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Von "Rocky", "Dr. Steelhammer" bis zum "Gentleman" - Bertram Job kennt die Szene und ihre Protagonisten wie kaum ein anderer. Er hat legendäre Kämpfe im Box-Mekka Manhattan erlebt und weiß um die Tradition des "Bareknuckle Fight" mit bloßen Händen. Er verrät, wann der Kampfsport eigentlich "chic" wurde und was schon Ernest Hemingway daran faszinierte. Blickt auf ethnische Rivalitäten, Schwergewichte wie Muhammad Ali und die deutschen Superstars Max Schmeling und Henry Maske. Würdigt die "Lady Killers" und erklärt das Klitschko-Phänomen; schaut hinter die Kulissen: auf Promoter und Manager…mehr

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Produktbeschreibung
Von "Rocky", "Dr. Steelhammer" bis zum "Gentleman" - Bertram Job kennt die Szene und ihre Protagonisten wie kaum ein anderer. Er hat legendäre Kämpfe im Box-Mekka Manhattan erlebt und weiß um die Tradition des "Bareknuckle Fight" mit bloßen Händen. Er verrät, wann der Kampfsport eigentlich "chic" wurde und was schon Ernest Hemingway daran faszinierte. Blickt auf ethnische Rivalitäten, Schwergewichte wie Muhammad Ali und die deutschen Superstars Max Schmeling und Henry Maske. Würdigt die "Lady Killers" und erklärt das Klitschko-Phänomen; schaut hinter die Kulissen: auf Promoter und Manager sowie Unparteiische und Punktrichter; und analysiert Schlagkombinationen, Finten und Meidbewegungen - Ring frei für diesen packenden Band!
Autorenporträt
Job, Bertram
Bertram Job, Jahrgang 1959, lebt als freier Autor und Sportjournalist in Düsseldorf. Er veröffentlichte mit Henry Maske »Mein Box-Lexikon« und war im Anschluss für die Pressearbeit von Maske und Axel Schulz verantwortlich. Er pflegt zahlreiche Kontakte zu Prominenten aus Musik und Sport, schreibt für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit sowie NZZ und publizierte u.a. auch den Band »Bis zum bitteren Ende...« (mit den Toten Hosen).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2016

Der ewig neue Rocky-Mythos
Erklärung ohne Verklärung: Bertram Job und seine Soziologie des Boxens / Von Hans-Joachim Leyenberg

Der Titel des Buches gleicht einer Finte im Ring. "Gebrauchsanweisung fürs Boxen" ist keine Anleitung für Unerschrockene, sondern verschafft Zaungästen Insiderwissen; Gegner wie Befürworter dieses Kampfsports bekommen Futter. Und zwar reichlich. Der Autor Bertram Job hat an die 600 Kämpfe gesehen, seit seinem ersten Boxabend im März 1985. Nun muss man professionelle Beobachter nicht grundsätzlich vom Verdacht ausnehmen, von irgendeinem Zeitpunkt an den einen Kampf zu viel "gemacht" zu haben, abgestumpft zu sein. Aber Job hat sich seinen kritischen Blick, ja seine Skepsis, bewahrt.

Schriftsteller von Bertolt Brecht über Joyce Carol Oates bis Wolf Wondratschek haben sich mehr oder weniger phantasievoll darin versucht, dem Phänomen Boxen näherzukommen. Job belässt es dabei, die Welt des Boxens zu erklären, ohne zu verklären. Die meisten der Duelle, die der Journalist Job als professioneller Beobachter verfolgte, waren nach eigenem Urteil "nüchtern betrachtet, nicht richtig gut: zu einseitig, zu vorhersehbar, zu schleppend im Verlauf. Dennoch bin ich das nächste Mal im Zweifelsfall wieder dabei, solange eine vage Aussicht auf den nächsten, halbwegs spannenden Hauptkampf besteht. Auch das gibt es vielleicht nur in diesem Metier, das über die Grenzen eines normalen Sports hinausragt: Man hofft viel häufiger auf höchste Qualität, als man sie wirklich erlebt. So schwer das brachiale Drama für die Aktiven häufig auszuhalten ist, so stimulierend wirkt es offenbar auf die Zuschauer, und das bereits seit Jahrtausenden."

Im Grunde liefert Job eine Soziologie des Boxens auf 220 Seiten. Mit der Rolle des Fernsehens als Motor und Gradmesser aller Popularität, seinen herausragenden Protagonisten im Ring, Details über die Korruption in diesem Geschäft, die Machenschaften der wachsenden Zahl von Weltverbänden mit ihren inflationären Titelkämpfen. "Seit erstmals zwei Männer in einem abgegrenzten Quadrat gegeneinander ihre Fäuste erhoben haben, wird ihr Sport von Zweifeln und Vorwürfen begleitet. Doch all die Nachrichten von Manipulationen und Korruption in den Verbänden, von Ringunfällen und anhaltenden Schädigungen haben den Zuspruch zu dem Spektakel nie nachhaltig bremsen können. Boxen lebt nicht durch den Kontrast zu seinem fragwürdigen Ruf, sondern in gruseliger Harmonie mit ihm." Job fühlt sich angezogen und abgestoßen zugleich. Und er hat ein großes Herz für die Verlierer, das Gros der Preisboxer. "Sie sind im Grunde genommen, auf den Boxsport bezogen, das Salz der Erde. Sie werden keinen größeren sportlichen und sozialen Aufstieg erleben, wie es der ewig neue Rocky-Mythos suggeriert. Sondern eine Aktivenzeit, die ein sehr bescheidenes Einkommen, oft sogar nur einen Nebenverdienst einbringt." Im Normalfall ist Boxen eben kein Ausweg aus dem prekären Viertel, der öden Vorstadt, dem Barrio, der Banlieue.

