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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 226 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2025
Wie wir die Rechte unserer Kinder stärken in einer Welt, die für Erwachsene gemacht ist, und warum das die Sache für alle besser macht
Rickman, Eloise

Wie wir die Rechte unserer Kinder stärken in einer Welt, die für Erwachsene gemacht ist, und warum das die Sache für alle besser macht


sehr gut

Worum geht es?
Obwohl alle Menschen gleichberechtigt sein sollten, so wird doch an vielen Stellen die Stimme der Kinder ignoriert und missachtet. Kinderrechtlerin Eloise Rickman zeigt, wie man Kinder und ihre Bedürfnisse ernst(er) nehmen kann.

Worum geht es wirklich?
Rechte, Diskriminierung und Verantwortung für die kommenden Generationen.

Lesenswert?
Ja, hat mir in vielen Themen guten und neuen Input geliefert. Die Autorin befasst sich zu Beginn mit der Frage, was es bedeutet, dass wir Kindern so wenig zutrauen und sie so viel bevormunden. Welche Auswirkungen das hat und welche Versäumnisse dadurch entstehen.
Sprachlich (Übersetzung Stephanie Singh) kann man den Aussagen der Autorin sehr gut folgen, die ganzen Anmerkungen und Nachweise befinden sich ebenfalls im Buch. Trotzdem ist der Sprachstil nicht zu wissenschaftlich, sondern gut verständlich. Die Unterkapitel sind eher kurz und decken eine sehr große Themenvielfalt innerhalb der Kapitel ab.
Dabei legt die Autorin auch Wert auf Intersektionalität und bezieht andere Diskriminierungsformen mit ein. Sie berücksichtigt dabei Kinder auf der ganzen Welt, wobei viele Ansätze aus USA, Großbritannien oder Deutschland stammen. Sie reflektiert, dass sie hierbei natürlich über Kinder spricht und nicht die Kinder selbst zu Wort kommen. Gerade dieser Erkenntnis macht einige Kapitel ein wenig schwieriger, weil man sich die Vorschläge nicht immer in realer Umsetzung vorstellen kann.
Das Buch ist nicht nur für Eltern geeignet, sondern lohnt sich auch für Menschen, die mit Kindern arbeiten oder in deren Umgebung Kinder existieren. Generell könnte das Buch aber auch augenöffnend sein, wenn man bisher noch nicht viel Berührungspunkte hatte.
Ich glaube meine wertvollste Mitnahme aus diesem Buch ist, dass man Kindern durchaus mehr zutrauen kann, dass man sich mehr für ihre Gedanken und Überlegungen interessieren sollte und Kinderrechte viel zu wenig Beachtung finden und man somit Kinder in diesem Wissen stärken sollte. Hinzu kommt der generelle Anstoß, für wichtige Themen laut zu werden und nicht stillschweigende Menge zu sein.
Zusammenfassend würde ich also das Buch empfehlen, auch wenn ich nicht jede Überlegung der Autorin komplett nachvollziehen konnte - den Anspruch hatte ich jedoch auch gar nicht.

Bewertung vom 27.04.2025
Nachtlügen
Surborg, Lisanne

Nachtlügen


ausgezeichnet

ein fantastisches Konzept

Worum geht es?
Des Nachts schleicht sich Isra in die Schlafzimmer der Menschen und klaut ihnen ihre positiven Träume um ihnen stattdessen Albträume einzuflößen. Nur so kann sie sich selbst am Leben halten, denn sie ist ein Nachtalb und ernährt sich von Lichtträumen, muss Albträume abgeben um sich nicht zu vergiften.

Worum geht es wirklich?
Familie, Monster und Freundschaften.

