Benutzer
Benutzername: 
Annabell

Bewertungen

Insgesamt 489 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2025
Patch, Jessica R.

Garden Girls


sehr gut

Atmosphärische Spannung
Ein Serienkiller inszeniert seine Opfer vor Leuchttürmen und tätowiert ihnen Blumen, die zu ihren Namen passen. FBI-Agent Tiberius Granger erkennt darin nicht nur ein grausames Muster, sondern auch eine Verbindung zu seiner Vergangenheit – und zu seiner früheren Liebe Bexley, deren Schwester verschwunden ist. Während ein Hurrikan auf North Carolina zurast, führt die Jagd nach dem Täter Tiberius und sein Team auf eine abgelegene Insel, auf der ein düsteres Geheimnis lauert und der Killer es offenbar gezielt auf ihn und seine Liebsten abgesehen hat.

"Garden Girls" soll Band 3 der Reihe um FBI-Agent Tiberius Granger sein. Hier liegt bereits ein kleiner Wermutstropfen, da die Vorgängerbände bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurden, fehlt ein Teil des Hintergrundwissens, auf das dieser Band immer wieder Bezug nimmt. Dennoch kann man dem Fall ohne Vorkenntnisse ganz gut folgen.

Der Fall selbst ist komplex aufgebaut, voller Verwicklungen und persönlicher Betroffenheit: Tiberius steht nicht nur beruflich, sondern auch emotional unter Druck. Die bedrohliche Kulisse eines herannahenden Hurrikans verstärkt die ohnehin beklemmende Stimmung und sorgt für ein unterschwelliges Gefühl von Zeitdruck und Gefahr.

Die wechselnden Perspektiven zwischen Ermittler, Täter und Opfer sorgen für Dynamik und eröffnen immer wieder neue Blickwinkel auf das Geschehen. Gleichzeitig verlangt die Vielzahl an Charakteren ein konzentriertes Lesen, damit man die Zusammenhänge nicht verliert. Außerdem wird einem Nervenkitzel, zahlreiche falsche Fährten, überraschende Wendungen und reichlich Gelegenheit zum Miträtseln geboten.

Der Schreibstil wirkt stellenweise etwas langatmig, was den Lesefluss gelegentlich bremst und es schwer macht, vollständig in die Geschichte einzutauchen. Dafür sind die Dialoge zwischen den Figuren sehr gelungen. Sie wirken authentisch und mit einer Prise Humor sowie Sarkasmus, der die Handlung ein wenig auflockert.

Mein Fazit:
Mir fiel es durch den etwas langatmigen Schreibstil etwas schwer in die Handlung rein zukommen, aber wenn man einmal drin ist, hat man einen atmosphärisch dichten, unvorhersehbaren Thriller mit starken Momenten und einem spannenden Fall. Es lohnt sich zu lesen.

Bewertung vom 21.12.2025
Sandberg, Ellen

Rauhnächte


sehr gut

Die 22-jährige Pia bekommt zufällig an Heiligabend ein Streigespräch zwischen ihren Eltern mit. Kurz darauf findet sie heraus, dass sie mit vier Jahren adoptiert worden ist. Auf der Suche nach ihrer Herkunft reist sie in den Heimatort ihrer leiblichen Mutter, nach Wasserburg am Inn. Dort, inmitten winterlicher Rauhnachtsbräuche und unheimlicher Gestalten, kommen alte Geheimnisse an die Oberfläche. Je näher Pia der Wahrheit kommt, desto bedrohlicher werden die Schatten der Vergangenheit – bis sie schließlich selbst in Lebensgefahr gerät.

