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oceanloveR
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Berlin
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Räubertochter ⚓ Weltenbummler ⚓ Tänzerin ⚓ Bücherwurm & Bloggerin ⚓ schokoladensüchtig

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 10.01.2024
Julia
Newman, Sandra

Julia


ausgezeichnet

[4.5/5] 1984 erzählt hässliche Gegebenheiten aus einer hässlichen Welt, bevölkert mit hässlichen Menschen - in hässlicher Sprache. Und trotz und wegen all des Widerwillens, den Orwell in mir wachrief, beschäftigte mich sein Werk, wühlte mich auf und brachte mich zum (Nach-)Denken. Diesen Ton trifft auch Sandra Newman. Sie bleibt Orwell und der von ihm geschaffenen Atmosphäre treu, greift aber die achtlos hingeschmissenen Krumen auf. Was Orwell nur Nebensätze und Winston keine Gedanken wert war, erzählt sie. Die weibliche Perspektive, der unsichtbare Alltag, das alltägliche Leiden und Leben der Frauen.

Bewertung vom 10.10.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


gut

Ich gebe es zu - das Cover hat mich magisch angezogen und neugierig auf das Buch gemacht. Und Theater, Liebe und eine Prise Magie im elisabethanischen London? Das klang vielversprechend!

Doch nach einem atemlosen Start folgte schnell Ernüchterung - obwohl die Handlung gerade zu gehetzt wirkte, empfand ich die Kapitel als langatmig. Über die Gemeinschaft und Fähigkeiten der Aviscultarier erfuhr ich wenig bis nichts; die Figuren blieben blass und unnahbar; die Liebesgeschichte konnte mich nicht berühren - ja mehr noch, sie hinterließ ein unangenehmes Gefühl bei mir.

Mehrmals war ich kurz davor, das Buch abzubrechen. Weil ich mich durch die Seiten schleppte, nicht mitfieberte und mich allgemein unwohl fühlte. Denn was zwischen den Buchdeckeln passierte, war teilweise entsetzlich schrecklich und schockierend, aber zugleich nüchtern geschildert und dadurch wenig ergreifend. Mat Osman nimmt kein Blatt vor den Mund - was sich auch in derber Sprache äußert, die mit seinem sonst zwischen prosaisch und schwülstig oszillierenden Schreibstil stark kontrastiert. Während Shay London in all seiner Hässlichkeit liebt und Schönheit überall zu finden vermag, während wunderbar bildliche und meisterhaft formulierte Beschreibungen diese Stadt der Vergangenheit fast schon greifbar machten, riss die unhistorische Ausdrucksweise mich immer wieder aus dem verzauberten Bann. "Ficken", "pissen", "Scheiße" und "Kotze" lese ich allgemein nicht gerne und schon gar nicht in einem magisch-angehauchten historischen Roman.

Im Nachhinein bin ich dennoch froh, das Buch beendet zu haben - zum einen beeindruckte mich die Eloquenz der Beschreibungen, wie es Osman gelingt Glanz und Elend zugleich einzufangen, und zum anderen stimmte mich das Ende dann milder. Während der Tumult auf den letzten Seiten mir zu konfus war, brachte der Epilog eine wohlwollende Stille, ein erleichtertes Aufatmen. Und einen der wenigen Momente, in denen ich Anteilnahme mit den Figuren und dem Geschehen fühlte. Schade, dass das nicht öfter passierte!

Überhaupt - die Geschichte hätte so großartig sein können; ein faszinierendes und schillerndes Setting, moralisch graue Figuren und Entscheidungen, ein Hauch von Magie und Übernatürlichem und mit Shay eine Protagonistin, die sich und ihren Weg - tastend und mit Rückschritten - finden muss. Mir fehlte jedoch der rote Faden; die Handlung mäanderte vor sich hin, Szene reihte sich an Szene und ich war bestürzt, aber nicht ergriffen.

