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Änna
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Braunschweig

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 20.10.2021
Generation Z
Vapaux, Valentina

Generation Z


sehr gut

Generation Widerspruch

„Generation Z“ beschreibt aus der Sicht der Autorin und Influencerin Valentina Vapaux. Offen und reflektiert geht sie an den Generationenkonflikt heran. Dabei analysiert sie eigene Erfahrungen und stellt diese veranschaulichend in den Mittelpunkt der enthaltenden Kapitel.
Bekannt wurde Valentina Vapaux durch ihren Youtube-Kanal. Sie erhielt ein Praktikum beim FOCUS Magazin und der New York Times. Außerdem war sie eine(r) der Gewinner:innen des LYRIX Bundeswettbewerbs für junge Lyrik. Aktuell betreibt sie einen Podcast mit dem Titel „Pancake Politik“.

Der Autorin entsprechend erfolgt der Einstieg in das Buch über eine lyrische Textabfolge, was im weiteren Verlauf der Seiten wiederholt wird. In diesen Zeilen erinnert sich das lyrische Ich an besondere Momente, an die es mit zumeist melancholisch untermalten Gedanken zurückdenkt.
In den Abschnitten „Internet“, „Influencer:innen“, „Sex und Liebe“, „Politik und Aktivismus“, „Freiheit und Sinnׅ“ holt Valentina Vapaux die Lesenden in ihre Welt, in dem sie ihre persönliche Wahrnehmung zu gegebenen Themen jugendlich ausdrückt und ohne Scheu Details anspricht, die für ihre eigene Generation oftmals maßgeblich und stellvertretend sind.

So beschreibt sie „Menschen unter Wolken“ und meint damit, dass „Gen Z“ in eine Welt der Medien, Smartphones und Cloud-Servern hineingeboren ist. Sie schreibt vom Widerspruch ihrer Generation, dass Transparenz der Medien zu informierten Menschen führt, die aber trotz ODER wegen der Freiheit der Informationen angesichts der Menge an Daten schnell überfordert sein können. Die Orientierung in sogenannten (Informations-)Blasen verstärkt zum Teil die Fokussierung auf bestimmte Phänomene und Rollenbilder. Schönheitsideale und offenkundige sowie auch unterschwellige Sexualisierungen ziehen sich durch eine bunt gemischte Jugendkultur, die darauf aus ist, individuell zu sein, genau wie alle anderen. Was zu einem weiteren Widerspruch führt.

„Wir sind die traurige Generation mit den glücklichen Bildern, die großen Träumer mit den psychischen Problemen. Wir sind die Individualisten, die alle gleich aussehen. Wir sind die gut gebildete und doch oft so naive Generation.“

Ich mochte Valentina Vapauxs Ausführungen. In einem großen Teil habe ich mich wiedererkannt, in vielen anderen Punkten nicht. Ich bewundere das Selbstbewusstsein der Genration Z. Auf der anderen Seite bin ich froh eine Welt ohne Social Media und Co zu kennen. Ich habe die Texte als zum Teil etwas wirr und von widersprüchlichen Emotionen durchzogen wahrgenommen. Was die Aussage des Buches hervorragend unterstreicht. An dieser Stelle würde ich sagen, dass ich mir etwas mehr Struktur für das Buch vorstellen könnte. Aber aus den Konflikten, die sich zwischen den Seiten erkennen ließen, war abzulesen, dass es eben hierbei um etwas anderes geht als um Struktur. Es geht um junge Menschen auf einem Meer aus Unendlichkeit, die sich zurechtfinden wollen. Es geht um eine Generation auf der Suche nach Sinn.

Bewertung vom 22.08.2021
Mutter werden. Mutter sein.

Mutter werden. Mutter sein.


gut

Erfahrungsberichte mit Unterton

Fünfzehn Autorinnen haben für dieses Buch kurze persönliche Geschichten und Erzählungen verfasst, die unten dem Titel „Mutter werden. Mutter sein.“ zusammengefasst sind. Der Untertitel lautet: Autorinnen über die ärgste Sache der Welt.

