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Caro Bücherwanderin Stürmer
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Berge

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2018
Die Stille meiner Worte
Reed, Ava

Die Stille meiner Worte


ausgezeichnet

Schon mit “Wir fliegen, wenn wir fallen” konnte mich Ava Reed begeistern. Ihre Art zu erzählen nimmt einen mit und berührt das Leserherz. Als ich dann erfuhr, dass jetzt im März ihr neuestes Buch “Die Stille meiner Worte” erscheint, habe ich mich sehr darüber gefreut. Dank Lovelybooks und dem Ueberreuter Verlag, zog das Buch als Überraschung bei mir ein. Da habe ich es mir nicht nehmen lassen, es gleich zu lesen. Und was soll ich sagen? Denn mir fehlen eigentlich die Worte für diese Geschichte, die sich mit voller Wucht ins Herz gebrannt hat.

Hannah hat den Verlust ihrer Zwillingsschwester Izzy nicht überwunden. Seit diesem Tag spricht sie nicht mehr. Alle Versuche ihrer Eltern haben nicht geholfen. Hannah Worte sind mit Izzy verschwunden. Der letzte Ausweg ist ein Jugendprogramm zu dem ihre Eltern Hannah schicken. Dort lernt sie Levi kennen. Auch er trägt sein Päckchen, aber er ist sehr interessiert an Hannah. Die beiden sind zwei Gegenpole mit enormer Anziehungskraft. Die Schatten ihrer Vergangenheiten halten sie voneinander fern und trotzdem sind sie fasziniert voneinander. Levi will Hannah wieder die Worte geben, die ihr fehlen und tut alles dafür, ihr zu helfen.

Von der ersten Seite an war ich gefangen von diesem Buch. Ava Reed hat mit “Die Stille meiner Worte” ein wunderschönes, berührendes und aufwühlendes Buch geschrieben. Ich war mitgerissen von Hannahs Trauer um ihre Schwester und spürte die Last ihrer Schuld, die sie seit dem Tag des Verlusts so tief in sich trägt, dass sie nicht mehr sprechen kann. Ava Reed hat die richtigen Worte gefunden, um Hannahs Gefühle an den Leser zu bringen.

Der Schreibstil hat mich umgehauen. Das hätte ich so nicht erwartet, aber es ist wirklich so. Ich habe kurz vor der Arbeit das erste Kapitel gelesen und hätte am liebsten nicht mehr aufgehört. Dieses Buch ist voller Poesie und schöner Worte. So sehr Hannah die Worte fehlen, so sehr legt Ava Reed diese ihrer Protagonisten in den Kopf und in ihre Gedanken. Man spürt mit jeder Zeile, wie wichtig der Autorin dieses Buch ist. Sie versteht es mit Worten umzugehen und hat mit diesem Buch mein Herz berührt.

Schön fand ich auch den Perspektivwechsel. Denn ein Teil der Kapitel wird aus der Sicht von Levi erzählt. Ich fand es interessant zu lesen, wie Hannah auf ihn wirkt. Seine Gedankengänge waren gut nachzuvollziehen und ich mochte auch ihn sehr. Er geht mit Hannah toll um, auch wenn er selbst mit den Schatten aus seiner Vergangenheit noch zu kämpfen hat.

Für mich ist “Die Stille meiner Worte” ein Highlight, welches so bedrückend und so bezaubernd zugleich ist. Hier stimmt einfach alles: Schreibstil, Handlung und die Protagonisten. Die Geschichte schleicht sich ins Herz und nistet sich dort ein. Sie wird mir lange im Gedächtnis bleiben, weil sie einfach etwas besonderes ist. Das kann ich nicht von vielen Büchern sagen, aber Ava Reed hat es geschafft und sie hat die Lobeshymnen verdient, die sie für dieses Buch bekommt.

Bewertung vom 07.02.2018
Die Oberfläche des Glücks
Kells, Claire

Die Oberfläche des Glücks


ausgezeichnet

Ich habe ein Herz für Bücher, die in der Masse der alljährlichen Neuerscheinungen etwas untergehen. So hat es auch Claire Kells Buch “Die Oberfläche des Glücks” erwischt. Die Rezensionen beim “großen A” oder auch bei Lovelybooks kann man an einer Hand abzählen. Dafür sind sie durchweg positiv und in diesem Fall kann ich mich den Meinungen der Leser nur anschließen. Dieses Buch ist nämlich viel mehr als es die Oberfläche wiederzuspiegeln scheint.

