
Spätkoloniale Moderne
Le Corbusier, Ernst May, Frank Lloyd Wright, The Architects Collaborative und die Globalisierung der Architekturmoderne
Die Studie untersucht ausgewählte Projekte prominenter westlicher Architekten in den Ländern des Südens, die in der Übergangsphase vom Spätkolonialismus zur Dekolonisation entstehen und bereits Teil einer sich globalisierenden Architekturmoderne sind. Das Spektrum der Fallbeispiele reicht von Le Corbusiers Planungen für Algier (1931-1942) über Ernst Mays Vorschläge für die Stadterweiterung Kampalas (1945-1947) bis hin zu den Interventionen prominenter Vertreter der westlichen Architekturmoderne in den städtischen Raum Bagdads Mitte der 1950er Jahre.
Unter welchen Umständen ist es westlichen Akteuren gelungen, über nationale und kulturelle Grenzen hinweg einheitliche Architekturparameter zu etablieren? Warum ist dieses Projekt regelmäßig gescheitert? Wie lassen sich andere Transformationsprozesse fassen? Die spätkoloniale Moderne der 1930er bis 1960er Jahre steht für eine vielschichtige und nicht selten widersprüchliche Phase innerhalb der Globalisierung der Architekturmoderne. Sie ist von kolonialen Kontinuitäten wie von den konkurrierenden Modernitätsentwürfen lokaler Akteure gekennzeichnet. Indem die Studie gleichzeitig als machtkritische Diskursanalyse, historische Architektursoziologie und politische Ikonographie angelegt ist, gelingt es exemplarisch, die semantische Polyvalenz der spätkolonialen Architekturmoderne herauszuarbeiten. Das Spektrum der untersuchten Projekte umfasst Le Corbusiers Planungen für das französisch besetzte Algier, Ernst Mays Stadterweiterung für das kolonial-britische Kampala sowie die Interventionen Frank Lloyd Wrights und TACs in das haschemitische und frührepublikanische Bagdad.