verabschiedet.
Erik ist im Kindergartenalter und hat schon bis auf eine Oma alle seine Großeltern verloren. Viele Kinder sind glücklicherweise erst mit dem Tod konfrontiert, wenn sie etwas älter sind. Doch kaum jemand wird im Kindesalter vollkommen verschont vom Tod Angehöriger oder anderer Nahestehender. Erklärungen wie die von der Seele, die in den Himmel aufsteigt, und dem Körper, der zu Erde wird, sind für die meisten Erwachsenen ebenso hilflose wie legitime Versuche, das Unfassbare für sich und die Kinder fassbar zu machen. Kaum ein Kind wird sich jedoch mit diesen Antworten zufriedengeben. Die Erwachsenen können dann froh sein, wenn sie auf Bücher wie das von Kim Fupz Aakeson und Eva Eriksson stoßen, um darüber mit den Kindern über den Tod ins Gespräch zu kommen.
Das Kind in diesem Buch findet eine eigene Erklärung für den Verbleib seines Großvaters nach dem Tod: Er ist als Gespenst zurückgekommen, weil er noch etwas zu erledigen hat, bevor er endgültig gehen kann. Ebenso wenig wie Erik seinen Eltern das mit dem Himmel und der Erde abnimmt, schenken diese jedoch seinen Berichten von Opas nächtlichen Besuchen Glauben. Aber sie lächeln, streicheln über Eriks Kopf und entscheiden, dass er besser noch ein paar Tage zu Hause bleibt und nicht in den Kindergarten geht. Erst nach mehreren Nächten versuchen sie, ihm "das Gerede von den Gespenstern" auszureden. Ihre Erwachsenen-Erklärung, dass Erik ebenso wie sie selbst nur von Opa geträumt habe, lässt der Autor ihnen jedoch nicht durchgehen. Denn das, was sie von ihren Träumen erzählen, entspricht genau dem, was Erik mit Opa nachts erlebt hat.
Weder für den dänischen Autor Kim Fupz Aakeson noch für die schwedische Illustratorin Eva Eriksson ist es das erste Mal, dass sie sich in einem Kinderbuch mit dem Tod auseinandersetzen. Mit "Erik und das Opa-Gespenst" schaffen sie einmal mehr Raum für die kindliche Trauer und ihre langsame Bewältigung. Aakesons Geschichte nimmt die Kleinen in ihren Erklärungsversuchen mindestens genauso ernst wie die Erwachsenen. Erikssons sanft und liebenswürdig gezeichnete Figuren mit dem staunendem Blick und dem fliehendem Kinn wärmen und trösten.
Das Buch kann aber auch als kleines Lehrstück für Eltern gelesen werden, wie sie mit ihrem trauernden Kind umgehen können. Liebevoll und geduldig natürlich. Und mit Antworten, die ihnen selbst am ehesten helfen, den Tod zu verstehen, auch wenn sie widersprüchlich sind und das Kind sich damit nicht zufriedengibt. Vielleicht macht es sich dann selbst auf die Suche nach Erklärungen, die ihm helfen und die deswegen auch gültig sind. Ob darin nun Erde, Engel oder Gespenster vorkommen.
RAMONA LENZ
Kim Fupz Aakeson, Eva Eriksson: "Erik und das Opa-Gespenst". Aus dem Dänischen von Dagmar Brunow. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2014. 48 S., geb., 13,95 [Euro]. Ab 6 J.
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