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Das Buch zur großen Debatte um Feminismus, Gleichberechtigung und #MeToo, Spiegel-Bestseller und Nr. 1-Bestseller in Großbritannien: Mary Beard, Cambridge-Professorin für Alte Geschichte, ist eine der bekanntesten Intellektuellen weltweit. Mit Humor und Scharfsinn erzählt sie, wie mächtige Frauen im Laufe der Geschichte behandelt und gesehen wurden, von Medusa und Athene bis zu Angela Merkel. Und zeigt, wie Frauen vor allem daran gehindert wurden und werden, Macht zu erlangen. Ein leidenschaftlicher Aufruf an Frauen, sich jetzt die Macht zu nehmen und nicht auf die nächste #MeToo-Debatte zu…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch zur großen Debatte um Feminismus, Gleichberechtigung und #MeToo, Spiegel-Bestseller und Nr. 1-Bestseller in Großbritannien: Mary Beard, Cambridge-Professorin für Alte Geschichte, ist eine der bekanntesten Intellektuellen weltweit. Mit Humor und Scharfsinn erzählt sie, wie mächtige Frauen im Laufe der Geschichte behandelt und gesehen wurden, von Medusa und Athene bis zu Angela Merkel. Und zeigt, wie Frauen vor allem daran gehindert wurden und werden, Macht zu erlangen. Ein leidenschaftlicher Aufruf an Frauen, sich jetzt die Macht zu nehmen und nicht auf die nächste #MeToo-Debatte zu warten!

Immer wieder mischt sich Mary Beard leidenschaftlich und streitbar in aktuelle Diskussionen ein. Frauenfeindlichkeit und Sexismus sind Themen, die sie seit langem begleiten - auch persönlich - und die anzuprangern sie nicht müde wird.

»Ein kraftvolles Manifest.« New York Times
»Ein moderner feministischer Klassiker.« The Observer
»Mary Beard zeigt, wie Frauenfeindlichkeit funktioniert und warum sie sich so hartnäckig hält.« The Guardian
»Ein unwiderstehlicher Aufruf an Frauen, sich zu Wort zu melden, Macht zu nutzen und neu zu definieren.« People Magazine
Autorenporträt
Mary Beard lehrt an der Cambridge University Alte Geschichte. Sie gilt in der angelsächsischen Welt als die bekannteste lebende Althistorikerin und zugleich als eine der streitbarsten. Immer wieder schaltet sie sich in aktuelle Debatten ein. Sie ist Herausgeberin des Bereichs Altertumswissenschaften für das 'Times Literary Supplement' sowie Autorin und Moderatorin der berühmten BBC-Serie ¿Meet the Romans¿. Für ihre große Geschichte Pompejis erhielt sie 2008 den Wolfson History Prize. Im Juli 2010 wurde Mary Beard zum Fellow of the British Academy gewählt. 2016 erschien bei S. Fischer ihr Welt-Bestseller 'SPQR. Die tausendjährige Geschichte Roms'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2018

Die Amazonen sind keine guten Vorbilder

Seit der Antike gehört zur Mannwerdung die rhetorische Kontrolle über die Frau: Die englische Historikerin Mary Beard erklärt, warum Nachahmung nicht der Schlüssel zum Tor der Macht ist.

Die britische Althistorikerin Mary Beard ist dafür bekannt, sich mit ungewöhnlichen Themen zu befassen, glühend gegen Vorurteile und einfache Lösungen zu argumentieren und sogar ihre eigenen Arbeiten auseinanderzunehmen, wenn es der Erkenntnis dient. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass die Dreiundsechzigjährige, die am Newnham College für Frauen in Cambridge lehrt und sich mit langem weißen Haar und wallenden Kleidern jeder Etikette verwehrt, viel Ahnung von den Dynamiken der Netzwelt hat.