Lesenswert?
Ja, es hat mich wirklich sehr fasziniert. Ich habe noch nicht viele Bücher über Nachtalbe gelesen, daher weiß ich nicht wie innovativ die Ideen der Autorin hier sind. Die ganze Erklärung und Logik haben mir aber wirklich gut gefallen und war als Konzept schlüssig.
Im Mittelpunkt steht Protagonistin Isra, eher abweisend und Einzelgängerin. Man lernt sowohl die Isra des Tages kennen, die in einem Varieté kellnert, als auch die träumeklauende Nachtgestalt, die durch die Stadt zieht und in fremde Schlafzimmer eindringt. Isras Oma ist eine bekannte Persönlichkeit in der Alb-Szene und Isra galt lange als würdige und vielversprechende Nachfolgerin. Doch nachdem einer ihrer Stammträumer bei einem Traum ums Leben kam, hat sie sich von der Traumforschung abgewandt und erntet nur noch für ihr eigenes Überleben.
Als Person hat sie mir wirklich gut gefallen. Sie ist eine moralisch graue Persönlichkeit, nicht wirklich sympathisch und doch musste ich mit ihr mitfiebern. Auch die anderen Figuren sind interessant. Positiv ist mir der Frauenanteil aufgefallen und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander. Hier gibt es teilweise sehr wohlwollende und ruhige Verbindungen, die einfach schön in all der unsicheren Welt waren.
Das Buch ist angenehm lesbar, die Kapitellänge genau richtig und die kleinen eingeschobenen vielfältigen Intermezzi (Gedichte, Zeitungsartikel oder Interviewausschnitte) runden das ganze schön ab. Es gibt schon ein paar gruseligere Momente, aber insgesamt eher harmlos. Trotzdem ist die Geschichte oft düster und eher ruhig.
Der Handlungsverlauf wurde gut gewählt, mir haben die Wendungen gefallen und andere Wendungen sind glücklicherweise nicht eingetreten. Auch das Ende dieses Einzelbandes ist in meinen Augen absolut stimmig.
Obwohl zwischenmenschliche Beziehungen eine Rolle in dem Buch spielen, geht es nicht um Liebesbeziehungen. Zarte eher freundschaftliche Bande sind eher im Fokus.
Ach, ich kann gar nicht so genau sagen, warum ich dieses Buch so gemocht habe. Aber das Thema und die Umsetzung war einfach gut und hat mich absolut aus meiner Leseflaute gerettet!
Ich werde mir den Namen der Autorin definitiv merken und weitere Erscheinungen von ihr lesen!

Bewertung vom 27.04.2025
Die Kammer
Dean, Will

Die Kammer


gut

beklemmend

Worum geht es?
Sechs Sättigungstaucher*innen (5 Männer und 1 Frau) befinden sich auf ihrem Einsatz auf dem Meeresgrund. Die Zeit zwischen dein Einsätzen verbringen sie in einer Druckkammer, deren plötzliche Öffnung den Tod der Menschen bedeuten würde. Dann stirbt jemand und die Zeit bis zur Rettung vergeht viel zu langsam.

Worum geht es wirklich?
Einsamkeit, Enge und Misstrauen.

Lesenswert?
Ja, weil es schon irgendwie ein spannendes Konzept ist, das der Autor hier gewählt hat. Dennoch ist die Handlung ganz anders verlaufen als ich erwartet habe. Die Kammer, in der sich die sechs Sättigungstaucher*innen befinden, sorgt für einen langsamen Druckausgleich, wenn ihr mehrwöchiger Einsatz zu Ende ist. In der Zeit zwischen den Einsätzen können sie hier Ruhe finden. Nur über eine Schleuse können lebensnotwendige Gegenstände ins innere gegeben werden. Hilfe von außen ist nur über Sprachanlage und Beobachtung durch die Bullaugen möglich. Ein Öffnen der Tür würde den sofortigen Tod der Taucher*innen bedeuten.
Wenn also etwas schief geht, kann man ihnen nicht plötzlich zur Hilfe eilen. Wenn sie plötzlich raus wollen, ist dies nicht möglich. Wenn die Situation in der Kammer außer Kontrolle gerät, sind sie auf sich und Ihre Kolleg*innen angewiesen.
Die Protagonistin Brooke findet auf dem Meeresgrund und ihrem Job eigentlich Ruhe und Ablenkung, doch von Anfang an läuft etwas schief bei diesem Einsatz. Das Misstrauen wächst, man ist immer mehr aufeinander angewiesen und möchte doch immer mehr Abstand halten. Nicht alle Teammitglieder kennt sie gut genug und dann sind da ja auch noch die Menschen außerhalb der Kammer, die für das Überleben der Taucher*innen sorgen müssen. Ohne sie gibt es kein Essen, kein Wasser, keine Luft. Und auch die Zusammensetzung der Atemluft muss genau stimmen. Sonst droht auch hier der Tod.
Grundsätzlich gibt es viele Ecken, die hier nach Gefahr schreien. Brooke fand ich nicht wirklich sympathisch, ebenso wie auch den Rest des Teams. Trotzdem wird der Job und auch die Persönlichkeiten spannend beschrieben.
Sprachlich (Übersetzung Sepp Leeb) gut lesbar und das Cover sorgt direkt für Aufmerksamkeit. Es war schon Spannung da, das kann ich nicht bestreiten. Aber die Menge an Unglücken und Unaufmerksamkeiten und die stetige Gefahr von jeder Seite war mir zu viel. Wobei ich Richtung Ende dann wieder neugieriger wurde, wie das ganze wohl ausgehen wird.
Die Auflösung war okay, aber mir irgendwie nicht ausreichend genug. Hätte hier gerne mehr erfahren.
Zusammenfassend also ein spannendes Buch, was mit beengten Räumlichkeiten spielt und das Sättigungstauchen spannend schildert.

