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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Die Handlung spielt in einer nicht allzu fernen Vergangenheit, als Joe Biden noch Präsident der Vereinigten Staaten war. Die Mischung aus Realität und Fiktion ist beängstigend gut gelungen. So werden nicht nur bekannte Namen genannt, sondern auch bestehende Tatsachen berücksichtigt und katastrophal weitergesponnen, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Es herrscht ein Cyber-Krieg und es geht um Fake News, Künstliche Intelligenz, Deepfake und Manipulation. Das Chaos bricht aus und der nationale Notstand erfordert radikale Maßnahme. Das erzwingt eine Rückbesinnung und erfordert die besten Leute, die in einer Taskforce zusammenkommen. Es ist eine Tragödie in drei Akten und beginnt mit der moralischen Diskussion, um den Abschuss einer zivilen Verkehrsmaschine in Deutschland, durch einen Kampfjet, aufgrund einer Terrorwarnung. Ein denkbares Szenario, seit dem Terroranschlägen 2001 in New York. Zu diesem Zeitpunkt herrscht bereits Chaos und so überschlagen sich die Ereignisse. Einen roten Faden gibt es dennoch und damit man den Überblick behält, ist die Liste der wichtigsten Personen, die auf den ersten Seiten zu finden ist, durchaus hilfreich.

Am Ende bleibt ein erschreckendes, aber auch überzeichnetes Szenario, was dazu anreget, sich bewusst mit technologischem Fortschritt auseinanderzusetzten. So mancher bedeutungsschwere Satz oder direkte Hinweis unternimmt den Versuch einer tiefgründigeren Erzählweise und das Vermitteln tieferer Botschaften. Gepaart mit emotionalen und actionreichen Momente ergibt sich ein unterhaltsamer Thriller, der mit unwahrscheinlichen und möglichen Szenarien spielt.


Ich hätte mir noch mehr detaillierte Eindrücke der Menschen gewünscht, denn die Handlung beschränkt sich, mit wenigen Ausnahmen, auf das Militär, die Politik, Polizei und generell die Personen, die noch bereit sind, nicht aufzugeben. Während zu Beginn die Vielfalt überwog, zieht sich zum Ende die Schlinge zu und wenige Protagonisten verbleiben im Mittelpunkt. Dafür ist für Action und Spannung gesorgt, die durch die Perspektivenwechsel noch weiter eingeheizt wird. Beim Lesen fühlte ich mich an einen Katastrophenfilm erinnert - natürlich nach bekanntem Schema mit beliebten Handlungselementen: schnelle und stetige Perspektivenwechsel, mehrere Handlungsstränge, viele handelnde Experten, dazugehörige internationale Fachbegriffe, spannungsgeladene Action, die Heldenreise eines Superintendent und ein klischeehafter Antagonist, den Hollywood nicht hätte besser inszenieren können.

Ein Thriller, der präsent bleibt, Spannung aufbaut und wichtige Themen in den Fokus rückt, aber ein paar Schwächen hat.

Bewertung vom 28.06.2025
Fagan, Deva

Game of Noctis - Spiel um dein Leben


ausgezeichnet

Jedes Jahr findet ein Noctis-Turnier in der Großen Arena statt. Der Wettbewerb um den Schlüssel soll Dantessas Sicherheit gelten und die Geschichte dahinter ehren. Gemeinsam mit vier anderen Spielerinnen und Spielern nimmt Pia an dem Wettkampf teil, um ihren Großvater zu befreien, aber schließlich kämpft sie in der Arena nicht nur für ihre eigenen Ziele oder ihr großartiges Team der Seefüchse, sondern auch um die Unterdrückung zu beenden und die Freude am Spiel zurückzugewinnen.

