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holdesschaf

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Insgesamt 599 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2025
Orso, Kathrin Lena

Winterzauber im Stall / Die Ponys von Lillasund Bd.3


ausgezeichnet

Immer wieder schön auf Lillasund
Der Winter kehrt ein auf Lillasund. Ida und Elsa reiten durch den Schnee. Es gibt einen tollen Weihnachtsmarkt und die Reitschüler des benachbarten Gutes proben für eine Weihnachtsaufführung samt Ponys. Als zwei Teilnehmer ausfallen, ist es an den beiden Freundinnen, diese zu ersetzen. Ida ist beim Gedanken daran erstmal gar nicht wohl. Zudem scheint ihre Mama ein Geheimnis zu haben, über das sie nicht mit Ida spricht. Als wäre das noch nicht genug, passieren seltsame Dinge im Ort. Ob dafür wirklich Wichtel verantwortlich sind?

Hach ja, wäre doch nur überall Lillasund, dann wäre die Stimmung gut und wenn doch mal etwas nicht passt, findet man friedliche Lösungen. Wir kehren immer wieder gern auf die Insel zu Ida, Elsa und den anderen Bewohnern zurück. Gerade in diesem Band wird die winterlich-weihnachtliche Atmosphäre von Kathrin Lena Orso so schön eingefangen und beschrieben, dass man sich mit am Weihnachtsmarkt und auf den verschneiten Pfaden wähnt. Neben den Vorbereitungen für die große Weihnachtsaufführung gibt es jedoch nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen, doch wie Ida und ihre Freunde damit umgehen ist vorbildlich. Es ist toll, dass sie bei allem zusammenhalten und füreinander da sind. Ein gutes Beispiel, das Kindern beim Lesen wichtige Werte an die Hand gibt.

Besonders gut haben uns die vielen kleinen und großen Bräuche und Feste gefallen, die man in Schweden in der Weihnachtszeit pflegt. Sei es das Wichteln, das Sankta Lucia Fest mit stimmungsvollem Licht oder das typisch schwedische Weihnachtsgebäck. Gemeinsam mit Ida lernt man Land und Leute immer besser kennen und lieben. Man wünscht sich einfach, dort zu sein und mitzufeiern. Grandios ist auch die Idee der Aufführung der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens auf den Ponys. Da kommen kleine Pferdefans voll auf ihre Kosten.

Das Buch ist für geübte Leser*innen ab etwa 7 Jahren bestens geeignet. Die Kapitel sind überschaubar und enden oft so, dass man schon neugierig auf das nächste ist. Zudem helfen die wunderschönen sw-Illustrationen ein wenig beim Textverständnis, lockern den Text auf und sorgen dafür, dass sich die Kinder alles noch besser vorstellen können Wir sind große Fans der Reihe und freuen uns riesig auf den nächsten Band. Denn wir sind schon gespannt, wie manche Neuigkeiten aus diesem Band sich weiterentwickeln. Auch wenn Band 3 zur Weihnachtszeit spielt, kann man ihn wunderbar auch unabhängig von der Jahreszeit lesen. 5 Sterne

Bewertung vom 21.10.2025
Verley, Vivien

Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1


ausgezeichnet

Tolle Geschichte(e) voller Freundschaft, spannender Teemagie und mit einem gefährlichen Gegner
Robin hat es gerade echt nicht leicht. Mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester ist sie gerade nach Port Mint zu ihrer Oma gezogen. Und als wäre es nicht schlimm genug, dass sie niemanden kennt, muss sie auch noch ohne ihre beste Freundin zum First Flush, bei dem ihr ihre Magie offenbart wird. Diese steckt in jedem, wird vererbt und durch einen besonderen Tee hervorgerufen. Die beiden zur Wahl stehenden Fähigkeiten sind auch noch alles andere als besonders. Doch dann geschieht Unglaubliches. Robin ist eine Gedankenleserin. Diese Magie ist verboten und niemand darf davon erfahren. Schnell wird klar, dass es jemand auf sie abgesehen hat. Zum Glück lernt Robin aber schnell neue Freunde kennen, die ihr beistehen.

Die Idee des Buches fand ich toll. Mal was ganz Neues. Dazu ist das Buch noch eine echte Schönheit, außen wie innen, und macht neugierig auf den Inhalt. Das Cover setzt den Tee, der eine große Rolle spielt, perfekt in Szene und auf den Seiten finden sich verspielte Rahmen mit Pflanzenmotiven und am Kapitelanfang jeweils ein Bild. Auch zwischendrin werden die Abschnitte hin und wieder von einer Teetasse aufgelockert. Die Optik ist wunderbar und man möchte sich einfach mit einem Tee in den Sessel kuscheln und lesen. Der Einstieg gelingt ganz leicht, denn man kann sofort mit der Protagonistin Robin mitfühlen, die gerade erst neu in der Stadt sofort und ohne Freundin zum First Flush muss, wo jeder sie beobachten kann, wenn sie herausfindet, ob sie die Magie ihrer Mutter oder ihres Vaters geerbt hat. Letzterer hat die Familie vor Jahren verlassen und Robin weiß nichts über ihn. Der Abend läuft dann auch ganz anders und sehr überraschend ab. Mit der unerwarteten Fähigkeit kehrt bei Ro die Angst ein, denn niemand darf ihre wahre Fähigkeit erfahren. Doch wie soll sie die in der Teestunde, dem Magieunterricht, geheimhalten? Das sorgt für Spannung.

Schneller als gedacht lernt Robin neue Freunde kennen, wobei nicht alle gleich so begeistert sind von ihr wie die stürmische und immer gut gelaunte Mailin. Ihr Freund Cornelius zum Beispiel ist sehr reserviert und wir hatten lange den Verdacht, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt. Tatsächlich hat so mancher Bewohner von Port Mint Geheimnisse. Einige von ihnen werden im Laufe der Geschichte aufgedeckt. Auch die Geschichte des Ortes und des magischen Tees ist interessant, denn darin spielen Piraten ebenso eine Rolle, wie ein mysteriöser Schatz. Zu guter Letzt ist da noch ein unerkannter Gegner, der Anführer einer rebellischen Gruppe, der Robin gefährlich werden könnte. Seine Identität ist zunächst ungeklärt und man kann wunderbar spekulieren. Findige Leser*innen werden eventuell schnell einen Verdacht haben, das ist aber auch der einzige Kritikpunkt, den man anbringen kann.

Die Schreibart von Vivien Verley ist sehr verständlich, aber nicht zu einfach. Die Altersangabe ab 10 Jahren passt perfekt, denn die Kapitel sind überschaubar und übersichtlich. Die Magiearten werden gut erklärt und auch sonst ist die Sprache sehr bildlich. Dazu spielt die Autorin auf kreative Weise mit dem Wort Tee. Es gibt z.B. das Magisteerium oder ein Zertifikat, das T. E. A. abgekürzt wird, einen Lehrer mit dem Nachnamen Cup usw. Das ist wirklich gut gemacht und es macht sehr viel Spaß die Geschichte zu verfolgen. Vor allem an den Stellen, an denen es für die Kinder brenzlig wird, baut Vivien Verley immer wieder tolle Spannungsbögen ein. So ist der erste Band von Thea Magica bestes Lesefutter, das wir nur empfehlen können. Da freut man sich doch auf den nächsten Band, der im Februar 2026 erscheinen wird. 5 Sterne

Bewertung vom 21.10.2025
Janotta, Anja

Krawall im Klassenzimmer 01 - Hitzefrei für alle!


ausgezeichnet

Konkurrenzkampf in der Schule
Als Nils aus der 5a Fritzi einen Ball ins Gesicht wirft und so beim Turnier gewinnt, erklärt sie der Lieblingsklasse der Rektorin den Krieg. Diese Entwicklung greift die Schülerzeitung "Das blaue Auge" sofort auf und ruft einen Streichewettbewerb an der Schule aus. Die krasseste Aktion gewinnt. Fritzi legt gut vor, doch auch Nils hat so einige Ideen auf Lager. Doch dann kommt es ganz anders, als die unbeliebte Rektorin zum 50. Schulgeburtstag nicht alle Schüler*innen und Lehrkräfte einlädt.

