Tijan Sila
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"Eine Jugend zwischen Blauhelmen und Bon Jovi. Tijan Sila erzählt rau, verletzlich, unverstellt." (Micky Beisenherz). Brutal ehrlich beschreibt er das Leben und Überleben im belagerten Sarajevo. Preisträger Ingeborg-Bachmann-Preis 2024 "Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs." Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und ...
"Eine Jugend zwischen Blauhelmen und Bon Jovi. Tijan Sila erzählt rau, verletzlich, unverstellt." (Micky Beisenherz). Brutal ehrlich beschreibt er das Leben und Überleben im belagerten Sarajevo. Preisträger Ingeborg-Bachmann-Preis 2024 "Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs." Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem Schwarzmarkt gegen Essen zu tauschen. Er lernt zu überleben, und er akzeptiert die grausame neue Normalität, doch zu welchem Preis? Seine Geschichte ist eine Geschichte des Unerwarteten. Sie erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden. Sie erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit jäh genommen wurde, und von den Spreißeln, die der Krieg im Hirn jedes Überlebenden hinterlässt.
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Tijan Sila, geboren 1981 in Sarajevo, kam 1994 als Kriegsflüchtling nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg. 2017 erschien sein erster Roman "Tierchen Unlimited", 2018 folgte "Die Fahne der Wünsche", 2021 "Krach". Zuletzt erschien sein autobiographisches Buch "Radio Sarajevo" (2023) bei Hanser Berlin. Darüber hinaus veröffentlichte er Essays in der ZEIT, der TAZ und dem FREITAG. 2024 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis. Tijan Sila lebt in Kaiserslautern.
Produktdetails
- Verlag: Hanser Berlin
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 21. August 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446278899
- Artikelnr.: 67843356
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Im Jugoslawienkrieg muss der kindliche Erzähler von Tijan Silas neuem Roman unnatürlich früh erwachsen werden, erfahren wir von Rezensent Paul Jandl. Der junge Protagonist wächst in Sarajevo auf und ist etwa elf Jahre alt, als der Krieg ausbricht und die "große Apokalypse des Lärms" losgeht, die Sila, Jandl zu Folge, eindrucksvoll verdeutlicht. Der Kampf ums Überleben sorgt dafür, dass das Kind das Weinen verlernt, seine einzige Verbindung zur Außenwelt ist ein Radio, dessen unterschiedliche Frequenzen auch den Text in seiner Fragmentiertheit, seinem Fokus auf Impressionen, zu bestimmen scheinen, bemerkt Jandl. Er weiß, dass es manchmal heikel ist, wenn ein Autor die Perspektive eines Kindes einnimmt, um über einen selbst erlebten Krieg zu schreiben, hier gelingt es aber - durch kluges und unmittelbares Erzählen, lobt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein unerhört gutes, auf jeder Seite berührendes Buch." Jagoda Marinic, ZDF Literarisches Quartett, 01.12.23 "Ein kleines Wunder. Ein Buch, das mich extrem beeindruckt hat. Ein ganz großartiger Roman, der etwas unglaublich Tröstliches hat. Der Zauber dieses Buches ist der Trost, dass dieses Buch geschrieben werden konnte." Thea Dorn, ZDF Literarisches Quartett, 01.12.23 "Dieses Buch pflegt eine Qualität, die selten ist in der deutschsprachigen Literatur: das Tragikomische. ... Die Eindringlichkeit und Bildhaftigkeit der Sprache ist literarisch beachtlich." Philipp Tingler, ZDF Literarisches Quartett, 01.12.23 "Mich hat dieses Buch so erschüttert, dass ich das erste Mal seit langer Zeit am Schluss weinen musste. Das ist keine literarische
