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J's Book Sight
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Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2017
Ich dreh mich um dich
Sabel, Simone

Ich dreh mich um dich


ausgezeichnet

NA, SIE SIND ALLEINE, ICH AUCH.
Da könnten wir uns doch auch gleich zusammen ins Bett legen.

Elisabeth ist nicht vollkommen unglücklich. Sie hat im Grunde so ziemlich alles, das sie sich wünscht: Ein Haus, einen Job den sie liebt und tolle Freunde. Nur in ihrer langjährigen Beziehung klappt es irgendwie nicht so richtig, das große Glück scheint auszubleiben. Ernsthaft in Frage stellt sie ihre Partnerschaft mit Thomas jedoch nicht, schließlich haben sie sich vor vielen Jahren gefunden. Einige Zweifel nagen jedoch immer intensiver an ihr. Sie ist die Alleinverdienerin, während Thomas es vorzieht, seine Zeit mit seinen Kumpels in der Kneipe zu verbringen. Sie kommen um die Runden, gerade so. Doch ist das wirklich alles, das sie in ihrem Leben braucht? Durch Zufall lernt sie bei dem Versuch, ihre Sportbekanntschaft Barbara anzurufen, deren Ehemann Udo kennen. Ein seltsamer und aufdringlicher Kauz, der sie unbekannterweise auch noch sofort in ein anzügliches Gespräch verwickelt. Schnell scheint jedoch klar: Udo ist standhaft und möchte sie unbedingt kennen lernen. Als ihr großes Glück irgendwann endlich in greifbare Nähe rückt beginnen jedoch auch die Sorgen. Ist sie wirklich am Ziel angelangt?

Der Klappentext zu 'Ich dreh mich um dich' scheint zunächst etwas unscheinbar, nicht sonderlich greifbar. Eine fast alltägliche Dreiecksbeziehung, die man vermutlich in jedem beliebigen Ort finden kann. Das spannende an der Story ist jedoch: Jeder kennt solche Geschichten aus der "Nachbarschaft", tatsächlich beleuchtet und hinterfragt hat diese aber vermutlich so gut wie niemand. Wie fühlt sich der Mensch, der sich plötzlich "moralisch verwerflich" fremdverliebt? Und was denkt er sich dabei, eine oder mehrere Beziehungen eventuell zu zerstören? Wie kann es sein, dass man nach jahrelanger, augenscheinlich glücklicher, Ehe plötzlich mehr für jemand anderen empfindet? Nun, alle auftretenden Fragen kann diese Geschichte natürlich auch nicht beantworten, ein sehr tiefer Einblick hierzu ist der Autorin jedoch auf unglaublich fesselnde und mitfühlende Weise gelungen. Gespickt mit feiner Ironie taucht man in Höhen und Tiefen, Glück und Hoffnung, Bangen und Verzweiflung, Wissen und stille Ignoranz derer ein, die im echten Leben meist verachtet werden. Dies ist Geschichte der heimlichen Nummer zwei auf ihrem steinigen Weg ins ersehnte Glück.

Mein Leseeindruck:
Mitte September erschien beim Juneberry Verlag der Roman "Ich dreh mich um dich" von Simone Sabel. Auch wenn ich das Cover sofort ansprechend fand, wagte ich mich mit etwas gemischtem Gefühl an diese Geschichte, erzählte der Klappentext doch etwas von "sozialem Unverständnis und Ächtung" aufgrund einer Dreiecksbeziehung. Allerdings gehöre ich eher zu der Sorte Lesern, die sich lieber vom Inhalt überzeugen lassen. Ich schlug nun also das durchaus ansprechende Cover zur Seite um mich der Geschichte möglichst unvoreingenommen hinzugeben. Bereits ab der ersten Seite bis hin zum Ende des Buches war ich gefesselt von einem unglaublich besitzergreifendem Schreibstil und einer derart tiefgehenden Story, wie ich es nicht allzu oft in Romanen finden konnte. Die nachträgliche Erzählung aus der Sicht von Elisabeth, der "heimlichen Nummer zwei", beleuchtet dabei sehr einnehmend die dunkelsten, aber auch schönsten Ecken und Kanten einer Dreiecksbeziehung. Es gab mehrere Stellen, an denen ich als Leser richtig wütend wurde, sogar regelrechten Hass auf verschiedene Protagonisten entwickelte. Dann gab es da aber plötzlich diese vielen anderen Stellen, diese, die Glück versprachen und jene, die uns träumen lassen. Eine tiefe emotionale Achterbahnfahrt, die zur Mitfahrt zwingt und vermutlich selbst die abgestumpfteren unter den Lesern zur Weichwurst werden lässt. Leider gab es auch hier ein Ende, doch die Autorin hat mich mit ihrem Roman mehr als nur überrascht. Somit klar erkennbar: Start geglückt, ihr Debüt ist definitiv gelungen und ich hoffe auf schnellen Nachschub aus der Feder von Simone Sabel.

