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gmab

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Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2025
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5


ausgezeichnet

Im idyllischen Seniorenresort Coopers Chase wird es wieder kriminell

Das Cover ist unverkennbar - der Donnerstagsmordclub ist zurück!
Ihre Mitglieder sind Elizabeth - eine ehemalige Geheimagentin, Ron - ein ehemaliger Gewerkschaftsführer, Ibrahim - ein ehemaliger Psychiater und nicht zuletzt Joyce – die inzwischen achtzig Jahre alt ist.

Der Fall beginnt mit einem frohen Ereignis - der Hochzeit von Joyce's Tochter Joanna. Dort wird Elizabeth von dem Trauzeugen Nick Silver angesprochen und um Hilfe gebeten. Zweifelsfrei ist das genau das was sie braucht, um sich aus der Starre die Stephens Tod hinterlassen hat, zu lösen.

Während die vier wie gewohnt eigenwillig ermitteln, wird klar, dass dieser Fall nicht nur intellektuell herausfordernd, sondern auch emotional sehr persönlich ist - besonders für Elizabeth.

Schnell bahnt sich wieder ein Krimi in bester britischer Tradition an und die scharfsinnigen Senioren treffen auf einen Schurken, der vor nichts zurückschreckt und auf einen mysteriösen Code, der sich scheinbar nicht knacken lässt.

Die vier Senioren sind mir bereits durch die Vorgängerbände bekannt und ich mag sie sehr. Ich liebe ihre Kameradschaft, ihre Scherze und Joyces Tagebucheinträge. Besonders gelungen ist diesmal die Tiefe der Charakterentwicklung – Joyce blüht weiter auf, Ron zeigt neue Seiten, und Elizabeth wird mit einer Entscheidung konfrontiert, die sie an ihre Grenzen bringt. Auch die Nebenfiguren, etwa DCI Chris Hudson und PC Donna De Freitas, wachsen weiter ans Herz.

Richard Osman lässt den Leser das Geschehen durch die Augen der verschiedenen Personen erleben, so daß sich das Lesen sehr abwechslungsreich gestaltet. Es war wieder eine Freude, die fabelhaften, wenn auch alternden Mitglieder des Donnerstagsmordclubs bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Osman ist wieder der Balanceakt zwischen humorvoller Leichtigkeit und ernsthaften Themen wie Alter, Schuld, Loyalität und Verlust gelungen.

Der Stil ist wie gewohnt flott, mit viel britischem Humor und pointierten Dialogen. Die Handlung ist intelligent konstruiert, mit mehreren Handlungssträngen, die am Ende gekonnt zusammengeführt werden. Ich kann diesen clever konstruieren Krimi mit britischem Witz, liebenswerten Figuren und überraschenden Wendungen nur empfehlen.
Fünf Sterne!

Bewertung vom 06.10.2025
Meyrick, Denzil

Der Tote im Kamin


sehr gut

Ein Dorf voller Geheimnisse, ein Rätsel, das nicht gelöst werden kann und ein unvergessliches Weihnachtsfest

Nachdem Inspector Francis Grasby durch einen Fehler in York in Ungnade gefallen ist, wird er nach Elderby in die Wildnis North Yorkshires abgeschoben. Dort soll er eine Reihe von Diebstählen aufklären und er hofft darauf, ein ruhiges Weihnachtsfest verbringen zu können. Aber es dauert nicht lange, bis die Dinge eine unerwartete Wendung nehmen. Im Kamin von Holly House wird ein Toter gefunden und ihm wird die Leitung der Mordermittlung übertragen. Doch er soll nur "so tun als ob", denn es gibt viele Leute, die es vorziehen, wenn er nicht zu gründlich oder zu intensiv nach einem Verdächtigen sucht.

Das ist erst der Anfang seiner Probleme, denn obwohl er vielleicht nicht der begabteste Ermittler ist, hat er einen starken moralischen Kompass und es dauert nicht lange, bis er in Schwierigkeiten gerät. Seine oft scharfsinnigen, witzigen und manchmal skurrilen Beobachtungen brachten mich zum Schmunzeln.

