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Daniel Kehlmann, wurde 1975 als Sohn des Regisseurs Michael Kehlmann und der Schauspielerin Dagmar Mettler in München geboren. 1981 kam er mit seiner Familie nach Wien, wo er das Kollegium Kalksburg, eine Jesuitenschule, besuchte und danach an der Universität Wien Philosophie und Germanistik studierte. Er hatte Poetikdozenturen in Mainz, Wiesbaden und Göttingen inne und wurde mit zahlreichen Preisen, darunter dem Candide-Preis, dem Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Doderer-Preis, dem Kleist-Preis 2006, dem WELT-Literaturpreis 2007 sowie zuletzt mit dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet. Daniel Kehlmann lebt als freier Schriftsteller in Wien und Berlin.

Produktdetails
- suhrkamp taschenbuch 3073
- Verlag: Suhrkamp
- 2000.
- Seitenzahl: 285
- Deutsch
- Abmessung: 17mm x 108mm x 176mm
- Gewicht: 170g
- ISBN-13: 9783518395738
- ISBN-10: 3518395734
- Artikelnr.: 08200977
Herstellerkennzeichnung
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Exerzitium mit Ohrensausen
Magie ist auch nicht leicht: Daniel Kehlmanns Debüt mit Zylinder
Ein Illusionist, der das Publikum nicht an Magie glauben läßt, ist nur ein Taschenspieler. Erst wenn beim Publikum jede Frage verstummt, erst wenn die Aufmerksamkeit in sprachloses Staunen umschlägt, handelt es sich um Zauberei. Das ist in der Literatur nicht viel anders - es ist der Glaube, der die Werke leben läßt. Ein Magier ist deshalb eine klassische Figur für den Schriftsteller, der Selbsterforschung treiben will. Noch dazu, wenn er gerade die ersten Schritte auf dem literarischen Parkett wagt. So erzählt der 1975 geborene, in Wien lebende Daniel Kehlmann in seinem Debütroman "Beerholms Vorstellung" die
Magie ist auch nicht leicht: Daniel Kehlmanns Debüt mit Zylinder
Ein Illusionist, der das Publikum nicht an Magie glauben läßt, ist nur ein Taschenspieler. Erst wenn beim Publikum jede Frage verstummt, erst wenn die Aufmerksamkeit in sprachloses Staunen umschlägt, handelt es sich um Zauberei. Das ist in der Literatur nicht viel anders - es ist der Glaube, der die Werke leben läßt. Ein Magier ist deshalb eine klassische Figur für den Schriftsteller, der Selbsterforschung treiben will. Noch dazu, wenn er gerade die ersten Schritte auf dem literarischen Parkett wagt. So erzählt der 1975 geborene, in Wien lebende Daniel Kehlmann in seinem Debütroman "Beerholms Vorstellung" die
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Lebensgeschichte eines Zauberers, der die magische Grenze zwischen Trick und Wunder überschreiten will.
Der Anfang der Geschichte ist fast schon ihr Ende. Bevor er aus dem Leben scheiden will, sitzt der neunundzwanzigjährige professionelle Illusionist Arthur Beerholm auf der Aussichtsterrasse eines Fernsehturms, um sein Leben niederzuschreiben. In klarer Sprache und mit pointierter Beobachtungsgabe erzählt Beerholm von einer Kindheit, in der noch nichts darauf deutet, daß er später ein großer Magier werden sollte. Erst während seiner Zeit in einem Schweizer Internat begegnet er dann dem Ursprung alles Magischen, dem Irrationalen, in Gestalt der Mathematik. An der Zahl Pi und angesichts von Kurven, die ins Unendliche eilen, erkennt Beerholm, "daß im Herz der Mathematik der Keim des Wahnsinns liegt".
