Ein zauberhaftes Buch über die unerschütterliche Liebe einer Enkelin zu ihrem Großvater
Die wahre Liebe von Kaede zu ihrem Großvater hat mich zutiefst berührt und ist mit ein Grund, warum ich dieses Buch lesen wollte - und so gerne gelesen habe.
Kaedes scharfsinniger Großvater, einst Grundschuldirektor, leidet an Lewy-Body-Demenz, die Symptome wie visuelle Halluzinationen und Gedächtnisstörungen verursacht. Er lebt in der Obhut von Pflegekräften und Kaede besucht ihn, sofort sie kann.
Kaede, eine junge Lehrerin aus Tokio, stößt eines Tages auf seltsame Zeitungsausschnitte, die in einem gebrauchten Buch stecken. Sie kann sich keinen Reim darauf machen und muss sofort an ihren Großvater denken, der trotz seiner Demenzerkrankung über eine unglaubliche Kombinationsgabe verfügt. Außerdem weist er ein enormes Wissen auf, wenn es um die großen Klassiker der Kriminalliteratur geht.
Diese Zeitungsausschnitte sind nicht das einzige Rätsel, auf das Kaede in ihrem Alltag stößt. Gemeinsam lassen die beiden ihrer Fantasie freien Lauf und lösen so meisterhaft kleine und große Rätsel. Obwohl sich die geistigen Fähigkeiten von Kaedes Großvater verschlechtert haben, schlummert unter der Demenz seine Kombinationsgabe und sein großes Literaturwissen.
Als sich jedoch ein schwerwiegender Vorfall ereignet, der Kaedes Leben betrifft, werden beide auf eine harte Probe gestellt. Großvaters zu neuem Leben erwachter Verstand und ihre gemeinsame Liebe zur Literatur muss es einfach gelingen, die drohende Gefahr abzuwenden.
Das Thema Demenzerkrankung nimmt einen großen Teil des Romans ein. Die Kommunikation zwischen Kaede und ihrem Großvater ließ keine Verzweiflung wegen der Krankheit aufkommen, sondern Zuversicht. Es ist eine lebensbejahende, gefühlvolle Erzählung mit dem Großvater als sanftem, und trotz seiner Krankheit brilliantem Detektiv.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ein Buch mich das letzte Mal so sehr berührt hat.
Es beginnt mit dem passenden Cover mit wunderschön gestaltetem Buchschnitt und es hört mit einem perfekten Ende auf. Ich liebe es.
"Die Bibliothek meines Großvaters" ist ein außergewöhnliches Buch das zum Nachdenken anregt und für das ich fünf Sterne vergebe.
"Das heimliche Zimmer" ist der zehnte Band der Laura-Kern-Reihe. Das Cover passt wunderbar zur Reihe und ist ein toller Eyecatcher.
Laura Kern vom Landeskriminalamt Berlin löst die besonders schwerwiegenden Fälle und es ist ein besonders schrecklicher Mord, zu dem Laura gerufen wird. Der Tote ist ein Minderjähriger im Teenageralter, der in einer stillgelegten U-Bahn-Station aufgefunden wird. Der erste Verdächtige ist ebenfalls minderjährig, was den Fall besonders sensibel macht. Leon, der beste Freund des Ermordeten, zweifelt an sich selbst. Er kann sich einfach nicht an den Abend erinnern, für ihn ist ein Großteil der Nacht wie ausgelöscht.
Es gibt weitere Opfer, alle im Umfeld der Clique der Jugendlichen, und es wird für Leon immer wichtiger sich zu erinnern, bevor es zu spät ist.
"Das heimliche Zimmer" von Catherine Shepherd ist ein gelungener Pageturner, der mich von Anfang bis Ende komplett in den Bann gezogen hat. Auch in das heimliche Zimmer nimmt die Autorin in kurzen Kapiteln den Leser mit. Hier wird entschieden, von welchen fiesen Menschen Welt befreit werden muss.
