Im Blauen Land duftet es nach Sommer! Nach Karottenkuchen, Wurstschaukeln und Abenteuern. Endlich kann Juni wieder jeden Tag mit ihren Geschwistern Elfe und Jimmie im See baden, auf Pony Johnny reiten und mit den Nachbarskindern auf dem Heuboden spielen. Was Juni nicht ahnt ist, dass dieser Sommer nicht nur der schönste, sondern auch der aufregendste ihres Lebens wird. Schuld daran sind die kleine Gans Toni, die Paps eines Tages mitbringt, und der geheimnisvolle Halfterdieb, der plötzlich auf dem Rosenglück-Hof sein Unwesen treibt. Ob Juni und ihre Freunde ihn stellen können?
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.05.2016Schraubelockig
Abenteuerlich verrückter Sommer am See
Viele Leute im Dorf finden die Rosenglücks ziemlich „schraubelockig“, was aber nicht an der Sprache der neunjährigen Juni liegt, die gerne Verben und Substantive zu Adjektiven macht und so was sagt wie „galoppig“, „staunig“ oder „zebrig“. Nein, die Leute in dem Dorf im Blauen Land in Oberbayern halten die Rosenglücks deshalb für eigenartig, weil Papa Rosenglück Maler ist und deshalb nicht zur Arbeit geht, sondern häufig im Garten sitzt und „sich Bilder in seinem Kopf ausdenkt“, und Mama Rosenglück gerne nackt im Flur „Pilatus“ macht. Juni selbst findet sich auch ein bisschen komisch, denn sie hat ein blaues und ein grünes Auge. Ihre Schwester Elfe ist manchmal ziemlich „bockwurstig“ und ihr Bruder Jimmie ist zwar erst fünf, kann aber trotzdem schon lesen.
Die Rosenglücks leben in einer Idylle, die viele Leser ebenfalls als nicht ganz normal empfinden werden, in einem Haus, nur etwa 30 Meter vom See mit Badesteg entfernt, mit eigenem Pony, Hühnern und Hahn. Die Kinder reiten, schwimmen, spielen im Heu, schwingen auf Baumschaukeln. Die Ich-Erzählerin Juni, die ihre Leser mit ihrer an Wortschöpfungen reichen Sprache direkt anspricht, beschreibt einen Sommer in diesem deutschen Bullerbü, das ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Man wird es aber dennoch so ähnlich in einigen oberbayerischen Dörfern auch in Wirklichkeit finden, schließlich lebt der Autor Jörg Steinleitner in genau so einem Ort, zusammen mit seiner Frau, seinen drei Kindern, einem Pony und drei Wachteln. Mit seiner Tochter Jona, Jahrgang 2003, hat er dieses Buch verfasst, und man darf annehmen, dass einige Erlebnisse daraus tatsächlich das wahre Leben geschrieben hat.
Ob dazu auch das Abenteuer um den „gemeinen Halfterdieb“ gehört, auf dessen Suche sich die Kinder machen, oder die Geschichte um das Gänseküken Toni, das allmählich flügge wird, kann man nur mutmaßen. Doch gleich, ob echt oder erfunden, es macht Spaß, die Kinder auf ihren Abenteuern in diesem farbensatten Sommer zu begleiten. Was übrigens auch Ulla Mersmeyer getan hat, im wahrsten Sinne des Wortes: Ihre Illustrationen geben den einzelnen Charakteren der Geschichte ein deutliches Profil und machen diesen Sommer noch bunter, als er ohnehin schon ist. (ab 8 Jahre)
HEIKE NIEDER
Jörg und Jona Steinleitner: Juni im Blauen Land. Illustrationen von Ulla Mersmeyer. Arena 2016. 150 Seiten, 12,99 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Abenteuerlich verrückter Sommer am See
Viele Leute im Dorf finden die Rosenglücks ziemlich „schraubelockig“, was aber nicht an der Sprache der neunjährigen Juni liegt, die gerne Verben und Substantive zu Adjektiven macht und so was sagt wie „galoppig“, „staunig“ oder „zebrig“. Nein, die Leute in dem Dorf im Blauen Land in Oberbayern halten die Rosenglücks deshalb für eigenartig, weil Papa Rosenglück Maler ist und deshalb nicht zur Arbeit geht, sondern häufig im Garten sitzt und „sich Bilder in seinem Kopf ausdenkt“, und Mama Rosenglück gerne nackt im Flur „Pilatus“ macht. Juni selbst findet sich auch ein bisschen komisch, denn sie hat ein blaues und ein grünes Auge. Ihre Schwester Elfe ist manchmal ziemlich „bockwurstig“ und ihr Bruder Jimmie ist zwar erst fünf, kann aber trotzdem schon lesen.
