Heinz Bude
eBook, ePUB
Abschied von den Boomern (eBook, ePUB)
Sofort per Download lieferbar
Statt: 22,00 €**
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Alle Infos zum eBook verschenkenWeitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Bye, bye, Boomer! Das Portrait einer Generation und ihrer inneren Widersprüche von Heinz Bude Die Boomer nehmen Abschied. Wer zwischen 1955 und 1970 in der Zeit der geburtenstarken Jahrgänge zur Welt gekommen ist, hat den Ruhestand erreicht oder zählt zu den Älteren, die nach und nach ihre Posten freimachen. Die Boomer verbindet das Gefühl, dass es zu viele von ihnen gibt, das spürten sie schon in überfüllten Klassenzimmern und später auf dem Arbeitsmarkt. Daraus resultierte eine Haltung der Skepsis, und die Erfahrung von AIDS und Tschernobyl hat sie in einer entscheidenden Phase ihre...
Bye, bye, Boomer! Das Portrait einer Generation und ihrer inneren Widersprüche von Heinz Bude Die Boomer nehmen Abschied. Wer zwischen 1955 und 1970 in der Zeit der geburtenstarken Jahrgänge zur Welt gekommen ist, hat den Ruhestand erreicht oder zählt zu den Älteren, die nach und nach ihre Posten freimachen. Die Boomer verbindet das Gefühl, dass es zu viele von ihnen gibt, das spürten sie schon in überfüllten Klassenzimmern und später auf dem Arbeitsmarkt. Daraus resultierte eine Haltung der Skepsis, und die Erfahrung von AIDS und Tschernobyl hat sie in einer entscheidenden Phase ihrer Biografie gelehrt, dass nichts gesichert und gar nichts garantiert ist. Heinz Bude, ein früher Boomer, beschreibt, wie sich mit dieser Generation auch ein Lebensgefühl verabschiedet, das unsere Gesellschaft über Jahrzehnte geprägt hat.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, L ausgeliefert werden.
- Geräte: eReader
- ohne Kopierschutz
- eBook Hilfe
- Größe: 1.9MB
- FamilySharing(5)
- Text-to-Speech
- Keine oder unzureichende Informationen zur Barrierefreiheit
Heinz Bude, geboren 1954, studierte Soziologie, Philosophie und Psychologie. Von 2000 bis 2023 war er Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. Seit 2020 Gründungsdirektor des documenta Instituts in Kassel. Er lebt in Berlin. Im Carl Hanser Verlag erschien zuletzt: »Adorno für Ruinenkinder. Eine Geschichte von 1968« (2018), »Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee« (2019) und, gemeinsam mit Bettina Munk und Karin Wieland, »Aufprall« (2020) sowie »Abschied von den Boomern« (2024).
Produktdetails
- Verlag: Carl Hanser Verlag
- Seitenzahl: 144
- Erscheinungstermin: 29. Januar 2024
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446280298
- Artikelnr.: 69446880
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Durchaus skeptisch liest Rezensent Stefan Reinecke Heinz Budes Buch über die Boomer, zumindest solange, wie er es an wissenschaftlichen Standards misst. Denn Budes Buch exemplifiziert, meint Reinecke, gleich mehrere Probleme des Genres Generationenporträt: es nimmt das eigene Milieu fürs Ganze, wodurch soziale Differenzen unter den Tisch fallen, und außerdem fehlt die Distanz, weil Bude selbst Boomer ist. Reinecke hegt Zweifel daran, ob "Generation" überhaupt eine sinnvolle soziologische Kategorie ist. Zum Anlass, Geschichten über die Gesellschaft zu erzählen, taugt der Begriff allerdings durchaus, fährt er fort, und soweit sich Bude darauf beschränkt, im Plauderton einen Erfahrungsraum zu eröffnen, liest er das Buch gerne. Außerdem freut er sich darüber, dass nicht nur Westmänner, sondern auch -Frauen sowie Ost-Boomer vorkommen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Sinn für befreiende Unruhe
Die Kohorte der Boomer:
Heinz Bude sammelt Bestimmungsstücke für das Profil einer Generation.