Ihr Name ziert T-Shirts englischer Jugendlicher, verbunden mit dem Wunsch, so zu werden wie sie. Der "Guardian" schreibt von einem "Kult um Mary Beard". Ein sonderbarer Begriff im Zusammenhang mit einer Altertumswissenschaftlerin, die sich einem theoriefundierten Feminismus verschrieben hat. Zwei Vorträge aus den Jahren 2014 und 2017 hat Beard zu dem schmalen Buch zusammengefasst, das sie ein "Manifest" nennt und das im englischen Weihnachtsgeschäft ein Bestseller war.

Hinter Beards Analysen zur Stimme der Frauen und den männlich geprägten Machtstrukturen der Antike steht der Anspruch, die kulturellen Grundlagen der Frauenfeindlichkeit zu ergründen. Wie und warum, fragte sich die Autorin, schließen konventionelle Definitionen von Macht, Kompetenz und Autorität Frauen aus? Seit sie öffentlich auftritt, berichtet Beard von Erfahrungen mit Anfeindungen. Für sie sind sie der Preis dafür, gehört zu werden.

Moderne Rhetorik und Debattentraditionen, daran erinnert die Historikerin, beziehen sich noch immer auf die Regeln der klassischen Welt. Es ist das Verhältnis zwischen dem klassisch homerischen Moment und der Art, wie Frauen Stimme und Macht verweigert wurde und wird, der sie interessiert. Seit Jahrtausenden habe die abendländische Kultur Übung in dieser Praxis. Von der Odyssee, in der Penelope von einem heranwachsenden Telemachos an den Webstuhl geschickt wird, damit sie schweigt, bis zu Ovids Metamorphosen, in denen Jupiter Io zur Kuh macht, die Nymphe Echo ihre eigene Stimme verliert und der athenischen Prinzessin Philomela nach ihrer Vergewaltigung auch noch die Zunge abgeschnitten wird. Bestandteil der Mannwerdung sei die rhetorische Kontrolle über die Frau gewesen. Zwei Ausnahmen habe es für die Frauen der Antike gegeben: Als Opfer und Märtyrerinnen und zum Schutz ihrer Familien und ihrer eigenen Interessen durften manche von ihnen sprechen, während es Männern vorbehalten war, die Gesellschaft als Ganzes zu vertreten. Eine Beobachtung, die mehr Aktualität hat, als Beard 2014 ahnen konnte.

Zu den bedeutendsten weiblichen Auftritten in der Öffentlichkeit gehörten auch später vor allem jene, die sich mit Frauenthemen beschäftigen: von Emmeline Pankhursts "Freiheit oder Tod"-Rede bis zu Hillary Clintons Ansprache vor der Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in Peking. Selbst die mächtige Königin Elisabeth I. soll vor den Truppen, die sich der Spanischen Armada stellten, den Satz gesagt haben, der noch immer in Schulen und an Universitäten gelehrt wird: "Ich weiß, ich bin nur eine schwache Frau, aber ich habe Herz und Magen eines Königs."

Den Einwand, auch in der Antike habe es mächtige Frauen gegeben, entschärft Beard. Klytaimnestra, die zur Herrscherin wird, als ihr Mann Agamemnon im Trojanischen Krieg kämpft, Athene, Göttin der Weisheit und der Kampfes, die Amazonen - sie sind für die Historikerin keine Rollenvorbilder, weil sie ihre Weiblichkeit verlieren, sich die Macht rechtswidrig aneignen oder sie missbrauchen. Klytaimnestra tötet Agamemnon und muss dafür selbst mit dem Leben bezahlen. Athenes Rüstung ziert der Kopf der Medusa, deren Enthauptung noch immer als eines der stärksten Symbole für den Widerstand gegen die Macht der Frauen gilt, zuletzt im Wahlkampf der Anhänger Donald Trumps. Die Amazonen wiederum erwartet die Bändigung im Schlafzimmer oder der Tod.

