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si_liest
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Lörrach

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


weniger gut

Ein altes, in die Jahre gekommenes Hotel im Schwarzwald, ein dunkles Tal, eine geheimnisvolle Fremde – dies alles verspricht eine spannende Story und lässt auf tolle Lesestunden hoffen. In der ersten Hälfte von „Schattengrünes Tal“ ist es Kristina Hauff auch durchaus gelungen, eine interessante Geschichte um Simon und Lisa, Lisas Vater Carl und dessen Freundin Margret, Lisas Freunde und um die mysteriöse Fremde Daniela zu konstruieren. Schon gleich im ersten Kapitel geschehen bei Simons Geburtstagsfeier rätselhafte Dinge, was das Kopfkino anspringen lässt und sogleich einen Sog entwickelt, der mich wirklich gepackt hat, sodass ich die ersten knapp 150 Seiten wirklich schnell gelesen habe. Danach jedoch wurde die Geschichte für mich sehr vorhersehbar und die einzelnen Charaktere sind ins klischeehafte und stereotype abgedriftet. Ich hatte auch das Gefühl, dass sich die Handlung gegen Ende fast schon überschlagen hat und sich zu schnell in einem für mich nicht realistischen Happy-End aufgelöst hat. Es werden zum Beispiel im Laufe des Romans patriarchalische Strukturen sichtbar, die gerne etwas differenzierter betrachtet hätten werden können. Auch das Thema der toxischen Beziehung wurde für meinen Geschmack sehr oberflächlich abgehandelt. Am Ende blieben für mich noch einige Fragen offen, deren Beantwortung für mich zu einem stimmigen Gesamtbild beigetragen hätten.
Obwohl sich der Roman flüssig lesen lässt und zu Beginn durchaus Spannung erzeugt hat, blieb die Geschichte aufgrund der Vorhersehbarkeit, der zum Teil klischeehaften Charaktere und der Oberflächlichkeit hinter meinen Erwartungen zurück.

Bewertung vom 04.08.2025
Lagerlöf, Ulrika

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)


gut

„Wo die Moltebeeren leuchten“ der schwedischen Autorin Ulrika Lagerlöf, deren Mann ein Nachfahre von Selma Lagerlöf ist, ist ein Roman, der solide Unterhaltung bietet und sich schnell und flüssig lesen lässt.
Auf zwei Zeitebenen – 1933 bis 1942 und 2022 – lernt man nach und nach Siv und ihre Enkelin Eva kennen. Siv würde gerne Lehrerin werden, muss jedoch die Schule verlassen, um die Familie finanziell zu unterstützen und arbeitet saisonweise als Köchin in einer Hütte im Wald. Während eines Arbeitseinsatzes lernt sie den Waldsámi Nila kennen und verliebt sich in ihn. Die Liebe bleibt jedoch unglücklich und so muss Siv letztendlich einen Kompromiss eingehen und entscheidet sich für ein sicheres Leben an der Seite des Waldarbeiters John.
Sivs Enkelin Eva wird mit ganz anderen Problemen konfrontiert. Als Mitarbeiterin eines Forstunternehmens kehrt sie nach etlichen Jahren in das Dorf ihrer Kindheit im Norden Schwedens zurück, um in einem Konflikt um ein Waldstück, das abgeholzt werden soll, zu vermitteln. Dort trifft sie auf Widerstand – und auf ihre Jugendliebe Mattias. Nach und nach nähern sich die beiden wieder an, müssen aber so einige Hürden überwinden.
Obwohl ich Romane aus Schweden bzw. deren Handlung in Schweden spielt generell sehr mag, konnte mich diese Geschichte nicht wirklich überzeugen. Für mich war die ganze Handlung schon gleich zu Beginn sehr vorhersehbar und deshalb konnte mich der Roman emotional nicht wirklich berühren. Zudem habe ich mir erhofft, Hintergründe zum Konflikt zwischen den Samen und der schwedischen Bevölkerung in dieser Zeit zu erfahren, jedoch blieben diese meiner Meinung nach eher oberflächlich. Trotz der Kritikpunkte hat mich der Roman gut unterhalten und ich habe weitergelesen, da ich wissen wollte, wie die Geschichte endet. Den zweiten Teil dieser dreiteiligen Norrland-Saga werde ich jedoch höchstwahrscheinlich nicht lesen.