Ich muss zugeben, den Beginn der Geschichte fand ich ein bisschen übertrieben, was die Begründung und die Streiche anbelangt. Fritzi reagiert schon ziemlich heftig beleidigt. Aber gut, das ist nur der Aufhänger für eine Reihe an witzigen Aktionen, die junge Schüler*innen sicher lustig finden. Auch der Konkurrenzkampf ist verständlich, werden doch die Schüler*innen der 5a immer von der Rektorin bevorzugt. Warum, war nur eine Frage, die wir uns da gestellt haben. Toll ist die nahezu allwissende Schülerzeitung, die zwischen den Kapiteln immer wieder ihre Kommentare abgibt und die konkurrierenden Klassen zu mehr Einfallsreichtum anspornt. Man hat ständig das Gefühl, dass das "blaue Auge" mehr weiß, als alle anderen und wir haben uns immer gefragt, wer dahinter steckt.

Vielfältig sind die Charaktere, die Anja Janotta im ersten Band ihrer neuen Reihe "Krawall im Klassenzimmer" zeichnet. Von den beiden Hausmeisterinnen über den Kioskbesitzer und die seltsame Rektorin, sind alle sehr besonders, vielleicht sogar etwas überspitzt dargestellt, was uns gut gefallen hat. Auch die Entwicklung, die die Schüler*innen im Laufe der Handlung durchmachen hat uns überzeugt und es war richtig schön, diese bis zu einem witzigen und unerwartet friedvollen Ende zu verfolgen.

Krawall im Klassenzimmer gehört zum READY Programm des Verlags, welches Bücher für alle bietet, die EINFACH lesen wollen. Das gelingt mit dem Buch sehr gut, denn die Schrift ist perfekt für den Übergang von Erstlesebüchern zu dickeren Kinderbüchern. Die Schrift ist noch relativ groß, der Text übersichtlich gestaltet. Zudem sind die Kapitel nicht zu lang und werden aufgelockert von schönen sw-Illustrationen. Vor allem Kinder, die sich beim Lesen noch schwer tun, halten mit "Hitzefrei für alle" ein Buch in den Händen, das kurzweilig ist und ihnen Erfolgserlebnisse garantiert. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. 4,5 Sterne

Bewertung vom 15.10.2025
Tuli, Nisha J.

Heart of Night and Fire / Das Nachtfeuer-Quartett Bd.1


ausgezeichnet

Viele offene Fragen schaffen Sogwirkung
Zarya lebt seit sie klein war in einer versteckten Hütte. Row hält sie dort gefangen, unterrichtet sie und seine Lehrling Aarav jedoch auch in den Kampfkünsten. Zaryas Magie hingegen ist nicht der Rede wert. Als ihr Aufpasser nicht mehr auftaucht und auch sein Bann nicht mehr wirkt, flieht die junge Frau, trifft aber bald auf in Not geratene Wachen und landet so in der Stadt, der letzten Bastion zwischen der heilen Welt und einer Seuche, die sich über dem Land ausbreitet. Immer mehr gefährliche Dämonen und Wesen greifen die Stadt an. Zarya schließt sich dem Widerstand an und findet im Kommandanten Vikram jemanden, der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch da taucht ein Buch auf, auf dessen Seiten Zarya ihr eigenes Gesicht erblickt. Könnte das ihre Mutter sein?

