"Herzlauschen" ist ein bewegender Roman, der vom ersten Moment an packend geschrieben ist. Das liegt am Schreibstil, denn es wechselt immer wieder zwischen den beiden Protagonisten Tessa und Paul. Hier und da ist es etwas verwirrend und störend, denn man fiebert gerade mit einer Person mit und wird dann wieder unterbrochen. An anderen Stellen ist es schön zu erfahren, was die andere Person in diesem Moment gedacht hat. Wiederum gibt es Momente, in denen zweimal dieselbe Person über ihre Erlebnisse und Gefühle spricht.
Zudem gibt es auf den ersten 50 Seiten mehrere Sätze, in denen Wörter schlichtweg fehlen und die den Lesefluss leider unterbrechen. Das liegt vermutlich daran, dass es sich um zwei Autoren, einem erfahrenen Ehepaar aus der Filmbranche, handelt.
Die Recherche über CODA und gehörlose Menschen (wie im Nachwort zu lesen ist) macht den Roman besonders lesenswert.
Das Buchcover erzählt den Moment aus der ersten Szene recht gut!
Fazit: Die Entwicklung der beiden Protagonisten und der zunächst unbeholfene Umgang miteinander verwandelt den Roman in ein Werk, das ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft anspricht und es verschafft den Gehörlosen eine Stimme!
Die Neuauflage des schwedischen Jugendbuchklassikers "Eine Insel im Meer" ist sehr bewegend und erinnert an die schreckliche NS-Zeit zurück. Die Schwestern Nelli und Steffi werden - wie viele andere jüdischen Kinder - von ihren Eltern von Wien nach Schweden in die Schärgärten geschickt, wo sie bei zwei Pflegemüttern unterkommen. Während die jüngere Schwester Nelli sich bald zurechtfindet, hat ihre große Schwester Heimweh. Die strenge Tante Märta und die Abgeschiedenheit machen ihr zu schaffen.
Der Roman holt den Leser vom ersten Moment ab und macht einmal mehr deutlich, was die Verfolgung der Juden für großen Schaden bei Kindern und Familien angerichtet hat. Die Autorin schreibt in einem flüssigen und sehr bewegenden Stil, der sich leicht lesen lässt.
Ob der Jugendbuchroman für Kinder ab 12 Jahren geeignet ist, ist schwierig zu beurteilen. Da er schon vor einiger Zeit von der sehr berühmten schwedischen Autorin verfasst wurde, lässt es sich vielleicht damit begründen. Im Deutschunterricht spaltet der Roman sicherlich die Gemüter, wobei die Geschichte wichtig ist und erzählt werden muss, damit es nie wieder dazu kommt!
Das Buchcover und die Illustrationen machen den Roman kinderfreundlicher.
Fazit: Ein bewegender Roman, der eine nie zu vergessende Botschaft bereithält!
"Der Laden in der Mondscheingasse" hat mich sehr berührt. Die sechs Kapitel lassen sich einzeln aufteilen und gut nach dem Feierabend lesen. Das gelbe Lesezeichen ist perfekt dafür, um Pausen einzulegen. Zudem hat jedes Kapitel einen Abschnitt, der zum Pausieren einlädt.
Der Bezug zu den japanischen Fabeln würde mich noch interessieren, doch auch so ist die magische Konfisserie mit dem Halbfuchs Kogetsu märchenhaft beschrieben. Die Geschichten regen zum Nachdenken an und bieten immer eine unerwartete Wendung. Die Kapitel sind aus der Perspektive eines Ich-Erzählers geschrieben und am Ende lernt Kogetsu auch immer etwas dazu.
Als Hobbyköchin fand ich die traditionell japanischen Süßigkeiten interessant, die mir bislang unbekannt waren und mir nun den Zugang zur japanischen Küche eröffnet haben.
Der blaue Einband mit dem gelben Mond sieht zauberhaft aus und trägt zur Leseatmosphäre bei!
Fazit: Ein schönes Buch für zwischendurch, wenn mal wenig Zeit zum Lesen ist. Ich könnte es mir auch gut als Geschenk für einen lieben Menschen vorstellen.
"Waschbär Willi Wunderquatsch" ist ein richtig süßes Vorlesebuch für Kinder ab vier Jahren. Waschbär Willi ist der Hauptcharakter des Buches, der viele lustige Abenteuer mit seinen tierischen Freunden erlebt. An vielen Stellen haben wir als Familie sehr oft gelacht und geschmunzelt.
Die sieben Geschichten sind einzeln aufgebaut und im Groben und Ganzen nicht zu lang.
Besonders niedlich ist der Parkplan, der als Intro neugierig auf die vielen Abenteuer macht. Auf der kinderfreundlichen Karte können die Kleinen noch einmal nachsehen, an welcher Stelle der Geschichte man sich gerade befindet. Die Illustrationen untermalen das Gelesene zusätzlich sehr gut und tragen zur heiteren Leseatmosphäre bei.