Avery und Colin sind beide im selben Schwimmteam auf dem College. Das Wasser ist ihr Element und ihr Traum vom Profisport in nicht allzu weiter Ferne. Bei einem Flug auf dem Weg nach Hause geschieht das Unmögliche: Das Flugzeug stürzt ab! Als eine der wenigen Überlebenden müssen die beiden nicht nur sich selbst in den Rocky Mountains versorgen, sondern auch drei Kinder, deren Familien am Bergmassiv starben. Und wenn beide glaubten, dass das Überleben in der eisigen Luft des Gebirges schon die Hölle ist, ist da der Alltag in dem beide und besonders Avery nicht mehr so richtig Fuß fassen wollen. Die Erlebnisse können und wollen nicht vergessen werden. Auch Colin ist ein Geist, der Avery nicht mehr aus den Gedanken geht. Schafft sie es, sich zu retten?

Claire Kells hat mit “Die Oberfläche des Glücks” ein fesselndes und sehr berührendes Buch geschrieben. Wenn man sich das Cover anschaut, mag man den Inhalt und die Tiefe so gar nicht erwarten. Jedenfalls ging es mir so. Zunächst scheint es wie einer der vielen typischen College-Liebesgeschichten. Stilles, unscheinbares Mädchen verguckt sich in den Top-Schwimmstar. Ein Ereignis bringt sie näher als sie je erwartet hätten und so weiter und so fort. Aber in diesem Buch steckt so viel.

Es ist sehr emotional, da der Absturz quasi live miterlebt wird. Der Verlust der Freunde, die Kinder, die plötzlich ohne Familien da stehen… Alles wird gut dargestellt und ich konnte mit den Menschen auch sehr gut mitfühlen. Besonders Averys Sicht war sehr verständlich und ihre Ängste während des Absturzes, während sie alle versuchen in den Rockys zu überleben und im Danach konnte ich sehr gut nachvollziehen.

Überhaupt schafft es die Autorin eine enorme Gefühlswelt aufzubauen, die mich völlig mit riss. Averys Zeit nach dem Absturz ist geprägt von Verleugnung. Sie versucht die Tage auf dem Bergmassiv zu vergessen, will einfach so weiterleben, wie es vor dem Absturz war. Aber mit der Zeit versteht sie, dass dies nicht funktioniert. Sie muss sich den Geschehnissen stellen, um ihr Leben DANACH in den Griff zu kriegen.

Was mir sehr gut an diesem Buch gefiel, war der Schreibstil, der dem ein oder anderen vielleicht kurz und abgehackt vorkommen mag. Aber er passt sehr gut zur Handlung und zu Avery. Denn aus ihrer Sicht wird ohne viel Gefühlsduselei, ohne viel Pathos erzählt. Anfangs fand ich das etwas seltsam, aber es gelingt Claire Kells mich ans Buch zu fesseln. Ich hatte die Geschichte schnell durch und musste sie auch erstmal sacken lassen. Sie ist durchaus etwas besonderes und verdient viel mehr Aufmerksamkeit als sie bis heute bekommen hat. Ich wünsche dem Buch, dass es diese bald erlangt. Unter der Oberflläche schimmert viel Spannung, noch mehr Tiefgang und so viel Gefühl, dass es eigentlich nicht sein kann, dass bisher so wenige Menschen diesen Roman gelesen haben. Das muss sich ändern! Ich sage es euch: Lest dieses Buch, damit auch ihr euch auch davon überzeugen könnt, dass es einfach wundervoll ist!

Bewertung vom 26.07.2017
Der Schatten des Golem
Abécassis, Éliette;Lacombe, Benjamin

Der Schatten des Golem


ausgezeichnet

Ich bin ein Fan des französischen Zeichners und Autors Benjamin Lacombe, seit mich meine Freundin Ina auf ihn aufmerksam gemacht hat. Daher freute es mich besonders, dass ich dieses Buch lesen durfte. Die Werke von Lacombe sind immer was besonderes. Gemeinsam mit der Autorin Éliette Abécassis wurde nun diese wunderbare Geschichte geschaffen, die einer alten Legende entspricht. Aber lest selbst...

Zelmira wächst in den Straßen von Prag auf. Als sie ein heimliches Ritual des Rabbi Löw beobachtet und sieht wie ein Golem erschaffen wird, ist sie neugierig. Der Golem soll die jüdische Gemeinde im Ghetto von Prag beschützen. Zelmira ist ganz angetan von dem Wesen und versucht sich ihm anzunähern. Sie ahnt nicht, dass dies kein gutes Ende haben wird. Die Geschichte der kleinen Zelmira wurde in einer mystischen und auch sehr spannenden Weise erzählt. Das Mädchen wächst in einer Alchimistenfamilie auf. Dort wird nicht besonders liebevoll mit ihr umgegangen, weshalb sie irgendwann viel mehr Zeit beim Rabbi und seiner Frau verbringt. Der Golem fasziniert das kleine Mädchen von Beginn an, weshalb sie auch immer wieder versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Ihre kindliche Neugierde ist es, was dieses Buch durchweg erhellt.