Bewertung vom 27.07.2025
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


ausgezeichnet

Es gibt Romane, die nicht enden wollen und an denen man sehr lange liest und es gibt solche, die man in zwei Tagen beendet hat, weil sie so gut sind und man nicht aufhören kann zu lesen – und zu dieser zweiten Kategorie gehört für mich „Zwischen zwei Leben“ der finnischen Autorin Minna Rytisalo. Ich habe in dem Roman so viele Wahrheiten und auch Parallelen zu meinem eigenen Leben entdeckt, dass ich voll und ganz darin versunken bin.
Die Handlung ist eigentlich schnell zusammengefasst: Jenni Mäki, Ende 40, verlässt ihren untreuen Ehemann (natürlich erst, als die erwachsenen Kinder aus dem Haus sind), zieht von einem imposanten Haus am Meer in eine kleine Wohnung, ändert ihren Namen in Jenny Hill und beginnt Stück für Stück die Reise zu ihrem Selbst, welches sie so lange versteckt und übergangen hat. Im Laufe des Romans wird immer klarer, warum Jenny so ist, wie sie ist oder besser gesagt, wie sie war. Ihre Entwicklung hin zu einem selbstbestimmten Ich erkundet man als Leser*in einerseits durch die eigentliche Romanhandlung, durch fiktive Briefe, die Jenny im Rahmen ihrer Therapie als Tagebuch schreibt und durch Einwürfe von Märchenfiguren der Gebrüder Grimm.
Besonders gut gefallen haben mir die Kapitel aus Sicht der Ajattaras (angelehnt an eine Figur aus der finnischen Mythologie), in denen die Märchen über die bekannten Figuren wie Aschenputtel, Dornröschen, etc. als eine vom Patriarchat erfundene Erzählung auf sehr humorvolle und manchmal auch böse Weise dekonstruiert werden. Die Ajattaras begleiten Jenny auf ihrem Weg hin zur Selbstermächtigung und machen nochmals deutlich, wie wir schon in der Kindheit vorgeschriebene und irgendwie auch erfundene Rollen verinnerlichen und uns ein Leben lang davon leiten und lenken lassen. Es braucht eine Menge Mut, sich davon zu lösen, da diese „Märchen“ - so wie in Jennys Fall – natürlich auch Halt geben und Trost spenden.
Ich fand das Buch durchaus anspruchsvoll zu lesen, denn die unterschiedlichen Perspektiven verlangen Konzentration und der Schreibstil der Autorin ist sehr präzise und intensiv. Mich hat das Buch auf jeden Fall rundum begeistert, ich denke aber, dass es auch damit zusammenhängt, dass ich mich aufgrund meines Alters gut in die Thematik einfühlen kann.
„Sie sieht nicht, dass es einem Menschen nicht guttut, sich selbst so zu betrachten, dass es am weisesten wäre, in seinem Inneren nach Worten zu suchen, die einen unterstützen und nicht kritisieren.“ (Seite 35)

Bewertung vom 24.07.2025
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


sehr gut

Am 16. Juli 1990 wurde die Studentin Liliana Rivera Garza von ihrem Ex-Partner in Mexiko-Stadt ermordet. 29 Jahre später wagt es ihre ältere Schwester, die Schriftstellerin Cristina Rivera Garza, sich diesem Femizid behutsam anzunähern und sich somit dem Schmerz abermals zu stellen.
Das Buch ist keiner Kategorie zugeordnet – auf dem Cover steht weder Roman noch Biographie – und dies zu Recht, denn dieses Werk besteht vielmehr aus Fragmenten, die zusammengesetzt ein vielschichtiges Porträt Lilianas und der persönlichen und gesellschaftlichen Umstände, die zu ihrem Tod geführt haben, ergeben.
Zu Beginn ist das Buch eher sachlich-kühl, denn die Autorin beschreibt, wie sie aus den USA nach Mexiko zurückkehrt, um die Gerichtsakte über den Fall ihrer Schwester einzusehen, was sich jedoch als relativ schwierig herausstellt, da der Mord schon lange zurückliegt. In den darauffolgenden Kapiteln versucht Cristina Rivera Garza mithilfe von Briefen, Aufzeichnungen, Bildern und Beschreibungen von Freunden und Familie ein möglichst echtes und lebensnahes Bild von Liliana zu zeichnen – was ihr meiner Meinung nach sehr gut gelingt. Man merkt, dass sie immer wieder um die Sprache für das Unaussprechliche ringt, dass sie versucht, Liliana ein Denkmal zu setzen und sie so quasi wieder ein bisschen zum Leben zu erwecken, auch, indem sie ihre eigene Trauer nochmals durchlebt.
An einigen Stellen hat mir zwar etwas die Struktur gefehlt, aber mir wird dieses Buch sicher noch lange in Erinnerung bleiben, als ein bewegendes Porträt einer jungen, unabhängigen Frau und auch als Mahnmal für „Keine mehr“. Und Albert Camus‘ Zitat, welches am Anfang steht und später im Text nochmals erwähnt wird, habe ich mir in mein Notizbuch geschrieben, weil ich es so berührend finde: „Mitten im Winter erfuhr ich endlich, dass in mir ein unvergänglicher Sommer ist.“

