Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2000Bildbände
"Der weiße Leopard" von Bernard Weber. C. J. Bucher Verlag, München 1999. 82 Seiten, zahlreiche Farb- und Schwarzweißfotos. Gebunden, 39,80 Mark. ISBN 3-7658-1235-8.
Eines der Geheimnisse, die sich immer noch um das Werk Ernest Hemingways ranken, rührt aus einer seiner besten Erzählungen. "Schnee auf dem Kilimandscharo" beginnt mit der geradezu philosophischen Frage, was der Leopard, dessen Skelett man einer Legende der Massai zufolge direkt unter dem Gipfel des höchsten Berges Afrikas fand, dort zu suchen hatte - wo es in eisigen Höhen kein Lebewesen für längere Zeit aushalten kann. Der Autor und Filmemacher Bernard Weber hat die Frage zum Anlass einer skurrilen Wort-Bild-Phantasie genommen, die den
Schweizer Flugpionier Walter Mittelholzer, den reichen Baron Louis von Rothschild und den amerikanischen Schriftsteller zusammenführt. Hemingway stiftete, so phantasiert Weber, den österreichischen Baron an, den Kilimandscharo zu besteigen, während es sich Mittelholzer gleichzeitig in den Kopf setzte, den Berg zu überfliegen. Beide wollten überdies nach dem legendären weißen Leoparden Ausschau halten. Das Buch ist eine hübsche Mischung aus kopfschüttelnder Spinnerei und ehrfürchtiger Afrika-Verneigung, gleichsam legitimiert durch historische Fotos von Mittelholzer, über Passagen herrlich albern, manchmal kokett, prätentiös und naiv. Doch immerhin endet es mit einer Pointe, die den Aufwand rechtfertigt - und in Erinnerung bleibt. Man wird Hemingways Erzählung bei Gelegenheit anders wiederlesen. (A.O.)
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