Ich habe sehr mit Pia mitgefiebert, die versucht, ihren Großvater zu helfen, der auf die Gesindeinseln verbannt wurde. Sie vermisst ihn sehr und möchte dieses Unrecht wieder gut machen. Mit seinen guten Ratschlägen und allem, was er ihr beigebracht hat, ist er stets präsent, obwohl er nicht bei ihr sein kann. Mit Kampfgeist, hartem Training, Zusammenhalt und cleverer Spieltaktik überzeugen die Seefüchse auf ganzer Linie. Besonders Vittoria, die als geheimnisvolle Retterin auftaucht und allmählich Pias Vertrauen gewinnt. Pia träumte schon immer davon, eines Tages am Turnier teilzunehmen. Sie ist davon überzeugt, jeder hat die Chance zu gewinnen, solange man fair spielt. Es geht um das Verdienen von Segna, die Währung im Ort und das Aufsteigen in den Rängen, aber nur selten um die Freude am Spiel. Dadurch wächst die Kluft in der Gesellschaft. Das wird besonders zu Beginn der Geschichte deutlich, als Pia und ihr Großvater um ihr Überleben kämpfen und die Schiedsrichter kein Erbarmen zeigen. Die Entwicklung der Story fand ich sehr gelungen aufgebaut und die Spiele sind absolut spannend und mitreißend. Besonders die Begegnung mit der Todesfee fand ich fesselnd und es gibt unvorhersehbare Wendungen, die den Lesespaß erhöhen. Das Ende hat mir sehr gefallen. Genau die richtige Mischung aus rasanter Action und ehrlichem Gefühl. Sehr empfehlenswert für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und auch für Erwachsene eine sehr gute Unterhaltung.

Bewertung vom 19.06.2025
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Die siebzehnjährigen Elbmädchen Jale und Enna fühlen sich in ihrem Boot auf den Flüssen und am einsamen Ufer der schönen Landschaft der Elbmarsch und des Alten Landes am wohlsten. Sie wuchsen bei ihrer Grußmutter auf, die gefühlskalt und wortkarg scheint, während sie ihre Mutter im Gefängnis besuchten, ohne zu wissen, wie es dazu kam. Als am Tag der Entlassung, auf den die Schwestern so hingefiedert haben, die Mutter nicht auftaucht, Jale verschwindet und ein Unglück auf der Elbe mit Todesfolge geschieht, steht für Enna die Welt Kopf. Wo ist ihre Schwester? Warum hat ihre Mutter gelogen? Warum wurde sie vor achtunddreißig Jahren eingesperrt? Wer ist der Tote? Wie hängt das alles zusammen? Dieser Roman beginnt mit einer Vielzahl von Fragen und erzählt von einer Tragödie mit realen Bezügen, die im Nachwort erläutert werden, deren Familiengeheimnisse schwer wiegen und von 1923 bis 2023 ihre Spuren hinterlassen. Bereits die erste Hälfte des Romans gibt einige Antworten und trotzdem ist die Dichte der ungelösten Rätsel enorm.

Enna erzählt aus der Ich-Perspektive. So ist die Verzweiflung sehr greifbar, mit der sie ihre vermisste Zwillingsschwester sucht. Sie vertraut sich dem gleichaltrigen Luca an, der in den sozialen Medien seine Community mobilisiert und sich als Freund erweist. „Es war besser, hier mit Luca zu sitzen, als allein irgendwo da draußen zu sein.“
Weitere Perspektivenwechsel füllen Hintergründe auf, wie über die Mutter Alea im Gefängnis und ihre Vergangenheit, sowie Jale vor ihrem Verschwinden. Ein Rückblick erzählt von Gunnar 1923, der verhaftet wird, nachdem er Äpfel gestohlen hat. So lässt sich die Spur verfolgen, die jedoch auch falsche Fährten enthält. Polizeiliche Ermittlungen spielen nur nebensächlich eine Rolle und trotzdem ist es spannend zu lesen, wie sich nach und nach die Puzzleteile zusammenfügen und bleibt kontinuierlich wendungsreich und unvorhersehbar. Dabei ist es so bildhaft und nah an den Figuren geschrieben, dass es mir nahe ging, mich gepackt hat und ich gleichzeitig von der Atmosphäre verschlungen wurde. Die Geheimnisse werden wohl dosiert gelüftet und es ist eine dramatische, traurige, erschütternde Geschichte, voller Momente der Hoffnung und des Zusammenhalts, die mich nicht losgelassen hat. Ein literarisches Vergnügen, das ich sehr empfehlen kann.

