J. T. Geissingers Pen Pal ist ein Roman, der sich nur schwer in ein bestimmtes Genre einordnen lässt — und genau das wird für viele Leserinnen und Leser sowohl Stärke als auch Schwäche sein. Das Buch spielt mit Elementen aus Dark Romance, Erotik, Mystery, Spirituellem, Thriller sowie einem Hauch psychologischer Spannung. Grundsätzlich sind diese Mischungen nichts Ungewöhnliches, aber in diesem Werk wirken sie stellenweise so stark miteinander verflochten, dass das Ergebnis eher chaotisch als kunstvoll ineinandergreifend erscheint. Ich gehöre eigentlich zu den Menschen, die solche Grenzgänge zwischen Genres lieben, doch bei diesem Buch bin ich mehrfach hängen geblieben — und nicht immer im positiven Sinne.
Bevor ich jedoch in Detailkritik gehe, möchte ich eines sagen: Meine Oma pflegte immer zu sagen: „Wenn du nichts Gutes zu sagen hast, sage lieber gar nichts.“ Ganz so streng halte ich mich natürlich nicht daran, aber es ist mir wichtig zu betonen, dass jedes Buch, auch dieses, eine Zielgruppe finden kann und wird. Und Pen Pal hat zweifellos Qualitäten, die man nicht leugnen kann — unter anderem intensive Emotionen, starke Erotik und eine düstere Grundstimmung, die sich wie ein feiner Nebel über die gesamte Handlung legt. Dennoch habe ich beim Lesen einige Schwierigkeiten gehabt, die ich im Folgenden genauer erläutern möchte.
Handlung und Grundidee
Der Roman beginnt mit einem harten emotionalen Schlag: Kayla, die Protagonistin, muss ihren verstorbenen Mann zu Grabe tragen. Diese Anfangssituation gibt dem Buch sofort eine melancholische, tragische Note. Kurz darauf erhält sie einen geheimnisvollen Brief von einer unbekannten Person — ein Konzept, das viel Potenzial für Spannung und tiefe emotionale Verwicklungen bietet. Schon an dieser Stelle zeigt sich Geissingers Talent, Atmosphäre zu erzeugen und Fragen aufzuwerfen, die den Leser neugierig machen.
Im Verlauf der Handlung begegnet Kayla Aidan, einem Dachdecker Aiden, der auf den ersten Blick wie das genaue Gegenteil ihres verstorbenen Mannes wirkt. Zwischen ihnen entwickelt sich eine leidenschaftliche, teils raue, teils zärtliche Beziehung, die den Kern der erotischen Elemente des Buches bildet. Diese Szenen sind sehr gut geschrieben: intensiv, deutlich, bildhaft — aber auch so explizit und zum Teil gewaltvoll, dass eine eindeutige Triggerwarnung im Buch mehr als angebracht ist.
Die Beziehung zwischen Kayla und Aidan macht für viele Lesende den Reiz aus, und dennoch bleibt der Roman nicht auf diesem Pfad. Der verstorbene Ehemann bleibt weiterhin präsent — auf eine Weise, die ich hier nicht spoilernd ausführen möchte, die aber eine zentrale Rolle für den späteren Plot spielt. Außerdem erhält die Geschichte eine starke spirituelle und teilweise übernatürlich wirkende Wendung, die an bestimmte bekannte Filme erinnert, die ich ebenfalls aus Spoilergründen nicht nenne. Diese Entwicklung kann man mögen oder ablehnen, aber sie kommt überraschend und verändert das gesamte Gefühl der Geschichte.
Atmosphäre und Genre-Mischung
Die Komponenten — Dark Romance, Erotik, Thriller, Spirituelles, Mystery, Übernatürliches — stehen nicht nebeneinander, sondern werden teilweise abrupt ineinander geschoben. Das führt dazu, dass man beim Lesen manchmal das Gefühl hat, ein Buch zu erleben, das sich nicht entscheiden kann, was es sein möchte. Das kann reizvoll sein, aber ebenso überfordernd. Die mystischen und spirituellen Elemente nehmen gegen Ende stark zu, sodass man fast das Gefühl bekommt, zwei unterschiedliche Bücher in einem zu lesen.