Wie bei allen Büchern der Autorin beginnt die Spannung mit den ersten Zeilen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und ein paar Cliffhänger sorgen für einen schnellen Lesefluss. Ich musste einfach wissen, wie es weitergeht und Lesepausen waren fast unmöglich.
Laura und ihren Freund Taylor und Max mag ich sehr und ich lese gerne von ihnen. Die privaten Einblicke machen sie noch authentischer und sympathischer. Laura Kern ist eine tolle Spezialvermittlerin und es macht Spaß, sie zu begleiten.
Ich habe von Kapitel zu Kapitel mitgerätselt. Ich liebe diesen mitreißenden Schreibstil von Catherine Shepherd, die so gekonnt falsche Fährten legt und mich so lange im Dunkeln tappen ließ. Die Lösung des Falles hat sich mir erst ziemlich am Ende offenbart.
Das Buch verliert zu keiner Zeit an Spannung und war genau nach meinem Geschmack. Ich bin schon gespannt, mit welchem Fall es Laura Kern beim nächsten Teil der Reihe zu tun bekommt.
Von mir eine klare und absolute Leseempfehlung für Neueinsteiger und Fans. Auf das nächste Buch freue ich mich schon sehr.
Für diesen Thriller vergebe ich gerne fünf Sterne!
Ein spektakulärer Fall, raffiniert und gut durchdacht mit Hochspannung bis zum Schluss
Alte Häuser können einiges erzählen, aber ein eingemauertes Skelett haben hoffentlich die wenigsten zu bieten. Bei Renovierungsarbeiten wird die Tote entdeckt, eine Frau mit einer Kette um den Hals, an dem ein mysteriöses Symbol hängt.
Evelyn Holm von der Kripo Freiburg wird mit den Ermittlungen beauftragt. Als sie das Symbol sieht, wird sie abrupt in ihre Kindheit zurück versetzt. In einer schrecklichen Nacht hat sie dieses Symbol schon einmal gesehen und danach hat sich ihr Leben völlig verändert.
Viola träumt von einer Karriere als Künstlerin. Durch eine alte Freundin wird sie in einen elitären Club eingeführt, der sich nur durch ein Symbol zu erkennen gibt. Durch ihre Mitgliedschaft geht ihre Karriere steil nach oben. Doch wer aufgenommen wird, unterwirft sich strengen Vorschriften und setzt beim Bruch dieser Regeln sein Leben aufs Spiel. Die naive Viola findet sich schnell in einer ausweglosen Situation wieder und weiß nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann.
Evelyn hat durch das Symbol ein persönliches Interesse daran, den Fall zu aufzuklären. Ich rätsle gerne mit und es war spannend, Evelyns Erkenntnissen zu folgen und in das Leben Violas Einblick einzutauchen. Die Handlung ist in diese zwei Erzählstränge aufgeteilt, die als verbindendes Element das mysteriöse Symbol aufweisen. Es gelingt Saskia Calden die beiden Erzählstränge geschickt zusammenzuführen. Cliffhanger und angenehm kurze Kapitel treiben die Spannung nach oben. Die sich immer weiter aufbauende Spannung und der flüssige Schreibstil machte es mir fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Auch das Ende war nachvollziehbar, jedoch glich der Weg zur Auflösung einem Labyrinth, in dem man leicht die Orientierung verlieren konnte. Trotzdem haben sich die einzelnen Teile zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen gefügt.
Ein raffinierter und gut durchdachter Krimi mit einem passenden Cover. Das Motiv mit den Spinnweben stellt die Verbindung zur Vergangenheit dar.
"Das geheime Zeichen" hat mich gut unterhalten und ich vergebe gerne fünf Sterne
Wer ist der große Calafati? Das ungewöhnlichste Ermittlerduo Wiens muss es herausfinden
Der Totengräber und die Pratermorde“ ist bereits der vierte Fall des ungewöhnlichen Ermittlerduos kauziger Totengräber und flotter Inspektor. Das Cover ergänzt wunderbar die Vorgängerbücher der Reihe und stimmt auf die Handlung ein.