Bewertung vom 19.06.2025
Piontek, Sia

Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

«Der Wolf im Dunklen Wald» ist der zweite Band der Wendland-Krimi-Reihe um die Ermittlerin Carla Seidel der Kripo Lüneburg, geschrieben von Sia Piontek. Diesmal geht der Blick über die Grenzen des Wendlands hinaus nach Sachsen-Anhalt und Hamburg und es geht um ein einen brutalen Mord bei einer Drückjagd im Dragahner Forst. Die Ermittlungen im Umfeld des Opfers führen Carla und ihren Kollegen Lars in die höheren Kreise der Gesellschaft und es tun sich vielversprechende Spuren auf, die verfolgt werden müssen. Welche der Spuren und Motive zum Täter führen, bleibt wendungsreich und unvorhersehbar. Die Ermittlungen gestalten sich spannend und unterhaltsam, während immer wieder Carls Privatleben in den Mittelpunkt gerückt wird.

Erzählerisch ist man ganz nah an Carla und ihrer Tochter, deren Sichtweise kapitelweise wechselt: Carla Seidel als ehrgeizige Ermittlerin, als Mutter einer Teenagerin und Opfer häuslicher Gewalt mit einem Alkoholsucht. Carlas Tochter Lana, eine sensible 17-jährige mit „energetischen Facetten“, die sich Kontakt zu ihrem Vater wünscht und einen Crush auf einen Jungen hat, dessen Vater in den Fall verwickelt ist. Das sorgt für Zündstoff zwischen den beiden und führt dazu, dass Carla in alte Muster verfällt und ihre Tochter in fallrelevante Details einweiht.

Die Flashbacks von Carlas Trauma sind schockierend und man entwickelt Mitgefühl und Verständnis für diese traumatisierte Frau, die sich ein Kontaktverbot erkämpft hat und nun mit dem Wunsch ihrer Tochter konfrontiert ist, mit der Volljährigkeit wieder Kontakt zum Vater aufzunehmen. Das Unverständnis ihrer Tochter für die Opferrolle der Mutter ist schmerzhaft und komplex. Das reist alte Wunden auf und schürt große Ängste um das Wohlergehen ihrer Tochter. Zwischen all diesen aufreibenden Themen gibt es auch hoffnungsvolle Momente, die von dem Charme des Wendlands und der Altmark geprägt sind. Das ist kein Wohlfühl-Krimi, stattdessen orientieren sich die Ermittlungen an der Realität und sind sorgfältig recherchiert. Was mir schon im ersten Band gefallen hat, sind der angenehm flüssige Schreibstil und die nennenswerten Fakten, die Sia Piontek einstreut: Carla schaut aus dem Fenster und sieht einen Spatz. Dann weist sie darauf hin, dass dieser Vogel auf der roten Liste steht und bringt einen mit wenigen weiteren Sätzen zum Nachdenken. Diese Freude zum Detail verleiht dem Krimi mehr Tiefe. Mir hat es erneut gefallen und ich freue mich auf den dritten Band, dieser gelungenen Krimi-Reihe.