Fazit
Pen Pal ist ein Roman, der polarisieren wird. Wer dunkle Erotik, Gewalt, spirituelle Themen, leidenschaftliche Beziehungen und mystische Wendungen mag, wird hier definitiv fündig. Wer hingegen ein logisch durchgängig erzähltes Buch oder eine klare Trennung der Genres erwartet, wird eher enttäuscht. Die sehr expliziten Szenen, der hohe Gewaltanteil und die spirituellen Aspekte machen das Buch zu einem Werk, das man nur einer bestimmten Zielgruppe empfehlen kann.
Für mich persönlich gibt es keine klare Kaufempfehlung. Das Buch hat starke Momente und eine interessante Grundidee, aber auch viele Schwächen, die den Gesamteindruck trüben. Wer jedoch genau diese ungewöhnliche Mischung aus Erotik, Dunkelheit, Gewalt, Spiritualität und einem überraschenden Plot sucht, wird hier genau richtig sein. Alle anderen sollten wahrscheinlich einen großen Bogen darum machen.
Für mich persönlich war es nicht das perfekte Buch, auch wenn einzelne Elemente wirklich gut gelungen sind.
Willkommen in Kopenhagen – einer Stadt voller Herz, Schmerz und Hoffnung.
Wenn ich Copenhagen Cinnamon beendet habe, war ich nicht nur verzaubert von der romantischen Stimmung, sondern auch berührt von der Tiefe, mit der Stefanie Neeb nicht nur Liebe, sondern Schmerz und Geheimnisse in die Handlung webt. Die Story um Jonna und Mads beginnt wie viele Romances: ein Coffee Shop, gemütliche Atmosphäre, ein Neuanfang. Doch schnell wird klar, dass mehr dahintersteckt – dunkle Vergangenheit, Verletzlichkeit, und Gefühle, die immer wieder geprüft werden. So bekommt „Romance“ in diesem Buch Seiten, die nicht nur warm und kuschelig sind, sondern auch weh tun und zum Nachdenken anregen.
Ein Satz, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, lautet:
„Manchmal muss man sich selbst verlieren, um zu erkennen, was man wirklich braucht.“
Dieses Zitat fasst die Entwicklung der Figuren wunderbar zusammen – die Suche nach Nähe, Identität und Heilung.
Dieses Zitat zeigt, wie Neeb nicht nur von Liebe, sondern auch von innerem Konflikt erzählt. Es sind Szenen wie diese, die das Buch aus der Masse der typischen Liebesromane herausheben.
Auch die erotischen Szenen sind behutsam eingesetzt: Sie sind kein Selbstzweck, sondern Teil der Beziehung — Ausdruck von Nähe, Vertrauen und Schmerz zugleich, wenn Unsicherheiten auftauchen. Es gibt Momente, in denen Jonnas eigene Vergangenheit sie fast überwältigt, und Mads’ Geheimnisse drohen, das Alles zu zerstören — nicht mit dramatischen Effekten, sondern mit leiser Intensität. Zwischen all den Gefühlen spürt man den Duft von Kaffee, das leise Prasseln des Regens auf den Kopenhagener Straßen und die Unsicherheit, ob Liebe stark genug ist, um alte Wunden zu heilen.
Mein Fazit: Copenhagen Cinnamon ist mehr als eine romantische Liebesgeschichte. Es ist ein Roman, der Wärme schenkt (man riecht fast den Kaffee und die Zimtschnecken), aber gleichzeitig realistische Schatten zeigt: Verlust, Angst, das Ringen mit sich selbst. Für alle, die Romantasy oder Cozy Romance lieben, aber auch nicht davor zurückschrecken, wenn Herz und Seele sensibel berührt werden – dieses Buch ist ein echtes Highlight. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band der Reihe.
