Geldquellen erschlossen werden.
Die erfolgreiche Psychiaterin Dr. Hildegard Wolf scheint geeignet, die Börse aufzufüllen. Auch sie hat etwas zu verbergen. Der echte und der falsche Lord Lucan werden ihre Patienten. Als sie damit drohen, ihre Therapeutin als Scharlatan und pseudostigmatisierte bayrische Schwindlerin zu entlarven, wird sie, statt sich an der Mörderjagd zu beteiligen, selbst zur Gejagten.
Muriel Sparks schwarzer Humor war stets ihr vielgerühmtes Markenzeichen, eine besondere Spielart englischer Ironie und Schauerromantik, gespickt mit boshafter Gesellschaftskritik. "Memento Mori", die makabre Komödie vom Alter und vom Tod, ist ihr bester Roman. Doch seit seinem Erscheinen sind mehr als vierzig Jahre vergangen. Der vielfach ausgezeichneten schottischen Schriftstellerin fallen zwar noch haarsträubende Geschichten ein, aber sie nimmt sich nicht mehr die Zeit, sie in Ruhe zu entwickeln. Sie läßt die absurde Handlung in atemlosen Aktionen enden und ins Abstruse gleiten.
Der Schluß dieses Spätwerks ist dafür beispielhaft: Der böse Mörder-Lord wird schließlich in Afrika von Schwarzen verspeist, die überzeugt sind, sich damit die Eigenschaften eines Fürsten einverleibt zu haben. Seinem Doppelgänger dagegen gelingt die Flucht nach Mexiko, und die falsche und angeblich so faszinierende Psychiaterin mit der Methode, selbst zu erzählen, statt ihren Patienten zuzuhören, darf in Ruhe weiter ihre analytische Kunst ausüben. Im Gegensatz zu früheren Romanen der heute Dreiundachtzigjährigen gibt es hier, auch wenn man schwarzen Humor schätzt, kaum noch etwas zu lachen.
MARIA FRISÉ
Muriel Spark: "Frau Dr. Wolfs Methode". Roman. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 176 S., geb., 32,90 DM.
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