Bewertung vom 24.09.2017
Sieben Zwerge für Paulina
Lieser, Iris

Sieben Zwerge für Paulina


ausgezeichnet

Paulina hat es nicht leicht. In der Schule ist sie eher die Aussenseiterin und bei ihrer Mutter die nichtsnutzige Tochter, die alles falsch macht und für die Trennung der Eltern verantwortlich gemacht wird. Doch damit nicht genug: Ihre Mutter sucht regelrecht nach Dingen, die sie Paulina zur Last legen kann und gibt ihr das Gefühl, nichts richtig machen zu können. Freunde? Fehlanzeige. Diese dürfte sie sowieso nicht mit nachhause bringen. So macht das Leben keinen Spaß und leider wirkt sich das auch auf ihre Noten aus. Ihr Vater ist zwar liebevoll, aber wirklich verstanden fühlt sie sich auch bei ihm nicht. Als ihr Lehrer ihnen dann noch ein Referat über Märchen aufbrummt ist das Maß endgültig voll. Ihre Klassenkameradinnen haben jedoch plötzlich ein verlockendes Angebot für sie. Wenn sie die von ihnen auferlegte Mutprobe besteht, wird sie ein Teil der begehrten Clique. Doch ob das wirklich die Lösung für ihre Probleme ist?

Beim Stöbern durch die Neuerscheinungen des Fabulus-Verlag entdeckte ich "Sieben Zwerge für Paulina" von Iris Lieser. Der Titel klingt zunächst ein bisschen nach Märchen und der Spiegel auf dem Cover bestärkt diese Vermutung, der Klappentext allerdings wirkt eher neutral. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war ich neugierig. Was transportiert diese Geschichte? Eine vollständige Märchenadaption mit Zwergen, Hexen und einer böse Königin? Nein, viel besser. Den Leser erwartet eine spannende Jugendgeschichte, mit viel Herz, Wut, Empathie und Hoffnung gemischt mit einem kleinen bisschen Märchen. Diese Kombination ist der Autorin unglaublich gut gelungen und wirkt an keiner Stelle "übertrieben" oder fehl am Platz. Die gesamte Story über Paulina wirkte sehr rund und liebevoll erdacht, so dass es richtig Freude machte, sie zu lesen. Das Buch wird übrigens ab 12 Jahren empfohlen und das ist meiner Meinung nach durchaus passend. Die Kapitel sind nicht sehr lange, der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Schön fand ich auch den farbigen Schnitt und die etwas dickeren Seiten. Alles in allem ist es wirklich sehr gut gelungen. Doch ist es auch für Erwachsene gedacht? Die Geschichte ist es definitiv. Es gibt viele Emotionen, die man miterleben kann und die auch, zumindest mich, an frühere Zeiten erinnern. Es gab Stellen, da dachte ich bei mir: Ja, ich habe das auch so erlebt und genauso entschieden. Ich habe mitgefiebert, mich mitgefreut und mich auch mit Paulina geärgert, daher ganz klare Empfehlung auch für erwachsene Leser.

Mein Leseeindruck
Die Neuerscheinung "Sieben Zwerge für Paulina" von Iris Lieser habe ich vom Fabulus-Verlag als Rezensionsexemplar erhalten. Eine sehr gut ausgearbeitete Geschichte mit vielen Emotionen, in die man sehr schön eintauchen kann. Es war sehr flüssig und leicht zu lesen, dennoch fehlte zu keinem Zeitpunkt die nötige Tiefe, um wunderbar darin versinken zu können. Die Autorin verarbeitet hier eindrucksvoll die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens, gepaart mit familiären Problemen und der Entdeckung von Empathie als lohnenswertes Ziel. Die Anlehnung an ein Märchen ist zu kleinen Teilen der Geschichte deutlich vorhanden, wurde allerdings nur am Rande integriert. Diese Form der Adaption fand ich besonders gelungen, da eine sehr feinfühlige und empathische Story im Vordergrund steht, das Märchen aber hierbei nur den letzten Schliff und einen wichtigen Gegensatz zum Rest der Geschichte verleiht. Die Altersempfehlung "ab 12 Jahre" finde ich aufgrund des Schreibstils und der Thematik gut gewählt. In dieser Altersgruppe kann ich definitiv eine Leseempfehlung geben. Wer als älterer Leser auch gerne mal zu einem Jugendbuch greift, wird mit "Sieben Zwerge für Paulina" sicherlich viel Lesefreude haben.