Herausgeberin Barbara Rieger beginnt mit einem einseitigen Vorwort. Es folgt eine erste Erzählung von ihr über das „Natürlichste der Welt“, in der sie auf den Geburtsvorgang eingeht, das OB, FALLS und WENN anspricht, Vorurteile und „Stolpersteine“ aufzählt, die im gesellschaftlichen Konsens hörbar sind, wenn es um die Themen „Kinder bekommen“, „Mutter werden“, „wer kümmert sich“ und so weiter geht. Sie schreibt in kurzen Sätzen, interessant und hinterfragt kritisch. Jedoch bleibt es eher eine leicht negativ gefärbte Beschreibung, als (beispielsweise) ein Spiel mit Argumenten.

Weitere Texte von den anderen Autorinnen sind jeweils verschieden aufgebaut und angegangen wurden. Gemein ist den meisten, dass eine Unzufriedenheit vorherrscht, die sich mit dem Unverständnis der Allgemeinheit gegenüber der individuellen Mutterrollen auseinandersetzt. Es wird insofern mehr Toleranz und Miteinander gefordert. Wobei ich meine, zwischen vielen Zeilen ein Wehklagen herausgelesen zu haben.

Vorhanden sind Berichte über aktuellere Erfahrungen mit den eigenen Kindern im Corona-Lockdown. So werden zum Beispiel Pubertät und Wechseljahre gegenüber gestellt. Aber auch die skurrile Erfahrung mit der eigenen Mutter, die in diesem Zusammenhang keine klassisch fürsorgliche Rolle einnahm, ist zu finden. Ob MIT oder OHNE Partner, was eine „gute Frau“ ist, wie es sich anfühlen kann, Kinder adoptiert zu haben und auch der Versuch, die kindliche Perspektive einzufangen, sind durch die Worte der Autorinnen, die ihre Gedanken dazu zu Papier brachten, in dem Buch zu finden. Hier fand ich durchaus spannende Blickwinkel, die ich so bisher nicht sah.

Dabei finde ich es wichtig zu erwähnen, dass alle Frauen den Beruf der Schriftstellerin ausüben und aus ebendieser Perspektive zu den Lesenden sprechen.

Für mich ist dieses Buch eher ein Buch von Müttern für Mütter. Gewünscht hätte ich mir ein Buch von Müttern für Frauen, egal, ob bereits Mutter, MIT Kinderwunsch oder unentschlossen. Mir wurde insofern mitgeteilt, welche Vorurteile gesellschaftlich bestehen, welche Zeiteinbussen es geben kann (als Schriftstellerin), jedoch nicht, warum die Mutterschaft gewünscht war, was an ihr überzeugt und überwiegt.

Aus meiner Sicht eine interessante Sammlung, die mich aber leider an vielen Stellen nicht in meinem „Frau sein“ abgeholt hat, um mir die Welt der Mutterschaft als Potenzial näher zu bringen. Das „Mutter werden.“ im Titel hatte in mir diese Annahme getriggert.

Bewertung vom 22.08.2021
Löwenherzen
Neitzel, Gesa

Löwenherzen


ausgezeichnet

„Löwenherzen“ ist das dritte Buch von Rangerin Gesa Neitzel. Die Autorin ist Jahrgang 1987 und in Deutschland geboren. Sie beschloss, sich in Südafrika zur Rangerin ausbilden zu lassen und lernte vor Ort Ranger Frank kennen und lieben.

In ihrem Werk „Löwenherzen“ leitet sie mit einem dramatischen Buschbrand ein, wobei sie das Ende ihres Erlebnisses offen lässt, um es im hinteren Bereich ihres Buches wieder aufzugreifen. Sie unterteilt die Kapitel in drei Oberkapitel: Botswana, Namibia und Sambia, welche sich aus persönlichen Erfahrungen und Erlebnisberichten zusammensetzen. Gesa und Frank waren und sind Wildtieren wie Löwen, Nilpferden, Antilopen, Elefanten und Wasserbüffeln auf der Spur, besuchen heilige Orte dort lebender Ureinwohner oder scheinbar öde Landstreifen wie die Makgadikgadi-Salzebenen in Botswana und das ausschweifende und lebensspendende Okavango-Flussdelta. Außerdem enthalten: kleine persönliche Anekdoten aus romantischen Momenten – Sonnenaufgänge, klare Sternenhimmel ohne Lichtverschmutzung, Lagerfeuermomente und, nicht zu vergessen, besondere Glücksmomente, wie z. B. das Elefantenglück... ;-)
(Achtung, Spoiler!)