Bewertung vom 27.04.2025
Dunkle Momente
Hoven, Elisa

Dunkle Momente


gut

erinnerte mich an Schirach

Worum geht es?
Eine fiktive Strafverteidigerin, Eva Herbergen, berichtet von verschiedenen außergewöhnlichen Straffällen, in denen Schuld und Unschuld nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind oder sich die Ansicht verschiebt, je mehr Erkenntnisse die betrachtendem Person erlangt.

Worum geht es wirklich?
Verantwortung, Macht und Tricks.

Lesenswert?
Ja, es war allerdings anders als ich es erwartet hatte. Man bekommt als lesende Person Einblick in neun sehr verschiedene Fälle in denen man auf den ersten Blick meint, die schuldige Person zu erkennen. Dieses Wissen verschiebt sich jedoch und man beginnt moralisch abzuwägen. Teilweise ahnt man schon, in welche Richtung es gehen könnte. Dann jedoch wird man wieder überrascht von der Skrupellosigkeit und Verantwortungslosigkeit mancher beteiligten Personen.
Sprachlich ist das Buch gut lesbar, die Sätze sind in aller Regel kurz und klar, eher sachlich nüchtern. Dem Inhalt also angemessen.
Die Protagonistin Eva Herbergen würde ich als eher unsympathisch bezeichnen, da es ihr vor allem um die Vermeidung von Verurteilung geht und sich dadurch auch fragwürdige Handlungen entwickeln und sie als Person nicht für das einsteht, was in meinen Augen richtig wäre. Dadurch ist auch der Blickwinkel auf den Rechtsstaat eher schwierig und nicht ständig vertrauenserweckend. Auch lässt sie sich von Fehlentscheidungen treiben und handelt nicht mehr so rational wie man es erwarten würde und könnte.
Das Cover ist mir beim ersten Mal direkt ins Auge gefallen und spielt im Laufe der Handlung noch eine Rolle.
Die Fälle an sich sind sehr unterschiedlich, behandeln unterschiedliche Themenbereiche. Ein Missverhältnis von Macht (sei es durch Geld oder Geschlecht) spielt oft eine Rolle. Die Themen sind hart, die Handlungen werden aber nicht blutig und ausufernd beschrieben. Hier nimmt der nüchterne Schreibstil einen Teil des Schreckens weg.
Prinzipiell habe ich das Buch gerne gelesen und würde es auch empfehlen, finde es jedoch schade, wie wenig Verlässlichkeit beim Recht gezeigt wird und wie man als lesende laienhafte Person somit ratlos zurückbleibt.

Bewertung vom 15.04.2025
Die Kurden
Strohmeier, Martin;Yalçin-Heckmann, Lale

Die Kurden


sehr gut

sehr informationsreich

Worum geht es?
Die beiden Autor*innen beleuchten die Geschichte der Kurden primär in den drei Ländern Türkei, Iran und Irak. Es geht um Geschichte, aber auch um die jetzige Situation und die Kultur.

