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KW

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Bewertung vom 10.01.2015
Kinderschutz: Kontrolle oder Hilfe zur Veränderung?
Conen, Marie-Luise

Kinderschutz: Kontrolle oder Hilfe zur Veränderung?


ausgezeichnet

„Wodurch verändern sich Menschen?“ Dies ist eine zentrale Frage in der sozialen Arbeit, die angesichts der aktuellen „Hysterie“ um den Kinderschutz mitunter systematisch aus dem Blick gerät und der Marie Luise Conen in ihrem neuesten sehr lesenswerten Büchlein „Kinderschutz: Kontrolle oder Hilfe zur Veränderung“ wieder Geltung verschafft. In neun prägnanten Artikeln betrachtet sie die aktuellen Entwicklungen im Feld des Kinderschutzes in bewährter systemischer Komplexität, um schließlich Vorschläge zur Verbesserung der Kinderschutzarbeit abzuleiten.

In den ersten vier Artikeln, die jeweils durch eine Fallgeschichte sehr bereichert werden, geht die Autorin der Dynamik in der Arbeit mit den Klienten insbesondere in Multiproblemfamilien nach. Diese vier Artikel:
- „Problemverhalten ist Lösungsverhalten“
- „Helfen oder helfen zu verändern“
- „Kindeswohlgefährdung und destruktive Loyalitäten der Eltern“
- „Hoffnung und Zutrauen - auch im Kinderschutz“
geben einen verständlichen Einblick in das systemische Verständnis dieser hochkomplexen Realitäten und bieten auch für erfahrene Systemiker_innen interessante Anregung. Eine Zusammenfassung am Ende jedes Kapitels unterstützt die Anwendung für die Praxis im Jugendamt, ASD und der Familienhilfe.

Im den folgenden vier Abschnitten:
- „Beratung als Teil der Berufsidentität“
- „Kinderschutz und Kontrolle“
- „Kinderschutz und politische Einmischung“
- „Fachlichkeit und Kulturveränderung“
thematisiert Marie Luise Conen die Spannungsfelder, in denen sich Sozialarbeiter_innen und Leitungen in den Allgemeinen Sozialen Diensten ebenso wie freien Trägern wiederfinden und bietet Orientierungshilfe an. Sie fordert dabei „eine offene und offensive Unterstützung“ der ASD-Sozialarbeiter_innen und zeigt auf, wie die fachliche Arbeit durch die Interessen von Politik, Verwaltung und gesellschaftlichen Gruppierungen gegenwärtig erschwert wird. Die Autorin macht deutlich, dass eine veränderungsorientierte Kinderschutzarbeit erforderlich ist. Folgerichtig ermutigt sie zur politischen Einmischung, um zurückzukehren zur eigentlichen Aufgabe, „wieder Qualität in die Arbeit zu bringen und die Familien nicht aufzugeben“ (S. 8)

Im letzten Kapitel werden konkrete Vorschläge sowohl für die Verbesserung der Klientenarbeit als auch für Organisationsveränderungen entwickelt.

Ein Büchlein, das anregt zum Nachdenken und Handeln und dem viele Leser_innen zu wünschen sind.

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