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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2025
Shusterman, Neal

All Better Now


sehr gut

In «All Better Now» erzählt von einer Pandemie, die Menschen nachhaltig verändert. Sieben Prozent der Bevölkerung sind infiziert. Man steckt sich mit dem Virus (Crown Royale) an, wird krank. Dann folgt ein Augenblick der Klarheit und man stirbt oder lebt weiter. Genesen gehören Gefühle wie Wut, Angst, Scham oder Hass der Vergangenheit an. Es bleibt nur Zufriedenheit, Empathie, Freundlichkeit, Ausgeglichenheit, der volle Genuss und das überwältigende Bedürfnis anderen zu helfen. Damit bedroht der Virus die kapitalistische und sozialistische Wirtschaft. Genesene konsumieren weniger, weil sie die Glücksgefühle nicht mehr brauchen. Das Leben der Gesellschaft ändert sich komplett. Bald herrscht ein Kampf zwischen Genesenen und ihren Gegnern. Das wirft noch andere spannende Fragen auf. Inwieweit wird die Persönlichkeit verändert? Kann man Instinkten mit Willenskraft begegnen? Können Infektionen etwas Gutes bewirken, obwohl ihr historischer Ruf etwas anderes sagt? Kann man der Selbstlosigkeit widerstehen?

Neal Shusterman greift grundlegend drei Szenarien auf: eine Person, die immun gegen das Virus ist, ein Genesener, der hoch ansteckend bleibt und jemand, der nicht infiziert wurde und alles daran setzt, den Virus auszumerzen. Verschiedene Situationen im Laufe der Handlung verdeutlichen, was Crown Royale mit den Menschen macht und regen zum Nachdenken an. Braucht es doch die Schattenseiten des Lebens, um zu bestehen? Ist der Gedanke von uneingeschränkter Selbstaufopferung tröstlich oder erschreckend? Dabei stehen im Vordergrund: Mariel, die ihr Mutter an den Virus verlor, Rón, der sich freiwillig angesteckt hat und Morgan, die durch ihre zweifelhafte Moral ein Imperium übernommen hat. Morgan fand ich besonders interessant. Wenn sie auf Glynis Havilland, einst einflussreich und vermögend, trifft, dann wird der Kontrast besonders deutlich. War Glynis doch einmal wie sie, bevor das Virus ihre Persönlichkeit veränderte. Ihr hat Morgan alles zu verdanken. Eine skurrile Ausgangslage, die das meiste Potential besitzt.

Mit kurzen und prägnanten Sätzen zeichnet Neal Shusterman eine Zukunftsversion, wie ich sie noch nicht kannte. Durch wechselnde Perspektiven bleibt es abwechslungsreich und eine unterschwellige Spannung sorgt dafür, dass man dranbleibt, um zu erfahren, wie es weitergeht. Auch mitten im Kapitel gibt es Wechsel, wodurch eine filmische Erzählweise entsteht. Zwischendurch wurde es mir dennoch zu langatmig, aber das fesselnde Ende hat sich gelohnt und die Schlussszene verspricht eine spannende Fortsetzung.

Bewertung vom 15.10.2025
Killick, Jennifer

Dread Wood. Tödliches Nachsitzen


ausgezeichnet

Der draufgängerische Gus, die Streberin Naira, die aktivistische Hallie und den einzelgängerische Ich-Erzähler Angelo sind der ‹Loser-Club›, dazu verdonnert an einem Samstag vier Stunden nachzusitzen. Was die Kinder für diese Bestrafung angestellt haben, wird später aufgeklärt, aber ihr Betreuer Mr Canton hat vor, die Gruppe wieder zurück auf Kurs zu bringen. Dann passieren beunruhigende Dinge und als Mr Canton vor ihren Augen verschwindet, sind die Kinder auf sich allein gestellt. Wie man auf dem Cover sieht, kommen Spinnen vor. Es ist also kein Spoiler, wenn ich allen, die wirklich Angst vor Spinnen haben, von dem Buch abrate. Mir hat jedoch dieser Satz gut gefallen: »Ich weiß, du hast Angst vor ihnen, aber Spinnen sind genial. Sie helfen der Umwelt und jagen nur, um zu essen. Sie starten keine Rachefeldzüge und sind auch keine kaltblütigen Killer.« Sie sind harmlos, sorgen aber in dieser Story für Nervenkitzel und actionreiche Spannung. Alles mit einem großen Grusel- und Spaßfaktor, aber auch mit einem ernsten Kern, dem Aufgreifen aktueller Themen und einer gelungenen Charakterentwicklung. Jeder der Vier hat seine Geheimnisse, Sorgen und Probleme. Angelo ist überzeugt, er braucht keine Freunde, „weil sie das Leben nur komplizierter machen.“ Der Umgang mit Tieren fällt ihm viel leichter als mit Menschen. Doch die Ereignisse zeigen ihm neue Wege auf und er wächst über sich hinaus, genauso wie die anderen. Sie müssen sich mit ihren Taten auseinandersetzten und deswegen hat mir auch das Ende gut gefallen. Die Dreamwood High setzt sich unter anderem aus einem alten Herrenhaus, einem Wintergarten und Ziergärten zusammen, und bietet eine Behausung für Schweine, Hühner und weitere Tiere. Mitten in einem Gruselwald gelegen ist es die ideale Kulisse für das schaurige Szenario, dass die Kinder erwartet. Jennifer Killick ist damit ein spannender Gruselroman für Kinder ab 12 Jahren gelungen, indem Außenseiter zusammenarbeiten, um zu überleben.

Bewertung vom 15.10.2025
Rundberg, Johan

Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben


ausgezeichnet

«Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben» ist ein spannendes Kinderbuch mit einem winterlichen Setting im schwedischen Stockholm im Jahr 1880. Die düstere Kriminalgeschichte ist für Kinder ab 10 Jahren empfohlen, aber hier wird man selbst als Erwachsener in die unheimliche Atmosphäre hineingezogen und kann sich auf eine spannende Unterhaltung freuen.
Hauptfigur ist die 12-jährige Mika aus dem Waisenhaus, die durch ihre gute Beobachtungsgabe dem, in einem Mordfall ermittelndem, Kommissar Valdemar Hoff auffällt, der sie zur Rate zieht, was Aufsehen erweckt. Ihre Zusammenarbeit hat mir besonders gefallen und wie umsorgend Mika im Waisenhaus eine wichtige Rolle einnimmt, war berührend. Es sind diese kleinen Lichtblicke, die in dieser Geschichte noch heller strahlen. Auch deshalb ist es keine deprimierende Geschichte, sondern eine kriminell spannende Reise in die Vergangenheit. Kindgerecht, weil keine Details ausgeweitet werden und man Kindern diese Thematik zutrauen darf, wenn sie sich für Krimis interessieren.

Die historische Atmosphäre ist spürbar düster und erzählt authentisch vom harten Leben. Nah an der Realität der damaligen Zeit geht es neben Serienmord auch um Armut, todbringende kalte Nächte und knappe Vorräte. Der klare Schreibstil ist reich an einem erweiterndem Wortschatz. Für geübte Leser und Leserinnen sicher eine machbare Herausforderung, da die dreiunddreißig Kapitel eine angemessen kurze Länge haben und immer wieder zum Weiterlesen motivieren. Die 174 Seiten vergehen wie im Flug und auch das runde Ende (der Mord wird aufgeklärt) macht Lust auf weitere düstere Fälle, zumal ein Geheimnis von Mika noch nicht gelüftet wurde.

Bewertung vom 15.10.2025
Wartke, Bodo

In Barbaras Rhabarberbar wird niemals der Rhabarber rar


ausgezeichnet

Endlich gibts die viralen Zungenbrecher von Bodo Wartke, verpackt in witzige Geschichten mit spaßigen Illustrationen von Alexandra Junge, nun in einem Sammelband zum Nachlesen und jederzeit Mitmachen für alle Altersgruppen. Mit einem QR-Code kann man sich die 25 Zungenbrechergeschichten von Bodo Wartke auch anhören, was das Auswendiglernen und Nachrappen sehr erleichtert. Dafür muss man nicht lange suchen und die Reihenfolge der Kurzvideos entspricht dem Inhaltsverzeichnis des Buches. Als Ergänzung super.

Es macht aber auch einfach Spaß durch das Buch zu blättern und die Geschichten vorzulesen oder selberzulesen. So ist für jeden etwas dabei und vielleicht wird ja die Freude an Reimen und Sprachspielen dadurch erst geweckt. Gerade, wenn man noch nicht so geübt ist. Für Kinder ist es außerdem eine tolle Möglichkeit sprachlichen Rhythmus zu lernen und ihren Wortschatz zu erweitern. Mir hat gefallen, das sich die Reime auch in ihrem Schwierigkeitsgrad unterscheiden. Die schrägen und romantischen Storys sind mindestens genauso abwechslungsreich.

