Unter dem Motto "Ein Thema, vier Bücher" stellen die Lektorinnen und Lektoren des Suhrkamp Verlags mit Unterstützung von Moderator Max Spallek regelmäßig die unterschiedlichsten Romane, Wissenschafts- und Sachbücher vor.
Lehnen Sie sich zurück, genießen Sie "Suhrkamp espresso" und lassen Sie sich zu Ihrer nächsten Lektüre inspirieren.
Die Titel im Überblick

Dichterisch Denken von Amir Eshel
Was Dichten und Denken unterscheidet und wie eng das eine mit dem
anderen doch zusammengehört, zeigt Amir Eshel in diesem Essay. Dichten
ist nach einem Wort von Hannah Arendt Denken ohne Geländer: frei,
ungebunden, ein Versuch jenseits einer Systematik. Damit wirkt Dichtung
auf das Denken ein. Es gibt ein dichterisches Denken, das Eshel anhand
von Gedichten aufzeigt, aber auch an Bildern von Gerhard Richter, an
Werken von Dani Karavan und Installationen, die allesamt einen ganzen
Zusammenhang ausdrücken. Amir Eshel richtet seine Aufmerksamkeit auf
zeitgenössische Künstler, deren Werke Inhumanität und Unfreiheit ins
Zentrum rücken und in ihrer künstlerischen Gestaltung einen Ausweg aus
der negativen Wirklichkeit, Erfahrung und Einschränkung weisen zu
eigenem Denken, zu perspektivischer Weite, die den Anderen in die
Betrachtung einbezieht, zu neuen Formen und Inhalten. Und Amir Eshel
zeigt, wie wir es lernen können, dichterisch zu denken, denkend zu
dichten.
da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete von Friederike Mayröcker
"Verehrte Lauscher und Lauscherinnen versuchen Sie nicht das Geheimnis
dieses Textes zu lüften", verfügt Friederike Mayröcker in ihrem neuen
Prosawerk - aber schon sein Titel legt eine unfehlbare Spur. da ich
morgens und moosgrün. Ans Fenster trete lässt keine Zweifel an dem, was
immer noch Tag für Tag zu tun ist: hellwach und neugierig auf die Welt
blicken und ihr eine Kunst abgewinnen, die Wörter in Sternschnuppen
verwandelt und die Sprache selbst als einen schier unerschöpflichen
poetischen Zauberkasten begreift: "meine Texte entstehen durch sich
fortpflanzende Augen", so eines der Geheimnisse, das die Wiener
Dichterin ihren Leserinnen und Lesern doch noch preisgibt.
Running Upon The Wires / Vibrationen von Kate Tempest
Das Ende, die Mitte, der Anfang - in drei Teilen erzählt Kate Tempest in
ihrem bisher persönlichsten Buch vom Verlassenwerden, von der Trauer
und dem Beginn einer neuen Liebe. Vom rohen Begehren, das in Gewalt
umschlägt, von der Verwundbarkeit, wenn man liebt. In den unverfroren
intimen Gedichten, Liedern und Fragmenten der Sammlung erweist sie sich
als ebenso kühne Beobachterin des menschlichen Herzens wie des sozialen
und politischen Wandels und macht vor, was es heißt, "anders, offener,
neuer mit dem Zusammenleben umzugehen" ( Frankfurter Rundschau ).
Radikal ehrlich, radikal verletzlich.
Erinnerungen von Albrecht Schöne
Zunächst nur für die Enkel begonnen, hat Albrecht Schöne ein bewegendes
und eindrucksvolles Erinnerungsbuch geschrieben. Von der Herkunft, der
Prägung durch ein konservativ-protestantisches Elternhaus über die
Jugend im NS-Staat, den Krieg und das Studium im zerstörten
Nachkriegsdeutschland entfaltet sich ein Lebensgang, in dem erlebte
Geschichte und wissenschaftliche Reflexion wie Text und Kommentar
zusammentreten. Es folgen die Stationen eines erfolgreichen
Gelehrtenlebens mit kritischen Blicken auf die Studentenrevolte nach '68
und die Entwicklung der deutschen Universität. Immer verbinden sich
persönliche Fragen und wissenschaftliche Antworten mit den Sehepunkten
des Autors. Entstanden ist ein facettenreiches Bild aus Geschichte und
Geschichten der Jahre, die ihr kennt, von denen viele Leser auf eigene
Weise sagen können, dass sie dabei gewesen sind.