Bewertung vom 11.06.2025
Serle, Rebecca

Als ich dich traf


gut

Die Geschichte von Daphne hat eine übersinnliche Nuance, die mich direkt neugierig gemacht hat. Seit der High School prophezeien ihr geheimnisvolle Zettel den Namen ihres nächsten Dates und die Zeitspanne, die sie ein Paar sein werden. Es ist, als würde ihr das Universum diese Informationen schicken, damit sie sich innerlich auf das Ende vorbereiten kann. Doch das ist nicht ihr einziges Geheimnis. Denn Daphne möchte Leichtigkeit spüren, weil sie durch eine schwere Krankheit eingeschränkt ist und es ihre größte Angst ist, das es jemand bemerkt. Alle Zettel bewahrheiten sich und Daphne vertraut ihnen. Als sie einen Zettel ohne Ablaufdatum erhält, ist sie sich deshalb sicher, dass es diesmal ihre große Liebe ist.

„Es ist schwer, Single zu sein, aber es ist auch etwas, in dem man gut werden kann.“

Der Roman wirft die Fragen auf, wie eine Prophezeiung den Beginn einer Beziehung beeinflusst und es ist interessant, wie Daphne damit (auch rückblickend) umgeht. Erzählt wird in der Gegenwart, wobei es immer wieder Rückblicke in vergangene Beziehungen gibt. Dadurch erfährt man, wie Daphne Hugo kennenlernte, der jetzt ihr bester Freund ist und wie es dazu kam, dass er der einzige ist, der von den Zetteln und Daphnes Erkrankung weiß. Früh hatte ich eine Ahnung, was passieren könnte und war etwas enttäuscht über diese eindeutige Vorhersehbarkeit. Trotzdem hielt der Roman noch einen Twist für mich bereit und ein Ende, das mich teilweise versöhnen konnte. Die Buchidee fand ich super. Daphne war eine charismatische Hauptfigur, deren Entscheidungen ich nachvollziehen konnte und die eine schönen Entwicklung durchlaufen ist. Insgesamt plätscherte diese Liebesgeschichte aber vor sich hin und konnte mich nicht so begeistern, wie «In fünf Jahren» von Rebecca Serle. Obwohl es emotional geschrieben war, konnte mich die Liebesgeschichte mit Jake nicht wirklich berühren. Möglicherweise hätten dem Roman verschiedene Sichtweisen und mehr Handlungsvielfalt gut getan. Ich fand «Als ich dich traf» durchschnittlich und würde es nicht unbedingt empfehlen.

Bewertung vom 11.06.2025
Behm, Martina

Hier draußen


sehr gut

Ingo und seine Frau Lara wohnen noch nicht lange mit den Kindern so abgelegen auf dem Land in Schleswig Holstein. Ingo pendelt nach Hamburg und hat dabei einen Wildunfall. Eine weiße Hirschkuh zu töten, so sagt der Aberglaube, bringt Unglück. Nur noch ein Jahr zu leben, soll man haben. Der angerufene Jäger Uwe und Ingo müssen das Tier schließlich erlösen und hängen da nun gemeinschaftlich mit drin. Das Unglück spricht sich im Dorf herum und stößt Veränderungen an.

Martina Behm schreibt über verschiedene Lebensrealitäten auf dem Land und zeigt ein realistisches Bild, fernab von der Landromantik. Dabei bestätigt sie einige Klischees über Land- und über Stadtmenschen - bei denen man sich auch ertappt fühlen könnte. Landwirtschafts-Dokus, die die Ausnahme zeigen, Schnaps, heftige Gerüche und die Frage, wer den Hof oder das Revier übernehmen soll. Da ist die Bäuerin, die mit ihrem Bauern zusammenbleibt, obwohl sie unglücklich ist. Der Stadtflüchtling, der mehr Zeit in seinem Auto zur Arbeit verbringt, als zu Hause und sich aber eigentlich nach der ländlichen Ruhe sehnt, weswegen er umgezogen ist. Die Öko-WG, die von einem Zusammenleben träumte, um gemeinsam zu wirtschaften und zu leben. Moderne Bauern, die neue Wege gehen und welche, die an Traditionen festhalten. Es geht um Partnerschaft und Liebe: unerwiderte Liebe, entfremdete Liebe, lange Liebe, das Verlieben, Tierliebe und die Männer im Dorf, über die das Unglück hereinbricht.

