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Bremen 1831. Den Auftrag im Gepäck, eine Reisebeschreibung über die Hansestadt zu verfassen, trifft eine junge Schriftstellerin an der Weser ein. Doch ihr schlägt eine Atmosphäre des Misstrauens entgegen, denn die Stadt kennt dieser Tage nur ein Thema: die unmittelbar bevorstehende Hinrichtung der mehrfachen Giftmörderin Gesche Gottfried. Ungewollt verbindet sich das Schicksal der jungen Frau mit dem der Gesche Gottfried... Im März 1828 wurde in Bremen ein Kriminalfall aufgedeckt, der die Stadt erschüttern sollte und der in seiner Beispiellosigkeit ungeheures Aufsehen erregte. Bereits in den…mehr

Produktbeschreibung
Bremen 1831. Den Auftrag im Gepäck, eine Reisebeschreibung über die Hansestadt zu verfassen, trifft eine junge Schriftstellerin an der Weser ein. Doch ihr schlägt eine Atmosphäre des Misstrauens entgegen, denn die Stadt kennt dieser Tage nur ein Thema: die unmittelbar bevorstehende Hinrichtung der mehrfachen Giftmörderin Gesche Gottfried. Ungewollt verbindet sich das Schicksal der jungen Frau mit dem der Gesche Gottfried...
Im März 1828 wurde in Bremen ein Kriminalfall aufgedeckt, der die Stadt erschüttern sollte und der in seiner Beispiellosigkeit ungeheures Aufsehen erregte. Bereits in den ersten Verhören gestand die 43-jährige Gesche Margarethe Gottfried, von 1813 bis 1827 fünfzehn Menschen vergiftet zu haben, darunter ihre Ehemänner, ihre Eltern und ihre Kinder. Ausgehend von diesem historischen Drama entwickeln Peer Meter (Szenario) und Barbara Yelin (Zeichnungen) eine Geschichte voller Spannung und Intensität.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.04.2011

Süddeutsche Zeitung Bibliothek
Graphic Novels Band 3

Der Fall der Mörderin
Gesche Gottfried
„Gift“ von Peer Meter
und Barbara Yelin
Bremen, April 1831. Die Stadt, in der dieser von Barbara Yelin gezeichnete Roman spielt, macht einen düsteren, abweisenden Eindruck. Der Himmel ist grau, auf dem Domplatz errichten Zimmerleute ein Schafott, in den Gassen wird gemunkelt und getuschelt. Das Misstrauen steht den Menschen ins Gesicht geschrieben – und mit diesem Misstrauen begegnen sie auch der Fremden, die gerade aus London angekommen ist: eine junge Schriftstellerin, die im Auftrag des Verlegers Brockhaus einen Reisebericht über Bremen verfassen soll. Daraus wird dann aber nichts, denn kaum da, wird die Frau von jenem Thema gepackt, das die ganze Stadt beherrscht und ihn auf Yelins Zeichnungen so gruselig überschattet: die am nächsten Tag anstehende Hinrichtung der Giftmörderin Gesche Gottfried.
Gesche Gottfried, eine der berühmtesten Serienmörderinnen der Kriminalgeschichte, wurde am 21. April 1831 tatsächlich in Bremen öffentlich enthauptet. 15 Menschen, darunter ihre eigenen Eltern, Ehemänner und Kinder, hat sie über Jahre hinweg mit sogenannter Mäusebutter, einem Gemisch aus Schmalz und Arsen, getötet; mindestens 19 weiteren Mitbürgern hat sie Gift in nicht tödlicher Dosis verabreicht. Ein unglaublicher Fall, der in ganz Europa Aufsehen erregte. Was die Frau zu diesen Taten trieb, ist bis heute ein Rätsel und wird auch in der sich eng an die Akten- und Faktenlage haltenden Graphic Novel „Gift“ nicht spekulativ geklärt. Die betont emanzipierte Schriftstellerin, aus deren Besucher-Perspektive die Geschichte erzählt wird, stellt allerdings ein paar vernünftige Fragen. Wie zum Beispiel die, warum die Leichen nie obduziert worden seien, oder warum es kein psychiatrisches Gutachten der Täterin gab. In Begegnungen mit Männern wie dem Pastor oder Gesche Gottfrieds Verteidiger, exponierten Vertretern eines bigotten Patriarchats, kommt die Besucherin jedoch zu einem eigenen Befund, nämlich dem einer „aggressiven, rücksichtslosen, an Seele und Geist kranken Gesellschaft“. Dass die Frau darin die Rolle eines „dressierten Äffchens“ zu spielen habe, erbost sie so sehr, dass sie sich zu dem – zweifelhaften – Ausruf hinreißen lässt, da würde es einen ja nicht wundern, wenn in dieser Stadt Frauen ihre Männer vergiften.
Es ist durchaus ein feministischer Blick, mit dem die Zeichnerin Barbara Yelin und der Autor Peer Meter – ein genauer Kenner der Prozessakten – den Fall Gesche Gottfried aufrollen und das Bild einer zwanghaften, von Männern regulierten Biedermeier-Gesellschaft entwerfen. Die antiquierte Sprache in Sprechblasen ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber wie Yelin mit ihren düsteren, atmosphärisch so dichten wie beunruhigenden Bleistiftzeichnungen eine Mischung aus Atemlosigkeit, Melancholie und Schauder erzeugt, ist großartig und schafft einen mitreißenden Spannungsbogen. CHRISTINE DÖSSEL
Autor Peer Meter Foto: oh
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Mit Hochgenuss ist Rezensent Christian Schlüter in diese "graphic novel" über die berühmte Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried eingetaucht. Denn die Bildfolgen des Buchs saugen ihn mit geradezu kameraartigen Fahrten in das biedermeierliche Bremen ein, ein bedrohlicher Ort, wie Schlüter mit wohligem Grusel schreibt. Die Zeichnerin Barbara Yelin setze in ihren großartigen, mit dem Bleistift gezeichneten Bildern auf scharfe Schwarz-Weiß-Kontraste, wobei sich "die scharfen Kontraste in einem verschwommenen Ungefähr" auflösen, was den Eindruck des Opaken, Beklemmenden bei ihm erzeugt. So lösten sich zum Beispiel Straßenansichten "himmelwärts in einem undurchdringlichen Nebel auf." Besonders fasziniert den Kritiker der Umgang der Zeichnerin mit Licht, der ihn an die Kerkerbilder Piranesis denken lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH