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carola1475

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Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2025
Wagner, Jan Costin

Eden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Den Verlust akzeptieren

Kerstin und Markus haben ihre 12jährige Tochter Sofie bei einem Selbstmordattentat verloren. Die vorher glückliche Familie ist zerstört, beide Eltern sind verloren und voller Schmerz. Während Kerstin nach einiger Zeit Sofies Tod akzeptiert und erkennt, dass sie sich ein ganz neues Leben aufbauen müssen, auch wenn sie nicht weiß, wie das gelingen soll, ist Markus außerstande, Sofies Tod zu begreifen und wahrzuhaben. Er versucht, die Ereignisse rational zu verstehen, besucht sogar die Familie des Attentäters, um dessen Beweggründe analysieren zu können. In einer Talkshow wehrt Markus sich gegen die politische Instrumentalisierung seines Schicksals.

Jan Costin Wagner widmet sich in 'Eden' erneut einem schwierigen Thema, schreibt über Menschen im Ausnahmezustand. Dabei erzählt er aus den verschiedenen Perspektiven aller Beteiligten, auch der Täter kommt zu Wort, der etwas Großes vollbringen, endlich gesehen und bewundert werden wollte. Der Autor beschreibt, ohne zu werten, wie der jungen Mann zum Attentäter wurde.
Die Charaktere werden lebendig durch ihre Gedanken, Erinnerungen und Dialoge, die Gefühle transportieren. Alle Figuren haben mich berührt, besonders auch Sofies achtsamer Schulfreund Tobias, der durch Sofies Tod verstört ist und der unter der Atmosphäre zu Hause leidet, die sein Vater mit Verschwörungstheorien und rassistischen Gedanken vergiftet.

Jan Costin Wagner schreibt klar und schnörkellos, dennoch intensiv. Er kann mit einfachen, wenigen Worten Gefühle vermitteln, die mich treffen und die ich verstehe. Auch nach Beenden des Buchs bleiben mir Trauer, Mitgefühl und Hilflosigkeit.

Besonders gut gefällt mir die Gestaltung des Covers. 'Eden', das Paradies, ist als Einheit zerstört, in der Mitte durchtrennt und wenn man das Wort unten links entgegen des Uhrzeigersinns zu lesen beginnt, steht da 'Ende' - vielleicht vor dem zarten Schemen der tanzenden Sofie. Sehr gelungen und zum Roman perfekt passend.

Bewertung vom 14.08.2025
Voosen, Roman; Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Komplexer und spannender Thriller mit ungewöhnlichem Hintergrund

Ein Toter mit dem Kopf eines Krokodils ist nur das erste Opfer, das mit einem angenähten Tierkopf gefunden wird. Jon Nordh würde den Fall lieber abgeben, er weiß, wie psychisch belastend derart abartige Fälle sein können, während Svea sich gern beweisen würde.
In diesem zweiten Band der 'Tatort Malmö'-Reihe ist aus dem verwitweten und alleinerziehenden Jon Nordh und der jungen, aus Stockholm strafversetzten Svea Karhuu ein gutes Team geworden. Svea schätzt den erfahrenen Jon inzwischen, sie hat viel von ihm gelernt und Verständnis für seine auch schroffe Art entwickelt, für Jon ist Svea, klug, strukturiert, analytisch, zu einer guten Partnerin geworden, auf die er sich verlassen kann.
Das düstere Cover passt zur bedrohlichen Atmosphäre der Geschichte, in der die altägyptische Götterwelt und Nachrichten in Form von Hieroglyphen eine Rolle spielen, ein ungewöhnliches und für mich sehr interessantes Thema für einen Thriller.
Erzählt wird auf verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen aus wechselnder personaler Perspektive der Protagonisten und eines weiteren Charakters, die in eine erschütternde Geschichte münden. Der Schreibstil ist bildhaft, klar, lebendig und sprachgewandt, sehr angenehm zu lesen. Die Figurenzeichnung ist auch bei Nebencharakteren gelungen, die Hauptfiguren entwickeln sich und sind nahbar und authentisch, das Verhältnis von Privatleben einerseits und Ermittlungsarbeit andererseits gefällt mir.

