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Kirstin

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2025
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5


ausgezeichnet

Im fünften Band der Reihe um den Donnerstagsmordclub geht es um eine Bombe unter dem Auto eines Trauzeugen, seine tote Geschäftspartnerin und Bitcoins in Milliardenhöhe. Doch nicht der Kriminalfall macht den besonderen Charme dieses Buches und der Reihe insgesamt aus, sondern die unverwechselbaren, charmanten, manchmal auch knauzigen vier Senioren des Donnerstagsmordclubs. Nach dem Tod ihres Mannes findet Elizabeth wieder Gefallen am Lösen von Kriminalfällen und ihr alter Instinkt erwacht. Ibrahim, der ehemalige Professor der Psychiatrie, trägt seinen Teil durch kluge und manchmal recht verdrehte Gedanken bei. Doch eigentlich stehen dieses Mal Ron und Joyce im Mittelpunkt. In einem zweiten Handlungsstrang geht es um Rons Tochter Suzie, die sich von ihrem gewalttätigen Ehemann befreien will. Ron setzt es extrem zu, dass er nicht mehr wie früher seine Familie beschützen kann und schmiedet einen Plan. Und Joyce wird endlich Schwiegermutter. Nach der Hochzeit ihrer Tochter Joanna scheint sie mehr in ihren Schiegersohn vernarrt zu sein als ihre Tochter selbst. Herrlich sind die Tagebucheinträge von Joyce, in denen der Kriminalfall und auch ihre Gedanken über Tochter und Schwiegersohn mit feinem britischen Humor geschildert werden. Eine tolle Fortsetzung der Reihe!

Bewertung vom 16.11.2025
Luka, Saskia

Lass uns noch bleiben


ausgezeichnet

Anna hat sich in Kreuzberg ein ruhiges Leben eingerichtet. Jeden Tag arbeitet sie in ihrem Pflanzengeschäft, malt Bilder, die sich ab und an auch verkaufen und trinkt einen Coffee to go mit Henning, der in der Nähe von Annas Pflanzengeschäft ein Antiquariat betreibt. Den Menschen bleibt sie ansonsten fern, denn nachdem ihre große Liebe Vinka sie plötzlich verlassen hat, trauert Anna. Als eines Tages ein Mann mit einer Bärenjacke in ihrem Laden auftaucht und Anna darum bittet, sein Wohnungsgesuch auszuhängen, wirft sie den Zettel zunächst weg. Doch der junge Mann ist hartnäckig und liebenswert, und als er wieder im Laden steht, bietet Anna ihm an, ihr Untermieter zu werden. Aus diesem Arrangement entwickelt sich langsam eine zarte Liebesgeschichte und man kann Annas Entwicklung als Lesender wunderbar mitverfolgen. Die Autorin zeichnet auf sanfte und empathische Weise Annas Weg zurück ins Leben, zu neuer Lebensfreude und zu bewusstem Abschiednehmen von Vergangenem nach. Ein Buch mit sympathischen Charakteren und einer lebensbejahenden Botschaft, die unaufdringlich daherkommt. Wunderschön!

Bewertung vom 26.10.2025
Gilbert, Elizabeth

All the Way to the River


gut

Elizabeth Gilbert legt mit "All the way to the river" ein sehr persönliches und intimes autobiographisches Werk vor. Sie verarbeitet in ihrem Buch auf literarische Weise den Krebstod ihrer langjährigen besten Freundin und späteren Partnerin Rayya. Doch mehr noch als um Rayya geht es um die Autorin selbst, die den Mut besitzt, offen und schonungslos über ihre Liebes- und Sexssucht und die daraus entstehenden Co-Abhängigkeiten zu schreiben. Die Kapitel sind teils als innerer Dialog mit der Verstorbenen, teils als Sammlung gemeinsamer Erlebnisse, aber auch als Verarbeitung eigener Lebenserfahrungen angelegt. Im Wechsel mit den erzählenden Texten veröffentlicht Elizabeth Gilbert Gebete und lyrische Texte, die sich oftmals unmittelbar an Rayya wenden. Ich bewundere den Mut, mit dem eine so bekannte Autorin sich mit den dunklen Seiten des eigenen Lebens auseinandersetzt und diese öffentlich macht. Dafür gebührt ihr mein größter Respekt. Leicht lesbar fand ich ihr Buch jedoch nicht, denn mir fehlte ein roter Faden, die Texte waren für mein Verständnis teils weder chronologisch noch sinnvoll aneinandergereiht und insgesamt hätte man den Inhalt straffer gestalten können. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass dieses Buch Menschen in ähnlichen Lebenssituation möglicherweise eine Orientierung und Ermutigung sein kann.