Wer die vorherigen Bände nicht gelesen hat (eine Kenntnis ist nicht nötig, ich empfehle aber dies nachzuholen, sie sind sehr lesenswert), kann sich durch den historischen Stadtplan in der Umschlagseite, dem Personenregister und dem Glossar (ganz hinten) gut orientieren.
Wien, 1896. Auf dem Prater im vornehmen Theater Ronacher gastiert der amerikanische Zauberer Banton. Er verspricht nicht nur eine einmalige Zaubershow sondern eine Weltsensation, sein neuer Zaubertrick "Die zersägte Jungfrau". Leider hat er für die arme Assistentin Marie nicht funktioniert und sie musste ihr Leben lassen. Wie schrecklich muss es für das erwartungsvolle Publikum gewesen sein, als die junge Bühnendarstellerin tatsächlich der Säge zum Opfer fällt und stirbt.
Hatte sein Konkurrent, der "Der Große Bellini" die Hände im Spiel?
Julia war mit ihrem neuen Freund Fritz als Reporterin bei der Vorführung dabei. Sie zögert nicht lange und geht hinter die Kulissen um mehr über das blutige Unglück herauszufinden. Und es kommt wie es kommen muss - sie trifft mit Leopold zusammen. Auch Inspektor Leopold von Herzfeldt beginnt zu ermitteln. Durch die gemeinsamen Nachforschungen kommen sich die beiden wieder näher.
Es stellt sich heraus, dass rund um den Prater junge Frauen vermisst werden. Als in einem Waldstück Frauenleichen gefunden werden, führt die Spur zum Prater. Julia, die inzwischen für die Zeitung Journal arbeitet, beginnt Undercover Nachforschungen zu betreiben und bringt sich damit in Lebensgefahr.
Um dem grausamen Mörder, der sein Unwesen rund um den Wiener Prater treibt, auf die Spur zu kommen, braucht Leo Unterstützung und wendet sich an seinen Freund Augustin Rothmayer. Der Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs schreibt an einem neuen Buch, "Was uns die Toten erzählen", und ist in Experimente vertieft. Zudem macht ihm seine Ziehtochter Anna, die mitten in der Pubertät steckt, Sorgen. Doch nur gemeinsam können Leo, Julia und Augustin das grausame Spiel des Mörders aufhalten.
Ich liebe die sympathischen Hauptfiguren, allen voran den schrulligen und hochgebildeten Totengräber Augustin Rothmayer und den feschen Inspektor Leopold von Herzfeld, beides Figuren, die mir sofort ans Herz gewachsen sind.
Oliver Pötzsch gelang es wieder, mich auf eine absolut spannende Zeitreise ins Wien Ende des neunzehnten Jahrhunderts mitzunehmen. Durch seine atmosphärischen Beschreibungen wurde der Prater mit dem großen Calafati, den Schaustellerbuden, Damenkapellen, dem Kinestokop mit den 'Lebenden Bildern" und der frühe Themenpark "Venedig in Wien" zum Leben erweckt.
Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt. Ich habe bei der Klärung der dunklen Geheimnisse mitgefiebert und wurde bestens unterhalten hat. Von mir eine absolute Leseempfehlung!
Alexander wurde durch eine Gelegenheit zum Dieb gemacht. Eine lederne Aktentasche auf dem Rücksitz eines teuren Sportwagens, da konnte er nicht widerstehen. Hätte er geahnt, dass er einen Serienmörder bestiehlt, hätte er sicher die Finger davon gelassen, denn er bezahlt für den Diebstahl mit seinem Leben.
Die Kripo Helsinki bekommt es schnell mit einem weiteren Mordopfer zu tun. Es handelt sich um eine Frau, die komplett mit weißer Farbe angemalt ist und der eine Schachfigur im Halse steckt.