Der Thriller ist spannend und komplex, Voosen und Danielsson legen falsche Fährten und überraschen mit unerwarteten Wendungen, die mühsamen Ermittlungen des Teams werden glaubhaft geschildert. Gelegentlich fassen die Ermittler, eigentlich für ihre Kollegen, den Stand der Dinge zusammen, das empfand ich als hilfreichen Kniff der Autoren, damit der Leser den Überblick behält, sehr gut gemacht!
Immer wieder gibt es Rückblicke in Sveas und Jons Vergangenheit, so dass ich empfehlen würde, den ersten Band bereits zu kennen. Neue Erkenntnisse zu zurück liegenden Ereignissen, die beider Leben verändert haben, tragen neben dem aktuellen Fall ebenfalls zur Spannung bei und lassen mich erwartungsvoll auf einen weiteren Band der Reihe hoffen. 'Schwüre, die wir brechen' hat mir noch besser gefallen als der erste Band der Reihe und hat mich bestens unterhalten.

Bewertung vom 13.08.2025
Thomas, Alex

Totenbuch - Bloody Berlin (eBook, ePUB)


gut

Der zweite Band um die Kommissare Niedlich und Böhm hat mich enttäuscht

Da mir 'Pietà' sehr gut gefallen hatte, freute ich mich auf den zweiten Band mit dem Ermittlerteam Annetta Niedlich und Magnus Böhm. Auch das Umfeld des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel versprach einen interessanten Hintergrund.

Im Kuppelsaal der Nofretete wird von der Reinigungskraft Olga Barnick eine verstümmelte Leiche gefunden. Die junge Kommissarin Niedlich hat seit dem Pietà-Fall erfolgreich weitere Morde aufgeklärt und wird mit dem Fall betraut. Zur Unterstützung wird der frühpensionierte Magnus Böhm als 'Reservist' reaktiviert, mit dem die geradlinige Niedlich als Team gut funktioniert hat, sie kommt mit dem brummigen Böhm zurecht. Der Umgang der beiden Kommissare miteinander und ihre Dialoge sind durchaus humorvoll geschrieben.
Erzählt wird aus personaler Multiperspektive und auf zwei Zeit- und Handlungsebenen: einige Wochen zuvor ermittelt DCI Warren Reeves im British Museum in London.

Alex Thomas schreibt klar, nüchtern und detailliert, aber auch ausschweifend und versorgt mich mit einer Fülle von Informationen, die nicht zur Handlung beitragen. Sehr irritiert hat mich auch, dass Niedlich am Fundort des Toten eine (von mehreren) Verstümmelung erkennt, die später keine Erwähnung mehr findet.
Der herzkranke Magnus Böhm wird in seinem Alltag nahbar dargestellt, auch durch seinen neuen Mitbewohner Isbert und sein nachbarschaftliches Umfeld, während ich zur Person Annetta Niedlich trotz der Gespräche mit ihrem Bruder und einer nur angedeuteten schwierigen Kindheit kaum Zugang finde. Emotionen glaubhaft vermitteln konnten nur Olga Barnick und Claire Olsen, die jede für sich einen schockierenden Fund machen mussten.

Seine Kenntnisse um das Berliner Neue Museum, die Arbeiten an der 'Archäologischen Promenade' und die Geschichte der Nofretete-Büste kann das Autorenduo anschaulich vermitteln und konnte mich damit fast mehr fesseln als mit der Krimihandlung, hier blieb ich auch aufgrund des distanzierten Schreibstils nur Beobachter. Die Ermittlungsarbeit wird glaubhaft beschrieben, während ich die Figurenzeichnung des Täters zu blass finde, sein Hintergrund und sein Vorgehen erscheinen lückenhaft dargestellt.
'Totenbuch' mit dem schönen Cover der faszinierenden Nofretete ist für mich kein Thriller, sondern ein Krimi, der mich leider enttäuscht hat. Ich kann nur 2,5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 05.08.2025
Weinert, Steffen

