Man's Alibi"), vor allem aber hat er sich hier ein festes Figurenrepertoire herangezogen.
Das ist in manchen Zügen mit Flann O'Briens Technik in "Cruiskeen Lawn" vergleichbar, wo immer wieder dieselben Stimmen ertönen - wie die des Mannes an der Bushaltestelle, der von den Obsessionen seines Bruders schwadroniert. Ebenso schubst "Beachcomber" immer wieder die gleichen Personen auf seine kleine Nonsensebühne, eine englische Commedia dell' arte aus Kolonialbeamten ("Big White Carstairs"), kulinarisch rigiden Pensionswirtinnen, zwielichtigen Public-School-Rektoren und mittellosen Gesellschaftslöwen, konfusen Gelehrten ("Dr. Strabismus - whom God preserve - of Utrecht") und anderen unberechenbaren Marionetten in buntem Zug, darunter so etwas wie der satirisch angestrahlte Nationalcharakter schlechthin: Mr. Thake. Die britische Justiz mit ihren Eigenarten wird dabei vor allem durch Mr. Justice Cocklecarrot vertreten, den enervierten Richter, der sich mit zwölf rotbärtigen Zwergen konfrontiert sieht. Die respektlosen Zwerge ("Kleine Herrschaften wäre ein höflicherer Ausdruck") sind in Fälle verwickelt, welche in einem Schwarm von Anwälten, Zeugen und Zwischenrufern alle Absurdität der Welt im allgemeinen und Englands im besonderen in den Gerichtssaal drängen lassen. Ein Lichtstrahl, der sich in seiner Wasserkaraffe wie in einem Brennglas fängt, bringt Richter Cocklecarrot auf den einzigen Ausweg: Er zündet (die Flamme "mit seiner Perücke und mit einigen Holzstückchen" nährend) die Akten an und beendet zum Bedauern des Lesers das groteske Justizballett.
Die erlesene Witzigkeit wird hier deutsch-englisch und sorgsam präsentiert, wenn auch im Nachwort das Werk von Beachcomber ausschließlich auf der Grundlage der alten Auswahl von Michael Frayn (1963) beschrieben wird. Allerdings muß der "Case of the Twelve Red-Bearded Dwarfs" unter dem umständlichen Vorsatztitel "Litzelstedter Libellen, Ziemlich Neue Folge (ZNF) Nr. 11, Abteilung Handbüchlein und Enchiridia" erscheinen. Die schwerfällige Launigkeit verweist auf jenen Programmsektor, wo der Verlag Libelle mit manischem Augenzwinkern Titel wie "Das Germknödel-Paradigma/De arte germoecologiae" herausbringt und jenen treuherzigen und sehr deutschen Universitätshumor bedient, der sich einst in burschenschaftlichen Privatdrucken über die Einteilung der Fürze verströmte. Dieser Tick ist bei einem ansonsten klugen und von Emma Herwegh bis Fritz Mühlenweg verdienstvollen Verlagsprogramm ein wenig schade. Daß er dem deutschen Publikum nun den ersten Aufprall auf Beachcombers tückische Texte beschert, zeigt, wie "jedes Unwesen noch mit einem goldenen Bändchen an die Menschlichkeit gebunden" ist (Gottfried Keller). JOACHIM KALKA.
"Beachcomber. Das Zwergen-Zerwürfnis/The Case of the Twelve Red-Bearded Dwarfs". Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Albrecht Götz von Olenhusen. Ins Deutsche übertragen von Susan Jones und Albrecht Götz von Olenhusen. Libelle Verlag, Lengwil am Bodensee 1998. 71 S., geb., 22,- DM.
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