Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Norbert Niemann widmet Armin Sensers neuem Gedichtband, aber eigentlich seinem Werk ingesamt, einen Essay, in dem er das Wesen von dessen Poesie dem Wesen der Metaphysik gleichsetzt: Erkundungen im Abgrund zwischen den scheinbar unvereinbaren Wirklichkeiten des Todes und der Ewigkeit. Niemann ist ergriffen von Sensers Verweigerung gegenüber dem Zeitgeist, der ein Unzeitgeist sei: Es herrsche das "totale Jetzt", der "Terror gegen das Erinnern, der Totalitarismus des Augenblicks", doch Senser setze ihm die "Gegenwart aller Zeiten" gegenüber, um in einen Dialog zu treten mit den "lebendigen Stimmen der toten Dichter". Deshalb führen, so Niemann, seine "geschliffenen, auf den Punkt gebrachten Protokolle metaphysischer Reisen" nicht in das ewige Gestern des Konservatismus, sondern - der Trotz der Metaphysik gegenüber der Physik - in die Zukunft. Es möge, wünscht sich Niemann, eine sein, in der jemand wie Senser wieder ein größeres Publikum findet - eines, "das Geist, Sprache, Dialog mit dem ganzen reich der Zeit sucht, statt sich von Mode zu Mode immer weiter für dumm verkaufen zu lassen".
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