Zusammen mit einem Lesebändchen und einer bunten Farbgestaltung mit einer stabilen Seitenqualität, ist es ein schönes Kinderbuch mit ganz viel Einfallsreichtum und Sprachwitz. Bunt und trotzdem einheitlich strukturiert, abwechslungsreich und ein Spaß für jeden. Besonders empfehlenswert für alle, die sprachliche Herausforderungen mit viel Humor mögen.

Bewertung vom 15.10.2025
Lees, Jordan

Whisperwicks - Die Suche nach den Flüsterflammen


sehr gut

Der elfjährige Benjamiah lebt in einem verschlafenem Dörfchen und ist ein wissbegieriger Leser wissenschaftlicher Bücher, der am liebsten seiner Großmutter im »Es war einmal« Buchladen hilft. Ausgerecht er, für den Magie und Wunder nicht existieren, erlebt ein fantastisches Abenteuer in einer fremden Welt. Glücklicherweise wird er in Winkelwald von dem freundlichen Hansel als Gast aufgenommen und ist von dessen Schicksal um seinen vermissten Sohn berührt. Gemeinsam mit seiner Tochter Elizabella macht sich Benjamiah auf die Suche nach den vier Flüsterflammen, um das Verschwinden ihres Zwillingsbruders Edwin aufzuklären.

Die Parallelwelt Winkelwald ist mysteriös und ganz schön düster - die Atmosphäre unheimlich und melancholisch. Die finstere Mythologie des dunklen Zeitalters fesselt Benjamiah, der in einem Buch darüber liest, um die Welt und die grausame Herrschaft der Witwe zu verstehen. Es gibt riesige Straßenlabyrinthe, die sich nicht kartografisch darstellen lassen. Menschen kehren nicht nach Hause zurück, weil sie sich verlaufen haben. Sich ohne Hilfe zurechtzufinden, ist unmöglich. Mechanische Pferde an Kutschen gespannt, navigieren die Menschen, die es sich leisten können, durch die Stadt, während die Gehängten Männer sich frei bewegen können, um die Einhaltung der Gesetze sicherzustellen. Farben sind kostbar und selten in dieser Welt. Ein interessanter Weltenbau für Fantasyfans, der neue Ideen einbringt und gleichzeitig Fragen aufwirft.

Benjamiah ist selbstlos und mutig, als er Elizabell ein Versprechen gibt und sich in große Gefahren stürzt, während ungewiss ist, ob er jemals wieder nach Hause kommen wird. Doch er gibt die Hoffnung nicht auf, einen Weg aus Winkelwald in seine Welt zu finden, wobei sein Glaube an Logik und Vernunft auf die Probe gestellt wird. Elizabella lässt sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Ihre Verbissenheit, ihr großer Mut und ihre bedingungslose Liebe sind beachtlich und glaubhaft dargestellt. „Edwin war nicht bloß ihr Zwillingsbruder - er war auch ihr bester Freund.“
Es geht außerdem um familiären Zusammenhalt, der auch durch die drohende Scheidung von Benjamiahs Eltern und seine Ängste davor thematisiert wird. Auch Freundschaft, Selbstfindung und Vertrauen verleihen der Geschichte und den Protagonisten mehr Tiefe. Die Dynamik zwischen Benjamiah und Elizabella wandelt sich im Verlauf. Widerwillig nimmt Elizabella Hilfe an, doch die beiden ergänzen und helfen sich. Erwähnenswert sind auch die vereinzelten ganzseitigen Schwarz-Weiß-Illustrationen, die eindrucksvoll die Vielseitigkeit der Suche zeigen, die die Kinder an ganz unterschiedliche Orte führt.

Die Suche ist spannend und flüssig geschrieben und birgt Rätsel, Gefahren und große Herausforderungen, während sie gleichbleibenden Mustern folgt, denen sich die Kinder, mithilfe der magischen Seelenpuppen und einem magischen Gegenstand, allein stellen müssen. Ich hätte mir lediglich gewünscht, dass die Story etwas dichter erzählt wird. Außerdem schwingt immer mal wieder Humor durch - davon hätte ich mir mehr gewünscht.
Es gibt keinen Cliffhanger, was mir gefällt, denn die Handlung ist abgeschlossen, obwohl eine Fortsetzung geplant ist. Und die überraschenden Wendungen hat sich Autor Jordan Lees in seinem Debüt für den emotionalen Schluss aufgespart, die nochmal ein ganz anders Licht auf das Buch werfen, was mir besonders gefallen hat.

Eine abenteuerlich magisches Debüt für Kinder ab 11 Jahren und Erwachsene, die es originell, düster, emotional und spannend mögen. Für mich reicht das Debüt an Cornelia Funke oder Philip Pullman nicht heran, aber es ist eine lesenswerte Fantasygeschichte, die spannend unterhält und mitreißt.

Bewertung vom 08.10.2025
Vonjahr, Anne

Die Phönixkarten für dein Inneres Kind - 44 Archetypenkarten und 192-seitiges farbiges Booklet


sehr gut

Die Idee, Archetypen mit der Schattenarbeit zu verbinden, hat mich direkt angesprochen. Die Inneren Kinder- und Jugendlichen-Archetypen, die in dem mystisch wirkendem Kartendeck festgehalten werden, entführen in eine fantasievolle und geheimnisvolle Welt.

Die Illustrationen sind beeindruckend und erzeugen eine besondere Stimmung und Tiefe. Ich hatte den Eindruck, es werden ganze Geschichten erzählt. Das Kartendeck ist abwechslungsreich, dunkel gehalten und punktet mit Details im Hintergrund und Ausdrucksstärke. Die Karten wurden von Anne Vonjahr gestaltet und sind mit Unterstützung von KI entstanden. Dadurch sind manche Karten nicht ganz rund, was Details oder Schärfe betrifft, aber man merkt, dass die Illustrationen nicht lieblos entworfen wurden - auch wenn manche schöner als andere sind. Die Qualität der Karten und Box ist gut, macht aber keinen hochwertigen Eindruck, was die Haltbarkeit und Stabilität angeht.

Das farbige Booklet enthält eine Übersicht aller Karten und verständlich kurze Erklärungen zu den Archetypen, Heilungsschritten und die Nutzung des Decks. Neben den bekannten Legungen der Tageskarte und der Drei-Karten-Legung, findet man im Booklet die Vier-Elemente-Legung plus der Phönixkarte. Es ist auch für Anfänger leicht mit diesem Set den Einstieg zu finden. Es macht Spaß, mit den Karten zu arbeiten und sich inspirieren zu lassen. Das Booklet gibt tiefgreifende Erklärung zu der Botschaft der gezogenen Karte und den hellen und dunklen Seite des Archetyps. Die Karten haben aber bereits für sich eine besondere Wirkung, auf die man sich - ohne nachzulesen - einlassen kann. Leider muss man die Namen der Karten im Inhaltsverzeichnis suchen, um die Bedeutung zu finden. Hier fehlt mir eine Nummerierung der Karten, die das Suchen erleichtert hätte.

Mein Fazit: An manchen Stellen wirkt das Kartenset in Qualität und Nutzbarkeit nicht ganz rund, aber die mit KI-Unterstützung entstandenen Illustrationen sind eindrucksvoll und inspirierend, während die Botschaften verständlich erklärt werden. Mir gefällt besonders die Mischung aus fantastischen Elementen und der Betrachtung des Inneren Kindes UND des Inneren Jugendlichen.

Bewertung vom 06.10.2025
Herzog, Katharina

Eine Prise Liebe / A Taste of Cornwall Bd.1


sehr gut

Sophie lebt mit ihrer Tochter Riley und neuerdings ihrer Mutter in London und arbeitet als erfolgreiche Restaurantkritikerin. Ein mediales Fiasko befördert sie und ihre Familie nach Port Haven an der Küste von Cornwall, mit dem ambitionierten Projekt, als neue Pubbesitzerin das Smuggler´s Inn in ein Spitzenrestaurant zu verwandeln. Für Sophie ist es nur eine vorübergehende Angelegenheit, um in ihr altes Leben zurückkehren zu können. Dabei hat sie aber nicht mit den eigenwilligen Bewohnern und dem talentierten Koch Lennox gerechnet.

Wie eine Betrügern verrät Sophie nicht alle ihre Absichten. Das führt natürlich zu Komplikationen und unangenehmen Situationen, die mich so richtig mitfühlen lassen haben. Sophies Gedankenwelt lässt den Wandel mitverfolgen, bis sie schließlich mit größeren Herausforderungen und der Heilung ihres inneren Kindes konfrontiert wird, das von Schuldgefühlen zerfressen ist. Sophies Entwicklung und der Verlauf der Liebesgeschichte folgt bekannten (vorhersehbaren) Mustern, aber besticht sehr charmant durch sympathische Figuren, einem Wohlfühlsetting und kulinarischer Magie. Sehr gut fand ich auch einige Erzählabweichungen von der sonst festen Perspektive von Sophie, die zu genau den richtigen Stellen kamen, um Abwechslung und ein bisschen Spannung reinzubringen.

Wenn man etwas gut Geschriebenes zum Abschalten sucht, dann ist das Buch genau richtig für eine Wohlfühlauszeit, weil es Inspiration, Emotionen, Leichtigkeit und Hoffnung schenkt.

Bewertung vom 06.10.2025
Wills, S.J.

Kein Entkommen / Bite Risk Bd.1


sehr gut

„Jemand in unser Stadt ist ein Mörder.“

Actionreicher Auftakt einer spannenden Horror-Buchreihe mit Witz und starken Plotttwists für Gruselfans ab.

Der Anfang ist dystopisch düster und man taucht in diese unheimliche Kleinstadt ein, die einmal im Monat zum Ort des Grauens wird und begleitet den 13-jährigen Ich-Erzähler Sel und seine Freundin Elena und ihren Bruder. Mit etwa 14 Jahren verwandeln sich die Jugendlichen hier bei Vollmond in aggressive Werwölfe. Die Verwandelten werden «die Ripper» genannt.
Außerhalb des Städtchens Tremorglade herrscht Chaos, Gewalt und die ständige Angst vor dem Sterben. Nicht jede Gemeinde ist so vorbildlich organisiert. Was besonders reizvoll ist: in Tremorglade ist die Sperrnacht gleichzeitig Partynacht, weil alle Erwachsenen in Käfigen sitzen. Das bleibt natürlich geheim, denn eigentlich sollen sie zu Hause bleiben.
Als ganz seltsame und gefährliche Vorkommnisse passieren, kommt man selbst in Rätseln, was da vor sich geht und wer dahinter steckt. Mir hat besonders gefallen, dass man an Sels Gedanken und Emotionen teilhat, ohne das es zu viel wird - gerade so, dass man es gut nachvollziehen kann. Er hat mir als Hauptfigur sehr gut gefallen.

Insgesamt ein unterhaltsamer Gruselspaß zum Mitfiebern und Miträtseln, der es durch die einfache Erzählweise leicht macht, dranzubleiben, und gerade für noch unerfahrene Leser und Leserinnen einige Überraschungen bereithält. Erwachsenen könnten den ein oder andere Twist schon vorhersehen - macht aber trotzdem Spaß und neugierig auf die Fortsetzung, obwohl es keinen fiesen Cliffhanger gibt.

Bewertung vom 06.10.2025
Nussbaum, Cordula

Die 1-Minuten-Strategie gegen mentale Erschöpfung


sehr gut

„Veränderungen sind zunächst ein Kraftakt, dann chaotisch und am Ende wunderschön.“

Wie geht man also Veränderungen an, wenn man völlig erschöpft ist und keine Kraft mehr hat, aber spürt, dass es so nicht weitergehen kann? Da ist das Buchversprechen eine verlockende Idee. Nur eine Minute? Das sollte doch zu schaffen sein!

Vorgestellt hab ich mir kurze Tipps oder Atemübungen. Tatsächlich sind die zahlreichen 1-Minuten-Strategien aber lauter Mini-Schritte in die richtige Richtung und Cordula Nussbaum stellt es so geschickt an, dass die eine Minute nur als Startschuss gilt. Viele Übungen kann man in einer Minute ausprobieren - die Hürde ist klein, aber es geht vor allem um den kurzen Moment der Überwindung, den es braucht, um den ersten Schritt zu dieser Veränderungen zu gehen. Das Wissen wird häppchenweise präsentiert. Auch mit Kopfchaos, mentalem Overload und Konzentrationsschwierigkeiten in kleinen Kapitelschritten also machbar.