Der Dank des Autors an Viktoria, die ohne diese Geschichten nicht Zähneputzen wollte, zeigt die Liebe zum Detail. Die Geschichten sind allesamt im Vorfeld für gut befunden worden.
Fazit: Ein schönes Gutenachtbuch für Kinder ab vier Jahren - davor wäre es noch zu früh und zu viel Text.
Der Jugendroman "1000 und ich" des niederländischen Autors Yodrick Goldewijk ist eine spannende Dystopie, die ich in einem Stück heruntergelesen habe. Der wellenartige Schreibstil und die einzelnen Kapitel machten es möglich, die 160 Seiten ohne Pause zu lesen. Das lag mitunter an der Spannung des Plots, denn ich wollte unbedingt wissen, was die Protagonistin 8 denn nun eigentlich für ein Wesen ist. Ein geklonter Mensch oder doch etwas anderes?
In Surdus, wo 8 lebt, sehen alle aus wie sie. Es ist ihr verboten, anders zu sein, zu fühlen, zu denken, zu träumen. Bis sie auf 1000 trifft und es sich alles verändert.
Mir war schnell klar, worum es sich eigentlich handelt, doch die Auflösung war dennoch spannend und trug zum positiven Eindruck bei. Hier und da gibt es Schwachpunkte, die der Tatsache geschuldet sind, dass der Autor diese Geschichte vor 20 Jahren verfasst und immer wieder umgewandelt hat (wie das Nachwort zeigt).
Fazit: Für 12-Jährige ist es an manchen Stellen zu aufregend oder nicht ganz eindeutig, für Erwachsene eher zu lasch. Ich persönlich würde es eher für ab 14 Jahren ausschreiben, hat mir aber an sich gut gefallen.
"Die Stimme im Licht" von Kornelia Schmid ist ein spannender Steinzeitroman, der sich im Großen und Ganzen gut herunterlesen lässt. Der Prolog und das erste Kapitel aus der Leseprobe haben mich neugierig gemacht, wie es mit der willensstarken Merana und ihrem Schicksal weitergeht.
Etwas enttäuschend ist die Tatsache, dass der Roman nicht komplett aus der Sicht der Protagonistin geschrieben ist. Dadurch fehlte mir oft der rote Faden oder meine Gedanken unterbrachen den Lesefluss. Insgesamt ist es aber ein unterhaltsamer Roman, der eher für Jugendliche geschrieben ist. Die blumige Sprache und die kurzen Kapitel, die mit humorvollen Momenten gespickt sind, lockern das Ganze auf.
Großen Respekt habe ich vor der Autorin, die diesen Roman im Eigenverlag herausgebracht hat. Das sieht man erst auf den zweiten Blick, denn die Seiten sind nicht ganz so hochwertig wie bei einem professionellen Verlag. Dennoch liegt das Buch gut in der Hand und es ist sogar ein Lesezeichen mit einem Megalithen, mysthischen Zeichen und einem QR-Code beigelegt. Dieser Code führt zur Webseite der Autorin, wo der Leser ihre weiteren Werke findet.
Fazit: Schönes Buch für zwischendurch, etwas Tiefe und der Bezug zu den Charakteren fehlte, aber ansonsten sehr lesenswert.
Das Fantasy-Abenteuer "Venatrix - Dämonenjäger von nebenan" ist ein spannendes Buch für Kinder ab 10 Jahren. Die Zwillinge Gero und Belladonna gehören einer Dämonenjägerfamilie an und kämpfen jede Nacht gegen die Dämonen aus Infernalia. Bis sie eines Tages einen Dämonenhund heimlich bei sich aufnehmen... Das Buch hat einzelne Kapitel, die in sich abgeschlossen sind, aber die aneinander anknüpfen. Die Sätze sind für geübte Kinder verständlich und an vielen Stellen witzig und unterhaltsam geschrieben. Schwarz-weiße Illustrationen begleiten die einzelnen Kapitel, um das Gelesene zu untermalen. Zu Beginn gibt es einen Familienstammbaum, der jeden Dämonenjäger aus der Familie Venatrix näher beschreibt. Das Cover ist im typischen Carlesen-Verlag-Stil gehalten und bereitet Lust, die ersten Seiten aufzuschlagen und zu lesen. Die Haupfiguren glänzen sogar im Licht! Ein zusätzliches Kapitel für den zweiten Teil gibt es im Anschluss und soll Werbung für den zweiten Band machen. Das ist bereits vor der ersten Seite sowie noch einmal am Ende des Buches mit dem Hinweis auf Herbst 2026 zu finden. Ein bisschen viel Werbung und etwas aufdringlich, was bei dem handlichen und gut umgesetzten Buch nicht nötig wäre. Das Buch ist nachhaltig produziert, was mir sehr gut gefällt. Außerdem es lässt sich mit der Antolin App verbinden, was ein zusätzlicher Anreiz für viele Schüler ist. Insgesamt ein lohnenswertes Kinderbuch, das bestimmt eine gute Geschenkidee für die eine oder andere Leseratte ist!