Bewertung vom 23.10.2025
Lalami, Laila

Das Dream Hotel


weniger gut

Das "Dream Hotel" ist eine Einbehaltungsanstalt, in der Menschen festgehalten werden, die möglicherweise in der Zukunft eine Straftat begehen könnten. Berechnet wird dies durch einen KI-Algorithmus, der sämtliche persönliche Daten der Menschen, die diese freiwillig, sorglos oder unter Zwang preisgegeben haben, einbezieht. So auch die Daten des "Dreamsavers", eines Implantats, das Sara eigentlich helfen sollte, zu einem besseren Schlaf zu finden. Doch der Dreamsaver zeichnet ebenfalls ihre Träume auf, und angeblich stellt Sara nun eine Gefahr für ihren Mann dar, da sie geträumt hat, diesen zu töten. So wird sie bei der Rückreise in die USA festgehalten und soll für 21 Tage im "Dream Hotel" beobachtet werden. Doch aus 21 Tagen werden Wochen und Monate, immer neue Auffälligkeiten und Anschuldigungen werden gegen Sara erhoben. Laila Lalami entwirft in ihrem Roman eine verstörend dsytopische Welt in naher Zukunft, die umso nachdenklicher macht, da es nur noch ein kleiner Schritt bis dorthin zu sein scheint. Leider führen einige Handlungsstränge ins Leere und die zu Beginn aufgebaute Spannung verpufft in einem recht unspektakulären Ende. Als Lesender wartet man auf den Drift, das Überraschungsmoment. Die Spuren dafür wurden gelegt, doch leider nicht aufgenommen.

Bewertung vom 28.09.2025
Hart, Emilia

Unbeugsam wie die See


gut

Auch in ihrem zweiten Buch "unbeugsam wie die See" verwischt die Autorin Emilia Hart die Grenzen zwischen realistischem und fantastischem Erzählen. Das Buch hat mehrere Erzählebenen. Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart geht es um zwei Schwestern, die eine besondere Beziehung zum Wasser haben. Im Jahr 1801 werden die Zwillingsschwestern Eliza und Mary auf einem Sträflingsschiff von Irland nach Australien geschickt. Es scheint eine Verbindung über die Jahrhunderte zu Jess und Lucy zu geben, den beiden Schwestern, die im Jahr 2019 so intensiv von Mary und Eliza träumen, dass die Träume ihre Handlungen lenken. Als Jess plötzlich verschwindet, begibt sich Lucy auf die Suche und stößt dabei auf ein Geheimnis, dass nicht nur das Leben ihrer Schwester in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Emilia Hart schreibt flüssig und gut lesbar, der Zeitwechsel erzeugt Spannung und sorgt für eine intensive Dynamik. Das überraschende Ende hat mir gut gefallen.

Bewertung vom 28.09.2025
Lüftner, Kai

Das krasseste Tier der Erde


ausgezeichnet

Dem Bestseller-Autor Kai Lüftner ist hier ein wunderbar-witziges Sachbilderbuch gelungen, das viel Spaß beim Lesen, Betrachten und Entdecken macht. In lustigen Reimen erzählt er von der wichtigen Aufgabe der Regenwürmer, verdichteten Boden aufzulockern und so erst zu wirklichem, vielfältigem Leben erblühen zu lassen. Die detailreichen Illustrationen von Friederike Ablang laden zum Verweilen und Schmunzeln ein, immer mehr ist auf den Bildern zu entdecken, je vielfältiger und bunter die Erde durch die Arbeit der Regenwürmer wird. Die hochwertige und nachhaltige Ausstattung des Buches korrespondiert mit dem Thema, so dass hier ein rundum gelungenes Sachbilderbuch geschaffen wurde, mit dem man schon die Kleinsten für die Wunder der Natur und die Bedeutung auch noch so unscheinbarer Lebewesen für das Ökosystem Erde sensibilisieren kann.

Bewertung vom 07.09.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Ein Porträt, das die weit über 90jährige Änne eines Tages mit der Post erhält, versetzt sie mit einem Schlag in eine längst vergangene Zeit und löst eine Reihe von tragischen Ereignissen aus, die zu Ännes Tod führen. Ihre Enkeltochter Laura begibt sich auf eine Reise in Ännes Vergangenheit und sucht den Gutshof in Schlesien, auf dem Änne groß geworden ist. Dort hofft sie Antworten zu finden auf die vielen offenen Fragen und unausgesprochenen Worte, die das Leben ihrer Großmutter begleiteten. Zu Ännes Lebzeiten war das Thema Schlesien tabu und mehr, als dass Änne mit ihrer kleinen Tochter Ellen aus Schlesien fliehen musste, hat sie ihrer Familie nie anvertraut. Doch wie es dazu kam, erfährt Laura nun auf ihrer emotionalen Reise und sie hilft dadurch auch ihrer Mutter, den Geheimnissen, die deren Leben bislang begleitet haben, näher zu kommen. Ein spannender und flüssig zu lesender Generationenroman mit ausdrucksstarken Charakteren.