Auch die Nebenfiguren sind unvergleichlich und originell. Neben Grasby haben wir Sergeant Elphinstone Bleakly, einen Veteranen mit einer ganz besonderen Krankheit und Daisy Dean alias Deedee, eine amerikanische Studentin, die im Rahmen ihres Kriminologiestudiums ein Praktikum bei der Polizei von Yorkshire macht. Beide bringen Farbe und Humor in die Geschichte. Auch Deedee mochte ich wirklich sehr. Mir gefiel, wie Denzil Meyrick ihre Freundschaft mit Grasby dargestellt hat, sodass ich mir über die Aufrichtigkeit ihrer Motive nie ganz sicher sein konnte.

Und noch darüber hinaus – vom Gutsherrn Lord Damnish bis zu seiner erweiterten Familie, den Einheimischen aus Elderby, oder sogar Grasbys eigenem widerspenstigen Vater - jede einzelne Person hat dem Roman Struktur verliehen.

Für mich war "Der Tote im Kamin" ein schön gestalteter Krimi, der die Politik und Vorurteile der damaligen Zeit aufgezeigt hat. Ich wurde von der ersten Seite an gut unterhalten, konnte durchgehend miträtseln und mit Inspector Grasby mitfiebern. Es war nicht ganz der Cosy Crime Roman den ich erwartet habe, deshalb vergebe ich gute vier Sterne. Ich freue mich auf den nächsten Teil der Reihe.

Bewertung vom 17.09.2025
Kang, Minyoung

Plant Lady


sehr gut

Ein faszinierender feministischer Roman

Das Cover vermittelt die Nachricht perfekt: Vorsicht: Diese Pflanzen sind schön, aber sie können einen auch verschlingen. Ich finde es sehr passend, mit dem schwarzen Hintergrund und den pink farbenen Lettern ist es ein echter Eyecatcher.

Yu-hee liebt Pflanzen. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als Menschen. Dosan, der etwas abgelegene Stadtteil, in dem sie ihren Pflanzen-Shop betreibt, ist stetig am wachsen und immer mehr Kunden kommen in ihren Laden.
Eines Tages betritt Ho-young auf der Suche nach Inspiration für eine Präsentation ihren Laden. Er wird fündig, - doch alle Ideen und Vorschläge sind von Yu-hee. Nach und nach vereinnahmt er den Pflanzen-Shop und gibt Yu-hees Ideen für seine aus. Yu-hee nimmt das hin, doch es gibt eine Sache, die Yu-hee nicht auf sich beruhen lassen kann. Und das ist Ho-youngs Umgang mit Pflanzen. Er berührt achtlos zarte Blätter, die gerade zu sprießen beginnen und er reißt gedankenlos Zweige und Blätter ab. Sie musste dem einen Riegel vorschieben, bevor er sie genau so achtlos behandelt wie diese Pflanzen. Der Pflanzen-Shop ist ihre Oase und so beschützt sie, was ihr lieb ist. Eine Spitzhacke mit dicken gelben Stiel löst das Problem Ho-young.

Nach und nach wird der Pflanzen-Shop zu einem Rückzugsort für Frauen, die unter männlicher Gewalt, Stalking und Mobbing leiden. Immer mehr Männer in der Nähe des Pflanzenladens verschwinden. Für immer.

Der Roman rückt eine Frauenfeindlichkeit ins Bewusstsein, die in Südkorea alltäglich zu sein scheint. Die Schreibweise war ungewohnt, die Handlung ist schnörkellos einfach beschrieben. Das schuf einen schnellen Lesefluss und das Buch war rasch gelesen. Ich hätte ich mir mehr Details und etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Auch die Charaktere erschienen mir zu ähnlich und dadurch zu auswechselbar.

Das Thema des Romans war sehr interessant. Die Geschichte hat mich fasziniert und war sehr lesenswert. Von mir eine Leseempfehlung und gute vier Sterne.

Bewertung vom 16.08.2025
Tsokos, Michael

Mit kalter Hand / Die Sabine Yao-Reihe Bd.3


sehr gut

Authentischer True Crime Thriller und dritter Fall für Sabine Yao

Michael Tsokos schreibt True Crime Thriller, die sich in der einen oder anderen Form so zugetragen haben. Auch bei "Mit kalter Hand" handelt es sich um echte Kriminalfälle und tatsächlich geschehene Tötungsdelikte.

