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Annabell

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Insgesamt 485 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2025
Engel, Henrike

Schatten über St. Pauli / Elbnächte Bd.2


ausgezeichnet

Hamburg, 1913. Mit ihrer Bar auf St. Pauli hat sich Louise ein Stück Freiheit erkämpft. Doch als ihr krimineller Ehemann aus dem Gefängnis flieht und gleichzeitig ein junges Mädchen verschwindet, geraten sie und ihre Freunde Ella und Paul in ein gefährliches Netz aus Verbrechen. Denn hinter allem steht Pauls Bruder, der gefürchteste Verbrecher der Stadt. Zwischen Liebe, Loyalität und Verrat müssen die drei zusammenhalten, um ihr Leben und die Zukunft des Viertels zu retten. Doch werden sie es schaffen dem Gegner die Stirn zu bieten?

"Elbnächte. Schatten über St. Pauli" ist der zweite Teil der Dilogie und knüpft unmittelbar an die Ereignisse des Vorgängerbands an. Daher ist es sehr empfehlenswert den Vorgängerband zu kennen, um sich voll und ganz auf die Protagonisten und ihre Geschichten einlassen zu können.

Sehr gelungen sind die wechselnden Perspektiven zwischen den drei Hauptfiguren Paul, Louise und Ella. Die unterschiedlichen Handlungsstränge sorgen für Abwechslung und halten die Spannung konstant hoch. Die Handlung überrascht immer wieder mit neuen Entwicklungen und Wendungen, ohne konstruiert zu wirken. Zum Schluss bekommt man nochmal ein spannendes Finale geboten und eine schlüssige Auflösung.

Die Figuren sind liebevoll gestaltet, vielschichtig und passen perfekt in ihr soziales Umfeld. Sie wirken nicht nur realistisch, sondern auch emotional greifbar. Ihre Stärken, Schwächen und inneren Konflikte machen sie zu echten Begleitern durch die Geschichte. Mit den drei Hauptprotagonisten (Louise, Ella & Paul) bin ich sofort wieder warm geworden. Jeder von ihnen hat seine eigene interessante Geschichte und auch Päckchen zu tragen. Louise und Ella werden als zwei willensstarke Frauen zu der damaligen Zeit dargestellt. Durch die vielen Hindernisse und Hürden, die die beiden bezwingen müssen, wird es nochmal richtig deutlich wie schwer es für Frauen zu der Zeit doch gewesen ist.

Die Beschreibungen der Orte und des damaligen Hamburgs wirken authentisch und detailreich. Man spürt förmlich die Atmosphäre der Straßen von St. Pauli und die sozialen Milieus, in denen sich die Figuren bewegen. Dadurch entsteht ein historisch stimmiges Bild, das einen mitten in die Zeit hineinzieht.

Der Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen, sodass man sehr schnell durch die Seiten kommt.

Mein Fazit:
Ein packender Abschluss der Dilogie, der Spannung, historische Authentizität und menschliche Tiefe miteinander vereint. Definitiv eine gelungene Fortsetzung, wo alle offenen Fragen geklärt werden. Klare Leseempfehlung für das Buch (wenn man zuerst Band 1 gelesen hat).

Bewertung vom 11.11.2025
Griffiths, Elly

Manche Schuld vergeht nie


sehr gut

Ali Dawson ist Kriminalbeamtin und arbeitet mit ihrem Team unter strenger Geheimhaltung. Sie reist mit ihrem Team in die Vergangenheit um ungeklärte Mordfälle zu lösen. Ihr neuer Fall führt sie ins London im 19. Jahrhundert, wo sie den Mord an einer Frau aufklären soll und so den Ruf eines Politikers retten soll. Doch die Zeitreise misslingt. Sie steckt in der Vergangenheit fest, während in der Gegenwart ein Mord geschieht und ihr Sohn unter Verdacht gerät.

"Manche Schuld vergeht nie" ist der Auftakt einer neuen Reihe, die gekonnt Elemente aus Thriller, Fantasy und Science-Fiction miteinander verwebt.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen im viktorianischen London des Jahres 1850 und zum andneren im modernen England von 2023. Es entfaltet sich aus verschiedenen Perspektiven, die jeweils über mehrere Kapitel hinweg beibehalten werden. Dieser Aufbau sorgt für einen konstant hohen Spannungsbogen und ermöglicht es, tief in die jeweiligen Handlungsstränge einzutauchen.