Eisfeld - Dunkle Enthüllungen / Mara Eisfeld ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannender Krimi um ein brisantes und aktuelles Thema

Der bekannte und angesehene Investigativ-Journalist Peter Hester wird mitten in der Stadt Opfer eines tödlichen Anschlags und Kriminalhauptkommissarin Mara Eisfeld vom LKA Berlin übernimmt die Ermittlungen. Die Boulevardpresse hat sich schnell auf die Tiznit-Drogenbande als Drahtzieher eingeschossen, deren Kopf aufgrund von Hesters Recherchen im Gefängnis sitzt, doch Eisfeld und ihr Team lassen sich nicht unter Druck setzen und verfolgen ermittelte Spuren und Hinweise unvoreingenommen. Erschwerend kommt hinzu, dass niemand weiß, woran Hester aktuell gearbeitet hat.

Ich hatte keine Verständnisschwierigkeiten, mit diesem zweiten Band in die Reihe einzusteigen, kurze Rückblicke zu früheren Ereignissen haben mir geholfen, die kollegialen Strukturen des Ermittlerteams besser zu erkennen. Die Figurenzeichnung ist glaubwürdig, besonders Mara ist sehr nahbar mit ihrer privaten Situation. Beruflich ist sie kompetent, teamfähig und unerschrocken, im Privatleben etwas chaotisch und mit der Trennung von ihrem Mann und der Organisation des Alltags des 4jährigen Sohnes manchmal überfordert. Der Autor findet eine gute Balance zwischen Berufsleben und privaten Konflikten, auf beiden Ebenen blieb ich immer gespannt, wie es weiter geht.
Steffen Weinert schreibt lebendig, flüssig und angenehm zu lesen, auch humorvoll, wenn es um Mara geht.
Die Ermittlungen werden realitätsnah geschildert, der Krimifall dreht sich um ein brisantes und aktuelles Thema, ist vielschichtig, überraschend und bis zum Ende spannend, nicht zuletzt durch eine weitere Erzählperspektive, die mich lange mit rätseln ließ, wer hier seine Überlegungen anstellt.
Ich hätte mir etwas mehr Berliner Lokalkolorit gewünscht, dennoch hat mir 'Dunkle Enthüllungen' gut gefallen und ich werde die Reihe gern weiter verfolgen.

Bewertung vom 05.08.2025
Deen, Mathijs

Die Lotsin (eBook, ePUB)


sehr gut

Undurchsichtiger Fall einer verschwundenen Wissenschaftlerin

Während einer gemeinsamen Übung des niederländischen, deutschen und dänischen Grenzschutzes vor Helgoland geht der Notruf eines Forschungsschiffes mit dem bemerkenswerten Namen Anthropocene ein, eine Wissenschaftlerin wird vermisst. Xander Rimbach von der Bundespolizei See übernimmt die Befragungen an Bord, nachdem die Suche nach der vermissten Iona Grimstedt erfolglos bleibt. Xander, der aus einem Weinbaugebiet am Neckar stammt, ist noch unsicher auf See und auch bei den Ermittlungen ist er unentschieden, wie er am besten vorgehen soll, ihm fehlt sein Kollege und Mentor Liewe Cupido, der zunächst anderweitig beschäftigt ist. Es bleibt das Gefühl, dass auf der Anthropocene irgendetwas nicht stimmt. Aber es kommt auf Fakten an, wie Liewe immer sagt.

Mathijs Deen beschreibt die Anthropocene detailliert und bildhaft, anschaulich und atmosphärisch, so dass ich mir die Abläufe auf dem Schiff vorstellen kann, wie auch das schwierige Leben und Arbeiten in der Forschungsstation auf Grönland zu Beginn der Geschichte, als die Glaziologin Iona, vielleicht desillusioniert, Eisbohrungen vornimmt und auswertet.
Die Ermittlungen verlaufen schleppend und schwierig, die Seeleute sind wortkarg und Iona hatte auf dem Schiff kaum Kontakte. Ihre Figurenzeichnung wird erst spät vervollständigt. Die auftretenden Charaktere finde ich interessant, sie werden alle glaubwürdig dargestellt.

