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alina_liest07

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2024
Der Sommer, in dem alles begann
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann


ausgezeichnet

Sehr atmosphärisch
Hélène, Marguerite und Odette sind drei sehr unterschiedlichen Frauen aus drei unterschiedlichen Generationen – und doch sind ihre Leben auf eigen- und einzigartige Art und Weise miteinander verbunden.

Das Leben in einem kleinen Dorf in der Bretagne, Eifersucht, Vorurteile, tiefsitzende Ressentiments und der Wunsch nach Bildung und Selbstbestimmung– all das sind Themen und Motive in „Der Sommer, in dem alles begann“.
Durch wechselnde Perspektiven und Zeitebenen, bis zurück zur Zeit der Besatzung durch die Nationalsozialisten, erzählt Claire Léost die Geschichte der drei Frauen aber auch die des kleinen Dorfs in der rauen Bretagne.
Dabei erschafft sie eine atmosphärische und durchaus düstere Stimmung, die hervorragend zu der Geschichte passt und mich sehr gefesselt hat.

Die Charaktere, vor allem ihre Verbindungen und Interaktionen haben mir ebenfalls sehr gut gefallen - ich wollte unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, wie ihre Geschichte ausgeht. Trotz der vielen schweren Themen lässt sich der Roman gut und schnell lesen.

Fazit: Ein atmosphärischer und fesselnder Roman, der uns in die raue Bretagne und eine
spannende und tragische Geschichte eintauchen lässt!

Bewertung vom 29.03.2024
Unlearn Patriarchy 2
Amojo, Ireti;Borcak, Melina;Boussaoud, Yassamin-Sophia

Unlearn Patriarchy 2


ausgezeichnet

Fortsetzung gelungen
Wie bereits der erste Teil versammelt auch „Unlearn Patriarchy II“ verschiedene Autor:innen die sich je einem Thema im Patriachart widmen, das es zu verlernen gilt.
Die Themen sind so vielfältig wie wichtig und reichen von Ableismus, Architektur, Recht oder Kirche zu Gender Pay Gap, Literatur, Krieg, Sport und vielem mehr.

Dieses Buch ist eine Erinnerung, wie tief patriarchalen Strukturen sitzen und wirken und wie viel noch immer zu tun ist, um diese zu verändern.
Wie auch schon im ersten Teil, regen die unterschiedlichen Essays sowohl zum Nachdenken als auch zum Diskutieren an. Dabei sind die einzelnen Beiträge sowohl in Form als auch Stil so verschiedenen wie ihre Verfasser: innen, mal ist der Ton wütend, mal sachlich oder emotional. Trotz des sehr breiten thematischen Spektrums weisen viele Essays immer wieder auf die Intersektionalität der Diskriminierungsformen und ihre Wirkweisen hin.
Aus allen Beiträgen konnte ich etwas für mich mitnehmen, besonders im Gedächtnis geblieben sind mir dabei die Texte von Yassamin-Sophia Boussaoud, Melina Borčak und Alexandra Zykunov. Zykunovs‘ Beitrag über die Gender Pay Gap hat mir nochmal neu die Augen geöffnet und wichtige Informationen geliefert.

„Unlearn Patriarchy II“ ist eine würdige Fortsetzung dieser wichtigen Anthologie-Reihe, wobei man beide Teile auch völlig unabhängig voneinander lesen kann - genauso wie die einzelnen Beiträge an sich. In jedem Fall bietet die Lektüre viele spannende und wichtige Informationen, Sichtweisen und Argumente.

Fazit: Ein sehr gelungener zweiter Teil, der erneut viele inspirierende und kritische Stimmen, Analysen und Beiträge vereint – unbedingt lesen und weiterverschenken!