Ich habe es sehr geliebt, „Löwenherzen“ zu lesen. Gesa ist mir sympathisch. Ihr Leben ist so anders als meins und das fasziniert mich auf eine unfassbar starke Weise. Ich finde es unheimlich spannend, dass Leben einer Zeitgenossin mitverfolgen und gewissermaßen auch erleben zu können. Die vielen Aspekte über Afrika, Tiere und die einzelnen Länder, welche Gesa und Frank bereisen, im Detail, die ich nicht wusste, schenken mir eine neue Sicht auf die Welt, bereichern meinen Horizont und geben mir ein Gefühl von Sehnsucht. Ich denke, ich werde jedes weitere Buch lesen wollen, das Gesa schreibt. Danke für deinen Mut nach Afrika zu gehen und für deine Liebe, die du durch deine bisherigen Bücher ausdrückst, Gesa.

Nachhaltigkeit, Arten- und Umweltschutz, sowie eine Verständnis für das andere Leben von einheimischen Menschen (z. B. das sehr stark patriarchalisch geprägte Familienleben Einheimischer in Sambia, in welchem Mädchen sehr jung an einen Mann gebunden werden, um ihn Kinder zu schenken; ohne ihn hätte sie kaum Chancen auf Versorgung).

Den Spannungsaufbau des Buches empfand ich ungeschickt platziert. Auf das Buschfeuer zu Beginn wird erst spät wieder eingegangen. Und dann wird der „Konflikt“ recht schnell aufgelöst.
Nichtsdestotrotz haben mir die Einblicke, Kapitel und Anekdoten sehr gefallen und viel gegeben, deswegen ist die Spannungsbogenkritik mehr eine Optimierungsvorschlag für die Zukunft der Autorin als Schriftstellerin, als das es beim Lesen behindern würde.

„Löwenherzen“ hat mein Herz für Afrika geweitet und mir mehr Verständnis geschenkt. Eine klare Empfehlung für Reise-, Tier- oder Umweltliebhaber. Gesa und Frank entscheiden sich im Laufe ihrer Abenteuer übrigens für eine vegane Ernährungsweise, weshalb die Autorin nun auch „Safari Kitchen“ zu ihren Veröffentlichungen zählt.

Bewertung vom 21.03.2021
Die 12 Glücksbringer
Merten, Michaela;Franckh, Pierre

Die 12 Glücksbringer


ausgezeichnet

Glück – Wissenschaftlich, Spirituell, neu gedacht

Mit „Die 12 Glücksbringer“ präsentieren Michaela Merten und Pierre Franckh (Top-Coaches aus dem deutschsprachigen Raum) zwölf Erfolgsautoren, die in ihren persönlichen Schatzkisten gewühlt haben, um den Lesenden ihre Glücksgeheimnisse zu verraten.

Neurobiologe Gerald Hüther beschreibt, warum die Wahrung der eigenen Würde zum Glück dazugehört. Diplom-Psychologin Stephanie Stahl bittet darum, das innere Kind zu heilen und die eigenen Glaubenssätze zu überprüfen, die in der Kindheit bei jedem Menschen entstehen, da diese Glaubenssätze ein Schlüssel zu versteckten Botschaften über uns selbst sind. Schauspielerin und Moderatorin Susan Sideropoulos versprüht positive Energie und ermuntert dazu, die rosarote Brille aufzusetzen, um das Leben auch von seiner schönsten Seite zu betrachten. Julia Engelmann nahm an Poetry Slams im deutschsprachigen Raum teil und veröffentlicht in diesem Buch neben sieben Ideen zum Glück ebenfalls Reime, die u. a. enthalten: „Wenn ich glücklich bin, dann werde ich still“.
Andere Bestseller-Autor*innen wie Laura Malina Seiler, Robert Betz, Thomas Brezina und weitere auf dem Cover genannte Personen, veranschaulichen über Textinhalte, warum es auf eine authentische Haltung ankommt und dass wir durch Vergebung vom „Opfer zum Erschaffer“ werden können. Es geht um innere Werte, die uns Halt geben. Dass nur im Moment, im Hier und Jetzt, das Leben stattfindet. Und das wir niemals vergessen sollten, wie es war, Kind zu sein, denn Kinder machen oft instinktiv richtig, was ihnen gut tut und was sie glücklich macht.