Die Rosenglücks leben in einer Idylle, die viele Leser ebenfalls als nicht ganz normal empfinden werden, in einem Haus, nur etwa 30 Meter vom See mit Badesteg entfernt, mit eigenem Pony, Hühnern und Hahn. Die Kinder reiten, schwimmen, spielen im Heu, schwingen auf Baumschaukeln. Die Ich-Erzählerin Juni, die ihre Leser mit ihrer an Wortschöpfungen reichen Sprache direkt anspricht, beschreibt einen Sommer in diesem deutschen Bullerbü, das ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Man wird es aber dennoch so ähnlich in einigen oberbayerischen Dörfern auch in Wirklichkeit finden, schließlich lebt der Autor Jörg Steinleitner in genau so einem Ort, zusammen mit seiner Frau, seinen drei Kindern, einem Pony und drei Wachteln. Mit seiner Tochter Jona, Jahrgang 2003, hat er dieses Buch verfasst, und man darf annehmen, dass einige Erlebnisse daraus tatsächlich das wahre Leben geschrieben hat.
Ob dazu auch das Abenteuer um den „gemeinen Halfterdieb“ gehört, auf dessen Suche sich die Kinder machen, oder die Geschichte um das Gänseküken Toni, das allmählich flügge wird, kann man nur mutmaßen. Doch gleich, ob echt oder erfunden, es macht Spaß, die Kinder auf ihren Abenteuern in diesem farbensatten Sommer zu begleiten. Was übrigens auch Ulla Mersmeyer getan hat, im wahrsten Sinne des Wortes: Ihre Illustrationen geben den einzelnen Charakteren der Geschichte ein deutliches Profil und machen diesen Sommer noch bunter, als er ohnehin schon ist. (ab 8 Jahre)
HEIKE NIEDER
Jörg und Jona Steinleitner: Juni im Blauen Land. Illustrationen von Ulla Mersmeyer. Arena 2016. 150 Seiten, 12,99 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2016BUCHTIPP
Die Rosenglücks leben auf dem Land, an einem See. Sie sind eine normale Familie. Fast normal. Der Vater ist Maler. Er sitzt oft draußen im Garten und denkt sich Bilder aus. Und die Mutter läuft am liebsten nackt im Haus herum. Juni findet das peinlich. Und ihren eigenen Vornamen genauso komisch wie die ihrer Geschwister: Elfe und Jimmi. Als große Schwester will Juni immer alles bestimmen. Dann wird Elfe wütend und bockig. Trotzdem spielen die Geschwister wunderbar zusammen. Und es ist immer was los: Ihrem Pony Johnny wird das Halfter geklaut, und sie müssen den Dieb finden. Ihr Vater bringt ein Wildgans-Küken mit nach Hause. Oder sie spielen Wurstschnappen-Schaukeln im Garten. Nur Moritz mit seiner ballernden Wasserpistole stört. Aber weil Mams sagt, dass in jedem etwas Gutes steckt, fängt Juni an nachzudenken. Und als der Gerstenbauer ihnen ein Eis spendiert, fragt sie, ob Moritz auch eins haben kann. Jeder kann sich ändern. Und das Halfter taucht auch wieder auf.
steff.
Jörg und Jona Steinleitner: "Juni im blauen Land".
Arena Verlag. 150 Seiten. 12,99 Euro. Von 8 Jahren an.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Rosenglücks leben auf dem Land, an einem See. Sie sind eine normale Familie. Fast normal. Der Vater ist Maler. Er sitzt oft draußen im Garten und denkt sich Bilder aus. Und die Mutter läuft am liebsten nackt im Haus herum. Juni findet das peinlich. Und ihren eigenen Vornamen genauso komisch wie die ihrer Geschwister: Elfe und Jimmi. Als große Schwester will Juni immer alles bestimmen. Dann wird Elfe wütend und bockig. Trotzdem spielen die Geschwister wunderbar zusammen. Und es ist immer was los: Ihrem Pony Johnny wird das Halfter geklaut, und sie müssen den Dieb finden. Ihr Vater bringt ein Wildgans-Küken mit nach Hause. Oder sie spielen Wurstschnappen-Schaukeln im Garten. Nur Moritz mit seiner ballernden Wasserpistole stört. Aber weil Mams sagt, dass in jedem etwas Gutes steckt, fängt Juni an nachzudenken. Und als der Gerstenbauer ihnen ein Eis spendiert, fragt sie, ob Moritz auch eins haben kann. Jeder kann sich ändern. Und das Halfter taucht auch wieder auf.
steff.
Jörg und Jona Steinleitner: "Juni im blauen Land".
Arena Verlag. 150 Seiten. 12,99 Euro. Von 8 Jahren an.
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