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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
margit
Wohnort: 
Pfarrkirchen

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2018
Kühn hat Ärger / Martin Kühn Bd.2
Weiler, Jan

Kühn hat Ärger / Martin Kühn Bd.2


sehr gut

Kühn - Klappe die Zweite

Nach gut drei Jahren Wartezeit erlöst uns der Erfolgsautor Jan Weiler endlich mit dem zweiten Teil der "Kühn"-Reihe. "Kühn hat Ärger" lautet der Titel dieses Romans. Erschienen im Piper Verlag als schön gebundene Hardcover-Ausgabe und für 20 Euro zu haben.

Kühn hat Ärger - oh ja. Und zwar nicht nur im Berufsleben sondern auch privat. Nachdem er an einem Burnout litt steigt er nun mit dem Fall um den brutal ermordeten Libanesen Amir wieder in die Arbeitswelt ein. Und muss zu seinem Seelenleid in der gehobenen Münchner Gesellschaft ermitteln. Dort fühlt er sich nicht wohl - oder ist neidisch, wie man es auch immer sehen mag. Denn dort erscheint das Leben so lebenswert im Vergleich zu seiner derzeitigen privaten Situation. Es kriselt in seiner Ehe, sein Sohn distanziert sich von ihm, eine Affäre lockt und die Angst vor Prostatakrebs beherrscht seine Gedanken. Aber zurück zum Fall Amir: Der libanesische Kleinkriminelle war nämlich der Freund einer Tochter aus gutem Haus. Zwar wurde er von den Eltern freundlich in der Familie aufgenommen doch ob dieser Schein trügt? Lasst euch überraschen.

Meine Meinung:
Zunächst brauchte ich ein wenig um wieder in Kühn`s Gedankenwelt anzukommen. Doch dann bedachte er mich wieder mit grandiosen Ideen, sicherem Ermittler-Spürsinn und seiner besonderen Art von Humor. In erster Linie geht es im vorliegenden Roman nicht nur um den Fall Amir an sich - gesellschaftskritisch zeigt uns der Autor an Hand vieler Beispiele die Kluft zwischen Reich und Arm, dem Gutmenschen und dem "schlechten" Erdbürger, dem Wohlstand und der Unterschicht.

Jan Weiler hat für mich eine schöne Art zu erzählen, es finden sich einige Längen im Buch und doch liest es sich im Großen und Ganzen recht flüssig. Vielleicht ist die Bandbreite der Themen im Buch zu viel. Ob es um die verseuchte Neubausiedlung geht in der Kühn mit seiner Familie lebt - seine Krankheit - seine beruflichen Konflikte wegen der anstehenden Beförderung - dann natürlich der Fall "Amir" an sich usw. Und doch holt mich Herr Weiler genau damit ab und verschafft mir ein tolles Leseerlebnis.

Bewertung vom 22.02.2018
Böse Schwestern / Ellen Tamm Bd.2
Bley, Mikaela

Böse Schwestern / Ellen Tamm Bd.2


sehr gut

knüpft nahtlos an das "Glücksmädchen" an
Nachdem ich vor einem guten Jahr das "Glücksmädchen" nahezu verschlungen hatte, freute ich mich schon riesig auf den zweiten Teil der "Ellen-Tamm-Reihe". "Böse Schwestern" erschien nun im Februar als Taschenbuch sowie E-Book im Ullstein Verlag. Es handelt sich um den zweiten Psychothriller der schwedischen Autorin Mikaela Bley.
Ich möchte gerne gleich vorwegsagen, dass ich unbedingt empfehle zunächst den ersten Teil "Glücksmädchen" zu lesen da Teil 2 der Reihe aus meiner Sicht nahtlos an der Vorgeschichte ansetzt. Es handelt sich zwar theoretisch um einen in sich abgeschlossenen Kriminalfall - aber: Es geht in beiden Büchern auch sehr viel um Ellen-Tamm`s eigene Geschichte und ich denke dass man viele Dinge besser begreift wenn man damit von Beginn an startet.
Zum Inhalt:
Die Kriminalreporterin Ellen Tamm kehrt im Sommer zurück in Ihre Heimat auf das Gut Ihrer Familie. Dort starb vor vielen Jahren im Kindesalter Ellen`s Zwillingsschwester Elsa. Diese Tragödie hat Ellen nie überwunden und kämpft mit Ängsten, Panik und Depressionen. Doch wie es der Zufall will geschieht natürlich hier ein Mord. Eine junge schwangere Frau wurde erschlagen. Und Ellen lässt dieses Verbrechen nicht kalt und so beginnt Sie mit ihren eigenen Ermittlungen.
Meine Meinung:
Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt und wird aus Sicht von Ellen sowie von zwei weiteren Protagonistinnen - Hannah und Alexandra - erzählt. Zunächst erscheint dies etwas verwirrend aber schon nach kurzer Zeit weiß man wer dieses anderen beiden Frauen sind. Die Kapitel werden jeweils mit dem Datum, der Uhrzeit und der jeweiligen Erzählerin voneinander abgegrenzt. Diese 3 Stränge bauen aufeinander auf, steigern sich in Ihrer Spannung und Intensität und fließen letztendlich zum großen Finale zusammen.
Am intensivsten und bedeutungsvollsten ist natürlich die Erzählung aus Sicht von Ellen. Ich muss dazu sagen, im Teil 1 war mir die Hauptprotagonistin sympathischer und ich konnte mich mehr mit Ihr identifizieren. Dies gelang mir im vorliegenden Buch nicht mehr. Ellen ist geprägt von den schrecklichem Ereignis aus Ihrer Kindheit. Sie hatte nie die Möglichkeit dieses Vorkommnis aufzuarbeiten. Wie schrecklich muss es auch sein die Schwester - noch dazu den Zwilling - zu verlieren. Sie kämpft mit Ihren eigenen Dämonen und schafft es nicht ein geordnetes bzw. zufriedenstellendes Leben zu führen. Auch wenn ich es in Kriminalromanen bzw. Psychothrillern sehr gerne mag, wenn man viel persönliches von den Ermittlern / Reportern erfährt so ist dies bei "Böse Schwestern" in meinen Augen zu sehr ausgeprägt und verschafft teilweise unnötige Längen im Buch. Das ist aber auch der einzige Minuspunkt für diesen Psychothriller. Denn sprachlich und allgemein vom Fall her fasziniert mich die Autorin auch wieder mit Ihrem zweiten Werk.

Bewertung vom 21.02.2018
Quatsch mit Soße / Ziemlich beste Schwestern Bd.1
Welk, Sarah

Quatsch mit Soße / Ziemlich beste Schwestern Bd.1


sehr gut

lustig, wenn auch teilweise überzogen

Mimi und Flo muss man einfach lieb haben - eine 5 und eine 7-jährige machen ein beschauliches Dörfchen unsicher und haben uns die ein oder andere Lausemädchen-Geschichte mitgebracht. In sechs aufeinander aufbauenden und wirklich kurzweiligen Geschichten dürfen wir dabei sein: an einem richtig Langweiligen "Scheiß-Kack-Sonntag" , beim dressieren von "Zirkusmäusen" und noch viel mehr. Zunächst habe ich befürchtet dass mein 8jähriger Junge schon zu alt dafür wäre und er es zu kitschig und mädchenhaft findet aber nein - weit gefehlt: Er hat sich darüber zusammen mit seiner 7-jährigen Schwester kringelig gelacht. So viel sei vorab schon mal verraten.

Ziemlich beste Schwestern - Quatsch mit Soße
Alleine den Titel fand ich schon von Anfang an genial. Was mich ein bisschen zwiespältig hinterlassen hat war die Leseprobe des 1. Kapitel. Ich wusste einerseits genau, dass meine Kinder darauf abfahren würden aber mir bereiteten die vielen Schimpfwörter in Geschichte eins erst mal ein bisschen Kopfzerbrechen. Schlussendlich habe ich mich aber für das Vorlesen entschieden und meine beiden waren kaum zu bremsen - so viel haben sie gelacht. Und ich glaub sie haben die vielen "Scheiße" auch nicht ernst aufgefasst und wissen insgeheim schon was man sagt und was nicht ;-)

Die Bilder sind süß gezeichnet und farbig ansprechend gestaltet und auch die Wörter sind größtenteils wirklich kindgerecht gewählt - egal ob zum Vor- oder Selberlesen. Als Altersempfehlung würde ich das Buch für Kinder in den ersten beiden Grundschuljahre als ideal ansehen. Wir werden gerne mehr lesen von den beiden niedlichen Mädels. Daumen hoch dafür!

Bewertung vom 19.02.2018
Ein mögliches Leben
Köhler, Hannes

Ein mögliches Leben


sehr gut

Unser aller Vergangenheit
Mit "Ein mögliches Leben" nimmt uns der Autor Hannes Köhler mit in die dunkle Vergangenheit von uns Deutschen. Man merkt anhand des fast schon Tatsachenberichtes deutlich, dass er sich für diesen Roman sehr viel Zeit genommen und tief in der Geschichte des 2. Weltkrieges gewühlt hat. Über den Blog des Ullstein Buchverlages, in dem das Buch erschienen ist, habe ich einen Reisebericht von Herrn Köhler bezüglich seiner USA-Reise gefunden. Da mir die Geschichte nach dem Lesen des Buches nicht aus dem Kopf ging konnte ich hier nochmal seine Recherche-Arbeit nachverfolgen und mir auch Fotos und Zeichnungen ansehen.
Zum Inhalt:
Martin erfüllt seinem Großvater, zu dem er bisher keinen großartigen Bezug hatte, einen großen Wunsch und begleitet ihn auf eine Reise in die USA. Franz verbrachte hier die Zeit im Krieg sowie im Anschluss darauf in einem Gefangenenlager. Im hohen Alter will der ehemalige Soldat die Zeit von damals noch einmal aufleben lassen. Scheinbar braucht er dies um mit der düsteren Vergangenheit abzuschließen. Durch viele Tatsachenberichte und Gespräche wird das Damals wieder lebendig und Martin begreift, warum sein Opa so ist wie er eben ist und spürt am eigenen Leib, warum auch die Nachkriegsgeneration noch immer unter den Folgen des Krieges zu leiden hat.
Meine Meinung:
Ich brauchte am Anfang eine gewisse Zeit um in die Geschichte hineinzufinden. Der Autor benutzt einen schon fast außergewöhnlichen Schreibstil. Es sind lange Sätze aus denen sich mir die Bedeutung nicht immer erschließt und die bruchstückhaft erscheinen. Und doch fesselte mich das Buch von der ersten Seite weg. Auch mein Großvater erlebte den Krieg und die Gefangenschaft ähnlich wie der Hauptprotagonist Franz. Leider verstarb mein Opa bereits in meiner Kindheit und von daher konnte ich die Geschichten und seine Erlebnisse bzw. Erfahrungen nie von ihm selbst hören. Irgendwie macht dieses Buch auch meine eigene Familiengeschichte lebendiger und lässt mich tief fühlen.
Was ich auch erwähnen möchte ist durch und durch positive Art und Weise wie es der Autor schafft, die Geschichte, die Landschaften, das Geschehen bildlich darzustellen und somit lebendig zu machen.
Nicht zu vergessen ist, dass es sich bei "Ein mögliches Leben" nicht nur um die Vergangenheit dreht sondern auch um Deutschland im Hier und Jetzt. Dies ist sehr politisch orientiert und zeigt deutlich auf, in welcher Lage wir uns derzeit (wieder) befinden.