Ob Selbstliebe, Achtsamkeit, Vergebung, Positive Psychologie, das Hier und Jetzt oder Dankbarkeit – „Die 12 Glücksbringer“ enthält viele gute Ideen, die uns helfen können, unseren Blickwinkel zu verändern und einen Shift vom Mangeldenken hin zu Liebe, Vertrauen, Zuversicht und Dankbarkeit zu entwickeln.
Zudem mag ich das Thema der Gestaltung im Inneren. Jedes Kapitel erhält ein eigenes Farbthema, wobei das Farbspektrum ausschließlich warme Farben enthält. Kapitelüberschriften, besonders hervorgehobene Zitate oder Aussagen sind dann in diesem Farbton gefärbt. Der Zeilenabstand ist luftig und die Kapitellängen sind mit Seitenzahlen zwischen ungefähr 10 und höchstens 20 Seiten sehr angenehm gehalten. Ein Kapitel pro Tag vor dem Schlafengehen oder nach dem Aufstehen sind leicht in den Tag zu integrieren.

Das Buch gibt einen kurzen und sehr vielseitigen Einblick in die Themen, die uns auf vielfältige Weise bereichern – insofern wir uns darauf einlassen können. ;-) Spiritualität und Geisteswissenschaften sind die Zukunft, die für Mitgefühl und Miteinander plädieren und die ich mir für unsere Zivilisation wünsche.
Eine klare Empfehlung für alle, die gerne von erfahrenen Lehrer*innen lernen, sich an Weisheiten erinnern oder das Glück finden möchten!

Bewertung vom 16.12.2020
The Great Escape

The Great Escape


gut

„The Great Escape“ enthält Fotografien von der Seefahrt zwischen 1950 – 1970. Julia Dellith ist die Herausgeberin dieses Fotobandes. Geboren und aufgewachsen in Bremerhaven, studierte sie Kunstgeschichte und Geschichte in Hamburg und Paris. Während des Studiums spezialisierte sie sich auf die Fotografie des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von den Fotos ihres Vaters, der zwischen 1953 und 1970 zur See gefahren ist, recherchierte sie über einen Aufruf für das vorliegende Werk. Unter den 5.000 Amateurfotografien der teils ehemaligen Seeleute schafften es ca. 170 Aufnahmen in die Publikation.

Das Buch ist in die folgenden Abschnitte „Nordamerika“, „Südamerika“, „Südostasien“ und „Kreuz- und Passagierfahrten“ unterteilt. Diese enthalten sowohl Schwarz-Weiß-Fotografien als auch erste analoge Farbbilder. Im Anhang befindet sich eine Liste, in welcher zumeist die Seitenzahl des Fotos, der Titel, der Schiffsname, die Jahreszahl und/oder der Ort vermerkt sind.
Des Weiteren sind ein mehrseitiger Text über die Faszination der Seefahrt und die daraus resultierende Fotografie, sowie ein Nachwort von Horst Bredekamp über die „Seefahrt als Sehnsucht“ enthalten. Bredekamp absolvierte nach 1965 den Wehrdienst bei der Marine und fuhr zur See. Dieser Text enthält kurze Anekdoten und ein paar Gedanken des Autors.

Alles in allem eine Fotosammlung, die einiges an Freiheit und Abenteuergeist vermuten lässt. Wenn es auf See auch viel Zeit und Konflikte auf engsten Raum untereinander zu überbrücken galt, so gab es auch die unterschiedlichsten Menschen, Städte und Länder zu bereisen. Ich verstehe diese Faszination durchaus. Aus diesem Grund war es mir ein Genuss durch die teilweise alten, unscharfen und schiefen Stücke zu schweifen und auf Entdeckungstour zu gehen.
Es gibt die Texte auf Englisch und Deutsch. Das Ganze wurde leider gestalterisch nicht ganz durchdacht. Für den Titel hätte ich mir gerne ein Vorwort oder Ähnliches gewünscht. Er wirkt etwas aus dem Nichts dahingestellt. Die Navigation durch das Buch verlief etwas unglücklich. Den Vermerk zu jedem einzelnen Bild hätte ich mir passender unter den Aufnahmen vorstellen können. Den Anhang bemerkte ich erst danach, sodass ich mich manches Mal fragte, wen oder was oder welchen Ort ich den auf dem Bild sehe.
Die Texte liefern jedoch einen Eindruck von der Romantik und den Strapazen der Seefahrt – und sind definitiv ein Hommage an die raue See und das Leben an Bord.

Bewertung vom 23.11.2020
Der Gepäckträger
Rawlings, David

Der Gepäckträger


ausgezeichnet

„Eine Erzählung über die Kunst, unbeschwert zu leben“ – David Rawlings verpackt in diesem Buch auf knapp 170 Seiten drei Einzelschicksale und gibt ihnen durch den Gepäckträger die Möglichkeit ihre jeweilige Situation neu zu bewerten.

Gillian ist dreifache Mutter und es graut ihr vor dem Besuch bei ihrer perfekten Schwester Becky. David ist ein ehrgeiziger Geschäftsmann – er fürchtet den Verlust seines Jobs und seiner Frau. Micheal ist talentiert und erhofft sich ein Sportstipendium, obwohl sein Herz für die Kunst schlägt. Diese drei begegnen sich nicht bewusst, aber sie befinden sich alle auf demselben Flughafen. Es gibt eine Verwechslung und die Koffer werden vertauscht. Außerdem sind die Koffer vollgepackter, als ihre Besitzer glauben. Auf dem Weg, die Sache wieder grade zu biegen, werden Gillian, David und Michael vor ihre persönlichen Herausforderungen gestellt. Ein freundlicher, junger Mann – der Gepäckträger – hilft und hält ihnen den Spiegel vor.

Geschichten haben das Potenzial Wissen und Verständnis zu bringen, ohne dabei persönlich zu werden. Das ist das Wunderbare an diesem Buch. Durch die Situationen von Gillian, David und Michael hat der Lesende die Möglichkeit, seine eigene Situation auf sanfte Weise zu hinterfragen und eigene Herausforderungen in seinem Leben zu erkennen. Das Buch ist einfach geschrieben und die Handlung wird in moderatem Tempo erzählt. Abwechselnd begleitet der Lesende einen der drei Charaktere durch die Erlebnisse des Tages. In Häppchen wird so das Hauptproblem der jeweiligen Person dargestellt, mit dem sie letztendlich konfrontiert wird.

Ich würde sagen, das Buch ist auch für wenig Lesende gut bekömmlich, da es sich fix durchlesen lässt und ganz unkompliziert auch nebenbei geschmökert werden kann. Mich hat es an Werke wie „Das Café am Rande der Welt“ oder „Der Alchimist“ erinnert. Weiterhin positiv anzumerken ist, dass David Rawlings am Ende des Buchs „FRAGEN ZUM WEITERDENKEN“ formuliert hat. Diese beziehen sich auf die Kapitel im Buch und können einzeln oder im Gespräch mit anderen erörtert und interpretiert werden und regen zu spannenden Diskussionen an. Ich bin begeistert und möchte es definitiv Anderen ausleihen, um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Gepäck zu erkennen, um es auszupacken und danach erleichterter zu sein.

Beim Lesen markierte ich mir einigen Zitate, die ich ausschlaggebend für das Buch fand.

SPOILER

Zitate:

Der Gepäckträger seufzte traurig. „Weil es schwer ist, sich um sein Gepäck zu kümmern. Es kostet Kraft und manchmal muss man seinen Stolz hinunterschlucken. Und manche Leute haben sich so daran gewöhnt, dass sie davon überzeugt sind, nicht mehr ohne es leben zu können. Andere sagen, sie brauchen Zeit, um sich darum zu kümmern, aber diese Zeit kommt nie. Der häufigste Grund ist allerdings, dass es einfacher erscheint, das Gepäck weiter mit sich herumzuschleppen, trotz der Last.“

„Ich habe so viel gelesen, gesehen, gehört, gefühlt, erlebt. Ich habe schon mit so vielen Menschen in ihrer Situation gesprochen und sie alle haben eines gemeinsam: Sie klammern sich an die Verbitterung, weil sie glauben, damit die andere Person zu bestrafen. Aber schlussendlich sind sie derjenige, der den Preis bezahlt.“
David ließ den Kopf hängen.

Bewertung vom 23.11.2020
The Modern Break-Up
Chidiac, Daniel

The Modern Break-Up


gut

Amelia und Freundin Zara machen Urlaub in New York und wollen Typen kennenlernen. In einer Bar treffen sie auf Nick und seinen Freund Jordan. Sie kommen ins Gespräch und präsentieren dem Leser damit eine Dating Situation, die der Autor (Daniel Chidiac) von „The Modern Break-Up – Warum Liebe f*cking kompliziert ist“ nicht nur der Unterhaltung wegen geschaffen hat.

In einem Rückblick wird Amelias Situation erklärt. Sie hat eine Trennung hinter sich und leidet noch am Liebeskummer. Nichtsdestotrotz hat sie Freunde und Familie um sich, die ihr Rat und Trost spenden. Ihre Mitbewohnerin Rachel ist mit Paul zusammen. Die beiden führen eine harmonische Beziehung und irgendwie scheint es bei den beiden einfach zu funktionieren. Warum aber scheitern Amelias Beziehungen? Sie hat viel zu geben, dennoch will es mit der Liebe nicht funktionieren. Warum scheinen einige erst interessiert zu sein, wenn sie dann einen Tag später nichts mehr von sich hören lassen?

Dieser und andere Fragen möchte Daniel Chidiac in seinem Roman auf die Schliche kommen. Wechselseitig lässt er Amelia, Nick und andere Charaktere in die Ich-Perspektive switchen und präsentiert so über sie seine Gedanken bezüglich der Dating-Situation unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft. Wer einen typischen Roman mit Wendepunkten, Klimax und Auflösung erwartet, der irrt. Viel mehr befindet sich hinter der Erzählung eine Analyse zum heutigen Umgang miteinander. Insofern versteckt sich hinter diesem Roman eine Art Ratgeber, der es auf verspielte Weise versteht, augenöffnend zu wirken.

Wie ticken Männer? Was wollen Frauen? Wissen Suchende eigentlich was sie wollen? Oder laufen sie eine Idealvorstellung hinterher, ohne zu hinterfragen, was ihnen guttut?
Einige Aspekte aus diesem Buch kenne ich aus meiner Vergangenheit. Vieles davon habe ich ebenfalls auf schmerzvolle Art lernen müssen. Ich glaube, es ist der natürliche Lauf der Dinge und ein Prozess des „Erwachsenwerdens“ erst einmal das zu wollen, was wir bewundern. Und auch wenn (oder gerade weil) das Dating von Heute sich verändert hat, ist es wahrscheinlich für jeden, der bereits eigene Erfahrungen in der Liebe gemacht hat, eine spannende Angelegenheit, die Motive, Wünsche und Ansichten von Männern und Frauen zu verstehen, die natürlich individuell sein können, aber doch ihre ganz eigene Tendenz haben.

Ich denke, der Autor hat sich tiefgreifend damit beschäftigt und ein wundervolles Werk erschaffen, dass einen interessanten Querschnitt vom heutigen Dating veranschaulicht. So manch einer oder eine, wird sich an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen und möglicherweise eine Erkenntnis herausziehen. Natürlich geht das Buch nicht auf alle Menschentypen ein und es behandelt auch eher die Herausforderungen, die auftreten oder entstehen, wenn es bereits zum Dating kommt. Zudem glaube ich, dass Analyse-lastige Texte (die mir zusagen) in diesem Buch als Kritikpunkt aufgenommen werden können, da der Romancharakter dadurch zurücktritt.

„The Modern Break-up“ ist ein gut geschriebenes Buch, mit einem allseits beliebten Thema, das ich gerne jeden ans Herzen legen möchte, der auf der Suche nach Liebe ist.