Obwohl ich anfangs den schweigsamen, eigenwilligen Kommissar Cupido vermisst habe, gefällt mir, dass ich Xander diesmal besser kennenlerne. Trotz seiner Unsicherheit kann er seine Stärken zeigen, er entwickelt sich. Auch über Liewe Cupidos familiären Hintergrund erfahre ich mehr. Die Ermittler werden mir immer vertrauter, so dass ich mich jetzt schon auf den Folgeband freue.

Ruhig in die Handlung eingebettet und unaufdringlich greift Deen aktuelle Themen auf, den Klimawandel und wie Wissenschaftler viel zu oft nicht gehört werden, Angriffe und Hass in den Social Media, auch Kränkungen und verletzter Stolz spielen eine Rolle.

Den Titel finde ich nicht wirklich passend und auch das Cover ist weniger atmosphärisch als bei den Vorgängerbänden, aber das sind nur Äußerlichkeiten. Die Übersetzung durch Andreas Ecke ist versiert und wieder rundum gelungen. 'Die Lotsin' hat mir gefallen und mich gut unterhalten.

Bewertung vom 03.08.2025
Drvenkar, Zoran

Asa


ausgezeichnet

Ein fesselnder Rachethriller, spannend bis zum Schluss

Asa Kolberg hat die sechs Jahre im Gefängnis genutzt, um ihren Racheplan auszuarbeiten. Sie wird sich an denen rächen, die die grausame und gnadenlose Prüfung mit ihren archaisch anmutenden Regeln weiter durchgeführt haben und denen ihre Gemeinschaft wichtiger ist als der einzelne Mensch. Diese Tradition der Prüfung muss ein Ende finden.

Asa ist eine komplexe Protagonistin, sie ist in der Vergangenheit verletzt worden, dennoch ist sie stark, eigenwillig, mutig, unbeirrt und ich verstehe bald, dass sie sowohl bewundert als auch gefürchtet wird.
Asas Geschichte wird auf verschiedenen Zeitebenen erzählt, ebenso wie die ihrer Herkunftsfamilie, und auch die Figurenzeichnung anderer Charaktere hat Tiefe, da ich von deren Hintergrund und ihren Beziehungen zueinander erfahre. Zoran Drvenkar schreibt im Präsens und überwiegend aus der Du-Perspektive, wodurch ich mich sehr angesprochen fühle, obwohl ich nicht gemeint bin. Wer da erzählt, wird erst später deutlich und hat mich überrascht. Der Schreibstil ist bildhaft, anschaulich und präzise, flüssig und angenehm zu lesen, auch wegen der häufig kurzen Sätze. Wörtliche Rede wird nur durch voran gestellte Gedankenstriche gekennzeichnet, woran ich mich schnell gewöhnt habe.

'Asa' ist packend und spannend, beeindruckt mit fesselnder Wucht und düsterer Atmosphäre. Asas Emotionen kann mir der Autor eindringlich vermitteln und mich mit unvorhergesehenen Wendungen überraschen.
Das Cover, das die wilde, jugendliche Asa zeigt, die mich aus dem Augenwinkel von oben herab skeptisch anschaut, passt gut zum Buch. Ich empfehle den Thriller Lesern, die eine beeindruckende Protagonistin und ihr Leben in einem ungewöhnlichen Umfeld kennenlernen wollen und nicht vor manchmal schockierenden Beschreibungen zurück schrecken.

Bewertung vom 25.07.2025
Revers, Andrea

Seelenschwur


sehr gut

Vlats Geschichte geht spannend weiter

Der zweite Band ist auch ohne Kenntnis des ersten Buchs gut verständlich, er beginnt mit einem kurzen Rückblick auf die Ereignisse, die den Läufer Vlat seine Vertraute Hanna finden ließen und stellt die anderen Seelen vor, die Vlat in sich beherbergt, bis er ihre offenen Wünsche erfüllt hat. Besonders Franka, ehemalige Soldatin, Polizistin und Security-Fachfrau ist mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten eine Bereicherung für Vlat.
Er macht sich wegen des Rodin Museums auf den Weg nach Paris, wo er sich in den Katakomben am wohlsten fühlt, und dann geht es zu einer Eifeler Kunstgießerei, wo wir die aufwändige Herstellung einer Bronzestatue durch Jean miterleben.

