
DVD
Ich träumte von Afrika
I Dreamed Of Africa
Regie: Hugh Hudson Musik: Maurice Jarre Produzent: Stanley R. Jaffe, John D. Schofield, Allyn Stewart Kamera: Bernard Lutic Schnitt: Scott Thomas
Nicht lieferbar
Seit ihrer Kindheit träumt Kuki Gallmann vom Leben in Afrika. Als Erwachsene schließlich erlebt sie, wie ihr Traum wahr wird: zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn wandert sie aus nach Kenia. Aber nicht alle Träume werden zu einem traumhaften Leben. Hinter der atemberaubenden Schönheit Afrikas stecken Abenteuer, Schmerzen und ein harter Alltag. Doch Liebe, Leidenschaft und Begeisterung lassen Kuki eine Reihe grausamer Begebenheiten meistern ...
Produktdetails
- Hersteller: Sony Pictures Home Entertainment
- Gesamtlaufzeit: 110 Min.
- Erscheinungstermin: 20. März 2001
-
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG - Sprachen: Deutsch, Englisch
- Untertitel: Deutsch, Hindi, Türkisch, Arabisch, Hebräisch, Ungarisch, Finnisch, Tschechisch, Polnisch, Bulgarisch, Griechisch, Italienisch, Isländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Niederländisch, Englisch
- Regionalcode: 2
- Bildformat: 16:9, PAL
- Tonformat: Deutsch DD 5.1 ...
- EAN: 4030521280403
- Artikelnr.: 20148369
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Weglaufen ins wüste Nichts
"Ich träumte von Afrika": Kim Basinger und Vincent Perez im Film von Hugh Hudson
Was tut ein vom Leben gleichermaßen verwöhnter wie gelangweilter Mensch? Er geht nach Afrika. Dort, in der unwirtlichen Wüste, bekämpft er die ungewollte Leere mit dem heiß ersehnten Nichts. So auch die italienische Aristokratentochter Kuki Gallmann, deren autobiographischer Roman die Vorlage für Hugh Hudsons Film "Ich träumte von Afrika" bietet. Ein Kolonistendasein als Weg zum Sinn des Lebens und zum Leben mit Sinn - man kennt das schon, zumindest durch das Vorbild der dänischen Dichterin Karen Blixen. Mit unnachahmlicher Intensität und Dramatik haben einst Meryl Streep, Klaus-Maria Brandauer und Robert
"Ich träumte von Afrika": Kim Basinger und Vincent Perez im Film von Hugh Hudson
Was tut ein vom Leben gleichermaßen verwöhnter wie gelangweilter Mensch? Er geht nach Afrika. Dort, in der unwirtlichen Wüste, bekämpft er die ungewollte Leere mit dem heiß ersehnten Nichts. So auch die italienische Aristokratentochter Kuki Gallmann, deren autobiographischer Roman die Vorlage für Hugh Hudsons Film "Ich träumte von Afrika" bietet. Ein Kolonistendasein als Weg zum Sinn des Lebens und zum Leben mit Sinn - man kennt das schon, zumindest durch das Vorbild der dänischen Dichterin Karen Blixen. Mit unnachahmlicher Intensität und Dramatik haben einst Meryl Streep, Klaus-Maria Brandauer und Robert
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Redford in Sydney Pollacks "Jenseits von Afrika" gezeigt, in welche existentielle Enge die grandiosen Naturgewalten dort den Menschen zurückdrängen, wie die selbsterwählte, jedem humanistischen Fortschrittsgedanken zuwiderlaufende Besinnung auf das tägliche Überleben verschiedene Charaktere zueinanderführt und verbindet, sie zugleich aber auch zu schwierigen, auseinanderdriftenden Einzelkämpfern werden läßt.
Die zwangsläufige, widersinnige Parallele von Solidarität und Isolation im selbstgewählten afrikanischen Exil ist auch das Thema Hugh Hudsons - ohne daß sein Film freilich die psychologische Tiefe des Pollackschen Vorbilds auch nur annähernd erreicht. Der Vergleich mit diesem nun schon fünfzehn Jahre alten Werk drängt sich unvermeidlich auf, sowohl wegen der Topographie menschlicher Schicksale auf dem fremden, geheimnisvollen Kontinent als auch wegen des Überschwangs der Landschaftsbilder. So ist es nur vernünftig, wenn Hudson seinen Film "in der Tradition" Pollacks sieht, ohne sich darüber erheben zu wollen.