Der Erzählstil ist flüssig, lässig und schwarzhumorig. Es gab einige Stelle, wo ich wissen wollte, wie es weitergeht, aber besonders der Schreibstil und der Humor hat mich das Buch gern lesen lassen, denn manchmal plätschert die Handlung vor sich hin. An die verschiedenen Figuren, die abwechselnd auftauchen, musste ich mich erst herantasten. Eine Übersicht der Personen hätte ich mir sehr geholfen. Besonders Lara und ihr dreistündiger Kurs bei Jutta, wird mir im Gedächtnis bleiben, ebenso meine Vorstellung von dem Meer aus Küken und Uwe und seine treue Hündin, dessen erster Eindruck nicht nur Lara täuschte. Das Ende hat dann einen guten Bogen geschlagen und mir gefallen. Wenn man Lust auf eine klug geschriebene Dorfgeschichte hat, die das Leben abzeichnet, dann ist dieses Buch eine wunderbare Wahl. Ein beachtliches Debüt.

Bewertung vom 11.06.2025
Hillesheim , Christina

Sag deiner Angst, sie kann gehen!


ausgezeichnet

Autorin Christina Hillesheim rät dazu, das Buch komplett (mehrmals) zu lesen und dann den Inhalt in kleinen Schritten anzuwenden. Am besten mit einem Notizbuch. Im Prinzip kann man sich direkt einen stärkenden Satz raussuchen und umsetzten, aber ich fand es tatsächlich besser, wie empfohlen vorzugehen. Erstmal jeden Satz wirken lassen und sich einen Überblick verschaffen. Ich bin dadurch gut ins Thema gekommen und finde es sehr hilfreich, leicht verständlich und alltagstauglich. Sehr gefallen hat mir dazu das Sketchnote-Poster, das online beim Bonus-Material zu finden ist. Dort gibt es auch noch anderes tolles Zusatzmaterial, das von von der Autorin zusammengestellt wurde.

Die Idee der 33 Sätze gibt eine gute Struktur und die kurzen Kapitel fassen das Wichtigste kurz und knapp zusammen. Zum Nachschlagen ist es ideal, weil es so aufgebaut ist, das man es sich besser merken kann (inkl. Zusammenfassung am Schluss). Dazu teilt Christina Hillesheim ihre persönliche Geschichte, Tipps, Anleitungen, Tools, Impulse und inspirierende Texte, die im Gedächtnis bleiben. Die Sammlung hat ihr selbst sehr geholfen und wurde durch herangetragene Ideen von beispielsweise Ärzten, Psychologen und Psychotherapeuten ergänzt. Dadurch entsteht eine reicher Fundus an Hilfsmitteln, neben dem, was man sowieso schon kennt. Da ist sehr wahrscheinlich für jeden etwas dabei.

Fazit: «Sag deiner Angst, sie kann gehen!» ist eine wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe für verschiedene Angstsituationen und ein treuer Begleiter und Reminder. Mit diesem Ratgeber an der Seite fühlt man sich direkt besser gewappnet und weniger der Angst ausgeliefert. Das allein, kann schon viel bewirken. Besonders die Anwendungsfreundlichkeit hat mich überzeugt und ich würde es allen empfehlen, die mit Ängsten zu kämpfen haben - egal, um welche Ängste es sich handelt.

Bewertung vom 23.05.2025
Sanders, Nicola

Don't Let Her Stay


gut

Die 33-jährige Immobilienmaklerin Joanne lebt etwas abgeschieden mit ihrem Mann Richard und ihrem Baby in einem luxuriösen Haus. Dann zieht überraschend ihre 21-jährige Stieftochter Chloe ein und bietet sich als Babysitterin an. Doch Chloe scheint zwei Seiten zu haben. Als Joanne glaubt, Chloe will ihrem Baby etwas antun, zweifelt sie an ihrem eigenen Verstand, denn Richard glaubt ihr nicht.