Bewertung vom 09.03.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


ausgezeichnet

Eine Geschichte, wie sie hätte sein können
Jo ist die Frau von Theo van Gogh, und damit ist sie auch die Schwägerin von Vincent van Gogh. Als beide innerhalb kürzester Zeit sterben, macht sie sich ans Werk Vincents‘ bis dahin unbekannte Kunst berühmt zu machen und damit auch Theos‘ Lebenswerk zu vollenden.
In der Gegenwart stößt die junge Kunsthistorikerin Gina schließlich auf Jos‘ faszinierende Geschichte und es entwickelt sich eine ganz besondere Verbindung zwischen den beiden Frauen…

Simone Meier lässt uns eintauchen in die bunte Geschichte von Jo und Gina – zwei unterschiedlichen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben und deren Pfade sich dennoch im wahrsten Sinne des Wortes kreuzen und verbinden.

„Die Entflammten“ ist voller Fantasie und Wärme. Mit ihrer wunderschönen, bildhaften Sprache lässt die Autorin van Goghs‘ Kunstwerke vor unseren Augen erscheinen und erzählt sehr mitreißend von zwei Frauen, die aus dem (künstlerischen) Schatten ihrer Männer oder Väter heraustreten und ihre eigenen Geschichten schreiben. Die Konversationen zwischen den beiden Frauen sind eines meiner Highlights dieses Buchs.

Fazit: Ein sehr schöner Roman zum Versinken. Simone Meier schreibt auf eine wundervolle und eigene Art und Wiese über das Leben, die Liebe und die Kunst – klare Empfehlung für ein paar schöne Lesestunden!

Bewertung vom 09.03.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Jetzt schon ein Jahreshighlight
Faina und Philipp haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam - sowohl ihre Charaktere als auch ihre bisherige Lebensgeschichte könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch werden sie als Kinder beste Freunde, eine Freundschaft die lange halten soll. Nach einem schweren Zerwürfnis und folgender Funkstille steht Faina plötzlich schwanger und pleite vor Philipps Tür und so beginnt ein weiteres Kapitel ihrer Geschichte…

„Geordnete Verhältnisse“ wird abwechselnd sowohl aus Fainas als auch Philipps Perspektive erzählt – beide Erzählweisen sind beeindruckend gut gelungen und gehen unter die Haut. Lana Lux versteht es mit den Wahrnehmungen und Perspektiven zu spielen und dabei kontinuierlich Spannung aufzubauen. „Geordnete Verhältnisse“ ist keine leichte Kost und dennoch konnte ich diese intensive Geschichte nicht aus der Hand legen.
In klarer, fast nüchterner und dennoch wuchtiger Sprache erzählt die Autorin, die für viele schwer zu definierende Beziehung zwischen Faina und Philipp. Und sie erzählt dabei vor allem auch von anderen Lebensentwürfen und dem Leben am Rande der Gesellschaft, von (finanziellen) Abhängigkeiten, von Macht und Besitzansprüchen und dem tiefen Wunsch frei zu sein.

„Geordnete Verhältnisse“ ist ein beeindruckender und erschütternder Roman, der herausfordert und der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird – jetzt schon ein Lesehighlight für 2024 und eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Über die großen und kleinen Fragen des Lebens
Elizabeth und Jack lernen sich im Chicago der 90er-Jahren am College kennen. In der hippen, alternativen Kunst- und Clubszene voller Gleichgesinnten spinnen die beide große Pläne und Träume für ihre Zukunft.
Zwanzig Jahre später sind sie verheiratet, doch die Herausforderungen der Elternschaft, stockenden Karrieren und der Eigenheimfinanzierung sind auch an ihnen nicht spurlos vorbeigezogen und so müssen sich beide fragen, was von ihnen als Paar und ihren Träumen noch übrig geblieben ist.

„Wellness“ behandelt unglaublich viele Aspekte und Themen des menschlichen Verhaltens und unser modernen Lebens:
Von Familientragödien zu Elternschaft, von Trennungen und offenen Beziehungen zu unerfüllten Karriereambitionen, von Kunst zu Verschwörungstheorien, Social Media und dubiosen Fitnessprogrammen zu Placebos ist so ziemlich alles dabei.

Der Autor führt uns dabei in der Zeit zurück und vorwärts, wobei wir nicht nur
Jacks und Elizabeths frühere Lebensabschnitten erleben, sondern auch Hintergründe über ihre Eltern und Vorfahren erfahren. Dabei ist „Wellness“ nicht ohne Längen, was bei der Vielzahl der Themen nicht verwunderlich erscheint.
Dennoch Nathan Hill ist ein faszinierendes und mitreißendes Epos über eine moderne Ehe gelungen, dass nur so vor Ironie und Satire strotzt und dass ich trotz der beachtlichen Seitenanzahl innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Vor allem die überzeugenden Charaktere und Beziehungsdynamiken tragen den Roman über jede Länge. Der Autor hat eine einzigartige Beobachtungs- und Erzählgabe.

„Wellness“ ist ein scharfsinniges, lustiges und vor allem berührendes Buch über sich verändernde Beziehungen und über die ganz großen und kleinen Fragen des modernen Lebens. Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.11.2023
Wilde Minze
LaCour, Nina

Wilde Minze


ausgezeichnet

Bittersüße (Liebes-)Geschichte
Sara kommt aus einer abgehängten Stadt in Kalifornien, die von Drogen und Kriminalität geprägt ist - Probleme, die sich bis in ihre Familie ziehen. So erfährt Sara schon früh den Verlust geliebter Menschen. Währenddessen wächst Emilie in einem wohlhabenden Umfeld in LA auf, aber auch sie leidet unter der Drogenabhängigkeit ihrer Schwester Colette.
Als Sara und Emilie sich als Erwachsene im berühmten Szenelokal Yerba Buena kennenlernen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch, während die beiden Frauen versuchen ihren Weg zu gehen und sich eine eigene Zukunft aufzubauen, holt sie die Vergangenheit immer wieder ein.

Mit „Wilde Minze“ ist Nina LaCour eine wunderschöne Liebes- und Familiengeschichte gelungen. Geschrieben sowohl aus Saras als auch aus Emilies Perspektive, sind mir die beide Hauptfiguren schnell ans Herz gewachsen. Auch ihre Familien spielen eine große Rolle, vor allem die Beziehung der Geschwister - sowohl zwischen Sara und Spencer als auch zwischen Emilie und Colette - sind für mich eine große Stärke dieses Romans und haben mich sehr berührt.

Ruhig, aber fesselnd geschrieben, ist der Autorin eine schöne und bewegende Geschichte über das sich Verlieren und sich Findens, des Erwachsen werden und der queeren Liebe gelungen. Auch die Stimmung und Umgebung in LA, wo ein Großteil der Geschichte spielt, inklusive dem Szenelokal Yerba Buena, dem Essen und vor allem den Cocktails, konnte ich mir durch LaCours Beschreibungen lebhaft vorstellen.

„Wilde Minze“ ist eine tolle Geschichte zum Versinken und Mitfiebern, die ich in kürzester Zeit verschlungen habe und jedem empfehle, der eine schöne Liebesgeschichte mit Tiefgang sucht.

Bewertung vom 29.10.2023
Das Ende der Unsichtbarkeit
Nguyen, Hami

Das Ende der Unsichtbarkeit


ausgezeichnet

Eine wichtige Stimme
„Das Ende der Unsichtbarkeit“ behandelt eine in Deutschland noch viel zu wenig beachtete Form der Diskriminierung: Dem sogenannten anti-asiatischen Rassismus.

In elf Kapitel verbindet Hami Nguyen ihre persönlichen Erfahrungen mit der Geschichte der vietnamesischen Einwander*innen in Deutschland.
Die Autorin gibt uns eine kurze Einordnung der jüngeren vietnamesischen Geschichte und in die unterschiedlichen Bedingungen, die vietnamesische Flüchtlinge und Vertragsarbeiter*innen in der BRD und DDR erfahren haben. Besonders eindrücklich zeigt sie wie rassistische Pogrome wie Rostock-Lichtenhagen in Abschiebungen und verschärften Asylgesetzen anstatt Schutz der Betroffenen mündeten.

Nguyen schreibt und argumentiert dabei immer leicht verständlich, durch die Verbindung ihrer persönlichen Geschichte mit historischen und strukturellen Begebenheiten werden Probleme und Diskriminierungen sehr greifbar.
Es wird eindrücklich dargestellt welchen enormen Schäden willkürlichen Entscheidungen von Behörden und die ständigen Belastungen durch prekäre Aufenthaltsstatus verursachen.
Auch die Auswirkungen von vermeintlichen positiven Stereotypen und Fremdzuschreibungen – wie die von angepassten und fleißigen Migrant*innen – entlarvt die Autorin als zutiefst schädlich. So etwas wie positiven Rassismus gibt es nicht!

„Das Ende der Unsichtbarkeit“ ist ein sehr wichtiges Sachbuch - eines der ersten die das Thema des anti-asiatischen Rassismus in Deutschland behandelt - von dem ich viel gelernt habe.
Vor allem aber ist es auch eine sehr intime und berührende Geschichte und eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.09.2023
Kleine Probleme
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


sehr gut

Sehr humorvoll, aber auch (gewollt?) anstrengend
Lars, 49, ist ein mehr oder weniger erfolgreicher Schriftsteller und so ziemlich mit jeder Aufgabe überfordert und das schon seit einer ganzen Weile. Seine Freundin Johanna braucht Abstand und zieht für einige Monate nach Lissabon und auch seine Kinder sind von ihm genervt.
Und so findet sich Lars am Silvesterabend mit seiner schier endlos erscheinenden To-Do Liste inkl. Fertigstellung des eigenen Lebenswerks und somit einem Kampf gegen die Zeit wieder.

Jeder Punkt auf Lars‘ To-Do Liste wird ein eigenes, unterschiedlich langes, Kapitel gewidmet. Und dabei verlangt Nele Pollatschek dem Leser so einiges ab, denn sie schafft es die scheinbar simpelsten Aufgaben durch Lars wirre Gedanken, sein unfassbares Prokrastinationstalent bzw. sein Unvermögen wie das anstrengendste Unterfangen auf dieser Erde darzustellen.
Während des Lesens bin ich mehr als einmal sehr ungeduldig geworden und wollte die Hauptfigur Lars am liebsten schütteln. Gleichzeitig ist „Kleine Probleme“ auch voller lustigen Stellen, toller Wortkreationen und einfühlsamen Wahrheiten und Lebensweisheiten. Ich mag Nele Pollatscheks Schreibstil sehr, aber die teils endlosen Sätze und Gedanken Lars waren nicht immer einfach zu lesen und auch das Ende hat mich eher ratlos zurückgelassen.

Ich bin hin- und hergerissen – „Kleine Probleme“ hat mich teils köstlich unterhalten und teils wirklich genervt. Für mich 3,5 Sterne – wer sich auf den sehr humorvollen, aber auch anstrengenden Stil des Buchs einlassen kann, wird hier aber sicher ein paar unterhaltsame Stunden inklusive einiger Lebensweisheiten finden.

Bewertung vom 06.08.2023
Nichts in den Pflanzen
Haddada, Nora

Nichts in den Pflanzen


sehr gut

Bitterböses Debüt
Als Leila, eine aufstrebende Drehbuchautorin, auf einer Party Leon kennenlernt, scheinen sich zunächst einige Türen zu öffnen. So erhält sie ihren ersten Vertrag mit einer bekannten Produktionsfirma und es scheint allen Grund zum Feiern zu geben. Doch zwischen glamourösen Partys, Erfolgsgeschichten und Affären gerät Leila immer mehr in einen Strudel aus Konkurrenzkämpfen, Schreibblockaden, Selbstüberschätzung und Zweifeln.

Nora Haddada wirft uns direkt hinein in Leila’s Gedanken und Gefühle und in die schöne Welt des Schein und Seins der Filmindustrie.
In modernen, flotten Schreibstil lässt uns die Autorin zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen und zwischen den Monaten hin und her springen. Der moderne Stil und der teils bitterböse Humor haben mich die meiste Zeit gefesselt, an der ein oder andere Stelle wurde es aber auch anstrengend und die Autorin hat mich etwas verloren.

Besonders gelungen fand ich die Darstellung der wachsenden Selbstzweifel, des Zynismus und die Prokrastination der Protagonistin, so wie ihre immer verzweifelt wirkenden Handlungen. Aber auch Rassismus und Tokenismus, vor allem in der Filmindustrie, werden thematisiert. Dabei ist die Ich-Erzählerin Leila keine besonders sympathische Hauptfigur: Zwischen dem Mord an einer Katze, Affären und Partynächten, trifft sie doch mehr als nur eine fragwürdige Entscheidung. Gerade das finde ich aber auch erfrischend: Hauptfiguren müssen nicht immer sympathisch sein und können falsche Entscheidungen treffen

Ich habe „Nichts in den Pflanzen“ durchaus gerne gelesen und freue mich auf weitere Werke von Nora Haddana. Allerdings ist es auch keine Geschichte, die einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht hat und an die ich noch in Jahren denken werde.
Wer eine moderne, teils wirklich bitterböse Geschichte zu den Schattenseiten der Filmindustrie und dem dort herrschendem Konkurrenzdruck gerade, für aufstrebende Talente lesen möchte, ist hier aber sicher richtig.

Bewertung vom 24.07.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Suche
„Der Trost der Schönheit“ ist ein wunderschöner, sprachgewaltiger und schwer zu greifender Text der großartigen Gabriele von Arnim. Es ist ein außergewöhnliches Buch, dass sich der Suche nach Schönheit und Trost ebenso widmet, wie den schwierigen Fragen nach der Vergänglichkeit und Ambivalenz des Lebens.

„Der Trost der Schönheit“ arbeitet mit verschiedenen Stilen, der persönliche (Kindheits-)Erinnerungen und Erfahrungen mit philosophischen Gedanken und aktuellem Weltgeschehen verbindet.
Dabei streut die Autorin immer wieder tolle, sehr passende, berühmte Zitate ein, feste Kapitel gibt es keine. Das Gelesene hat mich mitgerissen und berührt und hat mir dennoch oder gerade deswegen viel Bedacht und Aufmerksamkeit abverlangt. Nicht immer konnte ich der Autorin in ihren Ausführungen sofort folgen und dennoch haben mich viele ihrer Zeilen mitten ins Herz getroffen.

Gabriele von Arnim schreibt unfassbar klug, neugierig, selbstreflektiert, lebensbejahend und ehrlich - ohne dabei jemals die Grausamkeiten und Ambivalenzen unserer Realität zu leugnen. Und so wandert die Autorin von Erinnerungen an ihre von Kühle und Distanz geprägte Kindheit, zu Erfahrungen des Älterwerdens und des Alleinseins zu aktuellen politischen Geschehen, das bestimmt wird durch Kriege und die Klimakrise. Viele Autor*innen hätten sich hier vermutlich verloren, Gabriele von Arnim schafft es scheinbar mühelos diese Themen und Gedanken zu verbinden und den Leser dabei mitzunehmen.

„Der Trost der Schönheit“ ist vor allem große Sprachkunst – dabei regt es zum Nachfühlen und Nachdenken an und zeigt uns die Schönheit im Kleinen und Alltäglichen.
Eine dringende Leseempfehlung für gute wie für schlechte Zeiten, und ein Buch, das im wahrsten Sinne des Wortes Trost spenden kann.