Benutzer
Benutzername: 
Dajobama

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


sehr gut

Das Geschenk des Meeres – Julia R. Kelly
Skerry, ein Fischerdorf an der schottischen Küste um 1900 – hier wird während eines Sturms ein kleiner Junge angeschwemmt. Lebend. Die Parallelen zu Dorothys vor vielen Jahren im Meer verschwundenen Sohn im gleichen Alter sind überwältigend und spülen so manch fast vergessenes Geheimnis wieder an die Oberfläche.
Dieser Roman ist durchgehend außerordentlich düster. Allein schon die winterlich-stürmische Atmosphäre an der Küste. Jeder der Bewohner von Skerry hat sein Päckchen zu tragen. Das Ausmaß wird erst nach und nach offenbar – scheinbar gibt es keine einzige glückliche oder auch nur zufriedene Person an diesem Ort.
Das große Thema dieser Geschichte ist Trauer. In erster Linie Dorothys Trauer, eine Lehrerin, die in Skerry niemals ganz angekommen ist und den Tod ihres Jungen nie verwunden oder auch nur ansatzweise verarbeitet hat. Irgendjemand (ich denke es war der Pfarrer), kommt nun auf die grandiose Idee, das aus dem Meer gefischte Kind, das so viele Ähnlichkeiten zu ihrem eigenen Jungen damals aufweist, ausgerechnet bei Dorothy unterzubringen. Damit sie eine Aufgabe hat und schließlich war sie ja selbst einmal Mutter.
Es gibt wirklich starke, bildhafte Szenen in diesem Buch. Sehr atmosphärisch, wenn auch durchwegs düster. Ich möchte aber auch die doch recht raumgreifende Liebesgeschichte zu Joseph, dem Fischer, nicht unterschlagen. Obwohl offensichtlich ist, dass die beiden einander anziehen, kommen sie doch nie zusammen. Eine Geschichte voller Irrungen und Wirrungen, Klatsch und Tratsch.
Erzählt wird auf zwei Zeitebenen – damals und heute. Wie Puzzlestücke fügt sich die Geschichte immer mehr zusammen. Auch wenn ich zwischendurch Mühe hatte dranzubleiben, mochte ich die Geschichte sehr gerne. Wirkliche Spannung kommt kaum auf. Die Sprache ist eher zart und so plätschert die Geschichte immer mal wieder ein wenig vor sich hin.
4 Sterne.

Bewertung vom 06.07.2025
Wood, Benjamin

Der Krabbenfischer


ausgezeichnet

Der Krabbenfischer – Benjamin Wood
Thomas Flett ist zwanzig Jahre alt und lebt als Krabbenfischer in einfachsten Verhältnissen mit seiner Mutter zusammen. Er liebt seine Heimat Longferry, den Strand. Dennoch ist es harte, teils auch langweilige Arbeit, die wenig einbringt und insgeheim lebt er für die Musik. Als ein Regisseur auf ihn und seine Tätigkeit aufmerksam wird, sich gar mit ihm anzufreunden scheint, ist plötzlich alles möglich.
Ein extrem ruhiger Roman, der von seiner starken Atmosphäre lebt und mich immer wieder an den Erzählstil von Benjamin Myers erinnerte. Doch auch an den Schimmelreiter musste ich denken, wenn Thomas mit Pferd und Karren durch dichtesten Nebel zieht.
Der Strand und das Meer spielen eine große Rolle und werden unglaublich stimmungsvoll beschrieben. Dabei ist es ein gefährlicher, unwirtlicher Ort, der schon etliche Leben gefordert hat. Es ist also eher eine etwas gruselige düstere Atmosphäre, die über der Geschichte schwebt.
Die Wünsche und Sehnsüchte dieses jungen Mannes, der in der Tradition dieses Berufes, in einem ärmlichen Leben ohne Perspektive feststeckt, sind mehr als nachvollziehbar.
Es ist einfach eine tolle, leise und poetische Sprache, mit der uns der Autor diese Geschichte nahebringt. Toll.
5 Sterne.