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Kategorie, aber es zeigt vielleicht ein bisschen, was Bücher mit uns anstellen können, wenn wir uns wirklich darauf einlassen. Ganz große Leseempfehlung." Nicola Steiner, SWR lesenswert Quartett, 17.12.23 "Ein großartiges Buch, sehr feinfühlig geschrieben, manchmal entsetzlich und traurig, oft aber auch lustig. ... Ich habe das Buch verschlungen und mich gefreut, wie präzise und bewegend Sprache sein kann." Jan Petter, Spiegel-Newsletter, 09.08.24 "Groß ist Silas Erzählung, weil der Ausschnitt, den er wählt, klein ist. Sila schafft es, den Krieg leise zu stellen und ihn damit umso verständlicher zu machen. Er findet die richtige Lautstärke, um das zu Gehör zu bringen, was sonst im Kriegserinnern und unter Kriegserklärern untergeht. Bei aller schonungslosen Härte auch sich selbst gegenüber, lässt Sila es nie an Polemik, Sarkasmus und Witz vermissen." Doris Akrap, taz, 18.08.23 "Sila vermittelt eindrucksvoll Einblicke in eine belagerte Stadt aus der Sicht von Jugendlichen. ... Sie hängen herum, träumen von Mädchen und holen sich einen kleinen Rausch von Klebstofftuben, wie es Teenager in diesem Alter eben auch im Frieden tun." Alexander Kosenina, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.23 "Einfach, zupackend, ergreifend erzählt Sila davon, was Krieg bedeutet und wie man zu überleben lernt." Alexander Solloch, NDR Kultur, 15.08.23 "'Radio Sarajevo' ist getragen von einer ganz eigenen sprachlichen Coolness. ... Eine Geschichte von Gewalt und Freundschaft und nebenbei auch noch eine kleine Soziologie der jugoslawischen Gesellschaft." Tobias Rapp, Spiegel, 09.09.23 "Silas Geschichte gehört zu jenen, die ein Land braucht, in dem Erfahrungen - kollektive, familiäre und persönliche - sich immer weniger in nur einem historischen und kulturellen Rahmen bewegen. Sie ist Teil der 'multidirektionalen Erinnerung' des Einwanderungslandes Deutschland." Mladen Gladic, Welt am Sonntag, 06.08.23 "Ein literarisch verdichtetes Erinnerungsbuch ... 'Radio Sarajevo' ist schnell, packend und episodenhaft erzählt ... Es ist gut, dass der Blick auf dieses dunkle Kapitel europäischer Geschichte nun mehr literarische Tiefenschärfe gewinnt. 'Radio Sarajevo' vermittelt auch eine erschütternde Ahnung davon, welche psychischen Verheerungen Krieg und Flucht in Familien anrichten. Die jetzigen Kriegskinder aus der Ukraine werden in ihren Büchern einmal Ähnliches zu berichten haben." Nadine Lange, Tagesspiegel, 22.09.23 "Tijan Sila erzählt lebendig, flott, anschaulich und ganz und gar unverkitscht. Nebenbei, unaufdringlich und frei von Exotismus, fließt viel bosnisch-jugoslawische Landeskunde ein. ... Dass in diesem Buch so sparsam abstrahiert und vordergründig so wenig reflektiert wird, ist seine große Stärke." Norbert Mappes-Niediek, Frankfurter Rundschau, 14.09.23 "Ich habe geglaubt, dass mich nichts mehr in Bezug auf den Krieg im ehemaligen Jugoslawien erschüttern kann. Ich fühlte mich so abgebrüht wie Tijan Sila - der erfreulicherweise gar nicht versucht, sein Roman-Ich als fiktional zu verschleiern, sondern uns mit der Offenheit einer Joan Didion an seiner Biografie teilnehmen lässt ... und doch kamen mir bei der Lektüre von Radio Sarajevo immer wieder die Tränen." Alida Bremer, Der Freitag, 12.10.23 "Lebenslustig gegen alle Widerstände, traurig, verzweifelt und voller Hoffnung. Sila beweist sich als großer Erzähler." Mladen Gladic, WamS, 15.10.23 "Tijan Sila folgt dem Rhythmus der Erinnerung. Bei der Beschreibung der Szenen ist kein Satz zu viel, kein Wort gibt es da, das das Geschehene in Richtung Pathos kippen lässt oder den Leser auf seine Seite ziehen will. ... Tijan Silas Roman ist weit mehr als ein Bericht aus einer belagerten Stadt, denn er zeigt, wie sich der Krieg über das Zeitempfinden und die Wahrnehmung legt." Wolfgang Popp, ORF Ö1, 30.08.23 "Wie Tijan Sila erzählt, ist von exemplarischer Güte. ... Hier erzählt vernehmbar ein Augenzeuge." Martin Maria Schwarz, hr2, 22.12.23 "'Radio Sarajevo' ist eins der besten Bücher ist, die dieses Jahr erschienen sind. Das Thema ist schwer und trotzdem schafft es der Autor, diesen ganzen Krieg so leichtfüßig und oft brüllend komisch zu erzählen, dass es unmöglich ist, das Buch zur Seite zu legen. ... Hauptsache Bücher wie dieses werden geschrieben und gelesen. Denn Sie machen diese kaputte Welt ein bisschen verständlicher und dadurch vielleicht besser." Michèle Loetzner, Vogue, 07.12.23 "Berührende Erinnerungen ... 