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Produktdetails
  • dtv Taschenbücher Bd.24476
  • Verlag: DTV
  • Seitenzahl: 255
  • Deutsch
  • Abmessung: 27mm x 135mm x 210mm
  • Gewicht: 402g
  • ISBN-13: 9783423244763
  • ISBN-10: 3423244763
  • Artikelnr.: 13317305
Autorenporträt
Sobo Swobodnik, geboren 1966 auf der Schwäbischen Alb, arbeitete bis 2000 als Rundfunkredakteur bei verschiedenen Hörfunkanstalten und als Theaterregisseur. Er ist Autor zahlreicher Kinder- und Jugendromane, hat außerdem Erzählungen veröffentlicht sowie zwei Romane, darunter 2002 den ersten Paul-Plotek-Roman, Altötting, der bereits 1999 mit dem Pfefferbeißer-Literaturpreis des Theaters im Schlachthof, München, ausgezeichnet und 2002 für den Friedrich-Glauser-Preis für das beste Krimidebüt nominiert wurde. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.09.2005

Ein Prosit der Blutrünstigkeit
Sobo Swobodniks neuer Wiesnkrimi „Oktoberfest”
Plotek sitzt im Froh und Munter und schaut in sein Weißbier. Nichts kann er besser, schon allein deshalb, weil so ein Weißbier nichts sagt. Und wenn das Weißbier nichts sagt, muss man selbst auch nichts sagen, wenn man hineinschaut. Das gefällt dem Plotek. Aber immerhin: Er hört zu. Was die Susi sagt. Die Susi mag er wohl irgendwie, weil die ihm das Weißbier hinstellt, in seiner Neuhauser Stammkneipe. Also: Die Susi weiß, weil sie ja die Weißbiere abkassieren muss, die der Plotek so allabendlich in sich hineinschüttet, wie es mit dem Finanziellen bei ihm ausschaut. Und da sie nicht immer nur neue Striche zu den schon vorhandenen auf dem Schuldenzettel vom Plotek hinzufügen möchte, sagt sie, dass sie einen Job für ihn weiß. Und da gerade September ist, ist der Job einer auf dem Oktoberfest. Beim Oberländer, dem ersten Wiesn-Bierzelt, in dem ein Bier ausgeschänkt wird, das nicht in München gebraut wird. Spätestens da, nach ein paar Seiten, weiß man, dass das alles reine Fiktion ist, der Plotek, die Susi, die Wiesn und die ganze Geschichte.
Sobo Swobodnik hat einen Oktoberfest-Krimi geschrieben, der „Oktoberfest” heißt. Vor ein paar Jahren hat er einen Altötting-Krimi geschrieben, der „Altötting” heißt. In diesem betrat der Plotek die Bühne der literarischen Welt, was insofern passt, als es darin um eine Bühne geht. Darauf wollen die Altöttinger es den Oberammergauern gleichtun und ein Passionsspiel aufführen, damit der Fremdenverkehr nicht mehr nur an den Überlebenden von Autounfällen und Naturkatastrophen hängt. Das klappt natürlich alles nicht, Tote gibt’s genügend, Bier auch, und Plotek, gescheiterter Schauspieler und bayerisch imaginierter Gemütsmensch, ist am Ende schlauer, aber nicht weiter. Außer, zwischenzeitlich zumindest, hormonell.
Swobodnik, studierter Mineraloge und Schauspieler, einstiger Kellner, Taxifahrer, Hotelportier, Inhaber einer T-Shirt-Firma und Münchner Literaturstipendiat, derzeitiger Regisseur und preisgekrönter Kinder-, Jugend-, Krimi- und Georg-Elser-Roman-Autor, kennt die Welt, in die er seinen Plotek implantiert. Ausgestattet mit einem lakonischen Wortwitz und einer begnadeten Beobachtungsgabe, steht er der Welt und ihren Abgründen fröhlich gegenüber. So stülpt er ungehindert von größeren Skrupeln das gegebenenfalls Faulige seiner Figuren nach außen, was ein annähernd geheimnisloser Vorgang wäre, würde das Offenbarte nicht sofort in einen größeren Zusammenhang weltumspannenden Sinnierens aufgehen, das sich so anfühlt wie ein Sonnenuntergang in einem Biergarten mit flirrendem Bergblick.
Und böse kann er sein, deshalb hier ein Ausschnitt, der den Einmarsch einer VIP-Gesellschaft ins Festzelt beschreibt. „Als da waren: schwule Modetussen, die unter Solarien schlafen und aussehen wie zusammengeschrumpelte Handtaschen. Rechtsradikale Fußballer, die auf dem Platz ,Steh auf, du Nigger‘ sagen und behaupten: ,Außerhalb des Feldes bin ich ein ganz netter Kerl.‘ Unterhaltungschefs und Medienmogule, bei denen nur noch Fakten, Fakten, Fakten im Kopf existieren, aber wenig Hirn. ”
Das geht noch ein wenig so weiter, ist vielleicht nicht alles neu, aber das Oktoberfest ist ja auch jedes Jahr dasselbe.
Am Donnerstag, 29. September, liest Sobo Swobodnik um 20 Uhr in der Buchhandlung Glatteis, Corneliusstraße 31, aus „Okoberfest”.
EGBERT THOLL
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