Job entzaubert den Mythos des Schwergewichts genussvoll als Etikettenschwindel. Die angeblichen "Könige" erweisen sich in aller Regel als träge, fast dekadente Kolosse, sie haben ihrem zahlenden Publikum kaum etwas zu bieten. "Dennoch fragen die Zuschauer jede neue Hoffnung nach, als handelte es sich um den nächsten Erlöser." Job ist zu nah am Athleten, um nicht Verständnis für die Boxer zu formulieren: "Wenn Kraft das Resultat aus Masse mal Beschleunigung ist, liegt in den Schlägen mit dem größten Gewicht dahinter einfach das desaströseste Potenzial. Das haben die Kontrahenten im Kopf, wenn sie sich auf ein solches Kräftemessen einlassen. Es hilft also, den Kopf zu schützen, damit man ihn perspektivisch einsetzen kann", lautet Jobs Loblied auf Wladimir Klitschko "mit dem sensiblen Blick eines Pianisten", in jeder Hinsicht ein Gegenentwurf etwa zum brachialen Haudrauf Mike Tyson. Job lässt es gelten, wenn Klitschkos Kampfstil manchmal so aussieht, "als wenn sich da ein Löwe sehr behutsam einer Gazelle nähern würde". Aber er lässt nicht gelten, wenn der übertragende Fernsehsender RTL das Livebild "nicht nur am Rande der Hofberichterstattung, sondern gerne auch ein Stück darüber hinaus liefert".

Die Regisseure des Profiboxens mit ihren Tricks und Kniffen, Männern in der Poleposition, die ihre Macht nicht immer für den freien Wettbewerb einsetzen, kriegen ihr Fett weg. "In der Branche wimmelt es traditionell von falschen Versprechen und ausgemachten Lügen." Ein Promoter wie Don King hat es mit seinen Methoden geschafft, seine Schützlinge nach oben zu bringen, sie gleichzeitig allzu oft auch übervorteilt, wenn nicht ruiniert. "Mit Knebelverträgen und undurchsichtigen Abrechnungen, die in wilder Folge mit kleinen Abschlagszahlungen und großen Ankündigungen wechselten." Inzwischen haben einige Stars der Szene wie Roy Jones Jr., Oscar De La Hoya, Joe Clazaghe, die Brüder Klitschko, Felix Sturm, selbst ein Marco Huck ihre Geschicke selbst in die Hand genommen. "Ob die Boxer-Promoter von heute die faireren Geschäftsleute sind oder ob sie die Ratten von morgen werden, muss sich wohl erst noch erweisen", bleibt Job skeptisch.

Suspekt bleibt dem Puristen Job das weitverbreitete Bedürfnis nach Hymnen, Bedeutung und das übrige Lametta eines Titelkampfs. "Immer wieder erscheinen in den Ranglisten Profis ohne nennenswerte Erfolge in vorderen Positionen, während andere beharrlich ignoriert werden. Als könnten einige Promoter ihren Schützlingen den Platz wie im Theater bestellen." Langjährige Beobachter wie Job "brauchen Gleichmut, um die immer neuen Mysterien in den Rankings der Verbände zu ertragen". Der Autor zitiert genüsslich den Zynismus eines Bert Randolph, ein in den Vereinigten Staaten bekannter Historiker und Journalist: "Unzutreffend ist das Gerücht, die Offiziellen nähmen unter dem Tisch Geld an. Sie nehmen es drüber, drumherum, und manchmal nehmen sie sogar den Tisch selbst."

Und bei den Amateuren ist alles besser? Kleiner Ausblick auf Rio de Janeiro gefällig? "Für die Staffeln der USA, Großbritanniens und anderer westlicher Nationen sind olympische Turniere tendenziell eine Castingshow fürs Profiboxen geworden. Erst das Gold, dann das Geld. Etwa jedes zweite Turnier im Zeichen der Ringe ist von fragwürdigen bis skandalösen Entscheidungen und heftigen Protesten überschattet worden." Job zählt den Boxsport aufklärerisch an, aber er zählt jene nicht aus, die sich auf die nächste Auseinandersetzung freuen. "Boxen ist wie Sünde", war sich Dave Anderson als früherer Chronist der "New York Times" sicher. So gesehen, sündigt Job liebend gern.

Bertram Job: "Gebrauchsanweisung fürs Boxen". Piper Verlag, München/Berlin 2015. 220 S., br., 14,99 Euro.

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"Es geht in Bertram Jobs Boxbuch nicht um die Lehre an sich (...) Das Buch ist vielmehr ein auf zwölf Kapitel angelegter Streifzug durch die Geschichte des Faustfechtens, eines Sports, der eben häufig nicht Glaumour ist.", NZZ.ch (CH), 14.12.2016