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Arthur Schnitzler nannte es einen "Spucknapf meiner Stimmungen": das Tagebuch. Denn es erzählt von persönlichen Triumphen und Enttäuschungen, hochfliegenden Plänen und erotischen Phantasien, es ist Beichtstuhl und Ideenspeicher zugleich. Das Tagebuch muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Und vielleicht gehören deshalb so viele zum Schatz der Weltliteratur: Von Samuel Pepys, den Brüdern Goncourt, Christoph Kolumbus, Tolstoi, Kafka und Virginia Woolf bis zu Thomas Mann, Andy Warhol und Martin Walser alle großen Tage-buchschreiber werden in dieser ultimativen Sammlung zu Wort kommen. Über tausend…mehr

Produktbeschreibung
Arthur Schnitzler nannte es einen "Spucknapf meiner Stimmungen": das Tagebuch. Denn es erzählt von persönlichen Triumphen und Enttäuschungen, hochfliegenden Plänen und erotischen Phantasien, es ist Beichtstuhl und Ideenspeicher zugleich. Das Tagebuch muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Und vielleicht gehören deshalb so viele zum Schatz der Weltliteratur: Von Samuel Pepys, den Brüdern Goncourt, Christoph Kolumbus, Tolstoi, Kafka und Virginia Woolf bis zu Thomas Mann, Andy Warhol und Martin Walser alle großen Tage-buchschreiber werden in dieser ultimativen Sammlung zu Wort kommen. Über tausend Fundstücke voller Einsichten und Indiskretionen von mehr als 160 Autoren hat Rainer Wieland zu einem einzigartigen Buch komponiert: 500 Jahre Tagebücher in einem großen Diarium, das sich über 365 Tage von Neujahr bis Silvester erstreckt.

Auszug aus einem Interview zwischen dem Herausgeber Rainer Wieland mit seinem Lektor Thomas Tebbe, Programmleiter Belletristik des Piper-Verlags:

Thomas Tebbe: Das Buch der Tagebücher versammelt über 1500 Tagebucheinträge von rund 180 Autoren. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Tagebücher?

Rainer Wieland: Das Tagebuchschreiben ist die persönlichste Form des Schreibens. Alles, was uns Menschen bewegt, findet hier, Tag für Tag, Jahr für Jahr, seinen Niederschlag. Beim Lesen von Tagebüchern lässt sich eine Menge lernen darüber, wie wir mit existentiellen Erfahrungen - Liebe, Erfolg und Misserfolg, Krankheit, Krieg - umgehen.

Thomas Tebbe: Ist beim Lesen fremder Tagebücher nicht auch eine gehörige Portion Voyeurismus im Spiel?

Rainer Wieland: Für nicht wenige Autoren ist das Tagebuch eine Art Beichtstuhl, dem sie Dinge anvertrauen, die sie niemandem sonst zu sagen wagen. Dennoch würde ich nicht von Voyeurismus sprechen, schließlich liegen alle Tagebücher, die ich für das Buch verwendet habe, veröffentlicht vor. Das Wort Neugier trifft es, glaube ich, besser - die Neugier darauf, was das menschliche Dasein ausmacht. Es ist ein Blick in die menschliche Seele.

Thomas Tebbe: Ihre Auswahl umfasst die berühmten Tagebücher der Weltliteratur, von Samuel Pepys über die Brüder Goncourt bis hin zu Tolstoi, Kafka und Ernst Jünger - aber auch viele Autoren, die man bislang gar nicht als Tagebuchschreiber kannte, wie den Schauspieler Richard Burton, der im Tagebuch über seine abenteuerliche Ehe mit Elizabeth Taylor schreibt. Wie sind Sie bei Ihrer Auswahl vorgegangen?

Rainer Wieland: Mir ging es darum, das Tagebuchschreiben in seiner ganzen Vielfalt zu zeigen: Neben Schriftstellern kommen Maler wie Max Beckmann und Dali zu Wort, Musiker wie Mozart und Tschaikowski ebenso wie Tänzer und Schauspieler, neben Burton zum Beispiel auch Romy Schneider. Forscher und Gelehrte, Abenteurer und Weltreisende sind dabei, von Kolumbus über Alexander von Humboldt bis zu Darwin. Und schließlich auch Staatslenker und politische Aktivisten, von König Ludwig II. und Queen Victoria über Rudi Dutschke bis zu Joschka Fischer. Aber auch ein Joseph Goebbels ist darunter. Eine Reihe von Tagebuchauszügen wurden für das Buch erstmals ins Deutsche übertragen, darunter Eintragungen von Ronald Reagan, Christopher Isherwood und Evelyn Waugh. Natürlich kann eine solche Auswahl nur subjektiv sein. Es sind die Autoren und Tagebuchstellen versammelt, die mich überrascht oder besonders bewegt haben.

Thomas Tebbe: Sie haben Das Buch der Tagebücher selbst als Tagebuch angeordnet, vom 1. Januar bis zum 31. Dezember, ein Rezensent nannte es ein "lockendes Labyrinth" ...

Rainer Wieland: Es gibt für jedes Datum mehrer Einträge aus verschiedenen Jahrhunderten. Auf diese Weise kommen die Tagebuchautoren - über die Zeiten und Kontinente hinweg - miteinander ins Gespräch. Gelegentlich fallen sie einander auch ins Wort.