Bewertung vom 11.06.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


sehr gut

Im Leben nebenan – Anne Sauer
Fast jeder hat sich wohl schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie sein Leben verlaufen wäre, hätte man die ein oder andere Entscheidung anders getroffen. Genau mit diesem Gedankenspiel beschäftigt sich dieser Roman.
Antonia wacht eines Morgens auf und wacht in einem anderen Leben auf – mit ihrer Jugendliebe als Ehemann und einem Säugling. Die Entscheidung, ihr Heimatdorf und Adam zu verlassen um in der Stadt ein Leben mit ihrem langjährigen Freund Jakob zu führen – sie wurde nie getroffen. Und so pendelt die Geschichte zwischen zwei Parallelwelten hin und her. In der Stadt führt Antonia ein Leben mit Jakob, ohne Kind – am Dorf hat sie plötzlich einen Säugling zu versorgen und einen Ehemann, den sie eigentlich nie wollte.
Die Was-wäre-wenn-Frage greift viele existentielle Themen auf. Was braucht man um glücklich zu sein, ist nur eine von vielen. Gerade die Rolle einer Frau mit bzw. ohne Kind in der Gesellschaft ist ein großes Thema.
Der Schreibstil ist locker-leicht und zieht den Leser sogartig mitten ins Geschehen. Gerade Anfangs war ich sehr begeistert von diesem Roman, gegen Ende hatte ich dann das Gefühl verstehen zu wollen (nicht gelungen), wie die beiden Parallelwelten zeitlich zueinander stehen. Zu viele Überkreuzungen haben mich eher irritiert und Fragen aufgeworfen.
Insgesamt habe ich dieses nachdenklich machende Buch aber sehr gerne gelesen. 4 Sterne.

Bewertung vom 06.06.2025
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


weniger gut

Der Duft des Wals – Paul Ruban
Die Mission des teuren Familienurlaubs im tropischen Resorts ist klar: die zerrüttete Ehe soll gerettet werden. Dass dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist, ist schnell zu erkennen.
Nicht nur das Familienleben der Protagonisten ist eine Farce, auch die weiteren Figuren dieses Romans haben ihre Geheimnisse. Und dann strandet ein verwesender Wal an der Küste und verbreitet seinen Gestank auf der Insel. Sinnbildlich soll der Verwesungsgeruch wohl für die durch und durch marode Ehe stehen. Außerdem ist die Thematik des durch menschliches Verhalten verursachten Klimawandels erkennbar. Darüber hinaus konnte sich mir kein tieferer Sinn hinter der Geschichte erschließen.
Ehrlich gesagt konnte ich mit dem Humor, der hinter dieser Geschichte steht, sie regelrecht durchdringt, nichts anfangen. Nicht mein Humor. Für mich ist das eine relativ willkürliche Aneinanderreihung von Absurditäten, Peinlichkeiten, Banalitäten. Das Ehepaar benimmt sich einfach unmöglich – unabhängig davon, ob diese Ehe noch eine Chance gehabt hätte oder nicht (Nein!) Dazu fehlte mir eine Bindung zu den Figuren, die sich einfach nicht einstellen wollte. Manche Szenen erinnern an eine Slapstic-Komödie. Die recht einfach gehaltene Sprache macht es nicht gerade besser.
Bei aller Kritik muss ich diesem Buch zugute halten, dass es durchaus sehr unterhaltsam zu lesen ist. Anfangs fand ich den Erzählstil auch wirklich erfrischend, bevor es mir dann doch zu bunt wurde.
Leider war das nicht meins. 2 Sterne.