Bewertung vom 25.08.2017
Schere 9
Archan, Isabella

Schere 9


sehr gut

Ich melde mich später, Mama.
... aber um viertel neun schau ich den Tatort!

Mehrere Tote, einige fast Tote, eine Katze und die Spur zum Mörder? Ja die, die gibt es nicht. Tolle Bilanz, die Kommissar Heinz Baldur hier zu verzeichnen hat. Leider gibt es kaum Anhaltspunkte zu den Taten. Lediglich eines haben wohl alle Opfer gemeinsam: Sie wurden gefoltert und waren untreu. Aber wo kommen die Toten her? Keine Ahnung. Das ist die Aufgabe, vor die "Heinzi" und sein Team gestellt werden. Gar nicht so einfach, wenn man die Umstände bedenkt, denn der Tatort ist blitzeblank. So scheint es zumindest, wären da nicht...

Man stelle sich vor: Morde, ein Tatort, Folter, kaum Anhaltspunkte. Wie soll man so einen Fall lösen? Dazu kommen noch die privaten Probleme, die auch noch düster im Hinterkopf nagen. Vorwärts kucken? Nein, da gibt es nichts. Zurück? Nö, da waren wir schon. Die Kunst ist es, die Dinge zu sehen, die sich verstecken. Den blinden Fleck zu finden. Schwierig, definitiv. Den Ermittlern bleibt jedoch keine Wahl. Finden sie den Mörder nicht, könnte er wieder zuschlagen und untreue Ehemänner gibt es in der Stadt genug, so dass wohl so ziemlich jeder von ihnen der Nächste sein könnte...

Meine Meinung:
Schere 9 von Isabella Archan aus dem Emons Verlag ist ein wirklich spannender Krimi. Die Geschichte dahinter fand ich faszinierend und sie lässt viel Raum zum nachdenken und spekulieren. Der Schreibstil war locker und sehr angenehm zu lesen. Die Story wirkte sehr gut ausgearbeitet und recherchiert. Besonders gut gelungen fand ich sämtliche Charaktere des Buches. Diese waren absolut natürlich, teilweise witzig und wirkten auf mich sehr real. Besonders Baldurs Mutter stach hier für mich heraus. Ihre lockere, trockene und mütterlich-nüchterne Art machte sie sehr liebenswürdig und konnte durchaus zum Schmunzeln verlocken, während man gleichzeitig die Augen rollte. Perfekt gelungen! Der Einstieg ins Buch gelang mir super, dieser war von Anfang an spannend und verlangte nach mehr. Leider hatte ich im mittleren Drittel der Geschichte den Eindruck, dass es nicht so richtig vorwärts ging. Hier wurde sehr viel trockene Polizeiarbeit verrichtet, die allerdings zur Geschichte passte und durchaus realistisch wirkte. Es störte, zumindest für mich, eine Zeit lang meinen Lesefluss. Dieser kam aber schlagartig im letzten Drittel zurück und lies mich nicht mehr los. Zurück zur alten Form des Anfangs und meine Begeisterung war wieder "grün". Ich war nochmal so richtig gefesselt und habe mit Spannung dem Ende entgegen gelesen. Schere 9 ist ein tolles Buch, das man jedem Krimi-Fan durchaus empfehlen kann.

Bewertung vom 24.08.2017
Ausgerechnet Muse
Wolff, Carola

Ausgerechnet Muse


sehr gut

Musen sind große Tratschtüten
... und der Barkeeper erst.