Bewertung vom 17.06.2025
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen


sehr gut

Schlaf spielt im Leben von Janis und Sina – beide um die 40 – eine tragende Rolle. Während Sina nicht schlafen kann und sich in ein Schlaflabor begibt, um abklären zu lassen, warum dies so ist, will Janis nicht schlafen und macht freiwillig Nachtwachen in eben diesem Labor. Zu Beginn ist nicht klar, warum die beiden Frauen nicht schlafen können; die ganze Komplexität des Themas breitet sich erst nach und nach aus, indem die Lesenden immer mehr Einblicke in den Alltag der beiden Frauen bekommen, was die Geschichte auf ihre Art sehr spannend macht. Ich schreibe hier extra „auf ihre Art“, denn spannend im Sinne von Nervenkitzel erzeugend ist der Roman nicht, es ist eher eine sehr feine und sensible Spannung, die aufgebaut wird und die mir sehr gut gefallen hat. Tamar Noort beschreibt die langsam entstehende Freundschaft der beiden Frauen feinfühlig und in einer einnehmenden Sprache. Die Kernthemen des Buches – Einsamkeit, Sehnsucht, das Ausbrechen aus alten Mustern, aber auch der Aufbau einer Freundschaft in mittleren Jahren, mit all dem Gepäck, das man schon trägt – werden sehr subtil beschrieben und miteinander verwoben und haben die Geschichte für mich stimmig gemacht. An einigen Stellen fand ich den Roman etwas klischeehaft (zum Beispiel die Begegnung mit Schmittie), aber das schmälert den guten Gesamteindruck nur geringfügig. Ich habe das Buch auch dank der kurzen Kapitel, die das Lesen sehr abwechslungsreich machen, quasi in einem Rutsch gelesen und kann es allen, die zarte und ruhige Erzählungen mögen, sehr empfehlen.

Bewertung vom 26.02.2025
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Die Adirondack Mountains, im Nordosten des Bundesstaates New York gelegen, sind Schauplatz dieses komplexen und sehr spannenden Romans, der als „literarischer Thriller der Spitzenklasse“ auf dem Einband angepriesen wird. In eben diesen Bergen findet jedes Jahr das Sommercamp der Bankiersfamilie Van Laar statt, Treffpunkt für Kinder gut situierter Eltern aus den ganzen USA. Im Sommer 1975, dem Jahr, in dem die Haupthandlung spielt, nimmt auch die 14-jährige Tochter der Van Laars, Barbara, am Camp teil. Doch als sie am letzten Abend plötzlich verschwindet, erinnert dies stark an den Fall ihres Bruders Bear, welcher im Jahr 1961 spurlos verschwunden ist. Die frischgebackene Investigatorin des BCI, Judyta Luptack, wird auf den Fall angesetzt und relativ schnell wird klar, dass das Camp und die Familie von so einigen Geheimnissen umgeben sind.
Der Roman hat knapp 590 Seiten, ist also ein ganz schöner Wälzer. Trotzdem habe ich ihn in drei Tagen ausgelesen, was eigentlich schon alles sagt. Was für mich ein wirklich gutes Buch ausmacht, ist ein ausgewogener Mix aus Spannung, intensiven Beschreibungen der Menschen und der Natur, zugänglichen Charakteren, Zeitgeist und einer gerne auch komplexen und vor allem vielschichtigen Handlung und dieses Buch vereint für mich wirklich all dies in einer perfekten Mischung. Ich konnte so richtig in das Geschehen, den Schauplatz und die Zeit eintauchen, weil Liz Moore einen tollen Schreibstil hat und durch die häufigen Perspektiven- und auch Zeitwechsel wurde das Lesen nie eintönig oder gar langweilig. Mir hat vor allem die Vielschichtigkeit der Handlung gefallen und die unterschwellige, subtile Gesellschaftskritik an der damaligen Oberschicht.
Dieses Buch zu lesen war für mich ein großes Vergnügen und ich kann voll und ganz verstehen, wieso es auf der Summer Reading List 2024 von Barack Obama ist. Ich werde auf jeden Fall auch noch die anderen Bücher der Autorin lesen.