Das der Rabbi Löw im 16. Jahrhundert in Prag den Golem erschuf, entspringt einer alten Legende, die von der Autorin Éliette Abécassis wunderschön wiedergegeben wird. Obwohl der König Maximillian II. und später auch sein Sohn Rudolf einen "Schutz auf ewige Zeiten" für die Juden aussprach, werden diese trotzdem verfolgt. Auch die katholische Kirche beteiligt sich daran. Aus dieser Not heraus und weil immer mehr Juden gejagt oder gar getötet werden, schuf der Rabbi Löw den Golem.

Dieses künstliche Wesen lässt im Leser die Frage aufkommen, was es wohl heißen mag, wenn ein solches in der Welt umherwandelt. Denn es ist Fluch und Segen zugleich. Gerade als der Golem ein Bewusstsein erlangt, zeigt sich, wie gefährlich diese Form der "Schöpfung" sein kann. Daher kann man diese Parabel auch als Kritik an den Menschen sehen, der vielleicht aus einem gutem Grunde heraus, seine Macht zur Erschaffung neuer Wesen nutzt. Aber irgendwann muss er machtlos zusehen, weil sich diese Wesen nicht mehr lenken lassen und eine Gefahr für Schöpfer und andere sind. Vielleicht etwas weit hergeholt, aber durchaus plausibel.

Ich würde "Der Schatten des Golem" nicht als Kinderbuch per se einordnen. Es ist auch kein Buch nur für Erwachsene. Es ist ein Buch für alle Altersstufen und jeder sollte sich das aus der Geschichte herausziehen, was ihm wichtig ist. Mir lag sehr viel an den Illustrationen von Benjamin Lacombe, welche die Handlung auf einzigartige Weise unterstreichen. Die "Handschrift" des Zeichners ist unverkennbar und immer wieder eine Augenweide. Egal wie oft man sich die Bilder anschaut, man entdeckt immer wieder ein neues Detail. Es ist jedesmal ein Erlebnis. Von daher kann ich den Fans und den Neuentdeckern gleichermaßen, dieses Buch ans Herz legen.

Fazit

"Der Schatten des Golem" besticht durch herrliche Illustrationen des Benjamin Lacombe, welche die alte jüdische Legende unterstreichen. Die Autorin Éliette Abécassis hat dieser Legende auf wunderschöner Art und Weise neues Leben eingehaucht. Es ist kein Buch nur für Kinder, aber auch nicht nur für Erwachsene. Es ist ein Werk für alle Altersklassen und sollte auch so betrachtet werden. Ich werde diesen Schatz öfters in die Hand nehmen, denn mit jedem neuen Blick entdeckt man neue Fein- und Schönheiten an der Geschichte und ihren Zeichnungen.

Bewertung vom 30.03.2017
Winger
Smith, Andrew

Winger


ausgezeichnet

Wenn man die ersten Seiten dieses Buches liest, dann vermutet man anfangs so eine Art lockere Feel-Good-Geschichte für Jugendliche. Das strahlen die ersten Seiten auch definitiv aus. Ryan Dean West, der von den älteren Schülern gerne gemobbt wird, aber auch schnell Freunde findet, erzählt locker und frei nach Schnauze.

Ryan Dean ist in meinen Augen eine dufte Type. Ich mochte ihn von der ersten Seite an. Der lockere Schreibstil und die jugendlichen Dialoge brachten Leben ins Buch und ich glaube, ich habe selten das Wort "fuck" außerhalb eines Erotikromanes so oft lesen müssen. Ob's mich gestört hat? Nein. Denn es gehörte für mich zu den Charakteren und besonders zu Ryan Dean, dem Winger im Rugby-Team des Internats.

Anfang des neuen Schuljahres muss Ryan aufgrund eines Vorfalls das Haus wechseln. Er muss mit anderen auffälligen Schülern zusammen leben und auf ein Teil der Annehmlichkeiten, die so ein Privatinternat mit sich trägt, verzichten. Das er sich mit dem Schulrowdy ein Zimmer teilen muss, ist das geringere übel. Viel schwerer wiegt die Tatsache, dass Ryan von seinen besten Freunden und seinem heimlichen Schwarm Annie getrennt wird. Aber er schlägt sich durch. Dabei hilft ihm auch Joey: sehr beliebt und zu jedem nett und freundlich. Doch was dann passiert, damit hätte nie einer gerechnet.

Es war mein erstes Buch des Autors, aber das zweite vom ihm im Königskinder Verlag. Andrew Smith hat einen tollen Schreibstil und konnte mich mit der Handlung mitreißen. Ich fand es mal zur Abwechlung klasse, dass diese Coming-of-Age-Geschichte aus der Sicht eines Jungen erzählt wird. Findet man ja selten und die Umsetzung ist dem Autor sehr gut gelungen.

Aber irgendwann kommt eine krasse Wendung und die Story wandelt sich von der lockeren Feel-Good-Atmosphäre zu einem erwachsenen und ernsten Stück Literatur. Auf den letzten Seiten kippt die Stimmung um 180 Grad. Im Nachhinein fand ich das sehr beeindruckend und ich kann dem Autor dafür nur mein Lob aussprechen. Selten war ich so überrascht. Jetzt freue ich mich darauf "Auf Umwegen" zu lesen, seine anderes Buch, welches im Königskinder Verlag veröffentlicht wurde.

"Winger" von Andrew Smith ist kein Buch, welches durch oberflächliches Geplänkel "glänzt". Anfangs könnte man das noch denken, aber irgendwann kommt die Wendung. Dem Autor ist hier eine locker-leichte, am Ende aber überraschend ernste Geschichte gelungen, die mich doch sehr beeindruckt hat. Coming-of-Age mal aus der "männlichen" Sicht. Ganz toll und absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.06.2016
Being Beastly. Der Fluch der Schönheit (Märchenadaption von »Die Schöne und das Biest«) (eBook, ePUB)
Jager, Jennifer Alice

Being Beastly. Der Fluch der Schönheit (Märchenadaption von »Die Schöne und das Biest«) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Stellt euch vor, ihr werdet euer ganzes Leben darauf vorbereitet eine gute Partie zu machen und einen reichen Mann zu heiraten. Der 16-jähirgen Valeria ist dieses Schicksal vorgeben und sie fügt sich diesem so brav und wohlerzogen sie nun mal ist. Als sie ihren zukünftigen Ehemann und ihr zukünftiges neues Zuhause kennenlernt, kommen ihr schnell Zweifel auf. Denn das einst herrschaftliche Herrenhaus gleicht eher einer ziemlich heruntergekommenden Ruine. Auch der Auserwählte Westwood ist ein schlechtgelaunter Vertreter und erinnert Valeria eher an ein Biest als einen Gutsherren. Doch dank verwunschener Windlichter schafft es Valeria bald hinter die Fassade von Westwood. Sie deckt so manches Geheimnis auf und lernt den Grafen von einer anderen Seite kennen.
"Die Schöne und das Biest" - Viele kennen die Geschichte des verzauberten Wesen, welches hässlich und einsam in seinem Schloss lebt und nur Dank der Liebe einer wunderschönen Frau, zu alter Schönheit gelangt. Die Autorin Jennifer Alice Jager hat sich dieser Geschichte angenommen und sie neu aufgelegt.
Gleich zu Anfang lernen wir die 16-jährige Valeria kennen. Ein Leben lang wurde sie dazu erzogen, angepasst und brav zu leben. Sie ist hübsch und wird von ihrer Mutter streng auf ihre zukünftige Aufgabe vorbereitet. Anfangs ist sie vielleicht noch sehr oberflächlich und verwöhnt, aber je tiefer man in die Geschichte eintaucht, lernt man, welche Güte und Freundlichkeit in dieser jungen Frau steckt. Westwood macht seinen Ruf aller Ehre und tritt gleich von Beginn als unliebsamer Zeitgenosse auf. Er ist distanziert, unfreundlich und wenig gesprächig. Er macht es seiner zukünftigen Braut nicht leicht. Doch irgendwann kommt die Wendung und dann, so könnte man glauben, ist alles wunderbar.
Aber so schnell ist dieses Buch nicht zu Ende. Die Autorin hat viel Magie, Romantik und auch Spannung in die Handlung eingebaut. Es gibt fiese Intrigen, alte Flüche und vieles weitere was das Buch so fesselnd macht. Mit jeder Seite steigt die Spannung. Ich mochte es wie die einzelnen Charaktere aneinander wachsen und miteinander agieren. Es viel mir nicht leicht das Buch aus der Hand zu legen. Ich wollte es auch gar nicht. Es verzaubert mit jedem Kapitel und lässt dich für ein paar Stunden die Welt vergessen.

Auch wenn Jennifer Alice Jager mit "Being Beastly" die Story von die Schöne und das Biest nicht neu erfindet, ist ihr eine hinreißende Geschichte mit sympathischen Charakteren gelungen. Die Spannung steigt langsam und auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Die Autorin schafft eine zauberhafte Stimmung mit viel Magie und lässt den Leser für einige Stunden die Zeit und die Welt vergessen.
Von mir gibt es 5 Eulen!