Schöner Verein, diese Musen. Die 17 jährige Apollonia Parker will eigentlich nichts weiter, als ihr Leben leben. Sie will nach Schottland. Sie will die Freiheit genießen. Und sie will Motorrad fahren. Ihre Mutter hat jedoch andere Pläne für sie: Langweilige Galas, verkorkste Künstler und schreckliche Kunst. Ein Leben im Dienste eines anderen, um ihm zum Erfolg zu verhelfen. Tolle Aussicht. Aber was ist mit dem, was sie will? Was ist mit ihren Träumen? Ihre Mutter will nur das "Beste" für sie und ist überzeugt: Apollonia hat ihre Gabe geerbt. Sie ist eine Muse.

Ich habe mich gefragt, wie es mir in dieser Situation gehen würde. Ich bin jung, habe Pläne für mein Leben. Ich will es genießen. Möchte reisen, die Welt sehen. Freiheit genießen. Aber ich darf es nicht, weil ich irgendeine "Gabe" besitze, die ich nicht will. Eine Gabe, die mich an ein "langweiliges" Leben bindet. Vermutlich würde ich ähnlich handeln: Ich würde versuchen, diese Gabe loszuwerden. Ob das allerdings eine gute Idee wäre, würde sich, wie fast immer, erst im Nachhinein herausstellen...

"Ausgerechnet Muse" von Carola Wolff aus dem Fabulus Verlag war sehr spannend zu lesen. Die Idee hinter der Geschichte fand ich richtig gut. Vermutlich kennt das "Grundproblem" jeder: Man wird irgendwo hineingepresst, wo man nicht sein will. Andere haben Pläne, die nicht zu den eigenen Wunschvorstellungen passen. Die eigenen Gedanken und Wünsche laufen in entgegengesetzte Richtungen. Man hat Träume, die sich nicht mit der eigenen Realität vereinbaren lassen - so scheint es zumindest. Findet man sich damit ab, oder geht man seinen eigenen Weg? Das ist schwer zu beantworten. Jedoch ist es nie falsch, wenn man besonders die Dinge beachtet, die Realität und Traum verbinden.



Mein Eindruck:
Eine sehr spannende und flüssig zu lesende Jugendgeschichte, die durchaus an das reale Leben erinnert. Carola Wolff mit diesem Buch eine interessante Welt erschaffen, in die man sich leicht hineinversetzen kann. Mir hat es sehr viel Freude bereitet, es zu lesen. Es gab lediglich zwei Stellen in der Geschichte, die ich etwas "unlogisch" fand. Das allerdings hat den Gesamteindruck nicht gestört. Ich hätte mir dort lediglich etwas mehr Erklärung gewünscht. Der rote Faden ging jedoch nie verloren und war wunderbar ausgearbeitet. In die ganze Story kann man wunderbar eintauchen und mitfiebern. Sie ist sehr vielseitig und regt auch zum denken an, daher kann ich "Ausgerechnet Muse" nicht nur denjenigen empfehlen, die manchmal unentschlossen sind oder einen Schubs in die richtige Richtung brauchen.

Bewertung vom 08.08.2017
Evil
Ketchum, Jack

Evil


sehr gut

Ihr glaubt, Ihr wisst was Schmerz ist? Nein, Ihr wisst es nicht! Und ihr wollt es auch nicht wissen...

Sylvia Likens wurde am 03. Januar 1949 geboren. Als 16jährige wurden sie und Jenny, ihre jüngere und an Kinderlähmung leidende Schwester, in die Obhut von Gertrude Baniszewski gegeben. Diese, an Depressionen, Asthma und Unterernährung, leidende Frau kanalisierte ihre Wut und ihren Zorn überwiegend auf Sylvia. Unbegründete Ungerechtigkeiten, psychische Gemeinheiten und erfundene Vorwürfe, Schläge und noch viel härtere Folter waren an der Tagesordnung. Ihren eigenen Kindern, ja sogar Nachbarskindern, erlaubte Gertrude, sich an den Quälereien zu beteiligen. Herzlose Grausamkeiten, die jeden Bezug zur Realität verweigern möchten. (*)

Ich frage mich: Wie viel Schmerz, psychisch und physisch, kann ein einzelner Mensch aushalten? Zu welchen unvorstellbaren Grausamkeiten können Menschen fähig sein? Warum tut jemand unschuldigen und wehrlosen Menschen die schlimmsten Dinge an, die man sich nicht mal annähernd vorstellen möchte? Was muss geschehen, dass scheinbar normale Menschen die Grenzen der Moral und Menschlichkeit brechen um sich am Leid anderer zu erfreuen? Immer und immer wieder? Wie zum Teufel kann es möglich sein, nach den Schmerzensschreien leidender, unschuldiger und wehrloser Mitmenschen süchtig zu werden?