Mein erstes Buch von Nisha J. Tuli hat mich positiv überrascht. Ich mochte sofort den ausgefeilten, aber nicht zu komplizierten oder weitschweifigen Schreibstil, der vor meinem inneren Auge eine wundersame Welt entstehen ließ, die von indischem Einfluss und indischer Mythologie geprägt ist. Es wimmelt von Begriffen, die eindeutig aus dieser realen Gegend stammen, gemischt wird das Reale mit vielen bösartigen und wundersamen Wesen, mal brutal und blutrünstig, mal rätselhaft und schön. Anders als manche Fantasyautor*innen benötigt Tuli dazu nicht übermäßig viele Worte. Trotzdem ist das Worldbuilding exzellent. Für schwierige Begriffe gibt es am Ende ein Glossar. Leider aber nicht für die ganzen Personen namen.

Die Charaktere sind interessant gezeichnet und vor allem Zaryas Herkunft und Wesen geben Rätsel auf. Warum wurde sie von Row, der wie ein Einsiedler anmutet festgehalten und durfte das Gebiet um die Hütte nicht verlassen? Warum sollte sie keine Magie wirken? Wo kommt sie überhaupt her? Fragen wie diese ziehen sich durch das ganze Buch und entwickelten einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Auch die Nebenfiguren, wie der Kommandant, Aarav oder die Prinzessin und die Magier in der Stadt, tragen dazu bei, dass man begierig weiterliest, damit die Zusammenhänge klarer werden. Hinzu kommen seltsame Träume oder Visionen, die einen geheimnisvollen Fremden zeigen, mit dem Zarya in Verbindung zu stehen scheint. Alles wirkt mysteriös. Was mir auch mega gut gefallen hat, war der Wechsel zwischen diesen ruhigeren Szenen und den blutigen, actionreichen Kampfszenen mit den Monstern der Welt. Es gibt einige gefährliche Situationen zu meistern, die die Leser*innen nicht kalt lassen dürften. Am Ende blieben zwar Fragen offen, aber mir war auch schon vorher klar, dass ich die Fortsetzung unbedingt werde lesen müssen. Hielt ich Zarya anfangs für etwas zu vertrauensselig, wandelte sie sich schon in diesem Band zu einer starken Kämpferin, die an sich ungeahnte Fähigkeiten entdeckt. Nun will ich natürlich auch wissen, wie sie diese nutzen wird. 4,5 Sterne

Bewertung vom 12.10.2025
Beck, Nadine;Schilling, Rosa

Vulva!


ausgezeichnet

Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen - gut so!
Sehr einfühlsam und in ruhig-sachlichem Ton klären hier zwei Expertinnen über die Vulva auf. Was ist das überhaupt, was kann sie, sehen alle gleich aus, welche Namen gibt es noch? Mir gefiel gleich zu Beginn, dass betont wird, dass man sich Zeit mit der Lektüre lassen kann, immer nur soweit liest, wie man sich wohlfühlt. Tatsächlich war meine Tochter sehr skeptisch, hat dann aber doch das Buch immer mal wieder zur Hand genommen und in kleinen Dosen die Informationen auf sich wirken lassen. Etwas besonders sind kleine Anleitungen, den eigenen Körper zu ertasten, sofern man das möchte und sich gut dabei fühlt. Das erscheint vielleicht anfangs etwas seltsam, doch ist es wichtig den eigenen Körper genau zu kennen, um ihn zu akzeptieren und - ganz wichtig - auch vor Handlungen zu schützen, die man nicht möchte.

Die Illustrationen sind comicartig, bund und frech, richtige Hingucker. Wir finden die verschiedenen vermenschlichten Körperteile sehr witzig. Junge Mädchen, aber auch diejenigen, die zu einem anderen Geschlecht gehören, werden hier sanft, aber ohne Blatt vor dem Mund und falsche Scham mit Wissen über dieses besondere Organ versorgt. Sei es nun die Entstehung, die Menstruation und weitere Veränderungen in der Pubertät, Schwangerschaft und Geburt oder der Besuch bei einer/einem Gynäkologin/-en, hier steht alles Wichtige verständlich drin. Selbst gängige Fake News werden ausgeräumt. Ein wichtiges Buch, um selbstbestimmt mit dem eigenen Körper umzugehen und ihn als etwas Positives zu erkennen. 5 Sterne

