Nicht lieferbar

Martha Saalfeld
Buch mit Leinen-Einband
Die Gedichte / Werkausgabe in Einzelbänden 1
Mit e. biograph. Beitrag v. Werner Scheidt
Mitwirkender: Roland, Berthold
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Band I dieser Werkausgabe bringt die Gedichte Martha Saalfelds, alle von 1922 bis 1975 entstandenen Gedichte in chronologischer Abfolge, von den 24 Sonetten "Der unendliche Weg", die 1922 niedergeschrieben wurden, bis zu dem letzten Gedicht von 1975, dabei auch eine ganze Reihe unveröffentlichter Gedichte.
Produktdetails
- Verlag: Gollenstein
- Seitenzahl: 404
- Deutsch
- Abmessung: 220mm
- Gewicht: 724g
- ISBN-13: 9783930008865
- Artikelnr.: 24802734
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Auf der Heide knistert das Kraut
Noch zu entdecken: Das lyrische Werk Martha Saalfelds
Nicht alle Tage schreibt ein Bundeskanzler das Grußwort für einen Gedichtband. Hier tat es der Pfälzer Helmut Kohl für die pfälzische Dichterin Martha Saalfeld und den ersten Band ihrer Werkausgabe, die aus Anlaß ihres hundertsten Geburtstags erscheint. Wer Martha Saalfeld nicht kennt und in dem mit freundlichen Zeichnungen und Holzschnitten bestückten Band blättert, möchte die Sache für ein regionales Ereignis halten. Darin könnten ihn auch die reichlich hundert Seiten "Leben mit einer Dichterin" bestärken - betuliche Erinnerungen ihres Mannes, des Graphikers Werner vom Scheidt.
Aber Martha Saalfeld ist keine
Noch zu entdecken: Das lyrische Werk Martha Saalfelds
Nicht alle Tage schreibt ein Bundeskanzler das Grußwort für einen Gedichtband. Hier tat es der Pfälzer Helmut Kohl für die pfälzische Dichterin Martha Saalfeld und den ersten Band ihrer Werkausgabe, die aus Anlaß ihres hundertsten Geburtstags erscheint. Wer Martha Saalfeld nicht kennt und in dem mit freundlichen Zeichnungen und Holzschnitten bestückten Band blättert, möchte die Sache für ein regionales Ereignis halten. Darin könnten ihn auch die reichlich hundert Seiten "Leben mit einer Dichterin" bestärken - betuliche Erinnerungen ihres Mannes, des Graphikers Werner vom Scheidt.
Aber Martha Saalfeld ist keine
Mehr anzeigen
Provinzautorin gewesen, sondern eine bemerkenswerte, ja bedeutende Lyrikerin von Landschaft und Natur. In ihren besten Gedichten muß sie den Vergleich mit Elisabeth Langgässer oder Georg Britting nicht scheuen. Autoren wie Hesse, Krolow oder die Langgässer haben sie gelobt. Die Langgässer nannte sie "diese scheue pfälzische Sappho". Aber diese Sappho hat es in Leben und Nachleben nicht zum großen, ja nicht einmal zu einem kleinen Ruhm gebracht.
Martha Saalfeld wurde im Januar 1898 im pfälzischen Landau geboren, studierte Philosophie bei Karl Jaspers und veröffentlichte ihre ersten Gedichte durch Vermittlung Rudolf G. Bindings in der "Neuen Rundschau". Sie heiratete den Graphiker Werner vom Scheidt, machte Anfang der dreißiger Jahre eine Apothekerlehre und arbeitete während der Nazizeit in Apotheken. Texte, die die Frankfurter Zeitung schon angenommen hatte, wurden zurückgewiesen. Im Jahre 1937 wurde ihr der Schriftstellerausweis entzogen, und noch Anfang 1945 sollte sie zur Arbeit in einer Munitionsfabrik dienstverpflichtet werden. Es kam nicht mehr dazu: ein Bombenangriff hatte die Fabrik zerstört.
Eine literarische Karriere war unter solchen Umständen nicht möglich. Immerhin war eines ihrer Stücke 1932 in Berlin am Schiffbauerdamm gespielt worden, doch ihre Lyrik erschien in den Folgejahren bloß in kleinen Verlagen oder, von ihrem Mann in Holz geschnitten, in bibliophilen Ausgaben. Erst nach dem Krieg wurde gedruckt, was Martha Saalfeld in all den Jahren geschrieben hatte, und Neues kam hinzu. "Herbstmond", ein Sammelband der Gedichte, erschien 1958. Zwei ihrer Romane wurden zum "Buch des Monats" gewählt. Es gab ein paar Preise, aber keinen Durchbruch beim größeren Publikum.
Warum das so war, läßt sich immerhin vermuten. Diese pfälzische Sappho war nicht bloß "scheu", ihre spröden Verse machten keine Konzession an gängige Erwartungen. Sie besang nicht den "grünen Gott" wie Wilhelm Lehmann. Sie bot keine heidnisch-katholische Synthese wie Elisabeth Langgässer. Nicht einmal das damals übliche Etikett "Frauenlyrik" bot sich an - die Verse der Saalfeld sind präzise Anschauung von Landschaft und Natur, nicht mehr und nicht weniger.