Ich habe mich auf das Wiedersehen mit Dr. Sabine Yao gefreut. Die Rechtsmedizinerin und stellvertretende Leiterin der rechtsmedizinischen Spezialeinheit "Extremdelikte" des BKA, untersucht Leichenteile, die im Spandauer Forst gefunden wurden. Die Körperteile waren teils vergraben und teils der Witterung ausgesetzt, was zu unterschiedlichen Verwesungszuständen geführt hat. Der an Forensik interessierte Leser lernt die Casper-Regel kennen, die in der Rechtsmedizin zur Schätzung der Leichenliegezeit verwendet wird. Monica Monti, die Leiterin der vierten Mordkommission des Berliner LKA, ist mit der Klärung des Falles beauftragt. Um den Toten zu identifizieren, muss Sabine Yao immer tiefer in die düsteren Gefilde der menschlichen Seele hinabsteigen, um die labyrinthischen Abgründe einer kranken Psyche zu ergründen.

Zeitgleich wird in Lübars erneut ein Pferd getötet. Hat der Pferderipper erneut zugeschlagen und wird er seine nächste Tat an einem Menschen begehen? Sabine Yao betritt mit der Zusammenarbeit mit Profiler Milan Hasanović, der die Ermittlungen zum "Pferderipper von Lübars" übernommen hat, Neuland. Zum ersten Mal steht sie an einem übergroßen Seziertisch in der Tierpathologie.
Dieser Handlungsstrang hat mich fassungslos gemacht. Tierquälerei geht mir sehr nahe, trotzdem fand ich die Verbindung von Rechtsmedizin und Veterinärmedizin sehr aufschlussreich.

Die zielstrebige und wissbegierige Medizinerin Sabine Yao ist mir äußerst sympathisch. Als Leser bin ich im Sektionssaal neben ihr und erhalte Einblicke in die forensische Medizin aus erster Hand. Trotz ihrer zeitintensiven und anstrengenden Arbeit nimmt sie sich die Zeit, Fragen der jungen Kommissaranwärterin Kira Kaplan zu beantworten. Auch Monica Monti, die Leiterin der vierten Mordkommission des Berliner LKA, besitzt meine Sympathie. Sie ermittelt mit ihrer impulsiven Art ihrem Instinkt folgend ohne sich darum zu kümmern, was die anderen über sie denken.

Ich vergebe für "Mit kalter Hand" vier Sterne. Ich hätte mir mehr Einblick in das Motiv des Pferderippers gewünscht und eine Prise mehr Spannung. Trotzdem war es ein faszinierender und fesselnder Rechtsmedizin Thriller, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 29.07.2025
Konishi, Masateru

Die Bibliothek meines Großvaters


ausgezeichnet

Ein zauberhaftes Buch über die unerschütterliche Liebe einer Enkelin zu ihrem Großvater


Die wahre Liebe von Kaede zu ihrem Großvater hat mich zutiefst berührt und ist mit ein Grund, warum ich dieses Buch lesen wollte - und so gerne gelesen habe.

Kaedes scharfsinniger Großvater, einst Grundschuldirektor, leidet an Lewy-Body-Demenz, die Symptome wie visuelle Halluzinationen und Gedächtnisstörungen verursacht. Er lebt in der Obhut von Pflegekräften und Kaede besucht ihn, sofort sie kann.
Kaede, eine junge Lehrerin aus Tokio, stößt eines Tages auf seltsame Zeitungsausschnitte, die in einem gebrauchten Buch stecken. Sie kann sich keinen Reim darauf machen und muss sofort an ihren Großvater denken, der trotz seiner Demenzerkrankung über eine unglaubliche Kombinationsgabe verfügt. Außerdem weist er ein enormes Wissen auf, wenn es um die großen Klassiker der Kriminalliteratur geht.
Diese Zeitungsausschnitte sind nicht das einzige Rätsel, auf das Kaede in ihrem Alltag stößt. Gemeinsam lassen die beiden ihrer Fantasie freien Lauf und lösen so meisterhaft kleine und große Rätsel. Obwohl sich die geistigen Fähigkeiten von Kaedes Großvater verschlechtert haben, schlummert unter der Demenz seine Kombinationsgabe und sein großes Literaturwissen.
Als sich jedoch ein schwerwiegender Vorfall ereignet, der Kaedes Leben betrifft, werden beide auf eine harte Probe gestellt. Großvaters zu neuem Leben erwachter Verstand und ihre gemeinsame Liebe zur Literatur muss es einfach gelingen, die drohende Gefahr abzuwenden.