Die Idee, durch Zeitreisen alte ungelöste Fälle aufzuklären, ist originell und wird überzeugend umgesetzt. Die Verbindung von Krimispannung mit fantastischen Elementen wirkt nie aufgesetzt, sondern fügt sich stimmig in die Handlung ein. Überraschende Wendungen halten halten die Spannung hoch.

Besonders beeindruckend ist die atmosphärische Dichte, mit der Griffiths ihre Schauplätze beschreibt. Die Lebensumstände im London des 19. Jahrhunderts – von Kleidung über Gerüche bis hin zu gesellschaftlichen Zwängen – wirken hervorragend recherchiert und lebendig dargestellt. Auch die Figuren, allen voran die Hauptprotagonistin Ali, sind vielschichtig und authentisch gezeichnet. Ali ist keine klassische Heldin, sondern eine Frau mit Ecken und Kanten, Lebenserfahrung und einer Vergangenheit, die sie geprägt hat: alleinerziehende Mutter, ehemalige Putzkraft, dreifach geschieden – und dennoch klug, mutig und voller Tatendrang.

Ein bisschen schade war das etwas überstürzte Ende. Einige Fragen bleiben offen, manche Handlungsstränge wirken nicht ganz zu Ende gedacht. Doch da es sich um den ersten Teil einer neuen Reihe handelt, darf man hoffen, dass diese Fäden in den Folgebänden wieder aufgenommen werden.

Mein Fazit:
Ein spannender, atmosphärisch dichter Roman mit einer ungewöhnlichen Protagonistin, einer cleveren Zeitreise-Idee und einem gelungenen Genre-Mix. Wer Lust auf etwas Neues im Krimi- und Fantasybereich hat, sollte sich diesen Reihenauftakt nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 09.11.2025
Lorentz, Iny

Ein verhängnisvolles Testament


ausgezeichnet

Im Jahr 1590 kämpft Elisabeth von Thannberg im Südwesten Deutschlands um ihr Erbe. Nach dem Tod ihres Mannes droht ihr der Verlust von Besitz und Heimat, da ein alter Vertrag dem Kurfürsten von Trier Thannberg zuspricht, sofern kein männlicher Erbe existiert. Ihre Schwangerschaft verschafft ihr noch Aufschub. Da sie in der Zeit des Wartens nicht untätig sein wollen, geht Elisabeths Cousine Anna in ein Kloster und findet dort alte Aufzeichnungen. Es flammt Hoffnung auf. Doch kann sie das Schicksal noch abwenden und die gieriegen Begleiter des Kurfürsten in die Schranken weisen? Ein harter Kampf steht bevor, um die Heimat zu retten.

Iny Lorentz gelingt es wieder meisterhaft, diese Epoche mit einem flüssigen, der Zeit angemessenen Schreibstil zum Leben zu erwecken. Zudem ist der Schreibstil sehr bildhaft. Die Beschreibungen lassen die Schauplätze lebendig werden und vermitteln ein eindrucksvolles Bild vom Leben im 16. Jahrhundert. Die Darstellung wie die Menschen damals in den verschiedenen Klassen (Adel oder einfache Leute) gelebt haben, wirkt glaubwürdig und authentisch.

Die Handlung wird im Wechsel zwischen verschiedenen Perspektiven erzählt. Das lässt die Handlung nicht nur vielschichtig erscheinen, sondern zeigt auch die Charaktere in ihrer Tiefe und Wandelbarkeit. Die Figuren sind lebendig, facettenreich und entwickeln sich im Laufe der Geschichte. Manche wandeln sich vom Guten zum Schlechten, aber manche auch genau andersherum. Diese Dynamik sorgt für Spannung, emotionale Nähe und man kann eine gute Bindung zu den einzelnen Figuren aufbauen.

Im Zentrum aller Figuren steht Anna, die für die damalige Zeit bemerkenswert taff und mutig ist. Sie widersetzt sich den patriarchalen Strukturen, begegnet Männern auf Augenhöhe und überzeugt mit Intelligenz, Humor und einer erfrischend untypischen Weiblichkeit. Ihre kecken Sprüche bringen Witz und Leichtigkeit in die Handlung und sorgen für charmante Abwechslung.

