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La Bum
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Jetzt ist aber mal gut mit Fußball. Widmen wir uns dem wirklich wichtigen: der MUSIK. Denn die Sportfreunde Stiller sind mehr als nur Fußballfans. Sie sind so ganz nebenbei eine formidable Rockband, die sich ein paar Monate ins schöne Spanien verzogen und eine wunderbare Platte "La Bum" aufgenommen hat, die so gar nichts mit dem Sport zu tun hat.
Produktdetails
- Verlag: Universal Vertrieb - A Divisio / Vertigo Be
- Erscheinungstermin: 3. August 2007
- Gewicht: 100g
- ISBN-13: 0602517413948
- Artikelnr.: 22920978
Herstellerkennzeichnung
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Wir spielen Eins-zwo-drei-vier-System
Das Herz in der Hand rockt besser: Die neue Platte der "Sportfreunde Stiller"
Manche Lieder sind so fest mit einem Ereignis verknüpft, dass man sich nicht an das eine erinnern kann, ohne auch an das andere zu denken. Henry Maskes Abschied von der Boxwelt zum Beispiel wurde mit "Time To Say Goodbye" von Sarah Brightman und Andrea Bocelli zu einem derart rührseligen Event gemacht, dass keiner der drei dieses Image jemals wieder loswerden konnte: Maske wird auf ewig der Boxer bleiben, der einen Bassisten von einem Tenor unterscheiden kann. Der Bekanntheitsgrad von Brightman und Bocelli schoss außerhalb der Klassik-Szene in ungeahnte Höhen, aber gerade bei ihren alten Fans waren
Das Herz in der Hand rockt besser: Die neue Platte der "Sportfreunde Stiller"
Manche Lieder sind so fest mit einem Ereignis verknüpft, dass man sich nicht an das eine erinnern kann, ohne auch an das andere zu denken. Henry Maskes Abschied von der Boxwelt zum Beispiel wurde mit "Time To Say Goodbye" von Sarah Brightman und Andrea Bocelli zu einem derart rührseligen Event gemacht, dass keiner der drei dieses Image jemals wieder loswerden konnte: Maske wird auf ewig der Boxer bleiben, der einen Bassisten von einem Tenor unterscheiden kann. Der Bekanntheitsgrad von Brightman und Bocelli schoss außerhalb der Klassik-Szene in ungeahnte Höhen, aber gerade bei ihren alten Fans waren
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sie von nun an stets nur die, die 1996 diesen eigenartigen Pop-Arien-Bastard fabriziert hatten.
Im gleichen Jahr gründete sich in Germering bei München eine Band, der es später ähnlich ergehen sollte. Ihre Fans waren aber zunächst von jedem Dogmatismus weit entfernt. Toleranz tat auch not, denn hier war der Sänger und Gitarrist eigentlich Schlagzeuger, und auch die anderen zwei Bandmitglieder bestachen nicht gerade durch außergewöhnliche Beherrschung ihrer Instrumente. Mit den Jahren kletterten die "Sportfreunde Stiller", die damals noch den Jugendsprech-Namen "Endkrass" trugen, gemächlich die Karriereleiter hinauf: Die Single "Wellenreiten" wurde schon auf MTV gespielt, die Konzerthallen wandelten sich vom Germeringer Jugendtreff "Knast" über die Münchener Großraumdisko "Babylon" bis hin zur Olympiahalle. Bei der Fußball-WM explodierte der Erfolg der Band dann mit "'54, '74, '90, 2006", die Grönemeyers offizieller Hymne glatt den Rang ablief und - im Wechsel mit dem Karnevalsschlager "Humba Täterä" - an jeder Straßenecke gesungen wurde.
Spätestens seit ihren Fanmeilen-Auftritten erwarten die meisten Menschen von der Drei-Mann-Combo nur noch Partytracks, am liebsten mit fußballerischem Inhalt. So ist es mutig von den "Sportfreunden", diese Menschen zu enttäuschen. Obwohl ihre neue Platte "La Bum" heißt, erinnert wenig an ihren Riesenhit. Stattdessen erzählen die Bayern von Erinnerungen, Scheidewegen, Sehnsucht. Natürlich sind auch Tanzflächenfüller dabei, allen voran "Eine gute Nacht", das mit einem Hauch Elektro Augenblicken übernächtigter Euphorie einen Soundtrack gibt, wenn man weiß, dass man zwar vielleicht nicht am einzig richtigen Ort ist, es aber zumindest gerade keinen besseren gibt. "Denn dort oben leuchten die Sterne und hier unten leuchten wir", heißt es im Sanktmartinslied und auch bei den "Sportfreunden". Die sind nämlich ihrer obersten Songwriting-Regel treu geblieben: Keine pseudophilosophischen Wortkaskaden, die nach viel klingen und wenig aussagen.
Stattdessen siegt hier die Beschränkung aufs Schlichte. Wenn das dann auch wenig aussagt, hat man wenigstens niemals mehr versprochen. Ironie oder gar Zynismus sucht man in ihren Texten umsonst. Sollen die anderen die Bälle doch raffiniert anschneiden, die "Sportfreunde Stiller" geben sie lieber mit extraviel Wucht zurück und grinsen dabei fröhlich. Ähnliches gilt für die musikalische Gestaltung, der man noch immer eine gesunde Lust am Losschrammeln anmerkt, für die keine Meisterschaft nötig ist. Der Spaß ist die Hauptsache, und das Schreiben von Ohrwürmern haben die "Sportfreunde" schon immer besser beherrscht als viele, die auf ihren Instrumenten wahre Virtuosen sind.
Da war zum Beispiel die Eloge auf ein früher bei "1860 München" spielendes Stürmertalent mit dem Titel "Lauth anhören", den man dem neuen Album am liebsten aufkleben würde. Denn das gelegentliche Losgelärme wie in der ersten Single-Auskopplung "Alles Roger!" gewinnt durch Phonstärke. Unter einem eher schreienden als singenden Peter Brugger liegt ein wildes Gitarrengestrüpp, und der Text kritisiert Abkürzungen sowie übertriebenen Fremdworteinsatz: "Wer ist Roger?" Im stark rhythmischen "995er Tief über Island" beschreit Brugger das Fernweh und spielt außerdem das erste Gitarrensolo der Bandgeschichte - das viele Üben bringt offensichtlich am Ende doch etwas. Ansonsten erinnert das Stück nicht nur wegen der Zeile "Ich will wieder ans Meer" in seiner überbordenden Energie ein wenig an "Westerland" von den "Ärzten", deren Produzent Uwe Hoffmann auch für dieses Album verantwortlich ist.
Viel melodischer und musikalisch differenzierter sind den Sportfreunden die Stücke mit Gefühlshintergrund geraten. Hier zeigt sich auch ihr Talent für Texte, die manchmal kindlich-unbedarft erscheinen, aber ihre Wirkung selten verfehlen: "Tu nur das, was dein Herz dir sagt / Alles andere soll dich nicht stören / Doch mein Herz steckt im Kopf / Und mein Kopf steckt im Sand / Darum kann ich mein Herz nicht richtig hören." Oder wie bei "In unmittelbarer Ferne": "Ich für meinen Teil stehe hier / Und du fehlst mir."
Der charakteristischste Satz taucht im loslärmenden "Sodom" auf: "Ich liebe mein Leben / So ist das eben / Und zwar trotzdem, trotzdem / Und nicht deswegen." Das unterscheidet den Trotzpop der "Sportfreunde Stiller" von anderen deutschen Bands mit Spaßgarantie: Während Letztere denkbar schlichte Gute-Laune-Botschaften verbreiten, propagieren die "Sportfreunde" die Maxime, man solle den Moment genießen weil schließlich jederzeit alles schlimmer werden könnte.
JULIA BÄHR
Sportfreunde Stiller, La Bum. Vertigo/Universal 14513
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im gleichen Jahr gründete sich in Germering bei München eine Band, der es später ähnlich ergehen sollte. Ihre Fans waren aber zunächst von jedem Dogmatismus weit entfernt. Toleranz tat auch not, denn hier war der Sänger und Gitarrist eigentlich Schlagzeuger, und auch die anderen zwei Bandmitglieder bestachen nicht gerade durch außergewöhnliche Beherrschung ihrer Instrumente. Mit den Jahren kletterten die "Sportfreunde Stiller", die damals noch den Jugendsprech-Namen "Endkrass" trugen, gemächlich die Karriereleiter hinauf: Die Single "Wellenreiten" wurde schon auf MTV gespielt, die Konzerthallen wandelten sich vom Germeringer Jugendtreff "Knast" über die Münchener Großraumdisko "Babylon" bis hin zur Olympiahalle. Bei der Fußball-WM explodierte der Erfolg der Band dann mit "'54, '74, '90, 2006", die Grönemeyers offizieller Hymne glatt den Rang ablief und - im Wechsel mit dem Karnevalsschlager "Humba Täterä" - an jeder Straßenecke gesungen wurde.
Spätestens seit ihren Fanmeilen-Auftritten erwarten die meisten Menschen von der Drei-Mann-Combo nur noch Partytracks, am liebsten mit fußballerischem Inhalt. So ist es mutig von den "Sportfreunden", diese Menschen zu enttäuschen. Obwohl ihre neue Platte "La Bum" heißt, erinnert wenig an ihren Riesenhit. Stattdessen erzählen die Bayern von Erinnerungen, Scheidewegen, Sehnsucht. Natürlich sind auch Tanzflächenfüller dabei, allen voran "Eine gute Nacht", das mit einem Hauch Elektro Augenblicken übernächtigter Euphorie einen Soundtrack gibt, wenn man weiß, dass man zwar vielleicht nicht am einzig richtigen Ort ist, es aber zumindest gerade keinen besseren gibt. "Denn dort oben leuchten die Sterne und hier unten leuchten wir", heißt es im Sanktmartinslied und auch bei den "Sportfreunden". Die sind nämlich ihrer obersten Songwriting-Regel treu geblieben: Keine pseudophilosophischen Wortkaskaden, die nach viel klingen und wenig aussagen.
Stattdessen siegt hier die Beschränkung aufs Schlichte. Wenn das dann auch wenig aussagt, hat man wenigstens niemals mehr versprochen. Ironie oder gar Zynismus sucht man in ihren Texten umsonst. Sollen die anderen die Bälle doch raffiniert anschneiden, die "Sportfreunde Stiller" geben sie lieber mit extraviel Wucht zurück und grinsen dabei fröhlich. Ähnliches gilt für die musikalische Gestaltung, der man noch immer eine gesunde Lust am Losschrammeln anmerkt, für die keine Meisterschaft nötig ist. Der Spaß ist die Hauptsache, und das Schreiben von Ohrwürmern haben die "Sportfreunde" schon immer besser beherrscht als viele, die auf ihren Instrumenten wahre Virtuosen sind.
Da war zum Beispiel die Eloge auf ein früher bei "1860 München" spielendes Stürmertalent mit dem Titel "Lauth anhören", den man dem neuen Album am liebsten aufkleben würde. Denn das gelegentliche Losgelärme wie in der ersten Single-Auskopplung "Alles Roger!" gewinnt durch Phonstärke. Unter einem eher schreienden als singenden Peter Brugger liegt ein wildes Gitarrengestrüpp, und der Text kritisiert Abkürzungen sowie übertriebenen Fremdworteinsatz: "Wer ist Roger?" Im stark rhythmischen "995er Tief über Island" beschreit Brugger das Fernweh und spielt außerdem das erste Gitarrensolo der Bandgeschichte - das viele Üben bringt offensichtlich am Ende doch etwas. Ansonsten erinnert das Stück nicht nur wegen der Zeile "Ich will wieder ans Meer" in seiner überbordenden Energie ein wenig an "Westerland" von den "Ärzten", deren Produzent Uwe Hoffmann auch für dieses Album verantwortlich ist.
Viel melodischer und musikalisch differenzierter sind den Sportfreunden die Stücke mit Gefühlshintergrund geraten. Hier zeigt sich auch ihr Talent für Texte, die manchmal kindlich-unbedarft erscheinen, aber ihre Wirkung selten verfehlen: "Tu nur das, was dein Herz dir sagt / Alles andere soll dich nicht stören / Doch mein Herz steckt im Kopf / Und mein Kopf steckt im Sand / Darum kann ich mein Herz nicht richtig hören." Oder wie bei "In unmittelbarer Ferne": "Ich für meinen Teil stehe hier / Und du fehlst mir."
Der charakteristischste Satz taucht im loslärmenden "Sodom" auf: "Ich liebe mein Leben / So ist das eben / Und zwar trotzdem, trotzdem / Und nicht deswegen." Das unterscheidet den Trotzpop der "Sportfreunde Stiller" von anderen deutschen Bands mit Spaßgarantie: Während Letztere denkbar schlichte Gute-Laune-Botschaften verbreiten, propagieren die "Sportfreunde" die Maxime, man solle den Moment genießen weil schließlich jederzeit alles schlimmer werden könnte.
JULIA BÄHR
Sportfreunde Stiller, La Bum. Vertigo/Universal 14513
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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