Das Thema Demenzerkrankung nimmt einen großen Teil des Romans ein. Die Kommunikation zwischen Kaede und ihrem Großvater ließ keine Verzweiflung wegen der Krankheit aufkommen, sondern Zuversicht. Es ist eine lebensbejahende, gefühlvolle Erzählung mit dem Großvater als sanftem, und trotz seiner Krankheit brilliantem Detektiv.

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ein Buch mich das letzte Mal so sehr berührt hat.
Es beginnt mit dem passenden Cover mit wunderschön gestaltetem Buchschnitt und es hört mit einem perfekten Ende auf. Ich liebe es.

"Die Bibliothek meines Großvaters" ist ein außergewöhnliches Buch das zum Nachdenken anregt und für das ich fünf Sterne vergebe.

Bewertung vom 23.07.2025
Shepherd, Catherine

Das heimliche Zimmer: Thriller


ausgezeichnet

"Das heimliche Zimmer" ist der zehnte Band der Laura-Kern-Reihe. Das Cover passt wunderbar zur Reihe und ist ein toller Eyecatcher.

Laura Kern vom Landeskriminalamt Berlin löst die besonders schwerwiegenden Fälle und es ist ein besonders schrecklicher Mord, zu dem Laura gerufen wird. Der Tote ist ein Minderjähriger im Teenageralter, der in einer stillgelegten U-Bahn-Station aufgefunden wird. Der erste Verdächtige ist ebenfalls minderjährig, was den Fall besonders sensibel macht. Leon, der beste Freund des Ermordeten, zweifelt an sich selbst. Er kann sich einfach nicht an den Abend erinnern, für ihn ist ein Großteil der Nacht wie ausgelöscht.

Es gibt weitere Opfer, alle im Umfeld der Clique der Jugendlichen, und es wird für Leon immer wichtiger sich zu erinnern, bevor es zu spät ist.

"Das heimliche Zimmer" von Catherine Shepherd ist ein gelungener Pageturner, der mich von Anfang bis Ende komplett in den Bann gezogen hat. Auch in das heimliche Zimmer nimmt die Autorin in kurzen Kapiteln den Leser mit. Hier wird entschieden, von welchen fiesen Menschen Welt befreit werden muss.

Wie bei allen Büchern der Autorin beginnt die Spannung mit den ersten Zeilen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und ein paar Cliffhänger sorgen für einen schnellen Lesefluss. Ich musste einfach wissen, wie es weitergeht und Lesepausen waren fast unmöglich.

Laura und ihren Freund Taylor und Max mag ich sehr und ich lese gerne von ihnen. Die privaten Einblicke machen sie noch authentischer und sympathischer. Laura Kern ist eine tolle Spezialvermittlerin und es macht Spaß, sie zu begleiten.

Ich habe von Kapitel zu Kapitel mitgerätselt. Ich liebe diesen mitreißenden Schreibstil von Catherine Shepherd, die so gekonnt falsche Fährten legt und mich so lange im Dunkeln tappen ließ. Die Lösung des Falles hat sich mir erst ziemlich am Ende offenbart.

Das Buch verliert zu keiner Zeit an Spannung und war genau nach meinem Geschmack. Ich bin schon gespannt, mit welchem Fall es Laura Kern beim nächsten Teil der Reihe zu tun bekommt.

Von mir eine klare und absolute Leseempfehlung für Neueinsteiger und Fans. Auf das nächste Buch freue ich mich schon sehr.

Für diesen Thriller vergebe ich gerne fünf Sterne!