Bewertung vom 12.02.2018
Die Königin von Lankwitz
Urlacher, Max

Die Königin von Lankwitz


sehr gut

bittersüßer sarkastischer Humor
"Humor ist wenn man trotzdem lacht" - wie zum Beispiel über diese bitter-süße, böse und zugleich witzige Romanidee zu "Die Königin von Lankwitz" aus der Feder von Max Urlacher. Ein Berliner der mit typischer Berliner Schnauze und viel sarkastischem Einwurf diesen Roman schrieb. Erschienen ist das Buch am 09.02.2018 im Ullstein Verlag und ist als Taschenbuch sowie als E-Book erhältlich.
Bea und Irene - zwei Damen in den 50zigern und gerade frisch aus dem Frauenknast entlassen. Beide hatten bisher Pech mit Männern, Irene hatte Ihren ehemaligen Göttergatten sogar über den Haufen gefahren. Extra. Mit voller Absicht. Vor und zurück. Aus - Ende.
Und somit haben die beiden Ladys jetzt eine 1A-Gründer-Idee für ihre "nach-Knast-Zeit". Denn ein seriöser Arbeitgeber wird Damen Ihres Alters mit 8 Jahren Vollzugs-Erfahrung wohl eher keinen Job mehr geben und zum "Beine-Breit-Machen" ist sich zumindest Irene zu schade. Also ran an den Mann oder eher ans Auto und den Mann darunter begraben. Und somit ab ins "Ich-AG" Leben.
In kurzen, knackigen und vor allen Dingen berlinerischen Sätzen startet der Roman "Die Königin von Lankwitz". Man braucht zunächst etwas bis man (wie ich zumindest als Weißwurstäquator-Bewohnerin zugeben muss) in die Sprache so richtig hineinfindet. Aber was mir von Beginn an gefällt ist dieser derbe und spritzige Humor der hinter jedem Absatz versteckt ist. Schon bald bin ich richtig im Lesefieber und bin wirklich begeistert über die Idee hinter dem vorliegenden Roman. Ich finde die Geschichte ist eine ideale Vorlage für einen tollen Samstags-Abend-Fernseh-Film. Ich hätte da auch schon ein paar Schauspielerinnen im Hinterkopf die göttlich in die Rollen von Irene und Bea schlüpfen könnten.
Doch das Ganze hätte meiner Meinung nach noch tiefgründiger abgehandelt werden können. Aufgrund der verhältnismäßig großen Schriftart verfliegen die eh nur knapp 200 Seiten wie im Fluge. Ein tolles Buch für Zwischendurch - ohne großartigen Anspruch und das Gefühl etwas zu verpassen wenn man aufgrund der Länge tagelang an einer Geschichte hängt.

Bewertung vom 11.02.2018
Frag mich, wie es für mich war
Heppermann, Christine

Frag mich, wie es für mich war


ausgezeichnet

Addies sensibler Wendepunkt
Heute berichte ich über ein ganz besonders Buch: " Frag mich, wie es für mich war" aus der Feder der US-Autorin Christine Heppermann. Während der schnell gelesenen 232 Seiten erzählt die Schriftstellerin komplett aus der Sicht der 15 - jährigen Hauptprotagonistin Addie.
Addie ist 15 Jahre alt, besucht eine katholische Schule, ist der Star der Laufmannschaft und bei allen bliebt. Und sie ist seit Kurzem verliebt in Nick. Schnell werden die beiden intim und was passiert bei:
"1 + 1 + 0 Kondome = hoffentlich nicht 3?" - natürlich, sie wird ungeplant schwanger. Schnell entscheidet sich Addie für einen Schwangerschaftsabbruch, unterstütz durch Ihre Eltern sowie durch ihren liebevollen Freund der zu 100 % hinter Ihr steht.
Doch wie wird dieser Wendepunkt in Addies Leben Ihre weitere Zukunft bestimmen?
Wie in der Einleitung schon erwähnt sind die 232 Seiten sehr schnell gelesen, denn: Das Buch enthält jeweils nur kurze Tagebucheinträge von Addie. Sie teilt mit uns Ihre Gedanken und Gefühle in Dialogen, Poesie, kurzen Statements und kleinen Briefen. Diese sind sprachlich teilweise ungewöhnlich verfasst, man findet aber sehr schnell hinein in Addies Gedankenwelt. Die geschriebenen Ereignisse finden von April bis Oktober statt als Sie 15 Jahre alt ist.
Ich musste nicht mal die Leseprobe zu diesem Buch testen um zu wissen, dass ich die Geschichte für mich persönlich lesen muss. Dies ist bei mir beruflich bedingt. Ich arbeite in einer gynäkologischen Praxis und wir sind mit dem brisanten und sensiblen Thema Abtreibung daher des Öfteren konfrontiert. In die Gedankenwelt meines Gegenübers schauen zu können ist für diese Arbeit für mich wertvoll wie Gold. Es ist eine Entscheidung die jedem schwer fällt. Von der Außenwelt werden diese Frauen oft abgestempelt so nach dem Motto: "Na ja, ein kleiner Eingriff und du kannst dein Leben weiterleben wie zuvor" - das dieser Eingriff jedoch über Tod und Leben entscheidet und weitreichende seelische Folgen für die Frau hat ist vielen Ehemännern, Partner, Freunden etc. nicht bewusst.
Toll, dass die Autorin ein solch sensibles Thema aufgreift und eine sehr gelungene Geschichte daraus gemacht hat. Dieses Buch wird viele Mädchen stärken, die den gleichen Weg wie die Hauptprotagonistin Addie einschlagen.
Zunächst fiel es mir etwas schwer in die Sprache von Addie zu finden. Doch sie gibt mir mit Ihren Worten und Gedanken viel Platz zum Nachdenken und Mitfühlen. Eine Geschichte, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde und mir in vielen Situationen präsent sein wird. Während des Lesens hätte ich mir gewünscht, dass die Zeit vor dem Eingriff intensiver beschrieben wird - über das Für und Wider der Abtreibung ist nichts geschrieben - wie mir dann aber danach kam gab es diese Entscheidungsmöglichkeiten für die Hauptprotagonisten eben nicht - der Entschluss gegen das Kind stand zu 100 % fest. Ganz toll finde ich dass man aus Addies Worten heraus lesen kann wie sehr sie von Ihren Eltern und Nick unterstützt wird. Eine tolle Familie!