Durch den Verrat von Lus, Hannas Freundin, wird Vlat im Auftrag eines Pharmaunternehmens gejagt und auch gefunden, man will Experimente an ihm vornehmen und ihn erforschen. Durch häufige Perspektiv- und Ortswechsel gewinnt die Geschichte an Tempo und Vlats faszinierende Eigenschaften werden nun, den ersten Band 'Das Erwachen' ergänzend, auf wissenschaftlicher Ebene beleuchtet.

Andrea Revers schreibt klar, lebendig und packend, auch mit feinem Humor, sie schafft interessante Charaktere, die zur Komplexität der Geschichte beitragen, wiederholt lässt mich Vlats Sicht auf die Menschen innehalten und über unser Verständnis der Welt und unsere Konventionen nachdenken. Die Bedrohung für Vlat wird immer größer und die Frage, ob Hanna es schaffen wird, ihn rechtzeitig aus der Forschungseinrichtung zu befreien, sorgt für Spannung bis zum Schluss.

Immer wieder spielt die Handlung in der Eifel, wo die Autorin lebt. Mit ihrer spannenden geologischen Geschichte und der schönen, abwechslungsreichen Landschaft mit all dem Wald ist die Eifel wie geschaffen für uralte geheimnisvolle Wesen wie Vlat. Die Seelenschwur-Dilogie ist gelungene Urban Fantasy mit ungewöhnlichem Thema und Setting und ich würde mich über mehr Bände um den Läufer freuen.

Bewertung vom 22.07.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Elefanten in Berlin

Nachdem Deutschland die Einfuhr von Jagdtrophäen verbietet und der Bevölkerung in Botswana dadurch Einnahmequellen wegbrechen, schenkt das afrikanische Land Deutschland 20000 Elefanten, die plötzlich in Berlin auftauchen.
Sind die Elefanten zuerst eine willkommene Ablenkung von den schlechten Umfragewerten der Regierungspartei, stellen sich Probleme wie die Menge des benötigten Futters, die Entsorgung des Dungs, die nicht artgerechte Umgebung für die Wildtiere, schnell als kaum lösbare Aufgaben heraus, die Regierung ist überfordert.

Gaea Schoeters beschreibt die Reaktionen der Regierung mit trockenem, treffsicherem Humor und Sachverstand, sowohl was politische Zwänge, Abwägungen und ergriffene Maßnahmen angeht, als auch in Bezug auf die Elefanten. Großartig die Szenen der in der Spree badenden Elefanten! Lisa Mensings gelungene Übersetzung aus dem Niederländischen trägt zweifellos zum kurzweiligen Lesevergnügen bei.

Die Autorin hält uns den Spiegel vor und das ausgesprochen kreativ und auf sehr unterhaltsame Weise, bei der das Lachen auch schon mal im Halse stecken bleibt, angesichts der zahlreichen aktuellen Themen, die der Roman aufgreift und nachdenkenswert in die Geschichte einbindet.
Die Figurenzeichnung ist überzeugend, die verschiedenen Politikertypen treffend erdacht und beschrieben, fast könnte ich einzelne Charaktere benennen...
Gegliedert in vier Teile, erstreckt sich das spannende Elefantendrama über etwa 14 Monate und hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 21.07.2025
Rode, Tibor

Animal (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein rundum gelungener Wissenschaftsthriller

Ein Tierrechtsanwalt hat im Namen einer Edelsau einen großen Agrarkonzern auf Freilassung des Tieres verklagt. Der junge Anwalt Ben Lorenz wird von seinem Chef bei einer bekannten Hamburger Kanzlei mit dem Mandat betraut. Diesen Fall kann man nicht verlieren, denn Tiere sind in Deutschland nicht rechtsfähig.