Es bleiben auch etliche offene Fragen, denn obwohl das Buch verhältnismäßig lang ist, fehlte es mir an Worldbuilding - gerne hätte ich mehr über Shays Gemeinschaft und ihre Visionen erfahren. Zu beidem bekam ich nur Krumen hingeworfen, vage Andeutungen. Und auch der historische Kontext hätte für mich einer Einordnung bedurft - gerne eine Zeittafel oder zumindest ein Nachwort zu den wahren Ereignissen und realen Figuren. So blicke ich auf das Gelesene mit allerhand Zweifeln, weil doch vieles zu fantasievoll und dramatisch erscheint. Überhaupt; das Genre - sogar auf das Cover ist historischer Roman aufgedruckt, ich sortiere das eher als Jugendbuch mit historischem Setting und paranormalen Elementen ein.



FAZIT: Konnte mich über lange Strecken nicht packen und riss mich mit vulgären Ausrücken immer wieder aus dem Sog der ansonsten so anmutigen Beschreibungen. Plot und Setting haben viel Potential, das in meinen Augen nicht ausgeschöpft wurde.

Bewertung vom 15.09.2023
Weil da war etwas im Wasser
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


ausgezeichnet

Ohne Übertreibung - dieses Buch ist das ungewöhnlichste, das ich bis jetzt gelesen habe. Das beginnt schon mit dem wortakrobatischen Titel und äußert sich vor allem in der Ezählperspektive. Aber auch die Handlung(en) an sich. Doch der Reihe nach.

Die Erzählperspektive. Als Leserin musste ich höllisch aufpassen, der Geschichte folgen zu können, springt sie doch hin und her. Doch nicht etwa einfach nur zwischen verschiedenen Personen (das auch), sondern auch Zeiten. Und vor allem: Armen. Ja, Armen. Denn dieses Buch ist nicht etwa aus Sicht einer Kalmarin, sondern ihrer acht Arme geschrieben. Die sich auch gegenseitig in Fußnoten unterbrechen, auf spätere oder frühere Ereignisse hinweisen, mich blättern ließen und mir viel Konzentration abverlangten, wer hier gerade was und wann berichtet. Nach Beenden des Buches habe ich erstmal ein Beziehungsdiagramm gezeichnet, was ich bisher noch nie gemacht habe, hier aber einfach brauchte, um zu verarbeiten, was ich da gerade gelesen habe.

Damit wären wir auch schon bei den Personen, oder besser Figuren - zwei (oder drei oder vier?) Kalmare, acht Arme, Familie Sanz über sieben Generationen (und drei Familienstränge!) und diverse weitere Leben, die alle über Ereignisse, Filme und Bücher, Zufälle, Gleichzeitigkeiten oder Bezüge zu Meer, Kraken und Walen verwoben sind. Teilweise wird aus Du-Perspektive berichtet, Tagebucheinträge spielen eine große Rolle, es gibt eine filmartige Szene, Zeitinkonsistenzen bei der Kalmarin und wie bei den Känguru-Chroniken erhöht sich das Lesevergnügen mit (geschichtlichem) Allgemeinwissen. Ich denke, ich habe nicht alle Anspielungen und Fingerzeige begriffen, wohl aber die unterliegende Kritik and Kapitalismus und Patriarchat.

Die klassische Frage des "Worum geht´s" könnte ich bei diesem Buch nur schwerlich beantworten. Um alles, irgendwie. Von der (Krill-)Fischerei und der Parfümherstellung aus tierischem Ambra über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus, Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu Kunst und Kultur, (Umgang mit) Sexualität und der Suche nach Liebe und Anerkennung ist alles dabei. Das Motiv des Kraken, sowie Ekel, Angst und Scham ziehen sich als eine Art roter Faden durch das gesamte Buch und obwohl gerade die letzte Szene "unseres jungen Autors", wie der namenlose Mann genannt wird und der im Buch das Buch schreibt (oder zumindest Teile davon), mich verwirrte, habe ich doch das Gefühl, dass alles zusammen passt. Dieses Buch könnte ich noch mehrere Male lesen und würde doch bestimmt immer wieder Neues entdecken und verstehen. Es ist fragmentarisch und muss so sein, es lebt von all den Fragezeichen. Bis zur letzten Seite flog ich atemlos durch die Zeilen, da ich verstehen wollte, was gerade geschieht und wie das alles zusammenhängt.

