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Benutzername: 
tiffy1989
Wohnort: 
Korschenbroich

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 05.12.2022
Alle_Zeit
Bücker, Teresa

Alle_Zeit


ausgezeichnet

Zu Beginn des Buches geht Frau Bücker auf die Entwicklung der Zeitkultur ein und geht dabei vor allem der Frage nach, wie es sein kann, dass wir in der heutigen Zeit einen größeren Zeitmangel empfinden als die Generationen, die vor uns lebten. Gerade in der Hochphase der Industrialisierung war ein sechszehn Stunden Arbeitstag und Samstagsarbeit üblich. Wieso haben wir, die in der Regel 40-50 Stunden pro Woche arbeiten, das Gefühl, dass unsere Zeit nie ausreicht und warum führt uns dieser Mangel häufig in die totale Erschöpfung? In Bezug auf die heutige Zeitkultur kommt die Autorin sehr schnell zu der Aussage, dass wir in einer Zeit leben, die von „Zeitungerechtigkeit“ geprägt ist. Ausgehend vom aktuellen Status Quo führt sie dafür diverse Gründe an und zeigt die Auswirkungen für das Individuum auf der einen Seite und für die Gesamtgesellschaft auf der anderen Seite auf. So erklärt sie beispielsweise sehr anschaulich, wie wir alle schon von Kindheit an das Gefühl haben, zu wenig Zeit zu haben oder welche Auswirkungen fehlende politische Partizipation aus Zeitmangel haben kann.
Insgesamt handelt es sich bei „Alle Zeit“ um ein sehr gut recherchiertes Sachbuch, das viele Quellen aufführt und diese auch als Beleg für die eigenen Hypothesen nutzt. Dieser Aspekt ist der Autorin gar nicht hoch genug anzurechnen, da ich persönlich das Gefühl habe, dass der Quellennachweis bei den meisten erfolgreichen (populär-) wissenschaftlichen Büchern der jüngeren Vergangenheit deutlich zu kurz gekommen ist. Dies führt aber auch dazu, dass das Buch einen hohen Anspruch hat und ein schlichtes „Durchlesen“ nicht möglich ist. Wenn man sich die Zeit nimmt, die Aussagen von Frau Bücker und auch ihre Lösungsvorschläge zur Bekämpfung der Zeitungerechtigkeit auf sich wirken zu lassen, bietet die Lektüre von „Alle Zeit“ einen großen Mehrwert für die Leserschaft. Für mich persönlich das Sachbuch des Jahres, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Bewertung vom 06.11.2022
Spaziergang zu dir selbst
Kattilathu, Biyon

Spaziergang zu dir selbst


gut

Der Autor Biyon Kattilathu nimmt die Leserschaft in seinem Buch „Spaziergang zu dir selbst“ auf einen Wald- und Wiesenspaziergang mit. Dabei gibt er Einblicke in seine Lebensauffassung und gibt Ratschläge beziehungsweise Gedankenanstöße, wie die Leserin/der Leser wieder mehr mit sich selbst in Kontakt kommen kann, um das eigene Leben lebenswerter zu machen.
Positiv ist das moderne Konzept des Buches. Neben dem geschriebenen Wort hat man die Möglichkeit via QR-Code diverse Videos aufzurufen, die Biyons Botschaft noch lebendiger werden lassen und in denen er wirklich sehr sympathisch wirkt. Der Schreibstil ist leicht und Biyon spricht den Leser direkt an, was dem Ganzen einen persönlicheren Anstrich gibt. Man merkt, dass hier viel Liebe zum Detail vorhanden ist.
Letztendlich ist es allerdings nur „alter Wein in neuen Schläuchen“. Menschen, die schon häufiger Bücher dieser Art gelesen haben, werden kaum neue Anregungen finden. Für kleinere „Lebenskrisen“ können hier vor allem junge Menschen aufgrund des modernen Designs, des eingängigen und leichten Schreibstils sowie der einfachen und auf den Punkt gebrachten „Weisheiten“ die ein oder andere Hilfestellung, Motivation oder Inspiration finden.

Bewertung vom 06.06.2022
Saftig vom Grill
Mangold, Matthias F.