Bewertung vom 09.02.2025
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


weniger gut

Elijah kehrt nach Jahren, in denen er in San Francisco versucht hat, als Schriftsteller Fuß zu fassen und gescheitert ist, in seinen Heimatort in Washington zurück. Er versucht, sich im Haus seiner Kindheit ein neues Leben aufzubauen und lebt im Rhythmus der Natur. Bei einem Freund seines verstorbenen Vaters kann er seinen Lebensunterhalt verdienen und auch zu seiner Jugendliebe Nakita findet er nach und nach wieder Kontakt. Dann jedoch erschüttert der Suizid der allseits beliebten Ärztin Erin den kleinen Küstenort und Elijah ist plötzlich im Visier der beiden Ermittler.
Das Setting der Geschichte hat mich sehr an den „Gesang der Flusskrebse“ erinnert – ein Kriminalfall, eine Liebesgeschichte und die Nähe zur Natur – und ich habe mich auf eine ähnlich intensive Leseerfahrung gefreut, aber leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen. Ich konnte mich kaum in die Geschichte einfühlen, wurde mit den Figuren nicht warm, da sie für mich zum Teil nicht nachvollziehbar gehandelt haben und eher oberflächlich blieben. So hätte ich gerne viel mehr über die (fiktive) Kultur der Squalomah erfahren, vor allem, weil es schon im Vorfeld eine Anmerkung der Autorin dazu gibt, aber wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, spielt diese Kultur im Buch nicht wirklich eine große Rolle. Die Zeitsprünge haben zu Beginn die Spannung noch recht hochgehalten, aber im Verlauf fiel es mir immer schwerer, die Handlung richtig zuzuordnen – hier wären ein paar weniger Wechsel in der Zeit mehr gewesen. Der Kriminalfall war anfangs noch spannend, schnell wurde er aber vorhersehbar und gegen Schluss ein bisschen unglaubwürdig. Und auch die Liebesgeschichte ist meiner Meinung nach ins Kitschige, Seichte und Vorhersehbare abgedriftet.
Ein Roman, der stark beginnt, aber leider dann nachlässt und nicht ganz das hält, was er verspricht.

Bewertung vom 01.02.2025
Würger, Takis

Für Polina


gut

Hannes und Polina sind von Geburt an miteinander verbunden und verbringen den größten Teil ihrer Kindheit zusammen. Durch ein tragisches Ereignis werden der träumerische Junge, der ein verborgenes Talent fürs Klavierspielen hat, und das rebellische Mädchen getrennt, sie finden sich wieder und trennen sich wieder – bis die beiden sich komplett aus den Augen verlieren und jeder seinen eigenen Weg geht. Doch Hannes kann Polina nicht vergessen und irgendwann erkennt er, dass er sie wiederfinden muss. Der einzig mögliche Weg scheint ihm die Musik zu sein und so zeigt er sich und seine Melodien der Welt und hofft, auf diese Weise Polina auf sich aufmerksam zu machen.
Takis Würger schreibt sehr einfühlsam und der erste Teil des Romans hat mir gut gefallen. Vor allem Hannes‘ Mutter fand ich als Figur toll; eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und die für ihre Werte einsteht. Je weiter die Geschichte jedoch fortschreitet, desto konstruierter und klischeehafter wirkte das Erzählte auf mich und gegen Ende habe ich dann ein bisschen das Interesse verloren, da der Autor meiner Meinung nach zu dick aufträgt. Ich finde auch, dass die Handlung am Schluss zu verdichtet und fast zu überladen ist, was nicht so ganz zum langsamen und leisen Anfang passt. Und wenn ich so darüber nachdenke, blieben mir die Hauptfiguren eher fremd. Gerade über Polina hätte ich gerne mehr erfahren, damit die Geschichte für mich stimmig gewesen wäre.
Nichtsdestotrotz ist der Roman in einer schönen, unaufgeregten Sprache geschrieben und auch die Beschreibungen von Hannes‘ Liebe zur Musik und wie er jedem Menschen eine Melodie zuordnet, fand ich wunderschön und außergewöhnlich. Für mich ist es zwar nicht „der Liebesroman des Jahres“ – dafür war mir persönlich der Schluss zu klischeehaft –, aber das Buch wird sicher viele begeisterte Leser haben.