Bewertung vom 05.10.2025
Suchanek, Andreas

Magic Island - Zauber des Vergessens (Magic Island, Bd. 2)


sehr gut

Besser als der erste Band
Julian wacht nach einem Unfall im Krankenhaus auf. Noch immer erinnern sich weder seine Eltern noch sein bester Freund Milo an ihn. Es ist, als hätte es ihn nie gegeben. Zum Glück gibt es die magische Insel Elenum und die anderen Helden, die Julian unterstützen. Sie erfahren, dass ihr Rivale Caleb den Zauber des Vergessens gegen Julian gewirkt hat. Gemeinsam müssen sie an die alten Aufzeichungen über diesen Zauber gelangen. Doch immer wieder stellt Caleb sich ihnen in den Weg. Er scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Wird Julian für immer vergessen bleiben?

Zugegeben. Vom ersten Band der Reihe war ich etwas enttäuscht, aber er endete mit einem Knaller-Cliffhanger, der neugierig auf den neuen Band machte. So offen, wollte ich die Reihe dann doch nicht stehen lassen. Und tatsächlich fand ich sofort wieder ins Geschehen, das direkt an den ersten Band anschließt. Diesen sollte man für das Verständnis der Zusammenhänge trotz einiger Schwächen gelesen haben. Diesmal gelang es dem Autor, die Hintergründe und das Geschehen besser und anschaulicher zu beschreiben. Ich hatte immer das Gefühl nah an der Handlung zu sein, die für mich in weiten Teilen auch logisch war. Da sie aber auch eine Zeitreise enthält, muss man schon aufmerksam lesen. Mir gefiel, wie die Verzweiflung von Julian, der von allen außer den Helden vergessen wurde, hier das Buch durchdringt. Man konnte sich da wirklich gut einfühlen. Auch die Einrichtung des Räumlichkeiten auf Elenum gefiel mir gut, sowohl die speziellen Heldenräume als auch das Archiv, in welches die Kinder reisen müssen, um den Zauber zu finden.

In der Vergangenheit, die sie ebenfalls aufsuchen müssen, lief es mir allerdings etwas zu glatt. Dafür war der epische Kampf, der später noch folgt, sehr actionreich. Vor allem aber die überraschenden Wendungen, auf die man hier vollkommen unerwartet zusteuert, haben mich dann wirklich erstaunt und ein erneuter Cliffhanger sorgt wieder dafür, dass man weiterlesen möchte. Eine Schwäche bleibt jedoch. Bis auf den verzweifelten Julian konnte ich mich nicht wirklich in die Charaktere einfühlen. Da war immer eine gewisse Distanz, bzw. blieben die Helden in weiten Teilen zu blass, obwohl sich die Beschreibung der Handlung und der Umgebung wirklich verbessert hat. Daher gibt es diesmal 4 Sterne.

Bewertung vom 02.10.2025
Bell, Theresa

Sepia und die Verschwörung von Flohall / Sepia Bd.2


ausgezeichnet

Wieder ein begeisterndes Abenteuer voller Magie
Bald steht für Sepia und ihre beiden Lehrlingsfreunde die erste Prüfung an. Doch in Flohall passieren wieder seltsame Dinge, denen die drei auf den Grund gehen wollen. Zudem besuchen sie heimlich und unerlaubterweise ein besonderes Theaterstück, das in einer Beinahekatastrophe endet. Irgendjemand scheint sich hier die Vergangenheit von Flohall zunutze machen zu wollen uns schreckt vor nichts zurück. Sepia, Niki uns Sanzio stürzen sich erneut in Gefahr, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Ich war schon vom ersten Band über Sepia, Flohall und die Tintenmagie so begeistert, da war auch der zweite Band ein Must-Read. Und es hat sich auch diesmal wirklich gelohnt, denn kaum bin ich in die Welt mit ihren seltsamen Wesen und Zaubern eingetaucht, war ich erneut in ihrem Bann. Vor allem Sepia und ihre Freunde entwickeln sich weiter, werden etwas erwachsener, wenngleich sie immer noch recht unvernünftig sind, wenn es um ihre Ermittlungen und das aufspüren von Geheimnissen geht. Die Meister verhalten sich seltsam und auch in Flohall scheint etwa im Argen zu liegen. Man möchte unbedingt mehr erfahren, gerade weil sich hier die weltlichen Kräfte der Stadt sehr einmischen. Man weiß nicht so recht, wem man da trauen kann.