Michael Tsokos, selbst Rechtsmediziner und einer der bekanntesten True-Crime-Autoren Deutschlands, verbindet auch in seinem Thriller Mit kalter Hand kriminalistische Spannung mit medizinischem Fachwissen. Hauptfigur ist diesmal Dr. Sabine Yao, die als Rechtsmedizinerin in mehreren komplexen Fällen ermittelt. Sie muss sich gleichzeitig mit grausam zugerichteten Pferden, gefundenen Leichenteilen und undurchsichtigen Tatmotiven auseinandersetzen.
Besonders beeindruckend ist, wie Yao es schafft, mehrere Ermittlungsstränge parallel zu organisieren. Sie bleibt stets professionell, erkennt Zusammenhänge und gibt entscheidende Hinweise. Gerade diese Klarheit und Stärke machen sie zu einer überzeugenden Hauptfigur. Allerdings wirkt die Häufung von insgesamt vier Fällen etwas überladen. Zwei davon bleiben eher Randnotizen, trotzdem nehmen sie dem Roman an manchen Stellen die Konzentration auf die wirklich spannenden Elemente.
Sprachlich lässt sich der Thriller sehr leicht lesen, was den schnellen Lesefluss unterstützt. Der Perspektivwechsel zwischen Ermittler:innen und Täter bringt Abwechslung, dennoch bleibt die Handlung manchmal ein wenig eintönig. Yao selbst hätte mehr Tiefe und persönliche Facetten vertragen können – sie bleibt überwiegend als sachliche Profi-Figur erkennbar, statt auch privat stärker greifbar zu werden.
Trotzdem versteht es Tsokos, seine Fachkenntnisse geschickt einzubinden. Obduktionen, Ermittlungsdetails und realistische Arbeitsabläufe in der Rechtsmedizin verleihen der Geschichte Glaubwürdigkeit. Auch wenn die Spannung insgesamt noch stärker hätte sein können, bleibt der Drang groß, weiterzulesen und zu prüfen, ob sich die eigenen Vermutungen bestätigen.
Fazit:
Mit kalter Hand ist ein solider Thriller mit realistischem Hintergrund und einer starken Ermittlerin. Auch wenn die Vielzahl der Fälle und die fehlende Tiefe der Hauptfigur kleine Schwächen sind, überzeugt das Buch durch Fachwissen, gute Lesbarkeit und eine Handlung, die man kaum aus der Hand legen möchte. Nicht nur für Fans von Michael Tsokos bleibt es eine empfehlenswerte Lektüre – auch wenn noch mehr Spannung möglich gewesen wäre.
#MeToo
„Gerächt sein sollst du“ hat mich mit seiner ruhigen, aber intensiven Erzählweise beeindruckt. Die Geschichte ist emotional berührend und zugleich spannend aufgebaut. Besonders gut gefallen hat mir die Perspektivwechsel zwischen Polizei und Journalismus – zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen, die dennoch beide zum Ziel führen. Es war faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich Wahrheit und Gerechtigkeit betrachtet werden können, je nachdem, aus welcher Richtung man sich nähert.
Die Figuren wirken authentisch, ihre inneren Konflikte sind nachvollziehbar und glaubwürdig beschrieben. Gerade das Zusammenspiel der verschiedenen Charaktere sorgt für eine besondere Dynamik, die mich als Leserin mitgenommen hat.
Ein zentrales Thema des Buches – sexualisierte Gewalt an Frauen – ist bedrückend und wichtig zugleich. Tuokko behandelt es mit großer Ernsthaftigkeit und ohne Effekthascherei. Die Geschichte ist dabei auch ein Spiegel gesellschaftlicher Debatten rund um #MeToo, Machtmissbrauch und die Frage, wie Betroffene gehört und geschützt werden. Es geht nicht nur um einen Kriminalfall, sondern um Strukturen, Schweigen und darum, wie schwer es sein kann, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass mich das Ende etwas enttäuscht hat. Der Täter kam für mich zwar überraschend, aber seine Enthüllung wirkte etwas zusammenhanglos – fast, als hätte er mit der eigentlichen Geschichte wenig zu tun. Das hat den ansonsten starken Aufbau leider etwas geschwächt.
