Widerstandes übermenscht, wie bei "Marko" aus West-Berlin, dem jungen Mann mit der "durchtrainierten, muskulösen Skinhead-Figur". Damit das klar ist: Die häßlichen Deutschen sind nicht die Skinheads, sondern das "Normehepaar des aufgeklärten deutschen Mittelstandes" mit seinen tiefgekühlten Gefühlen und seinen "Sekundärtugenden". Das warme Gegenbild gelebter Authentizität findet sich im Ghetto, "einem Raum, in dem das Recht der Welt draußen nicht mehr gilt. Man kann insofern von einem befreiten Gebiet sprechen, als es hier gelungen ist, sich von dem zu befreien, was der Mittelstand unter Zivilisation versteht." Die Mittelstandsspießer unter den Lesern - und auch jene Sozialhilfeempfängerinnen, die ihren Kindern das Klauen von Designer-Jeans verbieten - können ganz froh sein, daß Möller und Gillen nur JournalistInnen und nicht selber Gangster sind, sonst müßte deren radikale Rhetorik ihnen ordentlich angst machen. Über nicht näher bezeichnete Ghetto-Bewohner heißt es da: "Sie werden es gerechtfertigt finden, auf ihre Art zurückzuschlagen. Ohne moralische Bedenken, ohne Hemmungen, ohne Rücksicht werden sie jede Chance nutzen, um nach ihren Vorstellungen zu leben." Ohauahauaha. (Gabi Gillen, Michael Möller: "Tanz auf dem Vulkan". Geschichten über Gewalt. Dietz Verlag, Bonn 1994. 205 Seiten, 19,80 Mark.) SUSANNE GASCHKE
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