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Benutzername: 
Daniela Leinweber
Wohnort: 
Neunkirchen

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
All unsere Wünsche und Wunder
Kunze, Monika D.

All unsere Wünsche und Wunder


sehr gut

Für mich ist „All unsere Wünsche und Wunder“ all das, was ich mir unter einem Weihnachtsmärchen vorstelle – und das ist dieses Buch auch, ein Märchen.

Es bedient ziemlich viele Klischees, etwa das kleine naive Mädchen, das wie ein Wirbelwind die Welt anderer auf den Kopf stellt und doch bei sich selbst noch nicht angekommen ist. Der attraktive, aber Ich-Bezogene Anwalt, dem der Schein und seine Vorstellung von Menschen wichtiger ist als die Menschen direkt um ihn herum und dann Vater und Kind, die die weibliche Bezugsperson verloren haben und die zwar eine Einheit bilden, ihnen aber zur Familie eine Mama fehlt.

Ich finde, es ist wichtig, hier einfach die Szenerie zu genießen und die Magie auf einen wirken zu lassen, denn dies ist kein Roman, der hinterfragt werden sollte. Denn bis auf den liebenswerten Hund hat hier jeder ein enormes Päckchen zu tragen, das sich nie und nimmer in ein paar weihnachtlichen Wintertagen in Wohlgefallen auflösen können. Aber wie gesagt, es ist eben ein Märchen.

Die Detailverliebtheit der Beschreibung, der flüssige Schreibstil und die unterschiedlichen Blickwinkel der handelnden Personen machen es sehr leicht, eine glitzernde Winterwunderszenerie vor Augen zu haben und ich habe das Buch auch wirklich gerne gelesen.

Was mir persönlich dann aber nicht gefallen hat ist, dass Aron zum zweiten Mal eine Frau von David quasi „übernimmt“. Es wäre meiner Meinung nach besser gewesen, wenn Emmis Mutter nicht zuvor Davids Freundin gewesen wäre und sich die beiden Brüder wegen etwas anderem überworfen hätten. Mich hat dieser Plot von Beginn an gestört und das hat sich leider bis zum Schluss durchgezogen. Und ich glaube, dass es bei diesem Buch auch toll gewesen wäre, einen Epilog zu haben, so etwas wie „1 Jahr später“ wenn sich die Familie wieder zu Weihnachten oder Silvester trifft und wir erfahren, was in diesem Jahr passiert ist. Das Baby wäre da, Millie und Aron würden vielleicht Hochzeitspläne schmieden – oder bei deren Tempo wären sie vielleicht schon verheiratet – und David und Lydia würden vielleicht gemeinsam in Davids neuer Kanzlei am Land arbeiten. Und Emmi hätte endlich gleichaltrige Freundinnen gefunden. Das wäre ein gelungener Abschluss gewesen. So habe ich irgendwie das Gefühl, die Geschichte ist noch nicht fertigerzählt.

Ich habe das Buch sehr gerne und für meine Verhältnisse auch schnell gelesen, aber durch die beiden obigen Punkte kann ich leider nicht alle Sterne vergeben. Dennoch auf jeden Fall eine Empfehlung für einen kuscheligen Dezembertag mit ganz viel Vorfreude auf Weihnachten.

Bewertung vom 09.07.2017
Himmel, Herrgott, Portugal - Der portugiesische Jakobsweg
Hirschler, Herbert

Himmel, Herrgott, Portugal - Der portugiesische Jakobsweg


ausgezeichnet

Ein Reiseerlebnisbericht wie er im Buche steht – so würde ich dieses zweite Werk von Herbert Hirschler zusammenfassen. Nachdem mir Hirschlers Erstlingswerk besonders gut gefallen hat, habe ich mich gefragt, was denn da noch kommen soll, doch auch „Himmel, Herrgott, Portugal“ hat alles, was ich mir von einem Erlebnisbericht erwarte.

Es ist leicht zu lesen und die einzelnen Kapitel sind in der Länge derart gestaltet, dass man „Himmel, Herrgott, Portugal“ auch mal weglegen könnte…wenn man das überhaupt wollen würde. Textlich ist das Buch einfach zu verstehen, zugegeben für ÖsterreicherInnen einfacher als für LeserInnen anderer deutschsprachiger Länder, aber Hirschler hat dafür ja sein ganz persönliches Wörterbuch ins Buch geschummelt, das „hinterfotzig“, „überwutzelt“ und „Boarischer“ ganz exzellent beschreibt. Es sind vor allem diese Einlagen, die dieses Mal das Buch besonders auflockern und erlebbar machen. Auch, dass auf seiner Überlebensliste lediglich zwei Wörter stehen, nämlich Wasser und Schokolade, ist mehr als nachvollziehbar.

Es fällt überhaupt leicht, sich mit dem Autor zu identifizieren, weil ihm alltägliche Sorgen und Freunden auf einem nicht alltäglichen Erlebnis begegnen. Hirschler schafft es, sich selbst den eintönigen Fahrradweg zum Freund zu machen und kann auch dem „schiachsten“ Wetter noch etwas Schönes abgewinnen. Er lässt uns an Begegnungen der besonderen Art teilhaben – jener zu anderen Menschen und jener zu Gott.

Hirschler schafft auch hier wieder den Spagat zwischen persönlichem Erleben und Informationsweitergabe und man hat tatsächlich das Gefühl, live dabei zu sein, bei der Suche nach dem nächsten Quartier, das öfter ein Hotel als eine Pilgerherberge ist, oder dem Verzehr des nächsten kulinarischen Leckerbissens, etwa Tintenfisch in seiner nicht ganz so gut gelungenen Vollendung.

Humor, Melancholie, Sehnsucht, Chaos, Tollpatschigkeit, Gefühl, Kommunikation, Glück, Freundschaft und Herz …. dies alles hat das zweite Buch von Herbert Hirschler in meinen Augen zu bieten. Ich empfehle es nicht nur zukünftigen oder ehemaligen Jakobsweg-Pilgern, sondern allen, die gerne reisen und neben normalen Reiseführern einfach mal etwas tiefer in eine ganz besondere menschliche Seele eintauchen wollen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.