'Radio Sarajevo', das voller kurzer unterhaltsamer Erzählungen und Episoden steckt, kann man sich gut als Film vorstellen. ... Sila schildert die Langeweile und die Abstumpfung durch den Krieg. In einprägsamen Bildern erinnert er sich an die erschütterndsten Szenen ... Voller Humor sind gleichwohl viele der Dialoge." Jan Dutoit, WOZ, 14.09.23 "Ein eindringlicher, bewegender Roman, der sensibel und intelligent aus Kinderperspektive von unvorstellbarer Gewalt und ihren Auswirkungen erzählt." Meike Stein, SR 2, 21.08.23 "Sila schreibt mit einer nahbaren und beeindruckenden Präzision." Anna Ruhland, Tagesspiegel, 07.09.23 "Sila verfügt über ein feines Wahrnehmungssensorium. ... Von diesem Buch bleiben Momente intensiver Wahrnehmung und schrecklicher Intensität, die ahnen lassen, was dieser Autor alles zu erzählen hat." Andreas Wirthensohn, WDR 3, 08.09.23 "'Radio Sarajevo' lässt einen beim Lesen das eigene Herz auf mehr Arten spüren, als man es vorher für möglich gehalten hätte." Mia Latkovic, Donna Buchclub, 11.10.23 "Dieses mitreißende und zugleich erschütternde Buch ist auf jeder Seite voll von Ungeheuerlichkeiten. Sie führen eindringlich vor Augen, was es bedeutet, wenn die Gewalt solange in den Alltag einsickert, bis nichts anderes als Verrohung übrig bleibt." Christoph Schröder, SWR2, 11.10.23 "Packend und erschütternd ... dieses Buch ist universell." Felix Münger, SRF 1, 12.01.24 "Ein schonungsloses und wichtiges Buch!" Heinz Gorr, Bayern 2, 19.12.23 "Tijan Sila erzählt so dicht, so drastisch, so unmittelbar von der Kriegserfahrung aus den Augen eines Kindes, dass sein Buch universell lesbar ist." Cornelia Geißler, Berliner Zeitung, 04.10.23 "Den Winterhunger ... und die große Hoffnungslosigkeit, die über der Stadt liegt, schildert Sila eindringlich. Dass er dieses Grauen immer wieder mit desperatem, aber feinem Witz spiegelt, macht das Buch umso berührender." Jochen Overbeck, Musikexpress, 16.10.23 "Ein schmales, eindrucksvolles Buch ohne Umwege." Judith Burger, MDR Kultur, 08.02.24 "Super Typ, super Buch. ... Tijan Sila beschreibt packend, wie die Menschen in der Stadt eingeschlossen sind und Gegensätze aufeinandertreffen." Daniel Kaiser, NDR eat.READ.sleep-Podcast, 02.08.24 "Tijan Sila erzählt mit lakonischem Witz. Wirklich bewundernswert, wie er eine furchtbar traurige Familiengeschichte authentisch und mit Humor erzählt." Katharina Mahrenholtz, NDR eat.READ.sleep-Podcast, 02.08.24 "Tijan Silas Buch sollte allgemeine Pflichtlektüre sein in einer Welt, die noch immer nicht ohne Kriege leben kann." Frank von Niederhäusern, Kulturtipp, 06.12.23 "Ein berührendes und bewegendes Buch, das wir alle lesen sollten." Frank Dietschreit, Mannheimer Morgen, 10.11.23 "Sila schreibt authentisch von der Kälte im Winter, von der Brutalität auf den Straßen, ... von Freundschaften, die zerbrechen und seiner Leidenschaft für Musik - kurz: dem Alltag, der sich auch in der Nähe der Frontlinien irgendwann einstellt, so grausam er auch sein mag." Franziska Wolfinger, Augsburger Allgemeine, 16.10.23 "Silas Buch sät keinen Hass, formuliert keine Anklage. Dass ihm dies gelingt, ist bemerkenswert und macht den Text weniger zu einem Buch über den Bosnienkrieg als zu einem generellen Versuch über Krieg und Gewalt." Leander Berger, Badische Zeitung, 02.10.23 "Tijan Silas autobiografische Ich-Erzählung ist ein Dringlichkeitsbuch, kitsch- und schlackenlos und ohne das schützende Romanlabel. ... Ein dichtes, wahrhaftiges Erinnerungswerk." Markus Clauer, Die Rheinpfalz, 31.08.23 "Dass die widerliche Ungeheuerlichkeit des Krieges an der Lebenswelt eines vorpubertären Jungen gespiegelt wird, macht den Roman zart und gleichzeitig erschütternd. ... 