Schnell wird der Profiler Milo daraufhin um Hilfe gebeten. Als Milo eine anonyme Nachricht in Schachnotation erreicht, ahnt er, dass er sich mitten in einem tödlichen Spiel befindet. Er kontaktiert Stanislaw, den Ex-Partner seiner Mutter, der ein versierter Schachspieler ist. Stanislaw ist jedoch auch jemand, dem er eigentlich nie mehr begegnen wollte, zu sehr belasten ihn Erlebnisse aus seiner Kindheit. Doch so sehr es ihm widerstrebt weiß er doch von Stanislaw, dass beim Schach die Spielweise das Fenster zur Seelenlandschaft des Spielers ist. Er braucht seine Hilfe, um den nächsten Zug des Killers vorherzusehen.
Der Profiler Milo ist der Charakter in dem Buch, der mich am meisten gedanklich beschäftigt hat. Prägende Erlebnisse in seiner Kindheit hatten Einfluss auf die Entwicklung seines Charakters und er hat einige Traumata in sein Erwachsenenleben mitgenommen.
In Milos und Ronjas Ehe gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung, doch Milo macht schrankenlose Zugeständnisse um Ronja glücklich zu sehen. Diese persönlichen Herausforderungen wurden mit der Geschichte verknüpft und haben den Krimi nur noch fesselnder gemacht.
Das Team der Kripo Helsinki ist sympathisch. Neben Minka fand ich den schon älteren, erfahrenen Kriminalkommissar Salomaa mit seinen behänden Gedankengängen sehr bereichernd.
Sehr gefallen hat mir der Schreibstil von Max Seeck, der "Blindspiel" zu mehr als nur einem packenden Zeitvertreib gemacht hat. Die sich immer weiter aufbauende Spannung und der flüssige Schreibstil machte es mir fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Durch Wendungen und Enthüllungen wurde die Handlung immer wieder in eine neue Richtung gelenkt. Ich rätsle gerne mit und es war spannend, wie sich die einzelnen Teile zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengefügt haben. Das Ende war nachvollziehbar, auch wenn der Weg zur Auflösung durch einen Irrgarten führte.
Lesenswert und fesselnd bis zum Schluss. Für mich ein Thriller, der nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch fünf Sterne verdient.
Dieses Buch ist eine Anleitung für das Schreiben von Krimis
Das denkwürdige 50. Australische Kriminalautoren- Festival. Ein cleverer Krimi, der in einem Zug spielt.
Benjamin Stevensons Buch "Jeder im Zug ist verdächtig" wurde eindeutig von Agatha Christies "Mord im Orient-Express" inspiriert und ist ein großes Lesevergnügen für alle Fans der klassischen Kriminalromane dieses Zeitalters. Die Detektivgeschichte, die in dem real existierenden legendären Personenzug "Ghan" spielt, wurde von Stevenson modernisiert und humoristisch verarbeitet.
Ein Großteil der Handlung spielt an Bord des "Ghan", dieses luxuriösen Zuges, der durch die Wüsten Zentralaustraliens fährt. Er verbindet die Städte Darwin und Adelaide miteinander und ist gleichzeitig Schauplatz des 50. Australischen Kriminalautoren- Festivals. Die Handlung beginnt in Darwin, wo sich mehrere prominente Krimiautoren, Literaturagenten, Kritiker und Fans zu einer Reise mit dem "Ghan" getroffen haben.
Der Erzähler, Ernest, ist der Debütautor eines Sachbuch-Bestsellers ("Everyone in my Family has killed Someone"). Ernest arbeitet nun an seinem ersten Roman und wird durch seine Agentin und einen bereits gezahlten Vorschuss unter Druck gesetzt. Er kämpft mit einer Schreibblockade und hofft, Inspiration unter anderen Autoren und den wenigen Fans im Zug zu finden.
Dann geschieht der erste Mord und Ernest, zusammen mit all den anderen Krimiautoren, versucht herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist. Natürliche Todesumstände werden dank Alan Royce, Autor und ehemaliger Rechtsmediziner, schnell ausgeschlossen. Kurz darauf wird in einer Kabine eine zweite Leiche gefunden. Ernest muss gemeinsam mit den anderen Krimiautoren den Mörder stoppen, bevor es weitere Opfer gibt. Obwohl die Gruppe der Autoren klein ist, sorgt die Vielfalt der Persönlichkeiten für so manches merkwürdige Aufeinandertreffen. All diese Leute recherchieren über Morde, planen Morde und schreiben über Morde. Wem kann er also trauen, wenn alle ihr Geld damit verdienen, perfekte Verbrechen zu planen?
