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Wisent

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Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2021
Wo kommen wir denn da hin / Offline-Opa Bd.1
Habicht, Günter

Wo kommen wir denn da hin / Offline-Opa Bd.1


ausgezeichnet

Wer die Renate Bergmann-Romane mag, macht auch mit dem Habicht nichts verkehrt.

Bei Herrn Habicht ist der Name Programm. Wie ein Raubvogel kreist der Neu-Rentner durch seine Nachbarschaft und findet selbst die kleinste Verfehlung der unziemlichen Nachbarn. Sei es die Nachbarin die am Altglascontainer 'parkt', weil sie dort 4 statt 3 Minuten steht, der Nachbar der seine Fischkonserve zu unordentlich ausgespült hat oder gar ein jugendlicher Rowdy der auf dem Bürgersteig Roller fährt. Günter hat die Hausordnung parat, kann fließend diverse BGB-Paragraphen zitieren und ist auch sonst sofort dabei 'seinem' Bundestagsabgeordneten zu schreiben.

Kurz: ein so richtig sympathisches Kerlchen, dem man 14 Tage Durchfall und kein Klopapier im Haus wünscht, um mal den Fokus für die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens zu schärfen.

Aber dieses Ekel wächst einem in seiner unzufrieden-pedantischen Art dann doch ein wenig ans Herz und man fiebert mit, wen er wohl als nächstes aufs Korn nimmt.

Dieser Roman ist herrlich, weil man an Günter Habichts Seite so herrlich rechthaberisch und pedantisch sein kann, wie man es sich als normaler Mensch nie trauen würde. Dabei sind viele der Situationen extrem gut aus dem richtigen Leben beobachtet und lediglich ein wenig überspitzt (z.B. der Einkauf bei Ikea).

Wer Renate Bergmann mag oder den unvergessenen 'Ekel-Alfred', der sollte hier beherzt zugreifen. Aber wehe, Sie machen ein Eselsohr in die Seiten oder fassen das Buch mit schmuddeligen Schoko-Fingern an, weil Sie beim Lesen naschen. Da hängt der Habicht Sie gleich beim Ordnunsamt hin!

Bewertung vom 26.10.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


ausgezeichnet

Wer hier einen typischen Kluftinger-Krimi erwartet, also einen Kriminalfall als Grundgerüst der Handlung, der sollte seine Erwartungen anpassen.

Klufti hat nämlich Urlaub! Und das ist auch gut so, denn an Weihnachten gehört Opa Klufti natürlich unter den Christbaum um sein deutsch-japanisches Enkelchen gleich mal mit den wichtigsten Kluftingerschen Traditionen vertraut zu machen.

Der eigentlich gute Plan ist aber spätestens ab dem Moment zum Scheitern verurteilt als seine Frau Erika mit einem verletzten Bein ins Krankenhaus muss und sich gleichzeitig auch noch Co-Schwiegervater Yoshi aus Japan für die Festtage ankündigt. Kluftinger-Fans wissen: das wird chaotisch. Und natürlich kommt es, wie es kommen muss...

Das Buch erzählt eine durchgängige schöne Weihnachtsgeschichte mit viel Humor und den typischen absurd-skurrilen Szenen die typisch für Kluftinger-Romane sind. Die einzelnen 24 Kapitel umfassen aber nur wenige Seiten und lassen sich jeweils in wenigen Minuten quasi als 'Adventskalender-Türchen' lesen, ich habe über mein Hörbuch-Abo auch die Hörbuch-Variante getestet, da dauert ein Kapitel zwischen 8 und 14 Minuten. Die Kapitel haben aber jeweils ein gutes Ende, so dass man an keinem Tag irgendwie gefühlt 'mitten in der Handlung' stehen bleibt, sondern jeweils einen sinnigen Abschluss. Das Buch ist aber auch ein sehr schöner weihnachtlicher Geschenktipp für jeden Klufti-Fan und für alle Fans von Romanen mit Dialekt und Humor.