'Radio Sarajevo' ist ein trauriger Abgesang auf die Gutgläubigkeit ... und ein wichtiges Buch gegen das Vergessen." Hansruedi Kugler, St. Galler Tagblatt, 05.09.23 "'Radio Sarajevo' denkt auch auf einer allgemeineren Ebene über den Krieg nach, vor allem darüber, wie er die Menschen und persönliche Beziehungen verändert." Tino Schlench, Podcast Literaturpalast, 20.08.23
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Mit den Augen eines Kindes
Mit den Augen eines Kindes erzählt Tijan Sila vom Krieg, mit seinen Augen, die im zarten Alter von nur zehn Jahren das Verbrechen gesehen haben. Plötzlich herrscht in Bosnien Krieg, Sarajevo wird bombardiert, während man gerade noch genüsslich sein …
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Mit den Augen eines Kindes
Mit den Augen eines Kindes erzählt Tijan Sila vom Krieg, mit seinen Augen, die im zarten Alter von nur zehn Jahren das Verbrechen gesehen haben. Plötzlich herrscht in Bosnien Krieg, Sarajevo wird bombardiert, während man gerade noch genüsslich sein Ohr am Radio hatte und Bon Jovi lauschte. Eindringlich beschreibt der Autor, wie es ihm damals ergangen ist und wie man sich automatisch angepasst hat an die schreckliche Situation.
Dieses Buch spiegelt keine Szenen am Schlachtfeld wider, zeigt keine typischen Kampfhandlungen, nein, dieses Buch erzählt von einem Zehnjährigen, den der Geruch von Sprengstoff ebenso überrascht wie seine Eltern und Nachbarn, den der ohrenbetäubende Lärm ebenso in Aufruhr versetzt wie seine Freunde. Aber – er lernt damit zu leben, lernt, durch Tauschhandel an Essen zu gelangen, lernt, seine Tränen zurückzuhalten, fast fünfundzwanzig Jahre lang, denn der Krieg in einem drinnen, der hört nicht einfach auf, nur weil man nach Deutschland flieht. Sehr authentisch, wenn auch immer wieder eher sachlich und distanziert, lässt uns Tijan Sila teilhaben an seiner Freundschaft mit Sead und Rafik, Burschen, die im selben Grätzel wohnen und daher wie selbstverständlich einer gemeinsamen Bande angehören. Aber der Leser trifft auch auf väterliche Gewalt und schnelles Erwachsenwerden mit der Bürde, den kleinen Bruder zu hüten und sich in Krisenzeiten seinen Platz zu sichern. Traurig und bewundernswert zugleich, welche Strategien zum Zug kommen, wie man das Unvermeidliche zu akzeptieren sucht und zwischendrin noch Platz hat für Humor.
Ein Roman des Verarbeitens, ein Roman zum Erinnern, ein Roman zum Aufrütteln. Kindliche Naivität trifft hier auf ganz plötzlich veränderte Anforderungen, denen man sich stellen muss. Ein erschütterndes Bild aus der Sicht eines Kindes, das viel zu schnell erwachsen wird – lesenswert.
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Gebundenes Buch
Tijan Silas „Radio Sarajevo“ habe ich sehr ungeduldig erwartet, da ich schon den Vorgänger „Krach“ sehr mochte. „Radio Sarajevo“ ist allerdings deutlich persönlicher und ernsthafter: Auf 176 Seiten schreibt Sila über das Aufwachsen im Bosnienkrieg …
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Tijan Silas „Radio Sarajevo“ habe ich sehr ungeduldig erwartet, da ich schon den Vorgänger „Krach“ sehr mochte. „Radio Sarajevo“ ist allerdings deutlich persönlicher und ernsthafter: Auf 176 Seiten schreibt Sila über das Aufwachsen im Bosnienkrieg zwischen Comics und Bombardements, über die Gleichzeitigkeit von elterlicher Selbstaufopferung und körperlicher Züchtigung und über die Wirkung von Musik.