Bewertung vom 07.02.2018
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


sehr gut

(Psycho-)Thriller - Wahn oder Wirklichkeit?
Wie kann eine Frau verschwinden die es nie gegeben hat? Diese Frage stellen sich alle auf der Jungfernfahrt des Luxuskreuzfahrtschiffes auf dem Weg durch die norwegischen Fjorde. Denn die Reise-Journalistin Lo Blacklock behauptet steif und fest, dass in einer unbemannten Kabine eine junge hübsche Frau war und Sie in der Nacht mitbekommen hat, dass eine Leiche über Bord geworfen wurde. Doch niemand sonst hat diese Frau zuvor an Bord gesehen und so wird Jo - die in Ihrer Vergangenheit bereits an Depressionen und einer Angsterkrankung litt - als psychisch krank abgestempelt. Unheimliche Dinge geschehen an Bord und nur Jo kann die Wahrheit herausfinden. Wahn oder Wirklichkeit? Das ist hier die Frage aller Fragen.
Ich hatte mich im Vorfeld wirklich sehr auf Ruth Ware`s neuen Thriller gefreut, der bereits als internationaler Bestseller gefeiert wird. Die Inhaltsangabe fand ich mehr als spannend und auch das wunderschön mit Effekt gestaltete Cover zog mich in seinen Bann. Doch jetzt im Nachhinein fand ich es nicht einfach eine Rezension zu schreiben - zu sehr hin und her gerissen war ich einige Tage von dem Gelesenen. Einerseits ein wirklich spannender und fast schon gruseliger Thriller der mich wirklich mitgerissen hat. Die Autorin hat es sprachlich glänzend geschafft, eine düstere Psychothriller-Stimmung herzustellen. Man kann die Angst und Sorgen von Lo fast am eigenen Körper spüren. Und doch ist da etwas was mich von einer hervorragenden Bewertung für dieses Buch abhält. Dafür ist wohl größenteil die Hauptprotagonistin Lo selbst verantwortlich. Denn sie wurde mir das ganze Buch über nicht sympathisch. Sei es durch Ihre Alkoholsucht - denn dadurch versucht sie Ihre Schlaflosigkeit zu bekämpfen oder sei es allgemein Ihr Verhalten in dem "Mordfall" dass ich teilweise äußerst seltsam finde. Zudem sind mir einige Ungereimtheiten aufgefallen oder eher kuriose Zufälle, die zwar für die Handlung notwendig sind aber eher an den Haaren herbei gezogen wirken.
Die Strukturierung des Thrillers finde ich dagegen wieder hervorragend. Mir gefällt die Einteilung sehr gut. Die Sorgen und Ängste von Lo`s Angehörigen und Freunde am Ende der einzelnen Teile - ob als What`s App Nachricht oder Facebook-Diskussion - sorgen bei mir für reichlich Verwirrung und erzeugen eine enorme Spannung auf das kommende Erleben.

Bewertung vom 06.02.2018
Die Herzen der Männer
Butler, Nickolas

Die Herzen der Männer


ausgezeichnet

Interessante Blicke in die Seele der Männer
Bereits die Leseprobe zu "Die Herzen der Männer" hatte mein eigenes Herz im Sturm erobert. Die kleine und zarte Seele Nelson war mir von Anfang an so sympathisch, als wäre er mein eigenes Kind das ich hier vor dem Bösen beschützen müsste. Und so erlitt ich mit Ihm zusammen das unschöne Schicksal in seiner Kindheit. Von den ersten Seiten an stand für mich fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste, so zog mich die Story in Ihren Bann.

NELSON, ein ganz besonderes Kind.
NELSON, der Hauptprotagonist dieser Geschichte der mich auf eine lehrreiche und interessante Reise durch sein Leben mitnimmt, sein Leben als Kind, Sohn, Kriegsveteran und vor allen Dingen als starker Pfadfinder(-leiter).
NELSON - der Junge mit dem Herz am rechten Fleck und mit purer Willensstärke ausgestattet.

"Die Herzen der Männer" ist in 4 Kapitel aufgeteilt, wobei Teil 1 - 3 den Großteil der Geschichte ausmachen. Die Kapitel spielen jeweils zu unterschiedlichen Zeiten: 1962 - 1996 sowie in der nahen Zukunft im Jahr 2019. Diese Jahre spiegeln nicht nur Nelsons Leben - sondern wie ich finde - auch allgemein die Veränderungen in der (amerikanischen?) Welt in diesem Zeitfenster wider.

Am wunderschönsten und intensivsten erlebte ich das Buch im Kapitel eins im Jahr 1962. Zu dieser Zeit ist Nelson ein einsamer und eher trauriger Junge, er leidet unter den Gewaltausbrüchen von seinem Vater und hat keine wahren Freunde. Aber was er besitzt ist ein Kämpferherz und er steht zu sich selbst. Diesen Sommer verbringt er zusammen mit seinem Vater im Pfadfinderlager. Von den anderen Pfadfindern ausgegrenzt hat er hier nur den Leiter des Pfadfinderlagers an seiner Seite. Durch ihn gestärkt setzt er sich gegen das grausame Mobbing und auch gegen die häusliche Gewalt zur Wehr.
Im Kapitel zwei findet ein Sprung in das Jahr 1996 statt. 34 Jahre später geht es primär eher um Nelsons damals einzigen "Freund" Jonathan und wie sich dessen Leben seit 1962 verändert hat. Über Nelson erfahren wir trotzdem sehr viel - ob in Rückblenden oder in den Gesprächen der anderen Protagonisten über Ihn. Er hat eine harte Zeit in der Armee hinter sich und kehrt verletzt und von schlimmen Kriegsbildern beeinflusst nach Hause zurück.
Kapitel drei und auch der kleine vierte Teil führen uns zurück oder eher gesagt in die Zukunft in das gleiche Pfadfinderlager wie viele Jahrzehnte zuvor. Nelson ist nun der Chef dort und man erlebt wahrhaftig, was sich in den letzten Jahren alles in der Welt verändert hat. Sexismus, Elektronik, Drogen spielen im Vergleich zu damals ein stärkere Rolle - was gleich geblieben ist scheint das Rollenbild innerhalb der Familie zu sein. Es sind auf eine wunderschöne Art und Weise Vergleiche aufgestellt und in die Geschichte eingewebt, die das Damals vom Heute bildlich deutlich unterscheiden.