Bewertung vom 23.11.2020
Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1
Ryan, Anthony

Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1


weniger gut

„Das Lied des Wolfes“ von Anthony Ryan ist der erste Band eines Prequels der zuvor erschienenen „Rabenschatten“-Trilogie. Den Grund für die Wahl des Titels des vorliegenden Romans kann ich nur durch Interpretation erahnen, jedoch ist er mir nach Beendigung keinesfalls klar.

Es kann von Vorteil sein, die vorherigen Bände gelesen zu haben. Es fiel mir zu Beginn des Fantasy Epos schwer mich zurechtzufinden. Sehr viele Charaktere werden benannt oder eingeführt und nur sehr wenig bis gar nicht beschrieben. Glücklicherweise gibt es hinten im Buch ein Personenverzeichnis, indem die meisten genannten Figuren namentlich benannt werden und eine kurze Zuordnung erhalten.

Alleinige Hauptfigur ist Vaelin Al Sorna, Turmherr der Nordlande. Dieser war bereits in einigen großen Schlachten verwickelt und erlangte so Ruhm und Ansehen. In der Vergangenheit erhielt er den Beinamen „Dunkelklinge“, den Vaelin selbst aber nicht gerne hört. „Das Lied es Wolfes“ spielt ungefähr zehn Jahre nach den Ereignissen der Vorbände. Vaelin ist inzwischen „ruhiger“ geworden und kümmert sich Pflichtbewusst um die Belange seines Landes. Einst besaß er spezielle Fähigkeiten, die ihn präzise Dinge erahnen ließen, aber diese verlor er durch nicht genau beschriebene Erlebnisse in den Vorbänden. Vaelin kommt zu Ohren, dass die begnadete Heilerin Sherin, eine Frau, die er einst liebte und die er aus Sicherheitsgründen trügerisch fortschickte, zur Jadeprinzessin gerufen wurde. Die Jadeprinzessin ist jedoch viele Zeitalter alt (trotz allem sieht sie jung aus und verhält sich naiv) und erkrankt niemals. Außerdem sorgt hinter den Ländern der Kaufmannskönige eine stählerne Horde für Furore. Vaelin wittert Gefahr und macht sich gemeinsam mit einer Handvoll Gefährten auf die Reise. Er möchte Sherin in Sicherheit wissen.

Vor dem Lesen des Buches dachte ich, das klingt nach einem spannenden Abenteuer! Die Suche nach der ehemaligen Geliebten, eine Reise über das Meer und vielleicht ein paar sympathische Mitstreiter, die ihre eigenen kleinen und großen Herausforderungen zu meisten haben. Leider entpuppte sich das Ganze in meinen Augen schnell als linear hintereinander geschriebene Abfolge von Handlungen und recht eintönigen Dialogen. Die Reise über das Meer wurde in wenigen Sätzen geschildert und die meiste Zeit geht es während der kompletten Handlung eher darum, wie Vaelin als scheinbarer „Allesüberblicker“ kluge und taktische Dinge äußert.

Nach dem Lesen des Buches war ich leider enttäuscht. Diverse Logiken bezüglich einiger Handlungen bestimmter Figuren wollten sich mir nicht erschließen. Zwischenmenschliche Gefühle wurden höchstens kurz erwähnt. Im Fokus standen Beschreibungen von Actionszenen und Schlachten. Oft las ich, dass Schwerter in andere Körper schnitten. Später kam noch dazu, dass die wahnsinnig gewordenen Feinde beim Kämpfen unheimliche Gesänge anstimmten.

Mein Fazit: Interesse an den Vor- oder Folgebänden habe ich nicht. Mir fehlt es an Charaktertiefe aller Figuren. Gerne würde ich mehr über Motive und Beweggründe einzelner Darsteller erfahren. Rohe Gewalt und Actionszenen catchen mich nur wenig. Eine emotional aufgebaute Stimmung durch eine raffiniert gesponnene Handlung und ausgelebte Gefühle der Charaktere könnten helfen für Spannung und Immersion zu sorgen.

Das Buch beinhaltet drei Karten der Orte, die in „Das Lied es Wolfes“ Beachtung finden. Das Cover zeigt die schöne Illustration eines Kriegers mit Fokus auf eine Waffe. Diese Illustration möchte ich lobend erwähnen, dennoch steht sie in keinem konkreten Zusammenhang zur abgebildeten Geschichte, außer dass es eben Schlachten in dieser gibt.