Kehlmann entwickelt mit Beerholms Geschichte eine moderne Variante des Faust-Themas, eines Jungen, der auszieht, das Irrationale zu begreifen und zu beherrschen, zuletzt aber darin selbst verlorengeht. Auf zweierlei Arten versucht Arthur Beerholm das Unbegreifliche zu meistern: mit Hilfe der Theologie, die das Dunkle der Welt im Glauben aufhebt, und der Magie, die sich des Irrationalen bemächtigt. Mit der Gotteslehre scheitert Beerholm, sein Versuch, Priester zu werden, endet mit Ohrensausen während der Schweigeexerzitien. Anders die Zauberei. Bei der Vorstellung eines Meisterzauberers, seines späteren Lehrers, erlebt Beerholm die wahre Macht der Magie: "Sie bedeutet schlicht, daß der Geist dem Stoff vorschreiben kann, wie er sich zu verhalten hat, daß dieser gehorchen muß, wo jener befiehlt." Und so gibt er sich ganz dem Zaubern hin, die flinken Hände verstoßen mit den Karten gegen alle Gesetze der Physik, Beerholm wird berühmt.
Auf dem Weg zum Ruhm begegnen dem Zauberer seltsame Dinge: Ihm gelingt es, von kaputten Fernsprechzellen aus zu telefonieren, er liest Gedanken, läßt einen Busch wie weiland Gott in Flammen aufgehen und erschafft in Gedanken gar eine Frau, die ihm wenig später über den Weg läuft und zur Begleiterin wird. Doch geschieht ihm all das nicht bei wachem Verstande. Der Illusionist weiß bis zuletzt nicht, ob jene Ereignisse bloße Ausgeburten seiner Phantasie sind - "Beerholms Vorstellung" eben - oder tatsächliche Magie. Diesen aus neuzeitlicher Skepsis und heidnischem Glauben, aus Faustus und Merlin gemischten Zwiespalt kann der Zauberer nicht auflösen, weshalb er schließlich seine Karriere auch an den Nagel hängt.
Der beabsichtigte Sprung vom Fernsehturm soll letzten Aufschluß geben: "Bin ich kein Magier? Habe ich nicht die Materie beherrscht, dich aus dem Dunkel geholt, beim Feuer Gehorsam gefunden? Wer bin ich, daß ich fallen soll!" Doch ein solcher Schluß spiegelt weniger innere Kämpfe des Protagonisten als Probleme in der Anlage des Romans. In der Figur des Zauberers wird nichts Existentielles entdeckt, was nicht zuvor schon im Konzept entworfen gewesen wäre. Auch finden sich keine Ansätze, in einer solchen Figur zeitgenössische Problematiken zu spiegeln, wie einst Thomas Mann es tat.
Daniel Kehlmann ist es in seinem Debüt noch nicht gelungen, aus dem guten Handwerk Magie werden zu lassen. Der Roman ist noch zu selbstbewußt, zu sehr in einem Netz von Ideen und verführerischen Szenen gefangen, das seinem Helden Luft zum Leben nimmt. Aber der Autor mag auf dem richtigen Weg sein. Sein Magier Beerholm weiß, worauf es beim wahren Zaubern ankommt: "Nicht wissen und nicht darauf achten, was die eigene Hand tut. Die Tricktechnik, die verborgenen Griffe hinabsinken lassen ins Halbdunkel des Unbewußten." HUBERTUS BREUER
Daniel Kehlmann: "Beerholms Vorstellung". Roman. Deuticke Verlag, Wien 1997. 286 S., geb., 34,-DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Anfang der Geschichte ist fast schon ihr Ende. Bevor er aus dem Leben scheiden will, sitzt der neunundzwanzigjährige professionelle Illusionist Arthur Beerholm auf der Aussichtsterrasse eines Fernsehturms, um sein Leben niederzuschreiben. In klarer Sprache und mit pointierter Beobachtungsgabe erzählt Beerholm von einer Kindheit, in der noch nichts darauf deutet, daß er später ein großer Magier werden sollte. Erst während seiner Zeit in einem Schweizer Internat begegnet er dann dem Ursprung alles Magischen, dem Irrationalen, in Gestalt der Mathematik. An der Zahl Pi und angesichts von Kurven, die ins Unendliche eilen, erkennt Beerholm, "daß im Herz der Mathematik der Keim des Wahnsinns liegt".
Kehlmann entwickelt mit Beerholms Geschichte eine moderne Variante des Faust-Themas, eines Jungen, der auszieht, das Irrationale zu begreifen und zu beherrschen, zuletzt aber darin selbst verlorengeht. Auf zweierlei Arten versucht Arthur Beerholm das Unbegreifliche zu meistern: mit Hilfe der Theologie, die das Dunkle der Welt im Glauben aufhebt, und der Magie, die sich des Irrationalen bemächtigt. Mit der Gotteslehre scheitert Beerholm, sein Versuch, Priester zu werden, endet mit Ohrensausen während der Schweigeexerzitien. Anders die Zauberei. Bei der Vorstellung eines Meisterzauberers, seines späteren Lehrers, erlebt Beerholm die wahre Macht der Magie: "Sie bedeutet schlicht, daß der Geist dem Stoff vorschreiben kann, wie er sich zu verhalten hat, daß dieser gehorchen muß, wo jener befiehlt." Und so gibt er sich ganz dem Zaubern hin, die flinken Hände verstoßen mit den Karten gegen alle Gesetze der Physik, Beerholm wird berühmt.
Auf dem Weg zum Ruhm begegnen dem Zauberer seltsame Dinge: Ihm gelingt es, von kaputten Fernsprechzellen aus zu telefonieren, er liest Gedanken, läßt einen Busch wie weiland Gott in Flammen aufgehen und erschafft in Gedanken gar eine Frau, die ihm wenig später über den Weg läuft und zur Begleiterin wird. Doch geschieht ihm all das nicht bei wachem Verstande. Der Illusionist weiß bis zuletzt nicht, ob jene Ereignisse bloße Ausgeburten seiner Phantasie sind - "Beerholms Vorstellung" eben - oder tatsächliche Magie. Diesen aus neuzeitlicher Skepsis und heidnischem Glauben, aus Faustus und Merlin gemischten Zwiespalt kann der Zauberer nicht auflösen, weshalb er schließlich seine Karriere auch an den Nagel hängt.
Der beabsichtigte Sprung vom Fernsehturm soll letzten Aufschluß geben: "Bin ich kein Magier? Habe ich nicht die Materie beherrscht, dich aus dem Dunkel geholt, beim Feuer Gehorsam gefunden? Wer bin ich, daß ich fallen soll!" Doch ein solcher Schluß spiegelt weniger innere Kämpfe des Protagonisten als Probleme in der Anlage des Romans. In der Figur des Zauberers wird nichts Existentielles entdeckt, was nicht zuvor schon im Konzept entworfen gewesen wäre. Auch finden sich keine Ansätze, in einer solchen Figur zeitgenössische Problematiken zu spiegeln, wie einst Thomas Mann es tat.
Daniel Kehlmann ist es in seinem Debüt noch nicht gelungen, aus dem guten Handwerk Magie werden zu lassen. Der Roman ist noch zu selbstbewußt, zu sehr in einem Netz von Ideen und verführerischen Szenen gefangen, das seinem Helden Luft zum Leben nimmt. Aber der Autor mag auf dem richtigen Weg sein. Sein Magier Beerholm weiß, worauf es beim wahren Zaubern ankommt: "Nicht wissen und nicht darauf achten, was die eigene Hand tut. Die Tricktechnik, die verborgenen Griffe hinabsinken lassen ins Halbdunkel des Unbewußten." HUBERTUS BREUER
Daniel Kehlmann: "Beerholms Vorstellung". Roman. Deuticke Verlag, Wien 1997. 286 S., geb., 34,-DM.
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"Einfach ein gutes Buch ... Geistreich wie unterhaltend!" Thomas Böhm, rbb-Radio 1, 06.03.25 "Der durch sein Leben irrlichternde Erzähler flunkert ständig und nimmt den Leser mit auf eine magische Reise, bei der man als Erzähler von einem Fernsehturm springen und die sieben Sekunden bis zum Aufprall - hoffentlich? vielleicht? - dazu nutzen kann, die Physik zu überwinden und den Tod mit einem Zaubertrick zu überlisten." Frank Dietschreit, rbb-Radio 3, 13.01.25 "Eine kunstvolle Show, von der man sich fast überraschend gerne täuschen lässt." Georg Leyrer, Kurier, 12.01.25 "Exakt gezeichnete Figuren zwischen Genie und Wahnsinn, feine Ironie, elegante Prosa, soghafter Flow ... Ein fein konstruiertes Spiel mit Schein und Wirklichkeit." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 11.01.25
Broschiertes Buch
Die Vermessung der Psyche
Der Titel „Beerholms Vorstellung“ bringt prägnant zum Ausdruck, wovon Daniel Kehlmanns Erstlingswerk handelt. Es ist mehr als die Biografie von Protagonist Arthur Beerholm, es ist eine Introspektion, eine Beschreibung seiner Gedankenwelt, seiner …
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Die Vermessung der Psyche
Der Titel „Beerholms Vorstellung“ bringt prägnant zum Ausdruck, wovon Daniel Kehlmanns Erstlingswerk handelt. Es ist mehr als die Biografie von Protagonist Arthur Beerholm, es ist eine Introspektion, eine Beschreibung seiner Gedankenwelt, seiner Entwicklungsphasen, seiner Erfolge und seines Scheiterns.