Saftig vom Grill


gut

Ein ansprechendes, schön aufgemachtes Buch, das knapp 60 Seiten umfasst. Die genutzten Fotos machen Appetit und Lust darauf, direkt den nächsten Grillabend zu planen. Die Texte sind sehr detailliert, sodass eine Umsetzung für jeden möglich sein sollte. Es sind keine 0815-Rezepte vorhanden, die schon jeder kennt. Man bekommt durchaus neue Inspiration, unter anderem auch für Desserts, ohne dass man ausgefallene Zutaten braucht, die man nirgendwo bekommt. Abgerundet wird das Büchlein durch einiges Grundlagenwissen, zum Beispiel zum Garprozess oder zu Marinaden.
Was auf den ersten Blick nicht ersichtlich und daher negativ ist: Das Buch richtet sich in erster Linie an Gasgriller. Viele Rezepte sind mit einem Kohlegrill schlichtweg nicht umsetzbar. Zusätzlich zu bemängeln ist, dass auf dem Buchrücken mit veggie und veganen Rezepten geworben wird. Letztendlich gibt es aber kaum Gerichte, die kein Fleisch oder Fisch enthalten. Insgesamt befinden sich nur zwei Rezepte in dem Buch, die für Vegetarier oder Veganer geeignet sind. Ob die Anzahl der Rezepte den für dieses Büchlein stolzen Preis von fast 15,00 Euro rechtfertig, ist ferne in Frage zu stellen.

Bewertung vom 12.04.2022
Im Rausch des Aufruhrs
Bommarius, Christian

Im Rausch des Aufruhrs


ausgezeichnet

Ein wilder Ritt durch das Jahr 1923

Als sehr geschichtsinteressierte Person war das neue Buch „Im Rausch des Aufruhrs – Deutschland 1923“ von Christian Bommarius für mich eine Pflichtlektüre.
„Im Rausch des Aufruhrs“ ist dabei grundsätzlich in die Monate des Jahres 1923 aufgeteilt, in denen dann chronologisch wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten aufgegriffen werden. Dem Buch kommt dabei sehr zugute, dass Bommarius als Journalist für diverse Zeitungen tätig war. Kein Artikel wirkt in Bezug auf die Details überladen, sodass wahrscheinlich auch Geschichtslaien ihre Freude an dem Buch haben bzw. gut unterhalten werden. Die prägnante Schreibstil in Kombination mit der Vielschichtigkeit der Themen, wie beispielsweise Politik, Kunst, Wissenschaft und Kultur, tun ihr übriges. Ergänzt wird dies durch gutes Bildmaterial. Aufgabe der Leserin/des Lesers bleibt es, diese einzelnen Fragmente zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Dabei bleibt an vielen Stellen vom „Glanz der goldenen Zwanziger“ nicht viel übrig. Ganz besonders wenn man vom Jahr 1923 aus weiterdenkt und erkennt, dass viele der genannten Ereignisse zur späteren Machtübernahme Hitlers und zum Zweiten Weltkrieg führten.
Nicht nur, aber gerade auch für Menschen, die eher keine klassischen Sachbücher lesen, ein spannender Weg, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen!

Bewertung vom 15.02.2022
Zusammenkunft
Brown, Natasha

Zusammenkunft


ausgezeichnet

„Zusammenkunft“ gilt im UK als erfolgreichstes literarische Debüt des vergangenen Jahres. Meiner Meinung nach absolut verständlich. Warum?
Natasha Brown gelingt es, sich authentisch und sprachlich überzeugend mit Themen wie Diskriminierung und Rassismus auseinanderzusetzen, die in meiner Wahrnehmung in letzter häufiger in Romanen, aber bei weitem nicht so überzeugend und ausdrucksstark, aufgegriffen worden sind. Wer das schmale Büchlein mit seinen 113 Seiten und seinem grellen Cover sieht, mag zunächst von einem launigen, kurzweiligen Leseerlebnis ausgehen – doch weit gefehlt! Schon die ersten Seiten haben es in sich und sind auch sprachlich durchaus anspruchsvoll. Natasha Brown erzählt die Geschichte einer jungen, dunkelhäutigen Frau, die es durch ihren eigenen Aufstiegswillen beruflich Karriere in einer Bank in London macht. In dieser von Männern dominierten Welt der Hochfinanz hat sie es nicht leicht. Denn trotz ihrer Mühe, in diese Welt aufzusteigen, wird ihr doch permanent deutlich gemacht, dass sie dort eigentlich nicht hingehört. Davon dass hier viel autobiographisches eingeflossen ist, kann man ausgehen. Dies macht den Roman sehr authentisch und eindringlich. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.02.2022
Erschütterung
Everett, Percival