Ein kleines Manko: Wer den Klappentext genau liest, der kann auch schon zu einem kleinen Teil gespoilert werden, was während der Handlung passieren könnte. Allerdings geht die Spannung trotzdem nicht verloren, denn die Story wartet mit kleinen Twists und Wendungen auf, die das Lesevergnügen ungetrübt lassen.

Mein Fazit:
Es war ein voller Lesegenuss für mich. Dieser historische Roman hatte einfach viel zu bieten - tolle Atmosphäre, vielschichtige Charaktere und vorallem eine Prise Humor zwischendurch zur Auflockerung. Daher kann ich das Buch nur vollestens empfehlen zu lesen.

Bewertung vom 01.11.2025
Fitzek, Sebastian

Der Nachbar


ausgezeichnet

Die Strafverteidigerin Sarah Wolff leidet seit einem traumatischen Kindheitserlebnis an Monophobie. Sie hat Angst davor allein zu sein. Nach einem Umzug an den Rand Berlins hat sie einen fürsorglichen Nachbarn, der sich um sie kümmert, als wäre er ihr Schutzengel. Doch hinter seiner Hilfsbereitschaft verbirgt sich eine dunkle Obsession: Um Sarahs seelisches Leid zu lindern, beginnt er, Menschen zu töten, die er für ihre Vergangenheit verantwortlich macht – ohne dass sie überhaupt weiß, dass er existiert. Was als stille Nähe beginnt, entwickelt sich zu einem tödlichen Wahn.

Von der ersten Seite an entfaltet sich eine düstere, unheimliche Atmosphäre, die perfekt zum Setting mit der dunklen Jahreszeit (Herbst / Oktober) passt. Die Story hat mich sofort in ihren Bann gezogen und hat mich bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen.

Die kurzen Kapitel und der flüssige, fesselnde Schreibstil sorgen für eine enorme Sog-Wirkung. Das rasante Tempo lässt einen kaum Zeit mal zwischendurch zu Atem zu kommen, schon geschieht das Nächste. Gepaart mit den vielen unerwarteten Wendungen und den Cliffhängern an den Kapitelenden, macht es zu einem echten Pageturner. Man fliegt förmlich durch die Seiten, ohne eine Pause zum Luft holen.

Besonders auszeichnet diesen Thriller wieder die durchgehende Rätselhaftigkeit. Man fragt sich ständig: Wer steckt hinter den Ereignissen? Was ist real, was Täuschung? Die „Hää“-Effekte häufen sich, und obwohl man fieberhaft miträtselt, bleibt vieles undurchsichtig Es wird gekonnt mit der Wahrnehmung der Leser:innen gespielt und lässt sie bis zum Schluss im Dunkeln tappen.

Einige Szenen sind brutal und nichts für schwache Nerven. Der Spannungsbogen bleibt konstant hoch, ohne nennenswerte Tiefen, und die Auflösung ist trotz aller Verwirrung logisch und schlüssig. Das Ende hingegen wird recht offen gehalten, sodass es Raum für Spekulationen auf eine mögliche Fortsetzung gibt.

Mein Fazit:
„Der Nachbar“ ist wieder ein nervenaufreibender Thriller aus Fitzeks Feder, der mit düsterer Atmosphäre, raffinierten Twists und einem konstanten Spannungslevel überzeugt. Ich habe diesen Thriller wieder regelrecht verschlungen - ein wahrer Pageturner, der mich nicht losgelassen hat. Ein absolutes Lesehighlight und eine ganz klare Leseempfehlung für alle Thriller- und Fitzek-Fans.

Bewertung vom 31.10.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


weniger gut

Ohne Spannung
Julie Novak ist seit September 2003 spurlos verschwunden. Ihre Familie ist daran zerbrochen, doch ihr Vater hat nie aufgehört zu suchen. Die Podcasterin Liv nimmt Kontakt zu ihrem Vater, Theo Novak, auf, als sich das Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt. Liv ist auf eine neue Spur gestoßen. Doch Theos Demenz schreitet voran, und ihm bleibt wenig Zeit, die Wahrheit zu erfahren. Rätselhafte Fragen stehen im Raum: Was verbirgt Julies Ex-Freund Daniel? Und wie lange kann ein Mensch die quälende Ungewissheit über das eigene Kind ertragen?