Trotzdem bleibt „Gerächt sein sollst du“ ein lesenswertes Buch, das kluge Themen anschneidet, emotional nachwirkt und wichtige Fragen stellt. Es regt zum Nachdenken an und bleibt in Erinnerung – nicht zuletzt wegen seiner atmosphärischen Sprache und der klugen Struktur.
Es gibt Bücher, die lesen sich wie eine warme Umarmung – und „Neuanfang in Notting Hill“ gehört für mich genau dazu. Es ist eine stille, herzliche Geschichte über Freundschaft, Verlust, alte Wunden und neue Wege. Und sie hat mich wirklich berührt.
Jess steht an einem Punkt im Leben, an dem scheinbar nichts mehr geht. Ihre Beziehung ist gescheitert, ihr Konto leer – und selbst ihr geliebter Job in einem kleinen Programmkino steht auf der Kippe. Was wie ein weiteres Unglück wirkt, entpuppt sich als Anfang von etwas Unerwartetem: Sie zieht bei der über achtzigjährigen Joan ein – einer Frau, die ihr Leben ganz anders gelebt hat, aber innerlich ebenfalls vor einem Neuanfang steht.
Was mich besonders bewegt hat, ist das alte Kino, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Für Jess ist es mehr als nur ein Arbeitsplatz – es ist ein Ort voller Geschichten, Erinnerungen und Herzblut. Doch ausgerechnet Joans Sohn Edward will das Gebäude kaufen und daraus etwas völlig anderes machen. Diese Konfrontation bringt nicht nur Konflikte zwischen Jess und Edward mit sich, sondern auch lange verschlossene Themen zwischen Joan und ihrem Sohn an die Oberfläche. Die emotionale Spannung, die daraus entsteht, ist still, aber eindringlich.
Joan ist eine Figur, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Hinter ihrer etwas spröden Fassade verbirgt sich eine tiefe Traurigkeit, aber auch ein unglaubliches Maß an Wärme. Ihre Briefe an ihre große Liebe, ihre Zweifel, ihre Verletzlichkeit – all das hat mich sehr berührt. Dass sie und Jess einander ausgerechnet in dieser Lebensphase begegnen, fühlt sich wie Schicksal an.
Mit viel Einfühlungsvermögen zeigt Norie Clarke, wie Vertrauen wachsen kann, wenn man bereit ist, sich zu öffnen. Jess wagt den Schritt, ihr Handy beiseitezulegen, während Joan sich mutig an die digitale Welt herantastet – ein Tausch, der nicht nur zu charmanten Momenten führt, sondern beiden auch neue Perspektiven schenkt.
Mein Fazit:
„Neuanfang in Notting Hill“ ist mehr als ein Wohlfühlroman – es ist eine stille Hommage an die Kraft von Freundschaft, Versöhnung und dem Mut, Altes loszulassen, um Platz für Neues zu schaffen. Es hat mich nicht nur tief bewegt, sondern auch daran erinnert, wie sehr Geschichten – ob im Kino oder im echten Leben – unsere Herzen verändern können. Ein Buch zum Festhalten, Weiterempfehlen und Wiederlesen..
Zwischen Schmerz und Liebe: Ein Herz, das für alle schlägt
„Loving Lucas“ hat mich tief in ein Gefühlsmeer gezogen – ein Meer aus Verantwortungsbewusstsein, Verlust, Freundschaft und Liebe. Lucas ist das Herzstück: ein Sohn, der plötzlich für fünf Brüder und seinen Vater alles sein muss. Er ist stark für alle anderen, aber innerlich bricht er auseinander.