Erschütterung


ausgezeichnet

Percival Everetts Roman „Erschütterung“ erzählt die Geschichte des Paläontologen Zach Wells. Sein Leben lebt er relativ leidenschaftslos zwischen Job und Ehe vor sich hin. Sein einziges wirkliches Lebensglück ist seine Tochter Sarah. Als diese jedoch schwer und unheilbar erkrankt, gerät seine Welt aus den Fugen. Eine gebraucht gekaufte Jacke, in der Zach einen Hilferuf findet, fügt dem Roman einen weiteren Erzählstrang hinzu und führt den Protagonisten in die Wüste New Mexicos sowie zu einer weiteren „Erschütterung“.
Ich kann verstehen, warum Percival Everett Finalist des Pulitzer-Preises war und bereits so früh im Jahr bin ich mir sicher, dass er meine Entdeckung des Jahres 2022 ist. Er schafft es in diesem Roman, sich mit einer sehr anspruchsvollen Thematik mitreißend und tiefgründig auseinander zu setzen. Der Protagonist ist unglaublich vielschichtig und interessant, der Schreibstil ungewöhnlich und an einigen Stellen durchaus herausfordernd. Große Kunst und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.01.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


sehr gut

Hanya Yanagiharas Roman „Zum Paradies“ ist mit über 900 Seiten ein wirklicher Wälzer und gliedert sich in drei in sich geschlossene Geschichten/Teile. Die Namen der Hauptcharaktere sowie ein Haus am Washington Square wiederholen sich aber in allen drei Teilen.
Im ersten Teil „Washington Square“ befinden wir uns im Jahr 1893 im vom Rest der USA abgespaltenen Freistaat New York, in dem homosexuelle Liebe etwas ganz Normales und juristisch legitimiert ist. Im Zentrum steht hier eine mögliche Ehe zwischen David und Charles, die jedoch durch einen mittellosen Musiklehrer "unterwandert" wird.
Im zweiten Teil steht erneut eine schwule Beziehung im Zentrum, nämlich die zwischen David und Charles (wie bereits erwähnt handelt es sich um die gleichen Namen, aber unterschiedliche Charaktere) im Jahr 1993. Darüber hinaus spielen Sterbehilfe/Suizidbeihilfe, AIDS sowie familiäre Verwicklungen eine Rolle.
Im letzten Teil „Zone 8“ befinden wir uns im Jahr 2093. In dieser dystopischen Episode sind die Vereinigten Staaten zu einem in Zonen aufteilten totalitären Staat geworden. Durch diverse Seuchen und den Klimawandel ist die Welt insgesamt ein düsterer Ort und die Menschheit deutlich kleiner geworden.

Wie hat mir das Buch gefallen? Es war tatsächlich teilweise ein Kampf. Den ersten Teil fand ich eher kurzweilig, schnell gelesen und unterhaltsam. Ab dem zweiten Teil kippte das Ganze dann deutlich, weil es mir zu langatmig wurde. Ich mag grundsätzlich detaillierte, ausschweifende Sprache, aber hier war es selbst mir zu viel. Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob ich das Buch wirklich zu Ende lesen möchte. Der dritte Teil war dann glücklicherweise wieder deutlich besser, wobei mich einiges (z.B. die Zoneneinteilung der autoritären USA) an die "Tribute von Panem" erinnert hat. Möglicherweise habe ich in den vergangenen Jahren aber auch einfach zu viele Dystopien gelesen oder bin schon zu lang im Corona-Blues ;)
Insgesamt vergebe ich eine Leseempfehlung, auch wenn es keine leichte Lektüre, sowohl sprachlich als auch thematisch, ist und man gerade im mittleren Teil einen langen Atem braucht.