Ganz toll fand ich die Szenen im Theater, wo die Geschichte Flohalls aufgerollt wird, die sehr aufregend zwischen Wahrheit und Legende zu liegen scheint. Doch was hat die Geschichte mit den aktuellen Ereignissen zu tun. Dazu kommt noch, dass für zwei der Held*innen aus Band eins eine erste schwere Prüfung ansteht und beide angesichts komischer Vorfälle leicht verunsichert sind. Da kann man sich als Leser*in sehr gut ein- und mit den Figuren mitfühlen. Es gibt jede Menge Geheimnisse und unerwartete Wendungen. Obwohl ich doch recht früh auf jemanden als Drahtzieher getippt habe und sich das am Ende als richtig herausstellte, habe ich diesen tollen Kinderbuch-Schmöker einfach nur genossen und freue mich seitdem auf den nächsten Band, der im Frühjahr 2026 erscheinen soll. Allen, die gerne magische Geschichten voller Fantasie lesen, sei das Buch und die Reihe sehr ans Herz gelegt. Ich empfehle, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um kein Detail zu verpassen. 5 Sterne

Bewertung vom 21.09.2025
Abel, Susanne

Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104


ausgezeichnet

Sehr berührend und fesselnd erzählt
Ein kleiner Junge, gerade einmal drei Jahre alt, strandet nach dem Krieg allein in Deutschland und landet in einem Heim, wo man ihm den Namen Hartmut gibt. Die Erziehung der Schwestern dort beruht auf Gehorsam und Strafen. Seine einzige Verbündete dort ist die ältere Margret, deren Familie im Krieg umkam. Doch dann trennen sich ihre Wege. Während Margret bei ihren Verwandten umkommt, erfährt Hardy eine Kindheit voller Gewalt.

Jahrzehnte später wird die kleine Emily von ihrer Mutter vernachlässigt und so übernehmen ihre Urgroßeltern Hardy und Margret das Sorgerecht für sie. Doch je älter das Kind wird, umso mehr fühlt sie sich von den Verboten ihrer Großmutter eingeengt. Sie ahnt nicht, welches Schicksal diese erleiden musste, denn Hardy und Margret wollten einfach nur vergessen. Und so ist es an Emily, die Wahrheit über deren Kindheit ans Licht zu bringen.

Susanne Abel hat ein Händchen für Themen der neueren deutschen Geschichte. Ihr letzter Roman "Was ich nie gesagt habe" hatte mich schon sehr beeindruckt. Nun hat mich dieser noch mehr berührt, was vor allem daran liegt, wie authentisch er erzählt wurde. Hardy, Margret und Emily, aber auch ihre Mutter Julia und ihre Großmutter Sabine werden so lebensecht dargestellt, als hätte man sie schon getroffen. Erzählt wird in zwei Zeitebenen, die von Henry Ankunft im Heim bis ins Jahr 1966 und von Emilys Aufnahme bei den Urgroßeltern bis in die Gegenwart erzählen. Da sich beide abwechseln, erfährt man so nur nach und nach vom Schicksal der beiden Kinder im Heim und den darauf folgenden Jahren. Diese Zeitebene hat es in sich. Zwar sind einem manche Tatsachen aus diesen Jahren bekannt, sie aber so offen und schonungslos erzählt zu bekommen, ist schon sehr aufreibend und lässt mich als Leserin sicher nicht kalt.