„Radio Sarajevo“ ist kein reißerisches Buch. Es belehrt nicht über moralische Appelle und es weckt kein Mitleid, sondern wirkt subtil und unmittelbar. Scheinbar nüchtern schildert Sila einzelne, oft heftige Erlebnisse, baut bissigen Humor auf und lässt einem dann das Lachen gefrieren, wenn deutlich wird, wie normal diese Ereignisse im Kriegszustand sind, wie normal es ist, dass Menschen durch Krieg zerbrechen. Die Blauhelmsoldaten, die den Kindern Süßigkeiten im Tausch gegen Pornografie geben, der prügelnde Lehrer, der wenigstens einmal bei einem Streich sein Fett weg bekommt und die prekäre Solidarität der Nachbar*innen stehen nebeneinander und bleiben im Gedächtnis.
Die kindliche Perpektive, die sich durch den Blick des zehnjährigen Tila ergibt, führt nicht zur plumpen Emotionalisierung. Sie verdeutlicht die vielen Paradoxien und Widersprüche im Krieg.Durch den Humor kommt „Radio Sarajevo“ scheinbar leicht daher und lässt sich zügig lesen.Gleichzeitig entsteht eine gewisse Distanz, die verhindert, dass das Publikum sich bequem aufs Mitleid zurückziehen kann. Zwar überlässt Sila die moralische Wertung den Leser*innen, macht aber klar, dass man sich vor vorschnellen Urteilen hüten sollte. Erst recht, wenn man selbst den Luxus hatte, im Frieden aufzuwachsen. Denn er nimmt dem Publikum jede Illusion, die Handlungen der Personen im Buch so einfach be- oder verurteilen zu können. Man kann sich in die Erlebnisse als Außenstehende*r schlicht nicht hineinversetzen. Und diese Bewusstwerdung führt bei „Radio Sarajevo“ nicht bloß zu trauriger Betroffenheit, sondern zwingt zur Reflexion der eigenen Position und Verantwortung. Bei mir hat das Buch Wut ausgelöst. Denn nach dem Lesen sind die vielen rassistischen und verachtenden Zeitungsartikel der Nullerjahre, die die faktisch sich selbst überlassenen Geflüchteten aus Ex-Jugoslawien als unsauber darstellen, noch verachtenswerter. So schwer das Buch an vielen Stellen zu ertragen sein mag: Es ist unbedingt lesenswert.
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Gebundenes Buch
Tijan Sila schildert in "Radio Sarajevo" die Zeit zwischen dem Kriegsausbruch in Sarajevo im April 1992 und seiner Flucht nach Deutschland Anfang 1994. Damals ist er elf bzw. zwölf Jahre alt, und mit dem Beginn des Bombardements seines Viertels endet abrupt seine Kindheit. Da die …
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Tijan Sila schildert in "Radio Sarajevo" die Zeit zwischen dem Kriegsausbruch in Sarajevo im April 1992 und seiner Flucht nach Deutschland Anfang 1994. Damals ist er elf bzw. zwölf Jahre alt, und mit dem Beginn des Bombardements seines Viertels endet abrupt seine Kindheit. Da die Schulen für Monate geschlossen werden und später nur behelfsmäßiger Unterricht stattfindet, sind Tijan und seine Freunde weitgehend sich selbst überlassen. Sie ziehen trotz der der ständigen Gefahr, beschossen zu werden, durch die Gegend, auf der Suche nach Dingen, die sie bei den Blauhelmsoldaten gegen Süßigkeiten tauschen könnten. Sie kommen auf dumme und gefährliche Ideen, und es ist manchmal nur ein schmaler Grat zwischen nochmal davonzukommen oder unter die Räder zu geraten. Die Atmosphäre ist bedrückend, die Situation zwischen Milizen, Warlords und Armee unübersichtlich. Der Schwarzmarkt blüht, und Glück hat, wer Kleinkriminelle kennt, die etwas "organisieren" können.