Worum geht es wirklich?
Identität, Gemeinschaft und Politik.

Lesenswert?
Ja, habe ich gerne gelesen und viele Informationen mitgenommen. Wie bereist erwähnt geht es um Vergangenheit und Gegenwart, um die Kultur und auch um Kurdistan. Der Umgang der einzelnen Länder, bzw. Regierungen, mit den Kurd*innen in ihrem Land spielt ebenfalls eine Rolle.
Im Fokus liegt hier auf den drei Ländern Türkei, Iran und Irak. Schwerpunkt hier bei der Türkei. Weitere Länder und auch die Diaspora werden jedoch ebenfalls erwähnt. Der Schwerpunkt könnte damit begründet sein, dass es sich bei Strohmeier um einen emeritierten Professor für Türkische Sprache, Geschichte und Kultur handelt. Yalcin-Heckmann hingegen ist Ethnologin. Über etwaige eigene kurdische Wurzeln wird hier nichts berichtet, daher würde ich davon ausgehen, dass es diese nicht gibt. Natürlich wäre es schöner, wenn solch ein Buch auch durch eine kurdische Person ergänzt wird, die in diesem Bereich forscht. Wobei die beiden Autor*innen natürlich viele Studien zusammentragen.
Jedoch hat mir der Aspekt gefehlt, wie gerade auch in anderen Ländern auf Kurd*innen geblickt wird und welche reale Diskriminierung es dort gibt.
Auch bei der beiläufigen Erwähnung der Yeziden erschienen mir Aussagen nicht neutral genug.
Dennoch wird natürlich von den Konflikten berichtet, die zwischen Türken und Kurden bestehen. Sehr interessant dabei auch einfach die Karten und Statistiken, die eine wenig homogene Türkei zeigen. Die einzelnen Landstriche weisen hier massive Unterschiede auf.
Die Struktur des Buches war gut und übersichtlich, es werden viele verschiedene Themen in eher kürzeren Kapiteln besprochen. Am Ende gibt es auch ein Glossar und einen Zeitstrahl.
Sprachlich gut lesbar, durch die Menge an Informationen aber natürlich nicht immer eine einfache Lektüre.
Ich würde das Buch nicht empfehlen, wenn man gar keine „Sachbuch-Erfahrung“ hat, weil es dann vermutlich informativ erschlagend wirken könnte.
Wenn man sich jedoch für das Thema interessiert und sich vor viel Input auf wenigen Seiten nicht scheut, dann kann man hier einen guten Einblick bekommen und versteht gesamtpolitische Zusammenhänge und Entwicklungen in den einzelnen Ländern dadurch besser. Das Buch hat hier auf jeden Fall einen Mehrwert!

Bewertung vom 15.04.2025
Schmerz
Jónasson, Jón Atli

Schmerz


sehr gut

ungewöhnliches Ermittlungsduo

Worum geht es?
Ein Teenager ist verschwunden und Dora, die eigentlich seit einem Unfall im Einsatz nicht mehr offiziell ermittelt, und Rado, für den es sonst gerade keine Verwendung gibt, beginnen gemeinsam zu ermitteln. Doch es steckt mehr dahinter, als sie dachten.

Worum geht es wirklich?
Gier, Identität und Rückschläge.