Ein gut gemachter Psychothriller, der sich hauptsächlich in den vier Wänden des Hauses abspielt und bei dem man nie genau weiß, was man glauben soll, weil alles aus Joannes Perspektive erzählt wird. Später bekommt die Handlung auch eine Note von Horror, wie ich finde. Beim Lesen hätte ich Joanne manchmal gern geschüttelt, weil sie erkennt, was ihr Fehler war, aber nicht daraus lernt. Sie ist das perfekte Opfer, was mich gefrustet hat. Für erfahrene Thrill-Fans möglicherweise etwas enttäuschend und definitiv kein Buch, das man gelesen haben sollte. Deswegen würde ich es allen empfehlen, die in dieses Genre schnuppern möchten. Lässt sich gut an einem Wochenende lesen, weil es so packend geschrieben ist.

Bewertung vom 21.05.2025
Kullmann, Katja

Stars


sehr gut

„An einem Mittwoch ging es los.“ Ein Pflasterstein fliegt durch die Scheibe und weckt die 48-jährige Carla Mittmann früher als üblich. Das auf dem Bürgersteig mit Kreide geschriebene: „Freiheit für Mittmann!“, gibt ihr Rätsel auf. Der Karton vor der Tür ist voller Dollars und erstmal beängstigend für sie. Ein schräger Einstieg, der neugierig macht. Eins wird schnell klar: Carla steckt fest. Sie langweilt sich in ihrem Job, den sie eigentlich nur vorübergehend machen wollte. Der Steinschlag und der unverhoffte Geldsegen sorgen nicht für Luftsprünge und entfalten nur langsam ihre Wirkung.
Als sie eine Esoterikmesse besucht, setzt sie sich mit ihrer Einstellung zu ihrer Nebentätigkeit unter dem Pseudonym eines astrologischen Beraters namens Comic Charly auseinander „…, was mich an dem Astromumpitz faszinierte: Ich hing daran, weil ich gerade nicht daran glaubte.“ Das macht ihren Weg umso spannender, denn Carla strebt eine Karriere als Astrophilosophin an - aus der Anonymität in die Seriosität, ganz nach ihrem Vorbild Elizabeth Teissier, einer schweizerisch-französische Astrologin.

Der Schreibstil von Katja Kullmann ist Planetenpoesie. Während einer Fahrt mit dem Taxi folgt man den abschweifenden Gedanken von Carla und die Zeit dehnt sich aus. Ich verliere mich manchmal gern in solchen Gedankengängen. Der Roman teilt sich in drei Teile und war weniger aufregend als gehofft, aber greift interessante Themen auf. Den ersten Teil fand ich noch etwas mühselig, denn es passiert nicht viel. Im zweiten Teil zeichnete sich dann ein roter Faden ab und den fand ich unterhaltsam. Carla verändert sich, ihr Leben wandelt sich und man könnte sagen, ihr sind die Sterne gewogen, ganz nach ihrem Motto: „You are the Star - Entdecken Sie die Geschichte ihres Lebens.“

Geprägt ist der Roman von Carlas detailreicher Erzählweise, der zwar wenig wörtliche Rede enthält und damit Lebendigkeit einbüsst, aber mit astrologischem Hintergrundwissen und Redegewandtheit überzeugt.
Katja Kullmann gewährt einen Blick hinter die Kulissen, zeigt eine Frau Anfang Fünfzig, die sich in die Selbstständigkeit wagt und auf „geradezu magische Weise greift nun eines ins andere“. Dazu gibt es immer wieder Denkanstöße zum Schicksal, dem Glauben an das Mystische und berechtigte Zweifel, Gesellschaftskritik und reale Probleme in der Selbstständigkeit.
Dazu fand ich die letze Seite des Romans geradezu genial.