Denn das kann ihm nicht gelingen. Hudson, ganz im Gegensatz zu Pollack, läßt allfällige Emotionen bloß vorführen statt vermitteln, traut sich an alles Dramatische nur halbherzig heran. Das geht schon mit dem Autounfall los, der Kuki nach einer feucht-fröhlichen Karnevalsnacht mit Freunden widerfährt und dessen Folgen, so soll man glauben, derart verheerend sind, daß das Erlebnis sich zur Läuterung verdichtet. Glaubwürdig sind schon die Verletzungen nicht: Kuki hat nur eine - zugegebenermaßen böse - Schramme am Bein, Paolo, der am Steuer saß, ein blaues Auge, und vom Rest der Clique erfährt man gar nichts.
Kuki und Paolo, man begreift nicht recht wieso, werden ein Paar, ein Ehepaar, das gemeinsam wegzulaufen beschließt, weg aus einer Existenz, deren Sinn sich ihnen vor dem Unfall nicht erschloß und nach dem Unfall schon gar nicht. Was dabei fehlt, ist auch nur der leiseste Hauch darstellerischer Magie, die den Zuschauer in die Haut des Handelnden schlüpfen und das, was sich in dessen Gesichtszügen abspielt, selbst empfinden läßt. Das ist nicht allein der Fehler des Regisseurs, auch Kim Basinger als apathisch-melancholische Wahl-Kenianerin Kuki und Vincent Perez als ihr rastloser Ehemann Paolo tragen mit der Oberflächlichkeit ihres Ausdrucks zur unbefriedigenden Fadheit des Films bei.
Paolo umwirbt, wie es sich für einen werdenden Stiefvater gehört, den Sohn seiner Traumgenossin, und Kuki erklärt ihrem kleinen Emanuele, warum sie nach Kenia auswandern müssen: "Ema, schau mich an, ich habe aufgehört, mich zu entwickeln." Das Kind, zum Glück naiv, nimmt dem Moment die skurrile Aufgeblasenheit: "In Ordnung. Aber in Afrika gehe ich nie ins Bett". Daraufhin sind sich alle einig, und so erklettern die drei blonden Italiener gemeinsam eine Barke auf tiefblauem Gewässer - das strahlende Venedig stumm immer weiter zurückweichend: Abschied. Angekommen in Afrika, wird alles geliefert, was man so erwartet. Wildes Land, endlose Weiten, wilde Tiere, Elefanten, Flamingos, Giraffen, und Kuki trägt auf einmal symbolisch wilde Locken. Angetan mit einem weißen Leinendreß, streckt sie die Arme aus und brüllt pathetisch: "Afrika!"
Die Familie bezieht eine Farm, die, wie man hört, eine böse Aura hat: Ein englisches Ehepaar ging dort bankrott, erschoß erst seine Kinder und dann sich selbst. Egal. Kuki und Paolo bauen die Gebäude wieder auf, stellen Personal ein, legen Gärten an, stocken den Viehbestand auf. Sie lernen Suaheli, mit Wilddieben umzugehen, Brunnen auszubaggern, Löwen zu erschießen und gefräßige Elefanten aus Salatbeeten zu vertreiben - was man in Afrika eben so beherrschen muß. Auch das Alleinsein lernt Kuki schließlich, ähnlich mühevoll wie einst Karen Blixen, aber nicht mit halb so viel Revolte im Herzen und im gar zu ebenmäßigen Gesicht. Emanuele geht ins Internat; Paolo ist auch in Kenia noch immer rastlos, ständig unterwegs. "Da draußen zählt nur der Moment und jeder könnte der letzte sein. Ich brauche das", sagt er.
So kann auch Kuki ihren Geliebten letztlich nicht halten; die emotionale Auseinandersetzung beider bleibt indes verborgen. Es kommt noch schlimmer, das Schicksal setzt ihr noch böser zu. Als Kuki schließlich fast alles verloren hat, was ihr teuer ist, findet sie zur profanen Weisheit: "In dieser Welt können wir nichts festhalten." Und so ist es ihr allerletzter, paradoxer Schluß, daß sie tatsächlich gerade in Afrika ihren Platz im Leben gefunden hat. Je hoffnungsloser die Lage, desto mehr glaubt sie an die Hoffnung - um deren selbst willen, völlig ohne Trotz. Vielleicht ist gerade das die Tragödie menschlichen Scheiterns: die absurde, unstillbare Hoffnung der Menschen. Doch davon spricht der Film nicht.
KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die zwangsläufige, widersinnige Parallele von Solidarität und Isolation im selbstgewählten afrikanischen Exil ist auch das Thema Hugh Hudsons - ohne daß sein Film freilich die psychologische Tiefe des Pollackschen Vorbilds auch nur annähernd erreicht. Der Vergleich mit diesem nun schon fünfzehn Jahre alten Werk drängt sich unvermeidlich auf, sowohl wegen der Topographie menschlicher Schicksale auf dem fremden, geheimnisvollen Kontinent als auch wegen des Überschwangs der Landschaftsbilder. So ist es nur vernünftig, wenn Hudson seinen Film "in der Tradition" Pollacks sieht, ohne sich darüber erheben zu wollen.