Die Krieger der digitalen Welt, stellt Beard nüchtern fest, die wütenden Trolle von heute, sie sind in der Mehrzahl Männer. Enttäuscht von den falschen Versprechungen der Demokratisierung im Netz, griffen sie beim Angriff oft auf die antiken Bilder zurück und drohten Frauen damit, Köpfe abzuschlagen und Zungen herauszureißen. Als Beard eine besonders infame Äußerung über ihren Körper auf Twitter als "erstaunlich" bezeichnete, beschrieb sie ein Redakteur einer britischen Zeitschrift als "jammernd" - ein Begriff, der ihr aus den Reaktionen auf öffentliche Stellungnahmen von Frauen allzu bekannt ist. Wie bei Penelope, schreibt die Wissenschaftlerin, werde die Sprache von Frauen trivialisiert, um sie dem öffentlichen Diskurs fernzuhalten.

Eine Lösung hat die Autorin nicht parat, aber sie rät zu einem neuen Bewusstsein - für die Prozesse und Vorurteile, die Frauen von der Macht trennen, für das weiterhin männlich geprägte kulturelle Modell der Macht, für die Strukturen, die es zu ändern gelte. Der Schlüssel zum Erfolg könne nicht allein darin liegen, männliche Verhaltensweisen nachzuahmen und Hosenanzüge zu tragen. Eher müssten Frauen lernen, die Symbole, die sie gemeinhin entmündigen, zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen, wie Margaret Thatcher, deren Handtaschen zum Inbegriff rücksichtsloser politischer Machtausübung wurden. Theresa Mays "Schuh-Tick" ließe sich auch als ein solches Symbol der Abgrenzung deuten. Beard hat allerdings wenig Sympathien für die Premierministerin, die den Brexit abwickelt: Auf sie werde man wohl zurückschauen als auf eine Frau, die mit der Macht betraut und an der Macht gehalten wurde, um zu scheitern.

So teilt Beard hier und da aus und fordert mehr als einen graduellen Wandel. Gleichzeitig vergisst sie nicht, das bislang Erreichte und den Wert der von ihr herangezogenen antiken Werke über eine feministische Lesart hinaus zu würdigen. Ihr Ton ist sachlich: Der genaue Blick in die Antike helfe schlicht dabei, zu verstehen, wie wir gelernt haben, so zu denken, wie wir es tun. Wenn der Ausschluss der Frauen fest in der Kultur verankert sei, lohne es sich dann nicht, über das Wesen der Macht nachzudenken, über ihre enge Auslegung und Kopplung an das öffentliche Prestige? Wenn Frauen außerhalb der Machtstrukturen stehen, müsste dann nicht statt der weiblichen Perspektive die Macht selbst neu definiert werden?

ELENA WITZECK

Mary Beard: "Frauen und Macht".

Aus dem Englischen von

Ursula Blank-Sangmeister.

S. Fischer Verlag,

Frankfurt am Main 2018.

112 S., Abb., geb., 12,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Elena Witzeck lässt sich von der britischen Althistorikerin Mary Beard erläutern, wer die Vorfahren der männlichen Trolle der Digitalgesellschaft sind. Die beiden hier zusammengefassten Vorträge aus den Jahren 2014 und 2017 lassen Witzeck erkennen, wie gut sich die Autorin sowohl mit den Machtstrukturen der Antike als auch mit den Dynamiken der Netzwelt auskennt. Inwiefern sich unsere Debattenkultur auf die Regeln der Antike beziehen, vermag Beard der Rezensentin zu erhellen, indem sie die Grundlagen der Frauenfeindlichkeit enthüllt. Auch wenn Beard laut Witzeck keine Lösung anzubieten hat, ihren Rat zu einem neuen Bewusstsein für die Zusammenhänge, Prozesse und Vorurteile, die Frauen von der Macht trennen, findet die Rezensentin bedenkenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH
Eine prominente Wissenschaftlerin, die nicht in der Feministinnen-Nische lebt, schwingt öffentlich feministische Thesen. Das ist neu. Und das ist bedeutsam. Heide Oestreich taz 20180317