Der Roman "In uns der Ozean" von Theresia Graw ist eine beeindruckende Hommage an die amerikanische Biologin und Meeresforscherin Rachel Carson aus einfachen Verhältnissen, die eine weltverändernde Entdeckung in den späten 1920er Jahren machte. Die Journalistin und Autorin hat sich intensiv mit dem wahren Leben von Carson befasst, was anhand der aufgelisteten Quellen, Essays und Zeitschriften im Anhang zu erkennen ist. Manche Figuren sind, wie Graw zugibt, erfunden. Das ist nicht zum Nachteil, sondern wirkt sich positiv auf die Handlung aus. Carson war eine beeindruckende Frau des 20. Jahrhunderts, die die schädliche Wirkung des Pestizids DDT aufzeigte. Mir war bis dato nichts bekannt über diese faszinierende Frau, die sich in der Männerwelt Gehör verschaffte und mit ihrem Werk "Der stumme Frühling" für eine gesündere Umwelt sorgte. Die Autorin fesselt den Leser vom ersten Satz an und schildert Carsons ersten Besuch am Meer so detailreich, dass man sich selbst vor Ort sieht. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen! Zwischendurch sind einige zeitliche Sprünge eingebaut, die rund 30 bis 40 Jahre später geschehen und die im Präsens geschrieben sind. Das steigert die Spannung und sorgt für kurze Pausen, um das Gelesene zu überdenken. Das Buchcover, das einem impressionistischen Gemälde mit einer Szene vom Ozean gleicht, ist so schön gestaltet, dass es gut sichtbar in mein Bücherregal kommt. Der liebevolle Nachruf der Autorin an die Biologin unterstreicht die intensive Recherche und die Wirkung ihrer Arbeit, die bis heute zum Nachdenken anregt. Absolut empfehlenswertes Buch, das viele Bereiche in unserer Gesellschaft anspricht!
In dem Roman „Rückkehr nach St. Malo“ nimmt die französische Autorin und Literaturwissenschaftlerin Hélène Gestern den Leser auf eine Reise in die Bretagne mit. Der Protagonist Yann, ein Geschichtsdozent an der Pariser Sorbonne, Anfang 50, geschieden und Vater eines Sohnes, findet in seinem Elternhaus auf St. Malo zu seinen familiären Wurzeln. Neben der Trauerarbeit, die seinem Zwillingsbruder, seinem Vater und seiner Mutter gilt, befasst er sich mit dem Familienunternehmen, einer florierenden Reederei.
Die Aufarbeitung seiner Familiengeschichte, die weit bis ins frühe 20. Jahrhundert reicht, sind Gegenstand der ersten 100 von 500 Seiten. Dabei sind die Kapitel kurz gehalten, sodass verschiedene Erinnerungen und Epochen zum Schauplatz des Romans werden. Die Detailverliebtheit der Autorin und die präzise Beschreibung des Meeres mit all seinen Facetten machen den Charme des Romans aus.
Etwas verwirrend ist der Umstand, dass der Protagonist manchmal von seinem Vater und wenig später von derselben Person, allerdings mit deren Vornamen, spricht. Für eine genaue Erklärung der zahlreichen Figuren findet der Leser am Ende des Romans einen ausgiebigen Stammbaum der Familie Kérambrun. Das gelbe Lesezeichen ist sehr hilfreich, um über das Gelesene nachzudenken. Und das ist bei diesem Roman wichtig, auch wenn es zunächst nicht den Anschein macht! Wie die Wellen des Meeres sind die verschiedenen Erzählungen mal spannungssteigernd und mal abfallend gehalten. Wohin führt die Reise, wie steht Yann zu St. Malo und der Reederei und was hat es mit Rebecca, einer Zufallsbegegnung, auf sich? Diese Fragen kommen einem beim Lesen des Romans in den Sinn.
Der Bezug zum Meer wird auf jeder Seite deutlich gemacht und lässt den Leser den Geruch von frischer, salziger Meeresluft spüren. Insgesamt hinterlässt der Roman eine Sehnsucht nach Familie, Geborgenheit und Reiselust in die Bretagne, um die Schönheit der einst verlassenen Insel Cézembre zu erkunden. Ein meisterhaftes Werk, das anspruchsvoll gehalten ist und das zum Nachdenken anregt!
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