Seine Beziehung zu Laney, seiner engsten Freundin seit Kindheitstagen, ist das emotionale Zentrum des Buches. Aus Zuneigung wird Liebe – langsam, schmerzhaft, zärtlich. Jeder Blick, jedes Zögern, jeder ungesagte Satz baut Spannung auf, bis sie gemeinsam vor der Schwelle stehen – und ein Moment ändert alles.
„Loving Lucas“ ist eine Reise in die Tiefe echter Gefühle: Freundschaft, Verantwortung, Verlust und Liebe. Lucas’ Nähe zu Laney beschreibt nicht nur Zuneigung, sondern ein Fundament aus Vertrauen, das über Jahre wächst.
Das Buch erzählt keine einfache Freunde-zu-Liebe-Geschichte – es zeigt, wie toxische Bindungen sich anfühlen und wie schwer es ist, sich aus ihnen zu befreien. Laney wird in einer Beziehung gefangen, die übergreift: emotional, gefährlich, fast lebensbedrohlich. Lucas versucht alles um ihr zu helfen und sie zu beschützen.
Fazit: Wenn du ein Buch suchst, das berührt und nicht nur unterhält – die dir das Herz gleichzeitig brechen und heilen lässt –, dann ist Loving Lucas ein Buch, das dich für lange Zeit nicht mehr loslässt.
Erinnerungsfäden
Manche Bücher finden einen genau im richtigen Moment – Die unsichtbare Hand war für mich so ein Buch. Schon das Cover hat mich magisch angezogen, aber was ich zwischen den Seiten gefunden habe, war noch viel intensiver: eine Geschichte über Familie, Erinnerungen und die schmerzhafte Suche nach Wahrheit.
Olivia Dumont ist Ghostwriterin. Nachdem sie sich mit einem bekannten Kollegen anlegt und dadurch ihre Karriere ruiniert, steht sie vor den Trümmern ihres Lebens. Hoffnungslosigkeit bestimmt ihren Alltag – bis plötzlich ihr Vater auftaucht. Ausgerechnet er bittet sie, ein Buch über seine Jugend zu schreiben – und über den Mord an seinen Geschwistern Poppy und Danny. Ein Auftrag, den sie erst widerwillig annimmt, der sie aber tiefer trifft, als sie erwartet hat.
Denn mit diesem Projekt holt sie nicht nur die Geister ihrer Vergangenheit ein – sie muss sich auch ihrer zerrissenen Beziehung zum Vater stellen. Die grausame Familiengeschichte, über die sie schreiben soll, ist ein dunkler Schatten: 1975 wurden Poppy und Danny auf brutale Weise ermordet. Der Verdacht: Ihr Vater soll sie in Wut erstochen haben. Doch er selbst ist mittlerweile an Demenz erkrankt. Was ist Wahrheit, was Erinnerung, und was vielleicht schon nur noch Illusion?
Ich bewundere Olivia zutiefst. Sie stellt sich Stück für Stück ihrer eigenen Familiengeschichte und geht konsequent ihren eigenen Weg. Ihre Stärke liegt nicht im Laut sein, sondern in der Entschlossenheit, die Wahrheit rauszufinden. Das hat mich sehr berührt.
Julie Clarks Schreibstil ist feinfühlig, ruhig und zugleich voller emotionaler Kraft. Sie schafft es, mit wenigen Worten tiefe Bilder zu erzeugen, und lässt Raum zum Nachfühlen. Gerade die leisen Töne geben der Geschichte eine besondere Intensität.
Die Zeitsprünge sind wundervoll konstruiert und machen das Buch lebendig. Ich habe die Schatzsuche, auf die Olivia sich begibt, mit angehaltenem Atem begleitet – mit jedem Faden, den sie löst, wird das Bild ihrer Familie klarer. Und gleichzeitig bricht es ihr – und mir als Leserin – das Herz.