Ganz ehrlich, über dieses Buch könnte ich noch lange reden und schreiben und doch nichts aussagen, denn hier gilt ganz besonders: Selbst lesen! Findet heraus, was Jules Vernes, Disneyland, der weiße Hai, Sindbad, ein Pharmaunternehmen, die Polarstern, Odysseus, deutsche Wälder, das südafrikanische Musikgenre Amapiano, die Sahelzone, spanischer Kragen, Unterwasserkabel und eine weggeworfene Zahnbürste sowie das Unternehmen Palantir und Odyssee im Weltraum verbindet.

Es hat mich einige Zeit gekostet, mich auf das Buch einzulassen; im Nachhinein jedoch bin ich begeistert davon was hier auf 300 Seiten alles passiert ist und angerissen wurde. Wie in einem Panopktikum reihte sich Kurioses an Skurriles; nie wusste ich, was sich als nächstes ereignen und wem ich begegnen würde, denn das Buch folgt seiner eigenen Logik. Alles ist (gleichzeitig) möglich. Offene Fragen sind mir geblieben und zugleich bin ich genau so mit dem Buch zufrieden, wie es ist und vor allem, dass ich es gelesen habe!


FAZIT: Ein intelligentes Buch, eines das viel Konzentration einfordert und Bereitschaft, Skurriles hinzunehmen. Ein Buch über Alles und Nichts, Gott und die Welt. Menschsein im Mikro- und Makrokosmus; aus Sicht von Kalmararmen.

Bewertung vom 27.10.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


ausgezeichnet

Eine grandiose historische Fiktion, wohlrecherchiert, mit intelligent durchdachten Zeitreisen, facettenreichen Charakteren, einer leisen Liebesgeschichte und geschickt konzipierten Spannungsbogen. Mein Seefahrtsherz ist begeistert.

Dieses Buch wollte ich schon seit dem Erscheinen letztes Jahr lesen; als es nun mit diesem wunderschönen Cover ins Deutsche übersetzt wurde, konnte ich nicht länger widerstehen - Leuchtturm, Zeitreise und eine Autorin, die auch auf der Pelican gesegelt ist; das klingt schon nach einem Buch für mich!

Bereits mit Widmung und Dankwort hatte die Autorin mein Herz berühren können - und auch auf allen folgenden Seiten war herauszulesen, dass sie nicht nur in Büchern über Seefahrt informiert hat, sondern selbst an Bord war. Ich liebe es, wie sie mit ihren Beschreibungen das Setting lebendig machte, mich förmlich zwischen die Seiten sog - das ohrenbetäubende Rattern der Ankerketten, dieses Gefühl, mitten in der Nacht geweckt zu werden und wie man sich dennoch an den Wachrhythmus gewöhnt, das Hochgefühl trotz und wegen der Erschöpfung nach dem Steuern, wie die Seekrankheit im Liegen oder bei Konzentration nachlässt, wie Becher wegen des Seegangs über den Tisch rutschen... Ich hatte das Gefühl, selbst dabei, wieder an Bord zu sein. Und auch die Schlacht- und Kampfszenen sind durch die Details realistisch und bildlich; Schrecken und Verlust liegen die ganze Geschichte über in der Luft und lassen das Grauen von Krieg lebendig werden.

Die Geschichte besteht aus vielen Zeitsträngen und möglichen Verläufen, die die Autorin geschickt umeinander gewoben hat, sodass erst ganz am Ende alle Fragen geklärt sind. Okay, nicht alle, aber dafür müsste ich in die Spoilerkiste greifen:

Geschickt reißt die Autorin etwas an, nur um dann die Szene zu wechseln oder einen Bericht abrechen zu lassen, sodass über das gesamte Buch hinweg viel Ungewissheit herrscht, was genau geschieht. Manches ahnte ich dabei, anderes hingegen konnte ich mir nicht zusammenreimen und oftmals musste ich die Geschehnisse kurz zeitlich lokalisieren, um folgen zu können - eine meisterhaft komplexe, unkonventionelle und spannungsreiche Erzählung! Keine Geschichte, die ich einfach so nebenbei lesen konnte, sondern eine, auf die ich mich einlassen musste und die mich nach Beenden noch immer nicht losließ. Es ist alles erzählt und doch würde ich so gerne noch länger in dieser Welt verweilen, bei liebgewonnenen Charakteren und sicherstellen, dass es ihnen (jetzt) gutgeht...