Wann kam eigentlich die Rede von den Boomern auf? Lange tat man sich schwer, für die Generation der zwischen etwa 1955 und 1965 Geborenen überhaupt einen geeigneten Sammelbegriff zu finden. Da sie nach den 68ern kamen, behalf man sich eine Weile mit der Bezeichnung 78er, die vor allem als unpolitisch und irgendwie konturlos galten. Das Wort von den Boomern ist da letztlich auch nicht viel trennschärfer: eben die Kinder des Babybooms. "Sie waren einfach immer zu viele", so formuliert es der Soziologe Heinz Bude in einem Essay, mit dem er, nachdem er sich in früheren Büchern schon der
Die Kohorte der Boomer:
Heinz Bude sammelt Bestimmungsstücke für das Profil einer Generation.
Wann kam eigentlich die Rede von den Boomern auf? Lange tat man sich schwer, für die Generation der zwischen etwa 1955 und 1965 Geborenen überhaupt einen geeigneten Sammelbegriff zu finden. Da sie nach den 68ern kamen, behalf man sich eine Weile mit der Bezeichnung 78er, die vor allem als unpolitisch und irgendwie konturlos galten. Das Wort von den Boomern ist da letztlich auch nicht viel trennschärfer: eben die Kinder des Babybooms. "Sie waren einfach immer zu viele", so formuliert es der Soziologe Heinz Bude in einem Essay, mit dem er, nachdem er sich in früheren Büchern schon der
Mehr anzeigen
Flakhelfer-Generation, den 68ern und der von ihm erfundenen Generation Berlin gewidmet hat, das Generationenquartett vervollständigt. Es ist ein Blick zurück zum Abschied, da demnächst auch die Jüngsten der Kohorte die sechzig überschritten haben werden und sich nun nach und nach ihre Rentenansprüche ausrechnen lassen. Doch statt dass die mehr oder weniger Alten nun neidvoll auf die Unbeschwertheit der Jugend zurückblicken, beobachtet Bude eine auffallende Veränderung im Verhältnis der Lebensalter zueinander. Bude nennt es eine Inversion des Zukunftsglaubens: Neidisch sind nunmehr die Jungen auf das unbeschwerte Leben, das die Alten früher gelebt haben, und so machen die Jüngeren, denen die Zukunft abhandengekommen ist, den Alten auf offener Bühne den Prozess.
Bude tritt diesem Hang zur Apokalyptik bei den Nachgeborenen mit einer Mischung aus freundlichem Verständnis und betontem Optimismus gegenüber. Die Boomer haben zwar nichts mehr vom zupackenden Wiederaufbau-Elan ihrer Elterngeneration, in dem Bude vor allem den umgewandelten Leistungsfanatismus sieht, der ihnen in den NS-Jugendorganisationen antrainiert worden war. Aber im Gegensatz zu den, wie Bude findet, weltverneinenden Achtundsechzigern hatten die Boomer dann doch allen Anlass, der Welt bejahend gegenüberzutreten. Die "letzte Nachkriegsgeneration", wie die Boomer an einer Stelle heißen, startete mit dem Bewusstsein, dass das Schlimmste hinter ihnen lag, und sie profitierte nicht nur vom Wirtschaftswunder, sondern vor allem von der Bildungseuphorie der jungen Bundesrepublik. Keine Generation vor ihnen war so gut ausgebildet, was insbesondere für die Frauen unter ihnen gilt.
