Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2007ProstitutionDie beiden jungen Frauen, die sich in einer glücklichen gemeinsamen Stunde wie Prinzessinnen fühlen, arbeiten auf dem Madrider Straßenstrich, die verführerisch schöne Lateinamerikanerin Zulema (Micaela Nevárez) aus blanker Not, die reizende Spanierin Caya (Violeta Pérez) aus weniger einsichtigen Gründen. Armut kann sie kaum vom stets gut gedeckten Tisch der ein wenig komplexbeladenen Mutter vertrieben haben, und mit ihrer Intelligenz und ihrem Charme hätte Caya Besseres verdient, zumindest für die Kasse eines Supermarkts müsste es reichen - dann würde auch ihr Traum in Erfüllung gehen, dass ein Freund sie von der Arbeit abholt.
Mit "Montags in der Sonne" hatte der Spanier Léon de Aranoa an die arbeitslosen Mittfünfziger erinnert, die noch gebraucht werden möchten. Nun also sind es die Prostituierten, mit denen er leidet. Aber in die Niederungen dieses Berufs wollte er doch nicht herabsteigen, lieber glaubt er unbeirrt an die Bindekraft der Herzen. Selbstlos, wie nur Freundinnen sein können, opfert Caya ihr Erspartes für Zulemas Rückflugticket nach Santo Domingo, und fasst dann das Ende des eigenen Doppellebens ins Auge. Dem Zuschauer mag es gefallen, ausgerechnet im Madrider Rotlichtmilieu aufs Gute im Menschen zu stoßen.
hjr.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main