Bewertung vom 17.07.2025
Calden, Saskia

Das geheime Zeichen


ausgezeichnet

Ein spektakulärer Fall, raffiniert und gut durchdacht mit Hochspannung bis zum Schluss

Alte Häuser können einiges erzählen, aber ein eingemauertes Skelett haben hoffentlich die wenigsten zu bieten. Bei Renovierungsarbeiten wird die Tote entdeckt, eine Frau mit einer Kette um den Hals, an dem ein mysteriöses Symbol hängt.

Evelyn Holm von der Kripo Freiburg wird mit den Ermittlungen beauftragt. Als sie das Symbol sieht, wird sie abrupt in ihre Kindheit zurück versetzt. In einer schrecklichen Nacht hat sie dieses Symbol schon einmal gesehen und danach hat sich ihr Leben völlig verändert.

Viola träumt von einer Karriere als Künstlerin. Durch eine alte Freundin wird sie in einen elitären Club eingeführt, der sich nur durch ein Symbol zu erkennen gibt. Durch ihre Mitgliedschaft geht ihre Karriere steil nach oben. Doch wer aufgenommen wird, unterwirft sich strengen Vorschriften und setzt beim Bruch dieser Regeln sein Leben aufs Spiel. Die naive Viola findet sich schnell in einer ausweglosen Situation wieder und weiß nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann.

Evelyn hat durch das Symbol ein persönliches Interesse daran, den Fall zu aufzuklären. Ich rätsle gerne mit und es war spannend, Evelyns Erkenntnissen zu folgen und in das Leben Violas Einblick einzutauchen. Die Handlung ist in diese zwei Erzählstränge aufgeteilt, die als verbindendes Element das mysteriöse Symbol aufweisen. Es gelingt Saskia Calden die beiden Erzählstränge geschickt zusammenzuführen. Cliffhanger und angenehm kurze Kapitel treiben die Spannung nach oben. Die sich immer weiter aufbauende Spannung und der flüssige Schreibstil machte es mir fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Auch das Ende war nachvollziehbar, jedoch glich der Weg zur Auflösung einem Labyrinth, in dem man leicht die Orientierung verlieren konnte. Trotzdem haben sich die einzelnen Teile zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen gefügt.

Ein raffinierter und gut durchdachter Krimi mit einem passenden Cover. Das Motiv mit den Spinnweben stellt die Verbindung zur Vergangenheit dar.

"Das geheime Zeichen" hat mich gut unterhalten und ich vergebe gerne fünf Sterne

Bewertung vom 13.07.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

Wer ist der große Calafati? Das ungewöhnlichste Ermittlerduo Wiens muss es herausfinden

Der Totengräber und die Pratermorde“ ist bereits der vierte Fall des ungewöhnlichen Ermittlerduos kauziger Totengräber und flotter Inspektor. Das Cover ergänzt wunderbar die Vorgängerbücher der Reihe und stimmt auf die Handlung ein.
Wer die vorherigen Bände nicht gelesen hat (eine Kenntnis ist nicht nötig, ich empfehle aber dies nachzuholen, sie sind sehr lesenswert), kann sich durch den historischen Stadtplan in der Umschlagseite, dem Personenregister und dem Glossar (ganz hinten) gut orientieren.