In kurzen Kapiteln skizziert Bude den Weg der Kohorte von den Sechzigerjahren bis in die Gegenwart und hinterlegt den Strom der Assoziationen mit soziologischen Befunden oder zeithistorischen Informationen, vor allem aber eigenen Deutungen und Einordnungen. Schritt für Schritt geht es durch die Jahrzehnte, werden die familiären Fernsehabende mit Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff gegengeschnitten mit dem berühmten "Willy-Wahlkampf" und dem Ende der Achtundsechziger-Bewegung im Terror des Deutschen Herbstes. Der Herbst 1977 gilt Bude als Markstein für die Politisierung der Boomer. Als eigentlich formative Phase folgen die Achtzigerjahre, in denen die Mittzwanziger es mit Tschernobyl und Aids zu tun bekamen. Vor allem aber schildert Bude diese Zeit als die einer "besonderen Kollektivepisode in Westberlin", der er gemeinsam mit zwei damaligen Mitstreiterinnen schon in dem Roman "Aufprall" ein facettenreiches Porträt gewidmet hat.
Bude feiert die Heterogenität, die Skepsis gegen das Ganze und die kreative Schaffung von Freiräumen, sei es in der Initiative der Hausbesetzer, sei es in der vor allem aus Frankreich kommenden Theorie, die den Sound liefert. Doch dehnt er hier den essayistischen Anspruch aufs Exemplarische vielleicht doch ein Stück zu weit. Andere hätten aus den Achtzigerjahren andere Erinnerungen parat. So würden einem neben "Brokdorf", wie ein Kapitel überschrieben ist, das die Entstehung der Ökobewegung thematisiert, auch andere Ortsnamen einfallen, Mutlangen etwa oder der Bonner Hofgarten. Aber diese Orte schienen in dem besetzten Haus in der Kreuzberger Straße, die geradewegs auf die Mauer zuführte und in dem eine kleine Besetzergruppe sich "einen Ort fürs richtige Leben schaffen" wollte, keinen Widerhall gefunden zu haben. So wenig wie die Wahl Helmut Kohls zum Kanzler und der erstmalige Einzug der Grünen in den Bundestag.
Zu den Besonderheiten von Budes Studie zählt, dass er versucht, die Erfahrungen der Gleichaltrigen in der DDR mitzubedenken, sie zu parallelisieren oder abzugrenzen. "Zu einer Generation werden bestimmte Geburtsjahrgänge durch eine geteilte Geschichte", so zitiert er einleitend die Definition von Karl Mannheim und hält fest, dass Boomer Ost und Boomer West zwar keine gemeinsame Geschichte haben, aber trotzdem durch das Kriegsschicksal ihrer Eltern zusammengehalten werden. Wie das tragische Geschichtsbild Ost und das ironische Geschichtsbild West durch die Wiedervereinigung herausgefordert werden, gehört sicher zu den erhellendsten Passagen des Buches, vor allem aufgrund der Volte, dass die Boomer Ost tatsächlich Geschichte gemacht haben: In Budes Deutung waren sie es, die durch ihren Exodus letztlich der DDR den Garaus bereiteten. Aber wenn Bude als Erfahrungshintergrund für Hausbesetzungen im Ostteil Berlins, sozusagen als Parallele zur eigenen Literarisierung der Besetzer-Erfahrung, statt soziologischer Studien Lutz Seilers grandiosen Roman "Stern 111" heranzieht, der in der Wendezeit spielt, so ist dies nicht nur anachronistisch, sondern blendet letztlich eine ganze Geschichte der DDR-Jugendproteste aus.
Nicht sehr viele Gemeinsamkeiten dürften auch die Neunzigerjahre den beiden Boomer-Gruppen im Osten und im Westen beschert haben. Die Berufsbiographien West jedenfalls mündeten endlich doch noch in sichere Positionen, wenn auch über lange Umwege angesichts fehlender Lehrstellen, überfüllter Hörsäle oder Wartezeiten im Parkstudium. Wenn es eine Phase gibt, in der sich, wie Bude schreibt, eine Generation "von einer geprägten zu einer prägenden Strömung" wandelt, dann müsste sich hier das Profil der Boomer abzeichnen. Tatsächlich sieht Bude in den Geburtsjahrgängen der Gründer von Amazon, Microsoft und Apple die "befreiende Unruhe" am Werk, die die kleine wie die große Welt zu verändern begann. In Deutschland kam bald darauf die Boomerin Ost Angela Merkel an die Regierung, gefolgt vom Boomer West Olaf Scholz.