Ich bin Ernests Gedankengängen gefolgt, habe mit ihm spekuliert und versucht, das Rätsel zu lösen. Es war ein Abenteuer, das großartig erzählt wurde. Auch wenn ich den Mörder nie erraten hätte, war das Ende nachvollziehbar und alle Handlungsstränge wurden entwirrt.
Das Cover ist passend, eine Zugfahrkarte mit Fingerabdrücken, Blut, spitzer Klinge und Rasiermesser. Auch die Grundrisse der Kabinen und des Zuges haben mich begeistert. Sehr gut ist auch die Vorstellung der einzelnen Teilnehmer des Kriminalautoren-Festivals.
Es hat mir viel Freude gemacht, dieses außergewöhnliche Buch zu lesen. Sollte ich jemals nach Australien kommen, möchte ich unbedingt mit dem Ghan fahren. Ich vergebe gerne fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung.
Ein weiterer Hit auf der Liste der klassischen britischen Detektivromane
Ich habe diesen Albert Campion Kriminalroman, der erstmals 1931 veröffentlicht wurde, sehr genossen.
Albert Campion ist eine etwas nervige Person, die fast keinen vernünftigen Satz herausbringt und als manchmal naiv und abwesend wirkender jugendlicher Dandy auftritt. Er wird deshalb von anderen gerne unterschätzt, aber mit seinem scharfen Verstand gelingt ihm es ihm immer wieder, verworrene Geschehnisse zu durchschauen.
Sein Diener und Faktotum ist Magersfontein Lugg, ein ehemaliger Einbrecher mit schroffer Art, der Campion in sozialen Angelegenheiten ebenso behindert, wie er ihm bei den Ermittlungen hilft. (Magersfontein Lugg, ein Name, der mich sofort begeistert hat).
Val Gyrth ist der Erbe der Familie Gyrth, die vom britischen Königshaus dazu berufen wurde, den berühmten Gyrth-Kelch zu bewachen. Albert Campion hat Kenntnis davon, daß eine Verschwörung aus Kunstsammlern und Kriminellen den Schatz stehlen will. Wird Campion es schaffen, den Kelch und die Ehre der Familie zu retten?
Die Handlung ist voll von Charakteren aus allen Ebenen der englischen Gesellschaft, die in eine interessante Handlung verwebt wurden.
Mit Albert Campion hat Margery Allingham einen der führenden Gentleman Detektive ihrer Zeit erschaffen. Ein normal aussehender junger Mann voller Selbstvertrauen und mit der fast unfehlbaren Fähigkeit, aus den fadenscheinigsten Hinweisen einen Sinn zu machen. Diese Fähigkeit verleiht dem Buch eine Menge Spannung, weil der Leser sich mit ihm Sorgen macht, aber nicht immer versteht, warum er sich Sorgen macht. Der Kriminalroman ist gut geschriebenen, das Geheimnis ist spannend, das Tempo ist vielleicht etwas langsamer als wir es heutzutage gewohnt sind, aber das gibt Zeit zum Nachdenken. Am Ende ist alles gut miteinander verknüpft und alle Hinweise wurden geklärt.
Dieser Detektivroman von einer der "Queens of Crime" des Goldenen Zeitalters der Kriminalliteratur bekommt von mir fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.