Die spätere Zeitebene schildert, wie Emily aufwächst, wie die Urgroßmutter sie und auch die anderen Familienmitglieder gleichzetig zusammenhält, aber auch vor den Kopf stößt mit ihrem Hang zur Kontrolle. Es ist ein Hin und Her zwischen sich kümmern und das letzte geben. Susanne Abel transportiert wie selten eine Autorin die Gefühle, die Schicksale, die Hardy und Margret bis in die Gegenwart prägen und zeigt sehr deutlich, wie die Biografie das Leben und die nachfolgenden Generationen prägt, wie das Schweigen über dunkle Kapitel in der eigenen Geschichte sich auf die Nachkommen auswirkt. Sehr gern mochte ich Hartmut, der seiner Urenkelin trotz allem ein toller Begleiter und Freund ist und Dariusz, den verständnisvollen, hilfsbereiten Nachbarn, der Hardys Art versteht und sein Schicksal leider viel zu gut nachvollziehen kann. Dennoch treten die Probleme in der Familie deutlich zutage. Susanne Abel lässt dabei auch viel Raum für eigene Gedanken und Meinungen zum Verhalten der Protagonist*innen. So hallt das Buch noch lange nach und lässt mich über manche Dinge nachdenken. Dazu trug auch das informative und ergreifende Nachwort der Autorin bei, das eine Brücke schlägt zwischen Fiktion und geschichtlichem Hintergrund. Selten hat mich ein Buch mit solch schrecklichen Erlebnissen so gefesselt und berührt. Für ich ein Jahreshighlight und eine absolute Leseempfehlung. 5 Sterne

Bewertung vom 04.09.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

Unterhaltsamer und grausiger als der Prater zu Halloween
Leo von Herzfeldt wird zu einem schrecklichen Zwischenfall gerufen. Ein aufstrebender Zauberkünstler aus Amerika zersägt bei seinem größten Trick tatsächlich seine Assistentin. Schnell ist klar, dass es sich hier nicht um einen Unfall handelt. Zufällig ist auch Leos Herzensdame Julia anwesend, die für die Zeitung über den Fall schreibt. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf Mädchen, die im Prater spurlos verschwunden sind. Doch zunächst nimmt das niemand ernst, bis teilweise verweste Leichen in einem Wäldchen gefunden werden. Während Herzfeldt sich Hilfe beim an Leichen forschenden Augustin Rothmeyer holt, begibt sich Julia undercover als Dame auf der Messerwurfscheibe in die Höhle des Löwen, den Prater und gerät so ins Visier des skrupellosen Mörders.

Seit dem ersten Band bin ich ein Fan der Reihe um den Inspektor Leopold von Herzfeldt und seinen mehr oder weniger unfreiwilligen Partner und Totengräber Augustin Rothmeyer. Zusammen ermitteln sie hier schon in ihrem vierten Fall und wie immer muss ich feststellen, dass Wien einfach die perfekte Kulisse für außergewöhnliche Morde und dieses ungleiche Duo ist. Oliver Pötzsch lässt die Stadt und ihre Menschen so lebendig und authentisch erscheinen, dass ich mich immer in die Zeit vor der Jahrhundertwende zurückversetzt fühle, dieses vergangene Wien vor mir sehe. Dazu muss ich sagen, dass es mir diese Stadt sowieso besonders angetan hat. In Pötzschs Büchern vom Totengräber wird man nicht nur durch spannende Fälle und besondere Beziehungen zwischen den unterschiedlichsten Einwohnern unterhalten, sondern auch durch viel Wissenswertes aus der Vergangenheit. Die Hintergründe sind auch diesmal brillant recherchiert. Seien es die Fakten über den Wurstlprater und seine Kuriositäten, die damalige Zauberkunst, den Polizeiapparat oder das einfache Leben der nicht so betuchten Bürger. Ich kann mich in die Geschichte hineinfallen lassen und fühle mich wie in einem Film.

Dabei wären wir auch schon bei einem anderen Aspekt, der hier aufgegriffen wird. Das Aufkommen von bewegten Bildern, des Cinematographen. Er ist nur eine Neuerung dieser Zeit, die hier geschickt eingebaut wird. Da ist auch noch das Aufkommen des Fußballspiels als Volkssport, die vermehrte Nutzung des Telefons uvm., was ich höchst interessant fand.