Ich liebe das Buch. Der Humor ist einfach genau mein Fall, ich musste sehr oft lachen bis mir die Tränen kamen ob der absurden Situationen (ich sage nur 'Doktor Langhammers exzellente Kenntnisse in Sachen Wein' oder 'Schneeballschlacht', falls ihr es schon gelesen habt) .

Es ist einfach ein kurzes, aber sehr schönes und herzerwärmendes Buch mit einem noch herzerwärmenderem Ende. Einfach herrlich.

Bewertung vom 18.10.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


ausgezeichnet

'Stadt des Zorns' ist die Fortsetzung von 'Raum der Angst'. Es ist nicht absolut notwendig den Vorgänger gelesen zu haben, aber an einigen Stellen empfiehlt es sich dann doch, um alle Hintergründe wirklich zu verstehen. Denn die Ereignisse um Hannah, Kommissar Kappler, Janus und Janus Vater wirken sich auf die Geschehnisse in Stadt des Zorns deutlich aus.

Statt eines irgendwo im Nichts gebauten tödlichen Escape Rooms nimmt Janus dieses Mal eine ganze Stadt in Geiselhaft. Mittendrin Hannah, Überlebende des letzten Escape Rooms von Janus. Wird sie es wieder schaffen, dem vermeintlichen Genie zu entkommen?

Marc Meller legt hier in allen Hinsichten einen drauf. Chaos in Köln, krasse Actionszenen, wieder perfide ausgedachte Fallen mit tödlichen Konsequenzen und ein Herzschlag-Finale.

Bei dieser kommt keine Langeweile auf. Ein klitzekleiner Meckerpunkt ist, dass die Rätsel dieses mal meiner Meinung nach etwas vorhersehbar in der Lösung waren. Das mindert aber die Qualität der Geschichte als Ganzem nur unwesentlich.

Trotzdem definitiv verdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 26.09.2021
Die Rückkehr der Zwerge 1 / Die Zwerge Bd.6
Heitz, Markus

Die Rückkehr der Zwerge 1 / Die Zwerge Bd.6


ausgezeichnet

Mit 'Die Rückkehr der Zwerge' hat Markus Heitz einen tollen Auftakt für die neue Buchreihe geschaffen.

Wer noch keine Bücher von Heitz gelesen hat, hat trotzdem nichts verpasst. Man kann problemlos mit diesem Buch in Heitz' Universum eintauchen ohne Wissenslücken zu haben.

Der Zwerg Goimron entdeckt ein geheimnisvolles Tagebuch, es entpuppt sich als das Tagebuch des legendären Zwergs Tungdil Goldhand. Schnell ist ihm klar: dieses Buch trägt die Macht in sich die Zwergenstämme zu einen und das Geborgene Land für die Zwerge zurück zu gewinnen.

Der Roman ist wieder typisch Heitz. Spannend, eine vielfältige Welt mit vielen Völkern und einer guten Storylinie. Die 'alten' Geschichten rund um Tungdil Goldhand bereichern die Geschichte wirklich. Das Ende ist ein klassischer Cliffhanger, aber das Lesen lohnt sich wirklich für jeden Fantasyfan.

Bewertung vom 03.08.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover ist ziemlich prägnant und ein ziemlicher Eyecatcher. Aber was steckt hinter dem Buchdeckel?

Ein echtes Historien-Highlight!

Hier haben wir einen historischen Krimi, mit dem quasi jeder glücklich werden kann. Es ist alles geboten. Liebe, Spannung, Humor, Melancholie... in Wien ist alles möglich!

Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt kommt von Graz in die Großstadt und wird direkt aufs Abstellgleis geschoben. Statt großer Kriminalfälle darf er einen gescheiterten Leichenraub untersuchen. Dort lernt er den schrulligen, aber sehr gebildeten Totengräber Augustin Rothmayer kennen.

Es entspinnen sich Geschehnisse, die keiner von beiden vorhergesehen hat.