Der Schluss des Buches schwankt zwischen Abschied und Zukunft, zwischen Selbstbefragung und Selbstbehauptung. Noch betrifft der titelgebende "Abschied" weniger die Boomer selbst als ihre Eltern. Ihr Altern, ihre Hinfälligkeit und ihr Sterben sind Anlass für eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Alter und damit, was es bedeuten könnte, die lebenslang gepflegte Unabhängigkeit irgendwann aufgeben zu müssen. Noch aber ist es nicht so weit. Die Forderung nach tätiger Reue angesichts zu viel geflogener Meilen oder verheizter Liter Erdöl weist Bude erst mal zurück. Anderen ein schlechtes Gewissen machen zu wollen, lässt er nicht gelten. An sich selbst glauben, lautet seine Devise, und nicht die Hände in den Schoß legen. Die Sorge jedenfalls, dass die Boomer "sich mit der Rolle einer folgenlosen Zwischengeneration zufriedengeben" müssten, dürfte so oder so unbegründet sein. SONJA ASAL
Heinz Bude: "Abschied von den Boomern".
Hanser Verlag, München 2024. 144 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bude tritt diesem Hang zur Apokalyptik bei den Nachgeborenen mit einer Mischung aus freundlichem Verständnis und betontem Optimismus gegenüber. Die Boomer haben zwar nichts mehr vom zupackenden Wiederaufbau-Elan ihrer Elterngeneration, in dem Bude vor allem den umgewandelten Leistungsfanatismus sieht, der ihnen in den NS-Jugendorganisationen antrainiert worden war. Aber im Gegensatz zu den, wie Bude findet, weltverneinenden Achtundsechzigern hatten die Boomer dann doch allen Anlass, der Welt bejahend gegenüberzutreten. Die "letzte Nachkriegsgeneration", wie die Boomer an einer Stelle heißen, startete mit dem Bewusstsein, dass das Schlimmste hinter ihnen lag, und sie profitierte nicht nur vom Wirtschaftswunder, sondern vor allem von der Bildungseuphorie der jungen Bundesrepublik. Keine Generation vor ihnen war so gut ausgebildet, was insbesondere für die Frauen unter ihnen gilt.
In kurzen Kapiteln skizziert Bude den Weg der Kohorte von den Sechzigerjahren bis in die Gegenwart und hinterlegt den Strom der Assoziationen mit soziologischen Befunden oder zeithistorischen Informationen, vor allem aber eigenen Deutungen und Einordnungen. Schritt für Schritt geht es durch die Jahrzehnte, werden die familiären Fernsehabende mit Hans Rosenthal und Hans-Joachim Kulenkampff gegengeschnitten mit dem berühmten "Willy-Wahlkampf" und dem Ende der Achtundsechziger-Bewegung im Terror des Deutschen Herbstes. Der Herbst 1977 gilt Bude als Markstein für die Politisierung der Boomer. Als eigentlich formative Phase folgen die Achtzigerjahre, in denen die Mittzwanziger es mit Tschernobyl und Aids zu tun bekamen. Vor allem aber schildert Bude diese Zeit als die einer "besonderen Kollektivepisode in Westberlin", der er gemeinsam mit zwei damaligen Mitstreiterinnen schon in dem Roman "Aufprall" ein facettenreiches Porträt gewidmet hat.