Endlich geht es mal nicht um Liebe, sondern um Selbstverwirklichung und Spiritualität. Für meinen Geschmack hätte dem Roman aber mehr Emotionen, Lebendigkeit und Witz gut getan. Außerdem bleibt eine Frage ungeklärt. Das erscheint mir sehr realistisch, aber für die Geschichte hätte ich mir da eine spannende Wendung gewünscht. Daher vergebe ich dreieinhalb Sterne und empfehle es allen, die ihre Horoskope lesen und an das Schicksal glauben. Vielleicht macht es sogar Mut zur Selbstständigkeit.

Bewertung vom 21.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Eine Dame, die niemand kennt, benimmt sich an Bord eines Flugzeugs rätselhaft und wirkt, als wäre sie hypnotisiert. Sie geht durch die Reihen und sagt den Mitreisenden ungefragt, in welchem Alter sie sterben und durch welche Todesursache. Alle der sechs Passagiere, die im Roman näher betrachtete werden, wird kein langes Leben vorhergesagt. Sie sollen alle in den nächsten Jahren an Krankheiten, Unfällen oder einem Gewaltverbrechen sterben. Eine erschütternde Erfahrung, mit dem jeder von ihnen anderes umgeht. Manchen glauben an Schicksal, manche nicht - trotzdem beeinflusst es jeden von ihnen. Ob eine Pflegekraft, die ihre Pensionierung nicht mehr erleben soll, oder eine Mutter, die ihren Sohn durch einen Unfall verlieren könnte. In der beengten Flugzeugkabine kann man den prophezeiten Lebenserwartungen der Totendame, wie sie später genannt wird, nicht entkommen. Das macht sich beim Lesen durch detaillierte Beschreibungen bemerkbar, aber das Durchhalten lohnt sich, denn dann hatte es mich gepackt und ich konnte der Sogkraft nicht mehr entkommen. Anfangs noch ahnungslos ließ ich mich von der Handlung mitreißen.

Da ist auf einer Seite die Ich-Erzählerin Cherry, die sich kapitelweise mit den sechs Passagieren abwechselt. Ihr geheimnisvoller Plauderton wird immer auskunftsfreudiger. Mit zunehmendem Lesefortschritt, empfand ich ihre Lebensgeschichte nachvollziehbar ergreifend und konnte über ihren trockenen Humor schmunzeln. Durch sie, erfährt man auch einiges über das Leben in Australien. Wie für die Menschen, deren Tod vorhergesagt wurde, der Alltag weitergeht, und was dann eintritt, habe ich mit Neugier verfolgt. Ich habe mit allen Figuren mitgefiebert, und gehofft, dass es gut für sie ausgeht. Dabei kommen immer mehr Fragen und Spekulationen auf, nachdem eingetroffene Vorhersagen beunruhigen. Dabei stellt man sich unweigerlich existenzielle Fragen über das Schicksal, die eigene Sterblichkeit und wie man selbst reagieren würde. Ist es Humbug oder Fügung? Wie die Autorin Liane Moriarty Verknüpfungen herstellt, hat mir gut gefallen. Sie hat eine sympathische Hauptfigur geschaffen, die der Situation kritisch gegenübersteht, sich aber direkt im Zentrum der Frage befindet. Ganz verschiedene Lebensrealitäten zeigen, wie belastend so eine Prophezeiungen für die Menschen und ihre Angehörigen sein kann.

Es ist ein Roman über Liebe und die Abenteuer des Lebens, voller Emotionen, Tragik, einer guten Prise Humor, Spannung und Faszination. Es ist kein Roman für nebenbei und wer aufmerksam liest, wird feststellen, dass keine Fragen offen bleiben. Das Ende hat mir gut gefallen und nicht nur die Botschaft dahinter, wird mir in Erinnerung bleiben. Ich mag es, wenn ich noch länger nach dem Lesen über das Thema nachdenke und Cherry werde ich nicht so schnell vergessen. Eine wunderbare Unterhaltung für Herz und Verstand.