Viele erdrückende Fragen, die mich lange beschäftigt haben. Bis heute habe ich keine zufriedenstellende Antwort darauf. Bis heute kann ich es nicht nachvollziehen. Und eigentlich will ich es auch gar nicht!

EVIL von Jack Ketchum, eine fiktive Geschichte, die jedoch als Basis das (leider) wahre Leiden von Sylvia Likens verarbeitet. Ereignisse, die in ähnlicher Form im Jahre 1965 in den USA tatsächlich stattfanden. Beim Lesen von EVIL, das übrigens in der Ich-Form eines Nachbarjungen verfasst wurde, musste ich oft an diesen wahren Kern denken. Nicht zuletzt das Wissen, dass derartige Misshandlungen reale "Vorbilder" haben, machen die Geschichte von Jack Ketchum so unglaublich schrecklich. Als Leser war und bin ich fassungslos, geschockt und verwirrt. Und sprachlos. Ja sprachlos. Es gibt meiner Ansicht nach kein Wort, das ausdrücken kann, was ich dabei denke und fühle. Kein mir bekanntes Wort wird dem Gerecht, was damals passiert ist...

Mein Fazit:
Das Buch EVIL von Jack Ketchum ist nichts für jeden Leser. Schlimme, unglaublich schlimme Dinge passieren, die man zu realistisch mitempfinden muss. Den wahren Kern der Geschichte kann man beim Lesen nicht verdrängen. Man fiebert mit, hofft das Beste. Man wird manchmal enttäuscht, schockiert, gedemütigt und kann nicht umhin mitzuleiden. Ja, ich hatte den Eindruck mitzuleiden. Als Leser wird man genötigt, sich über den Sinn von Handlungen zu fragen - ohne eine Antwort zu finden. Ich hatte keine Chance mich zu entziehen, war zeitweise fassungslos. Es gab zwischendurch ein bis zwei Tage, wo ich das Buch zur Seite legen musste, um mich zu sammeln.

Trotz der Grausamkeiten der Story bin ich froh, es gelesen zu haben. Ich fand den Schreibstil von Jack Ketchum (bzw. des Übersetzers) sehr gut. Der Aufbau der Geschichte lies mich eintauchen, auch wenn das bei dieser Thematik eher "nachteilig" ist. Mir wurden unglaubliche Abgründe der menschlichen Seele gezeigt, die ich lieber nicht gesehen hätte. Trotz allem ist das Buch sehr gelungen, aber man muss sehr starke Nerven mitbringen und fähig sein, sich nicht an den Inhalt der Geschichte zu binden. Mir ist das leider nicht immer gelungen...

*Quelle für den wahren Hintergrund um Sylvia Likens:
Wikipedia: Sylvia Likens

Bewertung vom 08.08.2017
Der Totenerwecker
White, Wrath James

Der Totenerwecker


gut

Böse? - Jein. Nicht böse genug...

Dale McCarthy ist der neue Nachbar von Sarah und ihrem Mann Josh. Bereits kurz nach dessen Einzug in das Haus gegenüber hat Sarah unvorstellbare Albträume, die sie auch tagsüber verfolgen. Als sie eines Tages Blut an der Matratze und auf dem Boden entdeckt, hat sie den Verdacht, dass diese schrecklichen Qualen nicht nur eingebildet sind...

Das klingt sehr spannend! Die Idee hinter "Der Totenerwecker" gefällt mir sehr gut und hat sehr viel Potential. Die Vorstellung, jemand könnte die Fähigkeit haben seine Opfer von den Toten zu erwecken, um sie jederzeit wieder quälen zu können, öffnet die Grenzen der normalen Vorstellungskraft. Eine Teufelsgabe, die ganze Bände füllen könnte!

Leider liegt die Betonung hier auf "könnte". Die Story von "Der Totenerwecker" von Wrath James White beginnt vielversprechend - extrem. Die Fantasie des Lesers wird gleich zu Anfang derart angefeuert, dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte. Für meinen Geschmack flachte diese aber viel zu schnell ab, wurde etwas zäh. Sarah wurde nervig, ihre Gedankengänge waren zeitweise unlogisch und nicht unbedingt nachvollziehbar. Die Mitte des Buches empfand ich eher langweilig. Ich habe mich öfter erwischt, als ich beim Lesen die Augen verdrehte und laut schnaufte. Zum Glück kam gegen Ende wieder mehr Spannung auf, es wurde wieder etwas blutiger und hatte dann wieder seinen Platz in der Horror-Reihe des Festa Verlag verdient.