Besonders schockiert hat mich zu lesen, wie stark das Umfeld der Kinder in Sarajevo von Gewalt geprägt war. So gehörte diese nicht nur unter den Jugendlichen selbst, sondern auch in der Schule und zu Hause zum Alltag, und prügelnde Lehrer und Eltern waren Normalität.
Auch wenn Sila und seine Familie den Krieg überlebt haben, hat er ihr Leben für immer verändert. Wenn Sila über diese Folgen schreibt, werden der Schmerz, die Trauer und die Bitterkeit, die die Ereignisse hinterlassen haben, deutlich, und er findet starke und eindrückliche Worte, um dies zu beschreiben. Ich verzichte hier bewusst auf Zitate, um diese besonders im Gedächtnis bleibenden Passagen nicht vorwegzunehmen.
Ein starkes, schonungslos ehrliches und unbedingt lesenswertes Buch.
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Gebundenes Buch
Wie ist es, als Kind in einem Krieg entscheidende Jahre kurz vor der Pubertät zu erleben? Wie versteht ein Kind solch einen Ausnahmezustand? Und wie sind die Auswirkungen von Belagerung, Verarmung, Gewalt, Bedrohung, den Sorgen der Erwachsenen und besonders der repetitiven Monotonie des Alltags …
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Wie ist es, als Kind in einem Krieg entscheidende Jahre kurz vor der Pubertät zu erleben? Wie versteht ein Kind solch einen Ausnahmezustand? Und wie sind die Auswirkungen von Belagerung, Verarmung, Gewalt, Bedrohung, den Sorgen der Erwachsenen und besonders der repetitiven Monotonie des Alltags eines Krieges? Eines Alltags, dessen Gewalt und Toxizität sich erst rückwirkend und Stück für Stück verarbeiten lässt.
Die Belagerung von Sarajevo, die 1992 begann, die Sila als 10 jähriger bis zur Flucht nach Deutschland selbst erlebte, komprimiert er auf 170 Seiten. Silas Anliegen, seiner Generation der "Vergessenen", die Krieg als Kinder und Jugendliche erleben musste, eine Stimme zu geben, scheint in diesem autofiktionalen Roman stark durch.
Wie schnell Kriege vergessen werden, die einen nicht unmittelbar betreffen, zeigte sich zu Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine, wo es irritierenderweise immer wieder hieß, dies sei der erste Krieg auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg. In den 90er Jahren gab es mehrere Kriege im ehemaligen Jugoslawien, gar nicht weit weg von hier und für einige von uns sind diese ein Leben lang prägend. Für andere oder ihre Eltern oder auch Großeltern waren und sind es andere Kriege, die auf sie und ihre Familien wirken. Die in »Radio Sarajevo« beschriebenen Ereignisse sind häufiger oder normaler, als es vielen von uns lieb und bewusst ist.
Im Sound ist »Radio Sarajevo« ein Jugendbuch. Es liest sich eingängig und ist in der naiven Perspektive eines Jungen gehalten, die ergänzt wird von einer einordnenden heutigen Erzählstimme. Der erwachsene Blick auf die Ereignisse verdeutlicht einerseits, wie diese zwei Jahre und die darauf folgenden Belastungen auf die Familie und seine Generation weiterwirken. Andererseits stellt es einem deutschen Lesepublikum eine Einordnung der Geschehnisse bereit.
»Radio Sarajevo« eignet sich daher sehr für junge Menschen, besonders, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und für all jene, die sich die leiseren Auswirkungen von Kriegen ins Bewusstsein holen wollen, um Empathie für viele Menschen unter uns und auch die eigene Familie zu entwickeln, ohne befürchten zu müssen, von explizit beschriebener Gewalt überrollt zu werden. Subtil ist Gewalt natürlich trotzdem enthalten und in einigen Passagen wird sie auch explizit, besonders in den Geschlechterverhältnissen, alles andere wäre auch am Thema vorbei gewesen. Ich empfehle gerade jungen Menschen, diesen gelungenen autofiktionalen vielleicht auch didaktisch-aufklärerischen Roman zu lesen. Und allen, die sich mehr zumuten wollen, empfehle ich das ebenfalls von der Belagerung handelnde bei Rowohlt 2019 im Deutschen erschienene »Zwei Jahre Nacht« von Damir Ovčina.
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