Der Roman entfaltet von Beginn an eine düstere, winterlich‑mystische Atmosphäre, die perfekt zu den sagenumwobenen Tagen zwischen den Jahren passt. Besonders gelungen ist die Einbindung der alten Märchen, Sagen und Bräuche rund um die Rauhnächte, Prechten und den regionalen Aberglauben. Sie verleihen der Geschichte eine faszinierende Tiefe und einen angenehm unheimlichen Unterton. Dazu trägt auch der flüssige, sehr angenehm zu lesende Schreibstil bei, der die winterliche Stimmung und die beklemmende Atmosphäre der Rauhnächte eindrucksvoll transportiert.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen, Gegenwart und Vergangenheit, die sich nach und nach zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Anfangs plätschert die Handlung etwas vor sich hin, doch spätestens mit dem Schauplatz "Wasserburg" zieht die Spannung deutlich an. Ab da werden falsche Fährten gesetzt und unerwarteten Wendungen eingebaut, die einen immer wieder neu rätseln lassen, was damals wirklich geschehen ist. Im letzten Drittel legt die Spannung nochmal ordentlich zu und es wird so fesselnd, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.

Die Figuren wirken authentisch und glaubwürdig, allen voran Pia, die als Hauptprotagonistin schnell Sympathie weckt. Man fühlt mit ihr mit, fiebert mit ihr mit und begleitet sie gern durch die verschneite, geheimnisvolle Kulisse.

Mein Fazit:
Trotz kleiner Längen zu Beginn es es insgesamt ein atmosphärisch dichter, gut aufgebauter Spannungsroman, der vor allem durch seine mystische Stimmung und das starke Finale überzeugt. Sehr lesenswert.

Bewertung vom 14.12.2025
Marshall, Kate Alice

Eisnebel


sehr gut

Familienintrige
Zusammen mit ihrem Verlobten Connor reist Theodora ins abgelegene Winterdomizil seiner wohlhabenden Familie Dalton. Doch bei seiner Familie stößt sie auf Misstrauen und Drohungen. Man versucht sie von Connor fernzuhalten. Nachts kehren bei Theodora alte Alpträume zurück und sie beschleicht das Gefühl schon einmal an diesem Ort gewesen zu sein. Sie geht auf dem Anwesen Idlewood auf eigene Entdeckungstour und macht in einer verlassenen Hütte eine erschütternde Entdeckung. Es beginnt eine gefährliche Reise in ihre eigene Vergangenheit und ihre verdrängten Kindheitserinnerungen kommen wieder hoch.

Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Theodora. Dadurch bekommt man einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Theodora ist selbst ein Rätsel. Sie hat keine klaren Erinnerungen an ihre Kindheit vor der Adoption. Es entsteht eine faszinierende Spannung zwischen Nähe und Distanz: Wir sind ganz nah an ihr dran, und doch bleibt sie uns fremd.

Die Spannung wird erst nur langsam aufgebaut. Hin und wieder werden rätselhafte Einschübe und Andeutungen gemacht, die für ein beklemmendes Gefühl sorgen und einem bewusst werden lässt, dass etwas nicht stimmt. Geheimnisse und falsche Fährten durchziehen die Handlung wie Spuren im Schnee, die sich plötzlich verlieren oder in die Irre führen. Gerade diese Unsicherheit hält die Spannung hoch und macht das Lesen zu einem ständigen Abwägen. Man stellt sich zudem ständig die Frage wem man trauen kann und wem nicht. Und was ist real oder doch nur Fassade der einzelnen Charakteren.

Für das Setting wurde eine winterliche Kulisse mit dem abgelegenen Anwesen einzelner Hütten und einem verschneiten Wald gewählt. Das Setting ist nicht nur Hintergrund, sondern trägt entscheidend zur kalten, düsteren, frostigen Stimmung bei.

Am Ende gibt es eine schlüssige Auflösung, die die verstreuten Puzzleteile zusammenfügt, ohne die Atmosphäre der Ungewissheit völlig aufzulösen.