Bewertung vom 27.12.2021
Misfits
Coel, Michaela

Misfits


gut

Das Buch lässt mich ehrlich gesagt etwas ratlos zurück. Einerseits wird ein Themenkomplex aufgegriffen (Individualität, „sein wie man ist, ohne sich zu verstellen“, Minderheiten und Diversität), der nicht nur hochaktuell ist, sondern es meiner Meinung nach auch erfordert, dass man sich mit ihm auseinandersetzt. Anderseits hätte man eben aus dieser wichtigen und gesellschaftlich relevanten Thematik deutlich mehr herausholen können als knapp 130 Seiten. Nur die (mehr oder weniger) Verschriftlichung einer anlässlich des Mac Taggart Festivlas von der Autorin gehaltenen Rede finde ich wenig kreativ. Die kurz geschilderten Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend in East London sind emotional und geben einen Einblick in eine Welt, in der man ans Dunkelhäutige mit Interesse für Schauspiel und Theater immer eine Außenseiterin, also ein misfit, ist. Die eigene Biographie , die stark durch Diskriminierung geprägt ist, hätte durchaus detaillierter aufgegriffen werden können. Das hätte dem Buch wohl mehr Tiefe gegeben. In Kombination mit der teilweise bildgewaltigen Sprache, die zeitgleich jung und modern ist, hätte Michaela Coel hier etwas großartiges erschaffen können. So für mich leider nur Mittelmaß.

Bewertung vom 06.12.2021
Karma
Sadhguru

Karma


sehr gut

Sadghuru war mir schon aus diversen Videos/Vorträgen bekannt und seine witzige und zugleich inspirierende Art, ist wunderbar. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an das Buch. Zunächst beginnt er mit einer Geschichte zweier Schiffbrüchiger, um die Begrifflichkeit zu erklären und in das Thema einzuführen. „Westlich sozialisierte“ Menschen wie wir haben häufig eine falsche Idee davon, was Karma eigentlich bedeutet, sodass die Definition notwendig ist. Durch die Erzählung am Anfang geschieht dies auf eine unterhaltsame Weise und überhaupt nicht sachbuchmäßig. Insgesamt ist das Buch in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil wird wie beschrieben Karma definiert und erklärt, im zweiten Teil gibt es eine Einführung in das sogenannte Karmayoga sowie darum wie man mit seinem Karma umgeht und es beeinflussen kann, bevor es im dritten Teil um häufig gestellte Fragen in Bezug auf die Thematik geht, die von Sadghuru beantwortet werden.
Ich denke, dass das Buch Leserinnen und Leser einen Mehrwert bietet, die eine „spirituelle Ader“ haben und offen für andere, vielleicht sogar exotisch wirkende Denkweisen und Konzepte sind sowie eine Einführung in das Thema Karma haben wollen. Mir hat es insgesamt gefallen, wobei der Witz und Charme von Sadghuru, den ich so an ihm schätze, meistens nicht wirklich durchgekommen ist.

Bewertung vom 08.11.2021
Wo kommen wir denn da hin / Offline-Opa Bd.1
Habicht, Günter

Wo kommen wir denn da hin / Offline-Opa Bd.1


sehr gut

Nachdem Torsten Rohde unter dem Pseudonym Renate Bergmann zahlreiche Werke veröffentlich hat, darf nun Günter (ohne h!) Habicht in „Wo kommen wir denn da hin“ ran. Der als Busfahrer arbeitende Ordnungsfanatiker wird von einem auf den anderen Tag in den Vorruhestand geschickt und darf von nun an mit seiner Brigitte, die zeitgleich in Pension geht, das Rentnerdasein „genießen“. Doch die neugewonnene Freizeit wird dazu genutzt, die Nachbarschaft via Überwachung zu Ordnung und Sicherheit zu erziehen, was seiner Frau äußerst unangenehm ist. Brigitte zieht daher - unter anderem - einen Beziehungsratgeber zur Hilfe, dessen Tipps das gemeinsame Aufeinanderhocken erträglicher machen soll.
Ein kurzweiliges und wirklich lustiges Buch. Die ein oder andere Geschichte hat mich durchaus an Bekannte oder Familienmitglieder denken lassen, sodass ich häufig wirklich laut lachen musste. Wer leichte Unterhaltung sucht und einfach mal abschalten möchte, ist mit diesem Buch gut bedient.

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