Arthur wird von Familie Beerholm adoptiert. Ich-Erzähler Arthur beschreibt seine Kindheit, seine Jugend und seine Vorliebe für die Zauberei. Bereits zu Beginn wird deutlich, dass der Protagonist direkt jemanden anspricht. (12) Arthurs Stiefmutter stirbt kurz nach seiner Erstkommunion; er wird in einem Internat untergebracht, als sein Stiefvater seine Haushälterin heiratet.
Sein Weg ist nicht geradlinig. Die Zauberei, genau genommen die Magie, wird zu seiner Profession, nachdem er seine Ausbildung zum Priester abgebrochen hat. Er hat Erfolg, auch aufgrund seiner Lehrzeit bei dem Magier van Rode. Im Zuge seiner persönlichen Entwicklung findet er seine Grenzen in der Auseinandersetzung mit der Unendlichkeit.
Kehlmann versteht es, mathematische, physikalische, philosophische und theologische Betrachtungen einfließen zu lassen. Bei Törleß [1] sind es die imaginären Zahlen, bei Beerholm ist es die Irrationalität, die symbolisch für die Unberechenbarkeit der Welt bzw. für die Begrenztheit der Vorstellungswelt steht. Hier findet selbst die Magie ihre Grenzen.
An dieser Situation verzweifelt Protagonist Arthur, dem schon, wie einst Faust, die Theologie nicht helfen kann. Paradoxerweise verzweifelt er am Zweifel selbst, wie Pater Fassbinder ihm zu erklären versucht. Dennoch zählt der Zweifel nicht zu den sieben Todsünden. (113) Auch verwechselt der Autor bei seinen physikalischen Betrachtungen Beschleunigung und Kraft. (244)
Daniel Kehlmann hat einen Roman mit Tiefgang abgeliefert, der für einen 22-jährigen Autor ungewöhnlich ist. Im gelingt das, ohne dass seine vielfältigen Gedankengänge lächerlich oder naiv wirken. Über kleine Unschärfen kann hinweg gesehen werden. Die Literaturwelt wird um einen experimentierfreudigen Autor bereichert.
[1] Robert Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
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Broschiertes Buch
Beerholms Vorstellung - D. Kehlmann
Leicht fantastisch, herzrüttelnd, abhebend, verführerisch diese herrlich tragische Geschichte, in einer Art geschrieben, die ich als künstlerisch hochbegabt und als ein 5 Gänge Deluxe Menue bezeichnen und nicht mehr missen werde in meinem …
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Beerholms Vorstellung - D. Kehlmann
Leicht fantastisch, herzrüttelnd, abhebend, verführerisch diese herrlich tragische Geschichte, in einer Art geschrieben, die ich als künstlerisch hochbegabt und als ein 5 Gänge Deluxe Menue bezeichnen und nicht mehr missen werde in meinem Bücherschrein!
Eingentlich mir das liebste von Kehlmann, wohin gegen ich "Ich und Kaminski" und "Die Vermessung der Welt" als ebenso exzellente Hirnnahrung empfinde.
Schriftmäßig wie von einem zeitreisenden Weltenbummler und Schriftsteller des 1700 Jahrhunderts bis hin ins 2000 Jahrhundert erzählt, verfaßt und in die Welt geschüttelt, par excellence!!
Einer der Goldschätze und künsterlisch besten Autore dieser unserer Zeit, aber wer, weiß wo er denn wirkich her kommt?
LESEN, am besten in einer Nacht!!
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