Bewertung vom 14.05.2025
Eui-kyung, Kim

Hello Baby


gut

Hello Baby – Kim Eui-Kyung
„Hello Baby“ – das ist der Gruppenchat, in dem sich die sechs Frauen, die wir hier kennenlernen, austauschen. Sie alle sind nicht mehr ganz jung und haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Für diesen sind sie bereits, so einiges auf sich zu nehmen. Kennengelernt haben sich die Frauen in der Baby-Angel-Fruchtbarkeitsklinik in Seoul. Ein Jahr nachdem sie den Chat verlassen hat, taucht die 46-jährige Jeonghyo plötzlich wieder auf – mit einem Neugeborenen.
Dieser Roman erinnert manchmal eher an einen Sachtext denn an einen Roman. Denn die Informationen gehen durchaus in die Tiefe und werden gerne auch etwas hölzern und unbeholfen an die Leser gebracht. Generell ist es eine große Schwäche dieses Werkes, dass die Emotionen, die bei einem solchen Thema ja dahinterstecken müssen, nicht wirklich spürbar werden. Viele Behandlungen werden erklärt, beschrieben und auch mit teilweise schwer aushaltbaren Schmerzen bezeichnet. Dennoch bleibt alles distanziert. Die einzelnen Frauen werden nicht zugänglich. Ehrlich gesagt hatte ich sogar Probleme, die einzelnen Figuren auseinanderzuhalten. Das mag auch an den koreanischen Namen liegen – und sechs Protagonistinnen sind einfach ein wenig viel. Dazu kommen dann ja auch noch die dazugehörigen Ehemänner und Schwiegermütter.
Dabei ist dies so ein spannendes und wichtiges Thema. Südkorea als extrem patriarchalisch geprägte Gesellschaft, die jedoch medizinisch sehr weit entwickelt ist. Gerade der Druck der Gesellschaft, insbesondere der Ehemänner und Schwiegermütter, auf die Frauen, Kinder zu bekommen, ist immens. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, der eigene Kinderwunsch wäre gar nicht so ausschlaggebend. Besonders die Männer kommen hier aber sehr schlecht weg. Denn natürlich bleiben all die Schmerzen und Unannehmlichkeiten der Behandlungen und falls es denn soweit kommen würde, der Geburt, bei den Frauen – die Männer beschäftigen sich kaum mit der Materie. Hier wird dieses Buch sehr feministisch. Generell mag ich solche Werke gerne und habe auch schon einiges in der Richtung gelesen, hier wirkte es für mich aber eher wie generalisiertes Jammern. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich zu den Frauen schon gar keinen Zugang bekam.
Auch sprachlich war ich wenig angetan von diesem Roman. Kaum greifbare Emotionen, dafür sehr spröde und sachliche Abarbeitung von Fakten. Trotzdem ist das Buch sehr leicht und schnell lesbar. Dabei hilft, dass es immer wieder von Chat-Gesprächen der Frauen unterbrochen wird.
Schade, denn eigentlich interessiert mich das Thema sehr. Nur hier fand ich so gar keinen Zugang zu den Personen. Auch über Südkorea hätte ich gerne noch mehr erfahren.
Gerade noch so 3 Sterne.

Bewertung vom 11.05.2025
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Perlen Sian Hughes
Als Marianne acht Jahre alt ist, verschwindet ihre Mutter spurlos. Marianne bleibt mit ihrem Vater Edward und ihrem kleinen Bruder Joe zurück.
Aus Erinnerungsfragmenten und Erklärungsversuchen, auch beeinflusst von den Ermittlungen der Polizei, zimmert sie sich eine Wahrheit zusammen. Die Abwesenheit der Mutter und die Fragen nach dem Warum beschäftigen sie ein Leben lang. Marianne ist später ein schwieriger Teenager, verweigert den Schulbesuch, rebelliert. Erst als ihre eigene Tochter fast erwachsen ist, öffnet sich ein neuer Weg für sie, mit ihrer Geschichte umzugehen.
Es ist ein sehr sanfter Roman, der sich in erster Linie mit Trauer befasst und mit den Folgen, den ein solcher Schicksalsschlag in einer Familie und in deren Mitgliedern auslöst. In vielen Rückblenden erinnert sich Marianne an ein glückliches Familienleben und eine liebevolle Mutter-Tochter-Beziehung. Im krassen Gegensatz dazu stehen dann ihre Teenagerjahre mit diversen Eskapaden und Rebellionen.
Eine traurige Geschichte mit einer zarten Atmosphäre, die sehr in die Tiefe geht. Es geht hier mehr um psychologische Aspekte denn um tatsächliches Voranschreiten der Handlung. Manches bleibt rätselhaft, genau wie die Märchen aus Mariannes Kindheit.
Berührend und in literarisch wunderbarer Sprache. Hat mir gut gefallen. 4 Sterne.