Meine Meinung:
Das Buch war insgesamt ok bis gut, aber nicht sehr gut, der Mittelteil war für mich einfach zu holprig und passt nicht optimal zur Basis. Diesen hätte man meiner Meinung nach getrost weglassen (besser gesagt: stark kürzen) und durch blutigere Teile ersetzen können. Mehrere Geschichten zu Dale, seiner Vorgeschichte, weiteren Opfern und dergleichen hätten hier durchaus auch etwas mehr Abwechslung und mehr Spannung gebracht. Das Ende war für mich wieder passend und ist gut gelungen. Schlussendlich habe ich leider ein bisschen mehr von einem Horror-Titel erwartet, auch wenn das Buch durchaus lesenswert und prinzipiell gut geschrieben ist. Die Grundidee, Anfang und Ende des Buches haben meine Erwartungen vollständig erfüllt, die längeren "Sarah-Passagen" leider nicht - hierdurch ging viel Spannung und Leselust verloren. Aber das Buch wird definitiv in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 08.08.2017
Die Gabe / Das Juwel Bd.1
Ewing, Amy

Die Gabe / Das Juwel Bd.1


ausgezeichnet

Achtung, Suchtgefahr! Kritik überflüssig.

Violet Lasting lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in einer Verwahranstalt. Diese soll sie auf ein Leben im Juwel vorbereiten. Eine Stadt auf einer Insel, die ausschließlich der herrschenden Klasse vorbehalten ist. Verschiedene Kreise, die die Stadt umgeben, werden von der Arbeiterklasse bewohnt. Im ärmsten dieser Bezirke, dem Sumpf, lebt der größte und ärmste Teil der Bevölkerung. Auch Violet und ihre Freundin Raven stammen aus dem Sumpf. Ein Bluttest, der bei allen jungen Frauen aus dem Bezirk durchgeführt wird, stellt die besondere Eignung der beiden fest: Sie sind Surrogaten.

Den Frauen des Juwels ist es nicht möglich gesunde Kinder zur Welt zu bringen. Sie greifen daher auf die Surrogat zurück, um ihre Nachfolge zu sichern. Viele der Surrogaten haben besondere Fähigkeiten. Sie können z.B. die Farbe und Form von Dingen ändern und Wachstum fördern. Der Einsatz dieser Fähigkeiten verlangt jedoch einen schmerzhaften Preis...

Mein Eindruck:
Ein wunderschönes Buch zum träumen und mitfiebern. Ich hatte dieses Buch relativ zügig durchgelesen. Am Ende war ich enttäuscht - denn es war zu Ende. Zum Glück gibt es zwei Fortsetzungen, die natürlich sofort bei mir einziehen mussten. Man kann bei dieser Geschichte alle Emotionen miterleben - von Wut über Trauer, Sehnsucht, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Liebe. Ich gebe hierfür eine ganz klare Kauf- und Leseempfehlung und rate dringend, die Folgebände bereits vor dem Ende von "Das Juwel - Die Gabe" im Regal zu haben. Ich bin meist sehr kritisch bei meinen Rezensionen zu Büchern. Bei diesem jedoch gebe ich mich geschlagen.

Bewertung vom 08.08.2017
Totenfang / David Hunter Bd.5
Beckett, Simon

Totenfang / David Hunter Bd.5


ausgezeichnet

David Hunter ist zurück ...und steht den Vorgängern in nichts nach!

Leo Villiers ist spurlos verschwunden. Als im Fluss eine stark verweste Männerleiche gefunden wird, vermutet man seinen Selbstmord. Die verheiratete Emma Darby ist ebenfalls verschwunden. Es wird vermutet, dass die beiden eine Affäre hatten. In Leo sieht man den Hauptverdächtigen. David Hunter kommen Zweifel an der Identität des Toten. Als bald darauf ein einzelner Fuß im Fluß gefunden wird ist ihm schnell klar: Dieser gehört zu einer weiteren Leiche.