Mein Fazit:
Eisnebel ist ein Thriller, der weniger auf schnelle Action setzt, sondern auf das langsame, beklemmende Gefühl, dass unter der Oberfläche mehr verborgen liegt, als man ahnt. Wer winterliche Settings, geheimnisvolle Figuren und psychologisch dichte Spannung liebt, wird hier fündig. Ich vergebe hier eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.12.2025
Schörghofer, Manuela

Schatten über dem Kloster / Isabella Falk ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Allgäu 1376: In den Ruinen des Klosters Weißenfels wir die Leiche des Bürgermeisters gefunden. Es stellt sich recht schnell heraus, dass er noch vor dem verheerenden Brand ermordet worden ist. Rudolf Falk, der zuständige Richter Füssens, will den Fall um seinen Freund aufklären. Doch er erkrankt und übertragt daher seiner Ehefrau Isabella das Erbe mit der Aufgabe, den Mord aufzuklären. Bei der Aufklärung bekommt sie Hilfe von dem jungen Stadtschreiber Leonhard. Gemeinsam mit ihm folgt sie einer Fährte aus Verrat und Intrigen. Dabei gerät sie selbst in Lebensgefahr.

"Schatten über dem Kloster" ist der Auftakt in eine neue Reihe um Isabella Falk, die Ehefrau des verstorbenen Richters.

Die Handlung hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Unerwartete Wendungen und geschickt platzierte Twists lassen kaum eine Lesepause zu. Wechselnde Perspektiven sorgen zusätzlich für Abwechslung und Spannung. Der Mix aus Krimi und historischem Roman funktioniert hervorragend. Die Ermittlungen rund um den mysteriösen Todesfall verweben sich nahtlos mit dem historischen Setting. Ein Hauch von Humor lockert die Handlung an den richtigen Stellen auf.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und leicht zu lesen, ohne dabei die Sprache der damaligen Zeit zu vernachlässigen. So entsteht ein stimmiges Bild, das die Epoche lebendig werden lässt. Durch die detailreichen Umgebungsbeschreibungen und den Schilderungen des Alltags kann man sich ganz gut ein Bild machen, wie das Leben sich damals zugetragen hat.

Die Figuren wirken durchweg lebendig und authentisch. Allen voran Isabella, ist eine starke Protagonistin, die sich dem Rätsel um den Tod des Bürgermeisters stellen muss, um ihr Erbe zu sichern. Ihre Entschlossenheit und Klugheit machen sie zu einer Figur, sie einem sympathisch erscheint und mit der man mitfiebert. Auch die Nebencharaktere sind interessant gezeichnet. Manche waren mir mehr, bzw. manche waren weniger sympathisch.

Mein Fazit:
Ein packender Auftakt in eine neue historische Krimi-Reihe mit einer starken Protagonistin. Der Cliffhänger am Ende der Handlung war sehr fies und hat mich jetzt umso neugieriger auf die Fortsetzung gemacht. Das Buch ist definitiv lesenswert.

Bewertung vom 30.11.2025
Engel, Henrike

Schatten über St. Pauli / Elbnächte Bd.2


ausgezeichnet

Hamburg, 1913. Mit ihrer Bar auf St. Pauli hat sich Louise ein Stück Freiheit erkämpft. Doch als ihr krimineller Ehemann aus dem Gefängnis flieht und gleichzeitig ein junges Mädchen verschwindet, geraten sie und ihre Freunde Ella und Paul in ein gefährliches Netz aus Verbrechen. Denn hinter allem steht Pauls Bruder, der gefürchteste Verbrecher der Stadt. Zwischen Liebe, Loyalität und Verrat müssen die drei zusammenhalten, um ihr Leben und die Zukunft des Viertels zu retten. Doch werden sie es schaffen dem Gegner die Stirn zu bieten?

"Elbnächte. Schatten über St. Pauli" ist der zweite Teil der Dilogie und knüpft unmittelbar an die Ereignisse des Vorgängerbands an. Daher ist es sehr empfehlenswert den Vorgängerband zu kennen, um sich voll und ganz auf die Protagonisten und ihre Geschichten einlassen zu können.

Sehr gelungen sind die wechselnden Perspektiven zwischen den drei Hauptfiguren Paul, Louise und Ella. Die unterschiedlichen Handlungsstränge sorgen für Abwechslung und halten die Spannung konstant hoch. Die Handlung überrascht immer wieder mit neuen Entwicklungen und Wendungen, ohne konstruiert zu wirken. Zum Schluss bekommt man nochmal ein spannendes Finale geboten und eine schlüssige Auflösung.

Die Figuren sind liebevoll gestaltet, vielschichtig und passen perfekt in ihr soziales Umfeld. Sie wirken nicht nur realistisch, sondern auch emotional greifbar. Ihre Stärken, Schwächen und inneren Konflikte machen sie zu echten Begleitern durch die Geschichte. Mit den drei Hauptprotagonisten (Louise, Ella & Paul) bin ich sofort wieder warm geworden. Jeder von ihnen hat seine eigene interessante Geschichte und auch Päckchen zu tragen. Louise und Ella werden als zwei willensstarke Frauen zu der damaligen Zeit dargestellt. Durch die vielen Hindernisse und Hürden, die die beiden bezwingen müssen, wird es nochmal richtig deutlich wie schwer es für Frauen zu der Zeit doch gewesen ist.

Die Beschreibungen der Orte und des damaligen Hamburgs wirken authentisch und detailreich. Man spürt förmlich die Atmosphäre der Straßen von St. Pauli und die sozialen Milieus, in denen sich die Figuren bewegen. Dadurch entsteht ein historisch stimmiges Bild, das einen mitten in die Zeit hineinzieht.

Der Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen, sodass man sehr schnell durch die Seiten kommt.

Mein Fazit:
Ein packender Abschluss der Dilogie, der Spannung, historische Authentizität und menschliche Tiefe miteinander vereint. Definitiv eine gelungene Fortsetzung, wo alle offenen Fragen geklärt werden. Klare Leseempfehlung für das Buch (wenn man zuerst Band 1 gelesen hat).

Bewertung vom 11.11.2025
Griffiths, Elly

Manche Schuld vergeht nie


sehr gut

Ali Dawson ist Kriminalbeamtin und arbeitet mit ihrem Team unter strenger Geheimhaltung. Sie reist mit ihrem Team in die Vergangenheit um ungeklärte Mordfälle zu lösen. Ihr neuer Fall führt sie ins London im 19. Jahrhundert, wo sie den Mord an einer Frau aufklären soll und so den Ruf eines Politikers retten soll. Doch die Zeitreise misslingt. Sie steckt in der Vergangenheit fest, während in der Gegenwart ein Mord geschieht und ihr Sohn unter Verdacht gerät.

"Manche Schuld vergeht nie" ist der Auftakt einer neuen Reihe, die gekonnt Elemente aus Thriller, Fantasy und Science-Fiction miteinander verwebt.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen im viktorianischen London des Jahres 1850 und zum andneren im modernen England von 2023. Es entfaltet sich aus verschiedenen Perspektiven, die jeweils über mehrere Kapitel hinweg beibehalten werden. Dieser Aufbau sorgt für einen konstant hohen Spannungsbogen und ermöglicht es, tief in die jeweiligen Handlungsstränge einzutauchen.

Die Idee, durch Zeitreisen alte ungelöste Fälle aufzuklären, ist originell und wird überzeugend umgesetzt. Die Verbindung von Krimispannung mit fantastischen Elementen wirkt nie aufgesetzt, sondern fügt sich stimmig in die Handlung ein. Überraschende Wendungen halten halten die Spannung hoch.

Besonders beeindruckend ist die atmosphärische Dichte, mit der Griffiths ihre Schauplätze beschreibt. Die Lebensumstände im London des 19. Jahrhunderts – von Kleidung über Gerüche bis hin zu gesellschaftlichen Zwängen – wirken hervorragend recherchiert und lebendig dargestellt. Auch die Figuren, allen voran die Hauptprotagonistin Ali, sind vielschichtig und authentisch gezeichnet. Ali ist keine klassische Heldin, sondern eine Frau mit Ecken und Kanten, Lebenserfahrung und einer Vergangenheit, die sie geprägt hat: alleinerziehende Mutter, ehemalige Putzkraft, dreifach geschieden – und dennoch klug, mutig und voller Tatendrang.

Ein bisschen schade war das etwas überstürzte Ende. Einige Fragen bleiben offen, manche Handlungsstränge wirken nicht ganz zu Ende gedacht. Doch da es sich um den ersten Teil einer neuen Reihe handelt, darf man hoffen, dass diese Fäden in den Folgebänden wieder aufgenommen werden.

Mein Fazit:
Ein spannender, atmosphärisch dichter Roman mit einer ungewöhnlichen Protagonistin, einer cleveren Zeitreise-Idee und einem gelungenen Genre-Mix. Wer Lust auf etwas Neues im Krimi- und Fantasybereich hat, sollte sich diesen Reihenauftakt nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 09.11.2025
Lorentz, Iny

Ein verhängnisvolles Testament


ausgezeichnet

Im Jahr 1590 kämpft Elisabeth von Thannberg im Südwesten Deutschlands um ihr Erbe. Nach dem Tod ihres Mannes droht ihr der Verlust von Besitz und Heimat, da ein alter Vertrag dem Kurfürsten von Trier Thannberg zuspricht, sofern kein männlicher Erbe existiert. Ihre Schwangerschaft verschafft ihr noch Aufschub. Da sie in der Zeit des Wartens nicht untätig sein wollen, geht Elisabeths Cousine Anna in ein Kloster und findet dort alte Aufzeichnungen. Es flammt Hoffnung auf. Doch kann sie das Schicksal noch abwenden und die gieriegen Begleiter des Kurfürsten in die Schranken weisen? Ein harter Kampf steht bevor, um die Heimat zu retten.

Iny Lorentz gelingt es wieder meisterhaft, diese Epoche mit einem flüssigen, der Zeit angemessenen Schreibstil zum Leben zu erwecken. Zudem ist der Schreibstil sehr bildhaft. Die Beschreibungen lassen die Schauplätze lebendig werden und vermitteln ein eindrucksvolles Bild vom Leben im 16. Jahrhundert. Die Darstellung wie die Menschen damals in den verschiedenen Klassen (Adel oder einfache Leute) gelebt haben, wirkt glaubwürdig und authentisch.

Die Handlung wird im Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven erzählt. Das lässt die Handlung nicht nur vielschichtig erscheinen, sondern zeigt auch die Charaktere in ihrer Tiefe und Wandelbarkeit. Die Figuren sind lebendig, facettenreich und entwickeln sich im Laufe der Geschichte. Manche wandeln sich vom Guten zum Schlechten, aber manche auch genau andersherum. Diese Dynamik sorgt für Spannung, emotionale Nähe und man kann eine gute Bindung zu den einzelnen Figuren aufbauen.

Im Zentrum aller Figuren steht Anna, die für die damalige Zeit bemerkenswert taff und mutig ist. Sie widersetzt sich den patriarchalen Strukturen, begegnet Männern auf Augenhöhe und überzeugt mit Intelligenz, Humor und einer erfrischend untypischen Weiblichkeit. Ihre kecken Sprüche bringen Witz und Leichtigkeit in die Handlung und sorgen für charmante Abwechslung.

Ein kleines Manko: Wer den Klappentext genau liest, der kann auch schon zu einem kleinen Teil gespoilert werden, was während der Handlung passieren könnte. Allerdings geht die Spannung trotzdem nicht verloren, denn die Story wartet mit kleinen Twists und Wendungen auf, die das Lesevergnügen ungetrübt lassen.

Mein Fazit:
Es war ein voller Lesegenuss für mich. Dieser historische Roman hatte einfach viel zu bieten - tolle Atmosphäre, vielschichtige Charaktere und vorallem eine Prise Humor zwischendurch zur Auflockerung. Daher kann ich das Buch nur vollestens empfehlen zu lesen.

Bewertung vom 01.11.2025
Fitzek, Sebastian

Der Nachbar


ausgezeichnet

Die Strafverteidigerin Sarah Wolff leidet seit einem traumatischen Kindheitserlebnis an Monophobie. Sie hat Angst davor allein zu sein. Nach einem Umzug an den Rand Berlins hat sie einen fürsorglichen Nachbarn, der sich um sie kümmert, als wäre er ihr Schutzengel. Doch hinter seiner Hilfsbereitschaft verbirgt sich eine dunkle Obsession: Um Sarahs seelisches Leid zu lindern, beginnt er, Menschen zu töten, die er für ihre Vergangenheit verantwortlich macht – ohne dass sie überhaupt weiß, dass er existiert. Was als stille Nähe beginnt, entwickelt sich zu einem tödlichen Wahn.

Von der ersten Seite an entfaltet sich eine düstere, unheimliche Atmosphäre, die perfekt zum Setting mit der dunklen Jahreszeit (Herbst / Oktober) passt. Die Story hat mich sofort in ihren Bann gezogen und hat mich bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen.

Die kurzen Kapitel und der flüssige, fesselnde Schreibstil sorgen für eine enorme Sog-Wirkung. Das rasante Tempo lässt einen kaum Zeit mal zwischendurch zu Atem zu kommen, schon geschieht das Nächste. Gepaart mit den vielen unerwarteten Wendungen und den Cliffhängern an den Kapitelenden, macht es zu einem echten Pageturner. Man fliegt förmlich durch die Seiten, ohne eine Pause zum Luft holen.

Besonders auszeichnet diesen Thriller wieder die durchgehende Rätselhaftigkeit. Man fragt sich ständig: Wer steckt hinter den Ereignissen? Was ist real, was Täuschung? Die „Hää“-Effekte häufen sich, und obwohl man fieberhaft miträtselt, bleibt vieles undurchsichtig Es wird gekonnt mit der Wahrnehmung der Leser:innen gespielt und lässt sie bis zum Schluss im Dunkeln tappen.

Einige Szenen sind brutal und nichts für schwache Nerven. Der Spannungsbogen bleibt konstant hoch, ohne nennenswerte Tiefen, und die Auflösung ist trotz aller Verwirrung logisch und schlüssig. Das Ende hingegen wird recht offen gehalten, sodass es Raum für Spekulationen auf eine mögliche Fortsetzung gibt.

Mein Fazit:
„Der Nachbar“ ist wieder ein nervenaufreibender Thriller aus Fitzeks Feder, der mit düsterer Atmosphäre, raffinierten Twists und einem konstanten Spannungslevel überzeugt. Ich habe diesen Thriller wieder regelrecht verschlungen - ein wahrer Pageturner, der mich nicht losgelassen hat. Ein absolutes Lesehighlight und eine ganz klare Leseempfehlung für alle Thriller- und Fitzek-Fans.

Bewertung vom 31.10.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


weniger gut

Ohne Spannung
Julie Novak ist seit September 2003 spurlos verschwunden. Ihre Familie ist daran zerbrochen, doch ihr Vater hat nie aufgehört zu suchen. Die Podcasterin Liv nimmt Kontakt zu ihrem Vater, Theo Novak, auf, als sich das Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt. Liv ist auf eine neue Spur gestoßen. Doch Theos Demenz schreitet voran, und ihm bleibt wenig Zeit, die Wahrheit zu erfahren. Rätselhafte Fragen stehen im Raum: Was verbirgt Julies Ex-Freund Daniel? Und wie lange kann ein Mensch die quälende Ungewissheit über das eigene Kind ertragen?

Die Story wird aus wechselnden Perspektiven erzählt jeweils aus der Ich-Perspektive der einzelnen Protagonisten. Diese Erzählweise bietet Nähe zu den Protagonisten und man ist den Gedanken und Gefühlen von ihnen näher. Jedoch gibt es häufige Wiederholungen in den einzelnen Perspektiven, insbesondere in Theos demenzgeprägter Sicht und den Podcast-Passagen, die zu einem zähen Lesefluss führen.

Die Spannung bleibt über weite Strecken aus, interessante oder überraschende Momente sind rar. Auch wenn hier und da versucht wird einige rätselhafte Momente einzubauen, muss man die spannenden Momente doch quasi suchen. Wenn sie da sind, sind sie auch so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.

Beim Thema "Demenz" wurde sich an ein sensibles Thema gewagt. Die Grundidee, eine Geschichte rund um Erinnerungsverlust, familiäre Geheimnisse und die Suche nach Wahrheit zu erzählen, birgt viel Potenzial, doch leider blieb die Umsetzung hinter meinen Erwartungen zurück. Theos Demenzerkrankung wurde zweifellos gut und authentisch dargestellt. Es wurden sprachliche Brüche und Wortlücken integriert, die Theos Zustand glaubhaft widerspiegeln. Diese stilistische Entscheidung holpert manchmal beim Lesefluss. Der größte Teil lässt sich aber dennoch flüssig lesen.

Mein Fazit:
Schade, leider konnte mich "Himmelerdenblau" wie ihre anderen Bücher wie "Marta schläft" nicht überzeugen. Ich habe von dem Thriller mehr erhofft. Mir fehlte ihr die Spannung und fesseln konnte es mich auch nicht so recht. Daher kann ich leider keine Leseempfehlung geben, hoffe aber darauf, dass mich eins ihrer nächsten Bücher wieder voll überzeugen kann.

Bewertung vom 26.10.2025
Linn, Isabell

Falling in too deep


sehr gut

Iva wird in ein glamouröses Influencer-Camp an der portugiesischen Atlantikküste eingeladen und erlebt zunächst Freiheit, Luxus und einen heißen Flirt mit ihrem Insta-Crush Ishaan. Doch der geheimnisvolle Surfer Luan zieht sie ebenfalls in seinen Bann., auch wenn er einen schlechten Ruf hat. Als Gerüchte und dunkle Geheimnisse das Camp erschüttern, beginnt Iva zu zweifeln und stößt auf immer mehr Skandale und Geheimnisse. Schließlich verschwindet sie spurlos, und die Community fragt sich: Was ist mit Iva passiert – und wer steckt dahinter?

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive der Hauptrotagonistin Iva erzählt. Dadurch bekommt man einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Allerdings gestaltet sich der Einstieg in die Geschichte mehr als zäh. Die Erzählung verliert sich stellenweise in zu detaillierten Ausführungen und man wird ebenfalls mit Wiederholungen konfrontiert. Vielversprechende Momente verpuffen oft zu schnell, und der Spannungsbogen wird gebremst.

Nach etwas über der Hälfte nimmt die Story dann doch noch an Fahrt auf. Die Handlung wird komplexer, die Atmosphäre dichter. Es wird geschickt mit Vertrauen und Misstrauen gespielt. Man fragt sich: "Wem kann Iva glauben? Was ist echt, was manipuliert?" Die Twists sind gelungen und sorgen für überraschende Wendungen, die nun die Spannung deutlich anheizen.

Iva wirkt sehr naiv. Nachdem sie in die Community aufgenommen worden ist, hatte sie eine "rosarote Brille" auf. Ihre Begeisterung lässt sie kritische Aspekte ausblenden. Ich denke aber, dass diese Charakterzeichnung von Iva so gewollt war, denn sonst hatte der Hintergrund der Story keinen Sinn ergeben.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Alles wird sehr bildhaft und detailliert beschrieben. Dadurch wurde ein unglaubliches Setting geschaffen an der portugiesischen Atlantikküste. Man bekommt beim Lesen schon sehr Urlaubsfeeling und sehnt sich dorthin.

Mein Fazit:
Falling in too deep ist ein atmosphärischer Roman mit starkem Setting und bildhafter Sprache, der sich nach einem holprigen Start zu einem spannenden Leseerlebnis entwickelt. Wer sich auf die langsame Entfaltung einlässt, wird raffinierten Wendungen belohnt. Ich würde jetzt keine ganze klare Leseempfehlung vergeben. Wenn man es ließt muss man durchhalten und an der ein oder anderen Stelle mal querlesen.