Die Story wird aus wechselnden Perspektiven erzählt jeweils aus der Ich-Perspektive der einzelnen Protagonisten. Diese Erzählweise bietet Nähe zu den Protagonisten und man ist den Gedanken und Gefühlen von ihnen näher. Jedoch gibt es häufige Wiederholungen in den einzelnen Perspektiven, insbesondere in Theos demenzgeprägter Sicht und den Podcast-Passagen, die zu einem zähen Lesefluss führen.

Die Spannung bleibt über weite Strecken aus, interessante oder überraschende Momente sind rar. Auch wenn hier und da versucht wird einige rätselhafte Momente einzubauen, muss man die spannenden Momente doch quasi suchen. Wenn sie da sind, sind sie auch so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.

Beim Thema "Demenz" wurde sich an ein sensibles Thema gewagt. Die Grundidee, eine Geschichte rund um Erinnerungsverlust, familiäre Geheimnisse und die Suche nach Wahrheit zu erzählen, birgt viel Potenzial, doch leider blieb die Umsetzung hinter meinen Erwartungen zurück. Theos Demenzerkrankung wurde zweifellos gut und authentisch dargestellt. Es wurden sprachliche Brüche und Wortlücken integriert, die Theos Zustand glaubhaft widerspiegeln. Diese stilistische Entscheidung holpert manchmal beim Lesefluss. Der größte Teil lässt sich aber dennoch flüssig lesen.

Mein Fazit:
Schade, leider konnte mich "Himmelerdenblau" wie ihre anderen Bücher wie "Marta schläft" nicht überzeugen. Ich habe von dem Thriller mehr erhofft. Mir fehlte ihr die Spannung und fesseln konnte es mich auch nicht so recht. Daher kann ich leider keine Leseempfehlung geben, hoffe aber darauf, dass mich eins ihrer nächsten Bücher wieder voll überzeugen kann.

Bewertung vom 26.10.2025
Linn, Isabell

Falling in too deep


sehr gut

Iva wird in ein glamouröses Influencer-Camp an der portugiesischen Atlantikküste eingeladen und erlebt zunächst Freiheit, Luxus und einen heißen Flirt mit ihrem Insta-Crush Ishaan. Doch der geheimnisvolle Surfer Luan zieht sie ebenfalls in seinen Bann., auch wenn er einen schlechten Ruf hat. Als Gerüchte und dunkle Geheimnisse das Camp erschüttern, beginnt Iva zu zweifeln und stößt auf immer mehr Skandale und Geheimnisse. Schließlich verschwindet sie spurlos, und die Community fragt sich: Was ist mit Iva passiert – und wer steckt dahinter?

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive der Hauptrotagonistin Iva erzählt. Dadurch bekommt man einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Allerdings gestaltet sich der Einstieg in die Geschichte mehr als zäh. Die Erzählung verliert sich stellenweise in zu detaillierten Ausführungen und man wird ebenfalls mit Wiederholungen konfrontiert. Vielversprechende Momente verpuffen oft zu schnell, und der Spannungsbogen wird gebremst.

Nach etwas über der Hälfte nimmt die Story dann doch noch an Fahrt auf. Die Handlung wird komplexer, die Atmosphäre dichter. Es wird geschickt mit Vertrauen und Misstrauen gespielt. Man fragt sich: "Wem kann Iva glauben? Was ist echt, was manipuliert?" Die Twists sind gelungen und sorgen für überraschende Wendungen, die nun die Spannung deutlich anheizen.

Iva wirkt sehr naiv. Nachdem sie in die Community aufgenommen worden ist, hatte sie eine "rosarote Brille" auf. Ihre Begeisterung lässt sie kritische Aspekte ausblenden. Ich denke aber, dass diese Charakterzeichnung von Iva so gewollt war, denn sonst hatte der Hintergrund der Story keinen Sinn ergeben.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Alles wird sehr bildhaft und detailliert beschrieben. Dadurch wurde ein unglaubliches Setting geschaffen an der portugiesischen Atlantikküste. Man bekommt beim Lesen schon sehr Urlaubsfeeling und sehnt sich dorthin.

Mein Fazit:
Falling in too deep ist ein atmosphärischer Roman mit starkem Setting und bildhafter Sprache, der sich nach einem holprigen Start zu einem spannenden Leseerlebnis entwickelt. Wer sich auf die langsame Entfaltung einlässt, wird raffinierten Wendungen belohnt. Ich würde jetzt keine ganze klare Leseempfehlung vergeben. Wenn man es ließt muss man durchhalten und an der ein oder anderen Stelle mal querlesen.