Lesenswert?
Ja, hat mir gut gefallen. Dennoch sind mir einige Dinge unklar geblieben.
Das Buch spielt auf Island und die beiden ermittelnden Personen sind eher Außenseiter in der sonstigen Gruppe. Von daher ist das Duo, bezogen auf einen klassischen Krimi/Thriller, dann doch wieder sehr gewöhnlich. Denn selten folgen wir ja den normentsprechenden Ermittler*innen.
Dora hat bei einem Einsatz eine Gehirnverletzung erlitten und seitdem funktioniert ihre Kombinations- und Wahrnehmungsgabe ein wenig anders. Könnte man also durchaus als neurodivergent bezeichnen. Der Umgang mit ihr ist nicht immer einfach. Ich konnte nicht so richtig einordnen, ob ich sie nun mag oder nicht. Was von ihr Charaktereigenschaften sind und was einfach nur unverblümte Aussagen sind.
Rado hat ebenfalls sein eigenes Päckchen zu tragen, stammt aus einer serbischen Einwandererfamilie und wird daher von manchen Kolleg*innen gemieden. Bei ihm ist die private Situation durchaus ebenfalls durchwachsen und verworren.
Schön war die Darstellung, wie Dora und Rado füreinander da sind und sich auch durch schwere Zeiten helfen.
Sprachlich (Übersetzung Freyja Melsted) hat mir das Buch gut gefallen, ebenso das Cover. Wer sonst gerne Schwedenthriller liest, ist hier definitiv gut aufgehoben.
Der eigentliche Fall wird in einem sehr unterschiedlichen Spannungstempo erzählt. Streckenweise kam es mir eher lang vor, dann überschlagen sich die Ereignisse und hinzukommenden Erkenntnisse. Nicht so gut fand ich teilweise den Umgang mit Morgan, dem vermissten Teenager. Beziehungsweise wie über Morgan gesprochen wurde. Meiner Meinung nach an einigen Stellen unsensibel und reißerisch.
In der Handlung spielt nicht nur der Fall eine Rolle, sondern auch die Privatleben von Dora und Rado. Gerade diese Punkte bleiben natürlich am Ende des Buches offen und bereiten alles für Band 2 vor, der wohl auch schon fest in Planung ist.
Als Fazit: Ein solider erster Band mit zwei komplexen ermittelnden Personen. Lässt sich definitiv gut lesen und weckt Erwartungen an diese neu begonnene Reihe.

Bewertung vom 24.03.2025
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


sehr gut

Worum geht es?
Ein Zug verbindet China und Russland miteinander, durchquert dabei das riesige Ödland, das sich im Laufe der Zeit als fantastisch und gefährlich entpuppt. Im Zug treffen mehrere Menschen aufeinander, die aus unterschiedlichen Gründen heimlich Unklarheiten auf den Grund gehen.

Worum geht es wirklich?
Sehnsucht, Natur und Wandel.

Lesenswert?
Ja, absolut. Dieses Buch hat mich sehr überrascht, weil es sich ganz anders entwickelt als man vielleicht erwarten wird.
Ich denke, man verrät nicht zu viel, wenn man sagt: Es handelt sich hierbei um keinen historischen Roman, geht viel eher in die Richtung historisch und fantastisch. Unsere Realität wird hier also ausgehebelt und erweitert und für mich persönlich war das unglaublich passend und stimmig.
Das Cover, der Titel und auch der Klappentext lassen meiner Meinung nach den fantastischen Anteil nicht erahnen, was je nach Publikum sich nicht gut ankommt. Wenn man wirklich rein historische oder Romane der Gegenwart liest und immer die komplette Handlung in unseren realen Grenzen existieren muss, dann wird man mit diesem Buch nicht glücklich.
Wer sich darauf allerdings ein wenig einlassen kann, der wird eine sehr gute Lektüre erhalten.
Die Handlung spielt beinahe komplett in dem Zug, die Protagonist*innen setzen sich gemischt zusammen aus Mitreisenden, Personal und auch dem sogenannten Zugkind, was schon seit seiner Geburt in dem Zug zu Hause ist.
Sprachlich (Übersetzung Claudia Feldmann) angenehm zu lesen, passend zu dem Setting im 19. Jahrhundert, aber auch ein bisschen poetisch und gut klingend. Habe kurz gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, aber dann war es stimmig.
Der Spannungsbogen ist gut, man begleitet den fahrenden Zug und neu auftretende Herausforderungen im Laufe der Zeit, die unterschiedlicher Natur sein können.
Die Figuren waren spannend, sympathisch und ebenfalls genau richtig und passend. Stellenweise distanziert oder auch ein wenig übertrieben, aber genau richtig!
Schön finde ich, wie hier auch philosophische Fragestellungen und das Thema Natur vs. Zivilisation behandelt werden und man immer wieder zum Nachdenken angeregt wird.
Ich empfehle das Buch und hoffe, dass sich viele Lesende auf diese überraschende Lektüre einlassen können!