Wien, 1896. Auf dem Prater im vornehmen Theater Ronacher gastiert der amerikanische Zauberer Banton. Er verspricht nicht nur eine einmalige Zaubershow sondern eine Weltsensation, sein neuer Zaubertrick "Die zersägte Jungfrau". Leider hat er für die arme Assistentin Marie nicht funktioniert und sie musste ihr Leben lassen. Wie schrecklich muss es für das erwartungsvolle Publikum gewesen sein, als die junge Bühnendarstellerin tatsächlich der Säge zum Opfer fällt und stirbt.
Hatte sein Konkurrent, der "Der Große Bellini" die Hände im Spiel?
Julia war mit ihrem neuen Freund Fritz als Reporterin bei der Vorführung dabei. Sie zögert nicht lange und geht hinter die Kulissen um mehr über das blutige Unglück herauszufinden. Und es kommt wie es kommen muss - sie trifft mit Leopold zusammen. Auch Inspektor Leopold von Herzfeldt beginnt zu ermitteln. Durch die gemeinsamen Nachforschungen kommen sich die beiden wieder näher.
Es stellt sich heraus, dass rund um den Prater junge Frauen vermisst werden. Als in einem Waldstück Frauenleichen gefunden werden, führt die Spur zum Prater. Julia, die inzwischen für die Zeitung Journal arbeitet, beginnt Undercover Nachforschungen zu betreiben und bringt sich damit in Lebensgefahr.
Um dem grausamen Mörder, der sein Unwesen rund um den Wiener Prater treibt, auf die Spur zu kommen, braucht Leo Unterstützung und wendet sich an seinen Freund Augustin Rothmayer. Der Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs schreibt an einem neuen Buch, "Was uns die Toten erzählen", und ist in Experimente vertieft. Zudem macht ihm seine Ziehtochter Anna, die mitten in der Pubertät steckt, Sorgen. Doch nur gemeinsam können Leo, Julia und Augustin das grausame Spiel des Mörders aufhalten.

Ich liebe die sympathischen Hauptfiguren, allen voran den schrulligen und hochgebildeten Totengräber Augustin Rothmayer und den feschen Inspektor Leopold von Herzfeld, beides Figuren, die mir sofort ans Herz gewachsen sind.

Oliver Pötzsch gelang es wieder, mich auf eine absolut spannende Zeitreise ins Wien Ende des neunzehnten Jahrhunderts mitzunehmen. Durch seine atmosphärischen Beschreibungen wurde der Prater mit dem großen Calafati, den Schaustellerbuden, Damenkapellen, dem Kinestokop mit den 'Lebenden Bildern" und der frühe Themenpark "Venedig in Wien" zum Leben erweckt.
Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt. Ich habe bei der Klärung der dunklen Geheimnisse mitgefiebert und wurde bestens unterhalten hat. Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.06.2025
Seeck, Max

Blindspiel


ausgezeichnet

Alexander wurde durch eine Gelegenheit zum Dieb gemacht. Eine lederne Aktentasche auf dem Rücksitz eines teuren Sportwagens, da konnte er nicht widerstehen. Hätte er geahnt, dass er einen Serienmörder bestiehlt, hätte er sicher die Finger davon gelassen, denn er bezahlt für den Diebstahl mit seinem Leben.

Die Kripo Helsinki bekommt es schnell mit einem weiteren Mordopfer zu tun. Es handelt sich um eine Frau, die komplett mit weißer Farbe angemalt ist und der eine Schachfigur im Halse steckt.

Schnell wird der Profiler Milo daraufhin um Hilfe gebeten. Als Milo eine anonyme Nachricht in Schachnotation erreicht, ahnt er, dass er sich mitten in einem tödlichen Spiel befindet. Er kontaktiert Stanislaw, den Ex-Partner seiner Mutter, der ein versierter Schachspieler ist. Stanislaw ist jedoch auch jemand, dem er eigentlich nie mehr begegnen wollte, zu sehr belasten ihn Erlebnisse aus seiner Kindheit. Doch so sehr es ihm widerstrebt weiß er doch von Stanislaw, dass beim Schach die Spielweise das Fenster zur Seelenlandschaft des Spielers ist. Er braucht seine Hilfe, um den nächsten Zug des Killers vorherzusehen.

Der Profiler Milo ist der Charakter in dem Buch, der mich am meisten gedanklich beschäftigt hat. Prägende Erlebnisse in seiner Kindheit hatten Einfluss auf die Entwicklung seines Charakters und er hat einige Traumata in sein Erwachsenenleben mitgenommen.

In Milos und Ronjas Ehe gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung, doch Milo macht schrankenlose Zugeständnisse um Ronja glücklich zu sehen. Diese persönlichen Herausforderungen wurden mit der Geschichte verknüpft und haben den Krimi nur noch fesselnder gemacht.

Das Team der Kripo Helsinki ist sympathisch. Neben Minka fand ich den schon älteren, erfahrenen Kriminalkommissar Salomaa mit seinen behänden Gedankengängen sehr bereichernd.