Bude feiert die Heterogenität, die Skepsis gegen das Ganze und die kreative Schaffung von Freiräumen, sei es in der Initiative der Hausbesetzer, sei es in der vor allem aus Frankreich kommenden Theorie, die den Sound liefert. Doch dehnt er hier den essayistischen Anspruch aufs Exemplarische vielleicht doch ein Stück zu weit. Andere hätten aus den Achtzigerjahren andere Erinnerungen parat. So würden einem neben "Brokdorf", wie ein Kapitel überschrieben ist, das die Entstehung der Ökobewegung thematisiert, auch andere Ortsnamen einfallen, Mutlangen etwa oder der Bonner Hofgarten. Aber diese Orte schienen in dem besetzten Haus in der Kreuzberger Straße, die geradewegs auf die Mauer zuführte und in dem eine kleine Besetzergruppe sich "einen Ort fürs richtige Leben schaffen" wollte, keinen Widerhall gefunden zu haben. So wenig wie die Wahl Helmut Kohls zum Kanzler und der erstmalige Einzug der Grünen in den Bundestag.
Zu den Besonderheiten von Budes Studie zählt, dass er versucht, die Erfahrungen der Gleichaltrigen in der DDR mitzubedenken, sie zu parallelisieren oder abzugrenzen. "Zu einer Generation werden bestimmte Geburtsjahrgänge durch eine geteilte Geschichte", so zitiert er einleitend die Definition von Karl Mannheim und hält fest, dass Boomer Ost und Boomer West zwar keine gemeinsame Geschichte haben, aber trotzdem durch das Kriegsschicksal ihrer Eltern zusammengehalten werden. Wie das tragische Geschichtsbild Ost und das ironische Geschichtsbild West durch die Wiedervereinigung herausgefordert werden, gehört sicher zu den erhellendsten Passagen des Buches, vor allem aufgrund der Volte, dass die Boomer Ost tatsächlich Geschichte gemacht haben: In Budes Deutung waren sie es, die durch ihren Exodus letztlich der DDR den Garaus bereiteten. Aber wenn Bude als Erfahrungshintergrund für Hausbesetzungen im Ostteil Berlins, sozusagen als Parallele zur eigenen Literarisierung der Besetzer-Erfahrung, statt soziologischer Studien Lutz Seilers grandiosen Roman "Stern 111" heranzieht, der in der Wendezeit spielt, so ist dies nicht nur anachronistisch, sondern blendet letztlich eine ganze Geschichte der DDR-Jugendproteste aus.
Nicht sehr viele Gemeinsamkeiten dürften auch die Neunzigerjahre den beiden Boomer-Gruppen im Osten und im Westen beschert haben. Die Berufsbiographien West jedenfalls mündeten endlich doch noch in sichere Positionen, wenn auch über lange Umwege angesichts fehlender Lehrstellen, überfüllter Hörsäle oder Wartezeiten im Parkstudium. Wenn es eine Phase gibt, in der sich, wie Bude schreibt, eine Generation "von einer geprägten zu einer prägenden Strömung" wandelt, dann müsste sich hier das Profil der Boomer abzeichnen. Tatsächlich sieht Bude in den Geburtsjahrgängen der Gründer von Amazon, Microsoft und Apple die "befreiende Unruhe" am Werk, die die kleine wie die große Welt zu verändern begann. In Deutschland kam bald darauf die Boomerin Ost Angela Merkel an die Regierung, gefolgt vom Boomer West Olaf Scholz.
Der Schluss des Buches schwankt zwischen Abschied und Zukunft, zwischen Selbstbefragung und Selbstbehauptung. Noch betrifft der titelgebende "Abschied" weniger die Boomer selbst als ihre Eltern. Ihr Altern, ihre Hinfälligkeit und ihr Sterben sind Anlass für eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Alter und damit, was es bedeuten könnte, die lebenslang gepflegte Unabhängigkeit irgendwann aufgeben zu müssen. Noch aber ist es nicht so weit. Die Forderung nach tätiger Reue angesichts zu viel geflogener Meilen oder verheizter Liter Erdöl weist Bude erst mal zurück. Anderen ein schlechtes Gewissen machen zu wollen, lässt er nicht gelten. An sich selbst glauben, lautet seine Devise, und nicht die Hände in den Schoß legen. Die Sorge jedenfalls, dass die Boomer "sich mit der Rolle einer folgenlosen Zwischengeneration zufriedengeben" müssten, dürfte so oder so unbegründet sein. SONJA ASAL
Heinz Bude: "Abschied von den Boomern".