Bewertung vom 24.03.2025
30 Pflanzen pro Woche
Seiser, Katharina

30 Pflanzen pro Woche


gut

Was erwartet einen?
Das Buch beginnt mit einem Theorieteil, auf den dann Rezepte (auch von anderen Kochbuchautor*innen) folgen. Zudem gibt es eine Checkliste zum Ausdrucken, damit man direkt die Theorie in die Praxis umsetzen kann.

Was habe ich bisher getestet?
Ich habe das Buch primär als Input für die Hintergründe der aktuell vermehrt erwähnten „30 plants per week“-Idee verwendet. Der Theorie-Teil war für mich also der entscheidendere Teil. Die Rezepte habe ich ein wenig durchstöbert.

Was gefällt mir gut / hat mich positiv überrascht?
Die Theorie wird übersichtlich und verständlich beschrieben und es werden auch Fragen geklärt, warum gerade viele verschiedene Pflanzen einen größeren Nutzen haben, als immer die identischen in vielleicht größerer Menge. Ich würde sagen, dass es mir grundsätzlich geholfen hat, mehr über gesunde Ernährung zu lernen.
Die beiden Tracker, die man sich ausdrucken kann, sind eine super Grundlage um direkt zu starten und einfach mal den aktuellen Essenszustand zu beobachten. Ich kenne mich zu wenig mit Essstörungen aus, um zu wissen, ob dann das Buch tendenziell eher ungeeignet ist.

Was hat mir gefehlt?
Tatsächlich waren für mich die Rezepte eher enttäuschend. Dies stößt mir negativ auf, weil die einen Großteil des Buches ausmachen. Wie bereits erwähnt sind es Rezepte aus anderen im Verlag erschienenen Kochbüchern, die hier in eine geeignete pflanzenreiche Sammlung kopiert wurden - so zumindest mein Verständnis.
Zudem wird bei jedem Rezept vermerkt, wie viele Pflanzen enthalten sind. Und obwohl die Autorin im Theorieteil selbst anregt, dass man bei Gewürzen jetzt nicht alle Gewürze einzeln als Pflanze abhakt, weil man nicht nur darüber die Vielfalt herstellen soll, werden sie eben im Praxisteil alle mitgezählt.
Ich hätte mir hier mehr Tipps gewünscht, wie ich vielleicht meine vorhandene Kochroutine pflanzenvielfältiger gestalten kann oder auch „versteckt“ mehr Pflanzen integrieren kann. So wird hier eher aufgezeigt, welche Länderküchen besonders geeignet zu sein scheinen.

Fazit:
Spannende Idee, finde es schön, dass das Thema in einem deutschen Buch aufgegriffen wird. Hat mich auf jeden Fall motiviert, mal meine eigene Ernährung im Bezug auf Vielfältigkeit zu tracken und zu verbessern.

Bewertung vom 24.03.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


weniger gut

Worum geht es?
Ein junger Mann wegen Mordes im Gefängnis, eine True-Crime-Doku, die der Sache auf den Grund geht, der Mord einer ganzen Familie und ein in Freiheit lebender zweiter Bruder, der versucht die Wahrheit heraus zu finden.

Worum geht es wirklich?
Geheimnisse, Schuld und Familie.

Lesenswert?
Nein, hat mich nicht überzeugt und bereits nach ein paar Tagen bekomme ich den Plott nicht mal mehr richtig rekapituliert.
Das Buch ist gut lesbar, das Cover und der Klappentext machen neugierig und sind ansprechend.
Die eigentliche Handlung ist jedoch völlig überzogen, teilweise auch verworren und ein wenig abgehoben. Gerade die Auflösung hat mir nicht zugesagt.
Die Figuren sind oft voller Klischees und es wird sehr oft betont, wie wunderschön nicht alle Familienmitglieder sind. Dann ist es natürlich besonders tragisch, dass sie teilweise ums Leben kommen oder ihre Schuld nicht definitiv geklärt ist. Ein unnötiger Umstand und meiner Meinung nach viel zu häufig erwähnt. Das Verhalten ist entweder nicht nachvollziehbar oder merkwürdig. Ein richtiges Verständnis für ihre Handlungen oder gar ein Mitfiebern habe ich nicht entwickeln können.
Der Spannungsbogen war ausreichend, denn ich habe das Buch offensichtlich beendet. Trotzdem kam kein richtiges Gefühl auf, es wirkt wie eine Aneinanderreihung an Dingen, die der Autor gerne unterbringen möchte. Die Struktur habe ich mittlerweile schon oft gelesen: Es gibt einen aktuellen Erzählstrang und einen in der Vergangenheit, der sich dem zentralen Ereignis immer mehr annähert.
Es war eine Lektüre für zwischendrin, den Namen des Autors werde ich mir aber nicht merken und lieber zu besseren Büchern greifen, die mehr zu bieten haben.

