Wie kann man in Haiti aufwachsen und dennoch kaum eine Ahnung vom Voodoo haben? Das muss sich der Erzähler fragen lassen, als er sich bei einer Zeremonie blamiert. Schuld daran ist seine streng protestantische Großmutter, bei der er aufgewachsen ist und die ihn von solchem "Teufelszeug" fernzuhalten suchte. Die Neugier des Kindes stachelt das nur an: Warum vergräbt seine Tante ein Festmahl? Wie vollzieht sich eine "Rückkehr nach Guinea"? Was steckt hinter der Krankheit und plötzlichen Heilung seines Onkels? Die Fragen und Ängste des Kindes verschmelzen mit denen des Erwachsenen, der seine Kindheit Revue passieren lässt.Ein amüsanter und doch ernster Roman in einer anspielungsreichen Sprache voll kreolischer Fabulierfreude.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Auch in diesen 14 Erzählungen im Stil der haitianischen Kurzgeschichte widmet sich der Autor Louis-Philippe Delambert wieder seinen Kernthemen, weiß Rezensent Cornelius Wüllenkemper: Die Kindheit unter der Diktatur, die streng katholische Erziehung und das Reisen durch die Welt auf der Suche nach Identität. Als Aufhänger dient Delambert diesmal der Voodoo-Kult, von der Großmutter und Erzieherin des Erzählers verschmäht und missbilligt, jedoch oder gerade weil zentraler Bestandteil des haitianischen Mystizismus und damit auch des Alltags auf der Insel. Unterhaltsam und raffiniert erzählt Delambert von den kleinen und größeren Abenteuern einer Kindheit, in der die Mystik noch ihren Platz hatte, lesen wir. Was dabei heraus kommt ist ein "magisch pulsierender Roman", freut sich Wüllemkemper.
© Perlentaucher Medien GmbH
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