Die kleinen Zyklen, zu denen Martha Saalfeld ihre Gedichte zusammenfügt, heißen etwa "Pfälzische Landschaft" oder einfach "Emsland". Sie beginnen gern als veristische Beschreibungen - wie Bilder der Neuen Sachlichkeit: "Tomaten - wie poliert an welken Ranken" oder "Blau angelaufen ist das Kraut; es hebt sich / Vom Zucker steif die Rübe aus dem Sand." Und was dann zumeist über gereimte Vierzeiler oder die Strecke eines Sonetts sich an genauen Deskriptionen aneinanderreiht, läuft nur selten auf Emphase oder Sinnstiftung hinaus. Zwar gibt es schon einmal einen ausschwingenden Vers: "Der Acker öffnet sich. O sanfter Ton!" Aber man kann auch sehr bittere Schlüsse lesen: "Gott selber vergißt sich so zu brüsten daß / Er Dank verwaltet - er genießt den Haß."
Martha Saalfeld liefert nichts Gefühliges und Erbauliches. Sie spürt in den Naturphänomenen die Instabilität, das untergründig Bedrohte und Bedrohliche der Welt. In dem Gedicht "Die Hasen" werden die Tiere zu Zeichen der gesellschaftlichen Gewalt. Ihr Balg ist gewissermaßen schon im voraus verkauft - "und der Wahn / ist so verderblich, daß die magern Bäuche / Sich blähn und platzen wie gefüllte Schläuche." Ein Schluß von enormer Härte. Er erinnert an Georg Britting, für den die Natur ein darwinistischer Kampfplatz war. Martha Saalfeld aber läßt auf diesem Platz auch die Menschen figurieren.
Der Zyklus "Emsland" (1938) bringt, scheinbar zeitabgewandt, Motive der Droste: "Schwarz ist die Heide, es knistert das Kraut / Wie ein heimliches Feuer." Doch die Idylle trügt. Auch hier herrschen Tod und Verderbnis. "Vom Tod der Tiere ist die Heide voll", heißt es, oder: "Süße brennt wie Gift." Man liest die Zeitsituation gewissermaßen mit.
Nach dem Krieg schrieb Martha Saalfeld noch den Zyklus "O sieh Ophelia" und widmete ihn der Langgässer. In der Beschwörung der "goldenen Rose" entstehen noch ein paar schöne Gedichte, doch fällt die Spannung schon sichtlich ab. Die Dichterin hat dann auch, selbstkritisch, wie sie war, die nach 1951 entstandenen Gedichte nicht mehr zu einem Zyklus zusammengefaßt. Einige dieser späten Gedichte versuchen sich in der Angstabwehr ("O großer Tod, geh noch einmal vorbei") oder haben den hohlen Klang gewollter Harmonie: "Die Sterne tönen. Stille wird Gesang."
Das lyrische Werk der pfälzischen Sappho war damit abgeschlossen. Es liegt nun vor uns, eingesperrt in einen etwas zu üppigen Band. Aber mit diesen knapp 160 Seiten Lyrik gehört Martha Saalfeld in die Geschichte der deutschen Poesie. Ihre Gedichte, unverdorben durch Mode oder Sentimentalität, haben sich erstaunlich frisch gehalten, sie wirken auf kühle Weise faszinierend. Ob die sechs oder acht vollkommenen Gedichte darunter sind, die Benn den großen Lyrikern zutraute, wage ich nicht zu sagen. Ich werde in Martha Saalfelds Gedichten - von denen ich einige seit über vierzig Jahren kenne - immer wieder lesen. HARALD HARTUNG Martha Saalfeld: "Die Gedichte". Mit einem biographischen Anhang von Werner vom Scheidt. Band 1 der Werkausgabe. Herausgegeben von Bertholdt Roland. Gollenstein Verlag, Blieskastel 1998. 408 S., geb., 48,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Martha Saalfeld wurde im Januar 1898 im pfälzischen Landau geboren, studierte Philosophie bei Karl Jaspers und veröffentlichte ihre ersten Gedichte durch Vermittlung Rudolf G. Bindings in der "Neuen Rundschau". Sie heiratete den Graphiker Werner vom Scheidt, machte Anfang der dreißiger Jahre eine Apothekerlehre und arbeitete während der Nazizeit in Apotheken. Texte, die die Frankfurter Zeitung schon angenommen hatte, wurden zurückgewiesen. Im Jahre 1937 wurde ihr der Schriftstellerausweis entzogen, und noch Anfang 1945 sollte sie zur Arbeit in einer Munitionsfabrik dienstverpflichtet werden. Es kam nicht mehr dazu: ein Bombenangriff hatte die Fabrik zerstört.
Eine literarische Karriere war unter solchen Umständen nicht möglich. Immerhin war eines ihrer Stücke 1932 in Berlin am Schiffbauerdamm gespielt worden, doch ihre Lyrik erschien in den Folgejahren bloß in kleinen Verlagen oder, von ihrem Mann in Holz geschnitten, in bibliophilen Ausgaben. Erst nach dem Krieg wurde gedruckt, was Martha Saalfeld in all den Jahren geschrieben hatte, und Neues kam hinzu. "Herbstmond", ein Sammelband der Gedichte, erschien 1958. Zwei ihrer Romane wurden zum "Buch des Monats" gewählt. Es gab ein paar Preise, aber keinen Durchbruch beim größeren Publikum.
Warum das so war, läßt sich immerhin vermuten. Diese pfälzische Sappho war nicht bloß "scheu", ihre spröden Verse machten keine Konzession an gängige Erwartungen. Sie besang nicht den "grünen Gott" wie Wilhelm Lehmann. Sie bot keine heidnisch-katholische Synthese wie Elisabeth Langgässer. Nicht einmal das damals übliche Etikett "Frauenlyrik" bot sich an - die Verse der Saalfeld sind präzise Anschauung von Landschaft und Natur, nicht mehr und nicht weniger.
Die kleinen Zyklen, zu denen Martha Saalfeld ihre Gedichte zusammenfügt, heißen etwa "Pfälzische Landschaft" oder einfach "Emsland". Sie beginnen gern als veristische Beschreibungen - wie Bilder der Neuen Sachlichkeit: "Tomaten - wie poliert an welken Ranken" oder "Blau angelaufen ist das Kraut; es hebt sich / Vom Zucker steif die Rübe aus dem Sand." Und was dann zumeist über gereimte Vierzeiler oder die Strecke eines Sonetts sich an genauen Deskriptionen aneinanderreiht, läuft nur selten auf Emphase oder Sinnstiftung hinaus. Zwar gibt es schon einmal einen ausschwingenden Vers: "Der Acker öffnet sich. O sanfter Ton!" Aber man kann auch sehr bittere Schlüsse lesen: "Gott selber vergißt sich so zu brüsten daß / Er Dank verwaltet - er genießt den Haß."
Martha Saalfeld liefert nichts Gefühliges und Erbauliches. Sie spürt in den Naturphänomenen die Instabilität, das untergründig Bedrohte und Bedrohliche der Welt. In dem Gedicht "Die Hasen" werden die Tiere zu Zeichen der gesellschaftlichen Gewalt. Ihr Balg ist gewissermaßen schon im voraus verkauft - "und der Wahn / ist so verderblich, daß die magern Bäuche / Sich blähn und platzen wie gefüllte Schläuche." Ein Schluß von enormer Härte. Er erinnert an Georg Britting, für den die Natur ein darwinistischer Kampfplatz war. Martha Saalfeld aber läßt auf diesem Platz auch die Menschen figurieren.
Der Zyklus "Emsland" (1938) bringt, scheinbar zeitabgewandt, Motive der Droste: "Schwarz ist die Heide, es knistert das Kraut / Wie ein heimliches Feuer." Doch die Idylle trügt. Auch hier herrschen Tod und Verderbnis. "Vom Tod der Tiere ist die Heide voll", heißt es, oder: "Süße brennt wie Gift." Man liest die Zeitsituation gewissermaßen mit.
Nach dem Krieg schrieb Martha Saalfeld noch den Zyklus "O sieh Ophelia" und widmete ihn der Langgässer. In der Beschwörung der "goldenen Rose" entstehen noch ein paar schöne Gedichte, doch fällt die Spannung schon sichtlich ab. Die Dichterin hat dann auch, selbstkritisch, wie sie war, die nach 1951 entstandenen Gedichte nicht mehr zu einem Zyklus zusammengefaßt. Einige dieser späten Gedichte versuchen sich in der Angstabwehr ("O großer Tod, geh noch einmal vorbei") oder haben den hohlen Klang gewollter Harmonie: "Die Sterne tönen. Stille wird Gesang."
Das lyrische Werk der pfälzischen Sappho war damit abgeschlossen. Es liegt nun vor uns, eingesperrt in einen etwas zu üppigen Band. Aber mit diesen knapp 160 Seiten Lyrik gehört Martha Saalfeld in die Geschichte der deutschen Poesie. Ihre Gedichte, unverdorben durch Mode oder Sentimentalität, haben sich erstaunlich frisch gehalten, sie wirken auf kühle Weise faszinierend. Ob die sechs oder acht vollkommenen Gedichte darunter sind, die Benn den großen Lyrikern zutraute, wage ich nicht zu sagen. Ich werde in Martha Saalfelds Gedichten - von denen ich einige seit über vierzig Jahren kenne - immer wieder lesen. HARALD HARTUNG Martha Saalfeld: "Die Gedichte". Mit einem biographischen Anhang von Werner vom Scheidt. Band 1 der Werkausgabe. Herausgegeben von Bertholdt Roland. Gollenstein Verlag, Blieskastel 1998. 408 S., geb., 48,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Für dieses Produkt wurde noch keine Bewertung abgegeben. Wir würden uns sehr freuen, wenn du die erste Bewertung schreibst!
Eine Bewertung schreiben
Eine Bewertung schreiben