Ich habe durch die Umsetzung schon nach einigen Tagen einen Unterschied gemerkt. Meine geistige Energie ist zurück, denn ich teile sie mir nun besser ein und schütze sie. Das Workbook zum Herunterladen ist ein hilfreiches Extra, um ins Tun zu kommen, weil man seine Gedanken ohne viel Aufwand reinschreiben kann. Mir reichte das Buch aber aus.

Besonders großen Mehrwert hatte ich dadurch, dass ich die Zusammenhänge jetzt besser nachvollziehen kann, was zu viel und was zu wenig war. Für mich hat sich das Buch gelohnt und um Dranzubleiben, werde ich es noch oft zur Hand nehmen. Hier wäre ein detaillierteres Inhaltsverzeichnis toll gewesen.

Dieser kluge Ratgeber mit den witzigen Illustrationen ist vor allem für die empfehlenswert, die wissen, was ihnen gut tut und mal funktioniert hat, aber gerade so im Stresschaos gefangen sind, dass sie auf ihre Ressourcen nicht zugreifen können. Da setzt das Buch an, lässt alles aufploppen und motiviert ungemein, einfach anzufangen. Wer ein Buch sucht, das in die Tiefe geht oder detaillierte Anleitungen vorgibt, wird hier nicht fündig. Es inspiriert eher dazu, etwas Passendes zum eigenen Naturell zu finden. Es eignet sich auch, um mentale Erschöpfung frühzeitig vorzubeugen. Hilfreiche Denkanstöße mitten im Chaos des modernen Lebens zeigen, wo man ansetzen kann. Klar, hat man alles schon gehört, aber manchmal braucht es eben einen sanften Reminder - gerade wenn man schon im Brainfog steckt. Dann am besten so knackig und schön illustriert wie hier. Bei manchen Übungen hätte ich mir allerdings mehr Input gewünscht.

Bewertung vom 06.10.2025
Jammes, Élisabeth

Fortuna


ausgezeichnet

«Fortuna - Der Geist der Herberge» ist der zauberhafte Auftakt einer Hexencomic-Reihe über Freundschaft und Magie ab 10 Jahren.

Das Cover versprüht bereits mystische Hexenvibes. Zu sehen sind die drei Hexenlehrlinge Fortuna, Belladonna, Mandragora und ihre Meisterin. Fortuna wird in der Wahrsagerei ausgebildet und bereitet sich auf die große Ratsprüfung vor. Doch es quälen sie große Selbstzweifel und sie fühlt sich dem Druck nicht gewachsen. Niemand scheint ihre Unsicherheit ernst zu nehmen. Schließlich trifft sie verzweifelt eine folgenschwere Entscheidung.

Die kleinen magischen Details wie Symbole, tierische Begleiter, Hexenkessel oder Besen verbinden sich in den Illustrationen mit modernen Elementen. Auch die Hintergründe verbreiten zauberhafte Atmosphäre und zeigen sich vielseitig und naturverbunden. Die harmonischen Farben unterstreichen die Handlung und verleihen der Geschichte eine magisches Wohlgefühl, das ich ganz besonders mochte. Später wird es dann auch ein bisschen unheimlich und Spannung baut sich auf, schließlich geht es um einen Geist, der sein Unwesen treibt. Das fesselnde Finale überzeugt mit einem Plotttwist, magischer Action und einer wertvollen Botschaft. Der Zeichenstil erinnert mich an ähnliche Comics wie W.i.t.c.h., und gefällt mir in seiner weichen Struktur und ausdrucksstarken Mimik sehr gut. Jedes der fünf Kapitel plus Epilog hat eine schlicht verzierte Ankündigungsseite. Am Ende werden alle drei Hauptfiguren in einem Steckbrief vorgestellt.
Die verzauberte Herberge war mein kleines Highlight, neben einem Dämon, der mein heimlich Star ist, und lädt zum Gruseln und zum Träumen ein. Begleitet von humorvollen und nachdenklichen Dialogen- und Gedankenblasen der Figuren, taucht man nicht nur in eine magische Welt ein, sondern auch in das Gefühlsleben von Fortuna, Belladonna und Mandragora und erlebt, wie junge Hexen das Abenteuer der Freundschaft und Magie meistern.

Für Kinder ab 10 Jahren ein sanfter Einstieg in Hexencomics mit großem Sucht- und Identifikationspotential. Prädikat wertvoll!