Sehr gefallen hat mir der Schreibstil von Max Seeck, der "Blindspiel" zu mehr als nur einem packenden Zeitvertreib gemacht hat. Die sich immer weiter aufbauende Spannung und der flüssige Schreibstil machte es mir fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Durch Wendungen und Enthüllungen wurde die Handlung immer wieder in eine neue Richtung gelenkt. Ich rätsle gerne mit und es war spannend, wie sich die einzelnen Teile zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengefügt haben. Das Ende war nachvollziehbar, auch wenn der Weg zur Auflösung durch einen Irrgarten führte.

Lesenswert und fesselnd bis zum Schluss. Für mich ein Thriller, der nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch fünf Sterne verdient.

Bewertung vom 12.03.2025
Stevenson, Benjamin

Jeder im Zug ist verdächtig / Die mörderischen Cunninghams Bd.2


ausgezeichnet

Dieses Buch ist eine Anleitung für das Schreiben von Krimis

Das denkwürdige 50. Australische Kriminalautoren- Festival. Ein cleverer Krimi, der in einem Zug spielt.

Benjamin Stevensons Buch "Jeder im Zug ist verdächtig" wurde eindeutig von Agatha Christies "Mord im Orient-Express" inspiriert und ist ein großes Lesevergnügen für alle Fans der klassischen Kriminalromane dieses Zeitalters. Die Detektivgeschichte, die in dem real existierenden legendären Personenzug "Ghan" spielt, wurde von Stevenson modernisiert und humoristisch verarbeitet.
Ein Großteil der Handlung spielt an Bord des "Ghan", dieses luxuriösen Zuges, der durch die Wüsten Zentralaustraliens fährt. Er verbindet die Städte Darwin und Adelaide miteinander und ist gleichzeitig Schauplatz des 50. Australischen Kriminalautoren- Festivals. Die Handlung beginnt in Darwin, wo sich mehrere prominente Krimiautoren, Literaturagenten, Kritiker und Fans zu einer Reise mit dem "Ghan" getroffen haben.
Der Erzähler, Ernest, ist der Debütautor eines Sachbuch-Bestsellers ("Everyone in my Family has killed Someone"). Ernest arbeitet nun an seinem ersten Roman und wird durch seine Agentin und einen bereits gezahlten Vorschuss unter Druck gesetzt. Er kämpft mit einer Schreibblockade und hofft, Inspiration unter anderen Autoren und den wenigen Fans im Zug zu finden.
Dann geschieht der erste Mord und Ernest, zusammen mit all den anderen Krimiautoren, versucht herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist. Natürliche Todesumstände werden dank Alan Royce, Autor und ehemaliger Rechtsmediziner, schnell ausgeschlossen. Kurz darauf wird in einer Kabine eine zweite Leiche gefunden. Ernest muss gemeinsam mit den anderen Krimiautoren den Mörder stoppen, bevor es weitere Opfer gibt. Obwohl die Gruppe der Autoren klein ist, sorgt die Vielfalt der Persönlichkeiten für so manches merkwürdige Aufeinandertreffen. All diese Leute recherchieren über Morde, planen Morde und schreiben über Morde. Wem kann er also trauen, wenn alle ihr Geld damit verdienen, perfekte Verbrechen zu planen?

Ich bin Ernests Gedankengängen gefolgt, habe mit ihm spekuliert und versucht, das Rätsel zu lösen. Es war ein Abenteuer, das großartig erzählt wurde. Auch wenn ich den Mörder nie erraten hätte, war das Ende nachvollziehbar und alle Handlungsstränge wurden entwirrt.

Das Cover ist passend, eine Zugfahrkarte mit Fingerabdrücken, Blut, spitzer Klinge und Rasiermesser. Auch die Grundrisse der Kabinen und des Zuges haben mich begeistert. Sehr gut ist auch die Vorstellung der einzelnen Teilnehmer des Kriminalautoren-Festivals.

Es hat mir viel Freude gemacht, dieses außergewöhnliche Buch zu lesen. Sollte ich jemals nach Australien kommen, möchte ich unbedingt mit dem Ghan fahren. Ich vergebe gerne fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung.