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Mit vierzehn Jahren flieht ein Junge aus dem süddeutschen Heiligsheim, einem Dorf, das keineswegs nur Heilige beherbergt. Vierzig Jahre später kehrt er als Ludwig, "Luggi" Dragomir zurück: Alkohol, Drogen und alle gegen sich und andere ausgefochtenen Kriege in Berlin und anderswo konnten die Erinnerungen an den Missbrauch seiner Spielkameraden und ihm selbst durch die Honoratioren von Heiligsheim nicht verdrängen. Seit der Anwesenheit von Ludwig verschwinden gleich mehrere ältere Herren, einige werden tot aufgefunden - ob durch Unfall oder Mord, das versucht Kommissarin Anna Darko…mehr

Produktbeschreibung
Mit vierzehn Jahren flieht ein Junge aus dem süddeutschen Heiligsheim, einem Dorf, das keineswegs nur Heilige beherbergt. Vierzig Jahre später kehrt er als Ludwig, "Luggi" Dragomir zurück: Alkohol, Drogen und alle gegen sich und andere ausgefochtenen Kriege in Berlin und anderswo konnten die Erinnerungen an den Missbrauch seiner Spielkameraden und ihm selbst durch die Honoratioren von Heiligsheim nicht verdrängen. Seit der Anwesenheit von Ludwig verschwinden gleich mehrere ältere Herren, einige werden tot aufgefunden - ob durch Unfall oder Mord, das versucht Kommissarin Anna Darko herauszufinden. Dabei gerät auch Ludwig ins Visier, denn in ihm hatte Wut die Oberhand erlangt ...

Packend gelesen von Ulrich Noethen, Preisträger des Deutschen Hörbuchpreises 2017.
Autorenporträt
Friedrich Ani, geboren 1959, arbeitete als Reporter und Kulturjournalist und lebt als Schriftsteller in München. Er schreibt Gedichte, Erzählungen, Romane und Drehbücher. Für seine Bücher wurde er mehrfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Staatlichen Förderungspreis für Literatur des Bayerischen Kultusministeriums und dem Radio-Bremen-Krimi-Preis. Für vier seiner Romane um den Vermisstenfahnder Tabor Süden sowie das 2015 erschienene Buch Der namenlose Tag erhielt Ani den Deutschen Krimi Preis.

Ulrich Noethen wurde durch den Kinofilm Comedian Harmonists bekannt und war seitdem in zahlreichen preisgekrönten Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, darunter Der Untergang, Oh Boy oder Hannah Arendt . Mit seiner warmen, vielseitigen Stimme und seinem Gespür für Charaktere und Situationen begeistert Noethen auch als Hörbuchsprecher. Für seine Lesung von Friedrich Anis Nackter Mann, der brennt wurde er 2017 in der Kategorie "Bester Interpret" mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.
Trackliste
CD 1
1Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 1
2Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 2
3Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 3
4Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 4
5Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 5
6Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 6
7Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 7
8Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 8
9Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 9
10Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 10
11Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 11
12Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 12
13Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 13
14Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 14
15Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 15
16Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 16
17Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 17
18Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 18
19Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 19
20Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 20
CD 2
1Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 21
2Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 22
3Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 23
4Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 24
5Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 25
6Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 26
7Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 27
8Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 28
9Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 29
10Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 30
11Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 31
12Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 32
13Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 33
14Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 34
15Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 35
16Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 36
17Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 37
18Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 38
CD 3
1Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 39
2Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 40
3Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 41
4Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 42
5Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 43
6Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 44
7Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 45
8Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 46
9Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 47
10Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 48
11Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 49
12Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 50
13Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 51
14Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 52
15Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 53
16Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 54
17Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 55
18Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 56
19Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 57
20Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt - Teil 58
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Unerbittlich steckt uns Ani in die Haut eines Killers. Aus einer filigran gestalteten Ich-Perspektive erleben wir, wie er seine Morde plant, durchführt und mit zynischer Lakonie kommentiert. Trotzdem drängt uns Ani zur Empathie, weil der Täter auch Opfer ist. 40 Jahre, nachdem er und weitere Jungen von den Vorzeigebürgern des Dorfs missbraucht wurden, kehrt er inkognito zurück. Ani, der sich als Drehbuchautor für die TV-Produktion "Operation Zucker" mit Pädophilie und Kindesmissbrauch beschäftigt hat, kreiert ein Schreckenskabinett gesichtsloser Menschenmonster. Dass er es sich damit eigentlich zu einfach macht, bemerkt man kaum, weil die ausweglose Atmosphäre unbarmherzig jede ambivalente Gefühlsregung erdrückt. Noethen navigiert mit melancholischem Sarkasmus durch die zerstörte Seelenlandschaft. Härter, sanfter, besser kann man das nicht lesen. Bloß wenn die anderen Figuren zu reden beginnen, ist es umgekehrt. Technisch noch immer großartig, klingt das aufgesetzt. Ohne Persönlichkeit fehlt diesen Scherenschnittrandfiguren der nötige Resonanzkörper. Alles kreist um das schwarze Herz der Geschichte, das gequälte, sich rächende Ich.

© BÜCHERmagazin, Stefan Volk (smv)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2016

Die Gedanken der anderen
Krimis in Kürze: Iain Levison, Kai Hensel und Friedrich Ani

Der kann ja Gedanken lesen, das sagt sich so dahin und ist natürlich nie wörtlich gemeint. Wenn einer es ernsthaft behauptet, dann ist das entweder esoterischer Quatsch, eine Art neuer Uri-Geller-Trick - oder womöglich eine brillante Idee für einen Roman, der zwischen Science-Fiction und Kriminalerzählung changiert. Im Original heißt dieser Roman "Mindreader" und im Deutschen "Gedankenjäger" (Deuticke, 304 S., geb., 19 [Euro]). Und Iain Levison, der Schotte, der schon lange in Amerika lebt, hat diese Idee mit großer Umsicht entwickelt. Ein Polizist merkt bei einem Einsatz, dass er die Gedanken eines Junkies klar und deutlich hören kann. Bei Tieren und durch Wände funktioniert es auch. Dann soll er einen entflohenen Mörder auffinden und stellt fest: Man kann einander lesen.

Auf Dauer ist diese Fähigkeit jedoch eher anstrengend. "Der Sex ist definitiv besser, wenn du nicht hören kannst, was die anderen denken", sagt der Mörder, und sie fragen sich dann, "ob sie eine Unterhaltung ohne zu sprechen führen könnten". Nur eine Frau bleibt für beide unlesbar, sie ist im Auftrag der Regierung unterwegs, um die Gedankenleser zu steuern, sobald diese im "Online-Modus" sind. Doch weil Polizist und Mörder sich zusammentun, läuft die Operation aus dem Ruder. Levison hat dabei ein gutes Gespür für schwarzen Humor und für Spannungsaufbau. Und vor allem tut es dem Buch gut, dass nicht alles ausbuchstabiert wird. Vieles bleibt skizzenhaft, es wird auch kein großer Verschwörungsplot entworfen, es ist schlicht von einem Regierungsprojekt die Rede, für das Männer, ohne dass sie es bemerkt hätten, einer Gehirnoperation unterzogen wurden.

Im Kern ist Levisons Roman eines dieser so intelligenten wie zweckfreien Was-wäre-wenn-Spiele: Was passierte, wenn jeder jeden lesen könnte? Würden alle vereinsamen, oder würden wir einander besser verstehen, weil wir mehr voneinander wissen? Oder hätte die Transparenz am Ende die gleichen Folgen wie die Opazität der Gedanken? "Einander kennen?", sagt Danton in Büchners Stück düster, "wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren."

Auf einen gewissen philosophischen Überschuss spekuliert auch der neue Roman von Kai Hensel. "Bist du glücklich?" (Hoffmann und Campe, 332 S., geb., 15,99 [Euro]), ein Thriller, der seine Handlung in knapp achtzehn Stunden komprimiert. Am Freitagnachmittag fährt das junge Erfolgspaar mit dem Cabrio ins Wochenende auf ein recht baufälliges Schloss bei Angermünde, das der junge Unternehmer Patrick ersteigert hat. Am Samstag um 9.22 Uhr ist alles zu Ende. Patrick träumt von der "Gamification" der Welt, weil sein App-Spiel "Bist du glücklich?" wie eine Rakete gezündet hat. Doch dann taucht eine Stalkerin auf, die sich bald als hochgradig gefährlich erweist, und auf dem Schloss geschehen merkwürdige Dinge, die nicht nur Patricks Verlobte Laura ahnen lassen, dass die schöne neue Welt des Glücks ein großer Schwindel ist, der sich nur um einen immer höheren Preis vertuschen lässt.

Hensel deutet Details und Funktionsweise des App-Spiels nur vage an, das ist zwar smart, aber bisweilen auch kontraproduktiv, weil dessen Erfolg dadurch kaum begreiflich wird. Ein wenig zu blass und schnittmusterhaft ist auch das Paar ausgefallen, was sich vor allem am Ende rächt. Atmosphärisch trifft David Lynch auf Kubricks "Shining" in der Uckermark, garniert mit einem Blutspritzer Vampirismus, was phasenweise ganz apart wirkt, aber die Schwächen in der Figurenzeichnung nicht kompensieren kann,

Friedrich Ani muss man nicht mehr groß vorstellen. Der Autor, der auch Lyrik und Drehbücher schreibt, hat diesmal keine seiner Kommissars-Serien fortgesetzt. Der Titel "Nackter Mann, der brennt" (Suhrkamp, 224 S., geb., 20 [Euro]) zitiert einen Song, für den man auch mit großer Anstrengung keine Quelle ergoogeln kann. Die Geschichte spielt in einem fiktiven Ort namens Heiligsheim, der unheiliger nicht sein könnte. Der Mann, der dorthin nach vielen Jahren in Berlin und Hamburg und vielen Drogenerfahrungen zurückkehrt, nennt sich Ludwig Dragomir und will Rache. Aber Ani ist nicht der Typ, um daraus einen Alpen-Western zu entwickeln, wie ihn der Film "Das finstere Tal" inszenierte. Stattdessen taucht bald eine Kommissarin auf, weil einige ältere Herren spurlos verschwinden.

Man erkennt sehr rasch den Ani-Sound wieder, mit seinen kargen Sätzen, dem diskreten Mundarteinschlag, den vielen Ellipsen und dem schleppenden Tempo. Und der Ich-Erzähler Dragomir handelt lieber, als dass er allzu viel ausspricht. So muss das ganze hässliche Ausmaß der Geschichte von Missbrauch und Beschweigen in der Vergangenheit vor allem aus seiner Resonanz in Dragomirs Aktionen in der Gegenwart erschlossen werden. Das ist eine kluge und wirksame Erzählstrategie. Der Deus-ex-machina-Einfall am Schluss wirkt dagegen allzu grob.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Grandioser kriegt man Finsternis nicht hin.« DIE WELT 20161203