Hanser Verlag, München 2024. 144 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
"Bude gelingt es, präzise und pointiert, mit Sympathie und Ironie die Widersprüche dieser Alterskohorte herauszuarbeiten." Andreas Reckwitz, Die Welt, 31.03.24 "Was für ein Vergnügen, diesen facettenreichen soziologischen Essay über die Generation der zwischen 1955 und 1970 geborenen Deutschen lesen zu dürfen." Denis Scheck, Tagesspiegel Online, 13.03.24 "Eine der wichtigsten Neuerscheinungen zur Generationsfrage." Christhard Läpple, ZDF Heute Journal, 18.02.24 "Bude wartet nicht nur mit Zahlen auf, sondern zeichnet ein Bild dieser Generation." Christoph Leibold, Bayern 2 Kulturwelt, 31.01.24 "Zu den Besonderheiten von Budes Studie zählt, dass er versucht, die Erfahrungen der Gleichaltrigen in der DDR mit zu bedenken, sie zu parallelisieren
Mehr anzeigen
oder abzugrenzen." Sonja Asal, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.24 "Es lohnt sich, nach den generationenbildenden Erfahrungen der Boomer zu fragen. Das tut Budes Bilderbogen, der soziologisch informierte Memoiren aus spezifisch Berliner Sicht (darum Ost-West-sensibel) schön detailreich, aber schlank aufbereitet." Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung, 27.01.24 "Sein lebendiger, temporeich geschnittener Essay verknüpft in der Rückschau farbige Szenen, Objekte, Diagnosen, Erinnerungen und Ereignisse aus den vergangenen Jahrzehnten mit soziologischen Deutungen und eingestreuten autobiografischen Episoden ... Also könnten die Boomer, wenn sie denn gut erzählen, schon jetzt geschickt Einfluss nehmen auf ihr künftiges Bild in der Historie - dieses kluge Buch ist da ein durchweg anregender Anfang." Alexander Cammann, Die Zeit, 25.01.24
Schließen
Hörbuch-Download MP3
ABSCHIED VON DEN BOOMERN
Heinz Bude
gelesen von Wolfgang Wagner
Wer zwischen 1955 und 1970 geboren wurde, gehört zur Generation „Boomer". Sie sind die geburtenstarken Jahrgänge, erst dann kam der „Pillenknick“. “Boomer“ sind die Kinder, die meist …
Mehr
ABSCHIED VON DEN BOOMERN
Heinz Bude
gelesen von Wolfgang Wagner
Wer zwischen 1955 und 1970 geboren wurde, gehört zur Generation „Boomer". Sie sind die geburtenstarken Jahrgänge, erst dann kam der „Pillenknick“. “Boomer“ sind die Kinder, die meist als allererstes in ihrer Familie ein Abitur in der Tasche hatten, in den 70er-Jahren zu Demos rannten, aber weder einen Arbeitsplatz nach dem Studium, keine Lehrstelle, geschweige denn eine Wohnung fanden.
Heinz Bude porträtiert eine ganze Generation, an die so einige Klischees haften, wie z. B. „Individuell" und bitte „kein Mainstream sein“. Er stellt Ost- und Westboomer ins Verhältnis und erinnert an die Weltgeschehnisse wie Brokdorf, Tschernobyl oder die RAF.
Ich persönlich bin statistisch ein „Boomer“ mit dem Geburtsjahr 1969.