Mein Lieblingszitat, das mich sehr berührt hat:
„Weil auch meine eigenen Erinnerungen in diesem Wandteppich verwoben sind, der langsam vor meinem Auge entsteht. Fäden, die meine Geschichte mit dieser verbinden.“
Fazit:
Julie Clark erzählt nicht einfach eine Kriminalgeschichte – sie schreibt über Verluste, Schweigen, Liebe und Vergebung. Die unsichtbare Hand ist emotional tief bewegend, voller unerwarteten Wendungen und mit einer berührenden Hauptfigur, deren Weg mich nicht mehr loslässt. Ein Buch, das nachklingt – wie ein Echo aus der Vergangenheit, das einen nicht mehr loslässt. Absolute Leseempfehlung!
Dominik Gaidas Gestern waren wir unendlich hat mich emotional wirklich gepackt. Als ich das Buch begann, war ich mir zunächst unsicher, ob ich mich auf die Mischung aus Trauer, Liebe und fantastischen Elementen einlassen wollte. Doch von der ersten Seite an konnte ich mich der Erzählung nicht entziehen. Die Geschichte von Louis, der die Chance bekommt, das Leben seines geliebten Partners Henry zu retten, indem er immer wieder denselben Tag erlebt, ist sowohl herzzerreißend als auch faszinierend.
Die Beziehung zwischen Louis und Henry fühlt sich unglaublich authentisch an. Gaida schafft es, die tiefe Verbundenheit und Liebe zwischen den beiden so zu schildern, dass man sich beinahe selbst als Teil dieser Geschichte fühlt. Die Art und Weise, wie Louis‘ Trauer und die quälende Ungewissheit, ob er den Tag noch einmal richtig gestalten kann, beschrieben werden, hat mich tief berührt. Ich konnte die inneren Kämpfe von Louis förmlich spüren – den Drang, etwas zu ändern, aber auch die Angst, dass es keinen Sinn hat, da das Schicksal ohnehin seinen Lauf nimmt. Es war wie eine Welle aus Hoffnung und Verzweiflung, die mich immer wieder ergriff.
Die wiederholte Zeitschleife, in der Louis immer wieder denselben Tag erlebt, ist nicht nur ein spannendes fantastisches Element, sondern auch eine brillante Metapher für Trauer und Verlust. Die Vorstellung, dass man die Möglichkeit hätte, eine Entscheidung zu ändern, die man später bereut, ist eine unheimlich starke und zutiefst menschliche Vorstellung. Ich habe mich gefragt, was ich tun würde, wenn ich in Louis‘ Situation wäre – könnte ich wirklich das Schicksal ändern, oder würde ich nur noch mehr zerbrechen?
Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Darstellung der queeren Beziehung. Gaida zeigt eine Liebe, die sich so natürlich und real anfühlt, dass es leicht ist, in die Geschichte einzutauchen. Queere Liebe ist in vielen Bereichen noch nicht so präsent, wie sie sein sollte, und es war erfrischend zu sehen, wie selbstverständlich sie hier dargestellt wird, ohne in Klischees abzurutschen.
Fazit: Gestern waren wir unendlich ist ein sehr emotionaler und tiefgründiger Roman, der weit über eine simple Liebesgeschichte hinausgeht. Die Erzählung über Verlust, Trauer und die Frage, ob man das Schicksal ändern kann, hat mich persönlich sehr bewegt. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Geschichten liebt, die sowohl die Herzen berühren als auch zum Nachdenken anregen.
Ruhrpott Flair zum nachdenken
Das Buch hat mich absolut überrascht. Ich habe einen typischen Krimi erwartet und bekommen habe ich einen Thriller mit spitzzüngigen Dialogen, mit Ruhrpott-Charme. Die Erzählung ist schnell und clever konstruiert, wobei die Charaktere durch ihre Vielschichtigkeit überzeugen. Inmitten von Erinnerungen an Jugendzentren, verlorene Ideale und Gewalt im Schatten der Industrieanlagen entwickelt sich eine Geschichte, die so rau, scharfkantig und grau ist wie der Himmel über Essen an einem Novembertag.