Bewertung vom 27.04.2025

Schauplätze der Weltliteratur


ausgezeichnet

Schauplätze der Weltliteratur
Eine spannende, höchst informative literarische Weltreise, bei der man alte Bekannte wieder trifft und neue Schätze entdeckt.
Die Vorstellung der Werke erfolgt chronologisch, beginnend mit dem Thema „Romantische Aussichten“. Es folgen die „Kartierung der Moderne“ und „Nachkriegspanoramen“ um am Ende bei den „Zeitgenössischen Schauplätzen“ zu landen. Allen gemeinsam ist, dass die Handlungsorte eine große Rollen, wenn nicht gar eine Hauptrolle im jeweiligen Werk übernehmen.
Viele der aufgeführten Bücher waren mir bereits als Werke der Weltliteratur bekannt. Bei einigen handelt es sich um unbekanntere Werke bekannter Autoren. Manches war mir bisher allerdings gar kein Begriff. Dabei ist auch meine Wunschliste wieder gewachsen.
Es gibt jeweils einen kurzen Abriss über das jeweilige Werk, seinen Autor und die Bedeutung etc. Abgerundet wird das Ganze mit wunderschönen, jeweils passenden, Illustrationen. Toll zum Blättern und Schmökern. Eventuell sollte dem Leser bewusst sein, dass es sich bei wbg Theiss um einen wissenschaftlichen Verlag handelt – das merkt man diesem Buch auch an.
Mir hat es ganz hervorragend gefallen – eine wunderbare literarische Schmökerreise!
5 Sterne

Bewertung vom 24.04.2025
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


ausgezeichnet

Der Junge aus dem Meer – Garrett Carr
1973 wird in einem Örtchen an der irischen Westküste ein Baby am Strand gefunden. Das Fischerpaar Ambrose und Christine nimmt es auf und zieht den Jungen wie einen eigenen Sohn groß. Brendan wächst fortan mitten in der eingeschworenen Gemeinde auf – nur sein „Bruder“ Declan, wird den Eindringling nie wirklich akzeptieren.
Es ist eine besondere Erzählweise aus der Wir-Perspektive, womit die Bewohner der irischen Küstengemeinde gemeint sind, die hier so einiges mitbekommen, manches aber auch nur vermuten, auf jeden Fall aber zu allem eine Meinung haben. Diese schrulligen Fischer und ihre Gattinnen erzählen nun diese Geschichte….
„… wir erzogen unsere Kinder dazu, allein zurechtzukommen.“
„Für Eunan gab es keine Mahlzeit, die er nicht in weniger als drei Minuten vertilgen konnte, was er so schnell und lautstark tat, dass man hätte meinen können, auf seinem Stuhl säße eine Ziege.“
…mit dem trockenen Humor der einfachen Leute.
Es ist ein extrem stimmungsvoller und authentischer Roman, der dabei entsteht. Klug und tieftraurig. Die Handlung schreitet eher gemächlich voran, es sind vielmehr die zwischenmenschlichen Beziehungen auf die der Fokus gelegt wird. Ganz ohne Erziehungsratgeber und völlig unbedarft werden Fehler gemacht – insbesondere die Beziehung zwischen Brendan und Declan ist und bleibt schwierig.
Wenn man sich erstmal eingelesen hat, ist dies ein wunderbarer Schmöker um eine eigensinnige irische Dorfgemeinschaft und um einen Jungen auf der Suche nach seinem Platz in der Welt. Berührend und schön.
5 Sterne.