Ja, auch ich stand damals mit 100 Leuten vor einem Hamburger Haus, um eine Wohnung zu besichtigen (die ich natürlich nicht bekam) und mein Onkel, der Mathe und Sport auf Lehramt (mit Auszeichnung) abgeschlossen hatte, fuhr Taxi, weil er keine Anstellung als Lehrer fand (während ich mit 34 Mitschülern im Klassenzimmer saß). Meine Schwester erhielt währenddessen 54 Absagen auf ihre Bewerbungen und fand am Ende keine Lehrstelle als zahntechnische Laborantin.
Dennoch konnte ich mit den meisten Sachen zu Beginn des Buches nicht viel anfangen. Ich kannte weder die zitierten Filme, noch die Bücher, die angeblich alle „Boomer" gelesen haben sollen.
Ich hatte mir einfach mehr Flashbacks erhofft.
Lediglich der Sprecher Wolfgang Wagner konnte mich mit seiner angenehmen Stimme zum „Durchhalten“ animieren.
Leseempfehlung für ältere Boomer und Geschichtsstudenten.
2½/ 5
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Thema völlig verfehlt
Die Hamburger Lesemaus hat geschrieben, was in den Buch auf S.13 steht: Bude definiert die Jahrgängen zwischen 1955 und 1970 als Boomer. Es ist mir schleierhaft, wieso FAZ und SZ beide Boomer von 1955 bis 1965 definieren.
Der Autor selbst ist Jahrgang 54 und so …
Mehr
Thema völlig verfehlt
Die Hamburger Lesemaus hat geschrieben, was in den Buch auf S.13 steht: Bude definiert die Jahrgängen zwischen 1955 und 1970 als Boomer. Es ist mir schleierhaft, wieso FAZ und SZ beide Boomer von 1955 bis 1965 definieren.
Der Autor selbst ist Jahrgang 54 und so scheint er dem Boomer-Leben knapp entronnen. Doch weit gefehlt: Bude schreibt eine Autobiografie seiner Generation, was auch der Rezensentin der FAZ am Beispiel des Kapitels Brokdorf aufgefallen ist. Der Vergleich der SZ mit Annie Erneaux hinkt aber, da der Autor nicht als Ich-Erzähler auftritt.
Ein Roman hätte dem Buch gut getan, denn sachlich ist es eine einzige Katasstrophe. Ein Beispiel: Für die Boomer prägend war laut Buch die Willy-Wahl. Sie fand 1972 statt. Am 1. Januar 1975 wurde die Volljährigkeit in der Bundesrepublik Deutschland erst von 21 auf 18 Jahre gesenkt. Die Willy-Wählerin musste 1972 also mindestens 21 Jahre alt sein und wir rechnen kurz: Wer Willy wählte, war Jahrgang 1951 oder älter, also kein Boomer.
Es wird nicht besser: Die nach den Boomern folgende Generation seien die zwischen 1981 und 1995 geborenen Millennials, steht auf Seite 106. Ich staune sehr, weil nach seiner Definition wurde in den 70er Jahren niemand in Deutschland geboren. Ich verrate ein kleines Geheimnis: Das stimmt nicht.
Auf Seite 66 ist mir noch etwas Absurdes aufgefallen. Die Interpretation des Scheiterns der Weimarer Republik wird mit einem Buch aus dem Jahr 1959 belegt, als die ältesten Boomer gerade vier Jahre alt wurden.
Das eigentliche Thema, dass die Boomer nun in Rente gehen, die Sozialkosten steigen und der Fachkräftemangel wächst, kommt in den schmalen Bändchen gar nicht vor.
Nein, der ehemalige Professor für Soziologie hätte besser einen Roman im Stile Ernauxs geschrieben. Wir lesen viele Titel von Büchern, die Bude vermutlich gerne gelesen hat. Ich bin froh, dass ich wegen der Kürze des Buches meine Wochenendlektüre schon am Samstag beendet habe und widme mich nun ehe einem dicken Schinken. 2 Sterne
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für