Magst du ein mittelalterliches Feeling, etwas Fantasy, ausschweifende Kriegsbeschreibungen und den Gut-gegen-Böse-Kampf? Und kannst du auf ausgebaute Figuren verzichten? Muss für dich nicht alles „authentisch“ sein? In dem Fall hast du möglicherweise Freude an dem Buch und wirst es gerne lesen.

Bewertung vom 23.11.2020
Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke
Eich, Eva

Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke


sehr gut

Das neue Buch von Eva Eich „ESCAPE ROOM Adventskalender – Die drei unheimlichen Geschenke“ ist nicht das erste dieser Art der Autorin. Der vorliegende Escape-Krimi ist für Kinder konzipiert und enthält Seiten zum Aufschneiden. Das Buch erscheint in einem handlichen A5-Querformat und beim Darüberstreichen über das Cover sind haptische Elemente spürbar.

Inhaltlich geht es darum die beiden Kinder, Toni und Luka, jeden Tag im Dezember bis zum Heiligen Abend bei ihrer abenteuerlichen Reise zu begleiten. Auf den vorderen Seiten gibt es eine Erklärung, die anhand von Text und Bild-Rätsel-Kombination die Funktionsweise dieses Escape-Krimis veranschaulicht. Beim Weiterblättern werden großflächige und teilweise doppelseitige Bilder aufgeschlagen. Zwischen diesen bebilderten Seiten befinden sich die zu Beginn miteinander verbundenen Seiten zum Aufschneiden. Nach der Seite, welche die Funktion erläutert und dem ersten großen Bild, taucht am rechten Rand ein roter Streifen auf, der einen Hinweistext („Auf ins Abenteuer! Öffne diese Seite.“) enthält.

Die Seiten zum Aufschneiden beinhalten den erzählenden Text, der die Story der beiden Kids vorantreibt. Im Geschriebenen werden Situationen geschildert, welche als Ausgangssituation für die folgenden Rätselfragen dienen. Sobald die Lösung gefunden ist geht es ans Suchen. Jede Lösung ist mit einem kleinen Bild versehen, das einen Ausschnitt von einem der großflächigen Bilder im gesamten Buch außerhalb der aufschneidbaren Seiten zeigt. Ob die Lösung die richtige war kann schnell überprüft werden. Am unteren Rand innerhalb der aufzuschneidenden Seite befindet sich ein Dezembertag („1. Dezember“, „6. Dezember“, „23. Dezember“ und so weiter). Dieser kann auch vor dem Aufschneiden eingesehen werden, falls Unsicherheit bezüglich der Lösung besteht.

Die Rätsel beinhalten einfache Rechenaufgaben, Suchbilder, Sätze von unten / rechts nach oben / links lesen oder so etwas wie gleich Muster erkennen und dürften für Kinder ab ungefähr 8 Jahren lösbar sein. Einige Textpassagen sind etwas länger. Abhängig vom jeweiligen Kind könnte ich mir vorstellen, dass die Hilfe eines Erwachsenen angebracht ist. Aber auch Erwachsene können gemeinem mit dem Kind ihren Spaß an den Aufgaben haben, die einen minimalen Aufwand an Querdenken erfordern.

Der Stil des Buchs ist kindgerecht, aber dennoch leicht düster. Ich mag die Ideen der Autorin sehr gerne. In einfachen Sätzen und Dialogen zwischen Toni und Luka treibt sie die Geschichte voran und lässt die beiden in unterschiedliche Situationen stolpern, sodass sich neue Rätselalternativen auftun. Die Rätsel sind einfach gehalten, aber anspruchsvoll. Mit etwas Aufmerksamkeit ist die Lösung aber nicht fern und im Zweifelsfall kann sie wie oben geschildert überprüft werden. Die Erklärseite finde noch verbesserungswürdig. Die Erläuterung des Rätsel-Prinzips sollte an erster Stelle stehen und der einleitende Text möglicherweise kürzer und prägnanter.

Mein Fazit: Dieser Adventskalender ist meiner Meinung eine großartige Alternative zum Schokoladenkalender. Es schult das Denken und die Fantasie.

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