Bewertung vom 17.04.2025
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


gut

Die Summe unserer Teile – Paola Lopez
Über drei Generationen und drei Länder erstreckt sich diese Geschichte eigensinniger Frauen. Im Zweiten Weltkrieg flieht Großmutter Ljudmila von Polen in den Libanon um dort in der Chemie zu forschen. Mutter Daria geht nach München und arbeitet als Ärztin. Informatikstudentin Lucy schließt endlich den Kreis und fährt nach Polen um nach ihren Wurzeln zu suchen.
Drei Frauen mit völlig zerrütteten Mütter-Töchter-Beziehungen. Fehlende Kommunikation scheint ein Grundproblem zu sein. Mehr erfährt man jedoch lange nicht. Überhaupt bleiben die Beziehungen sehr vage. Alltag bekommt man kaum beschrieben, vielmehr sind es Schlaglichter aus den Leben der drei Frauen – die jedoch kein vollständiges Bild liefern.
Grundsätzlich hätten diesem Roman durchaus ein paar Seiten mehr gut getan. So bleiben die Personen leider alle etwas oberflächlich. Gerade die Beziehungen untereinander werden jeweils nur kurz skizziert. Auch wenn dieser Erzählstil die mangelnde Kommunikation zwischen den Frauen widerspiegelt, hätte ich mir doch mehr Informationen gewünscht. Daria hat eine eher kalte Mutter erlebt und ist mit einer Nanny aufgewachsen. Bei ihrer Tochter möchte sie alles anders machen und erdrückt sie fast vor Liebe und Erwartungen.
Die beiden Ehemänner und Väter, die im Großen und Ganzen einen vernünftigen und bemühten Eindruck machen, bleiben sowohl in der Geschichte als auch in der Erziehung der Töchter weitgehend außen vor. Auch hier werden hochinteressante Themen angeschnitten (Emanzipation, Mental-Load) und dann leider nicht weiter ausgeführt. Prinzipiell kann man sagen, dass auch hier die fehlende Kommunikation ein Thema ist.
Sprachlich fand ich diesen Roman eher unauffällig, aber extrem flüssig lesbar.
Insgesamt spannende Themen, eine interessante Ausgangssituation – nur hätte ich gerne alles ein wenig ausführlicher gehabt. Insbesondere die Figuren blieben mir so etwas zu vage und fremd.
Trotzdem lesenswert – 3 Sterne

Bewertung vom 17.04.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

Beeren pflücken – Amanda Peters
Was für ein toller Roman – ein wahrer Pageturner!
Die 4-jährige Ruthie, jüngstes Kind einer indigenen Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia verschwindet am Rande eines Beerenfeldes in Maine, wo die Familie als Erntehelfer arbeitet, spurlos. Auch nach Jahrzehnten hat die Familie die Hoffnung, Ruthie wiederzusehen, nicht aufgegeben. Die Tragödie hat vielerlei tiefe Wunden gerissen und Schatten auf die Leben der Zurückgebliebenen geworfen.
Parallel dazu wächst in Maine das Mädchen Norma auf, in einer überbehütenden Familie, der sie sich dennoch nie so ganz zugehörig fühlt. Außerdem plagen sie immer wieder seltsame Träume.
Abwechselnd werden die Handlungsstränge der Mi'kmaq-Familie sowie des Mädchens Norma verfolgt. Auch schwierige Lebensbedingungen der indigenen Bevölkerung, welche nicht selten in Gewalt und Alkoholmissbrauch enden, werden thematisiert.
Eine sehr berührende Geschichte über die Kraft der Hoffnung und starke Familienbande mit dem Hintergrund einer indigenen Kultur in Kanada. Die Autorin entstammt selbst ebendieser Kultur und lebt selbst in Nova Scotia.
Besonders möchte ich noch den Erzählstil hervorheben. Geradezu soghaft treibt die Autorin die Handlung voran. Einfühlsam trifft sie immer den richtigen Ton, wenn sie von den großen Dramen der Familien erzählt. Detailreich und atmosphärisch führt sie ihre Leser direkt hinein in die Wälder Kanadas.
Eine besondere Leseerfahrung. Toll! 5 Sterne