Denn die Charaktere sind ein weiterer Grund, dieses Buch zu lieben - sie sind vielschichtig und von Schicksal, Krieg und Leid gezeichnet; keine 0815-Figuren, sondern Menschen mit Ecken und Kanten, die sie realistisch und greifbar, liebenswert, machen. Und ja, es gibt eine Liebesgeschichte, die sich durch die Zeitstränge windet, zart und verzweifelt und genau deshalb so berührend. Sie schimmert bis zum Ende immer wieder durch, nimmt aber nie viel Raum ein, sondern taucht nur an den Rändern der Wahrnehmung auf und ist dennoch essentiell. Eine Liebe, die sich langsam entwickelt, die Zeit überdauert und mich auf den letzten Seiten atemlos mitfiebern ließ.

Kurzum, diese unkonventionelle Erzählung hat einfach alles, um mich zu begeistern - authentische Beschreibungen des Lebens auf See, das Spiel mit der Faszination Leuchtturm, Geheimnisse und Zusammenhänge, die erst nach und nach gelüftet und erklärt werden, überzeugende Charaktere, eine berührende Liebesgeschichte, viel Verzweiflung und Action. Spannung von der ersten Seite an.

Bewertung vom 22.10.2022
Alle_Zeit
Bücker, Teresa

Alle_Zeit


sehr gut

Zeitarmut - was ist das, warum gibt es sie (und für wen!) & was könn(t)en wir dagegen tun? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Teresa Bücker in ihrem Buch.

Ich empfand es ausgesprochen interessant und bereichernd, mit diesem Buch Erwerbsarbeit und (unbezahlte) Care-Arbeit, patriarchale Ausbeutung, Verteilungsungerechtigkeit, Nachhaltigkeit und politische Partizipation aus einer anderen Perspektive, mit einem veränderten Blickwinkel zu betrachten - dadurch entstehen nicht nur ganz neue Erkenntnisse und Fragen, sondern auch ein verändertes Verständnis dafür, was uns von einer besseren, gerechteren, inklusiven und sozialen Gesellschaft trennt. Und das Zeit unfassbar politisch ist.

Ich nehme für mich den Begriff "Zeitkonfetti", die Erkenntnis, dass "Freizeit" nicht unbedingt freie Zeit bedeutet, sondern ein (bewusst?) unglücklich gewählter Begriff für die Zeit außerhalb von Erwerbsarbeit ist und den Wunsch, die aktuelle Zeitkultur (radikal) zu verändern, mit. Spannend fand ich auch den Gedanken eines Mindestmonatslohns statt Mindeststundenlohns, um reduzierte Arbeitszeiten finanziell realisierbar zu machen.

Das Buch bietet viel food for though und reizvolle Gedankenanstöße; ich hätte es mir jedoch auch kürzer, vielleicht sogar in Essayform vorstellen können. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mich mit vielen verknüpften Themen bereits beschäftigt habe und einige Ausführungen nicht gebraucht hätte. Alles in allem bilden fundierte Recherche, angenehmer Schreibstil, interessante Blickwinkel, Forderungen und Ideen eine lesenswerte Lektüre, die sich der Zentrierung um und auf Erwerbsarbeit als Kern von Identität und Lebenszeit mutig entgegenstellt.

Bewertung vom 22.08.2022
Yadriel und Julian. Cemetery Boys
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys


ausgezeichnet

Dia de los muertos und queere Charaktere? Call me in! Als ich dieses Buch in der Vorschau entdeckte, war ich sofort interessiert und dem Cover sowieso verfallen.

