Benutzer
Benutzername: 
www.susanne-eichholz.de
Wohnort: 
Frankfurt
Über mich: 
Ich bin Personalentwicklerin und Coach in Frankfurt. Als leidenschaftliche Leserin seit Kindertagen binde ich in meine Arbeit immer Bücher aller Art ein. Auf meiner Website www.susanne-eichholz.de betreibe ich einen Leseblog: "Das Freitagsbuch" und stelle dort alle 14 Tage eine Buch vor.

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2025
Budde, Gunilla

Jutta Limbach


sehr gut

Dies ist auch die Geschichte eines Menschen, der vielfach zunächst unterschätzt wurde. Jutta Limbach war mit 1,60 m selbst für eine Frau ihrer Generation klein. Zudem war sie stets freundlich, herzlich und höflich. Solche Menschen werden oft zunächst in die Schublade "harmlos" gesteckt, was in ihrem Fall komplett falsch war. Sie selbst fragte Journalisten gerne: "Glauben Sie, dass ich mit Nettigkeit so weit gekommen wäre?" Sie war eben ein Beweis dafür, dass man zuvorkommend UND hocherfolgreich sein kann.

Es lohnt sich aus meiner Sicht aus vielerlei Gründen, diese Biografie zu lesen. Sie ist auf der einen Seite ein Stück deutscher (Rechts-)Geschichte und stellt auf der anderen Seite dar, wie das Frauenbild in Deutschland sich in den letzten 90 Jahren verändert hat. Schließlich ist Familien- und Geschlechtergeschichte ein Forschungsschwerpunkt der Autorin Budde. 

Bewertung vom 30.05.2025
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Ziemlich großes Kino

Obwohl die Kritik zu Kehlmanns Buch nicht euphorisch war, kann ich in der Figur des Regisseurs Pabst viel lesen zur Rolle des Künstlers in einem totalitären Regime. Es geht im Grunde um Gewissensfragen, Korruption und Mitläufertum in chaotischen Verhältnissen. Für mich ist das alles ziemlich großes Kino und damit auf jeden Fall empfehlenswert.

Bewertung vom 02.05.2025
Azzeddine, Saphia

Mein Vater ist Putzfrau


gut

Dem Leser bietet sich ein Panorama, das in vielen französischen Filmen aus den Banlieues zu sehen ist. Und doch bietet Azzeddine mehr als unzählige umgangssprachliche Elemente und die üblichen Klischees. Denn es geht auch darum, wie der heranwachsende Junge trotz der sich vertiefenden Bildungskluft weiter an seinem Vater hängt. Paul macht dabei eine Wandlung durch, die viele Einwandererkinder kennen. Die Unfähigkeit seiner Eltern, sich sprachlich einzuleben, führt zu ihrer Isolation. Der Sohn traut sich nicht, seine Eltern zu korrigieren, und so wird der sprachliche Abstand zwischen den Generationen immer größer.

Einige originelle Elemente und viele humorvolle Einwürfe machen diesen Entwicklungsroman sehr lesenswert, finde ich. Die Autorin schreibt auch Drehbücher. Sicher lohnt es sich, ihren Weg zu verfolgen.

Bewertung vom 20.04.2025
Kurbjuweit, Dirk

Nachbeben


sehr gut

Eine Freundin bemängelte das Hin und Her zwischen verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen, aber das hat mich nicht gestört. Der rote Faden war für mich immer klar erkennbar. Ich habe hier etwas vorgefunden, das mir in vielen Romanen fehlt: eine wirklich packende Geschichte. Zudem habe ich noch nie eine so starke Beschreibung der Stadt Frankfurt direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelesen. Wenn Kurbjuweit beispielsweise schildert, wie eine kanadische Militärmaschine mit Kriegsgefangenen über der komplett zerstörten Frankfurter Innenstadt kreist, müssen nicht nur die Soldaten an Bord schlucken.

Ich kann mir zudem wenige Autoren vorstellen, die das Ende der D-Mark und die Entscheidung für den EURO derart interessant und unterhaltsam erzählen könnten wie Dirk Kurbjuweit. Lorenz hängt nämlich an der Mark und lässt sich zu mancher nicht opportunen Aktion hinreißen.

Ich kann diese Geschichte eines Absturzes nur sehr empfehlen für alle, die sich für Erdbeben und Währungspolitik interessieren, aber auch für alle, die schlicht und einfach gerne spannenden Stoff lesen.

Bewertung vom 28.03.2025

Die Welt im Fluss. Über Bewegtes und Vergängliches in der Japanischen Kunst


ausgezeichnet

Wer sich mit Bewegtem und Vergänglichem beschäftigen möchte, dem kann ich diesen sehr hochwertig gestalteten Katalog nur ans Herz legen oder - noch besser - die Ausstellung selbst.

Bewertung vom 09.03.2025
Unseld, Siegfried

Hundert Briefe


ausgezeichnet

Anlässlich des 100. Geburtstags von Siegfried Unseld erschien eine Auswahl von 100 aus der unfassbaren Fülle von über 50.000 Briefen des Verlegers. Ja, richtig gelesen: über 50.000 Briefe hat Unseld im Rahmen seiner rastlosen Tätigkeit über Jahrzehnte verfasst. Er entdeckte schon im Studium Briefe für sich als wichtige Arbeits- und Lebensform. Er schrieb unaufhörlich Briefe, um seine ständig sprudelnden Ideen festzuhalten, Kontakte aufzubauen und Freundschaften zu pflegen. Briefe waren DAS Mittel für ihn, um sich mitzuteilen und zu arbeiten.

Bewertung vom 07.02.2025
Reybrouck, David van

Gegen Wahlen


sehr gut

Das Ganze liest sich erstaunlich mühelos, wirkt wie ein längerer Essay in vier Teilen mit medizinischen Metaphern als Überschriften. Er überzeugt dabei durch eine straffe Gedankenführung und einen sachlichen Ton. Wieso nicht einmal über neue Möglichkeiten und Wege innerhalb der Politik nachdenken? Die Gedanken sind frei und können Neues hervorbringen. Wer sich dieser Grundidee anschließen kann, wird sich von dem schmalen Band sicher gerne inspirieren lassen.

Bewertung vom 05.01.2025
Göpfrich, Astrid

Herr Fliegenbein und die Suche nach der Stille


sehr gut

Besonders leise Menschen werden nachvollziehen können, was Herrn Fliegenbein stört und wie belastend der Lärm der Welt oft auf ihn wirkt. Insbesondere ihnen würde ich dieses Buch empfehlen, obwohl es nach einer charmanten Auflösung etwas abrupt endet.

Bewertung vom 06.12.2024
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


weniger gut

Es muss einen Grund dafür geben, dass aus diesen unter 200 mühelos in wenigen Stunden zu lesenden Seiten innerhalb kürzester Zeit ein Bestseller wurde. Die Fragen, die der Naturmensch Karl dem verbildeten Städter und international tätigen Geschäftsmann stellt, scheinen bei vielen Lesern einen Nerv zu treffen. Was machen, wenn man noch etwa 25 Sommer vor sich hat? Weiter wie bislang von Termin zu Termin, ständig am Smartphone und nie richtig bei der Sache? Oder lieber durch eine neue Perspektive dem eigenen Leben wieder Sinn geben? Wenn dieses Buch es schafft, so viele Menschen zu derartigen Überlegungen zu ermuntern, will ich hier nicht weiter über die zahlreichen platten Äußerungen lästern. Es gäbe allerdings jede Menge gehaltvollerer Bücher, die sich dieser Themen auf gut lesbare Art annehmen.

Bewertung vom 02.11.2024
Rooney, Sally

Normal People


weniger gut

Die hohen Verkaufszahlen und zahlreichen Preise für dieses Buch lassen den Rückschluss zu, dass sich hier Teile einer Generation wiederfinden. Vielleicht muss man ihr angehören, um sich für diesen sprachlich schlichten und insgesamt eher phantasiearmen Stoff zu begeistern. Vertreter anderer Generationen können das nur erstaunlich finden, zumal diese Nabelschau dann auch noch „normale Menschen“ darstellen soll. Es bleiben Fragezeichen und ein Gefühl leichter Irritation.