Sophie braucht dringend eine Therapie
Sophie Stach, Coachin und Psychoanalytische Supervisorin, wird während einer Therapiestunde völlig aus der Bahn geworfen. Ihre neue Klientin Amelie ist eine attraktive junge Frau, und wie sich am Ende der Sitzung fast zufällig herausstellt, auch die Geliebte ihres Mannes Jakob. Wie konnte Amelie auch in den safe space ihrer Praxis geschweige denn in den ihrer Ehe eindringen? Sophie wird jäh bewusst, dass Amelie eine ernstzunehmende Bedrohung ist. Verständlich, dass es zu einer kleinen Rangelei kommt und ein kräftiger Schubs allem Anschein nach zur Lösung von Sophies Problem führt. Doch leider zieht diese spontane Reaktion weitere Probleme nach sich, die Sophie gekonnt nach dem Motto handeln ist wichtiger als reden löst.
Nach den Achtsamkeitskursen bei Karsten Dusse hatte ich einen ähnlichen schwarzhumorigen Roman erwartet, der Wortwitz, Sarkasmus, Spannung und Überraschung gekonnt mischt. Leider wurde ich in dieser Hinsicht enttäuscht. ABER dennoch fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Handlung ist unterhaltsam und hat mich dann doch noch gefesselt. Aus Sophies Therapeutinnnensicht gesehen, kann man die Beweggründe für ihre aberwitzigen Handlungen zwar nachvollziehen aber keinesfalls gutheißen. Nicht so ganz nach dem Lehrbuch löst sie ihre sich ausweitenden Probleme durch weniger reden und mehr machen, was die Probleme jedoch nicht löst, sondern ganz im Gegenteil zu neuen führt. Kurz keimt in ihr der Gedanke auf: Ich bin als Therapeutin eine Versagerin, der gleich weit weggeschoben wird, denn sie ist ja nicht verantwortlich für all das Böse in der Welt. Im Gegenteil, das Böse in der Welt - in Form einer durch ihre Mutter gewaltvoll geprägten Kindheit - ist es.
Ein Satz, der mir gefallen hat, steht auf Seite 117: ...der Sinn an Zigaretten ist, wie ich jetzt feststelle, dass man sich an diesen kleinen, dünnen Dingern festhalten kann, als wären sie der Segelmast, an dem man sich festkrallt, während eine riesige Flutwelle alles von Bord reißt.
Das Ende hat mich nicht überzeugen können, zuviel bleibt offen. Doch eines ist klar, Sophies Arbeit als Therapeutin ist noch lange nicht am Ende...
Britisch, warmherzig und oh so very funny - mit "Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister" geht es mit dem Marlow Mordclub endlich weiter!
Die Aufklärung der Todesumstände des dahingeschiedenen Bürgermeisters ist der dritte Fall für Mrs Potts Mordclub und kann ohne Kenntnis der Vorgänger mit viel Spaß gelesen werden. Das schöne Cover passt gut zu den Vorgängern und zu einem britischen cozy Crime.
Die achtundsiebzigjährige Judith Potts lebt allein in einem in die Jahre gekommenen Herrenhaus am Ufer der Themse. Sie genießt ihr tägliches hüllenloses Bad in den belebenden Fluten der Themse und sie trinkt auch gerne zum Ausklang des Tages ein Gläschen Whisky - oder auch zwei. Sie entwirft altmodische Kreuzworträtsel für Tageszeitungen auf einem modernen Tablet. Doch nicht nur Judith Potts ist herrlich skurril, die beiden anderen Mitglieder des Mordclubs sind es auch. Suzie ist eine mit beiden Beinen auf dem Boden stehende Hundesitterin, die durch eine Radiosendung und einer Reality TV Sendung über die Renovierung ihres Hauses zu einer kleinen örtlichen Berühmtheit geworden ist. Becks ist die Frau des örtlichen Pfarrers, prüde, anständig und bürgerlich, was ihr bei Ermittlungsfragen rund um den Haushalt eine erstaunliche Klarsicht verschafft.
Geoffrey Lushington, der beliebte Bürgermeister von Marlow wird während einer Stadtratssitzung ermordet. Das Tässchen Kaffee, das er bei der Bauausschusssitzung getrunken hat, ist ihm nicht bekommen, war es doch mit Eisenhuth versetzt. Wie das Leben so spielt hat Mrs Potts Mordclub die ideale Augenzeugin seines tragischen Todes: Suzie.