Queere Bücher braucht der Buchmarkt - und vor allem own voice. Aiden Thomas ist Latinx und trans - genau wie Yadriel, der Protagonist dieser zuckersüßen Geschichte. Sein alltäglicher Kampf darum, einfach sein zu können, wer er ist, steht dabei nicht im Vordergrund und ist doch essentieller Teil der Handlung. Diese Beiläufigkeit, die dennoch voller Emotion ist, gefiel mir besonders. All´ die Ängste, Zweifel und Rückschläge - aber vor allem die wundervolle Unterstützung, die er seitens seiner Cousine erfährt und die in Julians Freundesgruppe gelebt wird.

Ab einem gewissen Punkt konnte ich erahnen, worauf die Geschichte hinauslaufen würde und war über die Enthüllung dann nicht überrascht - die Hinweise und Andeutungen waren für mich offensichtlich. Die Auflösung der ganzen Misere hatte ich dann so aber nicht kommen sehen und bin außerordentlich zufrieden mit dem Ende. Hach... ein bisschen Happy End und love in the air ist manchmal einfach nötig!

Denn diese Liebesgeschichte ist einfach Zucker. Die beiden Jungs, wie sie sich langsam annähern; die Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, die Julian in Yadriels von rigiden Traditionen und starren Regeln geprägtes Leben bringt... Beide konnten in ihrer Verletzlichkeit mein Herz berühren.

Viel Freude hat mir beim Lesen auch das Setting bereitet - das eingeflochtene Spanisch, all´ die verführerischen Speisen, die bei mir Hungergefühle weckten, die Vorbereitungen auf das große Fest... Dank der farbenfrohen und lebendigen Beschreibungen hatte ich regelrecht das Gefühl, dabei zu sein; Musik, Farben, Gerüche und Geschmäcke selbst zu erleben.


FAZIT: Ein wunderbares, ermutigendes Jugendbuch, das Einblick in lateinamerikanische Kulturen und Traditionen gibt, bestens unterhält und mit einer zuckersüßen Liebesgeschichte überzeugt. Eine Ownvoice-Geschichte, von denen die Buchwelt dringend mehr braucht!

Bewertung vom 01.12.2020
Wonderlands

Wonderlands


ausgezeichnet

Ein bibliophiles Meisterwerk voller Liebe und Wertschätzung für das geschrieben Wort und seine Bedeutung; ein Reiseführer in die unendlichen Weiten der imaginären Welten; ein Nachschlagwerk zu wichtigen Werken; eine Inspirationsquelle für jeden Bücherwurm ♥

Heute möchte ich euch mitnehmen auf eine Reise zwischen den Welten - den unzähligen, bezaubernden, erschreckenden, bizarren und fantasievollen Literaturwelten. Egal ob Hogwarts, Utopia oder Wunderland - die Landschaft und die sie bevölkernden Kreaturen und Gestalten der Schreibenden über die Jahrhunderte, Jahrtausende ist verblüffend!

Mit "Wonderlands", einer Art Reiseführer durch die imaginären Reiche der Weltliteratur könnt ihr von den ersten Epen bis zu modernen Fantasygeschichten reisen, ohne dabei Couch und Wohnung zu verlassen.

In die fünf Abschnitte Alte Mythen & Legenden, Wissenschaft & Romantik, Das goldene Zeitalter der Fantasy, Neue Weltordnung und Computerzeitalter gegliedert, stellt dieses Buch in 100 Essays literarische Werke eines weiten Spektrums vor - von Mythologie, Märchen, (Abenteuer-)Romanen über Utopien und Dystopien bishin zu Phantastik und SciFi.

Dabei bezaubern nicht nur die vielen Illustrationen, sondern vor allem der liebevolle Erzählstil - voller Achtung vor der Autor*innen und Liebe zum geschriebenen Wort und der Schönheit von Erzählungen werden die Bücher, ihre Schaffer*innen und Welten vorgestellt. Mir gefällt, wie hier gelungen Kurzzusammenfassungen - die nicht spoilern, aber einen guten Überblick über ein unbekanntes Werk geben - mit Intention und Rezeption der imaginären Welten vermischt werden - jeder Essay gibt im Prinzip Auskunft über die wichtigsten W-Fragen: Wer, wann, was - warum und wie.