Im Zentrum steht Carl, ein ehemaliger Sozialarbeiter des Jugendzentrums „Die Kurve“ im Ruhrgebiet, der nun ein Gangster im Untergrund ist. Die Hauptfigur hat mich beeindruckt. Er ist nicht laut, nicht besonders charismatisch, aber echt. Er hat seinen eigenen Kodex, dass die Loyalität nicht mehr dem Gesetzt gehört, sondern nur noch seinem Profit, ist selbstverständlich.
Carl ist kein Held, dass weiß er auch, doch zieht er geschickt an Fäden, um an sein Ziel zu kommen. Vertrauen ist gefährlich und jede Entscheidung ein Risiko. Die Rückblicke an sein altes Leben macht die Geschichte und den Charakter vielschichtiger. Vor allem die Nebenfiguren machen das Buch zu etwas besonderen. Diese Figuren sind keine Helden, keine Opfer, keine Bösewichte – sie sind Menschen in einem System, das keine einfachen Entscheidungen mehr zulässt.
Dirk Schmidts Schreibstil ist knapp und mit schwarzem Humor gespickt. Sie ist sehr direkt und gefällt mir persönlich sehr gut. Sie ist wirkungsvoll und manchmal sogar überraschend emotional.
Das Buch ist mehr als ein Thriller, es geht um Verantwortung, Freundschaft und die Grauzonen moralischer Entscheidungen.
Ich muss ehrlich stehen, dass ich das Buch nicht verschlungen habe. Es gab so einige Passagen, über die man intensiver nachdenken musste. Es ist ein Krimi über die Geschichte von Menschen und ihrer vermeidlich schlechten Entscheidungen. Ist man erstmal in die Ruhrpott- Realität eingestiegen, bleibt man bei diesem Buch hängen.
Weniger Thriller als gedacht
Sommer 2024. In dem Buch geht es um drei verschiedene Persönlichkeiten. Am Anfang sind dies noch drei verschiedene Geschichten, doch im Laufe des Buches merkt man schnell, dass diese miteinander verwebt sind. Romina Winter einer der drei Geschichtsstränge ist Kriminalpolizist. Im Außenbezirk hat sie mit georgischen Einbrechern zu tun, die die ruhige Nachbarschaft in Angst und Schrecken versetzen. Doch Romina ist nicht bei der Sache, sie muss ihre Schwester finden, die verschwunden ist. Der zweite Geschichtsstrang ist ein entlassener Straftäter, der versucht wieder auf die Beine zu kommen. Doch auch jetzt versucht er es nicht auf die ehrliche Art und Weise. Außerdem ist er auf einen Rachefeldzug der ungeahnten Wendungen parat hält. Der dritte im Bunde ist Koba. Er ist jeden Tag unterwegs, um weitere Einbrüche zu begehen, bis er sich bei einem Einbruch verletzt.
Die Charaktere sind detailreich beschrieben. Die Sprache und Schreibstil sind gewöhnungsbedürftig. Leider konnte ich mich bis zum Ende des Buches leider nicht damit anfreunden. Das Cover hat was Brutales, aber das Buch hält leider den Thrill nicht stand, obwohl es am Anfang das Potenzial dazu gehabt hätte. Ich habe leider noch nie 232 Seiten so langsam gelesen, weil die Spannung einfach fehlt. Das Ende der Geschichte hätte ausführlicher sein können, da man doch sehr überrascht wird.
Fazit: Alles in allem bekommt man einen soliden Eindruck über den Sommer von Berlin, aber fesselnd war das Buch leider nicht. Eigentlich schade, dass am Ende doch nur viele Vorurteile über ethnische Gruppen, sowie Plattitüden bedient wurden. Das Buch hätte echt potenzial gehabt.
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