Der Schreibstil von Totenfang erinnert stark an seine Vorgänger. Ist das negativ? Nein, im Gegenteil. Die Story ist spannend. Wie auch zuvor kann man sich hier sehr gut in die Thematik hineinversetzen und miträtseln. Einiges scheint klar und vorhersehbar. Wie jedoch bei den Hunter-Thrillern üblich erfährt man die volle Tragweite und Lösung des Falles erst ganz zum Schluss. Natürlich, Geschichten dieses Umfanges lassen erahnen, was passieren muss. Das schöne bei Simon Beckett's Reihe ist jedoch, dass es am Ende immer noch ein Topping gibt. Dinge, die man nicht erraten hat. Ein Ende, das nicht vollständig klar ist. Ein Schluss, der einem immer mit einem deutlichen "Aha!" zurücklässt.

Meine Meinung:
Wieder einmal ist Simon Beckett mit "Totenfang" eine sehr gute Fortsetzung der Hunter-Reihe gelungen. Wieder einmal war es sehr spannend zu lesen und wurde nicht langweilig. Und wieder einmal habe ich nicht bereut ein Buch der Reihe gekauft zu haben. Sehr viel mehr kann man dazu nicht sagen. Wer David kennt wird verstehen, was ich meine. Wer ihn nicht kennt, aber Thriller liebt, der sollte durchaus auf seine Kosten kommen. Ich war gefesselt und habe es sehr genossen zu lesen. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung. Und, wie könnte es anders sein, hoffe ich auf Band 6 mit dem nächsten Fall für Dr. David Hunter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2017
Im Wolfsland
Reichardt, Uta

Im Wolfsland


ausgezeichnet

Erlebe das Abenteuer deines Lebens ...aber achte auf das, was du tust!

»Wolfsland – erlebe das Abenteuer deines Lebens«, steht auf dem Werbeprospekt des Schullandheims, in das die 14-jährige Lou mit ihrer Klasse fährt. Der Slogan verspricht nicht zu viel, wie sich bald erweist. Im Grenzland zu Polen wird aus einer harmlosen Exkursion zu Bildungszwecken unversehens ein Kampf gegen gewissenlose Machenschaften. Und Lou ist mittendrin. Die Ereignisse überstürzen sich, als die Waise sich gegen Mobbing zur Wehr setzt und vorzeitig nach Hause geschickt werden soll. Lou reißt aus. In den einsamen Wäldern trifft sie nicht nur auf Wölfe, sondern auch auf den rätselhaften Lupo, der sich hier versteckt hält. Plötzlich befinden sie sich beide auf der Flucht – vor den Suchtrupps auf der Spur der vermissten Schülerin und vor den Wilderern, die hinter den Wölfen her sind. Wenige Tage und Nächte stellen Lous Leben auf den Kopf. Am Ende erkennt sie: Ich bin nicht allein.

"Im Wolfsland" von Uta Reichardt ist ein Jugendroman ab 12 Jahren. Dieser Schatz wurde mir vom Fabulus Verlag zur Verfügung gestellt. Ich gestehe, ich liebe Geschichten mit Wölfen, dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an dieses Goldstück. Trotz der Angabe "ab 12 Jahren" empfand ich das Buch als sehr spannend und gut zu lesen - auch als Erwachsener. Es ist ein sehr schön beschriebener Ausflug in verschiedenste Emotionen, bei denen man durchaus das ein oder andere mal richtig mitfiebern kann. Eine sehr unterhaltsame Story, die keine Wünsche offen lässt.

Mein Leseeindruck:
Diese sehr flüssig und gut geschriebene Geschichte ist auch für Erwachsene bestens geeignet. Eine tolle Story, die es an Emotionen verschiedenster Art nicht fehlen lässt. Die Thematik eines Ausfluges ins Schullandheim kennt vermutlich jeder von uns. Ebenso können sich vermutlich die meisten an die täglichen Höhen und Tiefen der Gefühle in der Schulzeit erinnern. Ich empfand es sehr angenehm zu lesen und kann mir auch gut vorstellen, dass dieses Buch in die einen oder anderen Hände von "älteren" Lesern fallen wird, die daran die selbe Lesefreude wie ich haben dürften. Die Grundidee ist toll und im Verlauf auch sehr gut ausgearbeitet. Die Altersangabe "ab 12 Jahren" finde ich hier gut gewählt und passend. Es dürfte wenige Jugendliche Leseratten geben, die die Geschichte wieder aus der Hand legen wollen.