Als Sohn eines wilden Wolfs und einer den Menschen entlaufenen Wolfshündin kommt Wolfsblut zur Welt. Er wächst zur Zeit des Goldrausches in der rauhen Natur Alaskas auf. Dann aber verschlägt ihn das Schicksal zu den Menschen und eine Zeit des Leidens beginnt - bis Wolfblut einen Menschen als Freund gewinnen kann. "Jack Londons packende Geschichten haben ihn unsterblich gemacht." Arte
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.08.2013NEUE TASCHENBÜCHER
Ein gesegneter Wolf –
Jack Londons Roman „Wolfsblut“
Kaum zu glauben, dass Jack London Anfang des 20. Jahrhunderts sogar den Ruhm des großen Mark Twain als amerikanischer Bestsellerautor ersten Ranges überstrahlte. Mit seinen Geschichten aus der Wildnis des Nordens, seinen Stories von den Goldgräbern am Yukon in Alaska und mit seinem Roman „Ruf der Wildnis“, der am Beispiel eines Hundelebens den Prozess einer Entzivilisierung erzählt, hatte er sich binnen weniger Jahre als Erfolgsautor an die Spitze geschrieben.
1905 nun drehte London in „Wolfsblut“ den Prozess von „Ruf der Wildnis“ um. Dieses Mal war es ein Tier, halb Hund, halb Wolf, das aus den wilden Wäldern allmählich in den Bann der Zivilisation gerät und am Ende als treuer Hund bei seinem Herrn bleibt, fern der Wildnis. Kritiker warfen London diese einfache Umkehrung der Idee von „Ruf der Wildnis“ vor, aber „Wolfsblut“ (im Original „White Fang“) wurde trotzdem ein in mehr als achtzig Sprachen übersetzter Erfolg. Es war aber Londons letzter Roman aus dem amerikanisch-kanadischen Norden.
Die Neuübersetzung liest sich weniger pathetisch und nüchterner als die alte deutsche Fassung. Gerade diese Zurückhaltung kommt den weiterhin großartigen Naturschilderungen und dem behutsamen Eindringen in die Psyche des vierbeinigen Helden zugute. London wurde wegen angeblicher Vermenschlichung der Tiere damals von sehr prominenter Seite angegriffen: von Präsident Theodore Roosevelt. Der war ein fürchterlicher Jäger, der Tausende Tiere aller Art umbrachte. Von heutigen Verhaltensforschern werden Londons Beobachtungen am Verhalten der Hunde wesentlich positiver gesehen.
Davon abgesehen ist „Wolfsblut“ ein so spannender wie tiefsinniger Bildungsabenteuerroman, auch wenn sein Held ein Wolfsmischling ist. Die Moral des Ganzen hat heute noch Überzeugungskraft: Wer schlecht behandelt, gar gequält und geschlagen wird, der wird eher böse werden, während Güte, Aufmerksamkeit und Zuneigung Vertrauen schaffen zwischen Mensch und Tier.
HARALD EGGEBRECHT
Jack London: Wolfsblut. Aus dem
Englischen von Lutz-W. Wolff.
dtv München 2013. 302 S., 9,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein gesegneter Wolf –
Jack Londons Roman „Wolfsblut“
Kaum zu glauben, dass Jack London Anfang des 20. Jahrhunderts sogar den Ruhm des großen Mark Twain als amerikanischer Bestsellerautor ersten Ranges überstrahlte. Mit seinen Geschichten aus der Wildnis des Nordens, seinen Stories von den Goldgräbern am Yukon in Alaska und mit seinem Roman „Ruf der Wildnis“, der am Beispiel eines Hundelebens den Prozess einer Entzivilisierung erzählt, hatte er sich binnen weniger Jahre als Erfolgsautor an die Spitze geschrieben.
1905 nun drehte London in „Wolfsblut“ den Prozess von „Ruf der Wildnis“ um. Dieses Mal war es ein Tier, halb Hund, halb Wolf, das aus den wilden Wäldern allmählich in den Bann der Zivilisation gerät und am Ende als treuer Hund bei seinem Herrn bleibt, fern der Wildnis. Kritiker warfen London diese einfache Umkehrung der Idee von „Ruf der Wildnis“ vor, aber „Wolfsblut“ (im Original „White Fang“) wurde trotzdem ein in mehr als achtzig Sprachen übersetzter Erfolg. Es war aber Londons letzter Roman aus dem amerikanisch-kanadischen Norden.
Die Neuübersetzung liest sich weniger pathetisch und nüchterner als die alte deutsche Fassung. Gerade diese Zurückhaltung kommt den weiterhin großartigen Naturschilderungen und dem behutsamen Eindringen in die Psyche des vierbeinigen Helden zugute. London wurde wegen angeblicher Vermenschlichung der Tiere damals von sehr prominenter Seite angegriffen: von Präsident Theodore Roosevelt. Der war ein fürchterlicher Jäger, der Tausende Tiere aller Art umbrachte. Von heutigen Verhaltensforschern werden Londons Beobachtungen am Verhalten der Hunde wesentlich positiver gesehen.
Davon abgesehen ist „Wolfsblut“ ein so spannender wie tiefsinniger Bildungsabenteuerroman, auch wenn sein Held ein Wolfsmischling ist. Die Moral des Ganzen hat heute noch Überzeugungskraft: Wer schlecht behandelt, gar gequält und geschlagen wird, der wird eher böse werden, während Güte, Aufmerksamkeit und Zuneigung Vertrauen schaffen zwischen Mensch und Tier.
HARALD EGGEBRECHT
Jack London: Wolfsblut. Aus dem
Englischen von Lutz-W. Wolff.
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