Bewertung vom 03.03.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


sehr gut

Wow! Was für eine wilde Story!

Worum geht es?
Ein Nebel hat beinahe das gesamte Leben ausgelöscht, nur eine Insel wird noch von etwas mehr als 100 Überlebenden bewohnt. Wissenschaftler:innen halten den Nebel in Schach, doch dann geschieht ein Mord und der Nebel rückt unaufhaltsam näher. In Windeseile muss ermittelt werden, sonst wird die gesamte Gruppe sterben.

Worum geht es wirklich?
Visionen, Miteinander und Detektivarbeit.

Lesenswert?
Ja, absolut. Das Buch ist stellenweise grandios und die Handlung genau so ungewöhnlich, wie sie auf den ersten Blick klingt. Nachdem der Mord geschehen ist, beginnt eine Frau zu ermitteln. Es ist ein Kampf gegen die Zeit und auch gegen das Vergessen, denn kaum eine Person kann sich an die vorherige Nacht erinnern. Ein paar wenige jedoch wissen mehr und lenken die Ermittlungen neutral oder nach ihren Wünschen.
Es war für mich die apokalyptische romanhafte Version eines Exit Games in Kombination mit dem Spiel Werwölfe von Düsterwald.
Das ganze Setting ist unglaublich faszinierend und diese in sich geschlossene Gemeinschaft mit all ihren Abhängigkeiten sehr interessant aufgebaut. Man begleitet die Ermittlerin beim Tappen im Dunkeln, sie muss Puzzlestück für Puzzlestück finden, interpretieren und dann weiter suchen. Dabei ist natürlich nicht immer alles so wie es scheint.
Das Cover gefällt mir sehr und ebenso der Farbschnitt in der ersten Auflage. Es gibt eine Karte und eine kleine Liste der wichtigsten Personen - aber auch ohne diese beiden Unterstützungen ist alles gut vorstellbar und verständlich. Im übrigen kann ich auch das Hörbuch sehr empfehlen, weil die Sprecherin es richtig toll liest!
Sprachlich (Übersetzung Dorothee Merkel) hat es mich ebenfalls voll überzeugt. Die Kapitel sind unterschiedlich lang, jedoch generell eher kurz gehalten. Schätzungsweise zwischen zwei und zehn Seiten. Auch die Erzählart ist ein bisschen besonders und sorgt für weitere Unklarheiten.
Man weiß also auch als lesende Person die ganze Zeit nicht, woran man ist und wer die Wahrheit erzählt - denn natürlich hat jede Person Gründe, warum sie Umstände verschweigt und Indizien vernichtet.
Man muss sich definitiv bei der Lektüre konzentrieren, weil man sonst sehr schnell den Faden verliert. Gegen Ende konnte man das Finale dann erahnen und generell waren mir manche Lösungen dann ein wenig zu weich gespült.
Die Danksagung war inhaltlich sehr spannend, weil der Autor berichtet, dass er ganz bewusst verschiedene Genre und Erzählten ausprobiert und seine bisherigen drei Bücher deshalb so grundverschieden sind. Außerdem gibt es einen kleinen Ausblick auf Buch vier und das geplante Genre.
Ich kann dieses Buch definitiv empfehlen, den Autor sollte man sich merken! Ich freue mich schon auf das nächste Buch und werde das mir fehlende auch in dieser Wartezeit lesen.