet Ausreißerpläne. Allein Dickie scheint ganz zufrieden zu sein und hält sich fast nur noch im Wald auf, wo er mit einem Kumpel einen Bunker baut. Doch letztlich kämpfen alle mit ihren inneren Dämonen, mit verpassten Chancen und mit einer Vergangenheit, die ihre Finger bis in die Zukunft ausgestreckt hat.

Erster Satz: »Im Nachbarort hatte ein Mann seine Familie umgebracht.«

**Mein Eindruck:**
Mir gefällt der Aufbau des Buches gut, in dem es quasi vier Akte plus einen Zusatz-Akt gibt, der Reihe nach erzählt von Tochter Cass, Sohn P.J., Mutter Imelda, Vater Dickie. Der letzte Akt ist dann von allen zusammen, immer wechselweise. Das bringt mich in die Lage, die Story aus mehreren Blickwinkeln zu erfassen. Bei Cass, P. J. und Dickie fehlen komplett die Anführungszeichen der wörtlichen Rede, bei Imelda zusätzlich alle anderen Satzzeichen außer ? und !. Das machte das Lesen ein wenig gewöhnungsbedürftig und es hat sich mir auch nicht erschlossen, warum man das so gemacht hat. Um den Figuren eine eigene, besondere Stimme zu geben, wäre das nicht notwendig gewesen, dafür hat schon der sehr bildhafte Schreibstil gesorgt. Die vielen Rückblicke in die Zeiten vor Dickies und Imeldas Hochzeit sind aufschlussreich und nach und nach entwickelt sich das Große und Ganze. Und das hat es in sich, zumal eine Figur, die im Buch selbst nicht zu Wort kommt, der Dreh- und Angelpunkt von allem ist. Wie Murray die unterschiedlichen Emotionen der Familie ausdrückt, wie er es schafft, dass man sich in alle hineinversetzen kann, egal ob 18jährig und im Umbruch des eigenen Selbst (Cass), 12jährig und pubertär und gleichzeitig sensibel und empathisch oder erwachsen und massiv problembehaftet mit emotionalen Altlasten (Imelda und Dickie), ist schon ein ziemlicher Geniestreich. Doch für meinen Geschmack wurde es zwischendurch ein wenig langatmig und ausufernd (ich sage nur: 703 Seiten). Das Ende kam überraschend und doch auch wieder gar nicht überraschend. Ich kann, ohne zu spoilern, nicht mehr dazu oder zu weiteren Begebenheiten schreiben. Ein ziemlich umfangreiches Werk über eine Familie und deren dramatischem Weg dorthin, wo sie am Ende stehen. Durchaus berührend und fesselnd, ein paar Längen weniger wären schön gewesen. 4/5 Sterne.