Denn das kann ihm nicht gelingen. Hudson, ganz im Gegensatz zu Pollack, läßt allfällige Emotionen bloß vorführen statt vermitteln, traut sich an alles Dramatische nur halbherzig heran. Das geht schon mit dem Autounfall los, der Kuki nach einer feucht-fröhlichen Karnevalsnacht mit Freunden widerfährt und dessen Folgen, so soll man glauben, derart verheerend sind, daß das Erlebnis sich zur Läuterung verdichtet. Glaubwürdig sind schon die Verletzungen nicht: Kuki hat nur eine - zugegebenermaßen böse - Schramme am Bein, Paolo, der am Steuer saß, ein blaues Auge, und vom Rest der Clique erfährt man gar nichts.
Kuki und Paolo, man begreift nicht recht wieso, werden ein Paar, ein Ehepaar, das gemeinsam wegzulaufen beschließt, weg aus einer Existenz, deren Sinn sich ihnen vor dem Unfall nicht erschloß und nach dem Unfall schon gar nicht. Was dabei fehlt, ist auch nur der leiseste Hauch darstellerischer Magie, die den Zuschauer in die Haut des Handelnden schlüpfen und das, was sich in dessen Gesichtszügen abspielt, selbst empfinden läßt. Das ist nicht allein der Fehler des Regisseurs, auch Kim Basinger als apathisch-melancholische Wahl-Kenianerin Kuki und Vincent Perez als ihr rastloser Ehemann Paolo tragen mit der Oberflächlichkeit ihres Ausdrucks zur unbefriedigenden Fadheit des Films bei.
Paolo umwirbt, wie es sich für einen werdenden Stiefvater gehört, den Sohn seiner Traumgenossin, und Kuki erklärt ihrem kleinen Emanuele, warum sie nach Kenia auswandern müssen: "Ema, schau mich an, ich habe aufgehört, mich zu entwickeln." Das Kind, zum Glück naiv, nimmt dem Moment die skurrile Aufgeblasenheit: "In Ordnung. Aber in Afrika gehe ich nie ins Bett". Daraufhin sind sich alle einig, und so erklettern die drei blonden Italiener gemeinsam eine Barke auf tiefblauem Gewässer - das strahlende Venedig stumm immer weiter zurückweichend: Abschied. Angekommen in Afrika, wird alles geliefert, was man so erwartet. Wildes Land, endlose Weiten, wilde Tiere, Elefanten, Flamingos, Giraffen, und Kuki trägt auf einmal symbolisch wilde Locken. Angetan mit einem weißen Leinendreß, streckt sie die Arme aus und brüllt pathetisch: "Afrika!"
Die Familie bezieht eine Farm, die, wie man hört, eine böse Aura hat: Ein englisches Ehepaar ging dort bankrott, erschoß erst seine Kinder und dann sich selbst. Egal. Kuki und Paolo bauen die Gebäude wieder auf, stellen Personal ein, legen Gärten an, stocken den Viehbestand auf. Sie lernen Suaheli, mit Wilddieben umzugehen, Brunnen auszubaggern, Löwen zu erschießen und gefräßige Elefanten aus Salatbeeten zu vertreiben - was man in Afrika eben so beherrschen muß. Auch das Alleinsein lernt Kuki schließlich, ähnlich mühevoll wie einst Karen Blixen, aber nicht mit halb so viel Revolte im Herzen und im gar zu ebenmäßigen Gesicht. Emanuele geht ins Internat; Paolo ist auch in Kenia noch immer rastlos, ständig unterwegs. "Da draußen zählt nur der Moment und jeder könnte der letzte sein. Ich brauche das", sagt er.
So kann auch Kuki ihren Geliebten letztlich nicht halten; die emotionale Auseinandersetzung beider bleibt indes verborgen. Es kommt noch schlimmer, das Schicksal setzt ihr noch böser zu. Als Kuki schließlich fast alles verloren hat, was ihr teuer ist, findet sie zur profanen Weisheit: "In dieser Welt können wir nichts festhalten." Und so ist es ihr allerletzter, paradoxer Schluß, daß sie tatsächlich gerade in Afrika ihren Platz im Leben gefunden hat. Je hoffnungsloser die Lage, desto mehr glaubt sie an die Hoffnung - um deren selbst willen, völlig ohne Trotz. Vielleicht ist gerade das die Tragödie menschlichen Scheiterns: die absurde, unstillbare Hoffnung der Menschen. Doch davon spricht der Film nicht.
KAREN HORN
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