Bewertung vom 25.10.2025
Follett, Ken

Stonehenge - Die Kathedrale der Zeit


sehr gut

Der begnadeter Feuersteinhauer Seft überquert bei der sommerlichen Hitze die Große Ebene um am Fest und den Ritualen der Sommersonnenwende teilzunehmen. Auf dem Markt will er einige seine Feuersteine eintauschen und außerdem sucht er Neen, das Mädchen das er liebt. Neens Familie ist eine Hirtenfamilie, die im Wohlstand lebt und Seft Zuflucht vor seiner brutalen Familie gibt. Neens Schwester Joia war schon als Kind fasziniert von den Zeremonien der Priesterinnen. Dann wird sie selbst zu einer Priesterin. Sie träumt davon das Monument aus Holz als neues Monument aus den größten Steinen der Welt aufzubauen. Ihre Vision von diesem Steinkreis inspiriert Seft und der Bau wird zu ihrem gemeinsamen Lebenswerk. Doch eine Dürre macht es den Bewohnern schwer. Das Misstrauen zwischen Hirten, Ackerbauern und Waldbewohnern wächst und dann geschieht eine grausame Gewalttat, die zum offenen Krieg führt.

Die Handlung wird in wechselnden Perspektiven zwischen den Hauptprotagonisten erzählt. Dadurch kann man tief in die Gedankenwelt der verschiedenen Figuren eintauchen und die Handlung aus unterschiedlichen Blickwinkeln erleben. Es gibt viele unterschiedliche Protagonisten. Dabei sind sie alles alles andere als eindimensional: Ob gut oder böse, klug oder töricht, friedliebend oder kriegerisch - ein breites Spektrum menschlicher Charaktere, die authentisch und greifbar wirken.

Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig zu lesen. Mit seinem bildgewaltigen Beschreibungen gelingt es Follett, die Steinzeit lebendig werden zu lassen und ein faszinierendes Panorama einer längst vergangenen Welt zu zeichnen. Allerdings wirkt die Sprache stellenweise etwas zu modern für das historische Setting, was das Eintauchen in die Vergangenheit leicht beeinträchtigen kann.

Zentrales Thema des Romans ist der Bau des weltberühmten Steinkreises "Stonehenge". Die Beschreibung der logistischen und körperlichen Herausforderungen beim Transport und der Errichtung der tonnenschweren Steine ist beeindruckend und lässt einen staunen über die Kraft und Entschlossenheit der Menschen damals. Leider bleibt dieser Aspekt über weite Strecken des Romans eher im Hintergrund. Stattdessen dominieren die politischen und persönlichen Konflikte zwischen den verschiedenen Stämmen, was durchaus sehr spannend ist, aber den eigentlichen Bauprozess etwas in den Schatten stellt.

Die intensivenSchilderungen der Geschehnisse und der Konflikte seiner Charaktere nehmen teilweise zu viel Raum ein. Einige Konflikte und Zwistigkeiten wiederholen sich im Verlauf der Geschichte, was gelegentlich den Lesefluss bremst.

Mein Fazit:
Stonehenge ist ein spannender historischer Roman mit vielschichtigen Charakteren und einer eindrucksvollen Darstellung eines der größten Bauwerke der Menschheitsgeschichte. Es überzeugt durch eine sorgfältige Recherche und die gelungene Verbindung von historischen Fakten mit fesselnder Fiktion. Trotz kleiner Längen fand ich es lesenswert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2025
Adler-Olsen, Jussi;Bolther, Stine;Holm, Line

Tote Seelen singen nicht / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.11


ausgezeichnet

Nachdem Carl Mørck ein Jahr lang unschuldig im Gefängnis gesessen hat, hat er seinen Dienst beim Sonderdezernat Q quittiert. Seine Nachfolgerin wird die Französin Helena Henry, die frisch aus Lyon gekommen ist. Rose ist von Anfang an nicht begeistert von der neuen Kollegien, die nun Carls Platz eingenommen hat. Assad hingegen bleibt skeptisch. Helena trägt ein dunkles Geheminis mit, was es den beiden nicht unbedingt einfacher macht ihr zu trauen. Doch für solche Überlegungen bleibt keine Zeit, denn eine grausame Mordserie hält die Drei in Atem. Das Motiv des Mörders liegt weit zurück in der Vergangenheit und das Team muss schnell handeln. Carl liefert dem Team die erste heiße Spur für ihre Ermittlungen.