Bewertung vom 16.01.2018
Die Vergessenen
Sandberg, Ellen

Die Vergessenen


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlicher Roman, der mich tief betroffen hinterlässt
Mit "Die Vergessenen" ist der Autorin mit dem Pseudonym "Ellen Sandberg" ein grandioser Geschichts-Roman gelungen, der mich tief betroffen und erschüttert hinterlässt und mir wieder einmal vor Augen führt, dass Deutschland eine grauenhafte Vergangenheit hinter sich hat, die sich bitte so niemals auch nur annähernd wiederholen darf.
Strang eins spielt heute. Manolis - der Mann für die besonderen Fälle - einerseits ein kühler und undurchschaubarer Mensch, andererseits ein freundlicher und großzügiger Mann, der eine traurige Vergangenheit in seinem Herzen trägt. Durch seinen aktuellen Auftrag versucht er an die Akten einer alten Dame zu gelangen. Da diese ausgerechnet jetzt mit einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt, muss er versuchen durch Ihre Nichte Vera mehr herauszufinden.
Vera - die liebenswerte Nichte - kommt durch die Erkrankung Ihrer Tante Kathrin einem Familiengeheimnis auf die Spur. Da Sie Journalistin ist lassen Sie die Gedanken daran nicht kalt und sie ermittelt in der Geschichte und stößt dabei auf Unglaubliches. Die Suche nach Beweisen wird überschattet von Verfolgern, die dies nicht zulassen wollen. In welchen Verbrechensstrudel ist Vera hier geraten?
Strang zwei wird erzählt von Kathrin. Nach Ihrem Schlaganfall im Koma liegend erlebt sie die Kriegsjahre noch einmal Revue passierend. Sie arbeitete damals als frisch ausgelernte Krankenschwester in einer Heil- und Pflegeanstalt auf der Kinderstation bei behinderten und schwer kranken Kindern. Schon bald merkt sie, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und stellt eigene Ermittlungen an. Zu Ihrem Entsetzen herrschen hier wirkliche grausame Zustände. Da Sie nicht helfend eingreifen kann, dokumentiert sie zumindest die Taten um nach Kriegsende für Gerechtigkeit zu sorgen.
Einerseits handelt es sich bei vorliegender Geschichte um erfundene Begebenheiten. Die hier handelnden Personen hat es so nicht gegeben. Und doch ist der geschichtliche Hintergrund nichts als die reine Wahrheit.
Und genau aus diesem Grund macht mich das gelesene so unglaublich wütend und traurig. Die Autorin hat diesen historischen Hintergrund unglaublich gut in einen aktuellen Krimi verpackt. Ich bin begeistert von der Art und Weise, wie Sie uns teilnehmen lässt an der Geschichte. Der Schreibstil ist fesselnd und trägt mich in einer rasenden Geschwindigkeit durch das 500 Seiten dicke Buch.

Bewertung vom 16.01.2018
Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3
Geschke, Linus

Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3


ausgezeichnet

Deutscher 1A-Krimi - unterhält mich Bestens
Im Anhang zu "Das Lied der toten Mädchen" bedankt sich der Autor bei seinen Lesern, ihm das Wertvollste zu geben was man haben kann - ZEIT. Ich kann diesen Dank nur zurückgeben und mich für grandiose Lesestunden bedanken, die mir Linus Geschke mit dieser TOP-Geschichte geschenkt hat. Denn mit diesem Jan-Römer-Krimi liefert er mir alles was für mich zu Bester Leseunterhaltung dazugehört: Spannung bis zur letzten Seite, charakterstarke Hauptprotagonisten, dramatische Verbrechen sowie seelische Abgründe.
Inhalt: Im Herbst 1997 wird auf dem Wilzenberg eine junge Frau tot aufgefunden. Ermordet mit einem gezielten Messerstich, in den Tod getragen durch die Spieluhr mit der Melodie "Hush Little Baby".
2017: Jan Römer ist ein Kriminalreporter, der sich um ungelöste Todesfälle kümmert. So auch um den bis dato unerklärlichen "Wilzenberg-Todesfall". Ihm zur Seite stehen seine Kollegin Stefanie Schneider - von allen nur "Mütze" genannt sowie Kumpel Arslan - als Ex-Boxer der Mann für`s "Grobe".
Jan und Mütze beginnen zunächst im näheren Umfeld der Toten zu ermitteln und entdecken dort schnell Ungereimtheiten und seltsame Dinge. Und während der anlaufenden Ermittlungen findet ein zweiter Todesfall statt - der eindeutig zu "damals" gehört.
Viele Fragen tun sich auf, viele Verdächtige rücken ins das Visier der Ermittler. Dies alles garantiert Spannung bis zur letzten Minute!
Meine Meinung: Ein genialer Krimi, der mich bis zuletzt immer wieder im Dunkeln tappen lies. Viele Verdächtige, viele Wendungen und immer die "Gefahr im Rücken". Der Hauptprotagonist Jan Römer löst zusammen mit seiner Kollegin "Mütze" den Fall brilliant. Obwohl Jan derzeit seelische Konflikte ausstehen muss, denn seine Ex-Frau ist nicht gut auf ihn zu sprechen, er fühlt sich einsam und dann soll auch noch sein geliebter Sohn mit der Mutter zum neuen Lebensgefährten 100erte Kilometer weit weg ziehen. Doch vielleicht hilft ihm auch genau dies im Job 100% zu geben und so kniet er sich tief in den Fall hinein.
Auch die Hintergründe zu dieser Geschichte - die ich jetzt jedoch aus taktischen Gründen nicht erwähnen will - sind faszinierend und top recherchiert.
Fazit: Ich bedanke mich ganz herzlich, dass ich dieses Krimi als E-Book vorablesen durfte und vergebe 5 hoch verdiente Sterne.