Schon angerissen - die Gestaltung dieses Buch ist ein Traum! Porträts der Autor*innen, Coverbilder, Filmszenen, Skizzen, Zeichnungen, opulente Karten, und Fotos in den unterschiedlichsten Stilen, großformatig und in Farbe; was für ein Schatz und Meisterwerk für jeden bibliophilen Menschen!

Ich habe bei Weitem nicht alle Essays gelesen, denn dieses Buch ist keines, dass sich chronologisch und hintereinanderweg liest - es ist ein Buch, zu dem man immer wieder greift, blättert und staunt und nachliest und träumt. Titel, die ich schon lange lesen möchte, hat es mir wieder in Erinnerung gerufen und mich auf Werke aufmerksam und neugierig gemacht, von denen ich noch nicht gehört habe. SuB-Warnung! :D

Kurzum, ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen - als Schmuckstück im Regal, als Begleiter und immer wieder aufgeschlagener Liebling :)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2020
Keine Panik, ist nur Technik
Ait Si Abbou, Kenza

Keine Panik, ist nur Technik


sehr gut

Unterhaltsam geschrieben und anschaulich erklärt, vermittelt die Autorin Grundlagenwissen, Anwendungsmöglichkeiten, sowie Schwachstellen von Künstlicher Intelligenz.

Schon seit einer Weile beschäftige ich mich mehr und mehr mit Technik, EDV und Künstlicher Intelligenz - weil ich diese Themen faszinierend und relevant finde. Als ich über dieses Buch stolperte, MUSSTE ich es einfach lesen!



Durch Gespräche mit Freunden, den kostenlosen Onlinekurs zu den Grundlagen von KI Elements of AI, den Kenza Ait Si Abbou ebenfalls erwähnt, sowie ein wenig Recherche hatte ich vor dem Lesen bereits ein grobes Verständnis von künstlicher Intelligenz und von einigen Schlüsselbegriffen wie maschinellem Lernen oder neuronalen Netzwerken wenigstens schon mal gehört - ich kann also nicht beurteilen, inwieweit dieses Buch auch für vollkommen Fachfremde zu lesen ist; auch wenn ich meine, dass es durchaus verständlich sein sollte.

Kenza erklärt und beschreibt erfreulich niedrigschwellig; ohne Formeln und tiefen Einblick in Programmierstrukturen. In einfachen Worten umreißt sie, wie und wo künstliche Intelligenz eingesetzt wird; Schwachstellen und potenziellen Nutzen. Streckenweise war sie mir zu leichtgläubig bzw. unbeschwert was die Freigabe ihrer Daten angeht; gleichzeitig war es beruhigend, bei all der Schwarzmalerei in den Medien auch Positives über die zunehmende Technik zu hören!

Auch vom Aufbau her ist das Buch weniger Fach- denn erzählendes Sachbuch; jedes Kapitel ist einem Anwendungsfeld von KI gewidmet und wird durch eine persönliche Anekdote, meist anhand ihrer tindernden Nachbarin Maria oder dem spanischen Freund Carlos eingeleitet. Das hatte zwar durchaus Charme, wäre für mich aber nicht nötig gewesen.

Bereits in ihrem TED-Talk konnte mich Kenza Ait Si Abbout beeindrucken - was für eine starke, humorvolle und intelligente Frau! Meinen höchsten Respekt dafür, ein anspruchsvolles Buch in einer Fremdsprache zu schreiben und dabei gleichzeitig den Spagat zwischen wissenschaftlicher Präzision und allgemeinzugänglicher Vereinfachung zu meistern!

Klasse fand ich auch Kenzas Forderung nach mehr Diversität in der Technik - sowohl was den fachlichen Hintergrund als auch Geschlecht/Alter/Herkunft/Hautfarbe/Kultur/etc. angeht! Von Interdisziplinarität und verschiedenen Perspektiven profitiert nicht nur die Entwicklung neuer Technologien; es können auch Probleme verhindert werden, wie bei Gesichts- und Stimmerkennung eindrucksvoll gezeigt! In meinem Politikstudium habe ich die gegenseitige Abneigung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften häufig spüren können; umso erfreulicher jedes Mal die Erkenntnis Einzelner, wie bereichernd eine Zusammenarbeit doch ist...

Ein wenig enttäuscht war ich darüber, dass sich das Buch entgegen des Klappentextes ausschließlich mit KI beschäftigt; ich hatte auf einen allgemeineren Blick auf Technik, Algorithmen und Programmieren gehofft - wobei das den Rahmen wohl gesprengt hätte!

Bewertung vom 02.03.2020
Hannah Arendt
Sánchez Vegara, María Isabel

Hannah Arendt


sehr gut

Wunderbar illustriert und sehr kindgerecht - mit knapp 14€ jedoch auch ein stolzer Preis, der "ach, da nehme ich doch gleichmal mehrere mit" entgegen stehen dürfte.


Kennt ihr schon die "Little people - Big dreams"-Reihe? Im englisch- und spanischsprachigen Raum ist sie bereits ein Riesenerfolg. Mittlerweile gibt es auch 12 deutsche Titel; sechs kommen diesen Monat neu hinzu. Ich durfte mit Hannah Arendt meinen ersten Einblick in diese Kinderbuchserie gewinnen und möchte euch heute davon erzählen.

Little People, Big Dreams erzählt von den beeindruckenden Lebensgeschichten großer Menschen: Jede dieser Persönlichkeiten, ob Künstlerin, Pilotin oder Wissenschaftler, hat Unvorstellbares erreicht. Dabei begann alles, als sie noch klein waren: mit großen Träumen.

So die Beschreibung der Reihe, in der zum Beispiel bereits Bücher über Rosa Parks, Ella Fitzgerald, Frida Kahlo oder Jane Austen erschienen sind. Die Grundidee ist: Lebensgeschichte in möglichst einfachen, wenigen Worten und dazu bezaubernde doppelseitige Illustrationen. Am Ende dann ein Kurzlebenslauf der Person.

Ich finde das Konzept äußerst geeignet, um kleineren Kindern bereits die "wichtigen" Personen aus Geschichte und Gegenwart nahezubringen und auch Probleme und Missstände zu zeigen. Wenn sie dann älter sind, kann man ihnen dann mehr Inhalt und Drastik zumuten, aber für den ersten Kontakt ist dieses Format wunderbar.

Explizit bei Hanna Arendt hätte ich mir noch eine Kurzzusammenfassung ihrer wichtigsten Aussagen oder zumindest Buchtitel gewünscht, war aber ansonsten begeistert vom Buch, waren doch die Illustrationen liebevoll und wunderschön und der Text angenehm leicht zu lesen. Auch das große Format und der Leineneinband, der allen Büchern dieser Reihe zu eigen ist, gefielen mir ausgesprochen. Unbedingt möchte ich noch die Bücher zu Astrid Lindgren, Agatha Christie und Maya Angelou lesen.

Bewertung vom 27.01.2020
Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)
Hardy, Vashti

Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)


ausgezeichnet

Großartige Charaktere, eine Menge Spannung und wunderbar vielschichtig ♥ Definitiv nicht nur für die Kleinen ein Lesegenuss.



Ich liebe, liebe, LIEBE die wunderbaren Figuren dieses Buches - zwischen dem Zwillingspaar Marie und Arthur ist die Verbindung spürbar greifbar, die Momente von Geschwisterliebe und tiefstem Vertrauen so berührend, Felicitas ist grandios in ihrer humorvollen und liebevollen Art und Harriet als Freigeist ein absolutes Vorbild. Vor allem aber bin ich begeistert, wie nicht-stereotyp die Figuren sind. Während Marie mit Ingineursfähigkeiten brilliert, kämpft Arthur damit, nicht besonders zu sein, keine klassische Fähigkeit zu haben, sondern lediglich in der Küche aushelfen zu können.

Unstereotyp auch die Handlung - für ein Kinderbuch ist sie überraschend tiefgründig! Via Kritik an unserer westlichen Entdeckerarroganz, erschreckende Ereignisse und nicht immer glücklicher Auflösung vermag dieses Buch nicht nur Kinder zu fesseln, sondern auch mich begeistert durch die Seiten und über die Kontinente fliegen zu lassen. Liebevoll geschrieben und erdacht!

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