Nachdem mit Band 10 eigentlich Schluss sein sollte, geht die erfolgreiche Reihe rund um das Sonderdezernat Q doch in eine neue Runde und das mit einem frischen Wind, der dennoch den vertrauten Charme bewahrt. Das neue Autorinnenduo (Line Holm & Stine Bolther) übernimmt das Ruder, ohne den typischen Adler-Olsen-Ton zu verlieren. Ein Balanceakt, der erstaunlich gut gelingt.
"Tote Seelen" singen nicht" ist der 11. Teil der Reihe. Man kann ihn auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber wie bei den meisten Buchreihen gilt hier auch, dass einem ein wenig die Vorgeschichte zu den Charakteren fehlen kann, wenn man die Vorgängerbände noch nicht kennt.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt im Wechsel erzählt, was eine dynamische Tiefe verleiht. Der Täter ist dem Leser relativ früh bekannt, was dem Spannungsbogen jedoch keinen Abbruch tut. Stückchenweise erfährt man das Motiv, als das "Warum" hinter den Taten. Diese schrittweise Enthüllung macht den Fall umso fesselnder.

Es gibt ein Wiedersehen mit Assad, Rose und Carl, wobei Carl hier nicht mehr die Hauptrolle spielt. Assad bleibt seinem Stil treu und sorgt mit seinen legendären Kamelsprüchen für humorvolle Auflockerung inmitten der düsteren Ermittlungen. Rose ist wie gewohnt launisch, eigen und hat ihre Geheimnisse. Neu im Team ist Helena Henry, eine Ermittlerin aus Lyon, die ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Ihr Hintergrund wird nur bruchstückenhaft entfaltet und bringt zusätzlich Spannung ins Geschehen.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig und fesselnd. Man merkt zwar, dass neue Stimmen am Werk sind, doch der typische Adler-Olsen-Charme bleibt erhalten. Die detaillierten Beschreibungen lassen die Szenen lebendig werden und man kann es sich gut bildlich vorstellen.

Mein Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung und Neuauflage der Reihe, die Altbewährtes mit frischen Impulsen verbindet. Die neuen Autorinnen bringen eigene Nuancen ein, ohne die Seele des Sonderdezernats Q zu verlieren. Ein Muss für Fans des Sonderdezernat Qs und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.10.2025
Nielsen, Karen Inge

Niemand hört dich / Grenzland Bd.1


gut

An der Küste von Nieby findet eine Spaziergängerin am Strand am frühen Morgen eine Leiche eines jungen Mädchens. Es handelt sich um eine vermisste Dänin und somit wird der Ermittler Mads Lindstrøm nach Kiel zu den weiteren Ermittlungen geschickt. Einige Spuren an dem Mädchen deuten darauf hin, dass sie nicht die Erste ist, die dem bestialischen Mörder zum Opfer gefallen ist. Der Mörder agiert auf beiden Seiten der Grenze. Der deutsche Ermittler Thomas Beckmann ist von der Theorie des Serienkillers noch nicht ganz überzeugt. Mads stürzt sich trotzdem in die Ermittlungen und als ein weiteres Mädchen verschwindet, ist er bereit jedes Mittel einzusetzen.

"Niemand hört dich" ist der erste Teil der Grenzland-Trilogie, bei der die Ermittlungen über die deutsch-dänische Grenze gehen.

Die Grundidee, dänische und deutsche Ermittler gemeinsam an einem Fall arbeiten zu lassen, ist vielversprechend. Leider bleibt dieser Aspekt in der Umsetzung etwas auf der Strecke: Während Mads als Hauptfigur klar im Fokus steht und mit seiner hartnäckigen, kantigen Art durchaus Sympathiepunkte sammelt, wirkt sein deutscher Kollege eher blass und bleibt weitgehend im Hintergrund. Hier hätte ich mir mehr Teamarbeit zwischen den beiden Ermittlern gewünscht.

Die Ermittlungsarbeit selbst ist gut dargestellt und immer nachvollziehbar. Allerdings verliert sich die Handlung stellenweise in der Darstellung von Grausamkeiten. Die Autorin hat scheinbar wirklich ein Hang dazu. Die Morde an den Mädchen werden als blutige und teils verstörende Szenen beschrieben. Das ist definitiv nichts für Zartbesaitete. Stellenweise fand ich es auch ein wenig zu übertrieben, weniger wäre hier mehr gewesen.