Bewertung vom 23.12.2024
Means, Casey

Good Energy


weniger gut

Eins vorweg: Ich habe schon einige Bücher zu den Themen Ernährung und Zellgesundheit gelesen, interessiere mich sehr für die Zusammenhänge und Hintergründe und freue mich immer über Neuerscheinungen in dem Bereich. Deshalb habe ich mich auch gefreut, als ich gesehen habe, dass ein neues Buch erscheint, welches „eine revolutionäre Vision, um unsere Gesundheit zu optimieren“ verspricht. Im Klappentext ist sogar von einem „bahnbrechenden Buch“ die Rede, welches verspricht, eine einfache Methode zu vermitteln, die gängigen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Depressionen, Herzkrankheiten und sogar Krebs vorzubeugen bzw. sie sogar umzukehren.
Aufgrund dieser ganzen Lobeshymnen habe ich mir im Nachhinein betrachtet etwas mehr versprochen. Alles, was im Buch erwähnt wird, habe ich so oder so ähnlich schon gehört und wenn man sich mit der Thematik befasst, gibt es nicht viel Neues zu lesen. Was mich ein bisschen gestört hat, ist, dass man quasi alles, was man tracken kann, tracken soll (z.B. Schlaf, Bewegung, Ernährung), und da unterstelle ich der Autorin quasi ein Eigeninteresse, betreibt sie doch eine App, um die metabolische Gesundheit zu optimieren. Ich persönlich finde es wichtig, dass man auch lernt, wieder mehr auf seinen Körper zu hören und sich nicht stur auf Zahlen beschränkt. Ich finde auch, dass einige Tipps und Rezepte nur für eine Zielgruppe mit Zeit und Geld umzusetzen sind (z.B. Umkehrosmose-Wasserfilter, in der ersten Stunde nach dem Aufwachen 15 Minuten ins Freie gehen, Rezepte z.T. lange Zubereitungszeit), was mir doch ein bisschen elitär erscheint.
Gut an dem Buch fand ich, dass auch die mentale Gesundheit beleuchtet und Wert auf Achtsamkeit gelegt wird, so dass am Schluss ein umfassender Plan für die „Good Energy“ präsentiert wird. Ich werde mir sicher einige Dinge herauspicken, die ich umsetze und mit denen ich in nächster Zeit arbeite. Auch ihre Kritik am aktuellen Gesundheitssystem kann ich nachvollziehen und ich finde es gut, dass sie zu mehr Selbstermächtigung anregt.
Jemand, für den/die diese Thematik neu ist, findet hier sicher eine umfassende Einführung und sehr viele Informationen!

Bewertung vom 30.10.2024
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


weniger gut

Ich hatte mich sehr darauf gefreut, den Thriller „Das zweite Kind“ des italienischen Autors Marco De Franchi zu lesen, weil ich gerne Literatur aus Italien lese und ich mich auch gerne abseits meiner sonstigen Lesegewohnheiten bewege. Leider war ich letztendlich dann doch enttäuscht von diesem Buch. Die ersten 200 Seiten fand ich durchaus gut zu lesen und es hat sich nach und nach eine Spannung aufgebaut. Als diese jedoch ihren Höhepunkt überschritten hat – man denkt, der Fall ist nun gelöst – wurde das Lesen mehr und mehr zu einem zähen Kraftakt und ich habe viele Seiten quergelesen. Ich hatte das Gefühl, dass unbedingt noch Seiten gefüllt werden mussten und so immer wieder neue Wendungen eingebaut wurden; für mich wäre hier weniger mehr gewesen. Auch das Ende war irgendwie enttäuschend und unbefriedigend. Außerdem habe ich das Verhältnis der beiden Protagonisten Valentina und Fabio zueinander als fast schon unerträglich klischeehaft empfunden und als es zu dem vorhersehbaren Kuss kam, hätte ich das Buch am liebsten weggelegt. Während des Lesens bin ich ein paar Mal über Ausdrücke gestolpert, die mir nicht geläufig sind (zum Beispiel Seite 69: „…ihre…plierigen Augen“) und die mich rätselnd zurückgelassen haben.
Alles in allem war das Buch für mich einfach zu langatmig und in gewisser Weise haben mich die oben genannten Punkte zu sehr gestört, um die Lektüre unvoreingenommen zu beenden.