DS Tanika Malik muss erfreulicherweise nicht allein ermitteln, Judith, Suzie und Becks werden zu zivilen Beraterinnen ernannt. Diese Befugnis erleichtert Tanika ihre eigenen Ermittlungen, da sich der Mordclub von eigenen Recherchen sowieso nicht abhalten lässt. Das führt jedoch auch zu skurrilen und schrägen Situationen, die den
Charme von Mrs Pott's Mordclub ausmachen. Es war ein Genuss, die scharfsinnigen Damen bei ihren Ermittlungen zu begleiten und dabei zuzusehen, wie sie sich in das Leben und in die Geheimnisse jedes einzelnen der vier Tatverdächtigen vertiefen - und dabei immer neue Verdächtige finden.
Robert Thorogood hat wieder einen amüsanten und außerdem ziemlich spannenden Whodunit geschrieben. Beginnend als Locked Room Mystery mit spannendem Plot, gab es zunehmend trickreiche Wendungen und überraschende Twists, was mich bis zur endgültigen Aufklärung miträtseln ließ.
Meine Erwartung auf einen meisterhaften, klugen und spannungsgeladenen Mystery Roman wurden erfüllt und es war wieder ein Riesenspaß dieses Buch zu lesen. Ich empfehle diesen Kriminalroman gerne weiter und freue mich auf viele weitere Fälle für Mrs Potts Mordclub!
Schlaflose Suche nach dem Täter
"Am Ende des Lichts" ist bereits der elfte Band der Jan Tommen Reihe. Er kann problemlos auch ohne Vorkenntnis der anderen Bände gelesen werden. Um jedoch richtig Anschluss zu bekommen empfehle ich früher einzusteigen. Jan und sein Team besser zu kennen steigert das Lesevergnügen.
Es ist ein entsetzliches Video, das Jan Tommen und sein Ermittlerteam in höchstem Maße unter Zeitdruck setzt. Das bereits auf zahlreichen Plattformen im Internet kursierende Video zeigt einen Mann in Ketten. Eine Stimme im Hintergrund fordert den Tod eines gewissen Paul Wank, sonst wird das Entführungsopfer binnen vierundzwanzig Stunden einen tödlichen Stromstoß erhalten. Die Polizei macht Paul Wank ausfindig, doch er behauptet, weder das Opfer noch ein mögliches Motiv für die Todesdrohung zu kennen. Trotz aller Bemühungen gelingt es dem Ermittlerteam nicht, das Entführungsopfer zu finden und zu befreien. Die Zeit verrinnt und der Mann wird vor laufender Kamera ermordet. Der Grund der schrecklichen Tat bleibt im Dunkeln. Kurz darauf kündigt der Entführer das nächste Video an.
Jan und seine Freunde versuchen unter großem Zeitdruck hinter das Motiv des Täters zu kommen. Wie immer arbeiten sie fachübergreifend zusammen. Zoe, die Rechtsmedizinerin, Max, der Hacker und Chandu, der Verbindungen in die Berliner Unterwelt hat und der bei den Zusammenkünften für kulinarische Gaumenfreuden sorgt.
Der Fall entpuppt sich als äusserst schwierig, da Paul Wank mit den Opfern in keine Verbindung gebracht werden kann. Der Entführer ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Endlich gibt es neue Spuren und der Fall nimmt eine ungeahnte Wendung.
Die Ermittlungen werden vom Autor packend beschrieben. Jan und sein Team bewegen sich bei ihren Ermittlungen auch mal an der Grenze der Legalität. Dieses unangepasst sein gefällt mir sehr gut. Die Hintergründe der Tat waren nachvollziehbar und ich war mit dem nicht ganz üblichen Ende einverstanden.
Ich rätsle gerne mit und es war spannend, wie sich die einzelnen Teile zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen gefügt haben.
"Am Ende des Lichts" hat mich gut unterhalten und ich vergebe gerne fünf Sterne.
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