Das Ende der Handlung konnte mich nicht ganz überzeugen. Der Fall selbst wurde zwar aufgelöst, doch mir fehlte das "Warum". Die Motivation hinter den Taten bleibt vage. Die psychologische Tiefe, die einem Thriller dieser Art zusätzliche Wucht verleihen könnte, bleibt aus und so hinterlässt das Finale eher Ratlosigkeit als Befriedigung. Ich hatte hier mehr das Gefühl, dass das Buch zu Ende gebracht werden musste und die Autorin ihre Grausamkeiten darstellen wollte und als das Geschehen ist, das Buch einfach ohne Tiefe beendet wurde.

Mein Fazit:
Ansich habe ich nichts dagegen wenn ein Thriller blutig & grausam ist, aber dann muss er auch im Vorfeld eine gewisse emotionale Tiefe aufgebaut haben. Es war gut geschrieben, die Ermittlungsarbeit fand ich auch gut, dennoch konnte mich das Buch auf der emotionalen Tiefe leider nicht ganz erreichen. Daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.10.2025
Strobel, Arno

Welcome Home - Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?


ausgezeichnet

Ines und Marco Winkler ziehen mit ihrer kleinen Tochter Emilia und Hund James in ihr erstes eigenes Haus auf dem Land in der neuen Wohnsiedlung "Auf Mons". In der Nachbarschaft finden sie recht schnell Anschluss, insbesondere das Ehepaar Mannstein freundet sich mit ihnen an und schließt Emilia sofort ins Herz. Im Haus gehen nachts unheimliche Dinge vor sich. Ines hat das Gefühl beim Schlaf beobachtet zu werden, doch dort ist niemand. Auch andere Nachbarn berichten von ähnlichen Situationen. Kurz darauf glaubt Ines in der Nacht einen Schatten im leerstehenden Nachbarhaus zu sehen. Sie glaubt an eine Täuschung, doch sie hat richtig gesehen. In der Nacht wurde dort jemand ermordet. Panik kommt in der Wohnsiedlung auf. Sind sie dort noch sicher und wen trifft es womöglich als Nächstes?

Die Handlung wird überwiegend aus Marcos Perspektive erzählt, was eine intensive Nähe zur Hauptfigur schafft. Dadurch entwickelt sich Mitgefühl und schwierigen Situationen. Rätselhafte Einschübe unterbrechen die Erzählung hin und wieder und sorgen für zusätzliche Spannung.

Der Thriller ist rasant und temporeich. Man kommt kaum zum Luft holen. Die Kapitel enden mit Cliffhanger und man wird dadurch zum Weiterlesen verleitet. Durch falsche Fährten wird man in die Irre geführt. Die Twists sind überraschend und oft unerwartet, was den Nervenkitzel und den Spannungsbogen konstant hochhält. Blutige Szenen und das subtile Spooky-Flair sorgen für echtes Gänsehautfeeling.

Zum Gänsehautfeeling und dem Nervenkitzel trägt auch die unheimliche Atmosphäre bei. Die Handlung spielt im November und die Dunkelheit, der Nebel und die Kälte wurden perfekt eingefangen und sorgen für eine düstere und unheimliche Atmosphäre. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und fesselnd. Eine Karte von der Wohnsiedlung im Bucheinband lässt die Leser:innen einen guten und detaillierten Überblick verschaffen.

Wer gerne miträtselt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Die Hinweise sind geschickt gestreut, doch nie eindeutig, was die Spannung bis zum Schluss aufrechterhält. Strobel spielt mit Wahrnehmung und Vertrauen, lässt seine Leser:innen zweifeln und hinterfragen: Wem kann man trauen? Was ist real?

Mein Fazit:
Nachdem ich seine letzten Psychothriller nicht ganz so überzeugend fand, ist ihm mit "Welcome Home" wieder ein richtig guter Psychothriller gelungen. Ein packender Psychothriller, der mich von Anfang an in Atmen gehalten hat und mich total gefesselt hat. Nervenkitzel und Gänsehautfeeling vom Feinsten machen es zu einem Pageturner. Fans von Psychothrillern müssen das Buch unbedingt lesen.