Zur Klägerseite gehört auch Enna, eine Tierrechtsaktivistin. Erzählt wird kapitelweise aus verschiedenen Perspektiven, meistens aus Bens oder Ennas Sicht. Nicht nur die Protagonisten sind gut ausgearbeitet und komplex, auch andere Charaktere und deren Hintergrund machen mich neugierig. Die Kapitel enden oft mit kleinen Cliffhangern, so dass es schwierig ist, eine Lesepause einzulegen. Von Beginn an geraten Ben und Enna in gefährliche Situationen, beide werden bedroht, es geht um viel Geld.

Tibor Rode schreibt bildhaft und lebendig, auch humorvoll, vermittelt Hamburger Lokalkolorit und kann wissenschaftliche Hintergründe gut verständlich erklären. Besonders fesselnd dargestellt ist die Entschlüsselung tierischer Sprache durch KI, wie sie lernt, Tierlaute zu decodieren, zu interpretieren und in menschliche Sprache zu übersetzen. Der Autor beleuchtet die bevorstehenden Möglichkeiten von vielen Seiten, es werden neue gesetzliche Rahmenbedingungen notwendig werden und vielschichtige ethische Fragen werden diskutiert werden müssen. Auch die Kehrseite der Medaille lässt der Autor nicht außer acht: eine mögliche Kommunikation mit Tieren könnte auch zu deren Nachteil eingesetzt werden.

Ben muss sich mit den Bedingungen in der Schweinehaltung und dem Stand der Tierrechte in anderen Ländern auseinandersetzen und auch mit dem Begriff der 'ökologischen Person', den das LG Erfurt erst im letzten Jahr auf Basis der EU-Grundrechtecharta in einem Prozess aufgebracht hat. Ben lernt dazu und entwickelt sich.
Die Fakten, die Rode in die Handlung einbettet, finde ich genau so faszinierend wie die Möglichkeiten, die die Forschung in Aussicht stellt. Ein aufschlussreiches Nachwort rundet den spannenden Thriller ab und hat mich weitere Recherchen zum Thema anstellen lassen.

Bewertung vom 21.07.2025
Eschbach, Andreas

Die Auferstehung


ausgezeichnet

Eine Auferstehung in zweifacher Hinsicht

Tracy Hitfield war sieben Jahre lang im Amazonas-Regenwald verschollen und taucht überraschend wieder auf. Die früheren drei ???-Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, inzwischen in ihren 50ern, bekommen auf verschiedenen Wegen mit der Rückkehr der jungen Frau zu tun, deren Familie sie kennen. Justus, Peter und Bob haben kaum noch Kontakt zueinander und so ermittelt zunächst jeder für sich und aus unterschiedlichen Gründen.

Andreas Eschbach schreibt wie gewohnt klar, einfach zu verstehen und angenehm zu lesen, mit lebendigen Dialogen. Die erwachsenen Protagonisten sind authentisch, hadern auch mal mit dem Alter, und es gelingt dem Autor, immer wieder einen nostalgischen und auch melancholischen Bezug zur Vergangenheit der Charaktere herzustellen, der berührt. Ich finde die verschiedenen Lebenssituationen der Erwachsenen, zu den die drei ??? geworden sind, von Eschbach einfallsreich, realitätsnah und glaubhaft dargestellt. Die detektivischen Fähigkeiten aus der Jugend werden reaktiviert und es macht Spaß, bei den Ermittlungen zur wieder aufgetauchten Tracy mit zu rätseln. Der Fall ist komplexer, als es zunächst scheint und nach kleinen Längen im Mittelteil steigt die Spannung, bis zur letztendlich logischen Auflösung, wie es sich für die drei ??? gehört.

Das Cover ist aufwendig und passend gestaltet, der schwarze Schnitt und das Lesebändchen tragen zum hochwertigen Erscheinungsbild des Hardcovers bei.

Andreas Eschbach ist es gelungen, die drei ??? in einer ganz anderen Lebensphase wieder auferstehen zu lassen und hat mir so ein besonderes Lesevergnügen bereitet. Ich kann das Buch sowohl langjährigen Fans der drei ??? als auch Krimilesern ohne 'Vorkenntnisse' empfehlen und vergebe 4,5 Sterne.