Zudem mag ich die Charaktere, die alle ihre eigenen Schwächen, Stärken und Macken haben und trotzdem nicht immer durchschaubar sind. Wer gut und wer böse ist, ist daher nicht so leicht festzustellen. Diesmal sind es besonders die Akrobaten, Künstler und anderen Figuren des Praters, die den Unterhaltungsfaktor noch erhöhen. Der Laierkastenmann mit seinem Äffchen, eine Schlangenfrau, eine Dompteurin, die menschliche Pyramide und ganz besonders der Bauchredner mit seiner Puppe, die nicht nur den Kindern am Prater Angst gemacht hat. Auch ein Highlight sind die forensischen Erkenntnisse und die Anfänge der Spurensicherung, die Rothmeyer und von Herzfeldt immer wieder zu einem Dreamteam werden lassen, das sich hin und wieder auch einen deftigen Schlagabtausch liefert. Aber das scheint damals in Wien eh so üblich gewesen zu sein, bedenkt man die vielen schönen Wiener Bezeichnungen für bestimmte Menschen. Einfach grandios!

Der Fall selbst erschien mir diesmal etwas blutiger und komplizierter, als die letzten Male, aber gerade das hat mich dieses Buch auch in Höchstgeschwindigkeit durchsuchten lassen, während man sich zwischen den Hauptpersonen schon richtig heimisch gefühlt hat. Für mich bisher der beste Band der Reihe und ich hoffe ganz bald auf Nachschub. 5 Sterne

Bewertung vom 01.09.2025
Carter, Ally

Never Trust Your Fake Husband


sehr gut

Oft rasante und witzige RomCom
Als die junge Frau ohne Erinnerung in Paris aufwacht, blickt sie in die Augen eines attraktiven, aber bewaffneten Mannes. Und er bleibt nicht der einzige, denn bald ist eine Schar an Verfolgern hinter ihr her. Ihr bleibt nichts übrig, als sich mit ersterem zusammenzutun. Sawyer, ein Agent der CIA findet bald heraus, dass sie die falsche Frau ist, denn das eigentliche Ziel ist eine abtrünnige Agentin, ihre Zwillingsschwester, die im Besitz eines wichtigen USB-Sticks ist. Doch wer würde das schon glauben. Notgedrungen muss das neue Dreamteam als Ehepaar "undercovern".

Mir war anfangs gar nicht so bewusst, dass es hier um Agenten und Spionage geht, mich hat der Fake Dating Trope gereizt. Es dauert ein bisschen, bis der zum Tragen kommt und es bleibt auch nicht dauerhaft bei dieser Scheinbeziehung. Der Anfang war ziemlich unvermittelt und wie die Protagonistin selbst, musste ich mich auch beim Lesen erstmal auf die verzwickte Situation einstellen.

Der Schreibstil ist meistens ziemlich rasant, es geht oft flott und actionreich zur Sache. Auch die Schauplatzwechsel sorgen für viel Abwechslung. Manchmal hätte man mehr aus der Story machen können, die - wie bei Agentengeschichten fast üblich - auch ein paar unrealistische Wendungen enthält. Trotzdem ist das Buch wirklich witzig, vor alkem die Dialoge zwischen dem Fake-Ehepaar haben mir gefallen, aber ich bin bei Sawyers Gedanken auch manchmal dahingeschnolzen. Die Perspektive wechselt immer zwischen den beiden Protagonisten. Der weibliche Part hat mich eher beeindruckt, weil sich die hilflos wirkrnde Frau ebenso rasant weiterentwickelt, wie die Jagd auf sie. Man möchte vor allem wissen, wie sie in die Situation hineingeraten ist und natürlich, ob sie heil herauskommt. Da warten einige Überraschungen. Für 5 Sterne hat es nicht ganz gereicht, aber trotzdem war das Buch sehr unterhaltsam und und auch die romantischen Momente kommen nicht zu kurz.