Bewertung vom 26.08.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Seit sieben Jahren wird Torran in Indien vermisst, seit sieben Jahren ist seine Mutter Anne auf der Suche nach ihm. Während ihr Ehemann Robert irgendwann resigniert und zuhause auf einer kleinen schottischen Hebrideninsel bleibt, bereist Anne Indien, immer auf der Suche nach einem vertrauten Gesicht, einer bekannten Silhouette. Als sich neue Hinweise auf Torrans Aufenthaltsort ergeben, begibt sich Anne gemeinsam mit ihrer Nichte Esther auf eine beschwerliche Reise in den Himalaya. Die gemeinsame Zeit wird zu einer Chance für die beiden Frauen, die in der Vergangenheit nur schwer einen Zugang zueinander fanden.
Das Buch berührt unmittelbar. Die Emotionen der Mutter, stets gefangen zwischen Hoffnung und Resignation, Trauer und Akzeptanz werden von der Autorin auf eine ruhige Art erzählt und trotzdem baut sie große Spannung auf. Zudem faszinieren die Einblicke in das Leben westlicher AussteigerInnen in Indien, genannt Sunbirds, denn immer wieder begegnet Anne Menschen, die ihre Existenz in der westlichen Welt einfach hinter sich gelassen haben.

Bewertung vom 26.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


ausgezeichnet

Eva Völler hat mit ihrem neuen Roman ein kaum aufgearbeitetes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte gewählt: Das Schicksal der Verschickungskinder. Selbst sehr junge Kinder wurden für mehrere Wochen alleine zu Heilkuren "verschickt", die ihrer Gesundheit gut tun sollten, doch vielfach erlebten die Kinder in diesen Wochen traumatische Ereignisse, die sie ihr Leben lang prägten. So erging es auch den Geschwistern der Autorin, denen sie dieses Buch widmet. Die persönliche Betroffenheit trägt dazu bei, dass Eva Völler ein authentischer und emotionaler Roman gelingen ist, der den Lesenden von Beginn an fesselt und an den gegenwärtigen und vergangenen Geschehnissen teilhaben lässt. In der Gegenwart macht sich die Journalistin Hanna auf den Weg nach Borkum, um dort zu einem ehemaligen Kinderkurheim zu recherchieren, das ihre Mutter früher besucht hat. Unterstützung erfährt sie von Ole, dem Inselarzt, dessen Großvater ebenfalls in die Abläufe im Kurheim involviert war. In der Vergangenheit erzählt die kleine Susanne, wie sie 1963 zu ihrer Kinderkur aufbrach und im Ruhrgebiet alleine in einen Bus gesetzt wurde, um auf Borkum als erstes ihren Namen gegen eine Nummer eintauschen zu müssen.

Bewertung vom 30.07.2025
Kröhn, Julia

Das Lied der Rose


sehr gut

Julia Kröhn umfasst mit ihrem Epos über die Anfänge des Minnegesangs mehrere Jahrzehnte im 11. Jahrhundert nach Christus. Sie erzählt spannend und fesselnd die Geschichte der jungen Sahar, einer bildschönen Frau mit sarazenischem Erbe und Marian, einem zurückhaltenden Novizen, dem das Klosterleben nicht vorbestimmt zu sein scheint. Beide eint eine große Liebe – zueinander und zur Musik. Doch das politische Kalkül der herrschenden Klasse und die Ohnmacht, über das eigene Leben bestimmen zu können, verhindern über viele Jahre, dass die beiden Liebenden beieinander sein können. Wie sie immer wieder auseinandergerissen werden, wie Sahar zunächst ein protektiertes Leben am Hof der Herzogin von Toulouse, Philippa, führt und Marian als Medikus den Herzog von Aquitanien, Guillaume, auf einen Kreuzzug ins Heilige Land begleitet, erzählt die Autorin anschaulich und mitreißend. Die häufigen Zeitsprünge erfordern Aufmerksamkeit beim Lesen, doch durch Rückblenden werden Lücken gefüllt, so dass am Ende keine Fragen für den Lesenden offen bleiben. Außergewöhnlich für einen historischen Roman ist der emanzipierte und differenzierte Blick auf die Frauengestalten des Buches, sie sind hier diejenigen, die die Handlung vorantreiben.