Anfang der 1960er Jahre befand sich das Kino in der Bundesrepublik wie in der DDR in der Krise, die Filmproduktion beiderseits der Grenze folgte überwiegend einem mutlosen Schematismus. Doch gab es auch Versuche deutscher Filmschaffender, inhaltlich und ästhetisch neue Wege zu gehen. Sie wurden bisher in der Filmgeschichtsschreibung wenig beachtet und stehen daher im neuen CineGraph-Buch im Fokus. Filmhistoriker und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und Tschechien widmen sich den Reaktionen von Regisseuren, Kritikern und Kulturfunktionären auf die deutsch-deutsche Filmkrise und verfolgen unterschiedliche Ansätze zu ihrer Überwindung. Dem Aufbruchsgeist im DEFA-Film nach dem Bau der Mauer nähern sich Beiträge über Ausstattungsstrategien, Männer- und Frauenbilder, das heikle Thema "Republikflucht" sowie die Rolle der Filmpublizistik. Innovationen im bundesdeutschen und österreichischen Kino spüren Texte zu den Regie-Außenseitern Will Tremper und Wolfgang Neuss nach, zu jungen Kurzfilmern in Berlin und München und zur Darstellung weiblicher Emanzipation.