Mir hat die Geschichte mit dem spannenden Plot und dem, von mir so unerwartetem Ende richtig gut gefallen. Es gibt keine Längen, alle Hauptcharaktere sind toll herausgearbeitet, haben authentische Ecken und Kanten. In der Hörbuchfassung ist der Wienerische Dialekt (über dessen Authentizität ich nicht urteilen möchte) ein Ohrenschmaus.

Dass Oliver Pötzsch tolle historische Krimis schreibt, war mir seit dem ersten Henkerstochter-Roman klar. Aber 'Das Buch des Totengräbers' setzt noch mal einen oben drauf.

Wer historische Romane mag: lest dieses Buch!

Bewertung vom 20.05.2021
Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2
Graze, Linda

Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2


sehr gut

Der hippe Großstädter Justin Schmälzle wohnt jetzt in der Provinz. Seine Ehefrau hat ein tolles Jobangebot bekommen, also muss der Herr Kommissar mit nach Bad Wildbad.

Im beschaulichen Kurstädtchen kämpft er sich als Veganer durch reichhaltige Schwarzwälder Speisekarten, weil im örtlichen Polizeiposten gerade Totenstille herrscht.

Da ist die Schußverletzung im Fuß eines Notars schon ein wahres Highlight und als dann auch noch eine Moorleiche auftaucht, gehts ausnahmsweise richtig rund in Bad Wildbad.

Was mir besonders gut gefallen hat, war der toll geschriebene Dialekt, die gut eingestreuten Gags und das authentische Provinzfeeling (die Reinigungskraft der Polizei kennt gefühlt jeden einzelnen Einwohner der Region inlusive Stammbaum, Lebenslauf und allen Geheimnissen der Person). Auch die Rückblenden in die Vergangheit haben ein tolles Flair aufkommen lassen.

Im zweiten Teil hat sich die Handlung leider ein wenig gezogen.

Aber insgesamt ist das Buch ein ganz toller Wohlfühlkrimi, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 02.05.2021
Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15
Bergmann, Renate

Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15


sehr gut

Bei den Renate Bergmann-Romanen weiß man einfach, was man bekommt:
leichte Lektüre, die aus dem Alltag einer ewig 82-jährigen, die die Welt ausihrer Sicht mit Anekdoten aus der guten alten Zeit und einer spitzen Zunge kommentiert.

Wer ohnehin schon ein Fan ist, so wie ich, der macht auch hier nix falsch. Allerdings muss ich als Fan den aktuellen Band auch ein bisschen kritisieren. Für mich ist 'Fertig ist die Laube' einer der schwächeren Renate Bergmann-Romane.

Die Story mit Gunters verwilderter Schrebergartenparzelle ist schon witzig, aber ein bisschen was fehlt einfach. Weder gibt es unerwartete Wendungen, noch lebt das Buch im Übermaß von den sonst so treffend beschriebenen, aber schrulligen Charakteren, die so viele andere Renate Bergmann-Romane ausmachen. Einzig die Alt-68erin Elisabeth bringt da etwas liebenswerte Verschrobenheit in die Geschichte.

Insgesamt ist es trotzdem leichte Lektüre, die wie immer mit der spitzen Zunge von Frau Bergmann gut unterhält, aber ein bisschen mehr 'Pepp' (wie Frau Bergmann wohl sagen würde) hätte dem Buch nicht geschadet.

Wer die Reihe noch nicht kennt, mit einem anderen Buch der Reihe (wie z.B. Ans Vorzelt kommen Geranien dran) zu beginnen.

Bewertung vom 05.04.2021
Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8
Etzold, Veit

Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8


sehr gut

Eine Trauung in der Sixtinischen Kapelle, eine Braut die blutüberströmt zu Boden sinkt, ein Brautvater der überzeugt ist, dass der Satan seiner Familie schaden will.

Klingt fast schon ein bisschen nach Dan Brown. Nur ermittelt hier kein Robert Langdon sondern Clara Vidalis, Ermittlerin beim Berliner LKA, derzeit beurlaubt nachdem der Fall des Blutgotts (der vorherige Band der Reihe) eine unerwartete Wendung nahm.

Clara Vidalis wollte eigentlich mit ihrer Freundin bei einem Städetrip nach Florenz den Kopf freikriegen, doch ihr Ruf eilt ihr vorraus und so wird sie im Fall der toten Braut um Hilfe gebeten.

Ich fand den Thriller spannend und war gespannt, welche Erklärung für den martialischen Tod der Braut geliefert wird. Ich persönlich mag es nicht, wenn solche Erklärungen unglaubwürdig sind. Die hier gelieferte Erklärung war tatsächlch relativ gut, doch das ist ja nur der Anfang dieses Falls, es ereignen sich noch ganz andere Dinge.

Es gibt noch einen Seitenstrang der Handlung, der in Constanza in Rumänien spielt, der hätte m.M. gern etwas ausführlicher sein können.

Insgesamt ist es aber ein packender und glaubwürdiger Thriller ohne Längen. Das Ende war etwas anders als ich es erwartet hätte, aber spätestens seit 'Blutgott' ist ja klar, dass Veit Etzold keine Neigung zu 08/15-Enden seiner Geschichten hat.

Ich werde defintiv auch den nächsten Band der Clara Vidalis-Reihe lesen.

Bewertung vom 16.12.2020
Sterbewohl (eBook, ePUB)
Monti, Olivia

Sterbewohl (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich lese gern Dystopien. Was mich aber manchmal stört: der aktuelle Trend wirklich jeden Roman mit hauptsächlich Teenagern oder Jungerwachsenen als Protagonisten zu bestücken. Mit Sterbewohl gibt es endlich wieder eine packende Dystopie ohne junge Protagonisten.

Die vier Freunde Nadja, Anna, Max und Fred sind vor Kurzem 65 geworden. In ihrem Deutscchland der Zukunft ist alles gnadenlos auf Marktwirtschaft und Effizienz getrimmt und so ist Nadja froh, endlich pensioniert zu sein. Sie will mit ihren Freunden eine Alters-WG gründen und viel reisen.

Doch da flattert ihr und ihren Freunden ein Brief ins Haus. Sie sind eingeladen an einem Sterbeseminar teilzunehmen. Das Seminar soll ihnen die Vorzüge des Medikaments 'Sterbewohl' erläutern, einer Pille die schnell und schmerzlos den Tod bringt und so die Menschen vor Vereinsamung, Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit im Alter schützt. Das Seminar ist Pflicht, die Einnahme freiwillig.

Mit einem unguten Gefühl fahren die vier Freunde in dass Luxushotel an der Nordsee, denn sie kennen niemanden, der von dort jemals zurückkam.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, ich würde ihn aber eher als Dystopie mit Thrillerelementen sehen, nicht als Kriminalroman, wie auf dem Cover angegeben.

Das Cover passt mit dem Design einer Tablettenschachtel hervorragend zum Thema.

Die vier Protagonisten haben ein bisschen was von einer Rentner-Variante von TKKG, was manchmal zu humoresken Situationen führt. Trotzdem sind diese Lichtblicke wohldosiert und es fehlt nicht an Spannung und Thrill. Einige Szenen sind sogar regelrecht grausam, fügen sich aber logisch und konsequent in die Handlung ein.

Besonders gelungen finde ich, dass die Geschichte wirklich sinnvoll auserzählt ist auf nur 220 Seiten und man nicht das Gefühl hat, die Geschichte wäre zu kurz.

Über das reine Lesevergnügen hinaus ist es ein Buch zum Nachdenken, darüber wie man selbst alt werden möchte, wie man für sich ein gutes und lebenswertes Leben definiert und ob die eigene Defintion wirklich eine Berechtigung hat, allgemeingültig zu sein.